KW 16 – Freitag

Ziemlich voller und diverser Freitag. Mit Italo, Mode-Techno, Electro und viel Techno.

frohfroh-Tagestipp //

Italo Island // Conne Island // 23:00 Uhr
w/ Italo Brutalo, Anka, Möbelnder Pop, Filburt, Don Ramones, I. Marcello, Miriamore

Die beiden Leipziger Party-Crews Italo Fundamentalo und Hey Ciao treffen sich im Island und feiern eine ganze Nacht lang den analog-poppigen und teils skurrilen Charme von Italo Disco, Space Disco, Dark Disco und Cosmic Sounds. Mit Italo Brutalo ist auch ein Berliner Headliner mit am Start – im letzten Sommer hat der Vintage-Synth-Fan mit „Heartwave“ ein sehr schlüssiges Album veröffentlicht.


Außerdem heute //

Unknown – Kulturlounge, 23:00 Uhr – House, Techno und Trance mit Eva, Agua, William und André Hering

Formula – Neue Welle, 23:00 Uhr – Electro, Techno und Mash-up mit Cyan 85, Andi A, P.Vanillaboy

Coast Side Stories – Institut fuer Zukunft, 23:59 Uhr – House, Tech House, Slow House, Techno mit Okaxy, Sarah Kreis b2b Caleesi, Frida Carlo, Judith van Waterkant, Arne Schattenberg, Katzengold, Albina & Dario & Radičić

Nakt – Distillery, 23:00 Uhr – Mode-Techno mit Schering, Yesht, Floor Force One, Mødze, Nikolina, Warind

Exil – Elipamanoke, 23:59 Uhr – Hard Tek, Trance, Techno mit H369, Sanguinica, Illousion, Splinter, Tausendmesser, Goalz, Sistr, c4llin, Wasn’t Born

Schutt und Asche – Ilses Erika, 23:00 – Techno und Trance mit Rasante Rilke, ACSID, Surativ & Rbnstx, DJ Tudor

Subkutan „Unwritten“ (Hypress)

Dark, schroff und sehr eigen – so klingt das Debüt-Album von IfZ-Resident Subkutan. Letzte Woche kam es beim Leipziger Label Hypress heraus. Und wir haben reingehört.

Subkutan hat die Leipziger Clubszene der letzten fünfzehn Jahre deutlich mitgeprägt. Vor elf Jahren hatten wir ihn in einem längeren Interview – damals stand er mit seinem dytopisch-treibenden Techno recht allein in Leipzig. Heute schwer vorstellbar, aber Leipzig war Anfang der 2010er Jahre fest in House- und Minimal-Hand. In dieser Zeit hostete Subkutan die Vertigo-Reihe und gehörte zum Inner Circle der ersten aufregend-turbulenten Jahre des Institut fuer Zukunft.

Auch wenn er hauptsächlich für seine Techno-Sets bekannt ist, Subkutan produziert schon länger Musik, solo und als Teil des Duos artPara – erste Tracks waren bereits auf diversen IfZ-Compilations zu hören. Dort wurde schnell klar, dass er als Producer experimenteller und industrieller unterwegs ist.

Mit seinem Debüt-Album „Unwritten“ festigt Subkutan diese Linie nun weiter. Techno im klassischen Sinn gibt es nur auf einem Track: „I Can See We’re Already There“. Und selbst hier liegt eine schroffe Kühle und dystopische Unruhe in den Sounds. Ansonsten löst sich Subkutan rhythmisch von allen funktionalen Dancefloor-Ansätzen und spielt mit breakigen, dubbigen und scheppernden Kicks. Auch sonst ist „Unwritten“ klanglich stark von einer bedrohlichen und neurotischen Atmosphäre geprägt – mit industriell-harten Synths, unruhig-repetitiven Sounds und spooky Spoken Words und waviger Unterkühltheit. Überhaupt die Words: Subkutan scheint ein Faible für dunkle Poesie zu haben – in vielen Tracks kommen Poems vor. Am eindrücklichsten ist hier „The Early Bird“ mit einem theatralischen Vocal-Feature der Leipzigerin Mia Gara.

„Unwritten“ ist kein einfach zugängliches Album, es fordert und wehrt sich gegen eine vorschnelle Techno- und Club-Vereinnahmung. Es vertont viel mehr eine Welt voller Zerwürfnisse und Brüche, unangenehmer Umgebungen und verstörender Situationen. Und das auf sehr vielfältige und kompromisslose Weise – kein Track gleicht dem anderen, Subkutan wählt jedes Mal einen neuen Ansatz. Das macht es nicht leicht, „Unwritten“ als zusammenhängendes Artist-Werk zu verstehen, es könnte auch eine Compilation verschiedener Acts sein.

Aber andersherum liegt genau darin auch die Stärke des Albums: Es ist so unberechenbar und mutig, so eigen und dramatisch, wie auch Subkutan als DJ und Producer agiert. Wer aus diesem Kosmos doch etwas für den Club sucht, findet es mit den Remixen von Kaltes Herz und Sylie Mariarz. Alex.Do und Kareem lassen sich dagegen ebenfalls auf die musikalischen Experimente der Originale ein.

Dj Balduin „Da Float“ (Kann Records)

Etwas spät, aber diese EP müssen wir einfach noch vorstellen: Dj Balduins Teaser auf ein Album in diesem Sommer.

Dj Balduin auf Kann Records. Da steigt doch schon die Laune, bevor man überhaupt den ersten Ton gehört hat. Das Label steht seit nunmehr 15 Jahren für sehr gute elektronische Musik aus Leipzig – und darüber hinaus. Es hat quasi noch nie eine schlechte Platte veröffentlicht und zuletzt mit Releases von z. B. Innere Türen und dem Sub-Label Long Vehicle die Klangpalette nochmals stark erweitert.

Auch Balduin ist kein Unbekannter in der Szene. Er betreibt das experimentierfreudige Label GLYK Records, findet sich immer wieder auf den Line-ups der Stadt wieder und hat mit ein paar starken Releases auf QC Records und Kompakt bereits für einiges an Aufmerksamkeit gesorgt. Die zwei Tracks hier sind sein Kann-Debüt und als digitale Veröffentlichung via Bandcamp erhältlich.

„Da Float“ kommt als flächiger Breakbeat-Track mit Voicesample-Garnierung daher, der auf dem Dancefloor in null Komma nichts ein paar Happy Vibes verbreitet und tatsächlich die vom Label angekündigte Gänsehaut auszulösen vermag.

Das zweite Stück der Veröffentlichung namens „Kaset Sin“ entpuppt sich als House-Nummer mit 90s-Flair, die mit warmer Wander-Bassline, Jazz-Snare und organischen Percussion-Samples punktet. Habe ich die sphärischen Synth-Sounds bereits erwähnt? Schiebt auf jeden Fall sehr gut. Uh yeah! Wenn das die erste Brise von Balduin auf Kann war, darf man sich wohl ab jetzt offiziell auf mehr freuen. Im Sommer soll nämlich ein Album kommen.


Nochmals kurz zu GLYK: Fast zeitgleich mit dieser Kann-EP erschien auf Baldiuns Label nämlich ein sehr besonderes Album des griechischen Musikers Theremin Jennings. Seit 2013 lässt er in seinem Home Studio verschiedene Klanggeräte wie eine Farfisa-Orgel, String Machine sowie einige Effektgeräte laufen.

In improvisierten Sessions fängt er herrlich kosmisch-lofieske Sounds ein, die auch Soundtracks alter Science Fiction-Filme sein könnten. Vor allem wenn aus trippy Phasen plötzlich hell schimmernde Synth-Harmonien hervorkommen, eröffnen sich direkt große Bildwelten. Zugleich schafft die Orgal immer wieder auch eine sakrale Intimität. „Theremin Jennings“ gibt es digital und als limitiertes Tape.

KW 15 – Sonntag

Und hier noch ein Sonntagstipp mit guten Drinks, leckerem Essen und deepen Tracks.

frohfroh-Tagestipp //

Barcelounge // Barcelona Bar // 19:00 Uhr
w/ Filburt, Zapotek

Die Barcelounge lädt mal wieder zu einem entspannten Ausklang aus diesem vollen Wochenende ein. Filburt bringt seine deep-soulful House-Platten mit – und dazu einiges an Electronica, Disco und Broken Beats.


Außerdem heute //

Up Home – 10 Jahre später – Distillery, 10:00 Uhr – Techno mit Nastia Reigel, One Agent, Qiu, Subtrak, Daniel Sailer

20 Jahre Alphacut Records

Happy Birthday, Alphacut! Das Leipziger Drum & Bass-Label feiert sein zwanzigjähriges Bestehen mit einem fulminanten Jubiläums-Line-up.

Was für eine Party-Ankündigung: Unter dem Motto RECON2TRUCTI0N – 20Y ALPHACUT feiert das Leipziger Label Alphacut sein zwanzigjähriges Bestehen auf zwei Floors in einer hier nicht genauer verratenen Connewitzer Location. Und zwar mit nicht weniger als 24 DJs, die hinter den Decks Schlange stehen werden. Ein logistisch nicht zu unterschätzender Aufwand, dessen notwendige Selbstorganisation wiederum sehr zur DIY-Kultur des Labels passt.

Alpha- wer wie was?

Dies werden sich so manche Leser:innen nun vielleicht fragen. Kurz gefasst und voller Lücken: Alphacut veröffentlicht seit 2003 Drum & Bass und Jungle auf Vinyl, wobei der Sound meist experimenteller und rhythmisch komplexer ist, als es die Dancefloors nicht nur in Leipzig in der Regel gewöhnt sind. Einen guten Einblick zu den Anfängen des Labels erhaltet ihr in unserem Artikel zum zehnjährigen Jubiläum des Labels wie auch in den aktuellen Ausgaben der Radiosendungen Querbass und Zonic Radio Show.

Gerade in besagten Anfangsjahren ließ Alphacut einige recht schroffe, brachialere Tracks auf die Menschheit los und widmete sich bald mit dem 7″-Sublabel Alphacute schnelleren und oft sehr spaßigen Breakcore-Tracks.

Zwei Dekaden und etwa vierzig Schallplatten später sind die Releases auf dem Hauptlabel Alphacut immer noch voller Bass, ungewöhnlicher Breaks und oft düsterer Atmosphären. Der wunderbare Querschnitt durch die Labelgeschichte von AeonFlux zeigt das prima auf:

Hier und da wurde der Sound aber auch um einen gewissen Dub-Einfluss erweitert, der dann auch seit 2012 auf den 23 erschienenen 7″-Singles des Sublabels 45Seven die Hauptrolle spielt. Zudem erforschen die zehn Releases der Reihe Alpha Cutauri die Möglichkeiten zwischen Ambient, Minimal und Drum&Bass. Und neben zahlreichen Veröffentlichungen von Label-Boss LXC außerhalb des Alphacut-Universums arbeitet dieser derzeit seinen eigenen Backkatalog auf einen eigens dafür angelegten Bandcamp-Account auf.

Dort erschienen zuletzt Live-Aufnahmen aus den frühen Nuller-Jahren und ein Album, das der damaligen Party- und Konzertreihe „Strukturbruch“ ein kleines Denkmal setzt. Wie immer bei LXC mit spannenden historischen Liner Notes.

Eine Menge Musik also, die neu entdeckt oder wieder hervorgeholt, auf jeden Fall aber in voller Wucht zur großen Jubiläumssause genossen werden kann und nicht zuletzt auch mit Spannung auf die nächste Dekade Bass & Breaks aus dem Hause Alphacut blicken lässt.

KW 15 – Freitag

Ein eher ruhiger Freitag in den Clubs – aber es ist nur die Ruhe vor einem massiven Samstag.

frohfroh-Tagestipp //

Seelen. // Institut fuer Zukunft // 23:59 Uhr
w/ Ignez, Anabel Arroyo, Shaleen, Janein, Anna Hjalmarsson, Stigmatique

Die Seelen-Crew setzt ihre Clubreise durch Leipzig fort. Nach der Label-Nacht im Mjut geht es nun ins IfZ. Neben einige Residents sind auch zwei Gäst:innen dabei: Ignez aus Berlin betreibt das Somow-Label und steht für klassisch-kompakten Techno mit leichter Deepness. Aus London kommt Anabel Arroyo, Resident-DJ im Londoner Fold-Club sowie bei Laster in Madrid. Sie spielt einen trippy-minimalen Sound. Und im Robert Johnson spielt regelmäßig Anna Hjalmarsson – ein Teil der Seelen-Crew.


Außerdem heute //

Awkwardly Social – Neue Welle, 23:00 Uhr – Electro, Breakbeats, Techno, Acid und Hardcore mit Denham Audio, Ben Sleia, Cheng Nwsh

Clear Memory – Kulturlounge, 23:00 Uhr – Electro und Techno mit Mr. Beef, DJ Detox, Robyrt Hecht, Varum

Obscurité Rave – Elipamanoke, 22:00 Uhr – Techno, Rave, Fetish mit Fr.Jpla, Lichtschalter, Oneaxone, Pave, Nici Palm, Avocado, Mathias Ache & Mule

KW 15 – Samstag

Und hier der massive Samstag – mit acht Terminen. Darunter eine Party-Premiere, ein Label-Jubiläum und ein 24-Stunden-Rave.

frohfroh-Tagestipp //

Disko Sued // UT Connewitz // 22:00 Uhr
w/ WaqWaqKingdom, OY, Bollek, Aural Guerilla

Premiere heute – präsentiert von frohfroh: Das UT wird zum Club für spezielle, internationale Clubmusik. Mehr zu dem Format gibt es in unserer Ankündigung von letzter Woche.

Live werden heute WaqWaqKingdom und OY auftreten. Erstere sind ein Duo mit der in Leipzig lebenden Musikerin Kiki Hitomi. Sie verbinden House und Grime plus japanischen Gesang. OY sind ebenfalls ein Duo, die Electronica, Afrobeat, Avant-Pop, Trap und Jazz mit Einflüssen aus Ghana vereinen.

Im Anschluss legen Bollek und Aural Guerilla atmosphärische Dance-Tracks, Slow-Jams mit 80s-Appeal und international Sounds.


Außerdem heute //

Recon2truction – xxx, 22:23 Uhr – 20 Jahre Alphacut-Party mit Drum & Bass, Dub und Jungle mit Fran, Kali Avaaz, Sun People, The Duke of Juke, Martsman, Hi-Lar, Phuture-T, Lui, Dreadmaul, Paradox Effects, Istari Lasterfahrer, Karl Marx Stadt, Odd Harmonics, Demegy, Porpoise, Histeppa, Beam Up, Collie Weed, Dub Across Borders, Toni Wobble, Jahdubtahz, Emperor-T, Ave FM, Lowcut – inklusive Record Sale und Shirt-Live-Print

Hyperfokus – Neue Welle, 23:00 Uhr – Deep-treibender Techno mit Frida Carlo, V:Sonntag, Jan Goertz

Clubnacht – Institut fuer Zukunft, 23:59 Uhr – Techno, House und Beyond mit Amotik b2b Vincent Neumann, 50phie, J Nuggetz, Bad:Belle

Sportbass – Mjut, 23:55 Uhr – Electro, Grime, UK Bass, Ghetto, Jungle und mehr mit Salush, Mathis Ruffing, Gladee, DJ Over’n’Out, Malte Magnum, Rst98, Lucia Lu, Samurai Breaks, Nova Cheq

& with Proper Null, Krach bei Nacht – Elipamanoke, 23:59 Uhr – Techno, Electronic, Breaks, UK Bass, Juke und mehr mit tba-Line-up

Finest Selection – Kulturlounge, 23:00 Uhr – House und Techno mit Thomas Heinrich, Zischarias, Chris Manura, Andreas Eckhardt

Saturday Rave x Up Home 10 Jahre später – 24 h Edition – House, Trance und Techno mit Jimi Jules, Mauro Caracho, Scherbert, Maruwa, Lil Hurty, Jewelry / ab Sonntag 10 Uhr: Up Home mit Nastia Reigel, One Agent, Qiu, Subtrak, Daniel Sailer

Hey Hey – FairTix Leipzig

Nach einer kleinen Pause gibt es eine neue Ausgabe unseres Hey Hey-Podcasts. Dieses Mal geht es unter anderem um FairTix Leipzig, eine Initiative, um die Leipziger Club- und Konzertszene zu unterstützen.

Als Gesprächsgäste hat unser Podcast-Host Sebastian den Conne-Island-Booker Jan sowie Jörg vom LiveKommbinat Leipzig eingeladen, der Interessenvertretung von Leipziger Clubs und Konzert-Locations. Jörg war auch schon in der ersten Hey Hey-Ausgabe zu hören.

In dieser Ausgabe geht es um FairTix Leipzig bzw. den Clubeuro. Dies ist ein Pilotprojekt des lokalen Ticketanbieters TixForGigs, bei dem ihr die Leipziger Clubkultur beim Vorverkauf von Tickets unterstützt. Wie das geht? Teilnehmende Clubs wie die Distillery oder das Institut fuer Zukunft können bei einzelnen Events einen Clubeuro auf jedes Ticket erheben, zugleich sinkt aber die Servicegebühr von TixForGigs. Der Euro geht dann an das LiveKommbinat Leipzig, um damit Projekte zu finanzieren, die der Vernetzung und Weiterentwicklung der lokalen Clubkultur zugute kommen. Oder in einer Grafik ausgedrückt:

Neben FairTix Leipzig geht es in dieser Hey Hey-Ausgabe aber auch darum, wie die Leipziger Clubs – speziell das Conne Island – mit den Herausforderungen von Corona, steigenden Produktionskosten, schleppenden Vorverkäufen und weniger Experimenten beim Booking. Aber hört selbst:

Übrigens: Ihr findet den Hey Hey-Podcast auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Folgt uns dort gern und lasst eine Bewertung da.

KW 15 – Montag

Die neue Woche startet mit einem lässig-chilligen House-Rave.

frohfroh-Tagestipp //

Electric Easter // Conne Island // 14:00 Uhr
w/ XDB, Polo, Sophie & Julius

Ein Mini-Electric-Island- und Klub-Sonntag-Mash-up gibt es hier – ab 13 Uhr ist der Conne Island-Freisitz offen. Ab 14 Uhr öffnet dann der Saal für zwei alte Bekannte: XDB und Polo nehmen mit ihren House-Sets das aktuelle Tempo heraus.

Spot on – DJ Fairytail

Trance is back – seit ein paar Jahren mischt sich der melodisch-emotional aufgeladene Sound immer mehr auch in den Techno-Underground. Zeit für ein DJ-Porträt aus diesem Bereich. Mit DJ Fairytail treffen wir eine Newcomer:in in ihrer Startphase, die genauso schnell ist wie ihr Sound.

__Premiere

„Unter 160 bpm fange ich eigentlich nie an“, erzählt Lara alias DJ Fairytail, als sie ihren Sound beschreibt. Angefangen mit klassischem, happy Trance hat der sich zuletzt in Richtung Hard- und Psy-Trance entwickelt. „Ich mag es mittlerweile mehr, einen schnellen düsteren Vibe zwischen 160 und 180 bpm zu kreieren. Die süße und verspielte Happiness von Trance gefällt mir zwar weiterhin, ich lege sie aber nicht mehr so gern auf.“

Für mich ist dieses Treffen eine Premiere – mein erstes Interview mit einer DJ aus dem durchaus weitem Trance-Feld. Zugegebenermaßen habe ich um den Sound lange einen Bogen gemacht. Zu kitschig, zu pathetisch, zu überladen. Zugleich bin ich durch die dezenten Trance-Einschübe vieler Techno- und Progressive House-DJs wie Courtesy, Janthe oder Mama Snake in den letzten Jahren zugänglicher dafür geworden.

Zum Interview treffen wir uns auf einen Kaffee im Waldstraßenviertel. Das Dankbar Café ist an diesem Freitagvormittag voller als erwartet. Draußen regnet es, drinnen erzählt Lara von ihrem Ankommen in Leipzig. Rund vier Jahre ist das her. Ursprünglich kommt sie aus einer Kleinstadt aus Mecklenburg – Neubrandenburg. Klingt nach Tristesse, durch die Fusion-Festival-Bubble sei für elektronische Musik aber ein großes Bewusstsein in der Gegend, meint Lara. Für eigene Clubs reichte das jedoch leider nicht. Stattdessen stieg sie mit ihren Freunden im Alter von 17 / 18 Jahren in die Regionalbahn nach Berlin. Meist waren sie damals in der Griesmühle, einem ehemaligen Club in Neukölln, der für straigthen Techno bekannt war.

So sehr ihr die ersten Berlin-Rave-Ausflüge auch gefielen, irgendwann zog sie „der industrielle Standard-Techno“ nicht mehr so mit – und wirklich viele Alternativen fand sie in Berlin auch nicht. „Mittlerweile ist Hardgroove in Berlin richtig groß, was ich sehr mag. Aber Trance ist wenig zu hören – das hat mich später in Leipzig inspiriert, auf diese Schiene zu gehen“, erzählt Lara.

__Inspirierendes Umfeld

Auf Leipzig wurde sie zuvor auch über die Berliner Clubszene aufmerksam. Denn beide Städte sind nicht nur eine Zugstunde entfernt, auch die Szenen sind teilweise eng verbunden. Fürs Studieren zog sie das kleinere Leipzig schließlich vor. „Leipzig war mir von Anfang an die sympathischste Stadt. Besonders, weil hier so viel los ist und es eben so gut mit Berlin connected ist“, erzählt Lara.

In Leipzig taucht sie zuerst auch direkt in das Clubleben ein und trifft auf ein Umfeld, in dem viele Leute Musik machen und auflegen. Vor zwei Jahren möchte auch sie mehr als nur feiern – sie kauft sich ihre ersten DJ-Decks und macht sich auf die Suche nach ihrem Sound.

„Ich wollte mehr aus der Szene mitnehmen und herausfinden, wie die Musik funktioniert. Es ist so nice, sich tiefer mit dem auseinanderzusetzen, zu dem man feiern geht.“ – Lara aka DJ Fairytail

Gelangweilt vom industriellen Techno der letzten Jahre entdeckt sie Trance für sich. Sie stößt auf Labels wie Ute.Rec, Crude, Underzone Records und Speedmaster Records. Und sehr oft sind es skandinavische Acts, die sie inspirieren – vor allem aus Kopenhagen: Marilao, Alda Vain, Maurinstarr, Matriark und Malik Fields. „Alles was die selbst produzieren, ist der Wahnsinn. Jeder einzelne Track ist ein krasses Werk. Da steckt für mich mehr Herz drin als im klassischen Techno“, meint Lara.

Doch warum nun dieser Trance-Hype? Für sie ist es in der Musik wie in der Mode. Alles kommt irgendwann wieder. Und junge Künstler:innen hätten natürlich den Anspruch, etwas zu machen, was aktuell nicht überall zu erleben ist – und da werde eben auch zurück geschaut. Das habe auch sie so gemacht und sich durch Trance-Tracks der 1990er Jahre geskippt. Dabei ergaben sich natürlich zahlreiche Bezüge zum heutigen Sound. Vieles baut auf den Anfängen auf – allerdings könne sie die Originale kaum im Club spielen, weil sie so „shitty gemastert“ seien, erzählt Lara.

Eventuell hat auch Corona einen Anteil an dem Harmonie-Turn der Clubs:

„Ich habe Trance tatsächlich in der Corona-Zeit entdeckt. Das hat mir echt geholfen und positive Gefühle gegeben, in denen ich mich fallen lassen konnte. Diese Musik hat mich sehr aufgefangen – und ich denke, da bin ich nicht die einzige. Vor allem im Sommer kann einen Trance emotional total mitziehen – deshalb bauen es vielleicht auch immer mehr DJs ein. Einfach, um mehr Spaß zu haben.“ – DJ Fairytail

Für die Entwicklung ihres aktuellen DJ Fairytail-Sounds waren später aber mehr Labels wie In Orbit, Vile Immerse, Sunthoid, Elysium oder Morph prägend. Mit düsteren, hypnotisch-treibenden Hard- und Psy-Trance-Tracks und Tribal-Elementen. Zum Auflegen sei dieser Sound alles andere als einfach, meint sie:

„Bei Trance ist es nicht so leicht, gute Matches zu finden, weil es sehr melodisch ist und die Tracks viele Elemente haben. Da kann es schnell sehr überladen sein und es erfordert mehr Vorbereitung. Die Umgebung zum Auflegen ist für Newcomer:innen aber in Leipzig wirklich gut. Es ist klein, deshalb hat man gute Chancen, auch selbst mal in einem Club zu spielen. Und auch abseits davon – bei Open Airs oder in Ateliers – gibt es viele Möglichkeiten, sich als DJ auszuprobieren. Mein Gefühl ist auch, dass das Publikum offener als in Berlin ist.“ – DJ Fairytail

__DJ-Start in Highspeed

Bei DJ Fairytail ging es nun aber wirklich sehr schnell: An Silvester 22/23 hatte sie ihren ersten Clubgig im Mjut, wo sie nebenbei auch an der Bar arbeitet. Danach folgten innerhalb von drei Monaten Auftritte im Elipamanoke und Institut fuer Zukunft. Ein Katalysator war dabei definitiv ihre Aufnahme in das Exil Kollektiv, das sich in den letzten 3,5 Jahren einen Namen für harten, schnellen und finsteren Techno sowie künstlerisch aufwendige Party-Deko und ein freundschaftliches Miteinander gemacht hat. Kürzlich erst hat die Crew den All-Time-Besucherrekord des Elipamanoke geknackt, freut sich Lara. Über zwei Freunde sei das Kollektiv auch auf sie aufmerksam geworden.

„Ich wurde von Exil erst für einen Podcast angefragt und dann zu einer Party als DJ eingeladen. Und dann kam die Anfrage zum Mitmachen. Ich war sehr überrascht, dass es so schnell ging. Aber der Vibe hat bei uns direkt gepasst und ich denke, dass sich die Crew auch musikalisch erweitern wollte.“ – DJ Fairytail

Als FLINTA*-Person habe sie in Leipzig noch einmal zusätzliche Chancen, schnell ein Publikum zu erreichen – hier sei bei vielen Clubs die Awareness für diverse Line-ups vorhanden. „Ganz im Gegenteil zu anderen Städten – das schätze ich sehr an Leipzig“, meint Lara.

Ganz ohne Kritik blickt aber auch sie nicht auf die lokale Szene: Mittlerweile sei hier ebenfalls der G-Konsum in der Clubkultur stärker verbreitet, was besonders für FLINTA*-Personen zum Problem wird. Denn die aufwendige Arbeit der Clubs, besondere Safe-Spaces zu schaffen, ist durch die sediernde und immer wieder auch missbräuchlich verabreichte Droge in Gefahr. Und auch die von TikTok angetriebene Inszenierung eines Techno-Lifestyles sei hier immer häufiger spürbar. „Viele scheißen auf die No-Photo-Policy und appreciaten kaum noch die Musik – es geht mehr um das Posieren und Konsumieren. Mir scheint, dass die Leute mit dem Kopf immer etwas woanders sind – besonders bei Techno-Partys“, meint Lara.

Umso mehr freut sie sich über Crowds, die sich auf neue Sounds einlassen und alternative Genres entdecken möchten. Wer DJ Fairytail erleben mag, sollte dazu die Mjut- und Exil-Line-ups der nächsten Monate im Blick behalten. Darüber hinaus plant sie mit Freunden ein kleines Festival im Leipziger Umland. Als Karriere-Option sieht Lara das DJ-Dasein übrigens nicht:

„Ich habe öfter mitbekommen, wie sich Leute selbst verlieren, wenn sie als DJ bekannter werden. Am Ende ist Auflegen aber auch keine mega große Sache. Mir geht es mehr um den Spaß und den verliert man sicher, wenn man jedes Wochenende einen Gig hat.“ – DJ Fairytail

Vielen Dank, Lara. Auch für den exklusiven Spot-on-Mix – er dokumentiert nochmals das Set ihres DJ-Debüts im Institut fuer Zukunft:


__Fotos

Wir sind sehr happy, das uns ab sofort Johanna Fazekaš mit Fotografien unterstützen wird – von ihr stammen auch die Bilder dieses Porträts. Und so arbeitet sie:

“Hey, ich bin Hanni. Die ästhetischen Vorstellungen meiner analog- und digital-fotografischen Arbeit spiegeln sich in neckischen Farbspielen, viel Nähe zu Details und spannenden Stimmungen wider. Bei frohfroh möchte ich gern Artists und deren jeweiligen Stil mit meiner Fotografie begleiten.“

KW 14 – Samstag

Ein emotionaler langer Rave, dazu viel Techno und eine All-Styles-Party. Unsere Tipps für den Ostersamstag.

frohfroh-Tagestipp //

24 h Wohnzimmer – Easter Edition // Distillery // 23:00 Uhr
w/ Ata, ND Baumencker, Aera, Adi, Victor, Mila Stern, Kataya, Schlepp Geist, Sevensol, Felipeh, Electric Pandas, Nene H, Akua, B2, Houdafk, Rottnmeier, Weh8mut, Tarik Weiß

Das letzte Mal langer Oster-Rave in der Distillery. In ca. sieben Wochen schließt der Club in der jetzigen Location – zum Ende des Jahres soll es dann in der Messehalle 7 der Alten Messe weitergehen. Insofern wird es hier sicher schon heute sentimental.

Highlights: Aera und Ada mit unterschiedlichen House-Nuancen. Im Keller ist es dann gewohnt härter und schneller


Außerdem heute //

Clubnacht – Institur fuer Zukunft, 23:59 Uhr – Techno und House mit Psyk, Carlotta Jacobi, Kontinum, Luuy, Mizar b2b Marov, DJ Spa

[Ultima Ratio] – Neue Welle, 23:00 Uhr – House und Hardgroove mit Lea Occhi, Golden Plate, High Torque, Picaro

Trappin #2 – Elipamanoke, 23:59 Uhr – HipHop, Trap, Grime, Techno, Drum & Bass, House und Hits mit Haaizey, Karmaxutra, Vanya, Yami, Luccatree, Loco, Scrappy Coco, Aezarya, Becstasy, Neele, Nina Frizzante, No Mercy, P. Aris, Ics., Iggy Tarn, Action Bronko