Unterwegs mit Throwing Shade

Lissabon oder Leipzig? Die Musikerin und Radio-Moderatorin Nabihah Iqbal alias Throwing Shade fragt sich in einer Video-Serie, ob sie ihre Heimat London für eine der beiden Städte verlassen würde.

Throwing Shade ist kein gänzlich neuer Name für Leipzig – im Herbst 2013 veröffentlichte sie bei Kassem Mosses Label Ominira eine unglaubliche gute EP namens „Mystic Places“. Für eine vierteilige Video-Reihe des Online-Magazins i-D ging sie nun auf eine Entdeckungsreise durch die Kunst- und Musik-Szenen von Lissabon und Leipzig, um zu schauen, ob es abseits von London einen Ort gibt, an dem sie gern leben würde.

Sie wäre nicht allein – im letzten Jahr verließen über 320.000 Menschen Großbritannien, wohl wegen der hohen Lebenskosten und der Aussicht auf eine höhere Lebensqualität. Wobei laut dem Leipziger Amt für Statistik 2014 nur rund 900 Menschen aus Großbritannien nach Leipzig zogen. Doch Nabihah Iqbal ist sehr angetan von Leipzig.

Nebenbei brachte sie vor kurzem auch ein Leipzig-Special beim NTS Radio, die sich der elektronischen Musik Leipzigs widmete.

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dance dance with us – Mod.Civil „Aphex Dreams“

Übernächsten Freitag ist es soweit – unsere #supportfrohfroh-Party findet statt. Zur Einstimmung präsentieren wir einen exklusiven Mod.Civil-Track.

Das Duo wird am 12. Februar bei uns eines seiner mittlerweile seltener gewordenen Live-Sets spielen – zum Aufwärmen zu Hause haben wir mit „Aphex Dreams“ einen bislang unveröffentlichten Track von Mod.Civil bekommen, den ihr euch ab sofort als Free Download auf eure Player ziehen könnt.

„Aphex Dreams“ steht für die ruhigere, vertracktere Seite von Mod.Civil, wie sie auch auf der „Distanz“-EP auf Ortloff zu hören war – wir sind sehr happy damit und freuen uns auf das Live-Set im Pferdehaus.

Außerdem bei der „dance dance with us“-Party: Good Guy Mikesh als DJ, Kali Avaaz, Westlake & Hayter, Robyrt Hecht & Kid Kozmoe sowie Tico. Die Party ist Teil unserer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne vom letzten Herbst. Ein paar Tickets sind darüber bereits weggegangen, es wird aber natürlich eine Abendkasse geben mit der ihr uns nochmals unterstützen könnt.

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#leipzig – Boiler Room

Zweimal Leipzig bei Boiler Room – gestern gab es ein kleines Feature zu Filburts Label O*RS und einen Teaser auf Panthera Krauses neue EP.

O*RS feiert in diesem Jahr ja sein 5-jähriges Label-Bestehen und die Boiler Room-Crew ist ganz angetan von der unaufgeregten Vielseitigkeit des Labels. Im Rahmen der Upfront-Mixreihe spielte Label-Chef Filburt einen deepen House-Mix ein, der Tracks und Artists aus dem näheren und erweiterten Label-Umfeld verbindet.

Darunter auch „Wasted Most Of My Life DJing In Night Clubs“ – Filburts Beitrag zu unserer „Electronic Music Leipzig“-Compilation. Demnächst wird der Track auch noch einmal auf Vinyl veröffentlicht. Und es ist die Rede von einem neuen Sub-Label, das Jan Ketel kuratieren soll. Davon wird uns Filburt aber demnächst persönlich erzählen – im frohfroh-Interview.

Außerdem brachte Boiler Room gestern einen Ausblick auf die neue Panthera Krause-EP – bei Uncanny Valley wird sie rauskommen. Perkussiv-trippig mit feinem Orgel-Vibe, so klingt „Umami“ von der gleichnamigen EP, die in zwei Wochen erscheinen wird.

Und nicht verpassen: Filburt und Panthera Krause waren jeweils auch mit exklusiven Tracks auf der wunderbaren Riotvan-Compilation zu hören.

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Blac Kolor „Stormfly“ (Basic Unit Productions)

Enorm viel neues passiert gerade bei Blac Kolor – Ende Februar steht das zweite Album an, vorab kam die EP „Stormfly“ heraus.

Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren überraschte Blac Kolor mit seinem „Wide Noise“-Album, das sich auf sehr schlüssige und kickende Weise zwischen EBM, Industrial und Techno positionierte. Die „Stormfly“-EP knüpft an diesen Sound teilweise an und wird zugleich zum Bindeglied zum nächsten Kapitel, das sich mit dem zweiten Album „Born In Ruins“ demnächst entfalten wird.

„Pain Delivery“ ist mit seinen düster und schleppend schwebenden Sounds sowie den breakigen Beats die deutlichste Schnittstelle, denn der Techno-Fokus rückt beim nächsten Blac Kolor-Album weitgehend in den Hintergrund. Dabei ist dieser Teil in seiner Härte und Kompromisslosigkeit nach wie reizvoll. Besonders „Grace“ und „Stormfly“ faszinieren durch ihre martialische und bedrückende Dunkelheit, die nach wie auch von einer nicht ganz pathosfreien EBM-Aufgeladenheit getragen wird.

Etwas eingängiger dagegen “Skele Ton“, trotz der unberechenbar federnden Bassdrums und den später zerschreddernden Breaks. Das Berliner Duo Schwefelgelb macht aus diesem Track schließlich einen unglaublich einnehmenden und in sich windenden Techno-EBM-Hybriden, der am Ende dieser darken EP ein diffuses Licht aufscheinen lässt.

Die „Stormfly“-EP erscheint auch auf Vinyl. Demnächst gibt es noch mehr zu Blac Kolor bei uns.

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Sven Tasnadi „Keep On“ (Roush Label)

Sven Tasnadi verbreitet seine Diskografie weiter über mehrere Labels – im Januar war eine EP auf dem spanischen Roush Label dabei.

Aber ich möchte es kurz halten: Die vier Tracks wollen nicht mehr als Beatport-Tools sein. Fröhlich bis oberflächlich groovender Tech House mit albernen Einschüben und unbestimmten Arrangements.

Das einzig positive an dieser EP ist, dass es mir Tasnadis letztes Album „All In“ näher bringt. Denn dort gibt es all die subtilen House-Ansätze,  die ich bei „Keep On“ vermisse. Auch wenn das in meinem damaligen Text weniger euphorisch klang.

Aber: geiles Cover.

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Goodbye, Esoulate

Oh, wird 2016 das Jahr der Abschiede? Nach dem Ende von Mottt.fm beendet nun auch Esoulate sein Booking-Engagement.

Das Finale der Podcast-Reihe vor zwei Wochen deutete bereits ein Ende an. Nach 12 Jahren Booking und Partys veranstalten ist nun tatsächlich Schluss. Was bei der ersten Version des Artikels leider falsch rüberkam: Das Label Esoulate Music soll weiterbestehen. Bei Facebook gab es noch ein Abschiedsstatement:

„Ein Abschied bereitet den Weg zu neuen Ideen. Es gibt Projekte die verweilen länger und andere schaffen es nicht einmal auf den Schreibtisch des Erfinders. esoulate ist wohl eher eines der Projekte gewesen, welches sowohl kam als auch ein Stück weit verweilte – Als Bookingagentur, Veranstalter, Ort des Wahnsinns, Treffpunkt für Freunde, der Ort für einen süßen Kaffee, das Sofa zum Austausch einer schnellen Idee, die Möglichkeit Ordnung zu schaffen … oder, oder, oder.

Wahnsinn, Leichtigkeit, Frohsinn, Perspektive, Fiktion, Miteinander, Trunkenheit, Verbundenheit und musikalische Nahkämpfe waren immer möglich, werden es auch in Zukunft unter neuen Dächern sein und bleiben. Vielen Dank an alle Unterstützer, Partner, TänzerInnen, Visionäre, Clubbetreiber, Booker, Crews, DJs, Liveacts, VJs, Techniker und Freunde für diesen durch & durch empfehlenswerten gemeinsamen Ritt.
[…]
Bis gleich an einer anderen Stelle, Georg“

An anderer Stelle – da gedeiht also scheinbar etwas Neues. Wir sagen wieder einmal Danke und sind gespannt auf das Neue. Zum 10-jährigen Bestehen hatten wir übrigens ein Interview mit Georg Bigalke über Esoulate.

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Tanzmann & Stefanik „Volta EP“ (Moon Harbour Recordings)

Matthias Tanzmann und Daniel Stefanik waren kürzlich wieder gemeinsam im Studio. Die ersten beiden Tracks sind nun rausgekommen.

Das Foto auf Facebook der beiden schlug durchaus Wellen – und tatsächlich war es eine schöne Überraschung. Nach neun Jahren Pause gibt es wieder eine musikalische Zusammenarbeit als Tanzmann & Stefanik. Zwischen 2003 und 2006 veröffentlichten die beiden vier EPs, die rückblickend den Wandel des Moon Harbour-Sounds hin zu einem minimalistischen Tech House-Sound einläuteten – wobei es in der Phase auch Raum für dubbige Deepness gab.

Neun Jahre später fallen die Ansprüche anders aus: „Volta“ und „Swamp“ sind zwei hocheffiziente, straff kickende und verdichtete Tools, bei denen der Dancefloor-Druck wichtiger ist als musikalische Eigenheiten. Doch es lassen sich durchaus die beiden Einflüsse heraushören: Hier der konsequente und schiebende Drive von Daniel Stefanik, dort das Vocal-Sampling und die entschlackten Arrangements von Matthias Tanzmann. Im Zusammenspiel erweitern sich hier die Dimensionen. Aber eben mit einem sehr streng funktionalen Fokus.

Moon Harbour Recordings Website
Daniel Stefanik Website
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Various Artists „Familiar Faces N°1“ (Riotvan)

Der Riotvan-Plattenladen ist zu – von Trübsal ist aber keine Spur. Stattdessen startet das Label mit seiner ersten Compilation ins neue Jahr.

Für die Nummer 10 sollte es etwas besonderes sein. Und tatsächlich ist es das für Riotvan. Denn wo andere Labels oftmals mit Compilations beginnen und später zu Artist-EPs übergehen, machte es Riotvan genau andersherum. „Familiar Faces“ ist zugleich der Auftakt für eine Compilation-Reihe, die künftig Künstler und Freunde des Labels featuren sollen.

Vertraut ist auch das Line-up der „N°1“: Good Guy Mikesh, Panthera Krause, Filburt und Jennfer Touch sind dabei, aber auch Benjamin Fröhlich und Lake People mit seinem Llewellyn-Alias. Und mit den fünf jenes Spannungsfeld zwischen House, Disco und Wave-Pop, das Riotvan seit vier Jahren als Label mitprägt.

Dazu gehörten ebenso immer verschiedene Temperamente, die auch bei „Familiar Faces N°1“ herauszuhören sind: Das Innerliche und leicht Melancholische bei Good Guy Mikesh, Jennifer Touch und Filburt, ein positiv aufgedrehter, improvisierter Drive bei Panthera Krause und schließlich ein stark verdichteter und trotz vieler Details straighter House-Ansatz bei Benjamin Fröhlich und Llewellyn.

Mit dieser Ansammlung von durchweg einzeln strahlenden Perlen schafft „Familiar Faces N°1“ genau das, was eine gute Compilation und ein spannendes Label ausmacht: Stilistisch breit ausholen, atmosphärisch zugleich alles nah beisammenhalten. Und nebenbei wird durch diese Platte die kuratorische Qualität von Riotvan deutlicher denn je.

Riotvan Website
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Synths basteln – Exploding Shed

Leaf Audio dürfte manchen von den Workshops für DIY-Synths ein Begriff sein. Jetzt haben sie einen eigenen Online-Shop eröffnet.

Exploding Shed heißt er und bietet neben zahlreichen Einzelteilen zum Bauen von Synths und Effektgeräten auch fertige DIY-Kits. Damit lassen sich beispielsweise die Kickdrum der TR 808 nachbauen oder eigene Noise- und Chiptune-Synths zusammenlöten. Das Angebot soll sukzessive weiterwachsen, auch um Geräte von anderen Anbietern.Es braucht aber ein paar Skills und Fingerspitzengefühl, damit am Ende wirklich mit Sound herumgespielt werden kann. Doch im Shop gibt es Basic-Informationen von Leaf Audio zum Herunterladen. Wir sind entzückt.

Zum Shop-Launch gibt es bis zum 15. Februar 2016 einen Rabatt von 10 Prozent auf das gesamte Sortiment – mit dem Code „Heat-Up-Your-Iron“.

Wer hat Erfahrungen mit dem Basteln an eigenen Geräten?

Exploding Shed Website
Leaf Audio Website

2015er Nachlese Nachtrag – Digital Digital

Eigentlich hat Jens die Nachlese zu 2015 schon für beendet erklärt. Trotzdem gibt es noch einige digitale Veröffentlichungen, die wir nicht unerwähnt lassen wollen.

Plastiks & [kju:bi] „Dark Mary EP“, Soundia & Plastiks „The Core EP“ und Plastiks „Time Runner EP“ (Blackhill Productions)

Beginnen wir düster: Plastiks dürfte für eingefleischte Drum & Bass-Fans ein Begriff sein. Seine DJ-Sets gab er nicht nur bei der Fat Bemme und der Dark Drum & Bass Convention zum Besten, auch für itsyours.info hat er bereits einen Mix beigesteuert.

Drei EPs erschienen 2015 auf Blackhill Productions und beide widmen sich der düsteren, aber dennoch auch atmosphärischen Seite im Drum & Bass. Gerade das Titel-Stück der „Dark Mary EP“ balanciert beide Komponenten sehr gut aus. [kju:bi] verleihen dem Stück in ihrem Remix nochmal einen Schub mehr Energie. „Integral“ zielt dann sehr deutlich auf alle Freunde des slammenden Neuro-Sounds. Eine ausführliche Besprechung dazu findet ihr ebenfalls auf itsyours.info.

Auf der „The Core EP“ ist Plastiks ebenfalls vertreten. Zusammen mit Soundia aus Frankreich hat Plastiks ein fieses Monster names „Oshi“ erschaffen. Beeindruckend, wie effektiv sich das Stück in Gehirnwindungen bohrt. Dagegen ist Soundias „The Core“ regelrecht zahm.

Sehr straight dagegen die älteste der drei EPs. Sowohl „Monument“ und „Time Runner“ entsprechen den gängigen Zutaten, die natürlich nie verkehrt sind, bei zu häufigem Verzehr aber auch nicht unbedingt überraschen.

Apollo Static „Glue EP“

Erst neulich berichteten wir darüber, dass das Ketzerpop Kollektiv zumindest als Label an uns vorbeigegangen ist. Doppelt peinlich, dass wir im selben Rahmen nicht die EP „Glue“ von Apollo Static erwähnten. Aber genau genommen erschien sie auch nicht physisch auf Ketzerpop, sondern wurde vom Künstler direkt auf Bandcamp hochgeladen.

Sehr bunt und fröhlich kommen das Stück „Glue“ daher, als wäre es ein Vorschlag für die akustische Untermalung von Jahrmärkten. Ehrlich – da kriege sogar ich fast Lust, mal wieder auf die Kleinmesse zu schauen. Die Grundstimmung im „Basementlied“ ist etwas dunkler und fordernder, im Vergleich zu Plastiks oben beschriebenen Szenarien reicht es hier aber gerade so für die Geisterbahn.

Enuit „It’s All Over (Forever)“, „Night Tide EP“ und Kanna „Into Dawn“

Auch 2015 völlig vergessen: Enuit und sein Seitenprojekt Kanna. Schon seit einigen Jahren taucht Enuit mit neuen Tracks in meiner Soundcloud-Liste auf. Die selbst veröffentlichten EPs geben allen Grund dazu, genauer hinzuhören.

Zwischen Dubstep-artigen Beats und Electronica-Anklängen bewegt sich Enuits im Mai veröffentlichte EP „It’s All Over (Forever)“. In in ihrer Fülle und Schwere erinnert sie durchaus an die Musik von The Empath. Auch Enuit baut innerhalb seiner Tracks Spannungsbögen, die gut als Soundtrack für nächtliche Videospiel-Sessions funktionieren. Die Fülle an Sounds und Ideen kann schnell überladen klingen, sind von Enuit aber ausgewogen struktueriert.

Drei Monate vorher, im Februar, veröffentlichte Enuit die „Night Tide EP“. Deutlich geradere Beats durchziehen die fünf Tracks, die im direkten Vergleich nicht so rund wirken wie auf „It’s All Over (Forever)“. Am deutlichsten sticht für mich „Nightshades“ heraus: Eine sehnsuchtsvolle, warme Nummer, die sich an Acid-House orientiert, gleichzeitig aber auch munter digital vor sich hin knarzt.

Zusammen mit seinem ’brother in sound‘ Nobee Seltsam beschleunigt klingt die Sonnenuntergangs-Euphorie bei „Into Dawn“ von Enuits Seitenprojekt Kanna. So, als ob ein Downbeat-Stück plötzlich zu schnell abgespielt wird. Eine eigenartige Stimmung, irgendwo zwischen Rave-Vorfreude und gleichzeitiger Erschöpfung, wird hier erzeugt. Im Enuit-Remix wird diese etwas zurückgenommen und der Sound schließt wieder direkter an die vorherigen EPs an. Auf Soundcloud könnt ihr auch noch einige Remixe von Kanna hören.

Enuit „Horizonte EP“ (The Red Skull)

Am ausgereiftesten klingt Enuit aber auf der „Horizonte EP“, welche auf dem ungarischen Label The Red Skull im September veröffentlicht wurde. Die vier Tracks klingen deutlich aufgeräumter und konzentrierter in ihrer Grundstimmung und im Sound, soweit es die Snippets auf Beatport erahnen lassen. Vielleicht gab es hier noch ein zusätzliches Mastering, vielleicht lässt sich ein Entwicklungsprozess bei Enuit über das Jahr hinweg ablesen – die „Horizonte EP“ macht jedenfalls Appetit auf weitere Musik von ihm.

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Leipziger Neuzugang: Schlepp Geist

Vor drei Monaten ist Schlepp Geist nach Leipzig gezogen. Wir haben ihn auf ein Gespräch in der Fleischerei getroffen.

Vorher lebte Schleppp Geist in Berlin und Rostock. Sein Künstlername ist übrigens einfach ein Spitzname, auf den „Schleppi“ seit über zwanzig Jahren hört. „Einige denken auch, es kommt von ‚Abschleppen’ – aber es hat überhaupt keine Bedeutung“, sagte er uns im Interview.

Musikalisch ist Schlepp Geist hauptsächlich bei Katermukke, URSL und Heinz Music zuhause. Die Berliner wurden über seine Soundcloud-Seite auf ihn aufmerksam. Bei einem Geburtstag von Mira vor einigen Jahren hatte Schlepp Geist dann seinen ersten Live-Gig im Kater Holzig. Mittlerweile ist er weltweit unterwegs. Anfang 2016 spielt er unter anderem in Istanbul, Hamburg und Dubai.

Nur Leipziger Clubs sind erstmal nicht dabei. Warum, Schlepp Geist?

Schlepp Geist: In der Stadt, in der ich wohne, will ich generell nicht zu oft spielen. So habe ich es in Rostock auch schon gehandhabt. Letztes Jahr war ich vier mal als Schlepp Geist in Leipzig, auf dem Think Open Air, im Eli, in der Villa Hasenholz und im November in der Blauen Perle.

Hast du einen Song, der für dich für 2015 steht?

Ach da gibt es so viele und auch quer durch alle Genres. Wenn ich jetzt spontan was sagen soll, dann Adam Beyers „Stone Flower“ zum Beispiel. Der Track kam im Frühjahr 2015 auf Drumcode raus:

Oder was ganz anderes: Harro Triptrap „Grandfathers Clock“ auf Osmund Audio:

Und welchen deiner eigenen Releases fandest du am besten?

Wenn ich mich entscheiden muss, dann „Tura“. Der ist auf Connaisseur erschienen:

Und natürlich die aktuelle „New Home EP“ auf URSL:

Wie entsteht deine Musik?

Die besten Tracks entstehen ganz schnell. „Tura“ war in zwei, drei Stunden fertig. Ich produziere nicht zuhause, sondern in meinem Studio, weil ich gerne das Gefühl habe, zur Arbeit zu gehen und ich dort auch produktiver bin. Ich mag es von nine-to-five zu arbeiten und kann auch mal ein Käffchen trinken. Leider ist bei uns zur Zeit die Heizung ausgefallen und von daher ist es eher semi-gemütlich.

Was brauchst du zum Produzieren?

In meinem Studio gibt es das Übliche: Synthesizer, Drumcomputer, Kompressoren, Effektgeräte, etc. Die Vocals nehme ich selbst auf. Ich bin zwar kein besonders guter Sänger, aber es darf auch mal ein bisschen schief klingen. Und klar, ich kann Noten lesen und ein bisschen Klavier und Gitarre spielen.

Bei meinen Gigs will ich den Rechner zukünftig soweit es geht abschaffen und größtenteils Hardware benutzen. Dann klingen die Sets nicht mehr so statisch und ich kann einfach losjammen. Auf der Fusion 2015 hab ich mit Krink ein b2b-Live-Set gespielt, das hat echt gefetzt und war mehr oder weniger eine Improvisations-Session. Das werden wir sicher wiederholen.

Was war neben der Fusion dein Lieblings-Gig 2015?

Die Nation of Gondwana war für mich eins der besten Festivals im letzten Jahr. Es war heiß, die Leute waren super und das Line Up auch. Und die Anlage war echt der Kracher, die hat ordentlich Druck gemacht:

Kriegst du eigentlich mit, was vor dem Pult los ist?

Nein, ich bin ein absoluter Blindfisch. Die Leute kommen dann hinterher und fragen, ob ich sie gesehen hätte. Das ist aber fast nie der Fall. Ich bin immer schon froh, wenn ich meine Freundin in der Masse entdecke. Als ich zum Beispiel in der Panorama Bar gespielt habe, hat es mich beruhigt, dass ich sie in der Masse entdeckt habe.

Wieso ist man als Musiker eigentlich gerade in Berghain und Panorama Bar so aufgeregt?

Ich bin sehr gern als Gast dort, deswegen war das wirklich special. Zum Glück hat alles gut funktioniert.

Hast du dich vorbereitet?

Nein, denn ich kam direkt von einem anderen Gig aus Schweden. Ich war nach Rebekah und vor Ellen Alien dran und habe versucht, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Wir haben aber auch nicht groß geschnackt.Für wen würdest du dich in eine Clubschlange stellen?

Puh, da gibt es wirklich viele, die mich inspirieren. Aber wenn ich nicht gerade spiele, dann gehe ich eher selten aus. Spannender finde ich momentan Kollaborationen. Ich arbeite zum Beispiel gerade mit Douglas Greed und der Berliner Sängerin Kristina Sheli zusammen.

Wie kommst du durch eine lange Clubnacht?

Die Klassiker: Vorschlafen, Kaffee trinken oder einfach wach bleiben. Chemische Drogen habe ich nie genommen, obwohl mein Umfeld da ziemlich liberal ist und ich natürlich auch. Klar, manchmal trinke ich was. Es gibt Abende, an denen macht es einfach Spaß, ein bisschen verschallert zu sein. Gerade wenn ich ein DJ-Set spiele – das finde ich nämlich relativ langweilig. Generell spiele ich deswegen lieber live, da habe ich die ganze Zeit etwas zu tun.

Seit drei Monaten bist du Leipziger. Aus welchen Gründen bist du hierher gezogen?

Der Hauptgrund ist, dass meine Freundin hier einen neuen Job hat. Ich bin ja zum Glück relativ flexibel, von daher passte das gut. Mein Bruder wohnt auch hier und dadurch kannte ich die Stadt schon ein wenig. Es gibt in Deutschland für mich auch nicht so viele Alternativen.

Hast du hier schon einen Lieblingsplatz?

Mein Studio, wenn die Heizung denn endlich mal funktioniert. Ich mag unsere Wohnung, die ist gegenüber vom Gewandhaus. Der einzige Nachteil ist, dass es dort keinen wirklichen Kiez gibt. Die Südvorstadt z.B. ist schön, aber für mich auch kein richtiges Szeneviertel, sondern eher ein gutes Beispiel für die Gentrifizierung. Dann bevorzuge ich eher Plagwitz und Lindenau, weil die Viertel runtergekommener und alternativer sind.Fehlt dir was in Leipzig?

Wir brauchen ein Musikfachgeschäft mit dem neuesten Technik-Kram, so einen Nerd-Laden, in dem man in Ruhe alles ausprobieren kann. Das ist doch voll die Lücke bei der großen elektronischen Szene hier in Leipzig. Oder habe ich den einfach noch nicht gefunden?! Hinweise bitte an mich! Derzeit muss ich nämlich extra nach Berlin fahren, um z.B. in Schneidersladen den neuesten Technik-Kram auszuprobieren. Unter vier Stunden kommt man da selten wieder raus.

Findest du, die Leipziger feiern anders als in Berlin?

Nein, ich finde die Leipziger Feierkultur super. Mittlerweile kannst du sogar in der Tille auch sonntags tanzen und der Sonntag ist mein Lieblingstag, um privat feiern zu gehen.

Und die Leipziger an sich?

Die sind super freundlich und generell ein aufgeschlossenes Völkchen. Bis auf einen Pegida-Taxifahrer, der sein verschrobenes Weltbild verbreitet hat, habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Aber so was würde mir in meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern leider auch passieren.

Danke Dir, Schlepp Geist!

Schlepp Geist Website / Facebook / Soundcloud

Blaq Numbers x Leipzig

Blaq Numbers heißt ein junges Label aus Nordthüringen, das seine Fühler auch nach Leipzig ausstreckt – wir verlosen zwei Vinyl-Pakete.

Ach, ich bin so empfänglich für ambitionierte Club-Projekte in der Provinz. Sofort ist da ein romantisches Bild von abgeranzten Militär- oder LPG-Brachen aus denen dann kulturelle Freiräume wurden. Egal ob temporär oder langfristig. Bei Wolkramshausen gibt es einen auf Vereinsbasis betriebenen Club namens Wolke. Seit 20 Jahren schon bildet dieser Ort ein subkulturelles Kleinods inmitten der thüringischen Provinz. Und er pflegt gute Verbindungen nach Leipzig: Micronaut, Solaris, Daniel Stefanik, Sven Tasnadi und Perm spielten dort bereits und auf dem „Wolke wird 18“-Sampler waren auch Leipziger Tracks dabei.

Aus diesem Umfeld kommt auch Matthias Fiedler, in der Wolke ist er Resident und wohl auf dem Sprung nach Leipzig, wie er neulich schrieb. Im letzten Jahr gründete er mit Blaq Numbers sein eigenes Label auf dem gerade die zweite Platte „Blaq Satin Trax“ herausgekommen ist. Eine Compilation mit sechs Tracks, die einen weich bis scharf gezeichneten House-Sound anreißen. Darunter auch die Leipziger Ranko und Lootbeg.

Bei Ranko ist wirklich immer wieder erstaunlich, wie federnd-leicht und vertrackt zugleich er House und instrumentalen HipHop mit UK-Zuckerguss verbindet. Sein „Like This, Like That“ fungiert hier als perfekter Opener. Lootbegs „Paradise“ dagegen als Atempause zwischen den zwei gut ruppigen und rauen House-Tracks von Carlo und Fede Lng. Disco-Reduktion ist sein Ding hier, wobei das Glitzern zu keinem Zeitpunkt fehlt. Zeitlos und auch etwas nostalgisch klingt das.

Und vielleicht wird Blaq Numbers ja demnächst auch ein Leipziger Label.

++++ WIN WIN ++++

Wir verlosen 2 x ein Blaq Numbers-Vinyl-Paket, bestehend jeweils aus einem Exemplar der 01 und 02.
Was ist zu tun? Bitte bis zum Mittwoch (20.1.) um 20 Uhr hier unten in die Kommentare schreiben, wo die Provinz musikalisch ebenso perlt wie in Nordthüringen?