KW 15 – Sonntag

Diesen Sonntag geht nochwas draußen.

frohfroh-Tagestipp //

Draußen im Garten Open Air #1 // Villa Hasenholz // 12:00 – 21:00 Uhr
w/ Modus

Wenn das Wetter passt, startet heute schon die Open-Air-Saison. In der Villa Hasenholz kann dann ab Mittag geschwoft und getanzt werden – und zwar zu den deep schiebenden Sounds von Modus, einem Trio mit Daniel Stefanik, Dilivius Lenni und Norman Hentschel.

New In Radio #1

Hier kommt die offiziell erste Ausgabe vom New In Radio – mit spannender neuer Musik aus Leipzig, die im Februar und März herauskam.

Mitte März haben wir unsere Pilotausgabe von New In Radio veröffentlicht – ein neues Format, das ausgewählte Inhalte unserer New In-Rubrik zum Hören präsentiert. Das hat uns so viel Spaß gemacht und so gute Feedbacks eingebracht, dass wir es auf jeden Fall weitermachen möchten. Und zwar auch im echten Radio.

Die Ausgabe #1 lief erstmals am 8. April um 20 Uhr auf Radio Blau – im Live-Stream, über DAB+-Block 10A / 209.936 Mhz oder auf UKW 99,2 MHz.

Anschließend ist die Sendung für sieben Tage in der Radio-Blau-Mediathek nachzuhören. Oder auch hier ohne Limit via Soundcloud:

1. Leibniz – „Zero Bass“
2. En Direct – „Positive Paranoia“
3. XY0815 – „Fuck Mars, We’Re On Earth Now“
4. Eira Haul – „Beach Haze“
5. Hayter – „Give Me The File“
6. Modus Pitch – „Drive (Gebrüder Teichmann Remix)“
7. Modus Pitch – „Outer Veil (Maya Shenfeld – Remix)“
8. Modus Pitch – „Iridescent Path / Afrosonification (Angel Bat Dawid – Rework)“
9. Perel feat. Abba Lang „Body Talk“

New In Radio – das Konzept

Wir wollen kompakt in einer Stunde einen Überblick zu aktuellen Leipzig-Releasess bieten, bei dem wir gemeinsam unsere Gedanken und Eindrücke äußern und ihr einzelne Tracks auch direkt hören können. Klassisches Musikradio, nichts Neues, aber etwas, das uns noch immer abholt, weil es Empfehlungen und Neuentdeckungen abseits von Algorithmen ermöglicht.

Jede Ausgabe vom New In Radio teilt sich in zwei Teile: Es geht los mit einem Free Dive, bei dem wir in kurzer Folge mehrere Releases vorstellen. Später folgt ein Deep Dive, in dem wir einem Release etwas intensiver widmen – mit mehr Wortanteil und mehreren Tracks. Und am Ende gibt es noch eine Überraschungsrubrik, die wir jetzt aber noch nicht verraten. Hört einfach rein.


Credit: Robert Gemmel

An dieser Stelle auch ein herzliches Danke an Lisa Zwinzscher alias Pony Pracht für das Leihen ihrer KI-Stimme für unsere Jingles. Was es damit auf sich hat, erzählt sie selbst:

„Meine KI-Stimme ist Wegbegleiterin, die vor nichts zurückschreckt – vielseitig, wandelbar, unendlich ausdauernd und berechenbar. Eine Erweiterung meiner selbst.“

Bells Echo iiiinteriiiim – 26. April 2025

Nach dem Highlight-Konzert mit William Basinski im letzten Jahr, holt die Bells-Echo-Crew auch in 2025 wieder eine internationale Größe nach Leipzig – an eine extra besondere Location. Wir sind wieder als Medienpartner dabei und verlosen 2 x 1 Tickets.

Die Bells-Echo-Reihe bleibt eine der spannendsten und wichtigsten Reihen für Ambient- und Experimental-Konzerte an besonderen Leipziger Orten. Nach dem Völkerschlachtdenkmal und mehreren Kirchen macht Bells Echo am 26. April 2025 nun erstmals auch in der Thomaskirche Station. Wow, aber auch sehr schlüssig.

Wir verlosen 2 x 1 Tickets für diesen Abend. Schickt uns bis zum 13. April 2025 eine Mail an dance @ frohfroh.de mit dem Betreff „Bells Echo“.
Update: Die Verlosung ist vorbei. Die beiden Gewinner:innen wurden per E-Mail informiert.

Foto: Stephen O’Malley

Zu diesem besonderen Anlass kommt nicht irgendwer, sondern Kali Malone. Die gebürtige US-Musikerin lebt seit mehreren Jahren in Schweden und wird an diesem Abend ihre Leipzig-Premiere geben. In den letzten sieben Jahren hat die Musikerin und ausgebildete Orgelstimmerin mit sehr minimalistischen, elektro-akustischen und kontemplativ-sakralen Stücken an der Orgel, Elektronik und mit Chören international für einiges Aufhorchen gesorgt. Vor allem ihre Alben „The Sacrificial Code“ und „All Life Long“ brachten ihr zahlreiche begeisterte Kritiken ein.

Der Besuch in Leipzig dürfte auch für Kali Malone ein Highlight sein – immerhin wird sie an der Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach sein und live an der dortigen Orgel von Wilhelm Sauer eine Werkschau der beiden oben genannten Alben performen. Unterstützung bei vierhändigen Orgelkompositionen erhält sie an diesem Abend auch von Stephen O’Malley, Gründungsmitglied der legendären Drone-Doom-Band Sunn O))) und seit 2023 Ehemann von Kali Malone.

Wir sagen: H I G H L I G H T – A L E R T

Am besten jetzt schon Tickets sichern und hier in die beiden Alben reinhören:

KW 14 – Sonntag

Da geht noch was, da geht noch was …

frohfroh-Tagestipp //

Welle am Sonntag // Neue Welle // 16:00 – 23:00 Uhr
w/ Cyan85 b2b DJ Mell G

Noch Lust und Energie auf einen bouncy Electro-, Breakbeat- und Techno-Day-Rave? Die Neue Welle öffnet am Nachmittag nochmals ihre Tür für ein ganz besonderes b2b-Set: Leipzigs Electro-Don Cyan85 trifft auf Hamburgs Electro-Queen DJ Mell G. Das klingt nach einem perfect match und einem wunderbaren Wochenend-Ausklang.

KW 14 – Samstag

Der neue Monat startet mit einer großen Club-Birthday-Party – und einigen weiteren Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Blink Blink // Kulturlounge // 23:59 – 07:30 Uhr
w/ Moderna, Maria die Ruhe, Nici Palm, Gabriele Storm

Die Blink-Blink-Reihe gastiert heute in der Kulturlounge – mit einer besonderen Headlinerin. Moderna bringt mit ihren Tracks und Sets einen guten Hauch an Dark Disco, Acid und Electro auf die internationalen Techno-Floors. Hört auch gleich in ihr aktuelles Album „The Future Is Among Us“ rein. Weiteren Dark-Pop-Appeal schiebt Maria die Ruhe nach mit Live-Vocals zu ihrem DJ-Set. Ebenfalls mit einer wavig-dunklen Note runden schließlich Nici Palm und Gabriele Storm diese Blink-Blink-Edition ab.


Außerdem heute //

18 Yrs of Eli #2 / Elipamanoke, 23:59 – 12:00 Uhr – Teil 2 des langen Eli-Birthday-Wochenendes, heute gibt es bouncy Headliner-Techno mit Baugruppe90 und Viscerale sowie Trance und Techno von den Eli-Residents und -friends DJ Stimula, Keta Perry, Luzi, R-Sohr b2b Siggi Sauer, Senta Julien, Siggi Petrol, Splinter, S-Ray – und dazu ein Gabba-Special mit EinfachWinter, Noin0a, Lyzi b2b Dan.Shepphard, Untenlins

Elotrance / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Die Elotrance-Crew bringt mal wieder maximale High-Energy-Trance-Sounds in die Welle, heute mit Headliner Snoritz und Cargo b2b DJ Sexex, Versa, DiscoDaisy, Felix Schwarzenberger

Xport – Transcend The Ordinary / Westhafen, 22:00 – 10:00 Uhr – Audiovisuelles Spektakel mit großem Festival-Line-up zwischen Techno, Drum & Bass und Trance. Mit dabei die beiden französischen Headliner:innen Durdenhauer und Roüge sowie Nachtigall, Kuss, In Furcht b2b Glassbass, T-Lex, Bea, Forbidden Fruit, Moke b2b Gician, Starva, Schickend, Soundgestörter, Dispute Dnb

Breaking Spring / Absturz, 20:30 – 05:00 Uhr – Der Abend startet hier früh mit mehreren Live-Rap-Sessions, ab 1 Uhr übernehmen dann Isosportler, Ppuerscchell und Richie Rollin mit massiven Trance- und Techno-Beats

Party / 360 Grad Waschbar, 21:00 – 03:00 Uhr – Vorsommerliche Sounds zwischen House, Disco und Downbeat gibt es heute von Senior Citizen und Kiano Lento

Psytrance Party / Garage Ost, 20:00 – 01:00 Uhr – Hypnotisch-pulsierende Psy-Sounds gibt es dagegen im Osten der Stadt, mit einem Surprise-Line-up

Party / Liqwe, 19:00 – 03:00 Uhr – Stühle weg und dancen, die Liqwe-Bar hat Eves 120 und Karete Bu und deren tollen House-Sound eingeladen

KW 14 – Donnerstag

Bevor das Wochenende richtig startet, wird es heute nostalgisch.

frohfroh-Tagestipp //

Allnighter // Ilses Erika // 21:00 – 04:00 Uhr
w/ CFM & Booga

Ein Special-Termin an diesem Donnerstag – mit vielen nostalgischen Vibes und ein paar interessanten Einblicken in die Geschichte der Leipziger Clubkultur. Denn mit CFM und Booga legen heute zwei prägende Protagonist:innen der hiesigen Breaks-Szene ihre Lieblingstracks auf. Es gibt auch einen schönen Anlass: Die beiden haben wir 25 Jahren zum ersten Mal gemeinsam aufgelegt. Ihr Allnighter wird also sehr wahrscheinlich viele Deja-vú-Momente aus den Jungle-90’s, Broken Beats der 2000er und Dubstep- und UK-Classics der 2010er Jahre erzeugen.

KW 14 – Freitag

Der neue Monat startet mit einer großen Club-Birthday-Party – und einigen weiteren Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

18 Yrs of Eli #1 // Elipamanoke // 23:59 – 12:00 Uhr
w/ Kaufmann, Alex.Do, Acid Goldee, Aender, Eloisa, Emeveka b2b Milox, Hanï, Kimya, Nienein, Zischko b2b Zacharias, Aivee, Mathias Ache & Mule

Das Eli wird volljährig, wir sagen: Happy Birthday! Und wir haben großen Respekt, dass es die Crew dahinter über so lange Zeit geschafft hat, sich immer wieder neu zu erfinden und zu einer echten Konstante der Leipziger Clubkultur zu werden. An diesem Wochenende feiert das Eli mit zwei extra-langen Partys, vielen Locals und langjährigen Freund:innen aus verschiedenen Kollektiven und Genres. Und es gibt ein paar Headliner:innen: Heute Kaufmann mit ihrem Big-Room-Psy-Techno und Alex.Do, dessen ehemals dunkler Techno-Sound mittlerweile auch immer mehr Trance- und Psy-Momente bekommen hat.


Außerdem heute //

Selectors Club / Kulturlounge, 23:00 – 06:00 Uhr – Sehr schön kuratierte Party für crisp-treibenden House und Techno mit Berlin-Support. Mit dabei Vanaenae, Vido, Roko b2b Grandmalheur

Reconnect / Neues Schauspiel, 22:00 – 05:30 Uhr – Neue Ausgabe der Reconnect-Reihe, wieder im Keller unter der Tante Manfred und mit viel Prog-House, Trance, Groove und Techno. Dieses Mal mit dabei: Alias Aura, Blank Vision, Elli B, Kiko, Gin, Flomel, Adamoandiamo

FLINTA* Friday / Sleeve++, 16:00 – 21:00 Uhr – Der Sleeve++-Plattenladen ist heute wieder ein Vinyl-Digging-Safe-Space für FLINTA* – inklusive späteren Instore-Sessions von Iza, Medha und V:Sonntag

Let’s Do It In The Disco / Nachtcafé, 21:00 – 04:00 Uhr – Premiere bei frohfroh: Zum ersten Mal wird hier ein Nachtcafé-Date geteilt. Denn heute wagt die Italo-Fundamentalo-Crew das Experiment und schmeißt eine Italo-Cosmic-Party in einer City-Disco. Why not. Mit dabei sind Möbelnder Pop, Tiney, Gute Laune Gold, Rosa P

N8chtschicht Clubnight / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Highspeed-Techno und Arme-nach-oben-Trance liefern heute Fränk, Just Risa, DJ Süssmausi, DJ Salatalles, Polly Saint Cado, DJ Schnürschuh

Konzert / Demmering 74, 20:00 – 22:00 Uhr – Hier noch ein Aufwärm-Tipp für den Freitagabend: Afar Odea präsentiert seine wunderbar deepe Indie-Pop-Elektronik mal wieder live – wir hatten sein Debütalbum kürzlich ausführlich vorgestellt. Es geht pünktlich 20:30 Uhr los.

Alle sind verklatscht*

* und niemand sieht, wie es Dir geht. — Die Techno- und Club-Szene hat den Anspruch, ein Safer Space für alle zu sein: für People of Colour, für Queers, für Frauen. Ein Raum, um — auch mit Drogen — loszulassen, solange man Rücksicht aufeinander nimmt. Aber wie safe ist der Raum für Menschen mit einer Drogen-Problematik?

Vorweg: Dieser Artikel erschien zuerst in unserem zweiten Print-Magazin, das zum 15. Jubiläum von frohfroh erschienen ist. Wenn ihr euch noch eines der limitierten Exemplare sichern möchtet, dann meldet euch bei dance @ frohfroh.de oder geht auf unser Bandcamp-Profil.

„Willst du die Hälfte haben?“, fragt mich der Typ, der mir auf der Club-Toilette einen halbvollen Becher hinhält. „Ist MDMA drin.“ Verlockend. Ich sollte ihn mit dem Typen zusammenbringen, der mich vorhin gefragt hat: „Hast du was zu verkaufen?“ Sein Paisley-Hemd hatte er in die Hose gesteckt. Entweder war er Zivi-Bulle — oder einer von den Menschen, die sich für Gin interessieren und in einer Band spielen. Die Techno- und Club-Szene hat den Anspruch, ein Safer Space für alle zu sein: für People of Colour, für Queers, für Frauen. Ein Raum, um — auch mit Drogen — loszulassen, solange man Rücksicht aufeinander nimmt. Aber wie safe ist der Raum für Menschen mit einer Drogen-Problematik?

„Es gibt in der Club- und Techno-Szene schon den Wunsch, Räume zu bieten, die sicherer und diskriminierungsfreier sind, als Räume, in denen hauptsächlich Alkohol konsumiert wird“, sagt Pola. Pola ist seit 13 Jahren in der Club-Szene tätig und arbeitet im Awareness-Bereich — hauptsächlich in Berlin und auf Festivals. „… aber ich will das gar nicht auf die Substanz beschränken.“

Drugs are EVERYWHERE

Um zu erfahren, was überhaupt genommen wird, bietet sich ein Blick in die Leipziger Jugendstudie aus dem Jahr 2023 an. Diese hat das Konsumverhalten von Leipziger Schüler:innen bis 18 Jahre untersucht. Alkohol ist demnach die häufigste Droge. 72 Prozent der 18-Jährigen hatten in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken. Deutlich früher und häufiger als der Bundesdurchschnitt kommen Leipziger Kids mit Cannabis in Kontakt: 30 Prozent haben schon gekifft. Leipzig mag auch alles, was wach macht. Unter den 18-Jährigen hatten 13 Prozent schon mal MDMA genommen, jeweils zwölf Prozent schon Kokain und Speed ausprobiert. Bei Crystal sind es vier Prozent. Also: Drugs are EVERYWHERE.

Die Drogen werden immer reiner, heißt es von den Drug Scouts, einem Leipziger Projekt der Drogenarbeit. Waren Ecstasy-Pillen vor 20, 25 Jahren noch stark gestreckt, sei heute das Risiko eher, dass sehr viel MDMA in den Teilen sei. Auch bei Kokain habe die Reinheit in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen. Bei Speed ebenfalls. Das größte Problem sei derzeit, wenn Stoffe falsch deklariert würden. Die Drug Scouts haben ihren Ursprung in der Leipziger Partyszene der Neunziger. Auch heute noch sind Partygänger:innen die Hauptzielgruppe. Die Drug Scouts gehen in die Clubs. „Wir bewerten nicht“, sagen Pia und Leon, die Teil des Teams sind. „Wir informieren Leute, die konsumieren. Oder Leute, die kurz vor dem Konsum stehen.“

Drogen in der Leipziger Techno-Szene

„Das ‚Problem‘ von dem wir sprechen, fängt in der Gesamtgesellschaft an“, sagt Pola. Es entsteht nicht in der Szene. Viele der Menschen in Leipzig seien schon in der Jugend, auf irgendwelchen Dorffesten, mit Drogen in Kontakt gekommen. Im Party-Setting zu konsumieren ist etwas, das man in jeder Szene sieht — nicht nur in der Techno-Szene, berichtet Pia von den Drug Scouts. Der Konsum komme mit den Partys. Alkohol und Cannabis würden in der Szene am häufigsten konsumiert: „Das Geschäftsmodell der Clubs ist, Alkohol zu verkaufen.“ Alkohol werde oft nicht mitgedacht, wenn es um Drogenkonsum gehe, kritisiert Pia. Hinzu kommt alles, was pusht: MDMA, Amphetamine, Kokain. Ketamin habe deutlich zugenommen. Mephedron — 4-MMC — spielt nach Erfahrungen der Drug Scouts verstärkt eine Rolle. GHB/GBL werde konsumiert, sei aber kein flächendeckendes Ding. Crystal sei in der Szene stark stigmatisiert. Die Drogen sind in den Clubs. Sie waren schon immer da. Es wird konsumiert.

Partys als Trigger?

In der Szene werde es vielleicht sichtbarer, wenn Menschen ein Drogenproblem haben, überlegt Pola. Sie würden sich nicht zu Hause zurückziehen. „Es ist okay, dass es Räume gibt, wo man Drogen nehmen kann — ohne dafür verurteilt zu werden.“ Aber eine Party-Umgebung ist ein starker Trigger. Gerade wenn das eigene Konsumverhalten stark mit dem Partymachen verknüpft ist, ist das eine Herausforderung. Leute, die bei den Drug Scouts Beratung suchen, stellen fest:

„Ich kann erst mal nicht auf Partys gehen, weil ich da stark mit Konsum konfrontiert bin.“

Es gibt eine gegenläufige Entwicklung. In Berlin finden mittlerweile Sober Partys statt – auch in Leipzig organisiert das Pink-Cloud-Kollektiv derartige Veranstaltungen. Pola sieht ein größeres Bewusstsein für Awareness in der Szene. „Das entwickelt sich stetig weiter“, — auch bei den Veranstaltenden. Die Drug Scouts beobachten das auch in Leipzig. „Auf Partys mit überlegten Awareness-Konzepten gibt es viele Leute, die keine oder die wenig Drogen konsumieren.“ In den Clubs, auf den Partys sei eine zentrale Frage: Was brauch ich für ’ne gute Party? Wie kann man sicherstellen, dass es den Leuten gut geht? „Auf diesen Partys sind die Leute dann nicht so super krass verballert“, beobachtet Pia. Trotzdem gebe es auch Veranstaltungen, wo Awareness-Arbeit nicht so gut geplant sei, die eher kommerzialisiert seien. „Es gibt halt Partys, die Leute anziehen, die sehr viel und sehr stark konsumieren.“

Nüchtern bleiben

Um auf Partys nüchtern zu bleiben, hilft es, sich Verbündete zu suchen. Leon rät: Wer wenig oder nichts nehmen möchte, soll das seinen Freunden kommunizieren: „Biete mir nichts an.“ Auch ein Konsumplan kann helfen. Man könne sich am Abend auf bestimmte Substanzen beschränken. Oder man setzt sich ein Limit: ‚Ich zieh’ drei Lines. Das war es dann aber.‘ Oder man verzichtet auf die Afterhour. Wichtig ist: Man sollte sich realistische Ziele setzen, die man einhalten kann.

Pia erzählt, oft sei es die größere Herausforderung mit Alkohol umzugehen. Alkohol gibt es auf allen Partys, in allen sozialen Bezügen. „Gerade wenn es um Übergriffe geht, ist Alkohol die Substanz, bei der am meisten passiert.“ Wer Freund:innen unterstützen will, nichts oder weniger zu konsumieren, muss zunächst für sich schauen: Wie weit kann ich das überhaupt leisten? Pia und Leon raten: „Schaut vorher gemeinsam, was jeder vom Abend erwartet.“ Wenn man auf der Party ist, sollte man immer mal checken, wie es der Person geht. „Wer nüchtern bleibt, hat vielleicht nicht Lust, drei Stunden am Stück zu tanzen.“ Dann geht man raus. Da hilft es, wenn man vorher geklärt hat, mitzukommen. Für Menschen, die ein Drogenproblem, ein Alkoholproblem haben, ist es immer gut, beim Feiern Sober-Partner: innen zu haben, betont Pola. „Wir gehen zusammen auf Party und wir bleiben zusammen nüchtern.“ Wer keine Sober-Begleitung hat, der kann auf die Awareness zukommen. „Ich möchte nüchtern bleiben. Kann ich zu euch kommen, wenn mich was triggert?“

Und was, wenn mich was triggert?

Pola kümmert sich mit Lila Awareness in erster Linie um Fälle sexueller Übergriffe und Diskriminierung. Manchmal überschneidet sich ihr Job auch mit Drug- und Psycare. Denn prinzipiell können alle zu ihr kommen. Beim Awareness-Team bekommen die Leute erstmal ein Wasser angeboten oder eine Decke. Pola fragt dann, ob die Person ein Gespräch möchte. Gab es gerade einen Konsum-Trigger, fragt sie zum Beispiel: „Was hast du denn morgen vor?“ Das schafft wieder einen Bezug zum realen Leben. „Die Leute können dann erstmal hier bei uns bleiben.“ Dann mache man vielleicht eine Atemübung oder schaue, wo der Trigger lag. Das sei ganz individuell. Niemand werde unter Druck gesetzt, etwas zu sagen. „Es ist auch okay, einfach nur dazusitzen.“

„Ist es okay, wenn ich vor Dir konsumiere?“

Um es für Betroffene sicherer zu machen, ist Consent wichtig. Es ist unheimlich wichtig, niemanden zum Drogen nehmen zu überreden, betont Pola. Das Unterschieben von Drogen ist ein absolutes No Go. Das ist eine Straftat. „Auch Leuten Alkohol unterjubeln, geht nicht!“, stellt Pia klar. Zur Rücksicht auf Dritte gehört aus Polas Sicht auch, nachzufragen: Hey, ist es okay, wenn ich hier vor Dir konsumiere? Ist es okay, wenn ich ’nen Shot trinke? Ist es okay, wenn ich jetzt erstmal trippe? Kommst Du zurecht? Um Menschen zu schützen, die vor Herausforderungen stehen, braucht es Rücksicht und Verständnis. Das ist eine Entwicklung, die auch Pia gerade sieht: Dieses aufeinander eingehen, welche Bedürfnisse es gibt. „Das ist eine Entwicklung, die schon immer Teil der Techno-Szene war.“

Fotos: Johannes Angermann

KW 13 – Samstag

Ein vielseitiges Samstagsprogramm gibt es in dieser Woche – hier unsere Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Iptamenos Discotek // Conne Island // 20:00 – 05:00 Uhr
w/ Dina Summer, Local Suicide, Kalipo, Paty Vapor, LA Ramazotti

Unser Special Tipp für heute: Das Wave- und Dark-Disco-Label Iptamenos Discos präsentiert einen eigenen Showcase sowie das neue Album der Superband Dina Summer. Dahinter steckt das Berliner Duo Local Suicide sowie Frittenbude-Member Kalipo. Vor fünf Jahren haben sie ihre sehr eigenen Handschriften in eine enorm pushende wie auch poppige Wave-Indie-Dance-Band eingebracht. Im Januar erschien dessen zweites Album „Girls Gang“, das sie heute live spielen. Außerdem ist auch Kalipo mit einem Solo-Live-Set zu erleben.


Außerdem heute //

2 Guys 1 Dub / Elipamanoke, 23:00 – 08:00 Uhr – Breaks-Highlight-Date für dieses Wochenende: Mit Waeys und Bukez Finezt kommen zwei Headliner aus der Dubstep- und Drum & Bass-Szene in die Staft. Flankiert von einem gut kuratierten weiteren Line-up mit MxD, Nohlim, Kontingency, Hemilotl, Tr One, Mo:ody, Grawinkel, Heftique

House Music / Bar Azadi, 20:30 – 03:00 Uhr – Die Azadi-Bar wechselt in den House-Modus mit No Door Policy, Yamashitacid und weiteren DJs

Alles DUQO Closing / DUQO, 00:00 – 23:59 Uhr – Das DUQO-Closing läuft natürlich auch noch weiter – tagsüber in die nächste Nacht hinein … 

Haus 001 / xxx, 23:00 – 10:00 Uhr – Im Westen bebt heute Nacht auch ein anderes Haus – hier zu den Live- und DJ-House-Sets von Thujan, Brigade, Guni!la, Janthe und 2 Girls 1 Club

Konzert + Aftershowparty / Garage Ost, 19:00 – 03:00 Uhr – Das Pariser Duo Acid del Mar präsentiert live seinen soften contemporary R&B-Pop-Electronic-Mix, danach legen sie auch noch auf

Into The Woods / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Nach eher härteren Sounds wird es an diesem Wochenende wieder etwas smoother und deeper mit Downtempo und House von Panne Möhre, Elbasto360 und Neomint

KW 13 – Freitag

Sad vibes an diesem Wochenende – das DUQO schließt. Heute startet die lange Closing-Party.

frohfroh-Tagestipp //

Alles DUQO Closing // DUQO // 20:00 – Sonntagnacht
w/ 160gb, 2D1G, Anjin x Lukas, Barbarello b2b2 DJ Bordbistro, Blond Felice, Boris, Crazymo & Qballo, Davy, Desperate House Guy, DJ Aquaplanung, DJ Ragequit, DJ Softice, DJ Luiser, Eli the Damaja, Gabi b2b Re:mote, Goldie, Goody, Hermon, Hmdi, Iovedaddyz, Isosportler, J<3SS, Jacob Sister, Josepha Wawa, Lulu & Nell, Lyn Schöne, Mauro Caracho, Mbius, Midnxght, Minthrill, Miss Take, Mpulle, Mustafary, Nugget, Olumna, Oliv, Quatro Piraguas, RaverPik, Rico Giraffa, Sam, Shuray & Walle, Submod, Sweetboyz, Yowlandi, Zoch

Lange angekündigt, nun ist es so weit: Das DUQO schließt nach nicht mal einem Jahr seine Türen. Schade schade, hatte der Club doch musikalisch und konzeptionell für frischen Wind in der Leipziger Clubszene gesorgt. Doch die Zeit ist einfach nicht easy, um ein ambitioniertes Clubprojekt mit wenig Eigenkapital hochzuziehen. An dieser Stelle: Danke und Respekt für die DUQO-Zeit.

Zum Abschluss gibt es nochmals eine lange Party mit lokalen und überregionalen Friends des Clubs. Musikalisch super divers zwischen Breaks, Hardgroove, Techno, Trance, House und und und … Den Timetable findet ihr hier.

We’ll miss you, DUQO!


Außerdem heute //

Medea Club / Cxserve Lindenau, 20:00 – 05:00 Uhr – Premiere einer neuen internationalen Queer-Party-Reihe. Zum Start gibt es ein Synth-Wave-Live-Set der Barcelona-based Band SDH (Semiotics Department of Heteronyms) sowie 8Bit-Live-Noise mit Oliotronix. Danach geht es dark und latin-wavig mit den DJs Tau Ceti & Maria Maris weiter

Maniac: Shift / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Die Maniac-Crew wagt ein interessantes Experiment: Eine lokal-internationale Techno-Party, ohne vorheriges Line-up-Announcement – doch bei Maniac gilt: Immer spannend. Wir haben sie auch gerade im Porträt.

Trappin / Elipamanoke, 23:00 – 08:00 Uhr – Die Trappin-Reihe wirft mal wieder alle Genre-Grenzen ein. Das heißt: Garage und Grime treffen auf Hard Groove und House spwie auf Trash und Rave-Edits. Mit dabei sind DJ Sportschuh, Minako, Richie Rollin, No Mercy, Scrappy Coco, Gigi Spears, Karmaxutra, Preciouss, Rocco Beton, Yami

Aufgelauscht / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Die Radio-Show „Aufgelauscht“ wechselt in den Club – mit viel Techno von High Know, Michelle, Dan Is, Bucke, Tripp, le, Strom.er, Da Phonic

FLINTA* Open Decks / Garage Ost, 19:00 – 03:00 Uhr – Noch ein Surprise-Line-up heute Abend: Hier FLINTA*-only, mit verschiedenen Styles und viel Raum zum Networking, Ausprobieren und Dancen natürlich

Finest Selection / Kulturlounge, 23:00 – 08:00 Uhr – Local-Hero-House und -Techno mit Neele, SFTI sowie Thomas Heinrich & Andreas Eckhardt

Party-Crew mit Label-Anschluss: Maniac

Seit rund drei Jahren bringen die Maniac-Partys einen zeitgenössisch-groovenden Techno-Sound in die Leipziger Clubkultur. Im Februar hat die Party-Crew nun auch ein Label gegründet. Wir stellen es näher vor.

Im November 2022 launchte Maniac als Party erstmals – damals im Rahmen der Between-Reihe vom Elipamanoke. Es folgten sehr schnell auch Ausflüge in andere Clubs wie die Neue Welle, Kulturlounge und das Mjut. Offensichtlich traf der „fast rolling and groovy sound“ von Maniac schnell einen Nerv bei den Leipziger Clubgänger:innen. Schnell und treibend, aber eben auch nicht zu hart. Ein perfekter Sound offenbar, um alte und junge Rave-Generationen zu vereinen.

Zur Gründungscrew gehörten Jonathan (alias Håstad), Lisa (alias Azil) und Momo – nach der Premiere im Eli kamen auch Elmar und Hanna (alias Schuma Christ) dazu. Neuestes Mitglied ist Linus (alias Wemory), seit Ende 2024 dabei. Maniac hat also einiges vor und lotet gern verschiedene Formate und Kooperationen aus. So gab es neben klassischen Clubevents auch schon ein Open Air sowie eine Listening Bar. Und seit dem 1. Februar 2025 ist Maniac auch ein Label. Richtig mit Vinyl-Release und einem extrem gelungenen Start – wir haben die erste Compilation gerade in unserer neuen New-In-Ausgabe vorgestellt.

Der Weg zum Label

Die Idee für ein Maniac ging dem Kollektiv schon länger durch den Kopf, spätestens als das zweijährige Jubiläum näher rückte: „Wir haben durch unsere Veranstaltungen mit so vielen talentierten Künstler:innen und Produzent:innen zusammengearbeitet, dass wir ihnen gern auch diese Art von Plattform geben wollten“, meint die Crew im frohfroh-Hintergrundinterview. Erleichternd kam hinzu, dass Jonathan beim Leipziger Schallplattenpresswerk R.A.N.D. Muzik arbeitet. Logisch, dass da ein Maniac-Label direkt mit Vinyl startet.

Die Katalognummer 1 ist eine gut kuratierte 4-Track-Compilation. Neben Maniac-Resident Elmar gibt es da ein Wiederhören mit der längst etablierten Carlotta Jacobi sowie unserer Leipzig-Neuentdeckung Iglo. Mit Egotot kommt auch noch etwas Wiener-Techno-Sound auf die „Vol. 1“. Alle vier Acts liefern sehr packende Tracks ab – jed:r mit einem eigenen Twist. Während Carlotta Jacobi den Spannungsraum zwischen Detroit und Dub auslotet, arbeitet Egotot mehr mit einem rollenden Groove, Iglo forscht weiter an dem gewagten Einbetten von klassischen Gesangsstimmen und Elmar bewegt sich in einem eher kalten, industrial-geprägten, diffus-pulsierenden Soundästhetik. Kein Track, der hier schwächelt – eine äußerst gelungene Premiere, heißt es auch schon bei New In Feb 2025.

Nach diesem überzeugenden ersten Release hat die Crew nun verständlicherweise Lust auf mehr. Sie betont aber auch, dass dies für sie ein stetiger Lernprozess ist und es noch keine konkreten Zukunftspläne für das Label gibt. Denn: „Einen Release auf die Beine zu stellen, ist mit hohem finanziellen und physischen Aufwand verbunden. Und da wir alle neben unseren Partys voll im Studium, in der Ausbildung und / oder in der Lohnarbeit stecken, braucht es meist etwas mehr Zeit.“ Doch so oder so soll der Fokus erstmal auf crew-internem Output liegen, bevor auch externe Demos veröffentlicht werden.

Next Level – Maniac: Shift

Am 28. März 2025 folgt direkt das nächste-Experiment in der Neuen Welle – Maniac: Shift. Eine neue Party-Linie mit lokal und internationalem Line-up, das aber nicht vorab veröffentlicht wird. Kein komplett neues Konzept, das Elipamanoke fährt mit der „Made2Fade“-Reihe ein ähnliches Konzept. Doch für die Maniac-Crew ist es dennoch ein Wagnis. Aber eines, das durchaus aufgehen kann – immerhin hat sich die Reihe eine Fanbase erspielt, die auch unabhängig vom Line-up zu „ihrer Maniac“ gehen wollen.

„Wir haben in letzter Zeit immer mehr die ganzen Mechanismen und bestehenden Strukturen wie z. B. astronomische Gagen für Headliner, Social-Media-Präsenz und deren Auswirkungen, Clubsterben etc. der ‚Technoszene‘ hinterfragt und wollen nun mit Maniac: Shift den Fokus wieder zurück auf den Underground und die Community rücken“, meint die Crew dazu. Guter Ansatz, guter Vibe, alles Gute für euch Maniacs.

Neustart: Koordinierungsstelle Nachtleben

Anfang des Jahres wurde die kurz davor ausgelaufene Koordinierungsstelle Nachtleben Leipzig neu ausgeschrieben. Nun steht die neue Besetzung offiziell fest – und sie stößt auf durchaus geteilte Meinungen.

Anne Petzold wird ab dem 1. April 2025 die beim LiveKommbinat Leipzig e. V. angelegte Koordinierungsstelle Nachtleben übernehmen. Eine durchaus wichtige Position, erfüllt sie doch eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen der Clubszene sowie der Politik und Verwaltung von Leipzig. In ihrer neuen Rolle soll Anne Petzold neben der Koordinierung des NachtRat Leipzig auch Weiterbildungs- und Vernetzungsangebote für die Akteur:innen der Nachtkultur etablieren, die Mitteldeutsche Nachtkulturkonferenz 2025 mitorganisieren und an der Zukunftsstrategie Nachtkultur mitarbeiten.

Gemeinsam mit dem Fachbeauftragten für Nachtkultur, Nils Fischer, und dem NachtRat bildet die Koordinierungsstelle die Botschaft der Nacht – ein personeller Zusammenschluss, der die Relevanz der Club- und Nachtkultur in alle Richtungen verdeutlichen und Lösungen für deren aktuelle Herausforderungen finden soll. Dass die Koordinierungsstelle vom LiveKommbinat Leipzig e. V. getragen wird, ist rechtlich bedingt: Der NachtRat hat als Gremium keine Rechtsform und kann daher keine Fördermittel beantragen und Mitarbeiter:innen anstellen.

Den Weg für die erst vor zwei Jahren geschaffene Stelle ebnete Kristin Marosi. Sie war maßgeblich an der ersten Entwicklung der Themen, Leitbilder und Netzwerke beteiligt, erzählte sie kürzlich in unserem Hey-Hey-Podcast. Anne Petzold knüpft hier an. Seit über 20 Jahren lebt sie in Leipzig. Sie war in dieser Zeit eng mit der Distillery sowie den damit verbundenen Projekten wie dem Think-Festival sowie der Club- und Kulturstiftung zum Ausbau des Gleisdreiecks als Club-Location verbunden und kümmerte sich dort um die Öffentlichkeitsarbeit.

Parallel war sie für den sächsischen Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft aktiv. Im Rahmen des Projektes Pop Impuls entwickelte sie zum einen das Musikkiosk-Format mit, das Musikschaffende abseits der sächsischen Metropolen beratend und vernetzend unterstützt. Zum anderen arbeitete sie an der Konzeption für das Pop-Impuls-Nachfolge-Projekt „Büro für Popkultur und Musik in Sachsen“ mit. Und beim LiveKommbinat initiierte sie den „Disko-Stammtisch“ für Clubcrew-Mitglieder.

Zuspruch und Kritik

Eine perfekte Kandidatin für die Koordinierungsstelle Nachtleben also – immerhin gab es ingesamt 21 Bewerber:innen? Unter dem offiziellen Announcement-Post des NachtRat und LiveKommbinat Leipzig zur Ernennung von Anne Petzold findet sich durchweg positiver Zuspruch. Doch das Stimmungsbild innerhalb der Nachtkultur ist keinesfalls so eindeutig zustimmend. Im informellen Austausch mit verschiedenen Akteur:innen der Leipziger Szene wird zwar ihre Aufgeschlossenheit und ihr Engagement hervorgehoben; es lassen sich aber auch kritische Stimmen vernehmen.

Ein häufig genannter Punkt ist, dass mit Anne Petzold eine Person gewählt wurde, die bisher eher in der institutionalisierten, wirtschaftlich orientierten Seite der regionalen Pop- und Clubkultur tätig war. Eine tiefere Connection zu alternativeren Bereichen der Clubkultur lasse sich jedoch nicht aus ihrer beruflichen Vita ableiten. Doch die überaus diverse Leipziger Nachtkultur lebe eben auch ganz entscheidend von den freien Veranstalter:innen, den Non-Profit-Nischenprogrammen, den Underground-Labels, den Off-Spaces sowie den meist ehrenamtlich organisierten Kollektiven. Sie leisten eine wichtige Basisarbeit, indem sie immer wieder neue Impulse liefern sowie Newcomer:innen und Reihen aufbauen, von denen wirtschaftlich am Ende besonders etablierte Clubs und Livemusik-Spielstätten profitieren. Eine adäquate Wertschätzung und Stärkung für diese Teile der Szene gab und gibt es jedoch bislang kaum, offenbar auch nicht bei der Botschaft der Nacht – abgesehen vom Engagement für das Leipziger Open-Air-Konzept, das lokalen Kollektiven legale Flächen für Day-Raves unter freiem Himmel ermöglicht.

Alle Akteur:innen der Clubkultur in den Blick nehmen

Klar, die Botschaft der Nacht ist ein noch junger Überbau zur Förderung der Leipziger Nachtkultur. Die drei Säulen dürften sich alle noch immer in progress befinden. Allerdings bleibt zu hoffen, dass die nun nochmals von der Stadt Leipzig weiterfinanzierte Koordinierungsstelle Nachtleben nicht nur eine rein clubfokussierte Funktion erfüllt, die Clubkultur in erster Linie als wirtschaftlichen Standortfaktor einordnet und weniger als sozio-kulturellen und kreativen Entfaltungsraum für unterschiedlichste, teils marginalisierte, Gruppen und gesellschaftliche Utopien.

„Mein Ziel ist es, die Anliegen der Akteur:innen mit Verwaltung und Politik in Einklang zu bringen, um gemeinsam tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln“, wird Anne Petzold in der offiziellen Pressemitteilung zitiert. Inwieweit sie tatsächlich die Anliegen aller clubkulturellen Aktiven aufgreift und vertritt, wird sich in den nächsten anderthalb Jahren zeigen – solange ist die Stelle erstmal sicher finanziert. Entscheidend dafür sind sicherlich viel Empathie und ein subtiles Gespür für das besondere Spannungsverhältnis der historisch gewachsenen und äußerst vielschichtigen Strukturen sowie den immer neuen Einflüssen der Leipziger Nachtkultur.

Foto: Magdalena Ochoki

Korrekturhinweis: In einer früheren Variante stand, dass Anne Petzold seit fünf Jahren in Leipzig lebt. Dies ist jedoch nicht korrekt und basiert auf einer Fehlinterpretation. Die Stelle ist nun korrigiert.