Ich muss gestehen, dass ich Frankmans Label etwas aus den Augen verloren habe. Dabei hat sich die wackerste Deep House-Adresse von Leipzig noch einmal aufgerappelt und legte in diesem Sommer vier digitale EPs vor.
Es ist schon komisch, es wirkte in der Vergangenheit oft so als sei es um Frankman stiller geworden nach seiner Hochphase um das Album „Different Divides“. Der Blick auf seine Diskografie widerlegt dieses Gefühl jedoch unmissverständlich. Andreas Greiner Jr. ist nur niemand, der laut nach draußen posaunt.
In diesem scheint aber dennoch wieder mehr zu passieren: Allein drei EPs kamen in diesem Jahr schon von ihm heraus. Wobei „Selected Works Vol. 1“ eine dreiteilige Rückschau auf sein Schaffen ist. Drei Tracks aus der Zeit zwischen 2002 und 2007.
Mit „Sunset“ kommt ein neues Stück – ein Zwölf-Minuten-Epos, das ganz behutsam verschiedene Spannungsbögen aufbaut, sich insgesamt aber doch sehr homogen entfaltet. Das ist klassischer, deeper House-Stuff, der aber selbst in der derzeitigen House-Renaissance irgendwie etwas altbacken klingt. Im „Mwua Remixs“ – wahrscheinlich von Frankman selbst – gewinnt das Stück dann überraschend an Dynamik. Allein wie präsent und tight die Bassdrum ausbricht und selbstbewusst den leiernden Synthie-Flächen entgegen tritt. Das ist groß.
Überraschend auch die EP „Marbella“ von Wuttig & Reuter. Dort hätte ich die beiden „Kommerzer“ aus dem Shooting Allstars-Umfeld, wie Jan Wuttig neulich sehr sympathisch Selbstironie bewies, nicht erwartet. Hier kommt aber ihre erste richtige eigene EP – bei Ostwind und Mancha Recordings teilten sich die beiden noch die EPs mit anderen.
Die FM-Verbindung ist übrigens schnell offenbart: „All tracks written and produced by Andreas Greiner Jr.“ steht in der Unterzeile. Wuttig & Reuter sind demnach eher die Kuratoren für ihre Tracks. Und da heißt es offensichtlich: Straightere Beats und etwas mehr Rave-Appeal. Eigentlich ziemlich spannend, wie in den zwei Tracks „Marbella“ und „Fuengirola“ zwei Herzen schlagen: Die bekannte Frankman-Deepness, und der Pre-Peaktime-Druck eines DJ-Duos zwischen Tresor, Nachtcafé und Charleston Nischwitz.
Das ist aber weitaus weniger aufgeladen und funktional aufgepimpt, wie man im ersten Moment vermuten würde. Dafür halten die beiden Gegenpole doch ganz gut die Balance. Für FM-Verhältnisse ist diese EP aber doch auch recht straight.
Vor gut einem Monat erschien schließlich die letzte FM-EP – von dem Nürnberger Marvin Zeyss, der in diesem Jahr mit sechs digitalen EPs gestartet ist. Bei „Herz“ muss ich mich erstmals bei FM wirklich fremd schämen – der ganz leicht angeraute Tech-House-Mix ist okay, aber das Vocal zerrt diesen Track in die Afterhour des ZDF-Fernsehgartens.
Soulig-säuselnde Frauen-Vocals sind ja in House-Tracks ganz generell schwierig. Aber auch noch auf Deutsch? No way! Da hilft auch der Frankman-Remix nichts. Mit „Move On“ versucht es Marvin Zeyss dann noch einmal mit einem Männer-Vocal – auf Englisch. Aber wieder mit diesem unsäglichen Sex-Appeal, der House irgendwann vor zehn Jahren zu belangloser Lounge-Wohlfühlbeschallung hat werden lassen. Da fehlt jeder Crisp. Wuttig & Reuter sind Helden dagegen. Aber eigentlich fehlen mir die Worte, wenn ich an diese EP denke!
FM-Musik Website
Wuttig & Reuter Myspace
Marvin Zeyss Myspace
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Der „Transmediale“-Platte beigelegt ist übrigens die neue Instabil-Compilation. Wieder ist sie voll gepackt mit Künstlern, die in der Dub- und Netlabel-Szene wahrscheinlich schon eine gewisse Bekanntheit erlangt haben, die mir aber doch wenig sagen. Dubatech, Näköradiomies und P.Laoss ausgenommen.
Jahtari hat sich mit der Maffi-Serie über die letzten Jahre hinweg eine tolle Plattform für Pop-Hits aufgebaut. Jetzt gibt es eine Doppel-Nummer mit Solo Banton. „No“ hat neben tiefer Stimme und tiefem Bass einen Hauch Disco-Glitzer angelegt. Komischerweise schimmert der an manchen Stellen auch bei „Dancehall Nice Again“ hervor. Ist das alles ein Thema? Eine Session?
Auf der Mikrodisko-Seite ist einmal Besuch aus Hamburg zu hören. Nike.Bordom kenne ich von Dial, das ist aber auch schon vier Jahre her. Ihr „Substitute“ ist ein House-Electro-Hybrid, musikalisch genau richtig ausjustiert zwischen Reduktion und Eleganz. Selbst in den Phasen in denen die Electro-Seite die Überhand gewinnt. Nur die Vocals stören mich. Warum säuseln die so? Die überladen die Balance.
Die andere Platte ist etwas überraschender verortet, nämlich bei dem britischen Label Nonplus, auch ein noch junges Label mit einem überaus breit ausgelegten Sound – Drum’n’Bass, Dubstep, Techno, House, so dass dort auch Actress, Instra:mental und Skream ihren Platz finden können.
Bei Instabil geht es mit deepen Dub-Techno weiter. Von
Der Übergang von Instabil zu Falk, einem Leipziger Producer ist leicht. Denn demnächst erscheint eine EP von ihm dort und auch ein Track auf der nächsten Ausgabe der „File Under Dub“-Compilation-Reihe. Seit sieben Jahren produziert Falk Golz, doch erst jetzt dringt einiges von seiner Festplatte nach außen. 2010 könnte ein gutes Jahr für ihn werden, immerhin stehen fünf digitale EPs an.