KW 01 – Samstag

An diesem ersten Januar-Samstag gibt es drei Tipps im Westen und ein Classic-Date in der Distillery. Wer mehr weiß, haut es in die Kommentare.

frohfroh-Tagestipp

Jackie’s Cheeky-Cheeky Tanzparty // Noch Besser Leben // 21:00 Uhr
w/ Jacqueline Boom-Boom, Totoshi, Himbert Boom2Boom Little Lake

Jacqueline Boom-Boom lädt nochmals zur wilden Disco-Nacht – um das Leben zu feiern und sich in trippigen Disco-, Italo-, House- und Electro-Klassikern zu verlieren. Eigentlich war die Party schon im Dezember geplant, musste dann aber kurzfristig abgesagt werden. Nun also: #fingerscrossed. Mit dabei sind auch Himbert und Littlelake von Brombért Records – wir hatten das Label neulich im Porträt.


Außerdem heute:

Sleep In – Residenz in der Spinnerei, 21:00 Uhr – Eine Ambient-Nacht, bei der gern geschlafen werden darf, damit sich Sounds mit Träumen verbinden. Mit dabei sins Alto Bloom (live), Feuerbach, Steffen Bennemann und Heiko Wunderlich

Saturday Rave – Distillery, 23:00 Uhr – Bei der Distillery beginnt das neue Jahr traditionell mit einem Set von Rødhåd. Für eklektische House-Vibes sorgt dagegen Paramida. Übrigens scheint es wohl „kleine Funken der Hoffnung“ zu geben, dass die Distillery doch noch ein wenig länger in der Kurt-Eisner-Straße bleiben kann. Aber es ist noch nicht safe. Außerdem heute Nacht: Dyscotheque, Shuray & Walle, Atalanta, Tarik Weiss

Trappin – Elipamanoke, 23:00 Uhr – Techno, Drum & Bass, HipHop, Trap und Grime mit Abuglitsch, Vanya, Kitkut, Yami, Jenny Sharp, Shamuy, Masa, Cleo SNK, Nina Frizzante, Sabronko, No Mercy, ICS., Gunja

KW 01 – Freitag

Und weiter geht’s. Das neue Jahr startet etwas ruhiger, aber mit voller Techno-Power von einer Berliner Legende.

frohfroh-Tagestipp

Raving Society // Elipamanoke // 23:59 Uhr
w/ Tanith, Lars Goldammer, :MUMM, Senta Julien, T.A.T. – Traurig aber Trance, Trashabelle, Zart

Frohes Neues wünschen wir von frohfroh. Am ersten 2023er-Wochenende sind noch nicht alle Clubs wieder vollständig am Start. Das Eli startet das neue Jahr aber erst mal mit einer Berliner Techno-Legende: Tanith dürfte mit seinem harten kompromisslosen Sound derzeit wieder so aktuell wie lange nicht mehr sein. Außerdem gibt es diese Nacht einiges Trance-Vibes.


Außerdem heute:

Feels Like Friday – Kulturlounge, 22:00 Uhr – House und Soft-Breaks mit Henryk, Johanna Reinhold, Metulsky

KW 52 – Silvester

Vier gute Club-Tipps für Silvester und weit in den Neujahrstag hinein.

Partyname: Silvester In Family
Zeit:31.12.2022, 22:00 Uhr
Location:Distillery
Acts:Shuray & Walle, Filburt, MDMK aka Dahmar & Moritz Kaiser, Thomas Stieler, Nici Palm, Lars Christian Müller, Dilivius Lenni, Andreas Eckhardt, Mike van Goetze, Felipeh, Houdafk, Ninette, Daniel Sailer, Stiqumatique, Weh8mut, 0-Dimensional, Rottnmeier, Sailent Seihmen

To be honest: Alle Clubs machen ein gutes Silvester-/Neujahrsprogramm – aber für die Distillery ist dies hier die letzte Jahresübergangsparty in der Kurt-Eisner-Straße. Deshalb gibt es hier nochmals einen Extra-Tipp. Party mit vielen alten und jungen Residents und Friends.


Außerdem heute:

Changeover – Mjut, 23:55 Uhr – All Styles mit DJ Detox, Miss Take, SK LIBRA, HiHat, DJ Fairytail, Spellya, DJ KARAWAI, Micina, nZKT, 3diz, Antonio Barbetta (Raw Ambassador), Privacy, Heckintosh, ALBA ACAB, Sophiise, Malte Magnum, Spicy dk, DJ YumYum, JENNIFER.com, Jewelry, Tayo, Sinh Tai, X-Coast, Bunny Tsukino

Hallo Welt – Elipamanoke, 1 Uhr – Surprise-Line-up

NYE x NYD – Institut fuer Zukunft, 2 Uhr – Surprise-Line-up (21 h lang)

N.Y.R. – Once Upon A Time In Reudnitz – Kulturlounge, 22 Uhr – Minimal, Tech-House Breaks mit Natalie Luengo, Voeller, Zoch, Sylvester Stallone

Altin Village & Mine 2022

Auf 20 Jahre konnte das Leipziger Label Altin Village & Mine 2022 zurückblicken – und auf ein sehr release-starkes Jahr. Vier wunderbare Alben sind herausgekommen, die wir hier zusammen vorstellen.

Altin Village & Mine? Seit 2002 kuratiert das Label einen sehr vielfältigen Katalog an Veröffentlichungen von Musiker:innen aus der ganzen Welt. Im April hatten wir ein Interview mit Marcel, einem der Betreiber:innen von Altin Village & Mine. Und auf die Frage nach dem roten Faden in dieser Offenherzigkeit meinte er, dass „eine reflektierte und kritische Haltung gegenüber bestehenden Verhältnissen als Grundlage“ ebenso wichtig bei der Zusammenarbeit mit den Künstler:innen sei wie der musikalische Output.

Auch wenn die für dieses Jahr angekündigte Jubiläums-Compilation „Free/Future/Music“ erst 2023 fertig wird, so war 2022 ein äußerst gutes Jahr für das Label. Vier sehr eigene und sehr gute Alben hat Altin Village & Mine in den letzten zwölf Monaten veröffentlicht. Hier sind sie auf einem Blick.

Cloud Management „s/t“

Los geht es mit dem Debüt-Album von Cloud Management. Im Oktober hatten wir bereits den Ausschnitt eines Special-Live-Sets des Hamburger Trios erwähnt. Im November kam dann das selbstbetitelte Debüt-Album. Hinter Cloud Management stecken Thomas Korf, Sebastian Kokus und Ulf Schütte, die bereits in anderen Konstellationen sehr viel interessante Musik herausgebracht haben.

Mit ihrem neuen Projekt ist den Dreien nun ein super spannendes Kraut-Update gelungen. Rein instrumental gleitet die Band auf sieben Tracks durch ebenso organische und poetische wie surreale Soundwelten. In ihrem freien Session-Charakter entfalten Cloud Management immer neue Ebenen und behalten dabei doch auch eine gewisse Stringenz. Heraus kommt ein dezent-experimenteller und mäandernd-kosmischer, aber durchweg zugänglicher Mix aus dubbiger Entschleunigung und kraut-rockiger Trippyness. Immer angeschoben von soft pluckernden Beats und ein paar rauen Kanten. Einige Chords und Sounds schreien geradezu nach Remixen, die auch auf dem Dancefloor mächtig zünden würden. Aber der repetitive Grundcharakter hat auch so schon einiges an Energie. Ein unglaublich fasznierendes Album.

Mein Hit: „Große Wolke“. Why: Weil sich der Track so schön in seinen gläseren Sounds und einem über allem schwebenden Chord verliert.


Modus Pitch „Polyism“

Etwa zur selben Zeit erschien ein weiteres Debüt-Album bei Altin Village & Vine. Und zwar von Friedrich Brückners Solo-Projekt Modus Pitch. Brückner dürften Indie-Fans von der Leipzig-US-Band White Wine her kennen, die vor rund fünf Jahren mit ihrem arty sophisticated Rock für Szene-Aufsehen sorgte. Dort spielte er Fagott und Bass. Der klassisch ausgebildete Musiker ist aber noch viel mehr hinter den Kulissen unterwegs – so produzierte er für Warm Graves und P.A. Huelsenbeck und tourte als Sound-Designer mit internationalen Acts wie Yoko Ono, Get Well Soon, Modeselektor und Dear Reader.

Mit Modus Pitch bündelt Friedrich Brückner seit mehreren Jahren seinen breiten musikalischen Background in eigenen Tracks und Songs. Auf „Polyism“ sind 2022 nun endlich die ersten neun Stücke für alle zugänglich geworden. Und die offenbaren eine compilation-artige Fülle an verschiedenen Einflüssen. In etwas mehr als einer halben Stunde flackern ebenso Jazz, Cosmic, Dub und New Age wie auch Breakbeat und Post-Punk auf. Was beim Lesen nun vielleicht nach einem losen Mix oder einer wild zusammengereihten Werkschau eines Multi-Instrumentalisten klingen mag, fügt sich in Wirklichkeit zu einem schlüssigen Ganzen. Atmosphärisch scheinen die nostalgisch eingefärbten Synths all die Vielfalt gut zusammenzuhalten. Und da passt selbst ein düster-theatrales „Outer Veil“ in den Flow. Ein Flow, der dramaturgisch äußerst subtil und versiert angelegt ist – mit vielen stillen kontemplativen und einigen uplifting-extrovertierten Phasen. Definitiv ein Album, das ein paar mehr Durchgänge braucht, um seine volle Faszination entfalten zu können.

Mein Hit: „Suspender“. Why: Weil es in seiner verschrobenen Breakigkeit dem zeitgenössischen UK-Sound eine spannende neue Note dazugibt.


Kalme „Neue Sprache“

Im Frühjahr 2022 erschien bei Altin Village & Mine auch das erste Album von Kalme – btw. gemastert von Fritz Brückner aka Modus Pitch. Hinter Kalme steckt eine nicht weniger vielseitig aktive Musikerin aus Berlin: Sonja Deffner. Sie war in den vergangenen Jahren in mehreren bekannten Indie-Bands involviert, darunter Die Heiterkeit, PTTRNS und in Christiane Rösingers Live-Band. Daneben arbeitet sie aber auch als Grafikerin und am Theater.

Als Kalme hat Sonja Deffner einen poetischen Pop-Elektronik-Entwurf geschaffen, der mit reduziert-präzisen Arrangements und etwas eintönig sanft eingesprochenen Vocals eine sehr spezielle Atmosphäre schafft. Wie die moderne – und sehr gelungene – Vertonung eines Lyrik-Bandes, in dem biografische und soziopolitische Beziehungen in abstakten sprachlichen Bildern thematisiert werden. Und das alles auf Deutsch. Doch die Abstraktheit und das ambivalente Distanz-Nähe-Verhältnis der Vocals sorgen auch dafür, dass die Texte eine gewisse Leichtigkeit bekommmen und sich nicht zu sehr ins Zentrum drängen.

„Neue Sprache“ braucht dennoch viel Aufmerksamkeit, gibt aber auch viel zurück – musikalisch und inhaltlich.

Mein Hit: „Durchlass“. Why: Weil der Song mit seinen hintergründigen Breaks noch einmal ein besonderen Drive hat.


Fhunyue Gao & Sven Kacirek „Hoya“

Ebenfalls im Frühjahr 2022 kam „Hoya“ heraus – die Zusammenarbeit der Schweizer Musikerin Fhunyue Gao und des Hamburger Musikers Sven Kacirek. Beide haben international schon in verschiedensten Konstellationen und Solo-Projekten ihre eigenen musikalischen Spuren hinterlassen. Während einer gemeinsamen Kollaboration für ein niederländisches Tanzprojekt trafen Gao und Kacirek erstmals aufeinander und brachten ihr Instrumentarium zusammen. Und dieses Zusammenspiel aus Marimbas, Schlagzeug, Percussions, Elektronik, Theremin, Buchla-Synthesizer und Klavier faszinierte beide offensichtlich so sehr, dass sich in den Probe-Pausen weitere Off-Sessions ergaben. Und schließlich ein eigenes Projekt.

„Hoya“ ist von einer sehr filigranen und subtilen Sound-Ästhetik, von der Freude am Forschen, Loslassen und Entdecken geprägt. Zugleich sind beide Musiker:innen so tief mit ihren Instrumenten verwurzelt, dass nie das Gefühl der Beliebigkeit aufkommt. Jeder Fingerschlag, jeder Ton scheint an der richtigen Stelle zu sein. Heraus kommt eine organische Form von Electronica und zugänglicher Avantgarde, die auch live sehr gut funktioniert – wie es in der Plagwitzer Markthalle in diesem Jahr auch zu erleben war.

Danke Altin Village & Mine für das tolle Jahr!

Mein Hit: „Archie Waltz“. Why: Weil es so herrlich elegisch und frei Theremin und lose Drums vereint.

KW 51 – Sonntag

In der Distillery wird es noch einmal lang – und das mit einem großartigen Line-up.

Partyname: 24 h Wohnzimmer – The Last Christmas Edition
Zeit:25.12.2022, 23:00 Uhr
Location:Distillery
Acts:Cormac, Cassy, Mathias Kaden & Daniel Stefanik, Jennifer Touch, Lux, Resom, Llewellyn, Hector Oaks, Patrick Mason, Storch, Hang Aoki, Lena Bart, Pitri Pan, Jing Lekker, Perm & Hal, Polo, Steffen Bennemann, Atalanta

Sad but true – dies ist der letzte 24-Stunden-Xmas-Rave in der jetzigen Distillery-Location. Und die Crew fährt noch einmal ein wirklich großes Programm auf – mit vielen Headliner-Acts.

Unsere Highlights: Jennifer Touch, Lux, Llewellyn, Hector Oaks, Perm und Steffen Bennemann.

KW 51 – Freitag

Hier kommt ein Tipp zum Vor-Weihnachtsfreitag. Mit voller Resident-Power.

Partyname: [ˈklʊpnaxt] × residents
Zeit:23.12.2022, 23:00 Uhr
Location:Mjut
Acts:Jennifer.com, Jonassu, Sophiise, Malte Magnum, Translucid, Alba Acab, 3diz, nZKT

Das Mjut lädt zur letzten [ˈklʊpnaxt] in diesem Jahr ein – mit dabei viele Residents des Clubs. Und mit ihnen ein schöner Mix aus Bass, Breaks, Techno, Electro, Trance und Hard-Tek.

KW 51 – Samstag

Ein sommerlichen Tipp für den Heilig-Abend gibt es.

Partyname: Italo Fundamentalo & Friends pres. Hold Me Tight
Zeit:24.12.2022, 23:00 Uhr
Location:Distillery
Acts:Dans Danza, Don Ramones, Luigi Andrea Ramazotti, Möbelnder Pop + Special Guests

Keine Lust auf Heilig-Abend-auf-dem-Sofa-Versaunern? Dann gibt es in der Distillery lässig-sommerliche Italo-Vibes mit der Italo Fundamento-Crew.

New In – Nov 22

Etwas late, aber hier sind unsere Tipps aus den Leipziger November-Releases. Mit einigen neuen Entdeckungen und neuen Namen.

Thomas Hessler „Sixty-Five EP“ (Unitas Multiplex)

Ok, da waren wir bisher ziemlich lame – denn wir haben durchaus schon länger auf dem Schirm, dass Vincent Neumann seit mehr als zwei Jahren ein eigenes Label hat. Aber bisher kam es bei frohfroh noch nicht vor. Nun holen wir es mit dem fünften Release endlich nach. Mit Thomas Hessler featured Unitas Multiplex einen bekannteren und äußerst aktiven Producer aus Berlin – bekannt für ebenso präzise-treibenden wie harmonisch aufgeladenen Techno. Auf der „Sixty-Five EP“ kommt eher die letztere Seite hervor. Einzig der The Lady Machine-Remix von „Sixty-Five“ ist deutlich straighter und schroffer. Doch selbst dort holen irgendwann erhabene Synth-Chords zum Abflug aus. Ansonsten sorgt die EP für deepe und äußerst euphorisch-mitreißende Momente. Super gut!

Mein Hit: „Hold On“. Why: Weil hier Euphorie und Power perfekt matchen.


Various Artists „Vaertism003“ (Vaertism)

Und hier ist noch ein neues Leipziger Label, das wir soeben entdeckt haben: Vaertism existiert seit dem Sommer 2021 und wurde von Mbius und Submod gegründet. Bisher liegt der Fokus auf kompakten Compilations, die eher Newcomer:innen featuren. Musikalisch geht es um Deepness im weiteren Sinn. Natürlich spielt hier House eine große Rolle, aber auf der „Vaertism003“ gibt auch breakigere Tracks wie von Ore und Submod. Aber auch hier ist immer eine gewisse Wärme und Unaufgeregtheit in den Sounds. Diese dritte Werkschau ist durchweg gut produziert und ohne Ausfälle – aber auch ohne wirklich herausstrahlende Tracks. Aber das ist wohl auch genre- und vibe-bedingt und Jammern auf hohem Niveau.

Mein Hit: „Stay Hydrated“. Why: Weil sich Ore hier rhythmisch und dynamisch aus dem deepen Fluss herauswagt.


Volta Cab „Bundesautobahn 98 EP“ (Lubree)

Mit dieser Platte scheint ein weiteres neues Label aufgeploppt zu sein – aber es ist „nur“ ein Sub-Label bzw. eine neue Serie von Hypress, das schon länger nichts mehr veröffentlicht hatte. Die Lubree 01 überlässt Volta Cab aus St. Petersburg die Bühne – und der nutzt sie für ein überraschend langes und erstmal klassisch anmutendes Piano-Intro, aus dem sich dann später aber ein sehr schön schillernder Vintage-Electro-Track herauswindet. Volta Cab spielt hier mit einem ordentlichen Kitsch, der dann aber beim zweiten Track „Magic Carpet Ride“ komplett über Bord geworfen wird. Dort entsteht mit einer Menge Spiel- und Experimentierfreude ein obskurer Mix aus cineastischen Sounds und einem schwerfälligen Beat – tatsächlich ein sehr besonderer Track mit verstecktem Hitpotenzial. „Dostizhenie Tzeli“ zeigt Volta Cab dann, dass er auch sehr fit in EBM-Techno ist. Remixe kommen von DJ Overdose und Cardopusher. Vor allem letzterer kann den wilden „Magic Carpet Ride“ sehr gut noch stärker für den Dancefloor trimmen. Spannende EP.

Mein Hit: „Magic Carpet Ride“. Why: Weil die Wildheit und die trockene Rock-Bassdrum einfach kicken.


Bauarbeiter der Liebe „Astro Kids EP“ (OId New Records)

Damit zu etwas softeren und klareren Sounds: Old New Records hat im November auch eine neue EP rausgehauen – vom Bauarbeiter der Liebe. Naja, etwas alberner Name, aber die Tracks sind serious Classic House. Mit ein paar Funk- und Soul-Einflüssen, Spoken-Word-Samples, viel US-Deepness und einer echt hohen Musikalität schwingt die EP sehr angenehm voran. Die fünf Tracks sind alle eher im kurzen Song-Format und mit viel Pop-Appeal. Ganz zum Schluss gibt es sogar den Versuch eines House-Pop-Hits. Mit Postnegative am Mikrofon, einem schlank schiebenden Beat und herrlich warmen House-Chords geht der auch auf. Gute EP gegen den Winterblues.

Mein Hit: „Automatic“. Why: Weil der angeraute Soul-Appeal von Postnegative und die Musikalität hier sehr gut harmonieren.


Made2Faze „Return / Skyforce“ (Defrostatica)

Der November war noch einmal ein starker Monat für Defrostatica. Gleich zwei EPs hat das musikalisch derzeit spannendste Label Leipzigs noch einmal veröffentlicht. Mit Made2Faze ist ein Zwei-Tracker von Priyesh Patel aka X-161 aus Manchester und Anand Patel aka Rawtrachs aus Birmingham zu hören. Und diese beiden Tracks könnten verschiedener nicht sein: Während „Return“ mit dubbiger Wucht, peitschenden Breakbeats, rasselnden Claps und wild gecutteten Vocal-Samples eine große Spannung hält, entlädt sich bei „Skyforce“ von der ersten Sekunde an ein mitreißender, durchaus neurotischer Fluss aus rasendem Jungle Tekno und weird-hymnischen Harmoniewellen. Zwei auf sehr gute Weise sehr eigenwillige Tracks, die so ungewohnt klingen, dass man sie sofort noch einmal hören möchte.

Mein Hit: „Skyforce“. Why: Weil dabei ein so spezieller Mix aus Schroffheit und musikalischem Storytelling entstanden ist.


Arcane & Jon1st „Bloodstone EP“ (Defrostatica)

Mit der „Bloodstone EP“ erschien bei Defrostatica dann noch eine gemeisame EP eines UK-Duos. Dieses Mal gab es ein Team-up von Arcane und Jon1st, zwei musikalisch individuell gewachsene Producer. Ihre gemeinsame EP besteht aus vier intensiven, vielschichtigen und teils unglaublich rasenden Drum & Bass-Tracks. Trotz all der Fülle an verschiedenen Sounds und Wendungen ziehen sich aber immer sehr catchy Chords durch die Tracks, die sich schnell einbrennen. Generell ist diese EP deutlich klassischer als viele andere Defrostica-Releases der vergangenen Monate. „Bloodstone“ nimmt sich dann vom Tempo her zurück und lässt so den Sounds mehr Raum zum Wirken. Hier wird es zum Schluss noch einmal beinahe episch und orchestral – wie das große Finale eines extrem starken Label-Jahres.

Mein Hit: „Honey Dew“. Why: Weil die eingängigen Main-Chords und die forschen Breakbeats perfekt zusammengehen.


Various Artists „Justice for Iran – Woman Life Freedom“ (Vaya)

Die Vaya-Crew war im November auch wieder mit einem Release auf dem Radar – und wieder nutzen sie ihr gutes Producer:innen-Netzwerk für eine Soli-Compilation. Dieses Mal lenkt Vaya den Fokus auf den derzeitigen Kampf vieler Menschen im Iran gegenüber dem diktatorischen Regime dieses spannenden Landes, das vor allem Frauen das Leben schwer macht. Alle Einnahmen des Samplers gehen an die NGO Justice4Iran. Musikalisch bringt Vaya hier verschiedene Styles zusammen – von House, Electronica, Trance, Techno bis zu Tech-House und Pop. Und das alles auf gewohnt hohem Niveau. Für die Spende gibt es tatsächlich ein großes Paket an spannenden Tracks von mehr oder weniger bekannten Locals. Sefras Schlusstrack „Azardi“ ist das überraschende Highlight und lässt uns mit etwas Wehmut zurück, dass die Compilation nicht noch mehr direkte musikalische Bezüge zum Iran hat.

Mein Hit: „Azardi“. Why: Weil er eine Brücke in die politische und musikalische Gegenwart des Iran schlägt und dadurch besonders tief geht.


Basic Mind „RM12019“ (R.A.N.D. Muzik)

Bei R.A.N.D. Muzik gab es im November ein Wiederhören mit dem australischen Producer Basic Mind. Und mit ihm sein sphärischer House- und Tech-House-Mix, der sich ebenso breakig wie retrofuturistisch in interstellare Welten hineinmanövriert. Herausgekommen sind einmal mehr schwerelos treibende Tracks mit flächigen Ambient-Sounds und unterschiedlichen rhythmischen Fundamenten. Entsprechend gibt es stärker pushende und dann auch wieder afterhour-passende Tracks. Wie immer top, aber bei R.A.N.D. in letzter Zeit oft gehört.

Mein Hit: „Closed Gateway“. Why: Weil hier der classic Detroit-Vibe nahtlos in aktuelle Trance-Gefilde steuern.


Reece Walker & Qnete „The Tribute / Carbird Express“ (QC Records)

R.A.N.D. Muzik-Kurator Reece Walker hat im November auch eigene Tracks herausgebracht – gemeinsam mit Qnete auf deren Label QC Records. Auf der A-Seite geht „The Tribute“ erst auf eine introvertiert-deepe und dezent perkussive House-Reise mit leichtem Trance-Schimmer – mit tollem Spiel aus Entspannung und Anspannung. „Carbird Express“ auf der B-Seite drückt dann deutlich stärker mit funkiger Bassline und tighten Bassdrums – am Ende wird der Push aber auch von sehr soften Synth-Chords und eine gewissen trancigen Verspultheit ausgebremst. Schön unaufgeregte EP.

Mein Hit: „The Tribute“. Why: Weil dieser Track sich so herrlich trippy in der Zeit verfängt .


Heron „This Is My Beginning“ (O*RS)

Zum Abschluss noch etwas Pop: O*RS nimmt sich derzeit Heron an, einem jungen Leipziger Duo, das seit rund anderthalb Jahren 80s-Synthwave-Tracks produziert. Im November erschien die erste Single, nächstes Jahr folgt dann ein Album. „This Is My Beginning“ startet musikalisch sehr erhaben und reduziert zugleich, bricht dann aber überraschend extrovertiert aus. Die Vocals scheinen mir dabei einen Tick zu weit in den Vordergrund geschoben – und zu glatt für den abgründig-düsteren Charme, der in der Musik eigentlich mitschwingt. Aber mal schauen, wie sich Heron auf dem Album entfalten.

KW 50 – Sonntag

Und hier noch ein Tipp zum Wochenendauskla g.

Partyname: Barcelounge
Zeit:18.12.2022, 19:00 Uhr
Location:Barcelona
Acts:Sell, LPZW

Im Rahmen der Barcelounge-Reihe gibt es diesen Sonntag einen Showcase mit dem Leipziger Label Leipzigwest – hervorgegangen u. a. aus den Pal Secam Kids. Im Frühjahr hat die Crew dahinter eine erste Compilation herausgebracht. Mit Tracks von einem bestimmten Synth-Modul. Denn die Crew stellt auch selbst Module her.

KW 50 – Samstag

Heute ein schöner Off-Tipp von Altin Village & Mine – dazu wieder die volle Club-Ladung.

Partyname: Konzert
Zeit:17.12.2022, 19:00 Uhr
Location:Pxxx
Acts:Cloud Management, No UFO’s

Im Oktober hatten wir das erste Live-Video vorgestellt – jetzt ist auch das Album da. Die Rede ist von Cloud Management, eine überaus spannende Post-Kraut-Band aus Hamburg. Beim Leipziger Label Altin Village & Mine ist das selbstbetitelte Album erschienen. Wir berichten dazu noch ausführlicher.

Außerdem sind No UFO’s aus den USA als Support mit dabei – mit herrlichem Lo-fi-Post-Rock-Sound.s neulich im Label-Porträt.


Außerdem heute:

Aequalis – Institut fuer Zukunft, 23:59 Uhr – Techno mit N.akin, S.ra, Laura Bcr, Feral, Medha, Amoral, Aifaq

Tears Run Rings – Mjut, 22 Uhr – EBM, Synth, Industrial mit Dark Sounds, Zacker, Thomas Thyssen, Knüpfi

Saturday Rave x Mindthings – Distillery, 23:00 Uhr – House und Techno mit Paquita Gordon, Anna Malaysz, Ben Ballert, Pfirter, Justine Perry, Oliver Rosemann

Strings – Kulturlounge, 22 Uhr – Techno, Wave, Electro mit Alexis Phase, Katjes, Leshrac, Luzi

2 Guys 1 Dub – Elipamanoke, 23:00 Uhr – Techno mit Burr Oak, Mishka, Tided, Indiana Jane, Fuxia, 2 Guys 1 Dub Crew

KW 50 – Freitag

Wieder einmal ein volles Freitagsprogramm. Mit einer Disco-Nacht und einer Dresscode-Party.

Partyname: Jackie Boom-Boom’s Cheeky-Cheeky Tanzparty
Zeit:16.12.2022, 21:00 Uhr
Location:Noch Besser Leben
Acts:Jacqueline Boom-Boom’s DJackie, Toby & Mike, Himbert & Little Lake

Jacqueline Boom-Boom lädt zur wilden Disco-Nacht – um das Leben zu feiern und sich in trippigen Disco-, Italo-, House- und Electro-Klassikern zu verlieren. Mit dabei sind auch Himbert und Littlelake von Brombért Records – wir hatten es neulich im Label-Porträt.


Außerdem heute:

Seelen. Records Label Night – Distillery, 23 Uhr – Techno mit Monoloc x Janein, Sue Lèwig, Stigmatique, Verschwender, Shaleen, Rezystor, Martin Menge

Formula – Neue Welle, 23 Uhr – House, Trance, Electro mit DJ Sweet6teen, Cyan85, Frizzaction

Coast Side Stories – Institut fuer Zukunft, 23:59 Uhr – Tech House, House, Downbeat, Rave und mehr mit Fejká, Alma Linda, Mimiza b2b Gina Sabatini, Judith van Waterkant, Kataya, Lazer Lucy

[ˈklʊpnaxt] × øst – Mjut, 23 Uhr – Breaks, Disco, House, Italo, Trance und mehr mit Lucie Vuittong, Ensel, CH4R2OTTE, Benito Bonito, Team Storno, ichfahreschwarz, Azil

Obscurité Rave – Elipamanoke, 22:00 Uhr – Techno, Rave und Extravagant Dresscode mit Frederic., Jan Goertz, HoudaFK, Manique, Maurice Mino, Perisinle, Pernox

ILALA VUKA – South African Electronic Music Fiesta – Ilses Erika, 23:00 Uhr – Amapiano, Afro Tech, Kwaito mit Ilala Vuka, Afro Latin What

KW 50 – Donnerstag

Es gibt ein schönes Weihnachtskonzert an einem besonderen Ort heute – und danach Input im IfZ.

Partyname: MZIN Music: Workshop 32
Zeit:15.12.2022, 18:00 Uhr
Location:MZIN im MdBK
Acts:Kassem Mosse, Lowtec

Oha, Kassem Mosse bringt im nächsten Februar ein neues Album heraus – heute Abend wird es bei einem Weihnachtskonzert im MZIN schon einmal vorgestellt. Er selbst spielt live und legt auf. Dazu ist auch Workshop-Label-Betreiber Lowtec mit dabei. Das Album stellen wir dann demnächst hier vor.


Außerdem heute:

Input – Institut fuer Zukunft, 22 Uhr – Techno mit C4llin, Madda Chantal, Sanguinica