„Togetherness“ – Soli-Compilation

Tinkahs tolles Label Human übertrifft sich selbst. Es hat eine 20-Track starke Soli-Compilation zusammengestellt. Und am besten schlagt ihr heute am Release-Tag direkt zu.

Why? Bandcamp verzichtet heute auf seine normalen Provisionen, um Musiker*innen in der Corona-Krise zu unterstützen. Das bedeutet: Alle Erlöse gehen direkt an Human. Und Tinkah reicht sie selbst auch komplett weiter. Einmal an Mission Lifeline, eine Organisation, die Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen unterstützt. Die andere Hälfte geht an die beteiligten Künstler*innen von „Togetherness“. Und die kommen sowohl aus Leipzig als auch aus Berlin, Frankfurt, Köln, Kopenhagen und London.

Das allein ist schon eine tolle Aktion. Noch erfreulicher ist aber, dass es auch musikalisch eine wirklich gute Compilation ist. Stilistisch ist die Auswahl super breit – von Ambient, Bass Music und Experimental bis zu Dubstep, Drum & Bass, Instrumental HipHop und Juke. Eher ein erfrischender Ausflug weg von Techno und House.

Nach der ausgezeichneten „Tender Squads“-Compilation vom Balance Music/Culture-Festival erscheint hier also ein weiterer sehr spannender Special-Sounds-Sampler.

Leipzig, was geht? Experimentelle Sachen scheinen gerade mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Yeah!

Meine Hits auf „Togetherness“ (was wirklich schwer auszumachen ist): Carlotta Jacobi, Kaleo Sansaa, Kaep und Silicone. Aber bitte hört selbst, es lohnt sich. Es gibt übrigens eine limitierte Kassetten-Edition. Ansonsten kann digital unlimited gekauft und unterstützt werden.

Series Be: Black Queer Pride am 4. Juli

Anfang Juni tauchte ein neuer Name – im Zuge der Ankündigung des Protest-Wochenendes gegen Rassismus und Polizeigewalt in Leipzig – bei uns auf: Series Be. Und mit diesem Namen ist eine Person verknüpft, nämlich „the face“ of Series Be, Luke Oliver Francis. Wir haben mit Luke über das Projekt an sich, anstehende Demos und Rassismus in Leipzig gesprochen.

Luke ist einigen von euch sicher schon aus dem Nachtleben (und von Instagram) bekannt. Als Tänzer*in, Aktivist*in und von Veranstaltungen, zum Beispiel im Institut fuer Zukunft oder dem Balance-Festival, wo Luke erst kürzlich bei der Eröffnungs-Performance Peeling Fruit In Front Of Strangers auftrat. Manchen ist Luke vielleicht auch durch das Leipziger Opernhaus und dem dort ansässigen Ballett bekannt, denn dort arbeitet Luke normalerweise als Solotänzer*in.

Series Be:

Die „Stand Up, Speak Up, Show Up“-Demonstration Anfang Juni wurde von Luke organisiert – als Initiator*in der Demo per se, Schwarze und Queere Aktivist*in und als Redner*in.

Stand Up, Speak Up, Show Up (6-6-20) _ Video

Series Be: Stand Up, Speak Up, Show Up

Am 4. Juli steht die nächste Veranstaltung, vielmehr Demonstration, von Luke und Series Be an. Was es mit dem Projekt auf sich hat, welche Unterstützungsarbeit von uns allen dabei geleistet werden kann, Series Be inner- und außerhalb der Club-und Instabubble bekannt(er) zu machen und alle Infos zur Black Queer Pride-Kundgebung, erfahrt ihr im Interview.

Interview_Luke Oliver Francis

— Das Interview wurde übersetzt, gekürzt und ist (in Gänze) auch auf Englisch zu lesen – einfach runterscrollen! —

ff: Du bist in der Clubkultur-Szene von Auftritten beim Balance Festival oder durch verschiedene Veranstaltungen bekannt. Und durch Instagram! Aber wie kamst du nach Leipzig und wann? Was hat dich an Leipzig angezogen?

Luke: Ich kam Ende September 2017 nach Leipzig, da ich ein Jobangebot an der Oper Leipzig bekam und es annahm.

Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus in Leipzig?

Meine Rassismuserfahrungen in Leipzig sind sehr nuanciert, oft in Form von Mikroaggressionen, also angestarrt werden oder dass mir aus dem Weg gegangen wird, in der Tram zum Beispiel. Oder dass ich in einem Laden von der Security verfolgt werde. Aber es gibt auch andere Beispiele, wie zum Beispiel, dass ich keinen Zutritt zu Orten bekomme, besonders in Clubs. Und wenn ich Zutritt habe, werde ich nicht ernst genommen, wenn ich über einen Zwischenfall spreche, der sich dort abgespielt hat. Dann gibt es noch rassistische „Witze“, die keine Witze sind. Es gibt keine solchen Witze, sondern nur Rassisten.

 
NOTE NOTE –


Series Be: ist eine von queeren People of Color gegründete Organisation, die mit der Hilfe und Arbeit von Freiwilligen Veranstaltungen und Demonstrationen organisiert und safe spaces in Leipzig kreiert.

Wann und warum hast du Series Be gegründet? Aus diesen Erfahrungen heraus?

Ich habe Series Be im November 2018 gegründet. Und zwar aus der Notwendigkeit heraus, einen Queer BIPoC safe space im Nachtleben zu haben. Ich persönlich fühlte mich unterrepräsentiert in Leipzigs Clubkultur, ich war die einzige Person die so wie ich war.

Ich lebe nach dem Motto: „Wenn du die Dinge, die du brauchst, nicht hast, mach sie selbst!“

– also machte ich das, bezogen auf Kultur- und Freiräume und Partys.

Worum geht es dir bei dem Projekt?

Series Be feiert auf inklusive und visuell-immersive Art und Weise queeres Leben innerhalb Leipzigs. Ziel ist es, künstlerische Talente aus Leipzig beziehungsweise aus Deutschland aus der LGBTQI+-Community vorzustellen und allgemein eine Plattform für Selbstdarstellung innerhalb einer safen und unterstützenden Umgebung zu schaffen.

Die Umgebung ist so gestaltet, dass sie People of Color, braune und schwarze Menschen, innerhalb der queeren Community feiert, mit einem starken Fokus, eben genau das korrekt in dieser Stadt zu tun. Und jetzt geht es für uns noch weiter, da wir uns über die clubkulturellen Räume hinaus bewegen, und politische Arbeit in das Projekt miteinbeziehen.

Wie viele Leute sind bei Series Be beteiligt und wie können Weiße euer Projekt unterstützen, auch finanziell?

Gerade sind in der Organisationsgruppe 15 Menschen beteiligt, aber für jedes Einzelprojekt kann diese Zahl variieren. Wir arbeiten dazu mit Freiwilligen zusammen, die uns zusätzlich unterstützen. In dem man uns (zum Beispiel bei Instagram und Facebook) folgt, zu unseren Events kommt, Geld spendet und uns als Freiwillige*r bei etwas hilft, was wir gerade benötigen, kann man Series Be supporten.

Wer Geld spenden möchte, für Acts und andere Ausgaben, die eine Demo mit sich bringt, kann sich bei Luke via Instagram melden. (Anm. d. Red.)

Solidarität

Eine politische Veranstaltung von euch war die Demo am 6.6. An diesem Tag liefen 700-1000 Menschen durch Leipzig, um die Black Lives Matter-Bewegung zu unterstützen, gegen Polizeigewalt zu demonstrieren und Reden zu hören. Du hast die Demo, die für viele den Auftakt des Protest-Wochenendes markiert hat, organisiert. Wie hast du dich an diesem Tag gefühlt, was hat das in dir ausgelöst?

Es war unglaublich überwältigend, ein Mix aus vielen Emotionen.

Aber letztlich hat es mir die Stärke dieser Stadt gezeigt, die Solidarität. Das hat mir Hoffnung für eine echte Wendung und Veränderung gegeben.

Ich kann die Veränderung spüren, sie kommt und wird wunderschön sein!

Lukes Aktivismus und Empowerment sind inspirierend. Auch wenn das Wort (etwas zu) häufig gebraucht wird, aber es gibt kein passenderes. Dass mit den Veranstaltungen und Demonstrationen von Series Be auch Lücken und Rassismus innerhalb der (queeren) clubkulturellen Szene auffallen und benannt werden, ist längst überfällig. Wir als weiße Menschen sollten und müssen konstant daran arbeiten, wie wir Projekte wie Series Be als Allys supporten können.

Black Queer Pride _ 4. Juli 2020

Also, here we go: Die nächste Veranstaltung von Luke und Series Be findet wieder auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz statt, genau dort also, wo die letzte Demonstration endete. Denn es ist Pride, yes! Series Be setzt dabei den Fokus auf Schwarze Queers und nennt die Veranstaltung auch gleich so: Black Queer Pride.

Black Trans Lives und Black Queer Lives

Black Queer Pride steht für die Verbindung zwischen der Black Lives Matter-Bewegung und dem Christoper Street Day, und um die Rolle der Queer-BIPoC-Gemeinschaft hervorzuheben:

„Der CSD wurde in der Vergangenheit von Weißen für sich alleine beansprucht, wir aber wollen die Stärke, Schönheit und Kraft der Queer-BiPOC-Gemeinschaft zeigen“, schreiben die Macher*innen von Series Be.

Hier habt ihr, haben wir die Gelegenheit unsere Solidarität zu zeigen. Also: Stand up, Speak up, Show up! Am 4. Juli ab 15 Uhr auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Das gesamte Programm wird auf diesem Platz stattfinden.

@kingcabumir

Ein langes Interview von Luke mit der Leipziger Internetzeitung lest ihr hier. Listen!

Series Be: _ Luke Oliver Francis (English Version)

Luke Oliver Francis, 25, is a non-binary artist and Queer PoC (People of Color) activist from Great Britain. Alongside their current engagement as a soloist  at the Leipziger Ballett, they also engage in various projects and collaborations, including creating the party/events series Series Be: at Institut für Zukunft and other locations in Leipzig, which aims to give the queer club scene a home, as well as workshops, social safe spaces and political demonstrations.

We talked with Luke about what’s behind the project, racism (in Leipzig) and why we as white people need to stand up, speak up and show up constantly to protest against racism against black people.

Interview

ff: Luke, you are quite known in Leipzig as a (ballet-)dancer, activist and (yes, you are!) from Instagram. How long are you living in Leipzig and what brought you to the city?

Luke: I moved to Leipzig at the end of September 2017, I had received my current job offer at Oper Leipzig and decided to take it.

What are your experiences with racism (in Leipzig)?

My experiences of racism in Leipzig is incredibly nuanced, mostly in the form of micro-aggressions meaning staring, moving when I am close to someone on the tram for example, being followed around a store by security, as well as more obvious examples such as not being allowed into spaces, mostly nightclubs – or if so, not being taken seriously when I express concern for an incident that may have happened there and then there is the Racist “Jokes„ FYI there is no “joke„, just a racist.

 
NOTE NOTE –


Series Be: is a queer PoC run organisation, with the help & work of local volunteers to create events, demos and safe spaces in Leipzig.

You are the founder and the face of Series Be. When and why did you found the project?

I founded Series Be: in November 2018, out a need for Queer BIPoC safe spaces in the nightlife scene. I personally felt under represented in the city’s club culture, I was the only person like me in the space, and that’s not good enough.

I live by my motto „If you don’t have the things you need, make it yourself“

this in terms of spaces and parties for me and people like me weren’t there, so I made it.

What is the project all about, in terms of queer life and BIPoC?

An inclusive, visually immersive celebration of queer life within Leipzig. Aiming to showcase artistic talent within Leipzig & Germany and its LGBTQI+ community, and offering a platform for self expression within a safe and supportive environment.

The environment is tailored to support, accommodate and celebrate PoC (People of Colour), black and brown bodies, within the queer community with a strong focus on celebrating blackness correctly in this city. And now we spread further than just clubs/spaces and include political works.

What does the name mean? Is there a constant motto that comes with it?

Series Be: is named in a way that means simply „be“ be yourself, be your fantasy, be your dream, be whatever you want to be in a safe and caring environment.

We also use it to set a theme for the party series, some of our previous parties have been „Series Be: KUNTY & Series Be: ROYALTY“ It’s an easy name to play around with.

We don’t have a constant motto, as such. Although our recent political demonstrations have adopted the Stand Up, Speak Up, Show Up motto, which works very well and I guess will stick to the political side of our work.

And how is Series Be connected to Black Lives Matter – is it connected at all?

We are not officially connected, however we at Series Be: stand in absolute solidarity with the BLM movement, and use our platform to help support the movement.

How many people are involved in Series Be and how can people support and participate in your project? What can white people do to support Series Be (for example financially)?

Currently in our organising group are 15 people, for each project we create that number changes as we work with volunteers from within the city. Supporting us, is following us, showing up to events, donating funds and volunteering your services if they fit the roles required.

Solidarity

You organised one of the demonstrations of the protest-weekend in Leipzig. Approximately 700-1000 people showed up, marched through Leipzig and listened to the speeches that were held. How did that make you feel? 

It’s been incredibly overwhelming, a mix of emotions, but ultimately it showed me the strength in this city, it’s solidarity, and it gave me real hope for change. I can feel the change, it’s coming and it’s going to be beautiful. 

Foto von Cihan Cakmak

Some people surely think „the work is done here“ – they showed up for a demo, they shared a black square on Instagram and feel like a true ally to the Movement. What would you like to say to these people?

I would tell them to ask themselves, „What work?“ And then remind them that “the work is done„ when the BIPoC community says it’s done, particularly the voices of trans & queer BIPoC.

What’s up next

Lukes presence and activism are (as you’ve already seen in the video above) powerful and inspiring. We as white people need to constantly work on how to be an ally, how to support the movement and black, queer and trans people (not only) in our scene, fight white (our!) supremacy and violence against BIPoC.

Artwork von @kingcabumir

Let’s begin and stand up, speak up and show on the next Series Be-demonstration „Black Queer Pride“ on the 4th of July, which addresses the whitewashing of Pride and focuses on Black Trans and Queer Lives and the roots of Pride.

All photos by Cihan Cakmak.

Trinken für Support: DÜSEN

Mit DÜSEN könnt ihr nicht nur euren Bierdurst stillen, sondern auch Leipziger Clubs unterstützen. Wir stellen das Konzept hinter dem Pils vor.

In der Krise lief es für so ziemlich alle, Bars inklusive, ziemlich beschissen. So wurde ursprünglich das Solipils, jetzt DÜSEN, geboren: „Das gute Bier für schlechte Zeiten“.

„Irgendwo brennt’s ja immer“

Mit DÜSEN konnten bisher das Peter K, das sowiewir, das Links Neben Der Tanke, das Helmut und das LIQWE erfolgreich unterstützt werden. Das Bier wurde durch eine Gruppe von 8-10 Leipziger*innen während der Coronakrise ins Leben gerufen.

Mittlerweile durften die Bars unter Hygienevorschriften nach und nach öffnen, doch der Schuh drückt an anderen, kulturellen Stellen noch immer. Der Fokus liegt für das DÜSEN-Bier deshalb nicht mehr auf Bars, sondern auf Clubs.

Mit Kooperationen in Leipzig und Hamburg, einerseits mit dem LiveKommbinat Leipzig e.V. und andererseits mit dem Clubkombinat Hamburg e.V., geht es am 03. Juli mit der zweiten Phase des solidarischen Biers weiter. In beiden Städten ist das Prinzip ähnlich: die Vereine repräsentieren Clubs und Livespielstätten und verwalten erst einmal alle Spendeneinnahmen, bis sie wieder öffnen können.

Im Falle von Leipzig sind das insgesamt 11 Locations, an die die Spenden verteilt werden können. Eine Flasche DÜSEN beinhaltet 330ml Pils, davon gelten 30 Cent als Spende. Warum? Das ist dem Steuerrecht geschuldet. Aber – pro Kasten à 24 Flaschen sind das immerhin 7,20 Euro, die an euren Lieblingsclub gehen. 

Wie der restliche Preis zusammenkommt, wird transparent auf ihrer Website (siehe unten) aufgeschlüsselt. Das Bier wird in der Schlossbrauerei Rheder bei Paderborn frisch gebraut, abgefüllt, verkront und etikettiert. „Die ehemalige Dampfbrauerei ist seit vier Jahren wieder im Eigenbesitz und unabhängig von Großkonzernen,“ schreibt die DÜSEN-Crew.

Kaufen, kaufen, kaufen

Vorerst könnt ihr das Bier online bestellen – auf trink-duesen.de. Das Ganze geht diesen Freitag los. Das Bier wird innerhalb von Leipzig an eure Haustüren geliefert, wenn ihr bis 14 Uhr bestellt, dann sogar noch am selben Tag.

Ihr könnt auswählen, ob ihr das Geld an das LiveKommbinat spenden wollt, die die Einnahmen dann fair verteilen, oder direkt euren Lieblingsclub auswählen. Alle Infos gibt es auf der Website.

Ob es das Bier auch bald in den Clubs und Spielstätten unserer Stadt persönlich zu kaufen gibt, ist noch unklar. Um bei allen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben, empfehlen wir euch, @trinkduesen auf Instagram zu folgen. Prost!

KW 27 Samstag

Pride: Series Be organisert eine Black Queer Pride-Demo auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Dort, wo die letzte Demo Anfang Juni endete. Be there!

Black Queer Pride steht für die Verbindung zwischen der Black Lives Matter-Bewegung und dem Christoper Street Day, und um die Rolle der Queer-BiPOC-Gemeinschaft hervorzuheben.

Black Lives Matter schließt dabei Black Trans Lives und Black Queer Lives mit ein.

„Der CSD wurde in der Vergangenheit von Weißen für sich alleine beansprucht, wir aber wollen die Stärke, Schönheit und Kraft der Queer-BiPOC-Gemeinschaft zeigen.“

Bitte beachtet (weiterhin!) die Corona-Sicherheitsregeln. Das heißt: Wenn möglich 1,5 Meter Abstand halten und während der gesamten Demonstration einen Mund-Nase-Schutz tragen.

Die Demo ist dieses Mal eine statische Kundgebung, kein Zug durch die Stadt.

Wir sehen uns dort!

Stand up, Speak up, Show up.

Mehr Infos lest ihr bei Facebook.

Hier seht ihr ein Video der letzten Demo (6-6-2020) listen!

Release, Release: Eoism – Collapse Yourself

Das neueste Release von Pulse Drift Recordings kommt vom Electro-Duo Eoism aus Leipzig und Jena. Wir stellen die Platte vor.

Nachdem es seit knapp anderthalb Jahren um Pulse Drift Recordings still geworden war, pusten sie nun endlich wieder Leben in die Electro-Landschaft Leipzigs. Und wenn es um puren, klassischen Electro geht, wissen die Labelbetreiber definitiv, was sie tun. 

Unsere Redakteur*innen Christoph und Rebecca haben sich schon fast allen bisherigen Releases gewidmet (siehe hier und hier) und frohfroh-Gründer Jens hat sich 2017 mit einer Label-Vorstellung und der Pulse Drift-Geschichte befasst. Fest steht: das Label wurde wegen dem Electro-Duo Eoism ins Leben gerufen. Nun sind sie dort abermals mit einem Solo-Release und fünf neuen Tracks zu hören. 

Die A3 – Machines of Loving Disgrace – verkörpert genau die Videospiel-Ästhetik, die ich bei Electro so lieben gelernt habe – eine Ästhetik, die Vorstellungen von nächtlichen Abenteuern auf diversen Spielekonsolen hervorruft. Monsters fighten, Trains surfen oder wild durch die Gegend rennen? Mit diesem Soundtrack kein Problem. 

Diese Phantasie wird beflügelt durch verspulte und überlagerte Melodien und Synthies, einer stabilen Bassline und subtilen Samples – schade nur, dass der Track zweieinhalb Minuten kurz ist. Richtig geiles Ding.

Die restliche A-Seite, sowie die B1 sind klassische, aber frische und nicht ganz so brachiale Electro-Tracks. Das Element der Mystik schwebt im Vordergrund, unterstützt von gediegenen Harmonien, pochenden Basslines, treibenden Rhythmen, knackigen Beats und lässigen aber effektiven Samples.

Das, was Electro zu Electro macht.

Christoph hat das Prinzip bereits perfekt in Worte gefasst: „Es ist ja gar nicht so einfach, die passenden Worte zu finden, wenn ein Genre wie Electro mehr oder weniger ausformuliert ist, innerhalb dieser Grenzen aber immer wieder neue Musik herausgebracht wird.“ Und auch bei dem neuesten Release gilt – „recht klassischer Electro […], der den Formalitäten entspricht und dennoch fresh klingt.“

Die B2 heißt Critical Slowdown und in einem gewissen Maße ist der Name auch Programm. In Kontrast zur restlichen Platte wirkt dieser Track ein wenig mehr entschleunigt, aus Mystik ist schwebende Leichtigkeit geworden. Kritisch? Debattierbar. Ein wunderschöner Abschluss.

Eine Platte, die sich wunderbar mixen lässt und sowohl auf den Dancefloor als auch aufs Sofa passt. Das lange Warten auf das neue Release hat sich wohl gelohnt. 

Collapse Yourself ist die siebte Veröffentlichung von Pulse Drift – digital ist die EP am 22. Juni erschienen und am 13. Juli kommt die Scheibe auf Vinyl in die Läden. Mehr Infos gibt es bei Pulse Drift auf SoundCloud oder Facebook.

New Faces – Yseto

Verträumte Synthesizer-Sessions, die auch mal die 20-Minuten-Marke knacken und ganz ohne Beats auskommen: Wir stellen euch Yseto vor.

Mit „Liebes frohfroh“ beginnend erreichte uns Ende Januar eine Mail von Yseto, der kürzlich nach Leipzig gezogen war und sein Album „Transit To Now“ der hiesigen Musik-Szene vorstellen möchte. Ich war gleich sehr angetan von dem, was aus den Lautsprechern schallte: Ruhig fließende Ambient-Stücke, meistens sehr verträumt, machmal aber auch in dunklere Gefilde schielend. Perfekte Musik für ruhigere Stunden also, die sich in den nachfolgenden Monaten aus allseits bekannten Gründen durchaus häufen sollten.

Da passt es gut, dass Yseto gleich weiter nachlegte: Im vergangenen halben Jahr hat er bereits sechs weitere Veröffentlichungen im Alleingang herausgebracht. Teilweise aus Live-Aufnahmen bestehend, verdeutlichen die Releases auch das Ausprobieren der Möglichkeiten, wenn Club-Funktionalitäten nicht im Mittelpunkt stehen. So gibt es um die zwanzig Minuten lange Sessions zu entdecken, die nicht nur uns Hörer*innen in den Bann ziehen, sondern ganz offensichtlich auch den Musiker selbst.

Klare Sache, es wird schnell deutlich, dass Yseto sehr viel Spaß am Experiment mit Synthesizern und anderer Hardware hat. Nicht zuletzt bei „Slow and Endless by Basic“: Ein Teil seines vorherigen Albums „Two Mornings and a Day“ hat er mit einem kaputten Kassettendeck verlangsamt, wodurch so eine verwaschene Lofi-Ästhetik zum Vorschein kommt, wie es bspw. auch bei Dyze der Fall war:

Grund genug also, Yseto an dieser Stellen mit einem kleinen Interview vorzustellen. Und vielleicht ergibt sich ja auch trotz Corona die Möglichkeit, seinen Sound bald mal live zu hören.

In den Beschreibungen deiner Musik erwähnst du Synthesizer und Field Recordings. Wie bist du zur Musik gekommen und auch zu der verwendeten Technik?

„Als Kind habe ich begonnen klassische Gitarre zu lernen und bin bis heute von dem Instrument begeistert. In meiner Jugend habe ich allerdings immer mehr Interesse daran bekommen, die Klänge der Gitarre durch Effekte zu manipulieren.

Gleichzeitig habe ich angefangen, auch elektronische Tanzmusik zu hören und meinen generellen musikalischen Kosmos zu erweitern. Dabei ist mir aufgefallen, dass es Klänge gibt, die ich einfach keinem Instrument zuordnen konnte und habe bei meiner Recherche Synthesizer entdeckt …

Die Vorstellung davon, Klänge zu kreieren und zu manipulieren, hat mich wahnsinnig geflasht!

Da wusste ich dass ich das selbst ausprobieren musste und habe mir damals spontan vom Ersparten einen Roland Gaia Sh01 gekauft … (von Software und VST wusste ich noch nichts) … ein sehr übersichtliches Gerät, an dem alles schön beschriftet war, perfekt zum Lernen der subtraktiven Synthese auf der heimischen Stereo-Anlage.

Gezogen von meinem Hype um elektronische Musik, vor allem Techno, Drum and Bass und Ambient, habe ich schnell entdeckt, dass Hardware ein spannender Weg für mich ist. Ich habe begonnen, alle möglichen Geräte auszuprobieren: Drumcomputer von MFB, die Korg Volca-Reihe und andere diverse Geräte von Elektron. Allerdings habe ich versucht, mit allem möglichen Musik zu machen, Klänge aus Haushaltsgeräten zu samplen oder Instrumente zu benutzen, die ich gar nicht beherrsche.

Als ich zum Abitur in Mainz gelebt habe, bin ich auf die ersten elektronischen Jams gegangen und habe mich an improvisierten Techno-Sets mit Synthesizern und diversen Drum-Machines versucht. Hier war es ungemein wichtig, die Geräte in den wichtigsten Funktionen wie auch die Haptik der Geräte selbst und dessen Menütiefe auswendig zu kennen: Wie schnell kann ich Klänge verändern, ohne das Set komplett über den Haufen zu werfen und die Dynamiken aufrecht erhalten?

Gibt es Geräte oder Techniken, die du am liebsten verwendest oder die deine Musik am stärksten prägen?

Auf jeden Fall! Generell würde ich sagen, dass mich analoge Signalwege sehr geprägt haben. Doch ohne DAW und Postproduktion wäre alles wohl halb so spannend und klanglich würde ich vermutlich in den 70ern hängen!

Seit ungefähr einem Jahr baue ich ein modularen Synthesizer auf und habe mich vorher intensiv mit dem semimodularen Synthesizer Blackbox SV-1 auseinandergesetzt. Dieser stellt die Basis meines Racks dar und ist eigentlich ein klassischer monophoner, subtraktiver Synthesizer mit zwei Oszillatoren, der allerdings paraphon gespielt werden kann und komplett patchbar ist. Richtig spannend wird es nämlich eben gerade durch das Unterbrechen und Neu-Denken des eigentlichen Signalwegs.

Dazu habe ich einige für mich klanglich spannende Erweiterungen vorgenommen wie ein Lowpass-Gate, das den Weg Richtung Westcoast-Synthese öffnet. Oder das FX Kit von Koma Elektronik, das z.B. ein CV-gesteuertes Multi-FX-Gerät beinhaltet. Außerdem habe ich einen Line-Input-Modul, mit dem ich Tracks aus Ableton durch den Modular schicken und somit Filter und andere klangfärbende Module im Nachhinein benutzen kann.

Manchmal sitze ich stundenlang da und versuche, das System immer wieder neu zu denken.

Oft entkabel ich das Gerät komplett und starte mit neuen Patchideen bzw. verändere die Notenbefehle und Parameter eines Patches. So kommt es, dass es Tage gibt, bei denen ich das Gefühl habe spannende Klänge zu hören und manchmal speichere ich einfach nur die Session ab. Es kommt auch schon mal vor, dass es dann echt schnell an die Maschine gehen muss, bevor der Zauber verflogen ist oder die Idee auf dem Weg verloren geht.

Sampling ist für mich auch ein großes Thema geworden. Hierfür nutze ich einen mobilen Fieldrecorder, um alle möglichen Klänge auf Spaziergängen durch die Stadt einzufangen. Dabei fange ich manchmal den klanglichen Charakter eines Objektes ein, aber auch Ambiences, die durch die Stereomikrofonie sehr räumlich wirken können.

Ein weiteres wichtiges Element ist mein Tapedeck. Hin und wieder ziehe ich einzelne Spuren hier drüber und je nach Kasettentyp und Sättigung gibt es Nuancen in der Klangfärbung oder im Timbre, die mich immer wieder begeistern!

Für mich sehr überraschend ist die doch dauerhafte Abwesenheit von Beats in jeglicher Form. Ist dies eine bewusste Entscheidung?

Ja, ich empfinde es so, dass es für ein intensive Gefühle durch Klang nicht unbedingt einen Beat braucht, sondern die generelle Ästhetik des Tracks viel dazu beiträgt, welche Assoziationen und Gefühle ausgelöst werden. Außerdem sind die Tracks teilweise ja auch durch tonale Elemente sehr rhythmisch gestaltet. Prinzipiell halte ich Rhythmik für sehr wichtig und spannend, die Strukturen der Pattern und das Zusammenwirken der Sounds als Ganzes sind mir jedoch gerade wichtiger.

Auch habe ich mich vorher viel mit improvisierten Live-Techno beschäftigt. Diesen Pfad habe ich mit dem Projekt „Yseto“ bewusst verlassen, um mir mehr Zeit für die Synthese von Sounds zu lassen und auch die Klänge für sich sprechen zu lassen.

Spielst du live? Wie sind die Reaktionen? Und in welchen Umgebungen fühlst du dich am wohlsten?

Nein, bisher habe ich noch keine Live-Sets als Yseto gespielt, da ich noch keine Möglichkeit hatte. Tatsächlich wäre dies aber spannend, da ich das aktuelle Setup im Studio teilweise anders verwende als live. Aktuell wäre es auch nicht möglich, Tracks von den beiden Alben zu spielen, da ich quasi mit dem modularen Setup keine Speichermöglichkeiten habe. Alles würde zu 100% live passieren, was auch eine gewisse Spannung inne hat, da wohl auch dieses Set nicht 1:1 reproduziert werden kann.

Ich habe große Lust live zu spielen und freue mich darauf die Leipziger Kulturszene nach der entbehrungsreichen Corona-Zeit explodieren zu sehen!

Vor einigen Monaten bist du nach Leipzig gezogen. Wie nimmst du die Stadt und die lokale Szene als Neuankömmling wahr?

Haha … Ich habe mich direkt in den Cossi verliebt, ich war wirklich oft im See!

Ich empfinde Leipzig als eine vielfältige Stadt, jeder Stadtteil hat etwas für sich und bietet andere Facetten. Die Breite der Straßen und das Grün lassen mir auf jeden Fall genug Luft zum Atmen!

Musikalisch habe das Gefühl das Leipzig eine wichtige Stadt ist, um tolle Erfahrungen zu sammeln.

Es gibt viele gute Leute, die sehr unterschiedliche Projekte auf die Beine stellen und ich nehme eine entspannte Offenheit wahr, diese zu teilen.

Außerdem sehe ich auch viel Raum, der relativ barrierefrei genutzt werden kann.

Als Konsument kann man wohl von sehr guten Jazz über Klassik hin zu elektronischer Musik alles finden! (Props an die Mondayjazz-Sessions im Westflügel <3)

Premiere, Premiere: Martin Kohlstedt und Panthera Krause – NIODOM

Wir dürfen heute eine besondere Premiere bei uns vorstellen. Der Pianist Martin Kohlstedt und unser aller Favorit Panthera Krause haben sich für ein Rework zusammengetan. Bei uns feiert der Track Premiere.

Martin Kohlstedt, der die Fusion von Klassik, Elektro und zuletzt Chorgesang perfekt beherrscht, geht es immer um den Diskurs, die Transformation und Spiegelungen.

Unter dem Titel RECURRENTS erscheint – Song für Song – eine Kollektion von Neubearbeitungen seiner Originaltitel. Die beteiligten Musiker*innen, allesamt Weggefährt*innen von Martin Kohlstedt, konnten aus einem reichen Fundus schöpfen: Die für das Originalalbum „Ströme“ entstandenen Aufnahmen mit dem Gewandhauschor, die Klavierspuren und elektronischen Landschaften standen als Schatzkiste zur Verfügung. 

Nach Henrik Schwarz, Robag Wruhme, Peter Broderick, Ätna, Marlow und Hannah Epperson kommt also nun das nächste Rework. Und auf dieses Rework haben zumindest viele Leipziger wohl am gespanntesten gewartet. Panthera Krause, mit dem Martin Kohlstedt bei den Bands Marbert Rocel und Karocel zusammenspielte, kommt mit auf die Liste.

Und mit ihm ein typisch leichter, clubbiger Disco-Vibe, der den düster-dramatischen „Ströme“-Tenor aufbricht. Auch wenn vom Original nur noch wenig zu hören ist, passt Panthera Krauses Version perfekt, weil es „Ströme“ für einen kurzen Moment rausholt – auf die Open Airs, in die späten Morgenstunden, auf den Dancefloor der Panoramabar, wenn früh die Jalousien aufgehen.

Bevor ihr nun das Rework (rauf und runter) hört, hier noch zwei exklusive Statements der beiden Musiker zu ihrer gemeinsamen Zeit, flimmernden Hotelzimmernächten und dem Schaffensprozess hinter Recurrents:

Martin Kohlstedt über Panthera Krause

Robert aka Panthera Krause ist einer der Jungs, mit denen ich später unweigerlich auf der Veranda sitzen werde, um alte Geschichten aus Holland auszupacken und Witze weit unter der Gürtellinie zu reißen. Robert dreht sich meditativ seine Zigarette und hängt tief im Sessel und ich sitze mit meiner Kontrollsucht daneben und tue so, als würde ich auch entspannen. Obwohl: bei ihm gelingt mir das sogar hin und wieder. Wir haben so viele gemeinsame Stunden im Tourbus mit Marbert Rocel und Karocel verbracht, dass wir fern vom Verständnis aller Mitinsassen die absurdesten Welten ergründet haben, die man gedanklich niemals hätte betreten dürfen. Die Musik holen wir ebenso intuitiv aus unseren Bäuchen… Nicht nur dass Panthera Krause einer der ersten ist, der neue Stücke von mir hören muss, sondern auch durch seine musischen Interpretationen meiner Werke bekomme ich den Spiegel vorgehalten und meine Musik entwickelt sich ewig weiter und bleibt im stetigen Prozess – so wie ich es mag.

Panthera Krause hat es dieses Mal wieder geschafft mein Stück NIODOM zu extravertieren und auf die Tanzbretter zu zwingen. Danke Robert!

Panthera Krause über das Rework

Mit keinem anderen Menschen habe ich wohl öfter in Hotelzimmern RTL 2 geschaut und nebenher über Musik, Business und das Leben geredet. Zusammen tourten wir mit Marbert Rocel und Karocel durch die Gegend. Als ich Martin kennenlernte, plante er seine Tage noch enthusiastisch im Halb-Stunden-Takt, was mich zu gleichen Teilen irritierte, als auch interessierte. An seinem Enthusiasmus hat sich bis heute nichts geändert und ich habe mich riesig gefreut, als Martin mich anrief und fragte, ob ich Lust hätte ein Rework für seine neue Platte zu machen. Schon bei der Uraufführung von Ströme im Leipziger Gewandhaus juckte es mir in den Fingern, bei dem Gedanken an einen Rework. Nach zwei etwas ruhigeren Ansätzen konnte ich es mir dann doch nicht verkneifen mit meiner Interpretation von NIODOM auf den Dancefloor zu schielen. Aber ich denke, das ist ok!

Und jetzt – finally, hier seht ihr das Video und hört das Rework zu NIODOM:

NIDOM (Panthera Krause Rework)

Wer Blut geleckt hat und (noch) mehr Musik von und Interviews über die beiden Musiker hören und lesen möchte, wird hier und hier fündig.

Denkzeit: Soul Stories von Jacqueline Boom-Boom

„Liebe, Liebe, Liebe“, das ist die typische Begrüßung oder Verabschiedung der Künstlerin Jacqueline Boom-Boom. Die Ausnahme-Künstlerin, Sängerin und Performerin wurde mit dem Denkzeit-Stipendium des Freistaat Sachsen ausgezeichnet. Grund genug, ihr Projekt bei uns vorzustellen.

Denkzeit ist ein Künstler*innen-Stipendium der Kulturstiftung Sachsen, das unterschiedliche Formate und Ansätze fördert, die sich mit der Corona-Krise auseinandersetzen. Und solch ein Projekt hat Jan Jan aka Jacqueline eingereicht. Ihr Projekt trägt den Namen Soul Stories.

Jacqueline wird in diesem Projekt auch elektronische Musik verarbeiten. Wir haben ihre Performances immer wieder in den Ausgehtipps empfohlen und sie, vor drei Jahren, im Zuge der Afterhour-Kolumne vorgestellt. Ihre Musik und Kunst ist nicht nur empowernd, sie ist wirklich voller Liebe und ein Leipzig ohne Miss Boom-Boom ist für ihre Fans, darunter auch ich, absolut nicht vorstellbar.

Thank you Jan Jan, for your music, your art and for being you!

Das Statement zum Projekt und worum es dabei gehen wird, lest ihr hier:

„Während dieser Pandemie verlieren viele Menschen ihre Lieben. Angehörige zu verlieren, ist an sich ist nichts Außergewöhnliches, aber die Verbindung, da so viele Menschen gleichzeitig leiden und trauern, ist ein sehr bewegender Zeitpunkt“, sagt Jacqueline über Soul Stories und ergänzt: „Ich möchte Geschichten aus der ganzen Welt über Menschen recherchieren, die während dieser Pandemie Familienmitglieder und Freunde verlieren – und ich möchte nach humorvollen oder sogar freudigen Momenten in diesen persönlichen Geschichten und der Art und Weise suchen, wie diese Familien mit dem Verlust umgehen.“

Diese Geschichten werden gesammelt und in Gedichte und Tracks verwoben und verarbeitet. Entstehen soll dabei ein neues Album und ein Gedichtband.

Foto von Jan König

Musik ist meine größte Leidenschaft. Und sie führt mich immer zu neuen und schönen Orten meiner eigenen Menschlichkeit, so dass alles, was ich teile, immer auf Liebe zurückzuführen ist, auf das Innerste meiner Seele.
Durch Kunst und Musik erlebe und teile ich eine konstante und bereichernde Botschaft von universeller Liebe, Freude, Einheit, und Menschlichkeit. Für mich ist diese Zeit eine Zeit der Transformation und obwohl ich zutiefst besorgt bin und dieser schweren Krise respektvoll gegenüberstehe und allem, was sie mit sich bringt, bin ich auch zuversichtlich, dass wir als Menschen sie und ihre Folgen durchleben und gemeinsam freundlicher und wacher in die Zukunft gehen könnten – vernetzter, respektvoller, auch gegenüber der Umwelt, den Ressourcen und dem Planeten

…mehr Gerechtigkeit, Menschenwürde und Frieden für alle. Wir können uns in der Tat vernetzen und helfen, ohne Grenzen, ohne Rassismus oder „ismen“ der Zerstörung.“

Fotos der Collage (oben) von Lizette S. Ardelean.

Covid-19-Soli-EP / Θ Ρ Α Υ Σ Μ Α Τ Α / Various Artists

Am 21. Juni veröffentlichen Tales of Psychofonia eine V/A-EP namens / Θ Ρ Α Υ Σ Μ Α Τ Α /. 100% der Einnahmen werden an die Organisation Caring in Bristol gespendet, die sich um Obdachlose in Bristol kümmert.

Ein weitere Soli-EP, die unsere Aufmerksam verdient. 12 Tracks für Technoheads all over the world! Die Tracks stammen von Years of Denial, Organchrist, Beyond, Polyxene, Dille, Jokasti & Nek, SMFORMA, Eomac, Ground Sounds, sch-tsch und Helena Markos.

Soli-EP für Obdachlose in Bristol

Die Compilation gibt es für +/- 10 Euro bei Bandcamp. Die Einnahmen werden an Caring in Bristol gespendet – denn: Corona is still out there. Auch wenn wir hier in Deutschland langsam nichts mehr von der Pandemie merken, sich die Monothematik langsam wieder auflöst – in vielen anderen Ländern bestimmt Corona weiterhin den Alltag. Und gerade für Obdachlose ist die Situation weiterhin schwierig, da sie keinen persönlichen Schutzraum besitzen.

/ Θ Ρ Α Υ Σ Μ Α Τ Α /
Design: fragmentiert

Wieso wir auf diese Soli-EP gekommen sind? Unser Grafiker Manuel aka fragmentiert hat bei dem Projekt als Grafiker mitgewirkt. Also: Full Support für den Release!

Pls share, buy, donate!


#nurmitkultur – Aktionstag am 20.06.2020

Stück für Stück gibt es immer mehr Lockerungen. Doch Corona is still there. Und was für uns als „Publikum“ nur vorübergehendes Szenario ist, kann für die (Leipziger) Kulturszene vielleicht schon bald das endgültige Aus bedeuten. Mit einem Aktionstag am Samstag, dem 20.06.2020, soll genau darauf aufmerksam gemacht werden.

Dass die Kultur am stärksten unter der Corona-Pandemie leidet, ist den Meisten wohl bewusst. Die Kulturschaffenden mussten den Betrieb mit als Erste aufgeben und sie werden die Letzten sein, die ohne jegliche Einschränkungen weitermachen können. Wie sehr sich die vergangenen und aber auch kommenden Monate bei den Kulturstätten und freischaffenden Künstler*innen bemerkbar machen, wissen leider noch die Wenigsten. Eher dürfte die Annahme verbreitet sein, dass die Clubs, Theater und Opern die Monate der „Trockenlegung“ überstehen und dann einfach weitermachen. Spenden von Stammgäst*innen und Startnext-Projekten helfen beim Überbrücken der vergangenen Zeit des Lockdowns und danach, ja danach nimmt man ja wieder was ein. Leider nein.

Genau darauf wollen Kulturschaffende aufmerksam machen: Unter dem Hashtag #nurmitkultur findet diesen Samstag ein kultureller Aktionstag statt. Ziel dabei ist es, unter anderem, zu zeigen, wie wichtig die kulturelle Szene ist und was wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Es sollen Bilder erzeugt werden, die die Medien und das Publikum erreichen und somit in die Politik getragen werden. Denn noch immer sind die Probleme, die sich der Kulturszene erst noch stellen werden, nicht deutlich genug auf Landes-und Bundesebene angekommen.

Wenig Entspannung nach dem Lockdown in Sicht

Geht man davon aus, dass Kulturbetriebe in der nächsten Zeit weiter von Einschränkungen betroffen sind, so würde dies erst recht das Aus für die Meisten bedeuten.

So hätte zum Beispiel die Distillery bei Einhaltung aller Maßnahmen ein Kontingent von etwa 50 Gästen für den gesamten Club.

Das Gewandhaus wäre mit den Regelungen bei einer Auslastung von nur 20 Prozent nicht mehr in der Lage, den Break-Even-Point zu erreichen. Logischerweise. Was jetzt beim Lockdown vielleicht noch irgendwie machbar war, würde in Zukunft nur mehr Einbußen bedeuten.

Auch die Folgejahre, also 2021 und 2022, seien von derPolitik bisher noch nicht bedacht worden. Klar, es gibt nun Zuschüsse. Die Verteilung der einzelnen Summen ist aber noch nicht eindeutig geklärt worden. Es bleibt zu hoffen, dass die kleinsten Stätten wie Clubs dabei nicht in Vergessenheit geraten. Doch eben um diese Zuschüsse soll es bei dem Aktionstag gar nicht so sehr gehen. Natürlich ist dies auch ein wichtiger und ausschlaggebender Punkt. Doch den Kulturschaffenden ist es wichtig aufzuzeigen, dass es andere Möglichkeiten geben sollte und muss, wie Kultur weitergehen kann: Freiflächen zum Beispiel, die als Open-Air Gelände für Partys oder als Bühne genutzt werden können. Kreativ und flexibel sein dürfen– das ist die Devise.

Performances und Real Talk – keine Raves

Den kreativen Anfang (hope so) macht der 20. Juni 2020: Ab 16 Uhr werden die beteiligten Kulturstätten eigene Aktionen in den jeweiligen Stadtteilen machen – von Performances bis hin zu kleinen Autokorsos. Wichtig ist den Betreiber*innen und Künstler*innen dabei aber, dass es keine großen Menschenansammlungen oder Raves gibt, die ein Abbrechen der Veranstaltungen provozieren könnten. Ab 18 Uhr findet eine gemeinsame Aktion auf dem Augustusplatz statt: Dabei soll eine Art Kulturfriedhof entstehen, um das eventuelle Sterben der einzelnen Häuser zu symbolisieren, damit zu schockieren und hoffentlich zu sensibilisieren. Eine Kundgebung im Anschluss wird nochmal direkt auf die Probleme und Befürchtungen aufmerksam machen.

Ein Leipzig ohne Clubs, Theater, freier Szene, alternativer und Subkultur ist kaum denkbar. Das gilt natürlich für überall.

Wir sollten also weiterhin versuchen, die Kulturszene zu unterstützen, so gut, und so sehr wir können.

Sei es finanziell, sei es mit Petitionen oder Aufrufen. Und drücken wir die Daumen, dass die Politik dies alles ebenfalls versteht und uns diese so wichtige Szene erhalten bleiben kann.

Das ist alles geplant:

16 Uhr – 17.30 Uhr
Dezentrale Aktionen aller Kulturakteur*innen finden im gesamten Stadtgebiet statt und ziehen von dort bis zum Augustusplatz. Aktionen & Zusammenschlüsse u. a.:

Ost-Passage Theater startet 16 Uhr ins Rabet, dort Zusammenschluss mit weiteren Projekten/Häusern u.a. Pöge-Haus und von dort aus in Richtung Augustusplatz

Cammerspiele „Ohne Kultur wird alles schlecht“, gemeinsamer Gang von den Cammerspielen zum Augustusplatz über die Karl-Liebknecht-Straße / Leuschnerplatz. Unterwegs werden Cammerspiele-Getränke, die jetzt im Juni ihr MHD überschreiten werden, an Passanten verschenkt.

Durch das Stadtzentrum ziehen Leipziger Kabaretts und passieren dabei alle Kabarett-Spielstätten, musikalisch begleitet und mit Aktions-Handwagen

Clubs & Kollektive durchqueren motorisiert und musikalisch begleitet verschiedene Stadtteile

Interaktive Performance der Theaterturbine an der Moritzbastei (Start bereits 15:30 Uhr)

ab 18:00 Uhr
Kundgebung auf dem Augustusplatz // Videobeiträge, künstlerische Interventionen und Wortbeiträge von Kulturaktiven aus und für Leipzig.

Wortbeiträge: Verlesung des Aufrufs von Andreas Schulz (Gewandhaus), Kordula Kunert (LiveKommbinat), Mirko Stock (Kreatives Leipzig) und Sophie Renz (Leipzig+Kultur), Dr. Skadi Jennicke (Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur), Kilian Forster (Stumme Künstler/ Dresden)

Kunstaktion: SAMI, Gewandhaus, Schauspiel, Reserve, Westflügel,  LiveLyrix, Viliya Monovska, Oper Leipzig, Werk 2, Stumme Künstler, Theater aus dem Hut, Show & Spektakel, LiveKommbinat, naTo, Horns Erben, IceLab, Zentralkabarett, Frauenkultur, Schenke & Fuchs, Moritzbastei

Videobotschaften: Werk 2, Elipamanoke, Moritzbastei, Distillery, Conne Island, Noch Besser Leben, TV-Club, Gewandhaus zu Leipzig, ZSL-Betreibergesellschaft mbH/ Quarterback Immobilien Arena, Westbad Leipzig, Central Kabarett, Sabrina Lieb – freie Fotografin und Autorin, Haus Leipzig, Horns Erben, Mühlstraße 14, Cammerspiele Leipzig, Theatrium, Museum für Druckkunst, Neues Schauspiel Leipzig, die naTo, Theater der Jungen Welt, Schauspiel Leipzig, Puppentheater Sterntaler, Stadtbad Leipzig, Sibylle Kuhne – freie Schauspielerin, Kordula Kunert für das LiveKommbinat Leipzig, LOFFT – Das Theater, Flügelschlag Werkbühne

KW 25 – Samstag

Der Aktionstag #nurmitkultur findet heute statt.

„Für den 20. Juni 2020 planen die Netzwerke Leipzig+Kultur, Livekommbinat Leipzig, Kreatives Leipzig und die kulturellen Eigenbetriebe der Stadt einen Aktionstag in Leipzig, an dem sich alle Kultureinrichtungen/Veranstalter/Vereine/Clubszene und Künstler*innen beteiligen und auf ihre spezielle derzeitige Situation aufmerksam machen wollen! Die Aktion wird durch das Kulturdezernat der Stadt Leipzig und die Kulturbürgermeisterin unterstützt.

Geplant sind dezentrale Aktionen in den Kulturstätten und Clubs, bevor auf dem Augustusplatz eine gemeinsame Abschlussveranstaltung stattfinden soll.“

Zeitplan

16 – 17:30 Uhr – Aktionen in Stadtteilen, Kultureinrichtungen und Clubs

18:00 – Abschluss am Augustusplatz

Mehr Informationen findet ihr in der Facebook-Veranstaltung!

United For Equity – Melt The Pot

United For Equity bringt einen Soli-Sampler heraus, um die Black Lives Matter-Bewegung zu unterstützen. Mit dabei sind unter anderem Cressida, Francois X, Hadone, Héctor Oaks, Narciss, Schacke, Steffi und Xiorro. Die Macher*innen hinter dem Projekt positionieren sich mit einem Statement.

#Blackouttuesday

Erinnern wir uns kurz zurück – wir müssen nicht lange kramen, es sind nur knapp zwei Wochen: Mit dem #Blackouttesday wollte die Musikindustrie ein Zeichen gegen Rassismus und für die Unterstützung der Black Lives Matter-Proteste setzen. Unüberlegt und schadend war die Verwendung des Hashtags der Bewegung #blacklivesmatter. Instagram, Twitter und Facebook wurde statt mit Informationen rund um die Proteste, Gegenproteste, Polizeigewalt und Festnahmen bei Demonstrationen mit schwarzen Quadraten geflutet und der nutzbare Feed des Hashtags quasi zum Erliegen gebracht.

Schwarze Kachel ja, Spenden nein?

Kurz darauf wurde vor allem innerhalb von Instagram weiter Kritik geteilt, denn ungleich mehr schwarze Kacheln wurden gepostet als Unterschriften auf Petitionen oder Spenden eingingen. Ein schwarzes Quadrat posten – ja, ist okay. Den nächsten Schritt machen und versuchen der Schwarzen Community, NGOs und Bewegungsinitiator*innen wirklich zu helfen? Nicht so easy, dafür reichte der nach Außen publizierte Aktionismus offenbar nicht.

White Silence innerhalb der elektronischen Musikwelt

Künstler*innen, Labels und Clubs aus der Welt der elektronischen Musik solidarisierten sich teilweise mit Postings (über eine schwarze Kachel hinaus), Spenden(aufrufen) und dem Teilen von Informationen, teilweise blieben und bleiben sie stumm.

Die (sub-)kulturelle Szene um Techno, House, DnB, und Trap profitiert aber nicht nur grundsätzlich-andauernd von Schwarzer Musik, sie benennt dabei eben jene Ursprünge nicht, wäscht die Musikgeschichte weiß und positioniert sich nicht geschlossen solidarisch mit der Black Lives Matter-Bewegung oder zu Rassismuskritik.

Wer mit dem Posten einer schwarzen Kachel sein antirassistisches Engagement als „erledigt“ abhaken möchte, hat noch nicht einmal ansatzweise damit angefangen – ob als Label, Club, DJ, Künstler*in, Producer*in, Raver*in – das gilt gleichermaßen für alle.

United For Equity

United For Equity hat sich als Musikprojekt genau in diesem Spannungsfeld von Positionierung und Verantwortung formiert. Die Macher*innen hinter dem Projekt haben auf ihrem gerade erschienenen Digital-Release 31 Tracks von Producer*innen weltweit vereint. Der Release geht mit einem Statement zum Whitewashing der Musikgeschichte, weißen Privilegien, Allyship und einer 100%igen Spende aller Einnahmen an zwei Organisationen einher. Das Geld wird zu gleichen Teilen an The Bail Project und an Black Lives Matter gespendet.

Die Compilation mit 31 Tracks von U4E könnt ihr für 10 Euro (oder mehr) via Bandcamp kaufen.

U4E (Artwork von cm-dp)

Mit dabei sind Amal, Ascion, Ayarcana, Blue Hour, Buzzi, Cardopusher, CcC, Cressida, DJ Slugo, DJ T-1000, Drvsh, FBK, Francois X, Fred Terror, Hadone, Héctor Oaks, Indy Nyles, Julian Muller, Lonefront, Midnight Menace, Mrd, Narciss, Orlando Voorn, Plural, Randomer, Raär, Rove Ranger, Schacke, Steffi, Trudge und Xiorro.

Melt The Pot _ U4E

Please share, buy, donate.

Wer direkt spenden möchte: Hier (The Bail Project) und hier (Black Lives Matter) könnt ihr zum Beispiel via PayPal spenden.