KW 22 – Freitag

Das erste Wochenende ohne die Distillery – schon weniger los. Aber es gibt eine interessante Label-Nacht.

frohfroh-Tagestipp //

Clear Memory // Neue Welle // 23:00 Uhr
w/ Newinfluenzer, Mr. Beef, Robyrt Hecht

Das Leipziger Label Clear Memory hostet mal wieder eine Label-Nacht – voller bouncy, interstellarer und acid-durchtränkter Wave- und Electro-Sounds. Aus Hamburg ist Newinfluenzer dabei – und Mr. Beef spielt ein Live-Set.

Kürzlich kam übrigens die “Clear Memory 10“ heraus – die solltet ihr nicht verpassen.


Außerdem heute //

Opera – A Future Game – ZiMMT, 18:30 Uhr – Ein interaktives, in der ersten Person spielbares digitales Musiktheater-Videospielessay in einer Gameengine. Die Installation beruht auf dem Musiktheaterwerk opera, opera, opera! Mit Musik von Ole Hübner und Texten von Thomas Köck. (weitere Wiederholungen bis 11. Juni)

Datsche #12 – Elipamanoke, 23:59 Uhr – House, Techno und Downtempo mit c4lling, Feinraus, LottaLove, Miez, Sonnensystem, WSX., Zweifach

Lpzg Callin – Kulturlounge, 23:00 Uhr – Detroit-Techno und House mit Monomom, Temo, Dari And The Beast

Trip Days 2023 – Recap

Letztes Wochenende fanden die Trip Days statt – ein Festival, das in diesem Jahr mit mehreren für sich stehenden Abenden begeisterte. Hier ein paar Eindrücke.

Die Trip Days führten die Tradition des Trip Festivals fort, das seit mehreren Jahren die Leipziger Clubszene ein Wochenende lang mit sehr spannenden neuen Sounds und Live-Acts aufmischt. Denn wenn Trip etwas nicht ist, dann konventionell. Vielmehr geht es den Kurator:innen um einen internationalen Blick auf Sub-Szenen und Sub-Genres, die sonst in Leipzig eher unterrepräsentiert sind.

In diesem Jahr standen vier für sich stehende Abende auf dem Programm – daher auch der andere Name Trip Days. Schlecht war dies keineswegs, zumal die Abende teilweise deutlich besser besucht waren als im Vorjahr.

Donnerstag

Los ging es am Donnerstag im UT Connewitz. Nach einem etwas müden, aber durchaus empowernden New-Soul-Gig von Magi Merlin gab es ein Wiedersehen mit Catnapp. Die argentinische Musikerin mit Berlin als Base war letztes Jahr schon im Conne Island dabei. Aber keine Ahnung, ob sie nochmals an ihrer Show gearbeitet hat oder das UT die bessere Bühne für sie ist: Aber in diesem Jahr kam Catnapp extrem stimmig und powerful rüber. Ihr Auftritt hatte performative Züge mit heftigen Genre- und Stimm-Wechseln.

Scheinbar waren dieses Jahr auch mehr Catnapp-Fans am Start. Denn die Crowd nahm die Performance sehr dankbar an, sang und rappte mit, tanzte für Donnerstag erstaunlich exzessiv. Am Ende gab es einen langen Applaus und die beste Zugabe ever: Da Catnapp keinen weiteren Song im Live-Repertoire hatte, stimmte sie mit wilder Vocoder-Stimme einfach einen Pop-Song an, in den das Publikum schnell einstimmte. #gänsehaut

Freitag

Am Freitag gab es dann einen musikalischen Konter im Institut fuer Zukunft. Erstmals war die internationel gefeierte niederländische Wave-Band Ambassade zu Gast in Leipzig. Mit ihren fragilen und karg instrumentierten Songs treffen sie offensichtlich einen Nerv – das IfZ war sold out. Nachdem die Berliner Band Isolationsgemeinschaft den Abend mit 80s-West-Berlin-Vibes eröffnete, spielten Ambassade ein Best-of-Set ihrer ersten beiden Alben. Das IfZ-Soundsystem brachte das auch sehr gut live rüber. Nach rund 50 Minuten war jedoch leider schon Schluss – schade auch, dass hier nicht noch ein:e DJ das volle IfZ für ein paar weitere Stunden abgeholt hat.

Finale

Zum Finale am Samstag gab es dann sogar zwei Shows: Einmal ein Metal-Abend im UT, bei dem wir aber nicht waren, und eine Club-Nacht im Conne Island. Hier traten nochmals drei Live-Acts auf, die mit einem progressiven, queer und performativ aufgelegten Clubsound einige Ohren öffnen konnten. Besonders Deki Alem aus Schweden und Grove aus Bristol ragten musikalisch mit ihren genre-übergreifenden und dennoch poppigen Songs heraus.

Mit John Minus Plus und Valeska sorgten nach den Live-Sets zwei Local-DJs mit passend trippigen Sets für einen perfekten Ausklang aus den diesjährigen Trip Days. Wir freuen uns auf eine Neuauflage im nächsten Jahr!

Bild-Credits: Nathalie Valseka (Donnerstag), Josephine Jatzlau (Samstag)

Open Thursdays – Zu Besuch im offenen Klanglabor

Der ZiMMT e.V. wird in diesem Jahr zweimal monatlich zu einem offenen Klanglabor. Hier kann jede:r mit räumlichen Sounds experimentieren. Unser langjähriger Autor Christoph hat sich das für uns angeschaut. Hier seine Eindrücke.

Seit 2020 existiert das Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie, kurz ZiMMT e.V., das sich als “Galerie, Produktionsort, Konzertsaal, Forschungslabor und Netzwerk in einem” begreift, seine Türen jedoch erst seit 2021 für die Öffentlichkeit öffnete. Zahlreiche Veranstaltungen wie Sound-Installationen oder 3D-Audio-Konzerte finden seitdem statt.

Das Herzstück dabei ist das aus 32 Lautsprechern bestehende 3D-Audio-System, das von Künstler:innen, Musiker:innen und Entwickler:innen interdisziplinär bespielt werden kann.
Das ZiMMT möchte aber auch allen anderen Interessierten das Wissen rund um immersiven 3D-Sound vermitteln. Jeden zweiten Donnerstag im Monat findet dafür das Offene Klanglabor von 17 bis 21 Uhr statt – die Open Thursdays.

Neben dem Veranstaltungsraum mit der 3D-Klangkuppel sind auch das Research Lab und das 3D-Audio-Postproduktion-Tonstudio für Interessierte zugänglich. Hier kann man kennenlernen, wie die Verortung von Klangmaterial im Raum funktioniert. Dabei kann man vorgefertigtes Material nutzen oder auch eigenes Material mitbringen – z. B. auf USB-Sticks, externen Festplatten oder Laptops.

Zwei Expert:innen vom ZiMMT e.V. geben dabei eine Einführung in die verwendete Technik und stehen für Fragen bereit, darunter immer eine FLINTA-Person – der Verein möchte ausdrücklich FLINTA-Personen zum Mitmachen einladen. Das Angebot ist niedrigschwellig angelegt, so dass auch Einsteiger:innen willkommen sind. Aber wie sieht das in der Praxis aus?

Besuch vor Ort

Da ich mich kurzfristig entschieden habe, für frohfroh am Klanglabor teilzunehmen, bin ich ohne Vorbereitung in die Torgauer Straße gefahren. Als ich ankomme, ist der Workshop bereits im vollen Gange. Zunächst sind die etwa sieben oder acht Teilnehmer:innen im Tonstudio versammelt, in dem Helena und Paul vom ZiMMT e.V. das grundlegende Prinzip erklären.

Speziell für 3D-Audio-Systeme eingerichtete Plug-Ins für DAW-Software wie Ableton Live oder Reaper sind notwendig, um eigene Stereo- oder Mono-Audiospuren in ein Format zu wandeln, das die Anordnung der Sounds im Raum möglich macht. Zudem muss der Audiotreiber auf das Audio-System angepasst werden.

Relativ schnell wird deutlich, dass diese Einrichtung in Abhängigkeit von der verwendeten DAW und vom Betriebssystem die größte Hürde darstellt. Funktioniert einmal die Kopplung, kann man verschiedene Plug-Ins in der DAW verwenden, um eine ausgewählte Tonspur im Raum anzuordnen und zu verschieben. Dies lässt sich einerseits über Regler direkt ansteuern, andereseits über Automationsverläufe definieren. Die Verschiebungen können aber z.B. auch über einen LFO beeinflusst werden.

Die Teilnehmerschaft wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Während die erste Gruppe im Tonstudio verbleibt, um an konktreten Projekten zu arbeiten, geselle ich mich zur zweiten Gruppe, die in der Klangkuppel vorbereitete Sounds durch den Raum bewegen möchte. Paul zeigt uns anhand von Schlagzeug-Grooves noch einmal die Anwendung eines Plug-Ins, mit dem über drei Regler das Schlagzeug konkret im Raum verortet wird. Nach und nach bekommt man ein Gespür, wie das Schlagzeug von der Mitte nach außen, von oben nach unten oder auch im Kreis geführt werden kann. Hilfreich ist dabei auch eine grafische Darstellung, die sozusagen die Koordinaten der drei Regler anzeigt und auch verschieben lässt.

Eine der teilnehmenden Personen lädt danach eigene Field-Recordings in Ableton. Wir hören die Aufnahme eines Zugs, mit der die Automation per LFO ausprobiert wird. Nach einigen Versuchen fährt dieser fast einmal im Kreis um uns herum. Später wird schnell ein Beat in Ableton gebaut, dessen Bassdrum munter im Raum umher wandert. Der Effekt fühlt sich hier klarer an als bei den schon recht räumlichen Field-Recordings.

Mit einigen anderen gehe ich zurück ins Tonstudio, in dem ein Teilnehmer seine für eine Performance gedachte Musik abmischt und uns das bisherige Ergebnis zeigt. Da passiert einiges! Gleichzeitig ist es gar nicht so einfach, eine Meinung daüber zu entwickeln, welche Elemente bereits gut funktionieren und welche Elemente noch weiterer Bearbeitung bedürfen. Auf jeden Fall spürt man deutlich, wieviel Zeit und Arbeit in der Entscheidungsfindung steckt.

Anschließend verbindet ein weiterer Teilnehmer seinen Laptop mit dem Audio-System im Tonstudio. Nach einigen Hin und Her mit dem Audiotreiber hören wir Aufnahmen, die nach Schüssen und Kriegsgeräuschen klingen und wieder im Raum verortet werden. Auch nebenan in der Klangkuppel lässt jemand parallel experimentelle Sounds durch den Raum wandern. Und schon sind vier Stunden des Ausprobierens vorbei.

Fazit

Natürlich ist das ein sehr kurz gefasster Ausschnitt des Abends. Zwischendurch gab es eine Menge Gespräche zwischen den Beteiligten – ob über Ideen, was mit dem Material ausprobiert werden kann, über technische Fragen, aber auch über die einzelnen Projekte der Beteiligten. Auch die beiden Ansprechpartner:innen vom ZiMMT e.V. standen für Fragen immer bereit.

Die Atmosphäre fühlte sich für mich sehr aufgeschlossen, mitunter auch konzentriert und zurückhaltend an, je nachdem, was gerade passierte. Dabei vereinte alle Beteiligten die Neugier auf die Möglichkeiten, die das ZiMMT e.V. mit seinem 3D-Audio-System bietet. Und ich bin mir sicher, viele werden häufiger am offenen Klanglabor teilnehmen. Auch für mich wird das sicherlich nicht einzige Besuch bleiben, denn natürlich würde ich super gern eigene Beats in 3D hören und wo bietet sich sonst so eine direkte Gelegenheit?

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und selbst am offenen Klanglabor teilnehmen möchte, hat am 15.06. / 29.06. / 13.07. / 07.09. / 21.09. / 05.10. / 19.10. / 02.11. / 16.11.2023 nochmals die Möglichkeit dazu.

Bitte meldet euch vorher per Mail unter klanglabor@zimmt.net an.

Bild-Credits: Nina Buttendorf

KW 22 – Montag

Die neue Woche beginnt mit einem emotionalen Abschied.

frohfroh-Tagestipp //

Clubs Are Culture – Abschlusskundgebung // Distillery // 14:00 Uhr
w/ Wighnomy Brothers, Teki Latex, Naitwa b2b I$A

Die Distillery verabschiedet sich aus der Kurt-Eisner-Straße mit einer großen Demonstration – und mehreren starken Forderungen. Darunter eine zügige Umsetzung des Beschlusses des Bundestages vom 04. Mai 2021, der Clubs und Livespielstätten mit nachweisbarem kulturellem Bezug nicht mehr als Vergnügungsstätten, sondern als Anlagen für kulturelle Zwecke definiert. Außerdem soll die Kulturschallverordnung modernisiert und ein Kulturraumschutzgesetz sowie ein Schallschutzprogramm erarbeitet und eingeführt werden.

Als Redner:innen sind dabei: Marc Wohlrabe (LiveKOMM), Jörg Kosinski (Livekommbinat e. V.), Steffen Kache (Distillery), Emiko (Berlin Club Commission) und Hannah Abelius (Livelyrics e. V.).

Musikalisches Highlight ist natürlich die kurze Reunion der Wighnomy Brothers. Ab 19 Uhr werden sie auflegen und für ein extra emotionales Ende sorgen. See you soon again, Tille.

Track-Premiere: Friedrich Ernst „I.S.P.”

Ende Juni erscheint eine 33-Track-starke Compilation beim georgischen Label Mind Controlled Rectifier – mit dabei sind auch zwei Tracks aus Leipzig. Und einen davon gibt es bei uns vorab!

Dass die georgische Hauptstadt Tbilisi ein Hotspot für eine aufregend-energetische und politisierte Clubkultur ist, dürfte längst kein Geheimnis mehr sein. Vor vier Jahren konnte ich selbst einen Mini-Ausschnitt davon erleben. Doch Tbilisi ist nicht nur Techno im Bassiani und Khidi. Mit Labels wie Mind Controlled Rectifier gibt es auch Plattformen für Electro, Acid, Breakbeat und Deconstructed und Sounds.

Offensichtlich gab es hier auch schon früh gute Connections nach Leipzig: Denn im Herbst 2021 kam eine EP des Leipziger Duos Yarn Init dort heraus – ein Side-Project von Varum und Int Main. Mind Controlled Rectifier scheint aber noch viel mehr Freude an umfangreichen Compilations zu haben. Mit der nun Ende Juni erscheindenden “AIMCRVA001” toppt das Label sein bisheriges Engagement: Insgesamt 33 Tracks bündelt die Compilation. Und zu jedem Track gibt es ein individuelles Artwork, das die jeweiligen Artists mit einem KI-Tool erstellt haben. Die dahinter steckenden Prompts werden auch mit veröffentlicht.

Neben Cyan 85 ist auf “AIMCRVA001” auch “I.S.P.” von Friedrich Ernst mit dabei. Der Leipziger Producer gehört zur Self Learning System-Crew und passt bestens in den Mind Controlled Rectifier-Sound. Mit “I.S.P.” verbindet er vielschichtig verzahnte Breakbeats mit kurz gecutteten Vocal-Samples und klassischen Acid-Sounds. Zwischendurch wechselt die Bassdrum dann auch streckenweise in gerade Gefilde und die rastlos nach vorn pushende Atmosphäre wird immer mal wieder von deepen Synth-Chords aufgefangen. Kurzum: Hier passiert in fünfeinhalb Minuten mehr als in vielen anderen Tracks – aber Friedrich Ernst bindet es so schlüssig in einen Sog, dass “I.S.P.” zu einer spanennden Reise wird. Aber hört selbst:

Und das Artwork? Auf diesem Prompit basiert die Grafik von Friedrich Ernst:

“keywords provided by the artist: Inner system Power, Fusion Break Conductor, Endless Time In Space. *+we used some pictures from the private collection **prompt engineer: mat.7.7

In den nächsten Tagen und Wochen veröffentlicht Mind Controlled Rectifier nach und nach alle weiteren Tracks der Compilation. Am Ende blicken wir nochmals drauf. Stay tuned.

Lydia Eisenblätter “Recovery” (Live At Robert Johnson)

Oha, bei Lydia Eisenblätter geht es grad sehr ab – letzte Woche brachte das Label des legendären Offenbacher Clubs Robert Johnson eine neue EP von ihr heraus. Mit vier Power-House-Tracks.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Lydia Eisenblätter auf ihrem eigenen Label [OAM] eine neue EP auf Vinyl releaste. Nun folgen vier weitere Tracks auf Live At Robert Johnson. Das Label freut sich selbst, dass Lydia nun Teil der Label-Family ist und sie die Tracks ihrer “Recovery“-EP nicht bei sich veröffentlicht konnten.

Da passen sie auch gut hin. Lydia Eisenblätter dreht ihr eh schon nicht lowes Level für US-inspirierten Classic Power House hier nochmals mehr auf. Mit pumpenden Bassdrums, peitschenden Hi-Hats, pushenden Chords und immer wieder starken Euphorie-Momenten offenbaren die Tracks wieder einmal großes Floor-Hit-Potenzial. Inklusive souliger Vocal-Samples, die immer ganz nah an der Kitsch-Falle entlanggleiten, aber mit einer Gus-Gus-Fanbrille dennoch voll aufgehen.

Mein Hit ist hier aber “Eclipse“ – ein Track ohne Vocals, der deutlich versteckter und düsterer daherkommt, sich aber immer mal wieder mit forscheren Synths aus der Deckung wagt und die Peaktime ankochen lässt. Zusammengehalten wird der Track von einer schweren, reduziert-funky Bassline. Und es ist ein guter Gegenpol zu den Happy-House-Vibes.

KW 21 – Sonntag

Und weil morgen Feiertag ist, gibt es auch Sonntag noch etwas zum Tanzen – und entdecken.

frohfroh-Tagestipp //

IfZ x Anti-Mass x L1ck // Institut fuer Zukunft // 23:59 Uhr
w/ Goldie, Authentically Plastic, Turkana, Kikelomo, Fr. Jpla, Gal b2b Aenis, T-Data b2b Valeska, Miss J:unia b2b Mama Lior

Heute ist Anti-Mass aus Kampala, der Hauptstadt von Uganda zu Gast. Das Kollektiv bietet dort eine Plattform für subversive, emanzipatorische Kunst und Musik sowie Safe Spaces für die Queer-Community und gibt zugleich einen tollen Einblick in die Clubmusik von Uganda und anderen afrikanischen Ländern. Ab 18 Uhr gibt es dazu auch eine interessante Panel-Diskussion mit Artists aus Kampala und Leipzig. Beide bringen ihre Perspektiven auf die Zugänge und Herausforderungen der Clubkultur. Allgemein und lokal.

Zur Party gibt es dann ein Team-up mit der L1ck-Crew, die gern mit Genre-Überschreitungen und einem breakigen Clubsound arbeitet.


Außerdem heute //

The Last Dance – Part II – Distillery – Nicht vergessen: Das Distillery-Closing ist den kompletten Sonntag am Laufen

Barcelounge – Barcelona Bar, 19 Uhr – Breaks, Ambient, Electronica, House mit Madera, Schnesen und Zapotek

KW 21 – Samstag

Oha, das ist einer der vollsten Samstage, die wir hier je zusammengestellt haben. Neben dem Distillery-Closing gibt es neun weitere Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

The Last Dance – Part II – 24 h Wohnzimmer // Distillery // 22:00 Uhr
w/ Finest Selection (Andreas Eckhardt, Chris Manura, Lars Christian Müller)

Dreikommanull (Kleinschmager Audio, Mentell, Nikolas Sternberg)
Moon Harbour (Dan Drastic, Daniel Stefanik, Sven Tasnadi)
Dresden Connection (Albrecht Wassersleben, Gunjah)
Fäncy (Mauro Caracho, Napoleon Dynamite)
Räucherkammer (Dilivius Lenni, Shuray & Walle, Thomas Stieler)
Italo Fundamentalo (Luigi Andrea Ramazotti)
Long Vehicle (Anna Malysz, Sevensol)
Uppers (Mike van Götze, DJ HDGDL)
Unitas Multiplex (Nadine Talakovics, Vincent Neumann)
Seelen. (Shaleen, Stigmatique)
Proyeckt Qrach (Rottnmeier, Sailent Seihmen)
Sachsentrance (Raverpik, Sabu!)
Where The Buffalo Roam (0 Dimensional, Daniel Sailer, Stephan von Wolffersdorff)
Recorded Things (Oliver Rosemann, Templeton)
Blackred (Disko 69, Headnoaks, Magnetic)
Lärm (Ninette, subkoØne)
Artist Care, (Felipeh, Tarik Weiss, Weh8mut)
Downers (Atalanta, Bigalke)

Nun ist es also tatsächlich soweit – der wirklich letzte Dance der Distillery an ihrer aktuellen Location steht an. Zum letzten Mal gibt es in der Kurt-Eisener-Straße nochmals eine 24 h-Wohnzimmer-Editionen. Mit vielen Party-Crews, Resident-DJs und anderen Weggefährt:innen der vergangenen über 30 Jahre. Vielen Dank für die schönen Momente, die auch wir von frohfroh in der Distillery erleben durften. See you soon in der Messehalle 7!

Warum die Distillery überhaupt schließen muss? Hier erfahrt ihr mehr dazu.

Ab 15:30 Uhr – Flashday meets Kunstmarkt

Parallel findet auch ein kleiner Kunstmarkt statt. Mit dabei sind Nori Blume, Katrin Schütz, Martin Schindler, Oli, Simon Hoppert (Proyeckt Qrach), Liliana De Osorio, Gia Orakel, u.v.m – Dazu: 1stein.Ttt, Abstract.Object, Cosmacosmic.Piercing, Lalu.Bodymod, Rogue.186.Tattoox.Archaea.Xyussuf.Manes


Außerdem heute //

Ghost Tapes Party – Gute Quelle, 21:00 Uhr – House, HipHop, Soul, Pop, Indie mit Drunkenstein, Maxi Dance Sensation

Feevah – Garage Ost, 18:00 Uhr – Cumbia mit Planta Santa, Lioness Mob & Sencha

Summer Safara – Neue Welle, 23:00 Uhr – Afro-House, Amapiano, Electro, Bass mit DJ Raph, Sithara, Sencha, Oboy Fresh, Lioness Mob

My Groove Is House – Frühauf, 23:00 Uhr – House mit Aleqs Notal, Vanaenae, F.D.M

Bass Focus Invites – again – Elipamanoke, 22:00 Uhr – Drum & Bass und Dubstep mit AC b2b Tided, Annca b2b Moonaddict, Caze, Cuepric b2b Genshii, Kjubi b2b Plastiks, Lona b2b Miau Sayonara, Relict b2b Fairy, Steve Columbo, Vrum b2b Mo.rity

Glitter Trauma – Institut fuer Zukunft, 22:00 Uhr – Wave, Goth, Indie-Dance, EBM, Techno mit Mrs. Pinkeys, Thomas Thyssen, Timo, Knüpfi, Zacker, Black Nakhur, Steiner, Nici Palm

Inar Basic – Kulturlounge, 23:00 Uhr – Minimal, House und Dub-Techno mit 50phie, Mp.ulle, Dr. Holl, Voeller

Westhafen Klubnacht – Westhafen, 20:00 Uhr – House und Techno mit Karotte, Dario, Carina Posse, Carlo Bonanza, Daniel Hauser, Julita Just

Brotfabrik – Westbahnhof, 21:00 Uhr – Tech House und Techno mit Matchy, Pascal Rudert, Rn86, Nøvae, Riod., Simon Phil.ter, Lady Lynzki

KW 21 – Freitag

Heute gibt es ausnahmsweise eine ganze Nacht lang Breakbeats im IfZ. Und in der Tille beginnt der Last Dance.

frohfroh-Tagestipp //

Broken // Institut fuer Zukunft // 23:59 Uhr
w/ Neelie, Juba, Nala Brown, Big Honey, Demegy, Ostblock x Oake, Rita Ritardes

Wir hatten sie Anfang dieser Woche schon im Porträt – die Broken-Reihe. Seit einiger Zeit kuratiert Boris alias Ostblock in Leipzig in verschiedenen (Off)Locations Partys, bei denen Breakbeats im Mittelpunkt stehen. In all seinen Facetten zwischen Jungle, UK Funky, Electronica und Footwork. Damit bietet die Reihe ein spannendes Gegenprogramm zu den vielen Techno-, Trance- und House-Partys in der Stadt.

Nun macht Broken also im IfZ Station. Mit spannenden upcoming Acts wie Juba und einigen Newcomer:innen wie Big Honey, der auch einen “Spot on”-Mix für unser Broken-Porträt beigesteuert hat.


Außerdem heute //

The Last Dance – Part I – Distillery, 23:00 Uhr – Techno, Rave und House mit Ellen Allien, Coline, Senta Julien, Cleo Snk, Tøsche, Houdafk

Lift – Neue Welle, 23:00 Uhr – House mit Gerd Janson, Nathalie Seres, Mp.ulle & Premio

Exil – Mjut, 23:55 Uhr – Hard Tek, Trance, Techno, Breakbeat mit Noirnoa, Tausendmesser, Alice, Krahner, Sistr, Ayumi, DJ Fairytail, Spellya, Sacid, C4llin, Aexhy

It’s An Eli Thing – Elipamanoke, 23:59 Uhr – Tech House und Techno mit Aio, Chrissi Calzone, Eva b2b Moritz Sachse, Grivola, Natalie Luengo & Sfti, Nienein b2b RShor, Lichtschalter KI

Spot on – Boris von Broken

Am 26.5. findet die Veranstaltungsreihe Broken wieder statt. Diesmal im IfZ – wir haben mit Boris, der die Veranstaltung mitkuratiert, gesprochen und ihn nicht nur um einen Vorab-Eindruck gebeten, sondern auch gefragt, was er an Leipzig als Ort für Subkultur schätzt. 

Broken beats, broken glass, broken hearts, it’s a thing. Vor allem broken beats, fernab vom 4/4-Takt der Techno und House Dancefloors, findet (neben Trance) immer mehr Anhänger:innen. Eine Veranstaltungsreihe, die sich diesem gemeinsamen Nenner wortwörtlich verschrieben hat, ist Broken.

Boris, der von einer Veranstaltung zur nächsten tingelt – in Berlin, wo auch sonst, wenn man außerhalb von Leipzig feiern will – erwische ich ihn am Telefon für ein Gespräch. Der 31-Jährige stammt aus der Ukraine und lebt seit neun Jahren in Deutschland, davon drei Jahre in Leipzig. Er ist Gründer einer Digitalagentur und Veranstalter. Und nebenbei ist er DJ, geht vornehmlich gerne raven oder skaten.

__Kyiv + Leipzig

Schon vor 15 Jahren befasste er sich, wenn auch nur kurz, mit elektronischer Musik und Veranstaltungen. Dann kam aber erstmal das Leben dazwischen, der Umzug nach Deutschland. In Leipzig nimmt Boris die Fäden erstmals wieder auf, hat Lust auf Kuratieren, Locations ausloten, auf Raves und darauf, kollektive Strukturen aufzubauen. Der Downer: Corona, wir erinnern uns. Aber sobald sich die Regeln lockerten und es vertretbar war, anzufangen, legten er und seine Supporter los. Die Veranstaltungen in Off-Locations im ersten Nahezu-Post-Corona-Sommer sind für ihn unvergesslich.

__UM_LAUT

Manche aus der Szene kennen Boris also von eben jenen Veranstaltungen, genauer von UM LAUT, seiner Veranstaltungsreihe, die er in Leipzig in wechselnden Locations unregelmäßig-regelmäßig organisiert. Inspiration bekommt Boris vom Raven per se, von musikalischen Reizen außerhalb des Dancefloors und der Erinnerung an das Feiern in seiner alten Heimatstadt Kyiv. Dabei schwärmt er von der Reihe CXEMA; seit er bei deren Veranstaltungen in der Ukraine dabei war, hatte er Lust, solche Events auch nach Leipzig zu bringen.

„Bei Broken wird es kein four-to-the-floor geben.“ – Boris

Bei Broken stehen – wie der Name schon sagt – gebrochene Beats statt 4/4-Takt im alleinigen Fokus. Damit will Boris eine Lücke besetzen. Unterstützt wird Boris dabei von Miguel aus dem Bookring-Team des Institut fuer Zukunft, wo die nächste Veranstaltung am 26. Mai stattfindet. An einen festen Ort gebunden ist die Reihe aber nicht: „Wir waren mit Broken schon im Mjut und im Conne Island. Mit Off-Locations ist es in Leipzig derzeit leider schwierig, aber auch das wird es hoffentlich wieder geben“, sagt Boris.

Gerade ist Boris voll und ganz mit der Orga für Broken beschäftigt. Bei all der Arbeit, die solch eine Veranstaltung macht, geht ihm die Freude und Hingabe für Subkultur glücklicherweise nicht verloren, er genießt die Abende und Nächte auch vom Dancefloor aus. Er freut sich besonders auf Juba, Nala Brown und den Leipziger Act Demegy.  

Das Booking bei Broken soll internationale und lokale Talente vereinen, divers und vielfältig sein – immer auch mit Blick auf ukrainische Acts. Boris sagt, dass sich gerade eine Broken Beats Community in Leipzig entwickelt. Denn speziell in Leipzig könne man als DJ wirklich sein Ding machen, das Publikum hier sei offen für Neues und Experimentelles. Und genau das liebt er an der Szene.

Boris hat für uns nicht nur einen Mix rangeholt, er hat uns auch einen Eindruck in drei Akten zusammengestellt: Broken in drei Tracks – Opening, Peak-time, Peak-peak-time und Closing. 

I. Lamont – I won’t ask

II. Pongo – Wegue Wegue

II.I PTA – INK

III. Steffi & Sepehr – The Hairy Otter

Den Spot on-Mix liefert für diese Ausgabe Miguel aka Big Honey. Enjoy!

Foto von Miguel: Nathalie Valeska Schüler.

Albyrd “Weimar EP” (Blaq Numbers)

Das Leipziger Label Blaq Numbers nimmt uns mit zu einem sommerlichen Abendspaziergang durch Weimar – und Albyrd hat den denkbar besten Soundtrack dazu.

Das erste mal bin ich auf das Label Blaq Numbers gestoßen über eine Compilation namens „Space Invaders“. Angezogen vom Artwork quasi ein Blindkauf. Und einer, der sich gelohnt hat. Ein wahnsinnig gut kuratiertes Tape, was sich fluffig wie ein Mix durchhören lässt.

Seitdem wird jeder Release von Blaq Numbers mindestens ausgecheckt und meistens auch eingesteckt. Das Label hat sich eingegroovt zwischen R’n’B, House, Downbeat und E-Funk. Hier werden alle fündig, die diesen Genres etwas abgewinnen können. Eine alljährliche Compilation des Labels für gute Zwecke sei hier auch allen ans Herz gelegt.

Die neueste Nummer im Raster stammt vom Songwriter und Sänger Albyrd und trägt den Namen „Weimar EP“, geschrieben und produziert vom Künstler selbst. Eine Hommage an die Stadt und das Leben darin mit all seinen zwischenmenschlichen Verflechtungen, wie der Opener „Park an der Ilm“ gleich klar macht. Vögel zwitschern, ein melancholisches Gitarrenpicking setzt ein, ein paar E- Piano-Chords und dann die Stimme, die einen die nächsten acht Tracks begleiten wird. Man will sich dazu setzen und lauschen, wissen wie es weiter geht. Beschwingt und durchaus tanzbar wie sich herausstellt.

Albyrd kombiniert RnB mit Dance Elementen, elektrisches Piano und Synth Bass, es groovt nur so los. Und spätestens bei Stück drei ist klar, das einem diese EP ein perfekter Begleiter für den beginnenden Sommer sein wird. „Your Heartbeat“ ist ein lupenreiner Popsong mit wunderschönen Bläsern, den man den ganzen Tag weiter vor sich hin summen kann.

Es findet sich kein schlechtes Stück auf dieser EP. Im Gegenteil, denn jeder Track ist ein kleiner Hit, der alleine oder im Gesamtkontext der EP wunderbar funktioniert. „Until You Know What I Felt For You“ startet euphorisch und fadet dann nach knapp zwei Minuten einfach aus. Was hilft es? Kassette umdrehen und noch einmal von vorne hören.

Das Artwork stammt von der Künstlerin Nänni Pää und darf hier nicht unerwähnt bleiben, denn es ist stilsicher as usual. Die Kassette könnte somit wieder zum ein oder anderen Blindkauf im Schallplattenladen führen.

Spot on – Bastian Balders

Label- oder Artist-Porträt? Bei Bastian Balders lässt sich beides sehr gut verbinden. Der Techno-Producer und DJ hat vor vier Jahren sein eigenes Label Balders Audio gegründet. Here we go!

Eigentlich hätten wir Bastian Balders schon früher auf den Schirm haben müssen. Er lebt immerhin seit fünf Jahren in Leipzig und hat hier 2019 auch sein eigenes Label gestartet. Doch erst mit der Balders Audio 007 klappt es nun. Auf eine kurze Nachricht hin, tauchten wir ein in einen sehr deep-treibenden Techno-Sound mit limitierten Vinyl-Releases und einigen interessanten Verweisen zu Alexander Kowalski, einem prägenden Berliner Techno-Helden der Nuller Jahre. Aber der Reihe nach.

Techno von Anfang an

Bei unserem Interview im Kapital, dem Café der gfzk, skizziert Bastian seinen bisherigen persönlichen und musikalischen Weg. Er führte ihn von seiner Heimatstadt Siegen zum Studium nach Frankfurt am Main. Davor war er schon längst im Techno angekommen. Sein Vater ist selbst großer Fan gerader Bassdrums und schenkte seinem Sohn zur Schuleinführung eine Techno-Compilation. Seitdem schlägt Bastians Herz durchgängig für diesen Sound – mit einem Side-Faible für finsteren Black- und Death Metal sowie House und Electro.

“Am Anfang war Chris Liebling ein großes Vorbild für mich. Das war damals noch die Schranzzeit. Auch Sven Wittekind habe ich oft gehört und bei Viva alle Sendungen zur Mayday und Love Parade geschaut. So etwas wollte ich auch mal machen – einen Sound, der vorwärts geht.” – Bastian Balders

Als Kind wollte er schon DJ werden. Doch erstens hatte der wenig Lust, in den Ferien zu arbeiten und Geld für Turntables zu sparen. Und zweitens kam es anders: Denn er startete zuerst mit dem Produzieren – eher ungewöhnlich. Oftmals wollen DJs irgendwann selbst Tracks für ihre Sets produzieren oder durch eigene EPs ihre Karriere pushen. Bei Bastian war aber erstmal die Faszination für eigene Musik größer. In seiner Jugend hatte er bereits Schlagzeug und etwas Klavier gelernt – da war der Schritt zum Produzieren später etwas einfacher, meint er. Los ging es in Berlin. Nach seinem Studium zog es ihn dorthin, der Feierkultur wegen natürlich.

Bilder: Iona Dutz

Er entdeckte den Tresor und die Griesmühle für sich, connectete sich mit der lokalen Szene und fing 2015 mit dem Produzieren kann. Mit FL Studio. Bis heute produziert Bastian ausschließlich digital und mit dieser Software seine Tracks. Kurz darauf folgten bereits die ersten EPs und Compilation-Beiträge auf kleinen Techno-Labels – und die Versetzung nach Leipzig.

Überraschung in Leipzig

“Ich hatte nie geplant, hierher zu ziehen – doch ich wurde durch meinen Job nach Leipzig versetzt und kannte erstmal niemanden und nichts von der Szene. Klar, die Distillery war ein Name für mich, aber sonst hatte ich keine Ahnung, was mich hier erwartet.” – Bastian Balders

In Leipzig angekommen, scannte er über Soundcloud und Facebook die lokale Szene und hat recht schnell gemerkt: Hier geht einiges. Mittlerweile fühlt er sich in Leipzig sehr wohl, er schätzt den guten kulturellen Spirit der Stadt und die Dynamik, die nach wie vor zu spüren ist. In der Kulturlounge hatte Bastian seinen ersten Gig hier – später spielte er auch in der Distillery und im Elipamanoke.

“Leipzig muss sich nicht verstecken – man kann hier sehr gut und auch lange weggehen. Vielleicht hat die Stadt sogar ein Überangebot an Artists, das die Clubs gar nicht stemmen können. Jeder möchte Gigs, gerade nach Corona“ – Bastian Balders

Sein Sound ist zuletzt etwas deeper geworden, meint er. Aber er stand auch vorher schon auf melodischeren Techno. Als er anfing mit dem Produzieren, war ihm zuviel Industrial und Tempo in den Clubs. Seine Lieblingsgeschwindigkeit liegt dagegen bei 130 bpm. “Ich finde das auch viel tanzbarer. Je schneller die Beats, desto schwerer ist es, mit dem Körper darauf zu reagieren”, meint er. Im aktuellen Hard Tek- und Trance-Drive kommt Balders Sound nun nochmals mehr als Gegenentwurf daher. Er ist reduziert und pushend, teils mit diffus-rauschenden Momenten und dann wieder sehr klar-scharfkantigen und auch weiter ausholenden Sounds. Bastians Techno-Entwurf ist fernab schneller Drops und lädt zum Eintauchen in längere Sessions ein.

Das Label – Balders Audio

Foto: Iona Dutz

Auch sein Label schwimmt etwas gegen den Trend: 2019 gründete er Balders Audio – vorwiegend als Plattform für eigene Tracks.

“Es dauert einfach unglaublich lange, bis ein Demo bei einem anderen Label veröffentlicht wird. Und mit manchen Labels klappt die Zusammenarbeit gut, andere entwickeln sich in Richtungen, die man selbst nicht unbedingt gehen mag. Deshalb war es für mich ein logischer Schritt, selbst ein Label zu starten.“ – Bastian Balders

Balders Audio ist ein Liebhaber-Projekt – genauso wie seine Musik. Es geht nicht darum, davon leben zu müssen. Es geht um die Leidenschaft für deepen Techno und die Freude, als Vinyl-Fan und -DJ selbst Musik auf Vinyl herauszubringen und bei R.A.N.D. Muzik direkt abzuholen.

“Es ist ein kleines Label, ja. Aber wer Bock darauf hat, findet mich auch. Ich habe auch gar nicht den Ansporn für einen riesigen kommerziellen Erfolg – das passt gar nicht zu mir als Typ.“ – Bastian Balders

Durch einige Releases auf dem Berliner Label Konsequent kam er mit oben erwähnten Alexander Kowalski in Kontakt – er ist dort als A&R tätig und fand Bastians Tracks gut. Da lag die Idee nah, ihn auch für Balders Audio einzuladen. Nach einem Remix brachte Kowalksi 2021 auch eine eigene EP heraus – in 10″-Vinyl-Kleinstauflage.

Mit der 007 gibt es nun eine weitere Öffnung des Labels. Es ist erstmals eine Split-EP – mit jeweils drei Tracks von Bastian und drei Stücken von Anton Kubikov. Dies ist ein russischer Producer, der mittlerweile in Berlin lebt und den Bastian für seine House- und Dub-Techno-Tracks sehr schätzt. So gibt es auf Balders Audio neben dem dunkel-treibenden Techno erstmals auch noch deepere Sounds zu hören.

Das Split-Format soll es auf jeden Fall weiter auf dem Label geben, meint Bastian. Es sei perfekt, um zwei Fanbases anzusprechen und vielleicht andere für neue Musik zu gewinnen.

Überhaupt hat Balders Audio an Tempo zugelegt. Seit Frühjahr 2022 kamen gleich drei neue Releases heraus. Corona habe Bastian und das Label ganz schön ausgebremst. Es machte einfach wenig Sinn, neue Platten zu veröffentlichen, wenn sie nicht im Club gespielt werden können, erklärt er rückblickend. Auch er selbst habe wenig produziert in dieser Zeit. Und das, obwohl es kurz vor der Pandemie bei ihm durchaus einen gewissen Schub gab, der darin gipfelte, in einem seiner Top-Lieblingsclubs spielen zu dürfen – dem Tresor in Berlin. Wenige Wochen vor den Clubschließungen war das. Ein Momentum, dass sicherlich viele aufstrebende DJs und Producer:innen in dieser Zeit den Boden unter den Füßen weggerissen hat.

Foto: Iona Dutz

Doch die Energie ist zurück – auch bei Bastian Balders. Deshalb passt auch unser Spot on gerade jetzt gut. Dieses Mal wieder mit einem exklusiven Mix.

In the mix

Tracklist:

Anton Kubikov – Spring Reverce Echo Delay
Kontinum – Digital Octopus
Kon Janson – Iteration Loop
Pris – Leech (Svreca Remix)
Jon Hester – Walking in Circles
Reeko – Weak Spots
Bastian Balders – Kaamos
Alex Bau – Wise Men Say
MSDMNR – Panic 1
Moreno Ácido – Kissing Games
Bastian Balders – Energies
PWCCA – Damage Environment
Fixeer – Rotin (Michel Lauriola Remix)
Hellix – Spark
Antonio De Angelis – Il Filo (Oscar Mulero Remix)
Sleeparchive – Peccant
Bastian Balders – Machinery
Distant Sun – Retrograde Motion

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Und hier noch ein großes Danke an Iona Dutz. Von ihr kommen die Bilder dieses Porträts. Wie sie arbeitet und was sie bei ihrem ersten frohfroh-Shooting geflasht hat, erzählt sie hier:

“Hey, ich bin Iona. (Licht-) Stimmungen und Menschen sind ein super wichtiger Teil meiner Arbeit als freie Porträt- und Dokumentarfotografin. An meinem Job liebe ich es, immer wieder in neue Situationen und (Lebens-) Geschichten einzutauchen und sie sichtbar zu machen.“