Kassem Mosse „Workshop 19“ (Workshop)

Nur rund ein Monat liegt zwischen den ersten Ankündigungen und der tatsächlichen Veröffentlichung – für sein erstes Album hält Kassem Mosse den Ball flach.

Überraschend kommt dies jedoch nicht. Es gibt nicht viele Musiker, die sich so unbeirrt den gängigen und oftmals ausgelutschten Vermarktungsstrategien entziehen wie Kassem Mosse. Das stetig gewachsene Interesse an ihm dürfte diesen Hang noch verstärkt haben. Eigentlich erstaunlich, dass er überhaupt Kanäle wie Facebook und Twitter nutzt. Warum nicht gleich das Darknet?

Doch es wird nicht um eine Null-Kommunikation gehen. Denn eigentlich hat Kassem Mosse schon einiges zu erzählen, eine Haltung zu vertreten. Beispielsweise, dass die „Workshop 19“ keine limitierte Veröffentlichung ist. Und dass eine ältere – bei Discogs hoch gehandelte – Workshop-Platte nachgepresst wird.

Mit dem glorifizierenden Überinteresse an seiner Musik und seiner Person kam auch die Vinyl-Spekulationspest. Obwohl Kassem Mosse dem immer wieder entgegenwirkt, ist das Album bereits nach wenigen Tagen im vertriebseigenen Hardwax-Online-Store ausverkauft. Ein Selbstläufer, eine Eigendynamik, ein Hype.

Aber letztendlich ein völlig berechtigter. Die Euphorie für seine Tracks blieb auch bei mir ungebrochen. Und sie ist bei frohfroh hinlänglich dokumentiert. Es ist seit jeher die scheinbare Beiläufigkeit und die analoge Entrücktheit der Sounds und immer wieder die tief mitschwingende Wehmut, die Kassem Mosse so hervorheben.

Was kann ein Album da noch grundlegend neues erzählen? Nichts. „Workshop 19“ ist eher ein Ort des Vereinens. Ein Verjüngen der verschiedenen Nuancen seines offenporigen und zuweilen sperrigen House- und Electronica-Sounds.

Obwohl selbst auf den bisherigen EPs die Bandbreite hörbar war und sich viele Tracks bereits abseits des Dancefloors bewegten, bekommt das Zusammenspiel hier eine andere Kohärenz, eine nachvollziehbarere Breite.

Einzig „Untitled A1“ und „Untitled D1“ fallen noch einmal besonders auf. Sie bilden mit ihrer ungewohnt besänftigten Lässigkeit, dem gedämpften Gesang und dem spielerischen Jazz-Einfluss den Rahmen am Anfang und Ende von „Workshop 19“.

Dazwischen: Kassem Mosse im besten Sinne. Mit scheppernden Bassdrums, Synthesizer-Fanfaren und eindringlichen Basslines. Zeitentbundene Musik mit ungebrochener Faszinationsdauer. Vorhören geht über den Kann Records-Store. Oder bei You Tube.

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Krink „The Wilderness“ (URSL)

Die Wildnis bei Krink klingt erstaunlich brav und unaufregend. Was ist los da?

Ohne zu sehr auf dem Titel herumreiten zu wollen. Aber mit Wildnis konnte der warm schiebende House-Sound des Stiff Little Spinners-Kopfes Krink bislang nicht wirklich in Verbindung gebracht werden. Dafür mit weich gezeichneter und ausgewogener Deepness.

Seine neue EP auf dem Label URSL schlägt dagegen mit vier Stücken einen hörbar eingedunkelten Pfad ein. Mit nächtlicher Spookiness, verhuschten Sounds und verhallten Samples.

Kein unspannender Ansatz. Nur bleiben die Sounds irgendwie zu sauber und die Arrangements zu unentschlossen. Keine schlammigen Überbleibsel der Wildnis, keine wirkliche Furcht und Rauheit. Vielleicht war es ein Nacht-Jam, denn erstaunlicherweise liegen alle vier Stücke atmosphärisch nahe beieinander.

„The Wilderness“ sticht auf jeden Fall heraus aus dem bisherigen Katalog von Krink. Eben weil die sonst präsente süße Melancholie einer nicht recht überzeugenden Tragik gewichen ist. David Dorad holt den Titel-Track in zwei Versionen raus aus dem mäandernden Modus. Aber nur etwas.

URSL hatte übrigens schon einmal eine Leipzig-Platte veröffentlicht. 2012, damals war es Lake People.

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Dream Weapons „Pathways EP“ (Holger Records)

Ohja, Holger Records ist ein zweifellos ein Liebhaber-Label. Für die Betreiber und die Hörer. Platte Nummer 3 klingt nach einem epischen Kraut-Jam.

Aggelos Baltas ist Fan von obskuren Psych-Kraut-Platten der 60er Jahre. Zu hören war diese Leidenschaft bislang unter seinem Pseudonym Fantastikoi Hxoi, bei dem er mit Samples einen trippig-psychedelischen Rock wiederaufleben ließ. Auf der EP „Dream Weapons“ etwa. Im letzten Jahr stellte Aggelos Baltas sie zum freien Download ins Internet.

Der EP-Name steht nun auch für ein Nebenprojekt des Atheners, mit dem er jenen Sound ins Elektronische hievt. Durchaus für den Dancefloor, einen speziellen. Und die dabei entstandenen Tracks klingen angenehm entschlackt. Die krautrockinspirierte Rhythmik bleibt, die Arrangements sind aber druckvoller, hypnotischer, repetitiver, pointierter.

Man muss schon auch Fan solch ätherischer Klangräume sein. Ist der aber da, kommen mit dieser EP fünf echte Perlen hervor. Besonders weil sie so authentisch klingen, nach Fan, nicht nach obskurer Effekthascherei. Obwohl „Moonland“ und „The Vampire“ wirklich obskur und unnahbar klingen. Nach mit Patina überzogenen Horrorfilmen. Zugleich wirken sie aber auch super erhaben.

„Pathways“ ist noch stärksten mit der heutigen Clubmusik-Ästhetik verbunden. Die anderen Stücke bewegen sich komplett autark. Eine EP für die Zwischenräume, für das aufrichtige Umarmen von Elektronik- und Special-Rock-Freunden.

Und: ein weiterer Beweis dafür, dass sich hier mit Holger Records gerade eines der musikalisch spannendsten Labels von Leipzig entwickelt.

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Annuluk „Metamorphosis“

Oh, manchmal schaffen es Remixe wirklich, sich mit Musik zu beschäftigen, die sonst fern der eigenen Wahrnehmung bleibt. Diese 12“ ist ein Beweis.

Mein Weltmusik-Faible liegt gemeinhin bei Null. Und dass obwohl sich in vielen traditionellen Arrangements ein Haufen klanglicher und rhythmischer Bezüge zur elektronischen Musik findet. Trotzdem werde ich mit der musikalischen Folklore nicht warm. Annuluk aus Leipzig und Jena sind da aber wohl weit vorn. Beim Global Music Contest Creole schaffte es das Sextett im letzten Jahr ins Finale – auch Liloba in dem Jahr spielten dort.

2013 kam zudem das Debüt-Album „Ushna“ heraus. Darauf sphärisch-leichter bis still-intensiver Pop, der ganz entscheidend von Sängerin Miša geprägt wird. Gerade bei den ruhigen Stücken tritt dann eben auch die strukturelle Ähnlichkeit zur elektronischen Musik hervor. Nun wurden drei Songs geremixt und in einer mehrfarbigen 12“-Vinyl-Auflage gepresst. Mit dabei LXC, der Neu-Leipziger Karl Marx Stadt, der Kölner Wadadda und der aus Italien stammende Wahlleipziger Alex Cerb.Und was passiert? In allen vier Stücken gelingt es, mir den Annuluk-Sound zu öffnen. Mišas schwelgerischer Gesang bleibt ein wichtiges Element, aber ist nicht mehr so präsent. Wadadda schlängelt sich mit softem Dubstep durch „Gocciolina“, LXC hebt den selben Song mit einer trockenen Bassline hin zu aufgeräumt geschichteten Drum’n’Bass. Leicht dubbige Electronica bringt Karl Marx Stadt bei „Steppe“ hinein.

Alex Cerb bleibt mit seinem Ambient-Background dem Sound der Originale noch am nächsten. Das wirklich tolle an allen vier Remixen ist aber die Behutsamkeit, mit der hier umgegangen wurde. Weder zu anbiedernd, noch die Originale ignorierend. Ich gebe zu: ich war skeptisch. Doch hier ist alles aufgegangen.

Die Platte erscheint in Eigenregie.  Alles vorhören geht hier.

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Taron-Trekka „Afro Mammute EP“ (Drop That Records)

Nummer zwei bei Drop That Records, dem Label von Mint4000. Gute Kontakte nach Thüringen hat er.

Taron-Trekka bespielen nämlich die zweite EP des noch jungen Labels. Sie gehören ja teilweise zur Jenaer Freude am Tanzen-Bande und waren mir bisher mit einem augenzwinkernden bis klassischen Deep House-Sound im Gedächtnis.

Auf Drop That Records gibt es zwei zurückhaltende, sehr sparsam arrangierte Tracks. Eher zum Zuhören als zum Tanzen. Doch genau das macht ihren Reiz aus. Die feingliedrigen, fast beiläufig eingestreuten Sounds und offenen Strukturen. „FSS_M“ hält sich noch am House-Schub fest, doch es geht um eine subtile, vielleicht sogar vom Jazz inspirierte Form von House.

Bei »Afro Mammute“ dann aber Vogelgezwitscher, eine schnarrende Bassline und ewige Schleifen. Kontemplation für die Stunden fern der Abfahrten. Ganz unprätentiös, dafür sehr konzentriert und behutsam mit den Tönen und Dynamiken chargierend. Das erste Mal, dass von Taron-Trekka mehr hängen bleibt bei mir. Als Digital-Bonus gibt es übrigens zwei Loops von Taron-Trekka dazu.

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Clara und Nikolas

Rave-Alarm bei Clara Noemi, House-Balladen-Pop bei Nikolas Noam – die aktuellen Solo-EPs des wohl ehemaligen Appa Glas-Duos gehen zwei sehr verschiedene Wege.

Ohje, was ist da passiert bei „Cursoriness“, der neuen EP von Clara Noemi auf dem italienischen Label Aki Recordings? Einen Hang zum Rave war ihren ersten Solo-Tracks ja schon anzuhören.

„Brush Head Heat“ und „Like Oberhaim“ steigern das Rave-Level jedoch noch um einiges mehr. Übersteigern es. Grob gestrickter Großraum-Tech-House, der mich an keiner Stelle packen kann und sogar sehr ratlos zurücklässt.

Ihr Appa Glas-Kollege Jo Beschil bewegt sich derweil mit neuem Namen weg von den mächtigen Flächensounds. Als Nikolas Noam geht er nun stärker in den klassischen Deep House der späten Neunziger – inklusive Balladen-Appeal.

Anaid singt dazu in Pop-Gestus und einer Stimmlage, die nicht so weit von Tracey Thorn entfernt ist. Alles perfekt aufeinander abgestimmt und in der Perfektion wenig spannend.

Aber da gibt es eine harmonische Dynamik in „Falling“, die doch irgendwie hervorsticht. Einmal, weil sie an manchen Stellen unberechenbar ausschlägt und schließlich in dem Zusammenspiel von verschiedenen Chord-Ebenen. Remixe sollen folgen.

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DGY2013 – Die Gewinner

Gestern Abend war es soweit. Die Gewinner der Goldenen Yvonne 2013 wurden bei Radio Blau gekürt. Hier noch einmal die Auflistung der jeweiligen Gewinner.

Vieles ist ähnlich zum vergangenen Jahr – gerade auf den vordersten Plätzen. Die allgemeinen Präferenzen festigen sich, obwohl es genügend neues gibt, von dem sicherlich in den kommenden Jahren höhere Platzierungen zu erwarten sind. Ein paar Überraschungen und Verschiebungen sind aber dennoch dabei.

Großen Respekt übrigens an alle, die sich in der ersten Abstimmungsphase durch die frei zu bestimmende Vielfalt gekämpft haben. Erstaunlicherweise wären nach diesen ersten Ergebnissen einige Platzierungen anders ausgefallen. Blöd aber, wenn manchem nur in einer Kategorie etwas einfällt.

Die Erwartungsfreude um das Institut für Zukunft drückt sich an verschiedenen Stellen aus. Und nach dem 20-jährigen Jubiläum der Distillery im Jahr 2012 konnte der Club durch den Film und die Standortdiskussionen auch 2013 ein Haufen Sympathiepunkte sammeln. That’s it, hier sind die finalen Ergebnisse, eure Ergebnisse. Der Mitschnitt der Sendung und die gesamte Auflistung der Top 10 sind ganz unten zu hören.

 Leipzig-Track 2013

Daniel Stefanik „Seven“ (Kann Records) / frohfroh-Artikel


Leipzig-DJ 2013

Herr Fuchs & Frau Elster


Leipzig-Producer 2013

Daniel Stefanik / frohfroh-Übersicht


Leipzig-Label 2013

Kann Records / frohfroh-Übersicht


Leipzig-Album 2013

Various Artists „IfZ Compilation“


Leipzig-EP 2013

Daniel Stefanik „In Days Of Old Pt. 3“ (Kann Records) / frohfroh-Artikel


Leipzig-Club 2013

Distillery


Leipzig-Live-Act 2013

Karocel / frohfroh-Übersicht


Leipzig-DJ-Mix 2013

Herr Fuchs & Frau Elster „Liebe & Strand“


Leipzig-Veranstaltungsreihe 2013

Electric Island


Leipzig-Party 2013

24/5 Kann, Conne Island


Leipzig-Open Air 2013

Nachtdigital


Leipzig-Flyer 2013

Distillery-Monatsheft (gestaltet von Iska Kaek)


Leipzig-Video 2013

Willkommen zu Hause – 20 Jahre Distillery (gedreht von Vier Viertel Film) / frohfroh-Artikel


Leipzig-Barpersonal 2013

Distillery


Längste Türschlange 2013

StefaniKaden, Distillery, 28.12.2013


Various Artists „Pragmat & BLD Tape Recordings“

Wieder eine Kassette. Wieder von Pragmat. Aber dieses Mal in Zusammenarbeit mit einem spanischen Label.

BLD Tape Recordings heißt das Label. Vier Tape-Releases hat es im vergangenen Jahr veröffentlicht. BLD ist zugleich Producer, der auf der B-Seite des Pragmat-Split-Tapes „Abstraction 808“ zweimal remixt. Ein Track von Tres Pas, der 2011 auf Markus Masuhrs Netlabel Insectorama heraus kam.

Er ist auch mit zwei Tracks dabei. „Enclave0.6“ und „Enclave0.8“. „Enclave0.9“ gibt es als Skizze auch, in der Edit-Version eines Stghz. „Enclave0.6“ hinterlässt bei mir den am meisten bleibenden Eindruck der Mini-Compilation. Weil alles irgendwie gut gesetzt ist zwischen rauer Reduktion und einem nur angeteasten Dub-Schwingen. Markus Masuhr braucht auch hier wieder viel Raum und pfeift auf die Zeit. Auch bei „Enclave0.8“, das sich in der Dub-Techno-Zeitlosigkeit suhlt.Auf der B-Seite des Tapes gibt es noch zwei Überraschungen. „Abstraction 808“ ist im Original nämlich ein eher spannungsarmes Stück Dub-Techno. In den zwei BLD-Bearbeitungen wandelt es sich in zwei konträre Richtungen. Verschleiert und breakig mit ein paar Acid-Momenten einerseits, aufgeräumt und mit schlierigen Sounds andererseits. Beide aber weitaus prägnanter als Original.

40 Exemplare gibt es von dem Tape, dem auch Poster, Sticker und Download-Codes beiliegen.

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Mod.Civil „Opto Watts“ (Ornaments)

Mod.Civil auf dem Berliner Label Ornaments – damit ist eine wohlige Erinnerung verbunden. Mit der neuen EP wird sie bestätigt.

Vor knapp vier Jahren holperten sich die beiden „Op.cit“-Tracks auf Ornaments tief in mein Herz. Es sind rückblickend die stärksten Tracks von Mod.Civil gewesen – obwohl diese Ranking-Sicht bei den beiden nicht funktionieren kann. Denn Mod.Civil haben in all den Jahren nie an Spannung verloren, auch wenn sich ihr Sound längst verfestigt hat. Mit Ausnahme der „Distanz“-EP.

Dennoch hing ich bislang besonders an der ersten Ornaments-Platte. Erhöhte Erwartungen also. Der Nachfolger auf dem Berliner Label bringt vier neue Stücke hervor. Und „Opto Watts“ knüpft sogar nahtlos an die charmant stolpernde House-Freude von „Op.cit“ an. Druckvoll, mit hintergründiger Poesie und einem verspielt-durchleiernden Sound.

Ungewohnt sleek dagegen „Loop“, mit hell flimmernden Dub-Chords und kaum spürbaren Bassdrums. Sehr filigran, gerade im Kontrast zu „Opto Watts“.

Der Hit dieser EP ist aber „808 Session Part 1“. Natürlich wegen der matschigen Claps und den sich hinein steigernden Strings-Fanfaren. Aber erst recht wegen des kurz auftauchenden Mini-Vocals. Eigentlich überhaupt nicht der Rede wert, doch es schafft auf so reduzierte Weise einen Pop-Appeal in das Stück.

„Sunbeam“ entfaltet zum Ausklang noch einmal jene spleenig angeraute Deepnes mit der Mod.Civil einfach immer kriegen. Immer. Ein guter Start in die Woche.

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Das neue Jahtari-Doppel

Jahtari bleibt den Doppel-Veröffentlichungen treu. Wieder sind zwei neue Platten an einem Tag herausgekommen – zwei Mini-Alben sogar.

Zwei Geschichten stecken dahinter. Einmal die des Neuseeländers Naram, der sich vor vier Jahren zu einer Radtour nach Europa aufmachte. Im Gepäck ein iPod mit einer App namens NanoStudio. Nach den anstrengenden Tagestouren baute er abends im Zelt einige Stücke. Irgendwann entdeckte sie Jahtari-Kopf Disrupt und machte daraus ein ganzes Album namens „March Of The Gremlings“.

Es ist Jahtari, wie man es kennt und längst zu schätzen gelernt hat – lässig pulsierender digitaler Reggae. Die eine Hälfte instrumental, die andere mit einer ganzen Reihe von Sängern. Darunter auch Asher Senator und Peter King, die Jahtari als zwei britische Pioniere der Achtziger feiern. Aus Leipzig ist Jane Bee am Mikrofon dabei.

Label-Kopf Disrupt hat sich derweil seinen Gameboy zur Hand genommen und einige Sounds darauf gebaut. Anschließend ging alles durch seinen selbst gepimpten Korg Monotron Delay. Neun kurze Cuts sind dabei entstanden, die bisher als Interludes in seinen Live-Sets zu hören waren.

Nun sind sie versammelt auf „Dub Matrix With Stereo Sound“. Rougher und spleeniger als seine anderen Stücke klingt dieser 8bit-Wahnsinn. Ein Witz seien die Stücke aber nicht, betont Disrupt auf der Jahtari-Seite. Etwas anstrengend sind sie aber schon. Zumindest in dieser hochkonzentrierten Form des Mini-Albums „Dub Matrix With Stereo Sound“.

Jahtari Website
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„Ich mag, wenn es dramatisch ist“ – Micronaut-Film

Bei itsours.de vorhin entdeckt: eine gut halbstündige Dokumention über Micronaut.

Der gebürtige Rostocker ist mit seinem opulenten, ebenso vielschichtigen wie eingängigen Electronica-Sound ja eine große Bereicherung für Leipzig. Hannes Wichmann hat ihn mit der Kamera begleitet. Zuhause in der Altbauwohnung, im Studio, im 90er-Jahre-BMW und bei seinem Auftritt bei der letztjährigen Audio Invasion im Gewandhaus.

Es zeigt die zwei Seiten hinter Stefan Streck alias The Micronaut. Einerseits ist da der stille, spielerisch forschende Musiker, andererseits der wild tanzende und hoch konzentrierte Live-Act auf der Bühne. Schön anzusehen, mit sympathisch unaufgeregten Worten.

Im März erscheint das neue Album „Panorama“ auf Acker Records. Dann wird es auch ein Interview mit ihm bei frohfroh geben.

The Micronaut Website
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Aufholzen mit A Forest

Da hat sich einiges zusammen gebraut im Vorfeld der neuen A Forest-Single. Die Band wird mit dem heutigen Tag zum offenen Work-in-Progress-Projekt.

Analogsoul entpuppt sich immer mehr zu einem Experimentierfeld für die Musikbranche. Im ganz kleinen Rahmen natürlich, aber der lässt auch mehr Freiheiten. Mit Klinke Auf Cinch und dem Blog „Releasing A Record“ dokumentierten Band und Label vor zwei Jahren den Entstehungsprozess einer Albumproduktion. Einige Crowdfunding-Projekte verliefen bereits erfolgreich. Und mit A Forest löst sich der Rahmen einer Band und eines Labels von den herkömmlichen Zyklen zwischen Produktion, Promotion, Tour auf. Der klassische Weg funktioniert aus wirtschaftlicher Sicht nur noch mit einem Zähneknirschen.

Natürlich bleiben A Forest eine Band. Personell gab es eine Umstellung, statt Franziska Benkert ist nun Arpen dabei. Sie werden weiter neue Songs schreiben und veröffentlichen, auch auf Tour gehen. Die Abläufe sollen aber fließender gestaltet werden. A Forest arbeiten künftig nicht mehr streng auf eine EP oder ein Album zu, sondern veröffentlichen auch Fragmente, Songs zwischendurch oder einzelne Spuren, die von anderen weiter verarbeitet werden können.

Selbst fertige Songs müssen nicht mehr per se fertig sein. Bei Fabian Schützes anderem Projekt Me And Oceans war dieser offene Ansatz  bereits zu erleben. Alte Songs veränderten sich, wurden mit anderen Arrangements und Instrumenten neu herausgebracht.

„Wir bündeln Absatz, Fans und Sinn in unserer eigenen Währung“, heißt es auf der neuen A Forest-Website. Denn mit jeder Aktion für die Band – egal ob Facebook-Post, Spotify-Stream oder Vinyl-Kauf – überträgt man A Forest im übertragenen Sinne einen Samen oder ein Blatt aus dem letztendlich ein Wald entsteht. Wie viele Blätter der Baum bzw. der Wald gerade hat, zeigt eine Grafik auf der Website. Aktuell sind es 26 Blätter. Wöchentlich werden die gesammelten Likes, Shares, Streams in das Baum-System übertragen.

Klingt mit dem „Werde-Teil-des-Waldes“-Credo zwar auch etwas esoterisch und insgesamt aufgeladen, stellt die Künstler-Fan-Verbindung aber auf eine interessante Weise neu auf, indem der eigene Input als Fan sichtbarer wird. Ob das aber reicht, um sich den festgefahrenen Strukturen der klassischen Musikbranche zu entziehen? Das ganze Manifest zum Projekt gibt es hier.Zum Start des Projekts erscheint heute die „Surfaces EP“ mit drei neuen Stücken. Das Album erscheint dann voraussichtlich im Oktober. Auf der Website nennen A Forest zu jedem Song die Ideen dahinter und zeigen Text- oder Akkord-Skizzen,

Und beim ersten Hören fällt auf, dass Arpen dem A Forest-Sound sehr gut tut. Schon allein, weil es männliche Duette nicht allzu oft im Pop gibt. Verwobener klingen die Harmonien nun auch durch die lang gezogenen und schimmernden Synthesizer-Sounds. „Parcours“ ist mein Hit!

A Forest Website
Analogsoul Website
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