Kator „Morning Tram/Ebula“ (Liquid Drumz)

Es gibt Nachwuchs im frohfroh-Autoren-Stamm. Neu hinzu kommt Stefan, dem einen oder anderen sicher bekannt als DJ und Producer sH1. Zum Einstand stellt er die erste EP von Kator vor.

Das britische Digitallabel Liquid Drumz möchte „musical Drum’n’Bass from artists worldwide“ featuren. Angelangt bei Katalognummer 006, erschienen Ende Mai zwei Tracks des Leipziger DJs und Produzenten Kator, der sich zusammen mit seinem DJ-Partner Romenskie ebenso dem Projekt Modern Trips widmet. Beide sind innerhalb Leipzigs keine Unbekannten mehr, bespielen sie doch seit gut einem Jahr zahlreiche Clubs der Stadt und gelten so als unbestrittene „Nachwuchshoffnung“ der Leipziger Drum’n’Bass-Szene, die sich in den letzten Jahren eher gesund schrumpfte als ein stetiges Wachstum aufzuweisen.

Umso interessanter ist das musikalische Schaffen von Kator, der selbst noch nicht das zwanzigste Lebensjahr erreicht hat, sich aber einer Soundästhetik verpflichtet fühlt, die Anleihen an die Samplekultur der 90er-Jahre aufweist. Zur Erinnerung: ähnlich wie in der goldenen Ära von HipHop, Drum’n’Bass damals eine Musik, die viele Ideen aus dem Funk und Soul der späten 60er und frühen 70er-Jahre rekrutierte. Anders als heute wurde dem Sampler gegenüber Synthesizern eine größere Bedeutung beigemessen.

Sowohl in „Morning Tram“ als auch in „Ebula“ spiegeln sich diese Aspekte wider. Die A-Seite besticht durch kurze Streicher-Loops und Bläsersätze. Beide vermitteln den Vibe eines Oldschool-HipHop-Instrumentals, der beim Einsatz von Beat und Bassline noch verstärkt wird, wenngleich sich die rhythmischen Linien traditionellen Drum’n’Bass-Mustern bedienen.

„Ebula“ schöpft sein Material aus einer altbekannten Samplequelle. Wer sich noch an „Fensterplatz“ von Blumentopf erinnert wird hier Aha-Effekte verspüren. Beide Tracks lassen sich durch die kurzen und prägnanten Phrasen durchaus als funktionell beschreiben. Gute Arrangements und ausgefeilte Filterverläufe, detailliert ausgearbeitet und auf den Punkt gebracht.

Insgesamt also ein solides Release passend zur Jahreszeit, eine Reminiszenz an alte Tage für Freunde der Sampledelia. Zwei Tracks die sich nicht dem Anspruch unterwerfen, innovativ und vorausschauend zu sein, eher dafür gedacht sich alter Tugenden zu besinnen.

Kator Soundcloud
Liquid Drumz Website

K Moss – Kopie und Taperauschen

Es gibt Neues von Kassem Mosse. Zwei Kleinigkeiten sozusagen – aber nur was das Format angeht. Bei Mikrodisko ist es eine 7“, bei seinem eigenen Label Ominira ein Tape.

Kassem Mosse „Musical Generics“ (Mikrodisko Recordings)

Ich verschreibe mich bei Mikrodisko immer wieder – Mirkodisko kommt dann heraus. Hier geht es aber nicht um Mirko, sondern um Kassem und um die siebte Platte des Labels, das Mikrodisko heißt. Zur siebten Nummer im Katalog passt eine kleine 7“ natürlich bestens. Das Kleinformat wird aber noch weiterführend inszeniert – als handliches, musikalische Zeichen aussendendes Artefakt für das Ausloten zwischen Original und Kunst.

Die EP „Musical Generics“ beschreibt nämlich auf wunderbar markt- und wissenschaftsorientierte Weise ein Konzept von günstigeren Nachbauten. „musical generics sind wirkstoffgleiche kopien von bereits unter einem markennamen auf dem markt befindlichen, häufig durch patente geschützten, musikalischen präparaten“, heißt es gleich zu Beginn des Info-Textes von Mikrodisko.

Im Prinzip wird hier die Praxis der Pharmaindustrie die Wirkstoff-Lizenzierung zur Herstellung von günstigeren Kopien zu behindern auf die Musikindustrie übertragen. Mit einem Augenzwinkern zwar, aber wenn man es abstrahiert, dann ist die Frage nach Original und Kopie im MP3-Zeitalter durchaus spannend.

Gerade bei diesem Format kann es diese Trennung nicht mehr wirklich geben. Die „Musical Generics“-EP wird es in beiden Formaten geben. Ist dann das im Download-Shop gekaufte File weniger ein Original als die 7“?

Unabhängig davon brilliert Kassem Mosse wieder einmal auf beiden Seiten. „7am“ ist mit rasantem Tempo, schnarrender Bassline und hell-schwingenden Chords unterwegs. „7pm“ ist dagegen eine brüchig-stolpernde Synthesizer-Wolke, dicht und atmosphärisch. Ein guter Track um einen Abend zu beenden – und zwar wirklich.

Übrigens hat der britische Online-Shop junoplus gerade ein Interview mit Kassem Mosse und Even Tuell. Im Fokus steht hauptsächlich das Label Workshop, doch es geht auch kurz um Leipzig und Kassems Einfluss auf die britische Dubstep-Szene.

Wireframe Ascent „Frames 4&7“ (Ominira)

Auf seinem eigenen Label Ominira kam schon im April das zweite Tape heraus. Dieses Mal von einem Artist namens Wireframe Ascent. Zwei bedrückend harsch und dunkel klingende Synthesizer-Sessions sind darauf – jeweils über 30 Minuten lang.

Der Begriff „rough“ bekommt mit dem „Frames 4&7“-Tape noch einmal eine neue Bedeutungstiefe. Da ist das schimmernde Diamant-Leuchten sehr tief versteckt. Aber es gibt es. Man muss sich darauf einlassen, mit all dem Rauschen aus dem Kassettendeck.

Es soll noch mehr kommen in diesem Jahr – und wahrscheinlich wird Ominira das eigenwilligste Label der Stadt. Wetten?

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Jungspund und Klassiker

FM Musik und Instabil haben zwei neue EPs draußen – und beide überraschen aus verschiedenen Richtungen.

Dub Resort „Golden Nights“ (FM Musik)

Frankmans Label FM Musik hat den Digitalvertrieb ja als Frischzellenkur für sich entdeckt. Seit gut einem Jahr gibt es recht regelmäßig neue Veröffentlichungen. Mitte Mai kam „Golden Nights“ von Johannes Wägner alias Dub Resort heraus. Ein 23-jähriger DJ aus Berlin, der erst seit Ende 2010 unter diesem Namen Deep House produziert und wahrscheinlich zu den Residents des Berliner Golden Gate-Clubs gehört.

Doch auch schon davor saß er als Mentelibre im heimischen Studio. So ein bisschen klingt die Geschichte also wie die von anderen House-Spunden wie Manuel Tur. Und die Deepness von Dub Resort ist ebenso allumfassend – von den federnden Bassdrums, den warmen Chords. Bei „Deepressure“ schwingt auch eine hörbare Dub-Tiefe mit – mein Favorit.

„Laos“ ist dagegen sehr poppig. Mit diesen Soul-Vocal-Fetzen habe ich so mein Kränzchen, auch der Sound orientiert sich sehr an den klassischen Deep House-Parametern. Bei „Wednesday“ kommt mir irgendwie Luna City Express in den Sinn. Vielleicht liegt es an den lang gezogenen Chords und dem gedämpften Preacher-Vocal im Hintergrund. Eine erstaunlich reife EP ist es aber unbestritten.

G-Man-The-Dukes-InstabilG-Man „The Dukes“ (Instabil)

Instabil gräbt sich mit seiner Katalognummer 26 ein wenig in die Geschichte der elektronischen Musik. Zwei Tracks von G-Man alias Gez Varley, Gründungsmitglied der britischen Heroen LFO. Nach seinem Ausstieg 1996 hat er eine beachtliche Diskografie aufgebaut.

Seine „The Dukes“-EP hat zwei abdriftende, straighte Techno-Tracks mit viel Detroit-Schwelgerei und verschlungener Dub-Wärme. Herrlich oldschool und angeraut klingen die Sounds, wobei „The 16th Duke“ noch gehörig mehr Schub hat.

Beide Stücke sind klanglich sehr nah beieinander, als ob sie aus einem Set stammen. Trotz der spontan klingenden Arrangements entfalten sie auch eine wohltuende Unaufgeregtheit. Sehr schön.

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Studio Studio – LXC

Es geht weiter bei unserer kleinen Reise durch die Stuben von einigen Protagonisten der hiesigen Szene. Und wir landen direkt in einem Hinterhof der Südvorstadt – bei Alphacut-Betreiber LXC.

Das Spiel bei Studio Studio ist einfach – es gibt ein Foto und es gibt ein paar Worte vom Besitzer des abgebildeten Raums. Bei LXC blieb es nicht nur bei ein paar Worten. In großer, fast gastfreundlicher Ausführlichkeit nahm er sich die Zeit sein Interim-Studio zu beschreiben. Lest und seht selbst – das Bild vergrößert sich übrigens, wenn man darauf klickt. Aufgrund des langen Textes gibt es mehrere Bilder verteilt zu sehen. Damit erspart ihr euch ein langes Hochscrollen.

Fotografiert hat wieder Christian Hüller.

„Bevor wir direkt zum Nerd-Modus übergehen, will ich dazu sagen, dass ihr oben mein derzeitiges Interim-Studio seht – recht gemütlich gelegen in einem Hinterhof im Herzen der Südvorstadt… Derzeit bastle ich an einem neuen Musikzimmer, dann wieder zu entspannt zu Hause. Alles auf dem Bild stammt übrigens nicht aus dem Katalog oder wurde mal eben fix zusammengekauft: Die ersten Geräte waren um 1996 herum einfach notwendig, da Musik-PCs noch nichts richtig auf dem Kasten hatten. Seitdem wurde immer wieder nebenbei gesammelt und getauscht. Irgendwann ist die kritische Menge an Equipment erreicht, das Studio wird irgendwie zum schwarzen Loch und aus unerfindlichen Gründen steht einfach immer mehr da.

Ganz links auf dem Bild kann man ein wenig das Chaos um das Studio erahnen, alles geht unter in Kartons und Verpackungsmaterialien, Reparaturprojekten und Ebay-Anwärtern. Unten links sieht man den ‚Gakken’, der neben dem komischen Namen mit einem kleinen Stift für das Anspielen der Töne, einer minimalen simplen und schön dreckigen Klangerzeugung und dem Bombenpreis von 30 Eiern direkt aus Japan zu euch nach Hause kommt. Tödliches Live-Intro-Tool! Das Flaschenchaos drum herum bleibt bitte unkommentiert – ich bin ja froh dass man hier wenigstens erahnen kann, dass in dem Raum gearbeitet und nicht nur gesoffen wird.

Desweiteren links im Bild das obligatorische Expedit, mit den Rinden für Tag und Nacht, zum Tanzen oder zum Gehirnstürmen: Drum’n’Bass von deep bis Atomstrom, Dubstep, Downtempo, Breakcore, Hardcore, IDM, Noise, Ambient und auch Handgemachtes. Die bunten Scheiben vorn an sind ein kleiner Ausschnitt aus dem Farbtreiben des Hauses von und zu Alphacut.

Nebenan schließt sich konsequenterweise der Auflegebereich an, und ja: Der Mixer steht LINKS von den beiden Technics, da ich so nicht ständig umdenken muss zwischen Fader führen und Platte ‚angrabschen’. Und, ja, ich habe kein Problem mit den doppelten Mitten des Allen & Heath und präferiere diese Mixer immer noch kilometerweit vor anderen, vor allem ob der besseren tontechnischen Eigenschaften: Der riesige Headroom ermöglicht saubere Mixe in jeder Lage und ohne die zwei unabhängigen Filter im Xone 92 könnte ich glaube ich gar keine feingliedrigen Übergänge mehr hinbekommen.

Studio Studio #2 – Musikzimmer von LXC (Foto: Christian Hüller)Mittig im Bild der Control Tower, der Schaltschrank, der Effekt-Turm. Was man nicht sofort glaubt, ist, dass das Teil Rollen hat und im Raum theoretisch frei beweglich ist. Ganz unten befinden sich die Band-Echos: z.B. ein Watkins Copycat im niedlichen Köfferchen (übrigens mein erstes echtes analoges Effektgerät, danach war ich süchtig nach dem Scheiß). Da es allerdings nur drei feste Echozeiten bietet, mussten dann zwei Dynacord Echocord Mini in Stereo ran, die einen stufenlos verstellbaren Tonkopf haben und denen sich schöne dreckige Effektspielereien betreiben lassen. In der unteren Hälfte sind noch ein paar digitale Echos im Rack, ein Dynacord DRS 78 für den ultimativen Klaustrophobie-Hall, ein Aria-Delay aus der 80er-Billigecke für trashige Sachen und ein Lexicon PCM 42 als die wohl solideste Delay-Waffe, die jemals gebaut worden ist.

Darüber kommt das wohl wichtigste Tool in diesem Effektstudio: Die vollanaloge verzögerungsfreie Stereokette, in der Reihenfolge patchbar, einzeln hart Bypass-fähig, mit: dem Vermona DAF1 Stereofilter, der auch der Signalhüllkurve folgt und somit als spezielles Noisegate verwendbar ist, weiterhin mit dem AKG TAPCO 4400 Federhall – mein absoluter Favorit in dem Gebiet, da er diese wunderbaren metallischen Obertöne mit mehr Brillanz hervorzaubert als alle anderen Geräte die ich kenne – einem Vermona PH1 Phaser für den Lee-Perry-Faktor, einem billigen aber gutem japanischen Aria AR 252 Federhallgerät, um nochmals bei Bedarf von hinten breiten Hall anzudicken, einem SPL SX2, der psychoakustisch mit den Phasengängen jongliert und z.B. zusätzliche Harmonische für etwas zu morastigen Federhall ermöglicht und schließlich ein DBX 1066-Kompressor als Arbeitstier für Verstärkerrauschen und Pegelspitzen.

Im oberen Drittel hängen noch ein paar Staubfänger wie z.B. ein geborgter alter S 1100-Sampler von Akai, der leider so nostalgisch ist, dass es jeder Usuability-Diskussion entbehrt. Darunter ein additiver Synth, für den ähnliches gilt. Schließlich noch eine ultimative Geheimwaffe eines frei operierenden Schraubers aus Berlin, ein Monofilter namens ‚Ebbe & Flut’ – die absolute Oberklasse was Sounddesign angeht. Nicht ganz billig, aber eben direkt und fair vom Ingenieur zu erwerben und wirklich mit Abstand das Schärfste in Headroom, Klangqualität, Semi-Modularität, Flexibilität und Soundgewalt. Tipp!

Studio Studio #2 – Musikzimmer von LXC (Foto: Christian Hüller)Ganz oben im Rack ist noch der Billo-Verstärker S75 von Thomann, der die RFT BR-25-Monitore füttert – eine Kombination die wenig populär ist. Zu Unrecht: Der Amp hat ein sehr einfaches Schaltungsdesign und somit eine Qualität, die man sonst erst in der Oberklasse wiederfindet. Und die RFT-Boxen wurden damals von Musikelektronik Geithain dimensioniert – ziemlich transparenter Sound und schön linearer Frequenzgang für um die 200 Mäuse. Bei Bedarf an Bass kann man einfach einen Grafik-EQ davor hängen – die kleinen Dinger gehen bis 5 Hz in den Keller, keine Sorge! Und ja, sie hängen bei mir von der Decke. Was sich als Notlösung ob fehlender Ständer ergab mag ich jetzt nicht mehr missen.

Der ganze bisher genannte Spaß läuft über eine mehr oder weniger chaotische doppelte Patchbay in mein Mackie 16-Kanalpult, das auch für relativ wenig Geld sehr sauber arbeitet. Darauf aufliegend sieht man noch einen Vermona DRM 1 Mk II-Drumexpander, der für Beatlayerings ganz praktisch ist, um sich sehr schnell analoge Drumsounds zum Andicken je nach Bedarf zusammenzuschrauben. Solo ist er allerdings eher nicht zu empfehlen, und schon gar nicht unbearbeitet.

Als Schaltzentrale nach dem Pult dient ein Ebay-Laptop mit einer Motu Ultralite Mk I, einem 4fach-MIDI-Interface, Wandlern für CV/Gate und analoger Clock und dem guten kleinen Trigger Finger zum Beats eintippen und DAW steuern. Softwareseitig ist alles an Bord was man so kennt, da kochen wir ja alle nur mit Wasser, oder? Noch auf dem Tisch ist der Access Virus Synth, unerlässlich für alle komplexen Sounds, für die man sonst ein riesiges Modularsystem bräuchte, und eine 606 zum Festhalten von Pattern-Ideen – na gut, und für die Silberkistennostalgie auch, zugegeben.

Ganz rechts stehen noch zwei Roland-Keyboards, ein Alpha Juno 2 mit den amtlichen Holland-Rave-Staubsauger-Klängen – übrigens auch ein prima MIDI-Keyboard – und einer SH 101 für alles grundlegende, bassige, knarzige und analoge mit der nötigen Fettheit. Die macht sowohl Bomben-Subbässe als auch Acid Lines, oder einfach nur rauschige Flächen, und das alles ziemlich schnell mit ein paar Handgriffen. Ein sympathisches Arbeitstier eben. Ganz rechts, etwas schlecht zu erkennen, stehen noch zwei Kondensator-Mikrofone von Neumann für alles von Hand eingespielte, Instrumentalisten, Vokalisten usw. – in Transparenz, Tiefenstaffelung und einfach ‚Echtheit’ wirklich sehr beeindruckend.

Die zwei goldenen Kistchen oben auf dem Schrank sind übrigens eine unschlagbare Kombi der Sechziger, so sah ein Soundsystem-Amping damals aus: 100 Watt Röhrenendstufe mit vier Eingängen und dazu ein Röhrenband-Echo für die amtlichen Surfgitarren und Elvisstimmen – nur damit wurden Locations mit bis zu 500 Leuten beschallt, heute undenkbar, oder?

Viele kleinere Tools die ich noch verwende, um Sounds und Ideen zu entwickeln, sind auf dem Foto leider gar nicht drauf. Das liegt auch daran, dass ich nebenbei an einem Live-Koffer mit vielen kleinen Maschinchen tüftle. Aber das führt hier zu weit, ich bin mir eh sicher das bis hier runter keiner anders als quer gelesen hat. Falls trotzdem noch Fragen zu einem Gerät oder einer Technik auftauchen, oder bestimmte Sachen oder Arbeitsweisen unklar sind, dann kontaktiert mich! Bin auch immer gern in Kollaborationen, Aufnahmen und Effektmischungen sozusagen ‚verwickelt’. Alles weitere auf LXC808.COM … Bässte Grüße!“

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Udosson „Miniatures I“ (Petite:Unique Records)

Ambient hat es gerade nicht besonders leicht – nach den großen Electronica- und Clicks’n’Cuts-Jahren laufen viele Klangforschungen heute im Versteckten ab. In Leipzig engagiert sich Udosson auf viel versprechende Weise.

Scheinbar fehlen die Ruhe und auch das Bedürfnis nach einer Musik, die unter dem Kopfhörer am besten klingt. Der man zuhören muss, die vielleicht mehr Raum zum Entfalten braucht als andere. Aber das ist Spekulation. Fakt ist, dass wichtige Impulse fehlen: Mille Plateaux pausierte viele Jahre, Warp Records ist ein Komplett-Sortimentler geworden und die Netlabel-Szene hat es nie so recht geschafft eine weit umspannende Aufmerksamkeit zu erreichen.

Dennoch bleiben die ruhigen, verspielt bis experimentellen Tracks reizvoll. Und Udosson erinnert an diesen einstigen Reiz. Aus dem Vogtland stammt er. Chemnitz ist von da aus eigentlich nicht weit entfernt – doch für das dort residierende Label Raster-Noton ist Udosson zu wenig abstrakt.

Seit einiger Zeit lebt er in Leipzig und arbeitet mit dem jungen Label Petite:Unique zusammen. Fast genau vor einem Jahr erschien dort Udossons Debüt-Album. Zugegeben, damals ging es bei frohfroh zu Unrecht unter. Mit „Miniatures I“ legt er nun eine Digital-EP mit vier poetisch klingenden Tracks nach.

Schwelgerisch breiten sie sich aus, behutsam getragen von einer kaum vertrackten Rhythmik. Teilweise schwingt da auch ein naiver Wohlklang mit, etwa dann, wenn die Melodien weit ausholen und eigentlich auch gern einen Pop-Song begleiten würden. Sehr ausgereift klingen Udossons Tracks, ausgeglichen in den Arrangements und der Grundstimmung. Weich gezeichnet gestaltet Udosson eine träumerische Klangwelt in der Abenddämmerung.

Dass der Kitsch nicht die Überhand gewinnt, ist den kleinen versprenkelten Sounds zwischen den Harmonien zu verdanken. Sie sind der spannende Sand in einem an sich sehr reibungslos funktionierenden Getriebe. Wie gesagt: es braucht Kopfhörer und ein wenig Zeit, um sich auf „Miniatures I“ einlassen zu können. Aber die rund zwanzig Minuten lohnen sich.

Petite:Unique Website
Udosson Website

Leipzig – Copenhagen – Glasgow – Amsterdam

Alphacut legte im April schon in gewohnter Manier eine neue Split-EP vor. Am anderen Ende der Stadt wird hingegen gerade ein neues Label für poppigen Dub gelauncht – die Leipzig-Achsen werden erweitert.

Alphacut-23Morphy / Phuture-T „Suspension Dub / Crown Ether“ (Alphacut Records)

Der Alphacut Records-Katalog wächst beständig, und mit fast jeder neuen Platte kommt ein neues Gesicht in den offenen Künstlerstamm hinzu. Auf der Nummer 23 ist es Phuture-T aus Amsterdam. Als Teil des dort beheimateten Artist-DJ-Kollektivs Reactor Studios Amsterdam scheint er in den Niederlanden kein unbekannter mehr zu sein. 2009 erschienen erste Stücke von ihm.

2011 soll es aber richtig losgehen. Auf seinem Soundcloud-Profil wird einiges angekündigt – unter anderem ein weiteres Stück auf der nächsten Alphacut-Platte. Aber erstmal zur 23: sein „Crown Ether“ ist ein dicht schwebender Drumfunk-Track, mit entfernt rasselnden Beats und gespenstisch unterkühlten Sound voller Synthesizerwellen und Samples. Sehr klassisch, zeitlos klingt abgedroschen, trifft es aber doch. „Crown Ether“ ist ürbigens das Vinyl-Debüt des Niederländers.

Morphy gehört schon seit einigen Monaten zu Alphacut Records. Sein „Suspension Dub“ hat ebenfalls etwas zeitloses – und ich frage mich, ob mir der Track so vertraut vorkommt, weil er so oft hier lief, oder es schlicht für seine Hit-Qualität spricht. Eine tief schwebende Bassline zieht den nach einem Soundtrack klingenden Ausflug des Schotten nach unten. Mit den hell flirrenden Fanfaren könnte mit „Suspension Dub“ auch ein Western-Film untermahlt werden – ohne Bonanza-Kitsch, aber durchaus ohne Strenge.

Kolortown-Sound-Is-Coming-1Kolortown „Sound Is Coming Part I“ (Kyoto Inc.)

Aus dem Umfeld von Statik Entertainment entsteht erneut ein Label: Kyoto Inc.. Und hier scheint eine Adresse für elektronisch sozialisiertem Dub mit Pop-Appeal zu entstehen. Das Debüt gehört dem dänischen Trio Kolortown. Dahinter stehen neben den Producern Jakob Ivarsson und Theodor Zox auch die Sängerin Nana Jacobi.

Als Xoki und Hieronymus waren sie bereits auf Dub-Pfaden unterwegs – vor sechs Jahren betrieben sie auch das Net-Label Kyoto_Digital, bei dem sogar einmal eine Daniel Stefanik-/Urban Force-EP heraus kam. Die Leipzig-Dänemark-Verbindung wird also intensiviert mit dem gemeinsamen Vinyl-Label – und es ist wohl indirekt auch eine Wiederbelebung mit anderen Mitteln des eingestellten Netlabels.

„Sound Is Coming Part I“ ist eine Vier-Track-EP mit langsamen, völlig entschleunigten Dub-Forschungen. Eher in Richtung Rhythm & Sound als Jahtari. Auch Nana Jacobis Gesang prägt die Stücke auf eindeutig europäische Weise – kein klassischer Dub mit imitierten Vocals.

Bei „Let Us Go“ und „Summertime“ kommt zusätzlich der Dub-Techno-Background von Theodor Zox hervor. Aber weitaus weniger geglättet wie bei seinen EPs auf Thinner und anderen Netlabels. Insgesamt sind die Stücke sehr ausgewogen und angenehm unprätentiös. Ein guter Einstand. Und der EP-Titel deutet auf weitere Kolortown-Veröffentlichungen an.

Alphacut Records Website
Kyoto Inc. Discogs
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Dreimal alles neu

Remixe sind was tolles, manchmal auch unnötig. Aber prinzipiell ist das Neuverorten von etwas bestehendem ein spannendes Unterfangen. Drei Remix-Platten läuten hier daher diesen Montag ein.

A Forest „A Listener – Remixes“ (Analogsoul)

Los geht es mit A Forest, die gerade ganz gut nach vorn kommen. Nach der EP „A Square“ gibt es nun die passenden Remixe auf einer Net-EP dazu. Etwas tragisch ist natürlich, dass der großartige Lake People-Remix nicht hier enthalten ist. Inhaltlich hätte es gepasst, immerhin war Analogsoul quasi das erste Label, das einen Lake People-Track veröffentlichte – im letzten Sommer war das.

Das macht die „A Listener – Remixes“-EP aber nicht minder interessant. Von Touchy Mob und Micronaut sind zwei herrlich verschrobene und eigensinnige Versionen von „A Listener“ entstanden. Touchy Mob begibt sich waghalsig auf den House-Floor. Waghalsig, weil er eine klassische Deepnes anskizziert, sie dann aber komplett über den Haufen wirft, um einen Teil des Weges auf Electronica-Sohlen fortzusetzen. Ohne, dass hier wirklich ein Bruch entstehen würde. Toller Typ.

Der Leipziger Micronaut schiebt eine massive Bassline unter die Vocals. Der Song-Charakter bleibt hier noch erhalten. Und so ist nach gut drei Minuten auch Schluss. Es ist aber auch alles gesagt. Klinke Auf Cinch aus Jena nehmen das Tempo komplett raus. Slo-Motion im besten Sinne, mit organischem Jazz-Appeal. Eine sehr berauschte Version mit feiner Rhythmik kommt am Ende bei raus.

Martinez-Paradigm-Shift-Remixes-1Martinez „The Paradigm Shift Remixes Part 1“ (Moon Harbour Recordings)

Bei Moon Harbour geht der obligatorische Remix-Marathon nach einem Album los. In diesem Falle wird das Martinez-Album neu ausgerichtet. Der erste Teil der „The Paradigm Shift Remixes“ bietet mit Davide Squillace und Arado & Marco Faraone eine Menge funktionale und bewährte Leichtfüßigkeit.

Christian Burkhardt und Markus Schatz haben aber den etwas spannenderen Anteil an dieser EP. Markus Schatz fällt ja immer wieder durch sein Augenzwinkern auf. Sein „Paradigm Shift“-Remix fällt aus dem sonst geglätteten Rahmen der EP mit ausladenden Chords und hell reinstechenden Vocal-Samples heraus.

Klar, schlägt da auch die Rave-Leuchte etwas aus. Aber im Zusammenspiel mit den anderen Tracks ist das auch eine echte Erleuchtung. Christian Burkhardts „Solaris Unix Remix“ fällt genau in entgegen gesetzter Richtung aus dem Rahmen: nämlich als sehr treibender, etwas kratziger Track mit Techno-Background. Zwei Highlights also.

Marko-Fuerstenberg-Selected-Remixes-2Marko Fürstenberg „Selected Remixes 2“ (Ornaments)

Zuletzt wieder mal etwas von Marko Fürstenberg. Ornaments führt die „Selected Remixes“ mit ihm weiter – der Start des Berliner Labels wurde damit einst markiert. Und wieder geht es um ausgewählte Remixe, die erstmals auf Vinyl erscheinen. Vorher gab es die nur digital oder auf CD. Es sind Stücke aus den Jahren 2007 und 2009, was ihnen aber nicht anzuhören ist.

Ich kenne die Originale nicht und kann daher nicht unbedingt einschätzen wie weit die Marko Fürstenberg-Remixe davon abweichen. Die Spannweite ist auf jeden Fall weit: von sehr straightem Dub-Techno bei The Nautilus Project bis zu düster-treibendem Dub-Rave bei D.Diggler. Typisch Marko Fürstenberg, und dass ist nicht bös gemeint. Zu hören gibt es die Streams übrigens hier.

A Forest Website
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Moon Harbour Website
Ornaments Website
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Studio Studio – Sven Tasnadi

Es ist Mittwoch, der 18. Mai und wir starten unsere erste Serie – eine Foto-Serie, die einen Blick hinter die Kulissen bieten soll. Inspiriert von der Groove-Reihe „Musikzimmer“ nehmen wir ausgewählte Leipziger Producer und DJs in den Fokus, besser gesagt ihre Musikzimmer.

Es hat etwas Voyeuristisches, Fan-Tum galore, auch bei Facebook wächst die Zahl an Fotos aus den Studio- und Musikzimmern bekannter und unbekannter DJs und Producer. Und doch ist der Reiz zu groß.

Zusammen mit dem Leipziger Fotografen Christian Hüller wollen wir in unregelmäßigen Abständen neue Stillleben präsentieren, die vom Musikmachen und Musikhören erzählen. Still, aber nicht ohne Worte. Denn die Besitzer des jeweiligen Raumes beschreiben ihre eigenen Gedanken zu dem Abgebildeten. Zum Vergrößern des Bildes einfach auf das Bild selbst klicken. Es öffnet sich dann eine Light-Box.

Los geht es mit Sven Tasnadi.

„Fangen wir mal hinten an: Das Plattenregal ist ein Ikea-Standard – darin und davor stehen ca 500 platten diverser Styles. Es gibt auch noch ca 500 Alte von 1999-2005. Die lagern aber woanders.

Mein DJ-Setup besteht aus einem Pioneer 500 sowie zwei Technics 1210 SL – die sind mittlerweile 10 Jahre alt, aber immer noch tip top. Der Tisch für mein Studio-Equipment ist mein Gesellenstück. Ich bin gelernter Möbeltischler. Dazu gehört noch ein Aufsatz der sich aber als unpraktisch erwiesen hat und nun woanders sein Dasein fristet.

Die Boxen Yamaha HS 80 hab ich bei Dennis (Bender) zum ersten Mal gehört. Und ich fand, dass sie meinen Vorstellungen entsprechen. Meinen Rechner habe ich mir bei musikcomputer.de zusammenstellen lassen. Das kann ich nur empfehlen – auch nach sechs Jahren und ein paar Upgrades ist der immer noch perfekt. Super wichtig auf dem Rechner: eine Time Capsule für automatische Back-ups. Die zwei Bildschirme nutze ich für Ableton unten und für Analysing Tools oben.

Davor steht ein Midi-Keyboard von Miditech und von Natives Instruments Kore 2 zum Steuern von NI-Plug-ins. Das Mikrofon ist ein Kondensator Microphone von AKG auf das ich durch Stefan alias Juno6 gestoßen bin. Das läuft mit einem kleinen Röhren-Vorverstärker.

Ich habe noch einen Yamaha A 4000-Hardware Sampler. Der ist aber so lahm, dass ich ihn momentan nicht mehr benutze. Hardware wird in den nächsten Monaten aber wieder mehr ein Thema für mich werden. Aber da die ja bekanntlich nicht so billig ist, muss ich noch ein wenig sparen.“

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Lake People „Clockhands“ (Musik Gewinnt Freunde)

Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste Platte von Lake People erscheint. Zu viel versprechend und eigendynamisch hat sich das einstige Trickform-Nebenprojekt entwickelt. Nun ist es soweit.

Es ist scheinbar der Monat der Vinyl-Debüts. Erst Falk am Kann Records, nun also auch Martin Enke alias Lake People. Und sein Werdegang ist schon ganz beeindruckend. Als Trickform war er weit vom Dancefloor entfernt – warm und sanftmütig klingende Electronica-Stücke entstanden unter diesem Namen.

Lake People schien dann aus einer Laune heraus zu wachsen. Sicherlich haben auch die zahlreichen Live-Sets des letzten Jahres zu dem rasanten Lake People-Schub beigetragen. Der Bodi Bill-Remix vor wenigen Monaten war schließlich das erste offizielle Lebenszeichen. Nun die erste eigene EP auf dem Label vom Kollektiv Turmstraße.

Dort passen die Lake People-Tracks auch erstaunlich gut hin. Die Melancholie und die musikalische Dichte, der leichte Rave-Appeal und die starke Präsenz der Chords. Da ist die Electronica-Sozialisation von Martin Enke oft heraus zu hören. Hier geht es nicht um eine möglichst weitreichende Reduktion, es sind sehr emotionale Stücke auf der „Clockhands“-EP.

Sie beginnt übrigens mit einem Remix des Leipziger Electronica-Pop-Trios A Forest. „A Listener“ von dessen aktueller EP ist schon im Original ein großartiger Song. In der Lake People-Bearbeitung gewinnt es an Dynamik, ohne die Wehmut und Eingängigkeit einzubüßen. Wie schon bei dem Bodi Bill-Mix schafft es Lake People den ursprünglichen Pop-Charakter so weit es geht in einen Club-Rahmen zu übersetzen.

Bei den eigenen Stücken trägt er noch etwas mehr auf, mehr Opulenz, mehr Euphorie, ausladende Chords, teilweise nah an der Rave-Grenze. Manchmal ist das ein Tick zu viel, aber der hohen Emotionalität dieser Tracks ist sich schwer zu entziehen. Und insofern hallt diese EP lange nach. Dass es auch mit mehr Understatement geht, zeigt „A Few Deep Words“. Die „Clockhands“-EP dürfte aber erst der Anfang sein. Bei Acker Dub kommt demnächst ein weiterer Track heraus.

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Various Artists „Family Horror“ (Kann Records)

Wahrscheinlich hat sie schon die halbe Stadt – die neue Kann-Platte. Seit zwei Wochen muss sie im Freezone kontinuierlich im Highlight-Fach nachgelegt werden. Offiziell erscheint sie aber erst heute.

Es ist schon erstaunlich, in wie kurzer Zeit sich Kann Records zu einer festen Größe für Leipzig etabliert hat – vom smarten Newcomer zu einer neuen Eminenz, und dass in nur knapp drei Jahren.

Die Nummer 7 könnte neben der „00“ die bislang wichtigste Platte im Label-Katalog sein. Als Doppel-Vinyl im opulenten Farb-Cover ist sie nicht nur optisch eine selbstbewusste Ansage. Auch inhaltlich spannt sie gleich dreierlei Bögen: den zu den Machern selbst, zu neuen Gesichtern und schließlich zu einem weit über Leipzig aufgebauten Netzwerk.

Aber der Reihe nach: Die Betreiber Map.ache sowie Sevensol & Bender gehören auf diese Compilation keine Frage. Und gerade bei Jan Barig kristallisiert sich immer mehr ein uniquer Sound heraus, der unheimlich musikalisch ist. Piano-Loops, im Hintergrund liegende Streicher, verschieden geschichtete Vocal-Samples und ein trockener House-Beat. Etwas im Tempo runtergezogen, hätte aus „Enola“ auch eine amtliche Ballade werden können – voller süßlicher Melancholie.

Sevensol & Benders System ist noch etwas offener gestrickt. Nach dem still in sich ruhenden und flirrenden Track „Scuba“ im letzten Winter, ist „Molly“ offensiver und sehr geprägt von einem angerauten, deepen Detroit-Charme, der zum Ende hin sogar Electro-Synthesizer-Elemente nahtlos integrieren kann. Da schimmern die schönsten Momente von Delsin-Platten mit durch.

Ebenfalls von der US-Motorstadt inspiriert „Taunus“ von Falke. Falk Golz steckt hinter diesem sanft schwebenden, wehmütig schillernden House-Track. Und nach vielen Digital-Veröffentlichungen verleiht ihm der „Family Horror“-Beitrag den lange überfälligen Vinyl-Ritterschlag. An diesem Punkt beweist Kann Records gelungene Nachwuchsarbeit.

Neben diesen schlüssigen Leipzig-Bogen passt auch der Blick hinaus. Besonders Efdemins „Plenum“ auf dieser Platte zeigt, dass Kann Records angekommen ist im aktuellen House-Spannungsfeld Labels zwischen Labels wie Dial, Workshop oder Smallville. Auch Even Tuells spröde Hymne „Dramaqueen“, Dorisburgs super deeper und entspannt schwingendes „Emotion“ sowie Johannes Becks Ambient-House-Stück „Rendezvous“ schließen den Kreis in dieser Richtung.

Lässt man das ganze Namedropping und die Kontext-Einordnungen einmal beiseite, dann fällt die musikalische Breite von „Family Horror“ auf. Wie ein Konzept-Album ist es aufgebaut – mit einem tight schiebenden Efdemin bis hin zur unendlichen Gelassenheit eines Johannes Beck. Es gibt hier einfach keinen Aussetzer. Und zugleich haben Map.ache, Sevensol und Bender die Label-Messlatte ein ganzes Stück angehoben.

In der aktuellen Paperclip-Ausgabe gibt es übrigens ein Kann Recods-Special, inklusive Interview. Die passenden Shirts zur Compilation gibt es übrigens hier.

Kann Records Website
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Nachhaltig tanzen

Mit den ersten Sonnenstrahlen kam die Freude am Tanzen im Freien – und sie entfachte zugleich eine rege Diskussion über die Zahl, Qualität und die Folgen von Open Air-Partys. Teilweise ging es da sehr emotional zu. Mit „Nachhaltige Tanzkultur“ hat sich vor wenigen Tagen eine Plattform zu diesem Thema gegründet.

Auch bei frohfroh kam es Anfang April zu handfesten Wortwechseln. Im Zwielicht der Anonymität ging es da leider nicht immer ganz fair zu. Und es kamen ganz unterschiedliche Befindlichkeiten zum Vorschein. Bedrohen kostenlose Open Airs die herkömmlichen Clubs? Wer macht die Wiesen wieder sauber? Verwässert der Anspruch bei zu vielen Veranstaltungen?

„Nachhaltige Tanzkultur“ möchte der Diskussion einen sachlicheren Boden bieten. Hier das offizielle Statement zum Start:

„Viele Diskussionen werden in letzter Zeit losgetreten, mehr oder minder aufgegriffen und im schlimmsten Fall nicht zu Ende geführt. Man bedenke die heillose Openair-Diskussion, mit den Pro und Contras einer solchen Veranstaltung.

Viele haben ihre Gedanken dazu geäußert und versucht Schuldige zu markieren. So wurden u.a. Konsumenten, Veranstalter oder „unfähige“ Club-Betreiber als Verursacher gesehen. Diese Generalbeschuldigungen wollen wir nicht hinnehmen!

Es geht um ein Miteinander und nicht um ein gegenseitiges Zuschieben des schwarzen Peters. Wir sind für eine offene, konstruktive Diskussionsform, in der auch Platz für belebende Kritik an allen benannten Gruppen und Personen gegeben sein soll. Eine Subkultur darf sich nicht gegenseitig seiner Grundlagen berauben! Deswegen: Für eine nachhaltige Tanzkultur!“

Zwei Diskussionen laufen bei Facebook schon. Wer hinter der Aktion steht und ob sie über Facebook hinaus laufen soll, ist momentan noch nicht herauszubekommen.