KW 11 – Samstag

Für den KW 11-Samstag gibt es direkt zwei Tagestipps – und noch jede Menge weitere Nacht-Optionen.

frohfroh-Tagestipp #1 //

Queer Nach(t) CNNWTZ // Werk 2 // 21:00 – 03:00 Uhr
w/ BolognaExzess, Lena xx, :MUMM 

Geheimtipp am Samstag ist die 1. Queer-Nach(t) CNNWTZ im Werk 2. Eins lässt sich schonmal vorweg nehmen: Sekt wird hier in rauen Mengen fließen. Sehr passend dazu wird sich die Musik zwischen bouncy, groovy und gute Laune bewegen. BolognaExzess bringt dafür Italo Disco mit spacigem Touch auf den Dancefloor. Weitergegeben werden die Decks an Lena xx mit Trance. Am Ende kommt Vacanca-Member :MUMM mit einer Mischung aus Disco, House, Trance und technoiden Sounds.

Only for Queers + Allies!


frohfroh-Tagestipp #2 //

Hello at Bar Clubnacht // Ex-Mjut // 20:00 – xx:00 Uhr
w/ Baraka, Cleo SNK, Neuzeitliche Bodenbeläge (live), Toni Pfad

Im Erbe des Mjuts finden ja momentan wieder die ersten Partys statt. Hier wird noch ganz viel rumgebastelt und geschraubt und geschaut, was dann schließlich für ein Ort daraus entstehen wird. Als Teil der Experimentierphase gibt es diesen Samstag die nächste Party.

Auf zwei Floors geben sich Baraka, IfZ-Resident Cleo SNK, Neuzeitliche Bodenbeläge mit ihrer neuen (sehr guten) EP- und Live-Performance und Toni Pfad die Ehre. Das tolle Line-up garantiert, dass der Sound dabei zwischen Breaks und Techno progressiv vorne bleibt.


Außerdem heute //

PRAXIS13.5 / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 09:00 Uhr – Industrial Hard Techno Vibes mit Panternoise B2B Black Cali, Aida Arko, Neptune B2B itsadisasta, Exitnow002, Lalu.Bodymod, MJD Tattoo, Mollykularr, Rogue.186, Yussuf.Manes, Ludmila Houben Trevosa B2B Contrafiction, Berlin Bunny, Eyes Dice, Charis Space, noxsonos, Leon Schanzenbach, Nachtigall B2B Hypnosta

Elek Panjoli / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Klassische Eli-Techno-Veranstaltung mit Residents und Guests. Mit dabei Siggi Petrol, Feinraus, Splinter, Amalidakirsch, DJ Stimula, Senta Julien, Luzi Lichtschalter KI, Lars Goldammer, Nienein, Keta Perry, Mxmlmx

Generation Trance / Moritzbastei, 18:00 – 06:00 – Altersübergreifende Trash-Trance-Sause (wir hatten dazu auch ausführlicher berichtet). Mit dabei Justin Tinderdate, DJ Hörde, The Jakob Sister, Sabu!, RaverPik, Blame the Booker, Symsala, DJ Party Heute, Atreo, Calypso, Die Roten Torpedos, Lovejuley

Brotfabrik / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Melodie-Techno mit Ritter Butzke-Support. Mit dabei Darin Epsilon, Rn86, Nøvae, Ri0D., Simon Phil.ter, Lady Lynzki

Night at the Museum / Kunstkraftwerk, 23:00 – 05:00 Uhr – Audiovisuelles Unterfangen mit puristischem Techno. Mit dabei Mary Lake, Flavia Laus, Weg

KW 11 – Freitag

Yeah, die frohfroh-Partytipps sind zurück. Ab sofort gibt es wieder jede Woche einen Überblick, wo nachts etwas geht.

frohfroh-Tagestipp //

Popular Problems III // Neue Welle // 23:00 – 07:00 Uhr
w/ Cracra, Acidfinky b2b Prantel, DJ Unisex b2b Friedrich Ernst 

In der Neuen Welle geht die „Popular Problems“-Reihe in die dritte Runde. Hinter der populären Problematik stecken Friedrich Ernst und DJ Unisex mit ihrem Label Self Learning System. Beide haben letzten Monat auch eine neue Scheibe rausgebracht. Das Review dazu könnt ihr hier bei uns lesen.

Bei der Nummer 3 dieser Veranstaltungsreihe wird sich auf die Schnittstelle von massigen Soundspektren und klassischem Electro fokussiert. UK Bass mit Cracra gibt breakigen Soundkulissen von Acidfinky b2b Prantel die Hand und endet im in einem B2B mit Electro-Beats von Friedrich Ernst und DJ Unisex. Highlight des Abends ist diesmal Acidfinkys und Prantels Kollaboration. Freitag könnt ihr hier kreative und qualitative Sets erleben – mit dem gewissen Etwas an Überraschung durch die vielen B2Bs.


Außerdem heute //

Kokolores / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Das Leipziger Kollektiv lädt ein mit Sounds in Richtung Festival-Techno und Neotrance. Mit dabei: Bonnie Ford, DaPan, Janders, Jini Piju, Moritz Sachse b2b E.V.A, Ooor, Ølsn, Rodnightchuck

TAKTbaden / Ilses Erika , 23:00 – 05:30 Uhr – Zweite Ausgabe in der Ilse zwischen House und Techno. Mit dabei Flundah, Brbt, Meruem

Soli-Rave / Rad-Tanke, 20:00 – 02:00 Uhr – Die Rad-Tanke sammelt Geld für eine neue Anlage. Mit Funk, Tech House, Disco und Downtempo von aktuell nicht genannenten Acts

Various Artists „Electric Vandalism“ (Self Learning System)

Mit „Electric Vandalism“ releast Self Learning System sein bisher ambitioniertestes Projekt auf Vinyl. Auf sechs Tracks kommen Acts der lokalen und internationalen Electro-Szene zusammen. Ein weiterer Schritt also für das Label, sich über lokale Szene hinaus zu positionieren. Wir haben reingehört.

Mit dabei auf „Electric Vandalism“ sind Viikatory, Luke Eargoggle & F-Low, Edo8, Olivia, Self Learning Systems own DJ Unisex und Electrodefender.

Viikatory legte in den letzten vier Jahren einen steilen Start hin. Obwohl sie mit ihrem ersten Gig 2020 grundsätzlich neu dabei ist, spielte und produzierte sich Viikatory weltweit aus der Covid-Krise hinaus in Clubs und auf verschiedene Compilations und eigene Platten. So findet sie in schnelleren Gefilden von Electro und Techno ihre Heimat, bleibt jedoch der Oldschool des Genres treu und kombiniert New-Age-Elemente mit klassischen electroiden Sounds.

Gebaut wird in ihren Produktionen auf Breakbeats und immer wiederkehrende Acid-Akzente. Mittlerweile findet Viikatory einen sehr festen Platz in der Szene. Seit 2024 ist sie Resident im Tresor Berlin und arbeitet immer wieder mit Artists wie Jensen Interceptor und DJ Mell G zusammen. Auf der Self Learning System-Compilation zeigt sich ihr Track oldschool. Groovy Bassline trifft auf klassische Elektrobeats mit wiederkehrenden Vocal-Snippets. In Folge des Breakdowns wechselt der Rhythmus auf Four to the Floor, gibt der Bassline und den Synths Raum, um sich im anderen Groove zu entfalten. Der Track macht damit einen coolen Twist, um mit Erwartungen zu spielen.

Track 2 kommt von der schwedischen Electrolegende Luke Eargoggle. Der Artist produziert schon mehr als 20 Jahre und leitet das Label Stilleben Records, bekannt für skandinavischen Electro-Sound. Eargoggle glänzt in der Regel mit kühlen Productions zwischen Minimalismus und klaren Tunes. Für diese Platte arbeitet er zusammen mit F.Low, auch schon gesehen auf Stilleben Compilations. Mit „I Need Your Energy“ kreieren die beiden einen Strudel aus 808-Beats und verspielten Space Sounds. Geöffnet wird das Ganze mit den zum Ende kommenden Monolog-Vocals.

Post Mortem wird der dritte Track der VA released. Der niederländische Künstler und DJ Edo8 verstarb leider im Jahr 2022. Edo war seit den 1990ern fester Bestandteil der niederländischen Electro-Szene und kollaborierte über Jahrzehnte hinweg mit Clone Records, einem der einflussreichsten Electrolabels. Für die VA wurde sein Track „BreakOne“ lizensiert. Das Tempo steigt nochmal ordentlich an – saturierte und distorted Drums und Melodien fliegen durch die Gegend. Angetrieben wird das ganze durch das Break-Vocal, das alles zusammenhält. Der letzte Track der Side A ist definitiv etwas, was für Electro-Heads, die es mehr nach vorne mögen.

Side B kommt rein mit boomigen 808s und behält den Industrial-Charme. Producerin Olivia bleibt auf dem brachialen Film und leitet die schnellere und härtere Stimmung von Edos Track weiter. Olivia, based in Krakau, releast sonst auch gerne auf dem legendären Pinkman Label aus Rotterdam. „Grzbynia“ ist kompromisslos, verliert mich jedoch persönlich zwischen drin. Da fehlt dann doch das finale Etwas.

Highlight der Scheibe ist jedoch Self Learning Systems own DJ Unisex mit „Conflict Data“: Industrielle Synths treffen auf quirky kleine Melodien und eine wunderschöne Acid-Line. Der Track baut sich immer wieder auf, legt jedoch Fokus auf die einzelnen Elemente, gibt Raum, dass sich der Sound entwickeln und erweitern kann, bleibt dabei jedoch dezent. Lässt sich mega spielen, um Sets auf neue Energielevel zu bringen.

Electrodefender, aus der deutschen Breakdance-Szene entsprungen, baut hier den finalen Abschluss der VA. Cheesige 80s Synth- und Basslines prallen auf Retro Electro Beats. Das könnte auch von Vangelis kommen, hätte der Electro gemacht. Der ganze Sound ist wunderbar Oldschool mit einem halben Bein im Synthwave drin. Electrodefender bringt die Scheibe zu einem schönen Finale und unterstreicht die funkigen und wavigen Einflüsse, auch für die neueren und jüngeren Artist der VA. Richtig schön OG.

SELF004 ist ehrgeizig. Meines Wissens nach kam in den letzten Jahren wenig vergleichbar Internationales von der Electro-Szene aus Leipzig. Für mich persönlich fehlt bei manchen Tracks noch das i-Tüpfelchen – also das Element, das die Songs weiter im Gedächtnis bleiben. Das funktioniert bei der B-Side, aber schon deutlich besser. So oder so sollte man die VA auf jeden Fall mal auschecken, denn divers und qualitativ sind die Tracks alle mal.

Partytipp on top

Self Learning System lädt am 15.03. mit ihrer Veranstaltungsreihe „Popular Problems“ erneut in die Neue Welle ein und präsentiert dort eine Nacht lang breakige Sounds von UK-Einflüssen bis Old-School-Elektro. Mit dabei sind Acidfinky b2b Prantel, cracra & Label-Creators Friedrich Ernst b2b DJ Unisex. Großer Tipp an dieser Stelle!

Sachsentrance: 60 Jahre Mutti (und HP Baxxter)

Sachsentrance ist zum Buzzword für all jene geworden, die es „schnell, hart, laut“ wollen. Und gut gelaunt, schrill, farbenfroh. Das Kollektiv veranstaltet am 16. März 2024 das erste Mal eine Mehrgenerationenparty in der Moritzbastei.

„Alt und Jung feiern ja normalerweise nie zusammen… Die Kluft zwischen den Generationen ist überall spürbar, leider“ schreiben die Macher:innen zu ihrer Party, die recht ungewöhnlich, aber umso liebenswerter ist: Sachsentrance will ältere und jüngere Menschen im Feier-Kontext zusammenbringen, und zwar am 16. März 2024.

Die Generation Trance findet ab 18 Uhr in der Moritzbastei in Leipzig statt. Der 60. Geburtstag der Mutter eines der Gründungsmitglieder war Anlass, sich dem Thema Mehrgenerationen-Rave anzunehmen. Und: HP Baxxter (der Frontmann von Scooter) feiert am selben Tag ebenfalls seinen 60. Geburtstag.  

Geburtstage sollten sowieso immer gefeiert werden, wo und wann es möglich ist. Ein runder Geburtstag auch ausschweifender, mit vielen Gäste:innen und bestenfalls neuen, überraschenden Begegnungen. Zu dieser speziellen Feier von Sachsentrance sind deshalb alle Interessierten eingeladen, „ob in ihren 20ern oder 90ern, ganz egal.“ Das Line-Up besteht aus Justin Tinderdate, The Jakob Sister, Sabu!, RaverPik, Blame the Booker, Atreo, Calypso, Die Roten Torpedos, Lovejuley, DJ Party Heute, DJ Hörde und Symsala.

Altersdiskriminierung in Clubs, die sicher viele ältere Menschen davon abhält, sich in der Clubschlange anzustellen, findet statt. Älter-sein wird bewertet, auch in der Raveszene, denn elektronische Musik und Clubkultur gelten als Jugendkultur. Dabei könnten mehrere Generationen interessante Überschneidungen und Geschichten im Gegenüber finden. Die Aktion von Sachsentrance macht spielerisch darauf aufmerksam. 


Moritzbastei, 16. März 2024 Generation Trance

18 Uhr Einlass *Es wird auf 2 separaten Tanzflächen Schlagermusik geben, es kann getanzt, geredet und getrunken werden.

19 Uhr Bingo *2 Stunden Bingo im Café mit witzigen Moderator*innen und tollen Preisen

20 Uhr Rollatortanz und Rollatorpolonaise *Rollatortanz mit erfahrener Seniorenresidenzen-Tänzerin

21:30 Uhr Party *ab 22 Uhr wird sich die Schlager Tanzfläche in Richtung Popmusik entwickeln und wird ab 24 Uhr zum Scooter Tribute Floor

ab 22 Uhr wird ein weiterer Floor geöffnet *klassische sowie moderne Trance- und elektronische Musik


Spot on – itsadisasta

Mit harten Techno-Grooves im letzten Slot sorgt JoJo alias itsadisasta dafür, dass du dich nach dem Closing mit wackeligen Beinen nach Hause kämpfst. Durch viel Kollektiv -und Vernetzungsarbeit weiß JoJo, dass die Feierszene ein ambivalenter Ort sein kann. Warum und wieso, darüber erzählt itsadisasta im Interview mit frohfroh.

15 Uhr, ein regnerischer Nachmittag, Cafe Bubu, Tisch hinten links in der Ecke mit den weichen Kissen auf der Sitzbank und der sonnengelb leuchtenden Tischlampe.

Hello, bist du itsadisasta?

Hey, ja, aber du kannst mich auch JoJo nennen.

Alles klar. Sollen wir uns einen Kaffee holen?

Ja, voll gern. Ich lad dich ein, der letzte Gig lief ganz gut. Das muss ich nutzen. (lacht)

Da sag ich nicht nein.

„Zwei Cappuccino mit Hafermilch, bitte.“

Cool, dass es geklappt hat. Hast du den Gig gut überstanden?

Ja, der ist auch schon etwas her.

Foto: Leon Meckler

Was legst du denn mittlerweile so auf, wenn du irgendwo spielst?

Ganz unterschiedlich. Je nachdem auf was ich Neues stoße und was mich interessiert. Ich habe schon alle möglichen Genres von Hard/Darktechno, Darkdisco, Retrowave, Hypno/Groove, Funky & G-House und Schranz einmal gespielt und aufgenommen. Aber ich bin gerade so ein bisschen auf Reverse Bass, Rave- und Hard-Techno kleben geblieben. Das ändert sich aber alle paar Monate und Jahre.

Und wie bist du dazu gekommen?

Ich weiß auch nicht, ich bin einfach so reingerutscht. Durch Szenearbeit. Erst Besucher:in, dann Gestalter:in von Visuals und Plakaten, Awarenessarbeit, Veranstalter:in und Organisator:in. Unter anderem zum Beispiel im Conne Island oder im Heizhaus. Ich lege schon seit sechs Jahren auf. Habe damals noch versucht, es mir selbst beizubringen. Ich weiß noch, dass ich für bestimmt drei Monate ohne Kopfhörer geübt habe, weil ich nicht gecheckt habe, für was die wirklich gut sind. Irgendwann habe ich dann angefangen Gigs zu spielen, mittlerweile hier in Leipzig, Halle und Berlin.

So viel Musik, so viele Genres, was feierst du denn selbst ab?

Ich steh viel auf Lyrics, helle Töne, gute Laune, trotzdem aber nicht zu trashy. Ich mag Gefühl. Deswegen versuche ich jetzt neben dem Auflegen auch noch selbst ein bisschen andere Musik zu machen, und zwar HipHop. Früher habe ich viel Ami-Rap gehört, zum Beispiel die Suicide Boys und solche Sachen. Wahrscheinlich kommt meine Liebe dafür daher.

Langsam wage ich mich da jetzt ans Produzieren ran. Das gibt mir die Möglichkeit, von Beat über Lyrics bis hin zum Video alles selbst zu gestalten. Da steckt dann einfach viel von mir drin. Und mit dem Rap kann ich dem Ganzen meine Stimme geben und persönliche Geschichten erzählen. Gerade so Horror und Dark Rap finde ich richtig spannend. Ich weiß, dass mein Zeug edgy ist. Aber ich mach das für mich und die paar Atzen, die’s fühlen. Mit dem Produzieren und Texten kann ich einfach einiges verarbeiten. Ist quasi meine Kunsttherapie und Selbstverwirklichung.

Und wenn du nicht gerade Texte schreibst, was machst du dann?

Ich mag viel zu viele Dinge und würde am liebsten alles machen. Designen, Texte schreiben, Content createn, cringe Storys posten. Ich habe nicht genug Leben, um das alles zu machen, was ich gerne machen würde. Langeweile ist ein Fremdwort für mich. Aber im Bett zu liegen, mit meinen Katzen und einem guten Buch, das bringt mich auf jeden Fall gut runter und das mache ich extrem gern.

Aber dann wird sich auch direkt wieder in die Projekte reingestürzt. Zum Beispiel vor zwei Jahren in fem*vak. Ich bin echt happy, dass das immer noch läuft. Als FLINTA*-Kollektiv konnten wir uns damals noch vor Nachrichten und Storys zu Übergriffen auf Partys aller Art kaum retten. Wir haben dann vor allem die Corona-Zeit genutzt, um die alle aufzuarbeiten und einen Umgang damit zu finden. Mittlerweile findet aber schon ein Umdenken statt, das merkt man. Manche Sachen müssen nicht mehr so hart ausdiskutiert werden, weil eine gewisse Awareness auch bei männlich sozialisierten Personen mittlerweile vorhanden ist.

Foto: Leon Meckler

Wie nimmst du denn so die elektronische Musikszene in Leipzig wahr?

An sich echt super schön. Ich habe so gute Freunde durch die Szenearbeit kennenlernen dürfen und meine besten Momente auf dem Dancefloor gehabt. Über bestimmte Basics des Miteinanders muss nicht lange diskutiert werden und man kann sich ausleben, mit seinem Stil und der individuellen Persönlichkeit.

Allerdings würde ich mir von der Szene mehr Toleranz und Weitsicht wünschen, wenn es um das Incalls und Outcalls geht. Bei zwei Parteien, die einen Konflikt haben, liegt die Wahrheit meist irgendwo dazwischen. Anstatt die Sache aufzuarbeiten, wird viel direkt gecancelt.

Viele aktivistische Kämpfe sind es wert gekämpft zu werden, um strukturell etwas zu verändern. Aber Räume zu schaffen, die zumindest ansatzweise frei von Diskriminierung sein sollen – das braucht Zeit. Wir brauchen einen besseren Umgang mit transformativen Prozessen, anstatt vieles einseitig zu canceln.

Foto: Leon Meckler

Wie könnte das funktionieren?

Locations mit einem schlechten Ruf können neu eingenommen und mit eigenen coolen Projekten neu besetzt werden. In viele Orte muss einfach frischer Wind rein. Alte Hasen müssten die neuen Hüpfer viel mehr an die Hand nehmen und in die Strukturen einweisen, anstatt sie durch ihre Intoleranz zu vergraulen.

Aber ich glaube, das ist nicht nur ein Feierszeneproblem, sondern ein allgemein menschliches. In dieser Feierszene wird das nur krass ausgetragen. Denn sie ist beides – unser privates und öffentliches Leben. Hier in der Feierszene teilzunehmen, bedeutet, sich mit vielen Dingen auseinandersetzen zu müssen. Seid lieb, stetig reflektiert und passt auf euch und andere auf <3

17 Uhr, zwei Stunden sind vergangen, das Gespräch war lang und intensiv, Jojo geht zur Kasse und bezahlt die beiden Cappuccini, wir verlassen das Caf und gehen raus in den regnerischen Nachmittag mit einem Set von itsadisasta auf den Ohren:


Fotos

Vielen Dank an Leon Meckler für die Fotos zu unserem Spot on. Zu dem Shooting meint er:

„An das kleine studio grenzt ein Raum, in dem Mitglieder von Nexus-Cult T-Shirts und Pullover bedrucken. Immer wieder wuseln sie deswegen durch das Studio. Gespräche entstehen. Zwischen den Fotos spricht Jojo über das Kultische und Okkulte, über Praktiken und Ideen, die sie faszinieren. Wir zeigen uns Musik und Referenzen und lachen viel.

On Tape #3 – Stachy

Weiter geht es mit unserer Tape-Story-Reihe „On Tape“. Dieses Mal freuen uns wir uns über einen Blick nach Dresden. supaKC traf dort einen unglaublich aktiven Musik- und Tape-Enthusiasten – Stachy. Here we go.

Stachy ist Beatproducer, Sound-Designer, DJ, Labelinhaber, Kurator und Künstler, Performer, Videoartist, Livemusiker, Remixer und Betreiber eines Mastering und Recording-Studios in Dresden. In den wilden 1990ern war er als Produzent und Drummer bei Fischmob aktiv und ist heute immer noch in vielen Sparten beschäftigt, u. a. als Betreiber des Retro-Media Labels ® AV limited ™.

Er doziert an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und hostet den Liquid Sound Club in Bad Schandau. Er releast außerdem als Solokünstler, kollaboriert und experimentiert spartenübergreifend mit und auf verschiedensten Medien. Ob als Sounddesigner für das Schauspiel Leipzig oder Labelkooperationen mit dem Leipziger Label Old New Records – seine Bezüge zu Leipzig sind also genug vielfältig, um ihn mit frohfroh in den Fokus zu nehmen. 

Credit: KC

KC: Hallo Stachy, danke für die Einladung, das Interview in deinem Studio zu führen. Deine Arbeit als Produzent mit analogen Medien wie Kassette, VHS-Kassette, Hardwaregeräten oder MiniDisc vereint ja verschiedene Ästhetiken der 1980er, 1990er und 2000er Jahre. Woher kommt diese Liebe zu physikalischen Trägern sowohl in Musik als auch im Visuellen?

Stachy: Für mich gehört Musik, auch Kunst im Allgemeinen auf physikalische Medien. Basta. Wir leben im Zeitalter des Datenverlustparadoxons. Das heißt, wir verlieren ständig Daten auf der ganzen Welt, egal welcher Art. Ich möchte meine Musik als materielle Spur hinterlassen – das war meine Hauptmotivation. Dazu kommen technische Aspekte: Wenn ich ein Floppy-Release mit vier Tracks mache, die von der Bandbreite des Signals bereits stark komprimiert sein müssen, kann ich da noch was durch mein eigens darauf zugeschnittenes Mastering aus der Soundästhetik herauskitzeln?

Durch die technischen Einschränkungen des Trägers habe ich ein paar interessante Sachen entdeckt, z. B. wie man Tracks für eine Datenrate von 8 Kbit/s mastert und welche Elemente der Musik gar von einer solchen starken Datenkompression profitieren können. Dadurch kommt ein sehr spezielles, technisches Environment und Erfahrungsreichtum zustande, was wiederum direkten Einfluss auf den Kreativprozess hat.

Und zur Frage zurück: Ich bin DJ, nach wie vor und es wird auch der Tag kommen, wo ich mit zwei Floppys auflege – aktuell ist dafür meine Sammlung noch nicht groß genug und es ist nicht so einfach, gute Musik auf Floppys zu bekommen. Warum? Ich sehe das eben aus meiner DJ-Perspektive: Jeder Tonträger verlangt nach einem anderen Umgang mit demselben. Tapes legt man anders als Vinyl auf und unterschiedliche Formate zu nutzen bringt jeweils andere Skills im Umgang mit diesen.

Credit: Stachy

KC: Wann ist dann die richtige analoge Liebe zum Tape entstanden?

Stachy: Das war 1985/1986. Da kursierten Konzertmitschnitte von meinen Lieblingspunkbands als Kopien. Ich komme ja aus Danzig (Gdańsk) und da gab es viele Seeleute, die wiederum aus Südostasien jede Menge Bootlegs mitgebracht haben. Das war für uns DIE Bezugsquelle für die poppige, angelsächsische Musik. Und als ich das erste Mal eine Kassette wegen Bandsalat auseinander geschraubt habe, habe ich so autodidaktisch einige Sachen dazugelernt. Bandaustausch oder Band kleben, weil es einfach wenige Leerkassetten gab. Da wurde nichts weggeschmissen. Oder wie man den Tonkopf richtig einstellt – das (den Azimut) habe ich nach Gehör eingestellt, was für Kids von heute total unverständlich ist. Das klingt für sie wie Physikunterricht – für mich ist es aber die gelebte Praxis.

Wir hatten damals gar nicht so gute Hardware am Start, sondern polnische Mono-Nachbauten von Grundig. Wenn es hochkam ein RFT Gerät, was nach Polen geschmuggelt wurde. Ich kann mich sehr gut an mein erstes Stereo-Erlebnis erinnern: die Simmons Toms in „Big in Japan“ von Alphaville. Drin ist ein Break zu hören, immer wieder von links nach rechts. Und ich dachte: Ach, was ist das denn, das ist wohl Stereo, okay! Und das war ein Tape. Das Format war wie ein hochwertiges Hobby-Spielzeug und Eskapismus-Tool zugleich.

Kassette ist immer eine Konstante in meinem Leben gewesen. Mixtapes, Demotapes, erste Experimente mit 4-Track, Dolby B, C, S, HX-Pro – all das hat mich mein Leben lang begleitet, bis heute. Ich habe noch welche, die für mich ganz konkrete Erinnerungen beinhalten; eine Kassette zu hören hat etwas von Fotoalbenschauen: quasi magnetized memories auf einer Timeline zu blättern.

Credit: Stachy

KC: Weil wir gerade beim Gehör sind, ich finde ja, im Sinne der Gehörbildung war das Aufwachsen mit Kassette genial. Räumlicher Sound mit viel Headroom.

Stachy: Das, was ich immer bei digitaler Musik bemängele, die von A bis Z im Rechner entsteht, ist: es gibt keine echte Räumlichkeit. Oder durch äußere Faktoren verursachte Unzulänglichkeiten, die das Klangbild positiv beeinflussen, die dieses sozusagen „humanizen“. Deswegen benutze ich hier im Studio auch eine Bandmaschine, Röhrengeräte und viele Outboards, um dieser sterilen Sauberkeit des Digitalen zu entkommen.

KC: Du unterrichtest auch als Dozent, erzähl doch mal, was du da machst.

Stachy: Ich unterrichte Student:innen an der Fakultät für Humanwissenschaften im Bereich Computer/MIDI/Audio und Neue Medien an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Also angefangen von  klang-physikalischen Grundlagen, über die wichtigsten theoretischen Dinge wie Akustik, Mikrofonierung, wie man eine DAW in den eigenen Workflow integriert, bis hin zur aktuellen Marktübersicht bezüglich verfügbarer Hardware. AI versus Kunst ist ebenfalls ein Thema, klar.

Ich helfe in konkreten Recording- und Produktionssituationen mit Praxistipps. Da ich Autodidakt bin, versuche ich den Studierenden alles aus meiner Perspektive zu vermitteln. Also alle Erfahrungen, die ich über die Jahre sammeln durfte, gebe ich weiter: welche Möglichkeiten diese Technologie ermöglicht, um ihr als Musiker:in nicht komplett ausgeliefert zu sein. Im Gegenteil – um deren Vorteile nutzen zu können. Dabei spielt das Medium Tape nur am Rand eine Rolle, allerdings stolpern wir in den Seminaren immer wieder über das Thema. Denn viele Künstler:innen entscheiden sich bewusst für eine Tape-Veröffentlichung. Ob aus Machbarkeits-, Nostalgie- oder schlicht kommerziellen Gründen. 

KC: Was hat es mit deinem Label ® AV limited ™ auf sich?

Stachy: Das Label ist eigentlich aus einem Test heraus entstanden. Ich wollte wissen, wie die Bandcamp-Plattform funktioniert. Das Label gibt es dort seit 2016. In der Zeit habe ich massenweise House-Tracks für Gunjah produziert. Das Label war dann eher ein Gegenpol für mich, für meine eigenen Sachen, bei dem ich entschleunigen konnte. Sowohl musikalisch als auch von der Veröffentlichungs- und Produktionsdichte her. Die Idee, ein Tape zu machen, war geboren.

Das haben dann irgendwelche Fans gekauft, es war aber nie die Absicht, damit ein explizites Tapelabel zu starten. Außerdem hat mich das Do-It-Yourself-Prinzip absolut fasziniert. Denn über allem schwebte der Gedanke: Ich kann das alles selbst machen, ohne dass irgendjemand dazwischen quatscht oder sich die Materiallieferung verspätet und so weiter. Mich hat diese Machbarkeit, Sachen von A bis Z in den eigenen Händen unter Kontrolle zu halten total fasziniert. Denn ich arbeite am liebsten alleine oder zu zweit. Ab drei Leuten wird alles anstrengend, finde ich. Es erinnert mich dann vom Gefüge her zu stark an eine Band. Und da bin ich immer raus, seitdem ich nicht mehr in Hamburg bin. Ich release auch nicht so oft, nur Sachen, die ich wirklich für releasewürdig halte. Die meisten Releases sind von mir selbst und unter unterschiedlichsten Pseudonymen erschienen. 

Ich bin ja ein Freund des Vaporwave-Genres. Der Begriff kommt aus dem Englischen „Vaporware“ – Vaporware wurden seit den 1980ern Produkte genannt, die als großartig, zukunftsweisend und weltverändernd, also als ein “Must-have„ angekündigt wurden. Oft kam es aber gar nicht erst zur Produktreife – das ach-so-tolle Produkt verpuffte meist in der Ankündigung. MiniDisc gehört zum Beispiel zu einer Sorte von Vaporware, die sich zehn Jahre wacker geschlagen hat, bevor das mp3-Format aufkam. Und dann löste es sich (fast) von null auf hundert im Wohlgefallen auf. Wurde vaporized sozusagen, obwohl das Format an sich dieses Ende nicht verdient hat. In dem Prozess spielte allerdings die Monopolstellung der Presswerke von Sony eine starke Rolle. 

Credits: ® AV limited ™ und Stachy

Gerade durch Vaporwave gibt es aber einen lebhaften Markt sowohl für MiniDiscs als auch Kassetten. Und ® AV limited ™ mittendrin! Nach einigen Jahren ist diese DIY-Unabhängigkeit de facto zu einer Voraussetzung und zum wichtigsten Existenzmerkmal des Labels geworden: Möglichst wenig delegieren zu müssen. Möglichst viel selbst ausprobieren. Natürlich habe ich jemanden, der druckt und jemanden, der mir hilft, es grafisch professionell umzusetzen. Auf diese Leute greife ich aber nur zurück, wenn es nicht anders geht oder das Release es erfordert. 

Ich mastere selbst, dupliziere, drucke und konfektioniere das fertige Release meistens doch selbst. Dann gibt es natürlich in Leipzig T.A.P.E. MUZIK (hallo Franzi!), den Storch in Dresden mit seinem wundersamen Lasercutter und Toci von studiomizuiro in Jena, die immer anpacken, wenn es anspruchsvoller oder schwieriger wird. Und so kam es wohl dazu, dass ich als einziger in Westeuropa in der Szene in der Lage bin, die VHS-Tapes in Japan- und USA-kompatiblem NTSC-Farbstandard zu duplizieren und das obendrein in Hi-Fi Stereo. Die professionelle Hardware, die das kann, ist nur noch sehr schwer zu finden.

Aufmerksame Leser:innen werden es merken – ® AV limited ™ hat strikt mit magnetischen Medien zu tun. MDs funktionieren wie die RW-CD-r // RW-DVD-r – Discs nach dem magneto-optischen Prinzip. Floppy Disc, Mikrokassette, Kassette und VHS – alle reihen sich in die Träger ein, bei deren Herstellung das Gaußsche Prinzip die wichtigste Rolle spielt.

Credit: Stachy

KC: Welche künstlerischen Entscheidungen triffst du bezüglich Tapelängen?

Stachy: Ich habe beispielsweise mal ein Tape für polnische Freunde von Superkasety Records gemacht – alle Releases von dort haben die Produktionslinie von ® AV limited ™ durchlaufen. Es gab zum Beispiel die Geschichte, wo es einen Zahlendreher bei der Bestellung der Tapelänge gab. Das Tape war viel zu lang und es waren noch 20 Minuten auf der B-Seite über. Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt. Wir hatten die Idee, die 20 Minuten mit einem Hörspiel aufzufüllen. Die Künstler von ETNOBOTANIKA haben es dann umgesetzt und ich habe es an das Duplikationsmaster angehängt. Es ist aber recht unterschiedlich. Bei Ambientsachen gehe ich manchmal strikt auf 30 Minuten für ein Stück als Vorgabe, damit keine Stille auf dem Tape entsteht. Und manchmal bleiben Tracks einfach liegen, die bereits gemastert sind, aber nicht mehr mit drauf passen.

KC: Limitierung ist ja auch ein cooles Werkzeug für die Kreativität …

Stachy: Auf jeden Fall. Ich habe das Glück, dass ich diese unfassbare technologische Entwicklung der letzten 25 Jahre quasi in einer 1:1-Geschwindigkeit miterleben und mir aneignen konnte. Wenn ich der Meinung war, ich brauche ein Upgrade, habe ich das geholt. Aber irgendwann habe ich aufgehört zu updaten und das Neuste vom Neuen anzuschaffen. Denn ich habe gemerkt, dass technologische Entwicklung zwar in ihrer Innovation stets zunimmt, aber am Ende beschäftigt man sich mit der Beherrschung derselben und ist dadurch weniger kreativ.

KC: Kommen wir nochmal zu Vaporwave. Das ist ja schon das Main Genre deines Labels ® AV limited ™. Vaporwave scheint als Genre so ein bisschen ein Kit zwischen Tape-Kultur und 2000er-Internet-Ästhetik zu sein. Was interessiert dich an Vaporwave besonders?

Stachy: Ich denke, es gab keine Einverleibung von Vaporwave in Bezug auf das Tape. Das kam automatisch zueinander. Ich habe aufgrund des Alters allerdings selber einen anderen Zugang zu Vaporwave als die Mehrheit der Fans und der Macher:innen. Das ist auch der Punkt, wo ich immer wieder drüber stolpere. Ich frage mich: Was spielt sich in deren Köpfen ab, wenn sie Vaporwave machen? Durch meinen Background kenne ich die Sachen ja noch vom ersten Hören, von damals. Ich verstehe Vaporwave aber eher so, dass es eine Synergie innerhalb der Bewegung gibt, die Künstler:innen auch technisch inspiriert, Musik auf Floppy zu machen, weil es keine Chance hat, kommerzialisiert zu werden.

Auch die scheinbare Kodierung der Namensgebung der Künstler:innen und Alben rührt daher. Die Musikbranche hat sich an Vaporwave ordentlich die Zähne deswegen ausgebissen. Da geht gar nix für die. Es kann auch nix gehen – und das ist gut so, weil Vaporwave mit der eklatanten Urheberrechtsverletzung in seinem Genom nicht kommerziell verwertbar ist. Zumindest in der Form, in der ich das Genre erlebe. Es ist, als würde man Materie und Antimaterie zusammenbringen, das funktioniert einfach nicht. Die Majors werden diesen Ansatz nie verstehen, ihr Verständnis hört bei Retro auf, denn aus Nostalgie lassen sich gute Geschäftsmodelle ableiten, aus Vaporwave dagegen nicht. 

Ich denke, dass Tape als Format nahe liegt, weil man entweder die alte Technik noch im Elternhaus hat und Tapes auch noch gebraucht verfügbar sind. Auf der anderen Seite lassen sich mit der gleichen Technik auch die Micro-Auflagen ohne Probleme realisieren. Es werden zwar jetzt jede Menge neue Tapes im industriellen Maßstab für den Popmarkt produziert, aber Tapes haben sich vielleicht auch deswegen im Underground durchgesetzt, weil sie so gut verschickbar sind.

Es ist nicht zu unterschätzen, dass das Porto aus/nach Amerika doch noch bezahlbar ist. Und natürlich der DIY-Gedanke – ich kann die Tapes selber aufnehmen. Diese Musik entzieht sich ja auch immer noch der Kontrolle des Urheberrechts. Klar werden auf Bandcamp die Accounts geschlossen, Contentfilter springen auf Soundcloud wahrscheinlich super oft an, aber mit Vaporwave und Tapes, entzieht man sich der digitalen Kontrolle. Das ist ein wichtiger Aspekt und hat für mich etwas Subversives. 

Vaporwave hat auch was von dem Punkgedanken, aber nicht im destruktiven Sinn. Damals hieß es „No Future“. Jetzt heißt es: „We are future / we are Now-Age“. Und darüber hinaus sind diese retro-nostalgisch anmutenden Wiedererkennungsartefakte einfach nur Werkzeuge, denen man sich beim Vaporwave bedient. Da wird nicht darüber nachgedacht, ob das jetzt ein Sample von Phil Collins oder Whitney Houston ist. Nostalgie kann auch etwas sein, was man nie erlebt hat. Wir dürfen nicht vergessen, dass die meisten Macher:innen des Genres noch nicht geboren waren, als deren Samplequellen released wurden. Vielleicht sehnt man sich nach etwas, wo man noch nie gewesen ist und nie sein wird, weil es längst vorbei ist. 

Credit: Stachy

Vaporwave ist aus der heutigen, konservativen Sicht eine eklatante Urheberrechtsverletzung, weil man sich Samples, Phrasen oder gar ganzen Tracks bedient und diese in ein neues Release verpackt. Damit begeht man allerdings in meinen Augen keinen Diebstahl, da der Output nicht einfach ein durch den Fleischwolf gedrehtes Original ist, sondern es wird per se neu kontextualisiert. Es materialisiert sich in einem anderen Kontext: der Konsumverhaltenskritik des nie erreichten und so häufig herauf beschworenen Luxus der 80er und 90er in der abstrakt-flachdimensionierten Welt der Commercials. Das Versprechen, um die bereits mehrere Generationen gebracht worden sind, haben sich im Kapitalismus des Now-Ages mittels Tape manifestiert. Und das ist vielen User:innen von Spotify (fck´em) & Co. schon viel zu weit weg. Man kann Vaporwave als Musik nicht einfach raustrennen und es so betrachten, als ob ein neuer Hype auf dem Clubfirnament aufzieht und es in einen Verwertungskreislauf werfen – dat funzt nich!

Tape ist DAS Vaporwave-Medium schlechthin. Manche Vaporwave-Tapes erreichen auf dem Sammler:innenmarkt astronomische Summen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass jemand Bitcoin damit Konkurrenz machen will.

KC: Für wieviel gehen die so weg?

Stachy: Wir hatten 2019 bei der Vaporwave Pavillion-Ausstellung im EX 14 in Dresden ein Telepath-Tape, das auf Discogs damals für rund 500 Euro gehandelt wurde. Das hatten wir schon in der Glasvitrine und immer wieder das Auge drauf geworfen. Wobei es scheinbar niemandem außer uns klar war, was diese Kassette wirklich wert ist. Es gibt aber neuerdings auch ein anderes Phänomen: Es entstehen Bootleg-Labels, die die absoluten Klassiker des Genres, die vorher nie auf Kassette rausgekommen sind, auf Tape herausbringen. Sie behaupten selbst im Non-Profit-Bereich zu agieren, meistens ohne Einverständnis der ursprünglichen Vaporwave-Artists. Aber qualitativ hochwertig mit dem dazugehörigen Artwork usw. Damit wird für mich der urheberrechtlicher Gedanke endgültig ad absurdum geführt und im Endeffekt in der Tapeszene zusätzlich für Bewegung gesorgt.  

KC: Erzähl nochmal, worum es in eurem Projekt “Vaporwave Pavillon“ geht?

Stachy: Die Hauptmotivation von Vaporwave Pavillon war so ein bisschen der Bildungsauftrag. Wie es mal vor Jahren bereits war, als ich anfing Platten aufzulegen. Nicht um den Floor voll zu kriegen und zu halten, einfach um Leuten Musik zu präsentieren, auf die nicht alle Zugriff haben. Um ihnen etwas Neues nahe zu bringen. Vaporwave Pavillon fand in der Zeit statt, wo in Deutschland noch keine:r darüber gesprochen hat. Unsere Motivation war es, den Begriff „Vaporwave“ erlebbar zu machen, z. B. mit Digital Art Prints, Chatverläufen auf Reddit, Tapes, einem Nostalgiezimmer mit VHS, TV und einer Fototapete. Es gab das „Private Suite Magazine“ zum Lesen – ein bis dato einziges Print-Vaporwave-Magazin, das regelmäßig herauskam. Das haben wir importiert und noch diverse Exponate zum Thema dazu kuratiert und ausgestellt.

KC: Letzte Frage: ich sehe hier ein tolles Gadget rumstehen – den We Are Rewind Cassette Player mit Bluetooth-Funktion. Kurzes Review dazu?

Stachy: Ich spiele den im Studio über Kabel über den Kopfhörerausgang ab. Mit meinem Bose Mini Link über Bluetooth klingt das aber auch Killer. Es ist wirklich gut und ich war überrascht von der Fatness. Ich finde es super, dass endlich jemand auf die Idee gekommen ist, ein Bluetooth-Modul in einen Tapeplayer zu verbauen. Fürs Auto oder für Airpods ist das genial. Aber er ist jetzt nicht so leierstabil wie ein Sony DD-Walkman. Achtung: We Are Rewind hat noch eine Aufnahmefunktion und außerdem hat er ein absolut ästhetisches  Bauhaus Design. Bin ein Fan von.

Credit: KC

Lieber Stachy, vielen Dank für das Interview! 


Einen fotografischen Einblick in Stachys Studio findet ihr hier. 

Stachys Tape Set mit Scherbe als Ton Stachy Scherbe vom Liquid Sound Club 2023 findet ihr hier

Das nächste Tape-Release auf ® AV limited ™ kommt von Beat Vox und erscheint als Kooperationsprojekt gleichzeitig auf dem Leipziger Label Old New Records. 

Weiter hören: https://stachy.bandcamp.com/ 

Weiter gucken: https://vimeo.com/avlimited 

Weiter stöbern:  https://linktr.ee/STACHY.DJ 

Trip Festival 2024

Auch in diesem Jahr können wir uns wieder auf das Trip Festival freuen – präsentiert von frohfroh. Hier sind die ersten Infos.

Das Trip Festival hat sich zu einer festen Konstante im Leipziger Konzert- und Clubkalender etabliert. Und zwar als wunderbarer Teaser auf die Festival-Saison. Denn ähnlich wie bei einem guten Sommerfestival bietet Trip in drei Tagen eine große Fülle an Sounds und sehr unterschiedlichen Artists. Bekanntere Namen und Acts, die in Leipzig bisher nicht live zu erleben waren. Energetisch, empowernd, politisch, experimentell, schräg, soft – all das vereint Trip in einem wahnsinnig gut kuratierten Festival.

Dieses Jahr findet das Trip Festival vom 2. bis 5. Mai 2024 statt – im Institut fuer Zukunft, Conne Island und in der Galerie KUB. Und wer kommt? Hier sind erste Namen vom viel versprechenden Line-up:

Fuffifufzich, Romare, Mariybu, Matias Aguayo, Catnapp, Deli Girls, 3LNA, Carlo Karacho, Konstantin Unwohl, Deep Tan, Kollektiv Wert

Zum Reinhören gibt hier schon einen Teaser von uns:

Tickets gibt es ab sofort bei TixForGigs

An Abyss – Video-Premiere

Im letzten Herbst feierte „An Abyss“ Premiere in Leipzig. Die immersive Sound- und Tanzperformance setzt sich in starken Bildern und atmosphärischen Sounds mit den multiplen Krisen unserer Zeit auseinander. Bei uns gibt es vorab das Recap-Video.

Am 30. September und 1. Oktober 2023 war „An Abyss“ erstmals im ZiMMT Leipzig zu erleben. Das abendfüllende Stück lässt elektronische Sounds, Tanz und Licht in einem besonderen 3D-Set-up verschmelzen. Entstanden ist es in der Zusammenarbeit zwischen dem Leipziger Musiker und Komponisten Philipp Rumsch, den aus der Schweiz und Schweden kommenden Tänzern und Choregrafen Sophie Vergères und David Lagerqvist.

Das Trio überträgt in „An Abyss“ die aktuellen Stimmungen einer Gesellschaft und Umwelt im 24/7-Krisenmodus in nahegehende, ebenso beeindruckende wie bedrückende Bilder und Sounds. Durchaus dramatisch kommen Zustände von Wiederholung, Chaos, Müdigkeit und Ohnmacht zum Ausdruck. Zustände, die in Zeiten vielfälfter Krisen allgegenwärtig scheinen.

Doch „An Abyss“ belässt es nicht bei der Dystopie, die Performance lässt auch Zuversicht und Hoffnung aufleuchten, sie offenbart warme Momente. Wer einen Eindruck davon gewinnen mag, sollte unbedingt das Video von Benjamin Büttner anschauen. Hier wird die Intensität durch super nahe Aufnahmen und einem permanenten Glow um die Charaktere herum nochmals gesteigert. Ein eindrucksvoller Teaser auf die Live-Experience von „An Abyss“:

2024 und 2025 wollen Philipp Rumsch, Sophie Vergères und David Lagerqvist mit dem Stück auf Tour gehen. Dann gibt es hoffentlich nochmals die Möglichkeit, die Performance live zu erleben. Philipp Rumsch arbeitet parallel an einer Albumversion der Musik in Dolby Atmos, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.

On Tape #2 – Blaq Numbers

Wir gehen in die zweite Runde mit „On Tape“. Wie der Titel bereits andeutet, dreht sich diese Serie an Artikeln um das Medium Kassette. Genauer gesagt um die Menschen in Leipzig, in deren Arbeit die Kassette eine wichtige Rolle spielt. Sei es als Label, in der Herstellung oder in irgendeiner anderen Art und Weise – Blaq Numbers ist als Label dabei.

Nachdem wir in unserem ersten Teil Shell Tapes vorgestellt haben, möchten wir dieses Mal den Spot auf das Label Blaq Numbers richten. Blaq Numbers veröffentlicht regelmäßig „funky music“ in der Schnittmenge House, Neo-Soul und Downbeat. Und auch wenn stilistisch ziemlich viel drin ist bei den Numbers, so lässt ich doch eine klare musikalische Handschrift erkennen.

Ich für meinen Teil habe das Label der „schwarzen Zahlen“ immer als Leipziger Label wahrgenommen, was tatsächlich nur so halb stimmt. Der Labelbetreiber Matthias Fiedler ist derzeit noch in der thüringischen Provinz ansässig, sein Label allerdings bei einem Leipziger Vertrieb (Inch By Inch), viele Artists auf Blaq Numbers kommen aus Leipzig, er lässt seine Tapes in Leipzig produzieren (T.A.P.E. Muzik) und auch die Erlöse seiner jährlichen Soli-Compilation gehen alle zwei Jahre nach Leipzig (Bärenherz Kinderhospiz). Bei soviel Commitment zu dieser Stadt, kann es schon mal passieren, dass man als lokales Label wahrgenommen wird.

Wir haben uns mit Matthias unterhalten und ihn über sein Label ausgehorcht. Und selbst wenn man sich nicht persönlich gegenüber sitzt, fliegen viele Sympathie-Punkte nach Thüringen. Und vielleicht sieht man Matthias bald öfters in dieser Stadt? Lest selbst.

Kannst du dich und dein Label kurz vorstellen?

Mein Name ist Matthias Fiedler und ich betreibe mein kleines Label seit 2015. Außerdem lege ich gelegentlich auf, habe eine monatliche Sendung namens „Misumi Beach Selections“ auf dem britischen „Noods Radio“ und würde gern auch gern wieder selbst mit dem „Produzieren“ anfangen.

Zurzeit wohne ich noch in der thüringischen Provinz, in der es leider nicht allzu viele Berührungspunkte gibt zu dem was ich mache – weshalb ich mich im Frühjahr nach vielen, vielen Jahren Liebe für diese Stadt endlich aufmache, um nicht nur Gast in Leipzig, sondern hoffentlich ein kleiner Teil der lokalen „Szene“ zu sein. Mein Vertrieb ist hier (Inch By Inch – Anm. der Redaktion), R.A.N.D. ist hier und inzwischen auch wirklich viele tolle Menschen, die ich über die Musik kennengelernt habe.

Mir fällt auf, dass die Musik auf Blaq Numbers unterschiedliche Genres bedient, aber ganz klar eine Handschrift trägt. Zufall?

Naja, ich versuche in einem gewissen Rahmen schon ein bisschen „unberechenbar“ zu bleiben, was die Releases angeht. Das fing damals mit der Namensgebung an. Denn ich wollte von Anfang an vermeiden, mich zu sehr auf ein Genre oder einen Vibe festzulegen – wie man auf der BLAQNUMBERS001 vielleicht gehört hat – und es möglichst unspezifisch halten. Klar, irgendwie House als Basis, aber über die Jahre hat es sich dann doch ziemlich verzweigt. Halt so wie „House Music“ in seiner Entstehungszeit ja auch als Sammelbegriff für alles funktioniert hat, was im Warehouse lief.

Außerdem ist der Name auch ein kleines Augenzwinkern in Richtung der schwarzen Zahlen, die wohl die wenigsten Betreiber:innen von kleinen Labels wie meinem schreiben. Dass das Wortspiel im Englischen nicht funktioniert, hat mir damals aber leider niemand gesagt 🙂

Zur Musikauswahl kann ich es vielleicht herunterbrechen auf: ich mag Funk, also „den“ Funk, das Gefühl. Den alten und den neuen, den analogen und den digitalen. Und den fühle ich eben in ganz vielen Arten von Musik. Leider ist es trotzdem auch von sehr vielen Faktoren, vorrangig Geld, abhängig, ob, wann und auf welchem Medium ich etwas rausbringen kann. Beispielsweise sollte die 2024 erscheinende WHYTENUMBERS008 (Sublabel von Blaq Numbers – Anm. der Redaktion) ursprünglich auf Vinyl, zwischenzeitlich als Tape und dann letztendlich doch als Platte kommen. Und mit all den Detailfragen im Hintergrund können da schnell mal ein bis zwei Jahre Wartezeit entstehen. Das hat zur Folge, dass es oft eben nicht das Zeug ist, was grad en vogue ist, aber irgendwie ist das ja auch das, was ich wollte. Solange ich diese „gewisse Wärme“ bzw. den Soul in den Tracks und Songs spüre, möchte ich sie einfach rausbringen.

Deshalb freue ich mich umso mehr, wenn du von einer Handschrift sprichst. Denn die Gefahr in Beliebigkeit zu rutschen bzw. so wahrgenommen zu werden ist ja schon da. Außerdem ist es meiner Meinung nach nicht so leicht von den „wichtigen“, auf einen Sound spezialisierten DJs richtig wahrgenommen zu werden, wenn die erst eine EP mit jazzy Kram und Lofi-Rap im digitalen Briefkasten haben, dann aber als nächstes vielleicht eine Italonummer, gefolgt von Electro und Breaks. Aber ich hoffe einfach, dass es im Laufe der Zeit für einige Sinn ergibt.

Große Vorbilder sind da beispielsweise Labels wie Apron, Public Possession, Dj Filburt´s Label O*RS und natürlich irgendwie auch Stones Throw, wobei das natürlich eine ganz andere Kragenweite ist. Aber das sind Labels, die sich über Jahre hinweg den Ruf und die Freiheit erarbeitet haben, einfach das zu releasen, worauf sie Lust haben, statt eine Erwartungshaltung zu bedienen. Das möchte ich im kleinen Maßstab auch machen.

Wie findest du deine Künstler:innen oder finden die dich? Sind die Artists alles Freund:innen oder Leute aus deinem Umfeld?

Das ist ganz unterschiedlich – es gibt einige, die von Anfang an dabei waren und es bis heute sind, wie beispielsweise Ranko, Duktus und Lootbeg. Wenn auch teilweise nur sporadisch. Genauso wie Artists die plötzlich „auftauchen“ oder die ich direkt auf Instagram anschreibe, einfach aus einer Laune heraus. Daraus entsteht nur in wenigen Fällen etwas, aber auf jeden Fall würde ich sagen, dass sich alles relativ organisch ergibt. Ich halte zwar immer meine Ohren offen, aber bin jetzt auch nicht mit einer Agenda auf Künstler:inner-Suche.

Vielleicht ein paar Beispiele:

Shuray & Walle habe ich kennengelernt, weil Walle irgendwann mal eine Platte via Discogs bei mir bestellt hat und wir uns dann connected haben und uns kurze Zeit später auf dem TH!NK getroffen haben, wo dann auch Shuray dabei war – genauso wie Filburt natürlich, der mir im Vorlauf zur Labelgründung übrigens auch viele Fragen beantwortet hat.

Albert Vogt / Albyrd habe ich damals in dem legendären Boiler-Room zusammen mit Cinthie gesehen und dachte noch so, wie cool es wäre, ihn irgendwie mal zu featuren. Das war genau der Vibe, den ich damals so vermisst habe und seine Stimme sorgt bei mir bis heute für wohltemperierte Gänsehaut. Und durch einen dummen Zufall ist genau das dann auf der dritten Platte passiert, wenn auch indirekt. Irgendwann habe ich ihn dann selbst gefragt, ob er nicht Lust hätte, einen Song für eine Compilation beizusteuern und es stellte sich heraus, dass er einfach nur super entspannt ist. Nach ein paar einzelnen Songs erschien dann Mitte dieses Jahres seine grandiose „Weimar EP“ mit einem Feature von Miles Bonny als Sahnehäubchen bei mir, was für mich etwas ganz Besonderes war. Leider hat sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie meiner Meinung nach verdient hätte. Es ist eben keine Clubmusik, sondern einfach nur unfassbar gute und ehrliche Songs.

Aber wenn ich dann höre, dass mein lieber Duktus und er gerade zusammen an Musik schrauben, dann fühlt sich das schon wieder ziemlich gut an – komplett unabhängig davon, auf welchem Label das später mal landet. Ich mag es, Leute zu connecten, von denen ich denke: das passt einfach. Deshalb schreibe ich zum Beispiel manchmal verschiedene Sänger:innen an und frage, ob sie sich vorstellen könnten mit jemanden aus meinem Umfeld zusammen zu arbeiten. Was mir an Geschäftssinn fehlt, das habe ich vielleicht manchmal an Bauchgefühl.

Warum hast du dich entschieden auf Kassette zu veröffentlichen? Was verbindet dich mit dem Medium Tape?

Angefangen hat das Ganze als „kleine Spielerei“ neben Vinyl. Und zwar mit einem Beat-Tape von Ranko. Als Kind der Neunziger kann ich da natürlich eine gewisse nostalgische Verklärung nicht ganz abstreiten. Aber abgesehen davon hat das Medium Kassette enorme Vorteile für mich. Angefangen bei der bis zu 90-minütigen Laufzeit und dem gewissen „Zwang“ zum Durchhören, an den man sich heute vielleicht erstmal wieder gewöhnen muss. Manche Alben und EPs brauchen ja auch Zeit, um zu „wachsen“. Ich höre immer wieder von Artists, wie frustrierend ein Release heutzutage sein kann, denn der „Hype“ ist nach ein paar Tagen vorbei. Was leider nicht besonders überraschend ist, angesichts der absoluten Übersättigung und Schnelllebigkeit der aktuellen Zeit. In meinem letzten Jahr als Thirtysomething bin ich wohl auch nicht ganz verschont geblieben von einem gewissen Kulturpessimismus.

Auch beim Klang kommt da wieder diese „gewisse Wärme“ und eine angenehme Grobkörnigkeit ins Spiel. Außerdem bricht einem Vinyl schnell mal das finanzielle Genick, wenn es schlecht läuft und man es allein stemmen muss. Dazu kommen noch die nicht zu vermeidenden, teilweise sehr langen Wartezeiten. Wobei ich das Gefühl habe, das bessert sich gerade überall.

Hergestellt werden die Tapes übrigens bei T.A.P.E. Muzik, der kleinen Schwester vom Presswerk R.A.N.D., die inzwischen sogar die Möglichkeit anbieten, die Tapes mittels UV vollflächig zu bedrucken. Liebe Grüße an dieser Stelle!

Fast schon eine Tradition sind eure Soli-Compilations. Was hat dich auf diese Idee gebracht?

Die sozialen Medien sind ja leider oft ein ziemlich düsterer Ort, aber manchmal spült einem der Algorithmus auch unfassbar tolle Leute und Einrichtungen in den Feed. Angefangen mit dem Kinderhospiz Bärenherz in Markkleeberg, an das die Spende in jedem zweiten Jahr geht. Ich finde es wirklich bewundernswert wie diese Menschen mit den Kids umgehen und was sie ihnen für Möglichkeiten bieten – viel zu viel, um es hier als Randnotiz zu erwähnen. Aber ein aktuelles Beispiel ist Tim, der mit deren Hilfe schon zwei Rapsongs aufgenommen hat. Aktuell sucht er nach jemandem, der/die ihm die Möglichkeit geben kann, trotz seiner Behinderung eine Ausbildung zu machen. Also falls da eine/r von euch eine Idee hat – hier entlang. Wichtig finde ich auch zu erwähnen, dass sie keinerlei staatliche Zuschüsse bekommen, weshalb sie auf Spenden angewiesen sind.

Ehrlichweise muss ich aber sagen, dass sich die 500 bis 1000 Euro, die so zusammenkommen in Anbetracht der tatsächlich dort benötigten Beträge manchmal ein bisschen unzureichend anfühlen. Aber selbst die kommen nicht nur durch den reinen Erlös der Compilations zusammen, allein Herstellung, Mastering, Artwork etc. übersteigen gern mal diese Summe. Vielmehr gibt es auf Bandcamp immer auch die Möglichkeit, mehr als den angegebenen Preis zu zahlen – was viele dann auch nutzen, wenn es für einen guten Zweck ist. Sogar Freunde und Familie geben gern mal etwas dazu und auch ein Teil der Merch-Einnahmen fließt da mit rein.

Zwischenzeitlich ging es an „Takis Shelter“ in Griechenland, betrieben von einen ehemaligen Nachtclubbesitzer und DJ mit einem Herz aus Gold, der sein gesamtes Hab und Gut verkauft hat, um mit seinen über 400 Streunern zusammenzuleben und einigen von ihnen auch ein neues Zuhause vermitteln kann. Außerdem das „Center For Human Rights In Iran“ und an „United Help Ukraine„, die der Zivilbevölkerung direkt nach Kriegsausbruch geholfen hat.

Musikalisch versuche ich Leute aus Leipzig und Artists, die schon bei mir veröffentlicht haben zusammenzubringen. Natürlich frage ich auch gern etwas „größere“ Namen an, mit denen ich bisher releasetechnisch keine Berührungspunkte hatte. Abgesehen davon ist es einfach immer eine schöne Möglichkeit, die Bandbreite des Label zu zeigen. Wie oben bereits erwähnt, möchte ich einfach etwas haben, auf dem Lo-fi-Rap und House neben Broken Beat, Jungle und Neo-Soul stehen kann, OHNE dass es sich zusammengewürfelt anfühlt.

Das Artwork ist bei euch immer sehr stilsicher, mit wem arbeitest du zusammen? Kannst du uns kurz sagen, wer da so mitwirkt?

Danke für das Kompliment! Auch hier muss ich sagen, dass sich alle Zusammenarbeit irgendwie organisch ergeben hat und auch immer mal wechselt. Denn ich mag es, der Sache ab und zu einen frischen Anstrich zu verpassen. Marketing-technisch ist das natürlich nicht allzu clever, aber ich freue mich trotzdem jedes Mal wie ein kleines Kind über neue Artworks und Logos.

Was den kreativen Prozess angeht, da setze ich mich mit den Artists und Illustrator:innen digital zusammen und vermittle eigentlich größtenteils nur, denn wer sonst sollte über den Look der Musik entscheiden, als die Person, die sie erschaffen hat. Ich bin nur der, der am Ende ein kleines Vetorecht hat – von dem ich zum Glück bisher so gut wie keinen Gebrauch machen musste.

Worüber ich mir natürlich gerade viele Gedanken mache, sind die teilweise erschreckend guten Ergebnisse, die KI inzwischen mit den richtigen Prompts erzeugen kann. Ich kann das niemandem vorwerfen, denn Artworks kosten nun mal Geld. Angst macht mir auch die Tatsache, dass man mit all den Tools inzwischen schon eine komplette Fake-Künstler:innen-Identität aufbauen kann – Texte, Stimme, Instrumente, Videos und so weiter. Selbst die Königsdiszlipin, den menschlichen Touch mit all seinen kleinen Fehlern und Ungereimtheiten kann eine KI ja inzwischen ziemlich realistisch simulieren.
Bei der Entwertung von Kunst, die da stattfindet, hinterfragt man an verregneten Tagen wie heute vielleicht schon mal, warum man all seine Zeit, Leidenschaft und Geld investiert. Aber um auf einer positiven Note zu enden: Ich denke, dass sich wie bei allen technischen Revolutionen in der Musik Menschen finden werden, die das ganze so zweckentfremden, dass es dann doch wieder eine Kunst ist. Und genau so wird es auch immer Leute geben, denen ein „echtes“ Artwork wichtig ist.

Shoutouts an dieser Stelle an Näänie Pää, Sam Tomson, Rosie Rackham, Hallie’s Gallery, den Leipziger Cheslo und auch Super Freak, der ja inzwischen riesengroß geworden ist und unter anderem für Vans, Burger King, NY Times etc. gearbeitet hat. Ich war glücklicherweise vor seinem Durchbruch mit ihm in Kontakt – aus seiner Hand stammen die drei freundlichen Zigaretten, die mich bis heute zum Lächeln bringen. Außerdem möchte ich auch mit einigen Tattoo-Artists zusammenarbeiten, aber das ist noch nicht spruchreif.

Was steht in nächster Zeit so an bei Blaq Numbers?

Ich hoffe, dass ich bald die nächste Compilation ankündigen kann. Aber vorher liegt der Fokus erstmal auf der oben erwähnten Whitelabel (Whytenumbers008 – Anm. der Redaktion) von Real Velour aus Birmingham mit verdammt guten Remixen von Donald Dust und Panthera Krause, die momentan einen Großteil meiner Wohnung in Beschlag nimmt. Denn 300 Stempel wollen erstmal trocknen 🙂 (Die Platte erscheint am 19.01.2024 – Anm. der Redaktion)

Außerdem ist gerade ein Tape von High Park Funk aus Glasgow mit Remixen und Features von u.a. Duktus, Nico Fasho, Brett Eclectic in Produktion – und ich hoffe sehr bald den Vorverkauf in die Wege leiten zu können.

Und obwohl ich nach wie vor absoluter Fan der Sampling-Kultur bin, möchte ich generell ein bisschen mehr „echte“ Stimmen und Instrumente auf dem Label.

Ansonsten bin ich sehr gespannt, wohin sich das alles entwickelt. Ich brauchte erstmal eine Weile, um zu realisieren, dass die Zeiten, in denen man einfach eine gute Platte rausgebracht hat und die dann schon irgendwie den Weg in die Plattentaschen gefunden hat, wohl vorbei sind. Trotzdem widerstrebt es mir ein bisschen, sich den Regeln des Algorithmus komplett zu unterwerfen – gleichzeitig möchte man ja aber für seine Künstler:innen und natürlich das Label selbst schon eine gewisse Reichweite bekommen. Ein Spagat, von dem ich noch nicht genau weiß, wie man ihn bewältigt. Ich hatte die letzten Jahre eine gewisse „Sinnkrise“ – um es mal freundlich auszudrücken – was letztendlich auch dazu geführt hat, dass mir die notwendige Kommunikation als Bindeglied zwischen den Artists, Grafiker:innen, Music-Blogs etc. an manchen Tagen ziemlich schwer fiel und oft genug dafür gesorgt hat, dass es Probleme und Verzögerungen gab. Umso dankbarer bin ich dafür, dass wirklich die allermeisten dafür Verständnis hatten und man immer einen Kompromiss gefunden hat. Trotzdem schmerzt es sehr, wenn wieder mal ein Release unter dem Radar bleibt, das muss ich ganz ehrlich sagen.

Außerdem stellt sich mir die Frage, wie es mit Bandcamp weitergeht. Noch ist ja alles beim Alten und die Plattform ist mit weitem Abstand die fairste. Das und die Möglichkeit, mit Käufer:innen in Kontakt zu kommen, ist unbezahlbar und hat in den letzten Jahren schon einige private Kontakte ergeben. Trotzdem macht es mir ein bisschen Bauchschmerzen, dass Bandcamp in sehr kurzer Zeit schon zweimal „herumgereicht“ wurde. Wie bei den meisten macht die Plattform den Großteil meiner Einnahmen aus. Sollte sie wegfallen, wird es mir wahrscheinlich nicht möglich sein weiterzumachen.

Ansonsten würde ich mich, wie gesagt, sehr gern selbst mal wieder ans Produzieren trauen. Aber wenn man die ganze Zeit nur von guter Musik umgeben ist, mit der man sich ja irgendwie „messen“ muss, ist das nicht ganz so leicht – gerade für mich als Amateur. Aber vielleicht kann ich da ein bisschen lockerlassen und mache eine Kleinigkeit für die nächste Compilation anstatt nur sinn- und ziellos am heimischen Synthie vor mich zu gniedeln.

Und wenn ich schonmal die Gelegenheit dazu habe, möchte ich mich hier bei allen bedanken, die mich und mein kleines Bedroom-Label die letzten Jahre so unterstützt haben. Und dazu zähle ich natürlich auch frohfroh!


__Verlosung

Auch wir sagen Danke für die ausführlichen Einblicke hinter die Kulissen von Blaq Numbers. Und wir freuen uns sehr, jeweils ein Exemplar der eben frisch erschienenen Label-Releases von Real Velour und High Park Funk verlosen zu dürfen. Bock darauf? Dann schreibt uns bis 26. Januar 2024 eine Mail an dance @ frohfroh.de mit dem Betreff „Blaq Numbers“ und gebt an, welche EP ihr gern zuhause haben wollt.

Vorhören geht hier:

__Fotos

Und hier noch ein herzliches Danke an Nikolas Fabian Kammerer. Von ihm kommen wieder einmal die wunderbaren Bilder dieser On-Tape-Ausgabe.

Behind the nights – Matriarchy

Pünktlich zum Jahresanfang startet in der Neuen Welle eine frische Veranstaltungsreihe. Mit „Matriarchy“ verwirklicht die DJ und Producerin Alba Acab ein Konzept, das auf matriarchalen Werten beruht. Im Interview erzählt sie mehr dazu.

Alba Acabs breakig-deeper Sound ist eine echte Bereicherung für die Leipziger Szene. Die Offenbach-raised und nun Leipzig-based DJ und Producerin hat in ihrer neuen Wahlheimat schon einige musikalische Spuren hinterlassen. Nun startet sie am 12. Januar ihre eigene Reihe in der Neuen Welle – Matriarchy. Mit NVST als Headlinerin, die hauptsächlich in der Schweiz aktiv ist und dem Support von Alba Acab und Sachsenperle verspricht diese erste Nacht kompromisslose Sounds und kreative Stile abseits konventioneller Techno-Veranstaltungen. Wir haben uns mit der Kuratorin der Veranstaltung hingesetzt, um herauszufinden, was es mit ihrem Konzept auf sich hat und was in der nächsten Zeit von Matriarchy zu erwarten ist.

Was bedeutet der Name „Matriarchy“ allgemein – und was bedeutet er für dich?

In matriarchalen Gesellschaften führen die Frauen mit Liebe, die für alle da ist. Der Machtkampf, wie er in patriarchalen Gesellschaften – und eben auch in der Clubszene vorherrscht – soll dadurch abgelöst werden. „Matriarchy“ bedeutet für mich zudem, insbesondere marginalisierte und talentierte Personen mit den Veranstaltungen zu pushen, bei denen das Miteinander im Vordergrund steht – ohne Macker.

Wie hast du Matriarchy begründet?

Also erstmal würde ich gern die Artists nach Leipzig holen, die mir persönlich gefallen. Deswegen habe ich angefangen, Veranstaltungen zu kuratieren. Auch geht es mir besonders als weibliche Veranstalterin darum, nochmal eine andere Perspektive auf das Veranstalten zu geben. Die Idee ist letztes Jahr entstanden: Da hatte ich eine Veranstaltung im T//F und später habe ich in der Neuen Welle aufgelegt. Dort bin ich dann auf die BetreiberInnen zugegangen und wir haben uns darauf geeinigt, „Matriarchy“ in Kooperation zu veranstalten und das gemeinsam aufzuziehen.

Was ist das Konzept der Veranstaltungsreihe?

Ich mache das alles eigentlich alleine, da steht jetzt kein Kollektiv dahinter. Ich habe natürlich viel Support von Freunden, aber Artwork, Booking und so kommen aus einer Hand. In Gruppen kommen da viele Meinungen zusammen. Das bringt auch die Gefahr mit sich, dass dort der rote Faden verloren geht. Allein kann ich meinen Stil und meine Linie fahren, was mir bei dieser Veranstaltung auch wichtig ist. Es ist so auch einfacher, Flinta-Artists zu fördern und zu supporten. Ich komme ja aus Offenbach, was von der Szene sehr männlich dominiert war. Veranstaltungen als Flinta-Person aufzubauen ist auch immer mit Hürden versehen – das will ich mit Matriarchy aufbrechen. Die entscheidenden Positionen sollen von weiblichen Personen besetzt sein.

Lässt sich „Matriarchy“ einem Genre zuordnen oder möchtest du einzelne Genres besonders hervorheben?

Für mich gibts eigentlich in jedem Genre gute Musik und ich habe da auch in den zehn Jahren, in denen ich mich intensiv mit Musik beschäftige, in jeder Richtung was für mich gefunden. Ich finde es cool, wenn sich der Sound abwechselt und fluid ist. Wenn auf Partys aber nur Techno läuft, finde ich das für mich persönlich zu langweilig. Mir ist es wichtig, dass jeder vom Musikgeschmack ein wenig auf die Kosten kommen kann. Genau dafür mache ich das Booking auch. Dazu kommt: Warm-up und Closing fehlen mir momentan sehr in Leipzig – dass kenne ich aus Frankfurt (Main) anders. Ich fände es auch cool, wenn der Abend mit entspanntem Electro beginnen kann und auch mal mit deepem Sound endet und die Gäst:innen einfach viel Spaß beim Tanzen haben.

Wer ist bei der ersten Veranstaltung mit dabei und wieso hast du diese Personen ausgewählt?

Ich war letztes Jahr auf einem Festival in Litauen und bin da sogar für die Artist hingefahren, die ich jetzt gebucht habe: NVST. Durch ihre Produktionen habe ich sie auch schon länger auf dem Schirm und bin großer Fan geworden. Ansonsten habe ich eine Freundin, Sachsenperle, gefragt. Sie spielt Vinyl only und überrascht in ihren Sets immer wieder mit diverser Selection. Ich spiele an dem Abend auch und werde das Closing-Set machen.

Wie sieht es mit der Zukunft von „Matriarchy“ aus?

Momentan mache ich einmal monatlich einen Podcast bei Sphere Radio. Nächsten Monat gehts damit auch weiter, mit diversen Artists, die die Genre-Grenzen aufbrechen. Nach der Party-Premiere am 12. Januar wird es hoffentlich weitere Veranstaltungen in der neuen Welle geben. Die Headlinerin für die nächste Veranstaltung steht theoretisch auch schon fest, aber bleibt erstmal noch geheim.


Matriarchy #1
12. Januar 2024, 23 Uhr
Neue Welle
w/ NVST, Alba Acab, Sachsenperle

New In – The Mix – 2023

Nach einer kleinen Weihnachtspause sind wir zurück. Und wir blicken nochmals zurück auf einige unserer Lieblingstracks aus unserer New In-Serie. Mit einem exklusiven Mix.

Mit New In stellen wir mehr oder weniger regelmäßig einige der wichtigsten Electronic-Releases aus Leipzig des Vormonats vor. Zuletzt haben wir – Nils und Jens – uns immer wieder zu kleinen Listening-Sessions getroffen und uns durch Promo-Files und Bandcamp gewühlt.

Da sind einige Reviews zusammengekommen, aus denen wir am Ende des letzten Jahres sehr subjektiv unsere persönlichen Lieblingstracks herausgefiltert haben. Nils – als Nils Panda auch tatsächlich als DJ aktiv – hat daraus einen rund 45-minütigen Mix gemacht. Voilá:

1. Lekande – It Happens (Row Records)
2. DJ Balduin – Da Float (Kann)
3. Mbius – Mittelsachsen Sundowner (Breakfree Records)
4. Ewan Jansen – Wild Shore (R.A.N.D. Muzik)
5. Kassem Mosse – C2 (Workshop)
6. DJ Balduin – Daphnes Bell (Inch By Inch)
7. Eoism – Relapsing Cycles (Inch By Inch)
8. Credit 00 & Wolf Müller – Urban Utan (Rat Life)
9. Tinkah – Phoenix (Local Knowledge) 
10. Ginko & BSN Posse – Rainforest (Defrostica)
11. Subkutan – Neu Enden (Hypress)

Ein Blick auf die Tracklist beweist: Ja, wir sind DJ Balduin-Fanboys. Aber unabhängig davon war 2023 auch ein starkes Jahr für ihn. Und weil uns das so viel Spaß gemacht hat, haben wir direkt beschlossen, dieses Format am Ende jedes Quartals wiederzubringen.

sens – Sound und Duft

Das ZiMMT hostet mal wieder ein spannendes Festival in den eigenen Hallen – das sens. Es stellt die Connection zwischen Sound und Gerüchen her.

Sound, Duft und Club? Das ist nicht immer die angenehmste Kombination. Da kommen eher Rauch, verschüttete Getränke und Schweiß an die Geruchszellen. Dabei ist die Verbindung zwischen Sound, Bildern und Duft eine überaus spannende Kombination.

Mit sens widmet das Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie vom 11. bis 20. Dezember 2023 diesem multisensorischen Erlebnis ein eigenes Festival. Mit verschiedenen 3D-Audio-Konzerten, einer duftenden Ausstellung und Performances von international renommierten Artists. Mit dabei sind:

Klara Ravat • Antoine Bertin • Wolfgang Georgsdorf • Grace Boyle • Juliane Kowalke • Thomas Hummel • Cleo Dölling • Giulia Francavilla • Hanno Leichtmann & Valerio Tricoli • Louise Rossiter • Michael Akstaller • Moritz Simon Geist • Marie L. Möller • Wiete Sommer mit Cryptoheroes • Victor Mazón Gardoqui

Darüber hinaus bietet sens mit Workshops, Talks und Vorträgen einige Deep Dives in das Thema und schafft einen Raum zum Austausch über medienübergreifende Ansätze, die mit Sound und Gerüchen arbeiten. Warum das so spannend ist? Das ZiMMT erklärt es so:

„Der Geruchssinn ist besonders eng mit unseren Gefühlen und Erinnerungen verbunden. Denn anders als beim Sehen und Hören gelangen die olfaktorischen Reize ungefiltert in die Großhirnrinde, wo die bewusste Wahrnehmung entsteht und Emotionen oder Gedächtnis angesteuert werden.“

Das gesamte Programm findet ihr auf der ZiMMT-Website – Tickets in Form von Tagesmitgliedsausweisen für den ZiMMT-Verein gibt es direkt am jeweiligen Abend.

Verlosung Verlosung

Für das Konzert von Moritz Simon Geist am Samstag (16.12., 20 Uhr) verlosen wir 2 x 2 Tickets. Schick einfach bis 15.12., 15 Uhr eine Mail an dance @ frohfroh.de mit dem Betreff „sens“. Moritz Simon Geist hat die „Präsentation einer Arbeit mit Spatialität, 3D Sound, robotischen Aktoren und Bass“ angekündigt.