KW 28 – Montag

Die Gruppe Gender Equality NOW lädt zur Podiumsdiskussion “Awareness-Konzepte und linke (Sub-)kultur: Versuch einer kritischen Betrachtung” ein. Online, join for free, if you want!

Diese Podiumsdiskussion findet im Rahmen unserer diesjährigen Ringvorlesung Genderbasierte Gewalt online am 12.07.2021 von 18:30 20:00. Mit ihren Gesprächspartner*innen sollen verschiedene Awareness-Konzepte diskutiert und bestehende Verhaltens- und Denkweisen in Bezug auf genderbasierte sexualisierte Gewalt innerhalb linker Sub- und Clubkultur kritisch betrachtet und hinterfragt werden.

Podiumsdiskussion

Dabei werden sie versuchen, den Begriff „Awareness“ zu fassen und missverständliche Interpretationen zu klären, um im Folgenden über das Konzept der Community Accountability und täter*innenschützende Strukturen zu sprechen. 

Die drei Gesprächspartner:innen sind Paula Kittelmann von frohfroh (yay!), Alex von e*space Dresden und Jaro von Awareness Dresden! 

Link? Link! Hier geht’s lang.

Clubkultur & Politik V: Neoliberalismus in der elektronischen Musikszene

Wir gehen in Clubs, um Musik zu genießen, um zu tanzen, um Zeit mit Freund:innen zu verbringen, um Menschen zu treffen – um (kurz) abzuschalten und uns auszuleben. Teil V der Serie Clubkultur & Politik widmet sich dem neoliberalen und kapitalistischen System, in dem Clubkultur stattfindet.

Dieses eingangs beschriebene “Abschalten” ist, bei näherem und kritischerem Hinschauen, eine Notwendigkeit, die sich aus unserem täglichen Leben ergibt: Oft gehen wir in Clubs, um uns von der Realität zu befreien. Eine Realität in einem neoliberalen und kapitalistischen System, in der Leistungs- und Wettbewerbsdenken allgegenwärtig sind.

Warum können wir die neoliberalen Strukturen sowie Denk- und Handlungsmuster nicht einfach an der Clubtür abgeben? Es ist wichtig, Neoliberalismus zu verstehen, seine Logik und Funktionsweisen zu beleuchten – damit klar wird, wie neoliberale und, allgemeiner gesprochen, kapitalistische Denk- und Handlungsmuster reproduziert werden, auch innerhalb einer sich selbst als emanzipatorisch und alternativ bezeichnenden Szene und Clubkultur.

Es geht dabei nicht darum, mit dem Finger auf Clubs und Protagonist:innen der Clubszenen zu zeigen. Sondern darum, Mechanismen zu beleuchten, die trotz Bemühungen und bestem Willen vieler Clubbetreiber:innen und Besucher:innen weiterhin bestehen.

Neoliberalismus – was ist das und warum müssen wir darüber sprechen?

Das Wort “Neoliberalismus„ wird viel und gerne verwendet. Jedoch bleibt die genaue Bedeutung oft unklar und erscheint eher als ungenauer Sammelbegriff. Es geht um eine politische und vor allem wirtschaftliche Ideologie, die sich ab den 1970er Jahren schnell etablierte und deren Logik heute Wirtschaft und Gesellschaft bestimmt.

Der Neoliberalismus sollte nicht nur als Ideologie, sondern auch als konkretes politisches und wirtschaftliches Projekt verstanden werden, das durch Finanz- und Kommerzialisierung gekennzeichnet ist. Es ist eine Form des Kapitalismus, dessen Ziel die Reduzierung staatlicher Intervention und Präsenz in der wirtschaftlichen Sphäre zu Gunsten des sogenannten freien Marktes ist. Die neoliberale Ideologie beruht auf dem Vorrang des Marktes bei der Wertbestimmung und Verteilung von Ressourcen.

Diese Logik beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Wirtschaft. Vielmehr wurde es als Gesamtweltbild gedacht, dass das gesamte Leben nach dem Modell des wirtschaftlichen Wettbewerbs strukturiert und in einem Markt organisiert. Das bedeutet, dass nicht nur Konsumgüter nach Wettbewerbsprinzip und Angebot- und Nachfrage auf dem “Markt„ bereitgestellt werden, sondern dass diese Logik sich auch in unserem professionellen Leben sowie Privatleben manifestiert. Zum Beispiel im Studium, das fast immer nur dazu dient, Menschen “wertvoller” für den Arbeitsmarkt zu machen. Oder die Idee, dass Hobbies profitabel und monetarisiert werden sollten.

Die Gestaltung des privaten und sozialen Lebens ebenso wie unser Verhalten und unsere Mentalität werden in diesem Sinne beeinträchtigt. Solidarität, Selbst- und gegenseitige Fürsorge bleiben auf der Strecke zu Gunsten von monetärem und sozialem Kapitaldenken. Fame und Geld ist gleichbedeutend mit Glück, so sozialisiert uns der Kapitalismus. 

Dabei wurde der Neoliberalismus in den 1970er Jahren von Intellektuellen und Akademiker:innen teilweise als eine Möglichkeit gesehen, eine neue gesellschaftliche Ordnung zu schaffen, die durch den Abbau und Rückzug staatlicher Autorität im wirtschaftlichen sowie sozialen Leben offener gegenüber individueller Autonomie und experimentellen Lebensweisen sein sollte. 

So gesehen hätte der Neoliberalismus für Subkultur und alternative Orte durchaus von Vorteil sein können. Heute ist aber klar: diese Prognose ist unerfüllt geblieben, denn der Neoliberalismus ist voller Widersprüche. 

Einerseits wird die Liberalisierung der Wirtschaft und des öffentlichen Raums gepredigt, andererseits werden Interventionen, sogar Zwang angewandt, um den “freien Markt” zu verteidigen. Weiterhin ermöglichte die Liberalisierung erst die Ausbreitung der Marktlogik und des Wettbewerb-Denkens in allen Aspekten des öffentlichen und privaten Lebens – welche letztlich Menschen zu einem bestimmten Verhalten bewegt, auf deren wirtschaftliches Umfeld einwirkt. Dazu später mehr.

Neoliberale Strukturen im Clubkontext

Ähnlich wie bei Rassismus und Sexismus in der Clubkultur stellt sich die Frage: Wie kann ein Club außerhalb der herrschenden Machtstrukturen existieren?

Clubs bieten oft den Raum für Eskapismus und ermöglichen einen vermeintlichen Ausbruch aus dem neoliberalen Leistungsdenken, der in den meisten Teilen der Gesellschaft nicht denkbar wäre. Die Möglichkeit dafür entsteht aus der kritischen Stellung gegenüber sozialen Verhaltensnormen sowie dem emanzipatorischen und widerständigen Grundgedanken der elektronischen Musik. Verhaltensweisen und Bestandteile der Clubkultur gingen historisch häufig Hand in Hand mit dem Hinterfragen von gesellschaftlichen Konventionen, Funktionsweisen und sozialen Erwartungen.

‘Der Club’ stellt einen Raum dar, indem unter anderem das Ausleben der eigenen Sexualität, Substanzkonsum und der Ausbruch aus der gesellschaftlich für angemessen gehaltene Tagesstruktur und dem permanenten Anspruch, leistungsfähig zu sein, ermöglicht werden könnten.

Doch was ist mit den wirtschaftlichen Normen? Das Hinterfragen dieser Normen scheint im Prozess bisher wenig stattzufinden. Vielmehr haben diese Wirkmechanismen des Neoliberalismus und Kapitalismus die ursprünglichen Prinzipien der elektronischen Musik und Clubkultur beseitigt. 

Rave und Clubkultur hörten zum Großteil auf, eine Utopie zu sein, sobald sie etabliert genug waren, um kommerzialisiert zu werden und finanzielles sowie soziales Kapital zu generieren. Mit Utopie sind hier Räume gemeint, die im Zuge des Aufstiegs der Underground-Rave- und Clubkultur entstanden sind: Räume, die außerhalb des rassistischen, sexistischen, queerfeindlichen und kapitalistischen Systems aufgebaut werden sollten, um politische Schutz- und Entfaltungsräume für marginalisierte Menschen zu erschaffen. 

Die Kommerzialisierung ist die Konsequenz des Erfolgs der Clubkultur, da die Popularisierung elektronischer Musik, der Szene und Orten innerhalb eines profitorientierten Systems grundsätzlich zu Kommerzialisierung führen wird.

Die Tatsache, dass Clubs und Menschen, die diese betreiben oder besuchen, zwangsläufig innerhalb des neoliberalen Systems (weil innerhalb unserer Gesellschaft) existieren, bedeutet, dass sie keine andere Wahl haben, als dem wirtschaftlichen Denken zu folgen. Konkret bedeutet das, dass Clubs finanzielle Einnahmen brauchen, um zu überleben, und Clubbesucher:innen Geld in Clubs ausgeben können müssen. Klingt logisch und einfach, ist aber der Kern des Problems.

Eintritt- und Getränkepreise, die Taxifahrt (die für viele, und vor allem marginalisierten Menschen, die einzige Möglichkeit ist, nachts sicher nach Hause zu kommen), – all das sind finanzielle Barrieren für Clubbesucher:innen. Andererseits sehen sich Clubs meistens gezwungen, hohe Preise zu verlangen, um Qualität zu gewährleisten und attraktive Line-Ups anzubieten – um den Club voll zu kriegen und finanziell überleben zu können. Qualität zu gewährleisten bedeutet teure Technik und ausgebildetes Personal.

Attraktive Line-Ups heißt (leider) meistens bekannte Künstler:innen zu buchen, die höhere Gagen verlangen. Ob sie es wollen oder nicht, müssen Clubs bis zu einem gewissen Punkt der Logik des Marktes folgen, um zu existieren, was bedeutet, dass Menschen beim Feiern dieser Logik ebenfalls ausgesetzt werden. Wie sollen sich also Protagonist:innen der Clubszene von der kapitalistischen Realität befreien, wenn deren Existenzen von dieser abhängig ist? 

Neoliberales Denken und Handeln/Neoliberale Mentalität

Das volle Ausmaß der Problematik wird deutlich, wenn Auswirkungen des neoliberalen Kapitalismus auf individuelle und kollektive Handlungen und Denkweisen thematisiert werden. Wie schon erwähnt, handelt es sich beim Neoliberalismus um ein Weltbild, das alle Aspekte des Lebens nach der Logik des Marktes ausrichtet. Es findet zwar nicht unter konkretem Zwang wie Repressionen statt, vor allem aber indirekt: Im Neoliberalismus werden beinahe alle Lebensbereiche unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit und des Profits betrachtet. Kurz gesagt: Unser komplettes Umfeld ist auf Profit ausgelegt.

Und da wir als Menschen immer in Wechselwirkung mit unserem Umfeld denken und handeln, existieren wir gezwungenermaßen als Bestandteil dieses Systems und verinnerlichen dessen Funktionsweise. Ein Beispiel: Wir alle wissen, dass unser Körper sich ausruhen muss – ebenfalls unser Geist. Häufig sind „Auszeiten“ jedoch entweder als Langeweile deklariert, werden mit Faulheit gleichgesetzt oder aber „Auszeiten“ und „Selfcare“ werden zu Luxusgütern, die sich nur diejenigen gönnen können, die es sich auch leisten können. 

Dies ist nun insofern bei alternativen Milieus wie die elektronische Musikszene besonders von Bedeutung, da das Wirken des neoliberalen Gesellschaftssystems nicht unmittelbar als autoritär wahrgenommen wird. Das würde wohl vor allem in linken Kreisen schnell auf starke Ablehnung stoßen. Dadurch, dass wir von klein auf im System der Wirtschaftlichkeit aufwachsen, verinnerlichen wir es indirekt und nehmen dessen Wirkprinzipien teilweise nicht einmal wahr. 

Verdeutlicht an unserem Beispiel: Meistens steht niemand neben uns und droht mit Strafen, wenn wir uns eine Auszeit nehmen. In unserem Kopf tauchen aber Sätze wie “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen” auf – oder aber wir möchten uns einen Urlaub leisten können und wissen: Nur wenn ich genug arbeite, also genug verdiene, kann ich mir das ermöglichen. 

In diesem Prozess wird alles (und am wichtigsten: Menschen) zur Ware und in einem Markt organisiert. Die Konsequenz ist die Notwendigkeit sich gegenüber anderen Menschen oder Einrichtungen (zum Beispiel Clubs, Kollektiven…) zu beweisen und durchzusetzen – was maßgeblich zum Individualismus beiträgt. Das Überleben der:des Stärkeren, der:des Erfolgreicheren.

Also: Individualistisches Denken und Handeln reproduzieren die Logik des Marktes und steht in direktem Widerspruch zu einem solidarischen Handeln, was wohl in dem bestehenden System einer der einzigen Wege ist, sich aus der neoliberalen Marktlogik zu befreien. Ohne konkretes solidarisches Handeln reflektieren Eskapismus und Befreiung im hedonistischen Clubkontext einen neoliberalen Freiheitsbegriff, der hauptsächlich aus individueller und oft egoistischer Freiheit auf Kosten anderer besteht. 

Dadurch besteht die Gefahr, dass eine sich als inklusive, antirassistische und feministische verstehende Clubkultur trotzdem und weiterhin auf Kosten marginalisierter Menschen stattfindet, weil Ausgrenzungsmechanismen reproduziert werden, die tief im individualistischen, neoliberalen System verankert sind. Es werden Rassismus, Sexismus und nicht zuletzt Klassismus reproduziert, was beispielsweise bei der Türpolitik oder beim Booking sichtbar wird.

Was bedeutet das konkret für uns?

Eine solidarische, antirassistische und feministische Clubkultur muss es sich zur Aufgabe machen, sich der neoliberalen und kapitalistischen Logik des Marktes entgegenzustellen. Denn darin liegen die Ursachen der sozialen und wirtschaftlichen Ausgrenzungen marginalisierten Menschen, auch in unserer linken Clubkultur. Auseinandersetzungen mit solchen Fragen sowie Maßnahmen gegen Vermarktungslogik und die Konsequenzen gibt es durchaus schon.

Dieser Artikel soll nicht als Anklage verstanden werden, sondern als Anregung, sich noch kritischer und aktiver mit den Orten und Strukturen, in denen wir feiern, auseinanderzusetzen. Damit elektronische Musik, die Orte und die Kultur, die sie umgibt, weiterhin radikal bleibt oder es (wieder) wird. Radikal indem sie Räume schaffen, in denen bestehende Verhältnisse und Normen hinterfragt werden, und in denen neue Organisationsformen entstehen können, die Emanzipationsmöglichkeiten und Alternativen zu Vermarktungslogik bieten. 

Partys auf Spendenbasis, kostenfreie DJ-Workshops oder Soli-Partys sind nur ein paar existierende Beispiele und zeigen, dass es bereits Ansätze gibt, die Marktlogik zu umzugehen oder zumindest zu minimieren. Es ist klar, dass vorerst alles weiterhin im bestehenden System stattfinden muss. Dennoch können neue Organisationsformen und Denkweisen Räume innerhalb des Systems schaffen, die nicht einer kapitalistischen Logik folgen, sondern Orte, die einen möglichen Ausweg zeigen und damit hoffentlich den Grundgedanken elektronischer Musikkultur:

Solidarität und die Möglichkeit, aus dem Alltag auszusteigen – geprägt von Leistungsdenken und Erfahrungen von Diskriminierung – für alle Menschen gleichermaßen zu ermöglichen.


Alle Fotos von Paula Kittelmann, die ihr als frohfroh-Autorin und Fotografin kennt. Hier findet ihr Artikel und Fotoserien von Paula.

KW 25 – True Colours Festival in Leipzig

Weiter geht es mit dem True Colours-Festivals in Leipzig. Pflichttermin! Welches Programm die Macher:innen hinter dem Festival organisiert haben, was sie sich wünschen und wo und wie ihr teilnehmen könnt, lest ihr bei uns.

Vom 26. Juni bis zum 25. Juli findet das True Colours Festival in Leipzig, in einer hybriden Form, online und offline, statt. An unterschiedlichen Orten, zum Beispiel im Pöge Haus, im Institut fuer Zukunft oder im Heizhaus sind jede Woche unterschiedliche Themen geplant. Ein starkes Programm, das glücklicherweise in eine Zeit mit derzeit sehr niedrigen Inzidenzwerten fällt und somit auch ‘analoge’ Begegnungen und Gespräche (unter den geltenden Hygienemaßnahmen) zulässt.

Workshops, Diskussionen, Konzerte, Film-Screenings und Voguing-Ball

Austausch während des Festivals steht im Fokus

Die Themenschwerpunkte an den fünf Wochenenden sind unter anderem Diskriminierung, Rassismus, Sexualität, Fetische, Vorlieben, Mode, Ästhetik, Mental Health und Self-Expression – Themen, die queere Menschen täglich beschäftigen, wie eine:r der Macher:innen, Lili-Alexander, schreibt. Das Team um Ari, in der Kultur- und Voguingszene bekannt als LaQuefa und Ideen- und Namengeber des Festivals, hat innerhalb weniger Wochen gemeinsam das vielseitige, beeindruckende Programm auf die Beine gestellt: Vorträge, Panel-Diskussionen, Workshops, Konzerte, DJ-Sets, Modenschauen und Meditations-Sessions, all das wird angeboten.

Das komplette Programm und alle Informationen zu den Themenschwerpunkten, Orten und Workshops der fünf Wochenenden findet ihr hier.

Zum Auftakt am 26. Juni wird zum Beispiel der Film “The Death and Life of Marsha P. Johnson” gezeigt, am 3. Juli gibt es einen Open Talk zu “Trans Bodies” mit Sanni Est, Jacqueline Boom-Boom und Leif oder – um nur einen weiteren Termin zu nennen, am 17.7. eine Modenschau mit Musik von Music of Color im IfZ. Um den Überblick zu behalten, solltet ihr euch unbedingt die Programm-Tafeln anschauen und euch einen Festival-Plan machen.

Begegnungen, Gespräche und Diskurs

Leif, ebenfalls einer der Festival-Organisator:innen, erklärt, welche Beweggründe bei ihm dazu geführt haben, sich für das Festival einzusetzen:

Ich glaube, bei uns allen hat sich über die Zeit in der Pandemie viel unausgelebte Kreativität angestaut. Statt diese Ideen und Visionen nur für uns persönlich im Kopf zu haben, wollten wir diese Ideen mit andern Menschen teilen. Wichtig ist mir dabei, aber ich denke allen von uns, viele Menschen anzusprechen. Ob queer, nicht queer, älter oder jünger. Egal ob eine Person schon Vorwissen zu manchen Themenfeldern hat oder noch dabei ist, Dinge neu für sich zu entdecken. Schwerpunkt und Ziel ist es, auf Augenhöhe zu diskutieren und Raum für Austausch und Ideen zu bieten.

Rahel betont dabei, warum für sie persönlich, aber auch für uns alle, das True Colors Festival eine echte Chance im Hinblick auf Austausch, Lernen und Entdecken bedeutet: Ich habe gemerkt, dass ich einen Rahmen brauche in dem ich mich komplett anwesend fühlen kann. In dem ich alle Facetten meiner post-migrantisch, Schwarzen und queeren Identität gleichzeitig teile und zur Abwechslung nicht als ‘abnorm’ betrachtet werde. Beim True Colours Festival geht es mir und uns darum jegliche Normen zu hinterfragen und Dinge wie vor allem Queerness neu zu entdecken.

Voguing und Kiki-Ball im Institut fuer Zukunft

Philipp, ebenfalls im Festival-Team, freut sich auf alle Veranstaltungen, aber auf ein paar natürlich besonders: Bereits am ersten Samstag haben wir zwei wundervolle und sehr bekannte Gäst:innen, Edwin Grewe und Natasha A. Kelly. Am darauffolgenden Samstag kommt dann Malonda, die immer für eine gute Show zu haben ist und auch dafür bekannt ist. Am letzten Wochenende werden wir verschiedene Vertreter der Ballroom Community aus Berlin, aber auch aus internationalen Städten empfangen, um einen Kiki Ball zu veranstalten. Das wird auf jeden Fall ein Highlight und gleichzeitig auch der Abschluss unseres Festivals.

inklusiv, queer, feministisch und intersektional

Er wünscht sich für die Festivaltage vor allem, dass das Publikum eine wunderbare Zeit haben wird. Und: Gleichzeitig erhoffe ich mir, dass die Teilnehmenden respektvoll miteinander umgehen, sodass ein safer space geschaffen werden kann, den normale CSDs leider nicht schaffen. Alles in allem wünsche ich mir, dass queere sowie nicht-queere Menschen nach dem Festival nach Hause gehen und merken, wie schön Vielfalt und Multiperspektivität sein kann und dass Inklusion dazu führt, dass wir alle uns wohler (safer) fühlen können.

Respekt und Positivität

Lili-Alexander ergänzt: Besonders wünsche ich mir, dass jeder Mensch vom Publikum, von den Acts und dem Programm inspiriert wird, sich in allen Facetten anzunehmen, zu feiern und sich miteinander zu connecten.

Wichtig: Spendet!

Das Festival wird durch Spenden finanziert. Durch eure, unsere! Auch ein paar öffentliche und staatliche Gelder konnten organisiert werden, aber damit alle Künster:innen bezahlt werden können, rufen die Organisator:innen auch weiterhin dazu auf, sie finanziell zu supporten. Also, wer die Möglichkeit hat: Spendet! Teilt die Informationen zum Festival und weist eure Freund:innen, Bekannte und Familie darauf hin, dass das Festival nur finanziert werden kann, wenn alle einen Beitrag leisten. Der Eintritt zu den meisten Veranstaltungen ist ebenfalls auf Spendenbasis, damit auch alle diejenigen, die es nicht so dicke im Geldbeutel haben, teilnehmen können. Long story short: Jeder Euro zählt. Nur so kann das Festival umgesetzt werden, also go for it. Auch das Teilen der Spendeninfos hilft!


Unterstützt wird das True Colours-Festival von: Heizhaus, Ideenfonz*, Pögehaus und dem Institut fuer Zukunft.

KW 25 – Sonntag

Remember Queering Defaults? Die queerintersektionale Gruppe ruft am 27. Juni wieder zur Demo auf. Diesmal unter dem Motto: queer liberation. Begleitend dazu wird es in dieser Woche eine Menge tolle Workshops geben. 

Im letzten Sommer haben Queering Defaults mit ihrer Aktionswoche eine Pride gefeiert, die politischer und intersektionaler war als die bestehenden Angebote. Durch kontinuierliche Social Media-Arbeit, Workshops und Textbeiträge hat die Gruppe im Lauf des letzten Jahres immer wieder zur Sichtbarkeit und Vernetzung der queeren Szene in Leipzig beigetragen und so einen inklusiven Safer Space geschaffen. 

Queere Befreiung

Nachdem sie unterschiedliche Perspektiven gehört, geschaut und veröffentlicht haben, soll die Aktionswoche noch einen Schritt weiter gehen: “No Pride For Some of Us Without Liberation For All of Us” – Marsha P. Johnson, weshalb das diesjährige Motto queere Befreiung ist. 

Dazu werden von Donnerstag, 24. Juni bis Samstag, 26. Juni Workshops, Panels und Vorträge angeboten, die eine queerpolitische Praxis etablieren. In den Workshops wird es unter anderem um die Themen Non-binary und Bi-/Pan-Empowerment sowie weiße Machtstrukturen in der linken Szene gehen. Aber auch Voguing und Drag Quing Performances sind angekündigt. Außerdem gibt es einen Harness-DIY- und einen Zine-Workshop. Der politische Fokus liegt in diesem Jahr auf Identitätspolitik, zudem darf man/dürfen wir auf ein Panel zu intersektionalem Umweltaktivismus gespannt sein. 

Anmeldung per Mail

Um an den Workshops, Panels und Vorträgen teilzunehmen, meldet euch unter qd-contact@riseup.net (mit dem Namen des Workshops im Betreff) an. Für den genaueren Zeitplan und weitere Infos solltet ihr unbedingt via Instagram @queeringdefaults vorbeischauen!

Hier findet ihr den Timetable.

Demo am 27. Juni ab 13 Uhr

Die Demo beginnt am 27.06.21 um 13 Uhr auf dem Marktplatz und endet im Clara-Park. Es wird Redebeiträge, unter anderem zu Polizeikritik, sexualisierter Gewalt, queer liberation und diability justice sowie Drag und Voguing Performances, eine Audiokollage (und mehr!) geben. Die Demo wird in deutsche Gebärdensprache übersetzt.

Bringt eure Masken, genug Wasser und Schutz vor der Sonne mit. Wir sehen uns dort! 

Modellprojekt Kultur: Mit Corona-Tests zurück zum Clubbetrieb?

In den letzten Wochen wurde das Modellprojekt Kultur, ein Reallabor mit mehrstufigen Test-Maßnahmen und anschließenden nahezu normal ablaufenden Veranstaltungen, in Leipzig durchgeführt. Wir waren an einem der Clubabende in der Distillery mit dabei und haben für euch aufgeschrieben, wie das Experiment ablief.

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Eine Clubnacht, legal, ohne Abstand, ohne Maske; ausgelassenes Feiern. Genau das fand bisher an zwei Samstagen in der Distillery mit einem mehrstufigen Coronatest-System und jeweils 200 Gäst:innen pro Abend statt.

Mit dem “Reallabor” sollen Erkenntnisse gesammelt werden, wie Clubs und andere Kulturorte zu einer Variation, die ihrem Normalbetrieb nahe kommt, zurückkehren können.

Wie kann ein Clubabend unter Pandemie-Bedingungen stattfinden?

Wer das Glück hatte, einen der insgesamt 400 Studienplätze für einen der zwei Samstagstermine zu ergattern, konnte anschließend (online) ein Ticket kaufen und sich für die Corona-Tests vor Ort anmelden.

Ticket buchen → Anmeldung im Test-Portal → Terminbuchung für Schnelltest und PCR-Test → Schnelltest vor Ort am Veranstaltungstag → 15 Minuten Warten → Testergebnis kommt per Mail → bei negativem Schnelltest geht es weiter zum → PCR-Gurgeltest → das Ergebnis des PCR-Tests kommt am gleichen Abend per Mail → nur mit negativem PCR-Test darf die Veranstaltung besucht werden

Aber: Wer die Veranstaltung verlässt, kann nicht wieder zurückkommen. Eine Woche nach der Veranstaltung steht dann eine erneute Kontrolltestung an.

Clubnacht ohne Maske und ohne Abstand

Mit zwei negativen Corona-Tests konnte man sich also schließlich auf den Weg machen. Damit es nicht zu Gedränge vor dem Club kommt, fand der Einlass je nach Ticketnummer gestaffelt statt. Vor dem Club noch mit Maske und Abstand.

Und dann? Dann durfte man hinter der Clubtür die Maske abnehmen und auf zwei Floors und dem Außenbereich der Distillery eine komplette Nacht durchfeiern. Das schreibt sich so easy daher, ist aber, in Anbetracht des strengen Lockdowns, der noch gar nicht allzu lange her ist, schon – ja, irgendwie krass. Nach 15 Monaten wieder feiern, laute elektronische Musik hören, mit fremden Menschen interagieren. Ohne Maske, in Innenräumen.

Hält man trotzdem Abstand, obwohl man es nicht ‘muss’, aus Gewohnheit? Ist der Überschwang, die Leichtigkeit der übrigen Gäst:innen überfordernd, müssen wir uns an die neue-alte Cluberfahrung womöglich erst wieder rantasten? Hat man “in einen Club gehen” vielleicht sogar verlernt? Oder war vielleicht noch nie in einem?

Erstaunlich schnell und organisch scheinen die Ängste und sozialen Hemmungen zu verfliegen. Mit ‘nur’ 200 Menschen im Club ist die Distillery angenehm gefüllt. Das heißt: keine langen Schlangen, kein unübersichtliches Gedränge, viel Platz zum Tanzen, Sitzen, Stehen, Kennenlernen und Reden.

Sozial- und Gesprächsraum reaktiviert

Der Sozialraum innerhalb von Clubs, den wir wohl alle sehr, sehr, sehr vermisst haben und weiterhin vermissen, wurde an zwei Samstagen in der Tille reaktiviert. DJs hatten endlich wieder die Möglichkeit, in einem Club zu spielen, vor Publikum. Das analoge Erleben einer Nacht im Club ist und bleibt unvergleichlich. An den zwei Modell-Samstagen war das wieder möglich.

Kann dieses Modellprojekt Hoffnungsträger für Clubbetreibende und die Kulturszene sein? Für diejenigen, die an diesem Experiment teilnahmen, scheint die Antwort, die wir an diesem Abend beobachten konnten, klar auszufallen: Auf jeden Fall.

Für sie bedeutet das Modellprojekt endlich wieder Musik auf einer Clubanlage hören zu können, Inspiration zu sammeln, zufällige Begegnungen und Gespräche zu initiieren, so risikoarm wie möglich – der aktuelle Inzidenzwert von 6 in Sachsen (bundesweit liegt der Inzidenzwert bei 10; Stand: 20. Juni 2021) ist ein weiterer Sicherheitsfaktor.

Begeisterung beim Test-Publikum

Ob eine Clubauslastung mit 200 Personen und einem Ticketpreis von etwas über 16 Euro (inklusive aller Testungen) für einen Club rentabel ist, werden die Studienergebnisse hoffentlich ebenfalls beleuchten – und unter welchen Voraussetzungen, Förderungen und Maßnahmen eine Umsetzung in die regelmäßige Praxis ermöglicht werden könnte. Denn der Mehr-Aufwand ist enorm. Für Distillery-Chef Steffen Kache ist es derzeit aber die einzige Chance, wieder loszulegen, wie er MDR Kultur sagt:

“Es ist nicht nur der Wunsch der Gäste, dass wieder Veranstaltungen stattfinden. Es ist auch der Wunsch der Veranstalter. Wir wollen was machen. Das ist ja im Prinzip auch Teil unserer DNA. Wir haben keinen Club eröffnet, um dann auf der faulen Haut zu liegen.”

Ob der zeitliche Aufwand, der Eintrittspreis und die technische Ausrüstung (ohne Smartphone ist das Durchlaufen der Testschritte zwar möglich, aber mit Smartphone deutlich einfacher) auf Publikumsseite nicht nur innerhalb eines Modellprojekts, sondern auch regelmäßig gut machbar und vereinbar ist, wird durch eine Befragung der teilnehmenden Gäst:innen ausgewertet.

Die Frage, ob der Test-Aufwand für eine Nacht angemessen ist, stellt sich den meisten an diesem Abend nach dem langen Verzicht allerdings nicht:

“Ich fand es okay, die Zeit ist es mir definitiv wert und ich konnte es mir gut einteilen”, sagt ein Gast in der Schlange vor der Garderobe.

“Ich bin viel eher aufgeregt und freue mich riesig, da denke ich gar nicht mehr daran, dass ich heute morgen schon mal hier zum Testen war!”, sagt eine andere Stimme.

Die Stimmung im Club spricht für sich: Viel Applaus für die auftretenden DJs, viele Umarmungen, viele Gespräche, wenig Skepsis – dafür große Freude und Ausgelassenheit. Zumindest während der wenigen Stunden auf dem Tanzfloor sind die Belastungen durch die Corona-Krise nicht zu spüren.

Alle Informationen zum Modellprojekt Kultur // Reallabor findet ihr hier.

Foto von Birk Poßecker.

KW 24 – Freitag

Showroom und Pop-up Shop. Art und Fashion. Techno and Love. Mit “Off Shop” eröffnet am 17. Juni der (kon)temporäre Concept Store in den Pittlerwerken und präsentiert seine erste Show in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Ana Castillo.

Mit langem Line-Up geht es ab Donnerstag (urghs, da sind wir leider etwas spät dran… aber besser spät als nie!) bis Sonntag, immer 14 bis 22 Uhr, in den Pittlerwerken im Leipziger Norden los.

Interior Deisgn by Balzer&Balzer und Herbst.Freitag

Musik von…

ttyfal (xa’li:t / input)

1uke (none/such)

Nina Frizzante (Waldbrand)

DJ Mellon (Waldbrand)

DJ Team Kevin Kuranyi (Waldbrand)

azizam bal (Waldbrand)

The Jakob Sisterz (Sachsentrance)

Raverpik (Sachsentrance)

Erik Swars (Polar Vortex)

Hkkptr (lebendig/ A + W/ Sachentrance)

Kulturspaziergang – Formwandler*in Wellen

Seit mehr als einem Jahr bestimmt ein mikroskopisch kleiner Organismus unser Leben und unser Handeln. Zahlreiche Einschränkungen und das eigene Gewissen zwangen und zwingen uns teilweise weiterhin zur Entschleunigung. Doch aufhören mit dem was wir lieben? – ähäh, keine Chance!

Am Anfang versuchten wir, Kulturschaffende und Kreative, noch mit Streams zu zeigen: Wir sind da! Aber irgendwann hat auch der letzte Fan genug Zeit vor dem Monitor verbracht und keine Lust mehr, DJs und andere Künstler:innen aus der Ferne zu betrachten. Verständlich.

Also was tun, wenn man dem Untergang geweiht ist? Wie können wir Präsenz und Zusammenhalt zeigen, ohne gegen Auflagen zu verstoßen oder ein schlechtes Gewissen haben zu müssen?

Im Abwarten und Däumchendrehen ist unsere Szene nicht gut. Wir sind Macher:innen. Also machen wir das Beste aus dem Einzigen, was man guten Gewissens machen kann – spazierengehen! So entstand die Idee zum Kulturspaziergang.

Am 21. Mai fiel der Startschuss für das Projekt Formwandler*in Wellen. Auf die Plätze. Fertig. Los – Flanieren, hieß es.

Aktuell könnt ihr an 29 Orten in Leipzig auf Entdeckungstour gehen. Dort wo wir einst Schlange standen, heraustaumelten, feierten; dort hängen nun groß gedruckte QR-Codes, die euch jeweils zu einem Projekt von kulturschaffenden Personen weiterleiten. Das Angebot ist divers: Es gibt viele DJ-Sets zu hören, aber auch verschiedenste Video- und Bildbeiträge. Wenn ihr sportlich unterwegs seid, könnt ihr die ganze Tour in sieben Stunden schaffen.

Ob ihr eine kleine Runde in eurem Viertel dreht oder das Angebot komplett ausnutzt, ist euch überlassen. Im Osten und Westen von Leipzig liegen viele Orte nah beieinander. Etwas dünner wird es im Süden und im Norden. Ihr könnt also von Kulturstätte zu Kulturstätte hoppen. Von den Pittlerwerken zum Conne Island ist es dann doch ein ganzes Stück. Da ist dann auch mal mit dem Fahrrad fahren erlaubt…

Auf der Website www.formwandler.in  könnt ihr nachschauen, wo die besagten QR-Codes aufgehängt wurden und welche kulturschaffenden Personen dort etwas ausstellen. Was es zu entdecken gibt, wird nicht verraten – das könnt ihr nur vor Ort selbst herausfinden.

Wenn ihr euch auf den Weg gemacht habt, findet ihr große Clubnamen und kleine Ladenprojekte, Bars, Ateliers oder Werkstätten mit stadtbekannte Producer:innen, Residents, Künstler:innen, Neulinge und andere Mitwirkende. 

Damit wollen wir zeigen: “Wir sind nicht verschwunden! Wir sind hier und wir bleiben bestehen!”

Grundsätzlich kann man sagen: Ein spektakuläres Projekt, um Leipzig neu wahrzunehmen und den Zusammenhalt der Szene wieder zu bestärken. Es ist eine wahnsinnig schöne Idee und gute Chance wieder darauf aufmerksam zu machen, wie die Sub- & Clubkultur ihre Wege findet, auch in Coronazeiten, auf eine safe Art und Weise, präsent zu sein.

Marlene Janke und Michael Motzek von vak (Initiative Leipziger Veranstaltungskollektive​), verdanken wir, die Mitwirkenden und das Publikum, die Umsetzung des Projekts. Besonders Marlene hat mit der Konzipierung und der Realisierung der Webseite wertvolle Arbeit geleistet. Ob es eine Fortsetzung von Formwandler*in Wellen geben wird, wollten die Macher:innen hinter dem Projekt noch nicht verraten. 

Bevor ihr startet, spreche ich noch eine besondere Empfehlung zu dem Beitrag aus, den ihr am Heiter bis Wolkig in Plagwitz finden könnt. In einem kurzen Videobeitrag weisen die Macher:innen auf die Umstände der Verklemmtheit und Überforderung in unserer Gesellschaft hin. Die Erlösung davon fanden viele von uns in Kulturstätten: auf Festivals, Openairs, Clubs oder kleinen Bars und Ateliers. Eine gelungene und kompakte Hommage an unsere Szene. Nicht nur dieser Beitrag von Licia Flocke, sondern das ganze Projekt Formwander*in Wellen. Wie Licia Flocke in ihrem Videobeitrag sagt:

„Die Zeit ist schon lange gekommen uns der Realität zu stellen.“

Sie hat recht. Denn wir können momentan in keinen Club entfliehen. Auch in keine andere Kulturstätte. Aber wir können helfen, sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und wenn die Zeit gekommen ist, sie wieder mit aufzubauen.

Die Zeit ist jetzt.


Die ‘formidable Frühlingsflânage’ läuft noch bis zum Sommeranfang am 21. Juni. Also: Schnell sein, um das Projekt in vollen Zügen genießen zu können und mal wieder in alten Erinnerungen zu schwelgen! Alle Infos zu den Teilnehmenden und eine Übersicht der Stationen findet ihr auf der Formwandler.in-Website.

Kulturschaffende:

0-Dimensional • 2 Meter 2 Mark • Alena Raab • Anna Herbert • Arne Mai • Atalanta • brigade rueckwaerts • BARU • Chris Manura • Claudia Hammans • Daniel Stefanik • der heitzmann • Dilivius Lenni • Doko • Elektroschrott Kollektiv • Elisa Krüger • Falk Wacker • Fabrikat • garstique • Georg Bigalke • gio • GLOTZE • Hacker’s Beauty Palace • Hendrik Kaden • Henrike Heidenreich • itsadisasta • Jan Lessmann • Johann Kaspar • Kim Camille Kreuz • kolabo concept • Kutlurlounge Kollektiv • Lars Christian Müller • Letkidbe • Licia Flocke • LUX • Martin von Lossa • Mayanáay • ME ON MONDAY • mjut • Mike van Goetze • MxD • Nadine Talakovics • Natascha Küderli • Noch Besser Leben • Olga Jakob • Sailent Seihmen • Sam Fearon • Shuray & Walle • Sleeve++ • Sophie Valentin • Stephan König • Stigmatique • Rainer Jacob • Røttnmeier • Thomas Stieler • Tipi Kollektiv• Vincent Neumann • xyiz

Orte:

Atelier alte Likörfabrik • Casa Pepe • Cineding • Conne Island • elipamanoke • Daumierstr. 22 • Distillery • drift • heiter bis wolkig • KAZIMIR • kolabo Werkstatt • Kulturlounge • Kunstkraftwerk • Links neben der Tanke • Ladenwohnung Geyerstr. • Matthäikirchhof (ehem. Stasi-Zentrale) • mimikry • mjut • die naTo • Noch Besser Leben • Pittlerwerke • Puffy • Sleeve++ • Spinnerei • Sphere Radio • Tapetenwerk • Tipi • Tumbler • Wurzner Str. 1


Die Autor:in ist als itsadisasta Teil des Projekts.

KW 23 – Donnerstag

Sachsentrance… schon mal gehört, oder? Das Credo des Kollektivs war und ist: bunter, schriller, lauter. Normale Streams werden langweilig, also: Warum nicht einen Trancerave als 360°-Video? Ja, warum eigentlich nicht.

Ab heute 18.00 Uhr mit Hkkptr. Lasst euch überraschen und erlebt (vielleicht) ein letztes Mal gemütlich in kleiner Runde oder am heimischen Wohnzimmertisch: Raven! Zuhause! Stream! Bevor wir wieder vor Clubs anstehen müssen.

Kollektiv und Label

Sachsen, ja, da wo Leipzig liegt. Mit Trance? Fast: Sachsentrance ist aus einem kleinem Open Air entstanden, als Gegenbewegung zum “Tag der Sachsen”. Seitdem ist Sachsentrance ein fester Begriff geworden, einmal für die Crew itself und seit kurzem auch für das neugegründete Label.

Sachsentrance ist mittlerweile mehr als die letzte Chance für Sachsen auf einen Imagewechsel, “Sachsentrance ist eine Bewegung”, schreiben die Macher:innen. Weiter im Text: “Jedenfalls sieht es so aus, wenn die ganzen geilen Trancer:innen auf dem Trancefloor absweaten und den verloren gegangenen Trance wiedererleben. Nach Monaten zu Hause im Lockdown und ohne jede Möglichkeit sich sicher auf den Tanzflächen eines geschlossenen Clubraums zu bewegen, versuchen wir als Kollektiv mit unserem VR-Projekt einen neuen Schritt zu gehen.”

360° Rave

Im industriellen Flaire der Pittlerwerke, unter strengen Hygiene-Auflagen für den Dreh und mit Hilfe moderner 360°-Videotechnik nehmen sie die Zuschauer:innen, also uns alle, zuhause mit auf den Dancefloor, mitten in die Crowd, zu Sets von Sabu!, Raverpik und Hkkptr. 

Entweder mit VR-Brille (wer eine hat) oder jedem Endgerät ansehbar. Und jetzt genug angeteast, hier seht ihr mehr. Und ganz besonders ab 18 Uhr; denn um diese Zeit wird das dritte und letzte Video mit Hkkptr veröffentlicht:

https://www.youtube.com/c/Sachsentrance/videos

KW 23 – Samstag

Nach etlichen Wochen zwischen Lockdown und Lockerungen, Lockerungen und Lockdown ist er zurück: der Teergarten des IfZ! Heute und morgen gleich mit einem besonderen Anlass, denn die zweite IfZ-Platte erscheint (endlich).

252 Tage ohne Teergarten! Zeit fürs Reopening. Gleichzeitig feiert das Institut fuer Zukunft das 7 I X Vinylrelease vor, mit exklusivem Presale am Eröffnungswochenende. Außerdem: Mehr Platz, mehr Pizza, weniger Barrieren. Lasst euch vom Rest überraschen.

Line Up

Samstag 12. Juni 17 bis 23 Uhr

Subkutan
Carlotta Jacobi


Sonntag, 13. Juni 16 bis 22 Uhr

Lydia Eisenblätter
HAL

Enjoy + keep safe!

Hygieneregeln & Infos

Check-In mit Corona Warnapp (am besten schon Zuhause installieren, falls noch nicht vorhanden: https://bit.ly/3x2fDuy)
AHA-Regeln (Abstand halten, Hände desinfizieren, FFP2-/medizinische Maske in Innenräumen)
Barrierefreier Zugang zum Teergarten inkl. Toiletten
EC-Kartenzahlung an der Bar möglich (am Einlass leider nicht)
Sollte die Testpflicht bis zur Eröffnung nicht entfallen, gilt:
Tagesaktueller negativer Schnelltest (KEIN Selbsttest)
ODER Nachweis über vollständige Impfung (die mind. 14 Tage zurück liegt)
ODER Nachweis Genesung (mind. 28 Tage alter PCR-Test)
Kostenlose Teststationen findet ihr hier: https://bit.ly/2SlMUCi

Mehr Infos findet ihr bei Insta und Facebook.

WERT-Kollektiv – #JahrderResonanz in der Galerie KUB

Das WERT-Kollektiv aus Leipzig durfte den Raum der Galerie KUB mit ihrem Open-Space-Projekt „Resonanz“ einnehmen, vielmehr vereinnahmen und gleichzeitig freigeben.

Wer die Galerie KUB kennt, kennt den White Cube-Flair des Raumes, der als Gastgeber:in für Kunst und Performances fungiert; aber auch den fast gegensätzlich-gemütlichen, warm-atmosphärischen Hof, in dem geraucht, getrunken und gesprochen wird. Unter der Überdachung im Innenhof wurde – unter Corona-Bedingungen – die letzten zwei Wochen räsoniert, diskutiert, gegessen und gebaut – denn das WERT-Kollektiv aus Leipzig durfte den Galerieraum mit ihrem Open-Space-Projekt „Resonanz“ einnehmen, vielmehr vereinnahmen und gleichzeitig freigeben. Wir haben die Macher:innen bei Regen und Sturm unter genau jener Überdachung zum Interview getroffen. 

Resonanz

Maxim schließt sein Auto vor der Galerie KUB ab, er hat gerade noch Instrumente und Technik für die anstehende Aufnahme abgeholt. Durch die hohe Glastür erkennt man einen großen Bildschirm, auf dem Videos laufen. Die Videos stammen aus dem letzten Jahr, als Maxim Maximovich Chuvarov Kraszavin, Marc Frey und Florian Fraust, das Herz des Kollektivs, schon einmal im KUB zu Gast waren.

Das aktuelle Projekt, das unter dem Namen „Resonanz“ und dem Hashtag #JahrderResonanz erneut in den Räumen der KUB residiert und entsteht, findet eben gerade in diesem Moment statt, als wir noch vor der Tür stehen und auf den Bildschirm mit den Videos des letzten Jahres schauen. Und davor und danach, eigentlich ohne Pause. Resonanz ist eine Mischung – überbordend, interdisziplinär, spontan, spannend – aus Performance, Projektion, Musik, Prozessen und Kollaborationen. 

„Zugewandtheit ist die Basis für Resonanz“

Um es kurz zu erklären: „Resonanz“ ist ein Open-Space, der von unterschiedlichsten Künstler:innen besetzt und sprichwörtlich gefärbt wird. Die Künstler:innen kommen aus dem Kreis des WERT-Kollektivs oder haben sich kurzfristig beim Open Call via Instagram angemeldet. Die Performances sind dabei so unterschiedlich wie die Ausgestaltung selbst: Mal ist es eine Lichtinstallation, mal spielt eine Band, es entsteht ein Kunstwerk auf Leinwand, ein Gitarrist oder eine Violinistin spielen, mal ist es ein DJ-Set, mal wird das Ganze tagsüber, abends oder nachts aufgeführt. Gemeinsam ist ihnen nur, dass die Aufführungen vom Wert-Kollektiv gefilmt, begleitet und mit aufwändigem Licht umhüllt werden. 

Technik-Support kommt hier von der Kulturlounge, Getränke und Essen von der Galerie KUB; und wann immer eine Leiter gebraucht wird, um etwas an der fünf Meter hohen Decke anzubringen, wird das Netzwerk befragt: wer aus dem Conne Island, dem Institut fuer Zukunft oder dem UT kann aushelfen? Und irgendwie funktioniert es dann auch immer. 

Seit zwei Wochen sind die Macher:innen fast pausenlos in der Galerie, filmen, setzen, planen, verschieben, fotografieren. Den Projektnamen und „was sie da eigentlich machen“, beschreiben sie als Bündelung von kreativer Energie:

Jedes Lebewesen ist Schwingungen ausgesetzt. Aber diese Schwingungen können erst dann erhört, gespürt, erlebt oder irgendwie anders wahrgenommen werden, wenn es einen Resonanzkörper gibt, der diese Wellen reflektiert; sozusagen einen Widerhall erzeugt, was im Übrigen auch die lateinische Entsprechung dieses Begriffs ist. Dies gilt ebenso für uns, wir möchten einen Widerhall erzeugen, provozieren, wir möchten Menschen in Schwingungen versetzen, Resonanzräume bauen und bieten, selbst mitschwingen um ein Vielfaches zu erzeugen. Dabei sind wir als Kollektiv darauf fokussiert, positive und kreative Energie zu bündeln und festzuhalten.

Sie wollen, gemeinsam mit den beteiligten Künstler:innen, den Begriff Resonanz in allen Facetten ergründen. Im Begleittext zu ihrem Projekt schreiben sie: „Schließlich ist seine Bedeutung in der Physik eine feste Wertgröße. Musik könnte ohne Resonanz gar nicht konsumiert werden und in der Soziologie hat jüngst erst Hartmut Rosa mit “Resonanz„ (2016) seine Antwort auf die Frage der “Beschleunigung„ (2005) formuliert. So universell sich die Definition und Resonanz verwenden und beschreiben lassen, so vielfältig möchten wir der Idee von Resonanz Ausdruck geben und Raum verleihen.“ 

So theoretisch wie diese Ausführung fühlt sich „Resonanz“ on location dann gar nicht an – zum Glück? Die Videos, mit Nebel, Licht, mit und ohne Musik, die Prozesse, die ineinander greifen, werden nach und nach unter www.wasistwert.info allen Interessierten zugänglich gemacht.

Bei den aufwändigen Produktionen erübrigt sich die Frage, was in der Zukunft ansteht – die Nachbearbeitung und Sichtung des Materials wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber abgeschlossen ist das Projekt auch dann nicht – zum Glück – denn nicht nur Marc wünscht sich jedes Jahr in der Galerie KUB zu sein, um Künstler:innen einen Raum und eine Plattform zu bieten, ihre Kunst zu zeigen, zu entwickeln und Netzwerke aus- und aufzubauen: „Und das Alles mit noch mehr Künstlerinnen und Künstlern – noch mehr Durchdrehen“, lacht er. Maxim hat ebenfalls nicht vor, das Projekt nach der Veröffentlichung der Videos abzuschließen: „Wir werden immer neue Begriffe finden, die wir neu besetzen und hinterfragen können.“

Auf das #JahrderResonanz folgt also sicher ein weiteres WERT-Kollektiv-Projekt. Zum Glück!


Einen Vorgeschmack auf die entstandenen Videos seht ihr via Instagram beim WERT-Kollektiv @wasistwert.

oder bei den teilnehmenden Künstler:innen (Auswahl):

KABOROS (@kaborosmusic) – PONGA MI$$I (@pongamissi) – MELANKA PIROSCHIK (@melanka_piroschik) – ALEXANDER KORUS (@50er_scherge)

Resonanz 2020 – #JahrderResonanz: Marc Frey (WERT) – Maxim Maximovich Chubarov Kraszavin (WERT) – Florian Fraust  (VJtengen / Kulturlounge) – Karl T. Krönert (Kulturlounge) – KABOROS – Ponga Mi$$y – Alexander Koru – Tom Schauenburg  (B.Rauschung / T. Schaui) – #≠ / hashtagdifferent – Merlin Schikora – Melanka Piroschik – Snir Oron – Pierre Eichner (Kulturlounge) – Gobbo – Merlin Schikora – Hakim Azmi – Denis Cvetkovic – Aliya Sayfart – Eliya Aran – Maxim Lobachev 

In Kooperation und mit Hilfe von: Kulturlounge – naTo – Conne Island – hitness.club – netzwerk.exe – Chefetage – Jamie Bullers – Galerie KUB

Track-Premiere – Lydia Eisenblätter „Keep On“ (VAYA)

Heute dürften bei der Leipziger Crew VAYA die Sektkorken knallen – denn die erste VAYA-Compilation auf Vinyl erscheint. Wir freuen uns, einen Track daraus als Premiere vorstellen zu dürfen.

VAYA, das sind vier DJs, Promoter*innen und Radio-Hosts, die seit rund vier Jahren die Leipziger Elektronik-Szene mit Podcasts, Interviews und DJ-Sets bereichern. Nun wollen sie den Clubs etwas zurückgeben: Alle Erlöse der ersten VAYA-Compilation gehen an das Live Kommbinat und damit an die Leipziger Clubs. Eine schöne Geste und eine wirklich gelungene und diverse Track-Zusammenstellung ist bei diesem Projekt herausgekommen.

Lydia Eisenblätter startet die Compilation mit einem Power-House-Track. „Keep On“ pusht mit mächtigen Bassdrums und klassischen Deep-House-Elementen voran. Mitreißende Chords, ein paar beiläufige Soul-Vocals und schon brennt der Dancefloor.

Auch danach geht so erfreulich weiter. Mit eher sperrigen und düsteren Tracks von Subkutan und Varum bekommt die Platte noch einmal eine komplett andere, sehr spannende Nuance. Filburt und Mbius erweitern ihrerseits den House-Rahmen, der bei VAYA ja auch immer eine große Rolle spielt. Und mit Josi Millers „Golden Ivy“ kommt noch ein herrlich erfrischender und leichtgängiger Hauch UK-Sound auf die Compilation.

Besser könnte der Vinyl-Einstand nicht gelingen. Also, bei Bandcamp ordern, Freude haben und den Clubs etwas Gutes tun.

Modellprojekt Kultur in Leipzig startet

Reallabor und Modellprojekt: Die sichere Durchführung von Veranstaltungen unter Pandemiebedingungen wird im Mai und Juni in Leipzig erprobt. Mit dabei ist auch das Werk2, die Moritzbastei und die Distillery.

Um der Bandbreite der Leipziger Kultur gerecht werden zu können, werden mit wissenschaftlicher Begleitung und digitaler Kontaktverfolgung innerhalb von 4 Wochen verschiedene Veranstaltungstypen gestestet, schreiben die Modell-projekt-Macher:innen auf ihrer Website. Und zwar: Theater & Kabarett, Kinder- & Sitzkonzerte, Song Slam & Open Stage, Thomanerchor & Tanz.

Zurück zur Kultur mit Umfragen & Tests

Allen Veranstaltungen ist gemeinsan, dass es Umfragen und Nachtestungen gibt, mit deren Hilfe so genau wie möglich herausgefunden werden soll, wie trotz Pandemie Kultur ein Bestandteil unseres Alltags sein und bleiben kann. Mit dabei sind unter anderem das Werk 2, die Moritzbastei und die Distillery. Die Veranstaltungen sind im Mai und Juni.

Alle Infos dazu findet ihr unter modellprojekt.dasistleipzig.de