Bouys, Gehrls & Criminal Queers, die No No No! – Party ist back. Im Täubchenthal wird ein neues Konzept getestet: Queer Garden.
Der Innenhof des Täubchenthals wird in einen QUEER GARDEN verwandelt. Alles an der frischen Luft, alles mit genügend Abstand, aber gefühlt wird es trotzdem eine große queere Umarmung. Ab 18 Uhr bis open end.
Mit dabei sind Claire, Kaspar Oberon, Escape, Shit Stirrer und Zacker.
Infos zum Einlass
Gemäß der ‚Allgemeinverfügung des Landes Sachsen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus‘ sind alle Gäste verpflichtet am Einlass ein Formular auszufüllen. Alle Infos und einen Download-Link findet ihr auf www.nono-no.com/corona
Ohne Formular kein Einlass möglich! Ausweis nicht vergessen.
NO sexism, NO racism, NO homophobia.
Foto: Distillery
Okay Cool, Hey Ciao
Diesen Samstag: HEY CIAO! in der Tille. Mit Pool und pipapo.
Jess Passeri Don Ramones Filburt
Start: 18:00 Ende: 00:00
Eintritt ist frei.
Auf das erste Getränk bezahlt ihr einen Euro mehr, über aktuelle Hygienehinweise werdet Ihr am Einlass informiert. Have fun!
Narciss aus Berlin hat eine eingeschworene Fangemeinde in Leipzig, spätestens nach seinem Trakt II Closing mit „She‘s a maniac“, back in the days, als man noch (leicht) verschwitzt in Clubs tanzen und feiern konnte. Wir haben mit ihm über sein neues Release bei Lobster Theremin und Lockdown-Kreativität gesprochen.
Nicolas, wie Narciss eigentlich heißt, ist seit drei Jahren in der Seelen-Crew, hat mittlerweile etliche Tracks auf diversen anderen Labels, darunter Space Trax, releast, stand schon mit Fiedel in Tallinn hinter dem DJ-Pult und ist für emotionale Abreißer-Tränen-in-den-Augen-Closing-Tracks (nicht nur auf Trakt II) bekannt-berühmt-berüchtigt.
Seit Corona ist ungewiss, wann wir ihn wieder in Leipzig sehen werden – um uns allen die Wartezeit bis zur nächsten Seelen-Labelnight wenigstens gedanklich etwas zu verkürzen, haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.
Disclaimer
Ich habe schon ein paar Interviews mit interessanten oder vielmehr gefragten Artists geführt und gelesen. Das Interview mit Narciss war anders. Rein oberflächlich: Buntes Hawaii-Hemd statt schwarz-matt, Nikotinkaugummi statt Kippe. Inhaltlich zwischen Kitsch, Cutie, doch auch ernst, keine aufdringliche Promo. Something special. Denn die glatten, „coolen“ Antworten, die in jedem Interview gleich („gut“) klingen, sind von DJs einfach zu bekommen. Profis, Businesstalk: Der letzte Auftritt war der phänomenalste Gig ever, Namedropping, wer wo wann, irgendein Club ist immer „das zweite Wohnzimmer“ – so weit, so langweilig.
Foto von Liam Schnell
Von mir aus könnte die Technowelt also ein paar mehr bunte Hemden, weniger inflationär-beliebiges Geballer und Pop-Closings – mit oder ohne Tränen in den Augen – vertragen.
Und jetzt: Lest selbst.
ff: Long story short: Dein letzter Auftritt in Leipzig war Ende Januar im Institut fuer Zukunft. Seit März ist nicht nur die Zukunft für Clubs ungewiss, auch für sämtliche Künstler und Künstlerinnen, DJs und Liveacts bedeutet das Veranstaltungsverbot eine zwangsweise Gig-Pause und damit nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine finanzielle Leerstelle. Wie fühlt sich das an, nach mittlerweile fünf Monaten?
Narciss: Glücklicherweise habe ich nebenher noch andere Jobs – ich bin Tutor an meiner Uni hier in Berlin. Das heißt, ich war nie komplett auf das Geld der Auftritte angewiesen, ich verhungere nicht ohne die Gigs. Was sich verändert hat, ist viel mehr ein Gefühlsding. Alle Künstler würden mir zustimmen, dass dieses Auftreten einer der Peaks der Karriere ist. Man arbeitet immer darauf hin. Und diesen Aspekt des Ganzen gerade genommen zu bekommen, tut mega weh. Ein Release ist toll, einen Track fertig zu machen, auf den man wahnsinnig stolz ist, ist toll – aber dieser Live-Aspekt ist das Non-Plus-Ultra. Nach fünf Monaten merke ich es mehr als je zuvor: Es fehlt mir so hart. Das spürt man richtig im Herz.
„Mein Traum als Kind war Rockstar werden, kein Witz.“
ff: Die Zäsur bringt vieles ins Wanken und ich schätze, einige bewerten Dinge aus dem Nachtleben neu, kostbarer. Clubbesuche sind eben nicht mehr selbstverständlich, was sich wohl vor Corona keine*r hätte ausmalen wollen. Was bedeutet es derzeit für Dich, DJ zu sein?
Narciss: Krasse Frage. Es hat sich auf jeden Fall über die Jahre gewandelt, was es für mich heißt, DJ zu sein. Ich mache es jetzt auch schon seit einer Weile – seit zehn Jahren. Am Anfang war Auflegen für mich etwas, wie jemanden Skaten zu sehen. Jemanden, der eine coole Sache macht und man sich denkt: Das ist cool, das will ich auch richtig gern machen. Das hat sich dann gewandelt – not ashamed to admit – zu „Ich will das machen, um berühmt zu werden“. Mein Traum als Kind war Rockstar werden, kein Witz.
Vor ein paar Jahren hat es angefangen, dass mir klar wurde, ich will doch nicht krass famous werden und die Hälfte der Woche on tour sein. Für mich ist es mittlerweile der Zustand, in dem ich am meisten Spaß habe. Dabei fühle ich mich so frei und gut, wie bei keiner anderen Beschäftigung – einen schönen Moment vor und mit einer Crowd teilen. Von zwei Stunden bis open end.
ff: Bist Du überhaupt noch aufgeregt vor einem Gig oder verschwindet die Nervosität irgendwann?
Narciss: Ich leide ganz schlimm an Lampenfieber. Also, ich stehe nicht am Pult und kann gar nicht auflegen, so ist es nicht. Sobald das Set losgeht, ist es okay. Ich bin dabei sehr energetisch und bewege mich dabei sehr, sehr viel, damit baue ich die Nervosität vielleicht auch ab. Mit der Zeit ist es auch leichter geworden. Bei meinem ersten Gig, da habe ich noch Vinyl only gespielt, habe ich so gezittert, dass ich die Nadel nicht richtig auf die Platte legen konnte. Bei jedem Versuch musste ich ausatmen und es ganz langsam machen.
Foto von Liam Schnell
ff: Du bist nicht nur DJ, sondern auch seit sieben Jahren Producer. Deine erste EP auf dem Label 1Ø Pills Mate via Lobster Theremin „Iridescent Adolescence“ ist heute (happy Releaseday, Nick!) erschienen, die nächste EP kommt im September, auch bei Lobster. Sind auf diesen EPs Tracks zu hören, die dem Lockdown geschuldet – oder vielmehr zu verdanken – sind?
Narciss: Auf jeder meiner neuen Platten sind zwei Tracks aus der Zeit. Also ja. Die Lockdown-Zeit war sehr seltsam für mich, weil ich zu dieser Zeit aus meiner Wohnung raus musste und bei einem Freund gewohnt habe. Wir haben den Lockdown erst zu zweit erlebt, was sehr schön und emotional war. Ein Track, „Sundowner“, der sollte dieses Gefühls des Zusammenlebens einfangen. Wir haben immer Sekt auf dem Balkon zum Sonnenuntergang getrunken.
Die anderen Tracks habe ich gemacht, als er in seine Heimat gefahren ist und ich alleine in seiner Wohnung geblieben bin. Und das hört man auch. „Fuel to the Fire“ ist so ein Track, bei dem ich gemerkt habe, dass ich eine Schreibblockade bekommen habe – dass ich gar keine Musik mehr machen konnte. „Diable Jambe“ ist dann genau das Gegenteil, da habe ich gemerkt: Hey, es funktioniert, es macht wieder mega Spaß.
ff: Im Lockdown haben sich manche ja vorgenommen, jeden Tag einen Raum zu renovieren, zu putzen, Sport zu machen – hast Du Dir vorgenommen, jeden Tag einen Track zu bauen?
Narciss: Nein, das nicht, ich mache auch nicht so viel Musik. Ich kann das auch wirklich nur, wenn ich von etwas inspiriert bin. Das ist eben auch der Fluch: Ich muss warten, bis die Muse striked. Das kann ich nicht kontrollieren. Manchmal funktioniert es aber, wenn ich mich hinsetze, dass dann sozusagen der Appetit beim Essen kommt.
ff: Wie produzierst Du Musik? Wie viel Zeit steckt in einem Track und hast Du bevor Du anfängst einen Plan, was entstehen soll: Opening, Peak-Time, Closing?
Narciss: An dem Track „Sundowner“ habe ich drei Wochen gearbeitet – und jeden Tag meinte ich zu meinem Freund, bei dem ich gewohnt habe: JETZT habe ich den Track geknackt. Und ein Tag danach war klar: Ich habe den Track sowas von nicht geknackt. Alles wieder gelöscht – von vorne angefangen. „Diable Jambe“ habe ich im Gegensatz dazu in fünf Stunden gemacht. Fertig.
Bei einem Track denke ich nicht in Funktionen für eine Party, nein. Ich denke mir aber schon: Will ich jetzt einen bitter-sweeten emotionalen Track machen oder will ich einen Track machen, der sich anfühlt, als würde man in einem Maserati den Shibuya-Highway runter rasen.
„Ich versuche zu fühlen, wie das klingt.“
ff: Wie produziert man denn einen emotionalen Track?
Narciss: Das ist so eine Sache. Ich nehme mir einen Moment, ich versuche mich dann wirklich mit dem Kopf da hineinzulegen. Und es klingt sehr esoterisch, aber ich versuche zu fühlen, wie das klingt. Als erstes schreibe ich die Melodie, während ich dieses Gefühl im Kopf habe. Das kann Tage dauern, bis die Melodie fertig ist. Wenn ich die Melodie dann höre, fühle ich den Moment und andersrum. Dafür brauche ich einen realen emotionalen Ankerpunkt, sonst funktioniert das nicht.
Foto von Liam Schnell
„Ich wollte mir scheinbar selbst mit dem Track eine Nachricht schicken.“
ff: Meiner Meinung nach ist „Until the day we meet again“ der emotionalste Track und damit auch mein persönlicher Favorit der EP. Er könnte davon handeln, wann sich Publikum, DJs, Musik, einfach alles, endlich wieder an einem Tag auf der Tanzfläche vereinen, wieder „sehen“, spüren. Was steckt wirklich hinter dem Titel und dem Track? Der, sagen wir, bedeutungsschwangere Name stellt eine Geschichte in Aussicht, finde ich.
Narciss: Ganz kitschig. Es geht um eine Auflösung, Trennung von einer Freundschaft, Beziehung, Partnerschaft, man kann das sehen, wie man will. Der Track war für mich prophetisch. Ich habe ihn einen Monat vor der Trennung von einer Person, die mir sehr lange sehr wichtig war, gemacht. Und als ich ihn gemacht habe, war mir noch nicht bewusst, dass diese Trennung passieren wird.
Ich wusste, dass der Track Gefühle beschreibt, die ich in diesem Moment gefühlt habe, aber nicht wusste, was es ist. Deswegen ist dieser Track eine Ausnahme zu meinem gewöhnlichen Ankerpunkt – ich wusste zwar, da stecken Gefühle drin, aber nicht genau, was sie mir sagen wollen. Wenn ich den Track dann gehört habe – oder höre – finde ich, er klingt wie ein Abschied. Ein paar Wochen später kam dieser Abschied. Ich wollte mir scheinbar selbst mit dem Track eine Nachricht schicken.
„Es macht einen großen Unterschied, wo man produziert.“
ff: Eine Geschichte, in der sich sicher auch andere wiederfinden können – vielleicht ist der Track deshalb (nicht nur) mein Favorit auf der Platte. Wo produzierst Du eigentlich? In einem Studio, Atelier, Zuhause, im Wald? Und hört man das?
Narciss: Es macht einen großen Unterschied, wo man produziert. Ich höre das auch, wo ich bei welchem Track war. Ich habe einen Remix in den Bergen in Japan gemacht und das hört man total. Also es klingt entspannt, calm, im Reinen mit mir. Ich habe noch ein Studio, das ich mir mit einem Freund teile und dort arbeite ich anders als zu Hause. Im Studio sind die Tracks zum Beispiel simpler, da ich dort mit meinen Maschinen arbeite.
ff: Was hörst du privat, nur elektronische Musik?
Narciss: Ich höre schon noch viel elektronische Musik, aber wenn ich dabei zu viel Techno höre, dann neige ich dazu, das zu kopieren. Dabei geht die eigene Identität flöten, deswegen höre ich nicht dauernd elektronische Musik. Ich höre viel alten amerikanischen Hip Hop – und Pop, honestly, so die Nullerjahre. Das ist für mich der Inbegriff von Spaß, immer noch.
ff: Wo suchst du nach neuer Musik – lieber im Plattenladen oder online?
Narciss: Alles, einfach alles. Auch im Hardwax, aber immer weniger. Weil ich beim Diggen versuche alte, ungeschliffene Diamanten zu finden. In der Space Hall bin ich auch ab und zu. Mein Lieblingsladen ist aber Audio-In, meiner Meinung nach der beste Second Hand-Plattenladen Berlins. Da habe ich mehr secret weapons gefunden als irgendwo sonst. Und natürlich Discogs.
ff: Wie krass ist der Drive, Inspirationen in eigene Musik umzusetzen? Muss das sofort passieren?
Narciss: Wenn ich so eine Million-Dollar-Idee habe – zum Beispiel, ich will einen Hip Hop-Track machen, aber als Techno-Track – dann will ich das auch instantly umsetzen. Naja, aber alle Karten auf den Tisch: Leider ist es meist scheiße (lacht). Ich dachte einmal, es wäre eine mega gute Idee, einen Edit von Lady Gagas Song „Judas“ zu machen. Das wird ein Brett. Dann habe ich den ganzen Tag daran gearbeitet und es war leider weder ein Brett noch irgendwas, außer Trash. Aber manchmal kommt auch was dabei raus – da wünsche ich mir dann immer eine Situation wie beim Schreiben, dass man sich Notizen machen kann für später.
Foto von Liam Schnell
„Dranbleiben, Geduld haben und eine fucking große Prise Glück.“
ff: Was sich natürlich alle Producer*innen fragen: Wie klappt es, auf Labels wie Seelen, Space Trax und Lobster Theremin zu releasen? Hast Du Tipps, die Dir gegeben wurden und sich bewährt haben?
Narciss: Alle jungen Producer, inklusive mir, rollen bei dem Tipp mit den Augen, aber es stimmt und der Tipp ist wahr – den mir auch mein Labelhead Janein immer wieder einbläut –es ist Geduld. Man muss einfach Geduld haben. Wirklich geduldig sein, dranbleiben, besser werden.
Schon auch mit Leuten kommunizieren, aber niemals auf Krampf. Ich habe das auch lange gemacht, dieses ‚da spielt heute der und der, mit dem habe ich schon ein, zwei Mal gechattet, also muss ich jetzt um vier Uhr morgens aufstehen, um dem die Hand zu schütteln, denn das wird der Moment sein, der alles ändert‘. Das ist Bullshit. Dranbleiben, Geduld haben und eine fucking große Prise Glück. Ich wäre nicht bei Seelen, wenn nicht irgendwann mal ein unreleaster Track von mir in einem Podcast gespielt worden wäre, den Janein gehört hat und gefragt hat, von wem der Track denn sei.
ff: Nochmal zurück zum DJing. Du hast – wie viele DJs derzeit – auch schon per Live-Stream aufgelegt. Wie war das?
Narciss: Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht!
ff: Ungewöhnliche Antwort – ich habe Sarah Farina letztens die gleiche Frage gestellt und sie hat geantwortet, dass es unfassbar traurig war.
Narciss: Shoutout an Team 140, es war auch ein sehr außergewöhnlicher Livestream. Ein Stream im leeren Club, wo man normalerweise tobende Leute vor sich hat, das stelle ich mir sehr harsch vor. Bei mir war es eben, full story, eine Wohnung in Moabit und in der Küche wurde ein DJ-Set aufgebaut. Genau deswegen war es so ultra geil.
Vom Vibe kann dagegen, finde ich, kein krass professioneller Live-Stream ankommen. Das hat sich nach Homepartys von früher angefühlt, bei denen man just for fun aufgelegt hatte. Das Ideale bei diesem Stream war, dass ich die Kamera irgendwann vergessen habe, weil es so viel Spaß gemacht hat.
ff: Hast du dich auf diesen Live-Stream anders vorbereitet als auf ein DJ-Set im Club?
Narciss: Ich übe eigentlich nicht für DJ-Sets, also nicht bewusst. Ich lege schon auf, auch unter dem Nicht-Einrosten-Aspekt. Aber für diesen Live-Stream habe ich so richtig auf Kante geübt. Ich habe mich sehr viel härter vorbereitet.
ff: Wusstest du also genau was du in welcher Abfolge spielst?
Narciss: Nein, das nicht. Das mache ich auch wirklich nie, denn ich weiß, dass ich schlechter spiele, wenn alles vorgeplant ist. Das, was ich vorbereite, sind der erste und der letzte Track. Der erste Track beim Stream war ein Edit, den ich extra dafür vorbereitet hatte: „Hungry for the Power“.
ff: Und das Closing?
Narciss: Das war „Trance 25“ von der Trance Wax 007-Platte. Das Original ist von Corona – der Haha-Moment an der Platte. Mein Freund Linus hat den Track gefunden und als wir uns in der anfänglichen Corona-Zeit im Park betrunken haben, habe ich den Track auf seinem Handy – Handyboxen! – das erste Mal gehört. Für die Platte habe ich dann 50 Euro ausgegeben, weil der Track Vinyl only ist. Das waren mit die besten 50 Euro die ich je ausgegeben habe, by the way (lacht).
https://www.youtube.com/watch?v=2y-L01ujqKw
ff: Hast Du Dir das Video danach selbst angeschaut, Deinem Künstlernamen entsprechend? Und wenn ja, wie oft?
Narciss: Eine schmachvolle Anzahl, um ehrlich zu sein. Mir wurde aus internen Kreisen auch schon übermittelt, dass die Person, die sich meinen Seelen-Podcast eine zeitlang am meisten angehört hat, ich selbst war (lacht).
Das mit dem Stream hat aber weniger was mit Narzissmus zu tun, es kommt eher von einem place of selfcriticism. Ich würde es mit einem Basketballspieler vergleichen, der sich ein Spiel nochmal anschaut, um zu analysieren, was gut und was schlecht war.
Ganz dumm gesagt: Es war eben auch das erste Mal, dass ich sehe, wie ich beim Auflegen aussehe. Und das war voll faszinierend. Es war auch irgendwie peinlich, klar. Und wenn ich ehrlich bin, also nochmal ehrlicher als so schon, bei bestimmten Sachen, wie zum Beispiel dem Seelen-Podcast, da bin ich einfach stolz. Den höre ich gerne, das ist einer der besten Podcasts, den ich je aufgenommen habe.
„Einfach dieses Zusammensein mit der Seelen-Family.“
ff: Zum Abschluss hätte ich noch eine Frage, die ich schon vielen meiner Freund*innen gestellt habe: Wenn es sicher und risikoarm ist, dass Clubs wieder öffnen dürfen, wo würdest du in dieser ersten Nacht gerne spielen oder sein?
Narciss: Das erste, was ich dann richtig gerne wieder machen würde, wäre eine Seelen-Labelnight im IfZ, ganz ehrlich. Ich weiß, wie das klingt, aber es ist so. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als so einen Crew-Abend, ganz klassisch. Egal wer da spielt, ich selbst muss da auch nicht spielen. Einfach dieses Zusammensein mit der Seelen-Family.
So oder so ähnlich wünschen wir uns wohl alle, mit unseren Freund*innen bald wieder feiern zu können. Bis dahin gilt, was wir auch schon im Interview lesen durften: geduldig sein. Gar nicht mal so einfach, trotz Streams, Releases und Biergarten.
Nachhaltig durch die Nacht, aber wie? Die Initiative Clubtopia ruft Akteur*innen des Nachtlebens und der Nachhaltigkeit bis zum 31. August 2020 dazu auf, ihre Ideen für eine klimafreundliche und nachhaltige Club- und Feierkultur einzureichen.
Klimaschutz – ja, gerne! Aber auch im Club?
Der Future Party Lab Ideenwettbewerb bietet eine Bühne für innovative Lösungen und Konzepte, die zum Klimaschutz im Club oder auf Veranstaltungen (drinnen sowie draußen!) beitragen.
Teilnehmende können die Szene in der aktuell schwierigen Situation mit guten Ideen unterstützen und erhalten Hilfe bei deren Umsetzung.
Gefragt sind Ideen, die ökologisch nachhaltig sind, d.h. sie schonen Ressourcen, senken den Energieverbrauch, vermeiden Schadstoffe und Abfälle oder tragen auf andere Weise zum Klima- und Umweltschutz und/oder zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bei.
Bonuspunkte gibt es auch für sozial verträgliche Konzepte. Interessierte Einzelpersonen oder Teams können sich in den Kategorien Unternehmen, Initiativen oder als Leuchtturmprojekt bewerben.
Die Gewinner*innen werden durch eine Jury ermittelt, die es heißt, zu überzeugen.
Die Gewinner*innen der Kategorie Unternehmen und Initiativen erhalten jeweils eine Crowdfunding-Beratung durch Startnext und einen Feedback-Workshop. Alle Sieger*innen werden auf der Preisverleihung am 24.09.2020 bekannt gegeben, die in den Räumlichkeiten von ALEX TV Berlin stattfinden und per Livestream übertragen wird.
DJ, Liveact und Sommerkino im Schönauer Park. Mit Casus Bella, Maria Die Ruhe und zu sehen gibt es einen all time fav: Victoria.
18.00 Uhr Warm up mit Casus Bella
ca. 19.30 Uhr
Performance Maria Die Ruhe
Live-Performance mit einer unverkennbaren Stimme: Dabei erschafft Maria eine neue Welt, in der sie Extreme zusammenführt und die Grenzen zwischen Party und Konzert verschwimmen lässt. Stimme und Techno finden einen gemeinsamen Rhythmus, bei dem diverse Musikstile in einer ganz neuen Ordnung miteinander harmonieren. Mit verschiedenen Controllern werden die Tracks auf der Bühne ungewöhnlich und spontan dekonstruiert. Durch ihr breites Spektrum an Klängen, Emotionen, Loops, Improvisationen und Texten in Englisch und Deutsch verbindet sich Organisches mit Mechanischem.
ca. 20.30 Uhr Sommerkino: „Victoria“
Laia Costa: Victoria Frederick Lau: Sonne Franz Rogowski: Boxer Burak Yiğit: Blinker Max Mauff: Fuß André M. Hennicke: Andi
Mitten in der Nacht lernt die junge Spanierin Victoria vor einem Club in Berlin die 4 Freunde Sonne, Boxer, Blinker und Fuß kennen. Für die Jungs fängt die Nacht gerade erst an. Um eine Schuld bei einem Großstadtgangster begleichen zu können, sehen sich die Vier gezwungen, eine krumme Sache durchzuziehen. Als einer aus der Gruppe unerwartet ausfällt, soll ausgerechnet Victoria als Fahrerin bei der heiklen Unternehmung einspringen. Was für Victoria zunächst wie ein spannendes Abenteuer klingt, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Albtraum.
Der Film wurde in einer einzigen Kameraeinstellung gedreht. Um die ungewöhnliche Drehweise realisieren zu können, musste die Vorgehensweise der Produktion angepasst werden. So bestand das Drehbuch für den über zwei Stunden langen Film ursprünglich lediglich aus zwölf Seiten. Dies hatte zur Folge, dass die Dialoge des Films gemeinsam mit den Hauptdarstellern vor Ort geschrieben wurden und spontan während des Drehs angepasst werden konnten, beispielsweise wenn bestimmte Vorgänge länger oder kürzer dauerten als geplant.
Eintritt frei! Beachtet das Corona-Hygiene-Konzept.
Samstag und Sonntag geht’s direkt im Conne Island weiter. Mit Rosa Anschütz, New Hook und Agyena.
Hui, richtig ungewohnt und eingerostet fühlt sich das an – einen Ausgehtipp schreiben. Wir haben pausiert, genau wie die Clubs. Jedes Biergarten-Event (auch wenn die echt toll und gesellig sind, that’s for sure!) hier bei uns einzutragen, ist dann letztlich auch nicht das Wahre. Wir haben euch in den letzten Monaten dafür über Demonstrationen, Soli-Aktionen und Panels informiert.
Pandemie: still on
Wir alle sollten, nein, müssen uns weiterhin solidarisch zeigen und den herrschenden Gegebenheiten anpassen. Sei das nun eine Maske tragen, Abstände aktiv wahren, bei kleineren Events die Hygienevorgaben einhalten oder vielleicht auch weiterhin nur Zuhause raven: Just do it. Danke.
Also das mal alles vorweg. Und jetzt zum Thema. Der Electric Weekender findet wie jedes Jahr im Conne Island statt! Schon das ist eine Meldung und wird einige (alle!) sehr freuen. Es wird natürlich für 2020 eine special Edition. Wie, was, warum, lest ihr hier.
Sa, 22.08. 18:00 – 00:00 Rosa Anschütz – live New Hook – hybrid set Leeza (G-Edit) QORPUS
So, 23.08. 12:00 – 22:00 JJ Kramer – live (VARY) ttyfal (GHETTO TRAXX, INPUT) Dj Maikaard (Young Shields, Futuro Grande) AGYENA (Pulsår) I$A (Ifz, nice4what) Julius Optic (Klub Crew)
+ Live Ambient – Sitzklub – Electric Schirm
Der Vorverkauf für die einzelnen Veranstaltungstage hat am 09.08. begonnen. Tickets gibt es am Container auf dem Conne Island Freisitz. Alles zum Ticket-Prozedere findet ihr easy in der Veranstaltung bei Facebook.
Disclaimer
Bei schlechtem Wetter muss die Veranstaltung ausfallen, Tickets können zurückgegeben werden. Gäste werden gebeten, mindestens 1,50m Abstand zu anderen Personen zu halten. Es gibt ein Wegeleitsystem über den Freisitz zum Ein- und Ausgang, zum Ausschank, zur Gastronomie und zu den Toiletten. Markierungen auf dem Boden zeigen die Wartebereiche bei Schlangen an. Der Freisitz wird bestuhlt sein, bitte setzt euch nur mit bis zu 10 weiteren Personen an einen Tisch. Am Einlass werden freiwillig Kontaktdaten zur Nachverfolgung erhoben, diese werden für vier Wochen gespeichert. An den Veranstaltungen teilnehmen darf nur, wer keine Symptome von Covid-19 zeigt.
Der Electric Weekender im Conne Island findet statt! Als Special (Corona-)Edition. Hier lest ihr, wer am Freitag spielt.
Hui, richtig ungewohnt und eingerostet fühlt sich das an – einen Ausgehtipp schreiben. Wir haben pausiert, genau wie die Clubs. Jedes Biergarten-Event (auch wenn die echt toll und gesellig sind, that’s for sure!) hier bei uns einzutragen, ist dann letztlich auch nicht das Wahre. Wir haben euch in den letzten Monaten dafür über Demonstrationen, Soli-Aktionen und Panels informiert.
Pandemie: still on.
Wir alle sollten, nein, müssen uns weiterhin solidarisch zeigen und den herrschenden Gegebenheiten anpassen. Sei das nun eine Maske tragen, Abstände aktiv wahren, bei kleineren Events die Hygienevorgaben einhalten oder vielleicht auch weiterhin nur Zuhause raven: Just do it. Danke.
Also das mal alles vorweg. Und jetzt zum Thema. Der Electric Weekender findet wie jedes Jahr im Conne Island statt! Schon das ist eine Meldung und wird einige (alle!) sehr freuen. Es wird natürlich für 2020 eine special Edition. Wie, was, warum, lest ihr hier.
Der Vorverkauf für die einzelnen Veranstaltungstage hat am 09.08. begonnen. Tickets gibt es am Container auf dem Conne Island Freisitz. Alles zum Ticket-Prozedere findet ihr easy in der Veranstaltung bei Facebook.
Disclaimer
Bei schlechtem Wetter muss die Veranstaltung ausfallen, Tickets können zurückgegeben werden. Gäste werden gebeten, mindestens 1,50m Abstand zu anderen Personen zu halten. Es gibt ein Wegeleitsystem über den Freisitz zum Ein- und Ausgang, zum Ausschank, zur Gastronomie und zu den Toiletten. Markierungen auf dem Boden zeigen die Wartebereiche bei Schlangen an. Der Freisitz wird bestuhlt sein, bitte setzt euch nur mit bis zu 10 weiteren Personen an einen Tisch. Am Einlass werden freiwillig Kontaktdaten zur Nachverfolgung erhoben, diese werden für vier Wochen gespeichert. An den Veranstaltungen teilnehmen darf nur, wer keine Symptome von Covid-19 zeigt.
Düsen haben wir zuletzt mit ihrem Solibier-Konzept vorgestellt. Jetzt legen sie mit einem Kulturprogramm in den Pittlerwerken nach.
Zuerst hat sich Düsen für die Bars unserer Stadt stark gemacht, dann für die Clubs, und jetzt noch einmal für die Clubkultur. Diesen Samstag findet in den Pittlerwerken der (erste?) Düsen-Kulturgarten statt. Was euch dort erwartet, stellen wir bei uns vor. Der Fokus der Veranstaltung liegt darauf, sich mit eben jener Clubkultur zu solidarisieren und zu debattieren.
Panel
Apropos Debatte: einen Live-Panel soll es geben. Unter dem Thema „Clubkultur als Kulturkampf“ diskutieren folgende Akteur*innen:
Charlotta Jacobi (Connwax)
Jürgen Kasek (Bündis 90/Die Grünen)
Markus Gahnert (Mjut)
Steffen Kache (Livekommbinat e.V./ Distillery)
Moderiert wird das Ganze von Judith van Waterkant.
Musik
Was wäre ein (Bier)Garten in times of Corona ohne Musik? Die wird gestellt wird von der G-Edit Crew – enelRAM & Letkidbe – und dem Vary-Team: Shape und Skor72 werden zu Gast sein.
Workshop
Die Crew hinter den gemeinnützigen Bela Hodod Konzepten leitet einen Stencil-Workshop „für Jung und Alt“. Have fun!
Alle Erlöse gehen an den LiveKommbinat e.V., die Veranstaltung findet von 14 bis 0 Uhr in den Pittlerwerken (Am Börnchen 2) statt.
The future is intersectional: queering defaults bietet Workshops zum Thema queerness und Intersektionalität an und organisiert eine Demo auf dem Willy Brandt Platz.
Queering defaults ist eine selbstorganisierte queerintersektionale Gruppe, die sich Anfang Juli in Leipzig gegründet hat und deren Ziel es ist, durch queere Perspektiven intersektionale Denkansätze zu schaffen. Das bedeutet, dass sie einen einen Fokus auf die Schnittstellen verschiedener Diskriminierungserfahrungen wie Rassismus, Sexismus und Klassenunterdrückung, sowie Transphobie oder Behindertendiskriminierung legen.
Durch unabhängige queer-politische Arbeit in Form von Workshops, Panels und Demonstrationen wollen sie einen inklusiven Safe space schaffen. Ziel ist es dabei, bestehende gesellschaftliche Strukturen infrage zu stellen, die nicht frei von diskriminierenden Mechanismen sind und diese durch intersektionale Perspektiven zu ersetzen. Durch produktive Auseinandersetzungen sollen dabei neue solidarische Praxisformen entstehen.
„Wir geben Intersektionalität eine queere Perspektive“
Am Sonntag den 26. Juli um 13:00 wird es eine Demo auf dem Willy-Brandt-Platz geben. Dabei gelten selbstverständlich die Corona-Sicherheitsregeln: bitte während der gesamten Demonstration einen Mund-Nasen-Schutz tragen und wenn möglich 1,5 m Abstand halten. Die Route ist barrierefrei.
Davor werden am Freitag den 24. und Samstag den 25. Juli Workshops, Panels und Empowerment zu verschiedenen Themenbereichen angeboten. Darunter sind Drag Kingsowie Voguing Workshops, Walking in Heels und Twerken. Außerdem wird es BiPOC und FLINT* DJ-Beginner Workshops geben sowie Vorträge zu Antisemitismus in queeren Räumen, Gewalterfahrungen von LGBTIQ* in Sachsen, einen Workshop zu Bi/Pan Empowerment uvm. Um an den Workshops, Panels und Vorträgen teilzunehmen, bitte unter qd-contact@riseup.net anmelden (mit dem Namen des Workshops im Betreff). Genauere Infos und Workshopzeiten gibt es auf ihrer Instagram Seite.
Everyone is welcome!
Dieser Ausgehtipp wurde von Marie Beckmann geschrieben.
Der Club ist leer und das Publikum besteht höchstens aus den Menschen, die die Kamera oder den Ton bedienen. Die Crowd wartet draußen im Internet, in den eigenen vier Wänden vor dem Laptop, im besten Fall.
Denn nachdem die Online-Streams in den letzten drei Monaten wie Pilze aus dem Boden schossen, gingen die Klickzahlen zuletzt wieder bergab. Kann das Streamen von Sets also eine Alternative sein?
Clubmusik in Zeiten von Corona
Darüber spricht Kathi in dieser Folge Talk Talk mit Resom. Und auch darüber, wie es sich anfühlt, gestreamt zu werden, ob das eigentlich bezahlt wird und ob es nicht bessere Ideen gibt, Künstler*innen in Zeiten von Corona zu unterstützen und sichtbar zu machen.
Das nächste (lang ersehnte!) Porträt unserer Spot on-Reihe ist da. Diesmal stellen wir Dennis aka AGYENA vor – welchen Vibe Autorin Paula beim Treffen mit ihm aufgesogen hat, welche Erfahrungen er im Nachtleben gesammelt hat und welche Einflüsse seine Musik geprägt haben und prägen, das alles lest ihr bei uns. Und einen neuen Spot on-Mix gibt es auch noch.
Bevor ich Dennis das erste Mal getroffen habe, wollte ich in ein paar Sets von ihm reinhören. Das handhabe ich meistens so: Einen musikalischen Eindruck gewinnen, vielleicht kurz googlen, aber nicht zu viel – ich halte Interviews gerne als offene Gespräche, um einen besseren Eindruck von dem Menschen selbst zu gewinnen.
Soundcloud-Recherche
Aber back to the beginning, ich öffne Soundcloud. Was mich erwartet ist vielseitig und überraschend. In AGYENAs Sets begegnet mir Techno, House und Disko, Percussion-Sounds und waviger 80s Vibe. Dabei schafft es Dennis, dass alles ein stimmiges Gesamtbild ergibt, trotz der offensichtlich vielfältigen Einflüsse auf seine Musik wirkt nichts zusammengewürfelt, die Sets transportieren etwas ganz Eigenes. Das hier soll kein Review werden, gleich zu Beginn aber eine Einladung, sich auf die fantastischen Sets von Dennis einzulassen – it’s a vibe! Und mit dem vorweg kommen wir zu unserem Spot on #6: Dennis aka AGYENA.
Vor dem Gespräch sitzen wir am Fenster, rauchen, sprechen über Psychologie. In Leipzig lebt Dennis seit 6 Monaten, vorher hat er in Berlin gelebt, ursprünglich kommt er aus Nürnberg. In allen drei Städten hat er sehr unterschiedliche Erfahrungen in der Clubkultur gesammelt.
Das erste Kollektiv, in dem er Erfahrungen gesammelt hat, war das Kollektiv Musikverein, heute ist er Teil des Pulsår Kollektivs, das Partys in verschiedenen Clubs in ganz Deutschland hostet und in Nürnberg jährlich ein Festival veranstaltet.
AGYENA Foto von Paula Charlotte
Aktuell schreibt er außerdem seine Masterarbeit im Gebiet der kognitiven Neurowissenschaften. Später sitzen Dennis und ich auf meinem Balkon, essen Pizza. Dennis ist bedacht, lässt sich Zeit beim Formulieren der Antworten. So divers und experimentell seine Sets sind, so eng verknüpft ist seine Musik für ihn mit der eigenen Identität, die er als queere, Schwarze Person stetig sortiert in einer heteronormativen, weißen Gesellschaft, in der marginalisierte Menschen unterrepräsentiert sind. Unser Gespräch ist sehr persönlich, er ist aufgeschlossen und gibt mir die Chance, den Menschen hinter AGYENA kennenzulernen.
„eine Art Anpassungsversuch…“
Bezüglich der Musik, die er macht, möchte Dennis sich nicht festlegen: „Ich möchte mich dabei gar nicht so sehr limitieren und es symbolisiert tatsächlich ein bisschen den Weg der Selbstfindung für mich. Ich habe das ganz lange nicht verstanden, aber ich hatte das Gefühl, ich sollte dies oder jenes spielen und tun, weil Leute das von mir erwarten, vor allem hinsichtlich meiner Hautfarbe. Da lief denke ich ganz automatisch eine Art Anpassungsversuch ab, was ich dann irgendwann, als mir das bewusst wurde, aktiv abgelehnt hab.“
AGYENA Foto von Paula Charlotte
Müsste er sich einordnen, dann wäre das wohl irgendwo in Richtung House und Elektro, wobei er gerne cross-genre experimentiere. 80s und New Wave haben ihn geprägt, was heute noch in seinen Sets hörbar ist.
Musikmachen ist für ihn ein emotionaler Prozess, Identitätssuche und das mischen komplexer Melodien als Ausdruck seiner Selbst.
Wann ist Kunst das nicht, könnte man fragen. Um das zu verstehen, hilft es, weiter vorn zu beginnen.
Aufgewachsen ist Dennis in Nürnberg. Die ersten Berührungspunkte mit Musik, die er selbst macht, findet er als Kind, zunächst im Posaunenchor, später als Mitglied einer Percussiongruppe.
Die Clubszene in Nürnberg ist klein, Repräsentation von queeren Identitäten und Personen of Color ist gering, sodass ihm die Idee, aufzulegen, zunächst gar nicht kam. Heute kann er diese Tatsache klar als strukturelles Problem benennen, damals war es ein unbestimmtes Gefühl, bis er mit 18 in Berlin erstmals eine diversere Clubszene erlebt. Als Dennis anfängt, aufzulegen, schwingt also das Gefühl mit, etwas zur Clubszene in Nürnberg beitragen zu wollen. Zu Beginn ging es dabei weniger bewusst um seine queere Identität und die Tatsache, dass seine Haut dunkler war – später verstand er, dass diese beiden Dinge untrennbar mit seiner Musik und seiner Identität als DJ verstrickt sind.
Kraftwerk, Depeche Mode, Bronski Beat
„Vor allem als ich die ersten Male in Berlin feiern war und durch die Schwulenpartys gemerkt habe: Da fehlt irgendwas in Nürnberg. Ich hab‘ so einen gewissen Vibe vermisst. Heute würde ich das der sichtbareren Diversität in Berlin zuschreiben, sowohl im Publikum als auch der Musik. Das hat mir in Nürnberg gefehlt und ich wollte das dahinbringen. Als ich angefangen habe, habe ich das größtenteils für mich allein gemacht, ich habe hier und da mal in Bars aufgelegt und ging dabei oft in die 80s/New Wave Richtung.
Ich weiß noch, Kraftwerk hat mich unglaublich fasziniert, während meiner Jugend stand auch sehr auf Synthie Pop, wie z.B. Depeche Mode und Bronski Beat. Ich hab‘ mich stark mit Musik identifiziert, mit der sich – in meiner Wahrnehmung zumindest – People of Color sonst nicht so stark identifizieren.“
AGYENA Foto von Paula Charlotte
Politisierung
Später beschreibt er seine eigene Politisierung durch das Kollektiv Musikverein in Nürnberg, ein freies Veranstaltungskollektiv, welches Konzerte, Partys und andere Kulturveranstaltungen oft mit queerfeministischen Fokus organisiert.
Orchid
Die Party-Reihe „Orchid“ sei für Dennis von besonderer Bedeutung gewesen. Dort habe er das erste Mal das Gefühl gehabt, in den Diskriminierungserfahrungen, die er machte, verstanden zu werden und Rückhalt zu haben: „Das war der erste Raum, in dem ich mich sicher gefühlt hab, in dem ich awareness erlebt hab. Ich habe dort Zuhörer*innen gefunden, die teilweise meine Erfahrungen besser benennen konnten als ich. Das war dann eigentlich auch der Punkt, an dem ich festgestellt habe, dass ich mich tiefer mit Marginalisierung und strukturellen Unterdrückungen und deren Auswirkungen auseinandersetzen muss.“
Im Zuge dessen kamen neue musikalische Einflüsse ins Spiel, er hört elektronische Musik, die von Personen of Color gemacht wird, später lernt er einen Begriff kennen, der seine Musik nachhaltig prägen wird:
Afrofuturismus.
Entstanden als popkulturelle Strömung in den 90er Jahren entwickelte sich Afrofuturismus als Kulturästhetik, die rassistische Strukturen anhand futuristischer Elemente kritisiert und in Science Fiction eine Welt frei von Rassismus entwirft. Mit der Auseinandersetzung damit findet Dennis wiederrum Worte, Inspiration dafür, seinen eigenen Erfahrungen und auch der Suche nach der eigenen Identität über Musik zu kanalisieren.
Techno, House: Gefühl von Freiheit
Bei allen strukturellen Problemen, die wir nicht ausblenden dürfen, sind Techno und House die Musik einer Bewegung, die gerade in den 90ern in Berlin für viele Menschen, ein Gefühl von Freiheit entstehen ließen. Die Nächte auf Berlins Tanzflächen boten Dennis erstmals die Möglichkeit, „zu verschwinden“ – er hatte das Gefühl, es spiele zumindest für den Augenblick keine Rolle, wer er war, er habe sich tatsächlich frei gefühlt.
„Die Tanzfläche ist für mich heilig.“
Er sagt weiter: „Zum einen aufgrund der Erfahrungen und Emotionen die man teilt. Zum anderen ist für mich wichtig, dass ich dort untergehen konnte, sowohl in meiner queeren sowie Schwarzen Identität, und sogar in meiner deutschen Identität: Das ist auf der Tanzfläche alles sekundär.“
Foto von Abayomi AkandeFoto von Abayomi Akande
Einen Moment lang nicht auf Aussehen, sexuelle Orientierung oder anderes reduziert zu werden, verbindet Dennis mit Eskapismus. Für ihn als Schwarzen Schwulen hat das jedoch eine andere Bedeutung als für weiße Menschen, für Heteros, sogar für weiße homosexuelle Menschen, die feiern gehen. Gern wird von Hedonismus gesprochen, ein Ausbrechen aus dem Alltag, ein „Befreien“ – der Akt der Befreiung für marginalisierte Menschen bedeutet jedoch etwas anderes, was die Notwendigkeit von safer spaces noch dringlicher macht.
Denn Dennis erkennt auch in der vermeintlich freien, toleranten Clubkultur strukturelle Probleme:
„Aber natürlich ist das Gefühl von Freiheit, was man auf der Tanzfläche bekommt, auch begrenzt, und mit den strukturellen Problemen muss man sich theoretisch auseinandersetzen. Eskapismus öffnet die Tür. Um dann aber wirklich zu verstehen, was die Mechanismen sind, wie man sie überwindet und vielleicht potentielle Chancen darin sieht – dazu muss man sich bewusst damit auseinandersetzen. Irgendwann muss man die Musik ausmachen und darüber sprechen. Denn es sind ja immer nur safer spaces, nie ein safe space. Letztendlich komme ich dann jetzt eben auch am Punkt der Intersektionalität an. Ich bin in der Berliner Clubszene angekommen, hab gespürt, dass das Schwul-Sein dort keine Rolle gespielt hat – das Schwarz-Sein war dann eben aber doch wieder ein Ding. Irgendwo ecke ich trotzdem immer an. Und allein dadurch, dass diese Freiheit immer einen Beigeschmack hat, ist es eine andere Erfahrung.“
Es ist nicht mehr 1990, wir sind an einem Punkt sind, an dem wir feststellen: Es ist schön, dass wir diesen Freiraum haben, ihn schaffen und nutzen können – aber damit hört es eben nicht auf.
A G Y E N A
Und damit kommen wir bei der Musik an, die Dennis selbst macht, bei AGYENA. Im Gespräch denkt er lange über Antworten nach, vor allem wenn es um Verortung geht, musikalisch, in der Zukunft.
„Das spiegelt letztlich ja auch die Unsicherheit wider darüber, wie wenig Ankerpunkte ich im Laufe meines Lebens hatte, vor allem durch fehlende Repräsentation in der Gesellschaft“, erzählt er.
AGYENA Foto von Paula Charlotte
„Menschen, die sich nicht repräsentiert fühlen, können nicht auf Erfahrungen anderer zurückgreifen. Diese Erfahrungen braucht man aber, um sich nicht orientierungslos zu fühlen. Beispielsweise die Tatsache, dass ich in Nürnberg eigentlich nie einen Schwarzen DJ gesehen habe, ist die implizite, strukturelle rassistische Hürde, die sich dann bei mir als Selbstzweifel manifestiert hat:
„Will mich als Schwarzen DJ überhaupt jemand sehen?“
Wie er Musik erlebt, die er selbst macht, unterscheidet sich davon, wie er Musik auf der Tanzfläche konsumiert. Musikmachen sei für ihn ein emotionaler Prozess, anhand dessen er Gefühle ausdrücken könne:
„Da lege ich nicht als Schwuler auf, bin nicht als Schwarzer da. Es ist ein Feld, in dem die aufgesplittete Identität sich trifft. Ich hab‘ es schon immer geliebt Ideen, Genres miteinander zu verbinden – weil sich in mir Vieles verbindet und trifft. Und das ist was Schönes, da will ich keine Abstriche machen. Generell sehe ich in der Intersektionalität auch eine Chance für Verbindung, in einem Set, so eine Art künstlerisches Narrativ.“
…verbinden, spüren, zeigen
Seine eigene Musik ist Mittel, sich selbst zu verbinden, zu spüren und zu zeigen, ohne das Gefühl, „verschwinden zu wollen“. Das Spannungsfeld, indem er sich bewegt, ist komplex: Es darf nicht vergessen werden, was es heißt, mit Diskriminierungsoberflächen zu leben, auch immer wieder darauf reduziert zu werden, welche Farbe seine Haut hat – auf der anderen Seite aber vielschichtig gesehen zu werden, wie jeder Mensch in seiner Identität.
Und in fünf Jahren?
Ich frage Dennis, wo er sich selbst in fünf Jahren sieht. Auf persönlicher Ebene hoffe er, seine wissenschaftliche Herangehensweise mehr mit dem Musikmachen vereinen und so seiner Experimentierfreude noch mehr Raum geben zu können. Gesamtgesellschaftlich wünscht sich Dennis, dass junge, schwarze, queere Menschen sich stärker repräsentiert fühlen, als er es selbst tat.
„Im Laufe der Zeit merkt man dann, dass man das nicht nur für sich tut, sondern auch für die Menschen, die eine*n sehen – und sich dann vielleicht auch repräsentiert fühlen. So kann man diesen Menschen den Weg wieder ein Stück ebnen.“
Spot on #6-Mix
Und nun zu einem weiteren Highlight: Dem Spot on-Mix von AGYENA für frohfroh. Danke daür!
PS:
Das komplette Interview mit AGYENA lest ihr drüben bei DJ LAB. Klick!
Die neuen R.A.N.D.-Platten erscheinen wie am laufenden Band. Literally. Wir stellen die zwei aktuellsten Releases vor.
Mittlerweile ist es wirklich kein Geheimnis mehr, dass der R.A.N.D. Muzik Output über alle Stränge schlägt. Und es ist mittlerweile auch davon auszugehen, dass es in diesem Jahr mindestens eine neue Platte pro Monat geben wird. Mein Herz lacht, mein Geldbeutel weint. Ob das Label durch die einfarbigen EP-Cover bald das gesamte menschlich wahrnehmbare Farbspektrum abbilden wird?
So gerne ich meine journalistische Distanz wahren möchte, so sehr muss ich wohl ehrlich bleiben: R.A.N.D. ist langsam aber sicher zu meinem Leipziger Lieblingslabel geworden. Jede Platte ist high quality durch und durch, Chef-Kurator Carmel bringt immer wieder in Leipzig unbekannte oder in Leipzigs Untergrund versteckte Produzent*innen zum Vorschein und optisch ist das Ganze natürlich auch ein Traum.
Im Juni und Juli haben sich nun zwei neue Platten der Diskografie hinzugesellt, einerseits von Carmel selbst in Kooperation mit Kumpel Salomo, andererseits von DJ Detox. Und bevor wir mit den bevorstehenden Releases im Herbst nicht mehr hinterherkommen, hören wir mal lieber in die jetzigen rein.
Happy Hour (RM12008) von Carmel & Salomo
Ob der Plattenname insinuieren soll, dass die Musik zum Trinken anregt? Das müsst ihr für euch selbst herausfinden. Dass die Musik gute Laune macht, steht für mich zumindest schon mal fest.
Mit der Happy Hour EP überschreiten Carmel und Salomo innerhalb von fünf Tracks Genregrenzen – von Electro und House bis hin zu schnellen Breaks und Listening-Sachen. Die letzten zwei Lieder auf der B-Seite stechen dabei besonders heraus, sie laden zum runterfahren ein, sind super gediegen und chillig. Das ist mittlerweile für R.A.N.D. Platten, die seit dem letzten Jahr sehr auf Clubsounds fokussiert sind, eher ungewöhnlich.
Durch die genretechnischen Grenzüberschreitungen ist die EP ein richtiger all-rounder. Kriegt man die Möglichkeit, diesen Sommer noch Open Air oder im Biergarten aufzulegen, eignet die EP sich genauso, wie wenn man wieder im Club spielen kann. Super contemporary.
RM12009 von DJ Detox
DJ Detox hat sich als Produzent bisher noch am Rande des Untergrunds von Leipzig bewegt (zuletzt war er zum Beispiel auf der mjut Compilation zu hören), unter seinem Alias Gnista hat er jedoch schon auf Labels wie Uncanny Valley aus Dresden Tracks veröffentlichen können. Für den mjut-Resident ist es aber so oder so die erste, vollständige Solo-EP.
Ein ganz schönes Brett, das Ding. Hat man sich volle Dancefloors mit pulsierendem Bass in den letzten Monaten schon herbeigesehnt, so tut man es nach dem Anhören dieser Platte umso mehr.
Wer hier listening-typische Sachen sucht, wird definitiv nicht fündig.
Alle vier Tracks auf der EP sind mit Energie geladen und für die Tanzflächen dieser Stadt gemacht – laut Vinyl-Distributor Shite Music kann man das Ganze neben der Festlegung „Breakbeat“ wohl auch als „future hardcore“ bezeichnen. Ebenfalls Auslegungssache. Wie auf der zuletzt erschienen, mintfarbenen Platte von Tom Jarmey und Ed Hodge alias Mother of Pearls, finden hier einige, wenige Samples oft Wiederverwendung; gebrochene Bässe und Beats werden von rabiaten Melodien und Sounds unterstützt.
Die A1 ist eine wahre A1 – Ounces to Pounds heißt sie. Die Synthies in Kombination mit den trommelnden Bässen holen alles raus und machen den Track super brachial und episch. Move Ahead, der Track im Anschluss, bewegt sich zwischen Electro und Drum n Bass und fährt die Energie ein klein wenig runter. Die B-Seite ist genauso episch und bedient sich ein wenig liberaler an „Vocals“, die auch namensgebend wirken.
Mit allen vier Tracks trifft DJ Detox den Puls der Zeit und macht noch einmal klar, wie glücklich wir uns in Leipzig schätzen können, so viele talentierte Produzent*innen zu haben. Big ups!
Kaum zu glauben, aber es gibt tatsächlich ein kleines Festival für den kommenden Samstag anzukündigen. Das Leipzig Pop Fest findet auch im Corona-Jahr mit Konzerten und Panels statt – unterstützt von frohfroh.
Im letzten Jahr hat das Leipzig Pop Fest seine Premiere in der Moritzbastei gehabt. Die Idee: Live-Musik, Branchen-Networking und Wissenstransfer in einem Event zu vereinen. Ganz neu ist das nicht, aber es funktionierte im letzten Jahr sehr gut.
2020 sollten auch wir an Bord sein und eine Diskussionsrunde zur Zukunft des Musikjournalismus hosten und moderieren, doch dann kam eine Pandemie dazwischen, die die gesamte Konzert- und Clubkultur zum Stillstand brachte. Auch wenn dies weitreichende Folgen für den Musikjournalismus hat – siehe die Groove – so beschäftigen wir uns nun mit einem anderen Thema.
„Zukunftswerkstatt Clubkultur – Zur Zukunft der (Leipziger) Veranstalter:innenszene“ 11. Juli 2020, 17 Uhr.
Eingeladen sind: Gwendo Mai (vak. Leipziger Kollektive) Pierre Gehrmann (MAWI Concert GmbH) Alex Loth (LiveKommbinat Leipzig e.V. / Institut fuer Zukunft) Dr. Uta Karstein (Soziologin, Universität Leipzig)
Moderiert wird die Diskussion von Kathi Groll, unserer Talk Talk-Podcast-Redakteurin. Geklärt werden soll, welche Wege Leipziger Kollektive, Clubs und Konzertveranstalter*innen in der aktuellen Zeit gehen? Und sich Partys und Konzerte in Zukunft veranstalten, erleben und finanzieren lassen.
Auf der Open-Air-Bühne der Moritzbastei treten dann außerdem noch sechs Bands und Musiker*innen live auf – ein kleiner Hoffnungsschimmer also in dieser konzertarmen Zeit. Neben Jeremias, Karl die Große, Wooden Peak, Catt und Coucou sind auch Tak Tak Tak aus Leipzig dabei, die uns einen vor Kurzem einen wunderbaren Frühlings-Soundtrack mitgegeben haben.
Tickets gibt es hier. Weitere Informationen zum Leipzig Pop Fest findet ihr hier. Das Panel ist übrigens kostenfrei. Wer aber hinmöchte, muss sich aufgrund der Hygienebestimmungen vorher unter popfest@moritzbastei.de anmelden. See you!
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