Cuthead im MiXery-Plattenkoffer bei detektor.fm

Seit drei Jahren stellen DJs und Musiker beim Leipziger Radio detektor.fm ihre Lieblingsplatten vor. Ab sofort sind wir indirekt beim Kuratieren mit dabei.

Jeder DJ hat ein paar Tracks, die ihn besonders geflasht und geprägt haben. Tracks, die immer in den Club mitgenommen werden, die beim Reisen oder im Hotel entspannen. Um genau diese Stücke geht es beim MiXery-Plattenkoffer auf detektor.fm. Einmal monatlich gibt es eine neue Folge, jeden Freitag um 19 Uhr stimmt der jeweils aktuelle Plattenkoffer-Mix musikalisch auf das Wochenende ein. Mit Daniel Stefanik, M.ono & Luvless, Micronaut, Pwndtiac, Filburt, Lootbeg und Panthera Krause waren auch schon einige Leipziger dabei – neben Dürerstuben, Robot Koch, Christian Löffler und Mathias Kaden.

Seit der April-Ausgabe darf ich die Sendung redaktionell betreuen, was mich sehr freut. Für den Anfang habe ich Cuthead von Uncanny Valley angefragt und er hat einen super vielseitigen Mix mit vielen Statements geschickt. Im Stream ist er auch bei Soundcloud zu hören.

Am Freitag, den 21. April 2017 findet übrigens eine MiXery-Plattenkoffer Live-Ausgabe statt. Dann werden Schlachthofbronx aus München in der Distillery erst im Talk mit mir was zu ihren All-time-favorites erzählen und später selbstverständlich auch einige davon auflegen. Ihr MiXery-Plattenkoffer-Mix ist dann am 5. Mai auf detektor.fm zu hören.

Zu Hause bei CVBox

Anfang des Jahres hat CVBox mit „So ist es im Nadelwald“ ein sehr deepes, nächtlich gedimmtes Album veröffentlicht. Wir haben ihn zu Hause besucht.

Mit CVBox verschieben sich die zeitlichen Dimensionen. Und es vergegenwärtigt, dass nicht immer alles on point fertig sein muss, um gut zu werden. Das war bei seinem Album „So ist es im Nadelwald“ so, das seine Zeit zum Reifen brauchte.

Und so war es auch bei unserem Interview. Noch nie ist zwischen dem Interview und seiner Veröffentlichung so viel Zeit bei uns vergangen. Ende Januar waren wir mit CVBox in der Südvorstadt verabredet – neben mir war auch Gregor mit seiner analogen Kamera dabei. Doch dann brauchte ich einen Monat zum Abtippen und CVBox einen weiteren Monat zum Gegenlesen, zwischendurch gab es ein zweites Foto-Shooting.

Dennoch, oder vielleicht genau deshalb, gehört das Interview mit CVBox zu meinen liebsten. Wahrscheinlich, weil es den sympathischen Eigensinn meines Gegenübers und die unberechenbare Direktheit dieses Gesprächs so treffend widerspiegelt. Im Hintergrund könnte übrigens sein aktueller Podcast von IO laufen:


Du kommst ursprünglich aus Zittau. Rührt deine Naturverbundenheit daher?

Ja. Das Beste war das Klettern. Das haben wir damals viel gemacht. Bouldern, Pilze sammeln und Tschüss sagen für einige Tage. Das war herrlich.

Als Jugendlicher war das oder als Kind?

Ja, als Jugendlicher. Als Kind war ich viel allein.

Hast du dich einsam gefühlt?

Nein, ich kannte es nicht anders.

Wieso bist du nach Dresden gezogen?

An der Uniklinik hatte ich einen guten Job bekommen und das war super. Allerdings musste ich dann irgendwann weg.

Und dort hast du auch die Leute von Uncanny Valley kennengelernt?

Da ist das Fat Fenders dran schuld. Fabian von dort hat mich mit den Jungs zusammengebracht. Mit Micha Freier hatte ich mal eine CD gemacht und die habe ich im Plattenladen abgegeben. So sind sie auf mich und uns aufmerksam geworden. Früher gab es offensichtlich Treffen, bei denen neue Musik angehört wurde. Da ging es dann auch um die ersten Uncanny Valley-Platten, nehme ich an. Ich hatte gar keinen Plan, was da geht und bin dann mal mitgegangen.

Wer ist Micha Freier? In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass deine Eltern sein Equipment zwischengelagert haben, wodurch du mit Synthesizern in Kontakt kamst.

Micha kommt aus Löbau und wir haben früher ein paar kleinere Partys zusammengemacht. Er war eine Zeitlang unterwegs und die Geräte mussten irgendwo hin.

„Schöne Geräte, dachte ich damals, die probiere ich doch mal aus. Damit war es geschehen.“

Du hast sie dir dann selbst nachgekauft oder nutzt ihr sie noch immer gemeinsam?

Teils teils.

Von ihm selbst wurde gar nicht so viel veröffentlicht.

Ich habe mich darum meist bemüht, weil ich einige gemeinsame Tracks von früher wirklich gut finde. Da haben wir zusammen ein paar rausgesucht und vorgestellt.

Das sind also alles richtig alte Tracks?

Von den Stücken, die auf Ortloff rauskamen, ist das älteste Stück von 2004. Wir haben zwar in Zittau schon um 2000 Musik gemacht, das ist aber alles, nun ja … da waren wir wohl etwas depressiv.Konnte man in Zittau eigentlich damals weggehen?

Wir veranstalteten selbst Partys – das war das einzige. Die Partys, die sonst noch waren, waren eben so, wie Partys in einer Kleinstadt sind. Da gab es bloß große Diskotheken. Die Techno-Partys musste man schon selbst machen.

Was für Orte habt ihr da ausgehoben?

Wir konnten das meist in einem alternativen Café machen. Es gab auch noch leerstehende Industriehallen.

Wer kam da? Gab es da eine kleine Szene?

Da gab es schon eine Szene. Ich bin da nur dazugekommen als Hörer. Anfang der Neunziger gab es den Eiskeller in Löbau. Irgendwie ist Sachsen eh ganz merkwürdig bei der Musik.

Inwiefern?

Es kommen mittlerweile viele Leute aus Sachsen, die gute Musik machen.

Alte Netzwerke der Provinz, die dann in den Großstädten die Szene mitprägen.

Vielleicht, in Dresden kenne ich auch Leute aus Zittau.

Gibt es in Zittau heute noch Leute, die Techno-Partys veranstalten?

Keine Ahnung. Ich habe mich da komplett herausgenommen und sehe auch kaum Jugendliche, wenn ich dort bin.

Das ist wahrscheinlich eine Spirale – wenn kein Angebot ist, gehen die Jungen weg.

Sicherlich, aber es muss doch ein paar Zehntklässler, Abiturienten oder Studenten geben, die ausgehen wollen und ein bisschen musikalisches Niveau haben? Es muss ja nicht Techno sein, es gibt ja auch Reggae oder Tango.

In einem anderen Interview erzählst du, dass du bei deinen Eltern schon Platten mit elektronischer Musik gehört hast. Was sagen die jetzt zu deiner Musik?

Meine Mutter findet es großartig. Sie ist selbst Künstlerin. Als Kind fand ich die Klaus Schulze- und Vangelis-Platten wirklich toll. Für Kinder ist das vielleicht eine Art Fantasy-Musik gewesen, zumindest für mich.

Ein künstlerisches Elternhaus also.

Ich glaube schon. Damals war eben nichts mit Pistole oder ferngesteuertes Auto kaufen oder Fernsehen gucken. Das war schon schwierig. Mit 12 gab es endlich einen Fernseher, großartig. Sonst war es so, dass ich zu anderen Leuten ging, um dort Fernsehen zu schauen.

Und da bist du als Kind eben allein durch die Wälder gezogen.

Nein, mit meinem Vater war ich Pilze sammeln.

Er hat dir alles gezeigt, wie sie heißen, welche man essen darf und so weiter?

Genau. Ich nehme alle, nicht nur die mit Schwamm. Auch die anderen, die es noch so gibt.

Die psychedelischen meinst du?

Was für welche? – Ich habe keine Ahnung.

Wo findet man hier die besten Pilze?

In den Kiefernwäldern. Viele Pilze gibt es hier aber auch nicht. Durch Leipzig habe ich immerhin den Edel-Reizker kennengelernt. Den gibt es in Zittau selten. Das ist ein rötlich-oranger Pilz mit Lamellen. Wenn man den anschneidet, kommt eine rötliche Milch heraus – und der schmeckt super.Warum bist du nach Leipzig gezogen?

Ich musste aus Dresden weg. Mir ging es gesundheitlich nicht gut und mit der Arbeit in der Notaufnahme wurde mir das zu viel. Ich hatte viel Verantwortung. Meine damalige Freundin hat das gemerkt und mich da rausgeholt. Es ist halt schwierig, wenn man arbeitet und nebenher Musik macht – ich habe nichts anderes mehr gemacht. Ich bin nicht mehr rausgegangen. Arbeiten, Musik machen, Arbeiten, Mucke machen. Da hat mein Körper irgendwann gesagt, es reicht. Es war eine gute Entscheidung.

Dann hatte die Musik einen sehr großen Stellenwert?

Sicher, für mich war das auch Entspannung. Abschalten können. Ich brauchte zwar immer erst eine Zeit, um alles auf Null zu setzen, um dann produktiv zu sein.

Kannst du Muster sehen: Wenn es mir so ging, klang die Musik so?

Das höre ich so, aber manch andere hören das nicht so. Meine Freundin sagt oft, dass es so schön und verträumt klingen würde. Ich sehe da aber schon viel Negatives. Ich finde die Musik teilweise traurig. Da sind sicherlich viele Erinnerungen dabei.

„Es gibt Harmonien, die bewegen sich an der Grenze von traurig und fröhlich.“

Vermisst du die Uncanny Valley-Crew, seitdem du in Leipzig lebst?

Als ich die Jungs kennengelernt habe, bin ich gerade aus Dresden weggezogen. Wir treffen uns jetzt also mehr als vorher, einmal im Monat etwa. Das ist sehr angenehm.

Ach, du wohnst schon so lange in Leipzig?

Ja, seit 2011. Aber schön, dass Alex (Credit 00) nun auch hier wohnt.

Kanntest du die Leute von Uncanny Valley schon aus deiner Dresdner Zeit?

Nur Jacob Korn. Den hatte ich ein paar Mal gehört.Produzierst du jetzt anders als in der schwierigen Zeit in Dresden?

Als ich in Leipzig angekommen bin, habe ich mich erst einmal runtergefahren, gefunden und anders produziert. Die letzte Zeit habe ich allerdings nichts produziert.

Das heißt, das Album ist auch eine Zusammenstellung von alten Stücken?

Ja. Ich habe in den letzten Jahren viele Stücke fertiggemacht, die ich über die ganzen Jahre aufgenommen habe und die jetzt auf dem Album zu hören sind.

Du könntest dich also zurücklehnen und einfach dein Archiv nach und nach veröffentlichen.

Nein, eben nicht. Da sind schon gute Sachen, aber auch viel Schrott dabei.

Die Stücke auf dem Album klingen sehr fokussiert, sehr kompakt und stromlinienförmig. Weniger rau als bei den EPs. Es hat auch eine nächtlich klingende, einsame Stimmung. Bist du für das Album anders herangegangen oder hattest eine bestimmte Idee von einem Sound?

Das liegt eher an der Auswahl, die ich getroffen habe und der Rest hat sich ergeben.

Wie ist es eigentlich im Nadelwald?

Spitz und hohl im Aluminium.

Das erstaunt mich aber. Ich habe tatsächlich an einen herrlichen Nadelwald gedacht. Das Artwork geht ja auch in die Richtung.

Der Nadelwald hat eben viele Seiten. Es kann auch die Nähnadel, Flexüle-Kanüle oder eben die Plattennadel sein. Aber natürlich auch der Wald in der Natur.

„Am Ende kann jeder die Nadeln assoziieren, die er mag.“

Wie ist es mit dem Wald in Leipzig?

Naja, an den Seen um Leipzig hast du leider nur künstlichen Wald.

Aber was ist mit dem Auwald, der ist sehr speziell.

Damit kenne ich mich nicht so aus. Da riecht es im Frühling nach dem Knoblauchgewächs.

Bärlauch.

Ja.

Wann denkst du, wirst du wieder mit neuen Aufnahme-Sessions anfangen?

Bald. Ich habe wieder richtig Bock darauf zu produzieren. Lust auf Musikmachen habe ich eigentlich oft, aber dann setze ich mich einfach ans Klavier.

Soundsystem-Kultur in Leipzig – Soundsystem Clash

Die beiden Crews Plug Dub und Bassmæssage testen am kommenden Freitag im freundschaftlichen Duell ihre selbstgebauten Anlagen im Conne Island.

Für alle Liebhaber tieffrequenter Sounds gibt es am Freitag eine besondere Party: Zum zweiten Mal findet der Soundsystem Clash statt. Die zwei Crews Plug Dub und Bassmæssage bauen ihre selbstgebauten Soundsysteme im Conne Island auf und kitzeln – moderiert von Doc Dressla – abwechselnd den tiefsten Bass aus ihren Boxen.

Doch halt. Wer bisher nur Bahnhof versteht, bekommt eine kurze Erklärung: Mit der Bassmæssage und Plug Dub gibt es in Leipzig zwei Veranstalter-Crews, die mit regelmäßigen Partys die Fahne für basslastige Musik hochhalten – von Dub und Reggae über Jungle und Drum & Bass hin zu Dubstep und manchmal auch völlig anderen Genres.

Plug Dub baut und verfeinert für diesen Zweck schon seit etwa fünf Jahren eine eigene Anlage, die das Herzstück der eigenen Veranstaltungen bildet und manchmal auch zu anderen Zwecken eingesetzt wird. Bei Bassmæssage wird die eigene Anlage dagegen zum Soundsystem Clash eingeweiht. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass ihr Soundsystem dabei eher ein unabhängiges Projekt mit eigenen Namen darstellt – dazu aber später mehr.Im Conne Island stehen sich also die beiden Soundsysteme gegenüber. Nicht nur mit rein technischen Maßstäben, sondern auch mit der Track-Auswahl versuchen die zugehörigen Crews sich gegenseitig anzuspornen und das Publikum für sich zu gewinnen.

Dieses Prinzip des Soundsystem Clash wie auch die Soundsystem-Kultur allgemein entstand ursprünglich in Jamaika und verbreitete sich in den letzten Jahrzehnten in der ganzen Welt. Auch in Leipzig fand vor zwei Jahren im Conne Island die – meines Wissens – erste Party nach diesem Prinzip statt, bei der das Publikum abwechselnd den Bass des Plug Dub-Soundsystems und der Conne Island-PA zu spüren bekam. Das hörte sich zum Beispiel folgendermaßen an:

Was unterscheidet eigentlich ein Soundsystem von einer fest installierten Club-Anlage? Fragen wir Toni von Plug Dub:

„Es gibt ja typische Veranstaltungsbeschallungsanlagen, eine PA. Das ist so ein Fertigprodukt. Und ein Soundsystem wächst halt. Es ist meistens selbst gebaut. Das ist sowas wie ein Garten, den man sich anlegt. Nicht wie ein fertiger Blumenstrauß, den man sich ins Fenster stellt, sondern wie ein eigener Garten: Da kümmert man sich drum, da muss man immer hingehen, da geht mal was ein. Da freut man sich, wenn mal wieder was aufblüht. Und so ist es eigentlich auch mit dem Soundsystem. Man muss sich drum kümmern, man muss ein bisschen was machen. Das ist halt nichts, was es nochmal so gibt.“

„Jedes Soundsystem ist eigentlich ein Unikat.“

Ein Soundsystem fördert außerdem die Idee der dahinterstehenden Crew, wie eine Party musikalisch und auch räumlich zu gestalten ist. Zumeist ist das System modular aufgebaut und kann flexibel an die räumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Weiterhin kann die Anlage speziell auf den Sound der Crew ausgerichtet werden: Für Dub- und Reggae-Platten sind Sub-Bässe eben wichtiger als für Disco- und House-Tracks. Nicht zuletzt ist eine Crew mit eigenem Soundsystem natürlich auch viel unabhängiger.

Musikalisch muss das auch gar nicht direkt der jamaikanischen Tradition entspringen:

„Soundsystem-Culture – das beginnt bei Jamaika und hat eigentlich kein wirkliches Ende oder Regeln, da es in verschiedenen Formen auf der Welt verstanden und dargestellt wird. Es ist ein universelles Instrument, das global den verschiedensten Musik-Kulturen eine Plattform gibt“, meint Toke von der Bassmæssage dazu. Auch die derzeit auf Arte laufenden Kurz-Dokumentationen verweisen auf die verschiedenen Ausprägungen der Soundsystem-Kultur in aller Welt. Dennoch spürt man auch die Qualitäten klassischer Reggae-Stücke auf einem Soundsystem im wahrsten Sinne des Wortes, selbst wenn die Stücke älter sind als man selbst. Gerade die Plug Dub-Partys beweisen das.Für Heiko vom Conne Island, Veranstalter des damaligen und auch des kommenden Soundsystem Clash, ging die erste Party 2015 auch auf den Wunsch zurück, die Plug Dub-Crew einzuladen. Vielleicht war dies überhaupt das erste Mal, dass eine Location-fremde Anlage im Eiskeller aufgebaut wurde. [NACHTRAG: Bei der Dub The Island Veranstaltung 2006 war vermutlich bereits ein anderes Soundsystem zu Gast. Vielleicht gab es auch in den 90ern schon andere Anlage, die nicht zum Conne Island gehören.] Am Freitag bleibt die Conne Island-PA diesmal komplett außen vor. Und wer weiß, vielleicht wird es in absehbarer Zeit weitere Soundsysteme geben, die im Conne Island Leib und Ohren massieren?

Logistisch gesehen sind laut Heiko die Voraussetzungen dafür da, auch wenn normalerweise nur eine Anlage bei einer Veranstaltung aufgebaut werden muss: „Der Aufwand ist eigentlich nicht größer. Man hat zwei Crews, die mit dem Soundsystem angefahren kommen. Wir vom Conne Island müssen Soundsystem-mäßig da nichts machen, sondern bieten eigentlich nur den Strom an. Was ein bisschen aufwändig ist: Wir müssen die ganze Lichttechnik im Saal umbauen. Aber auch das ist nicht der Mega-Aufriss.“

Also, liebe geheime Soundsystem-Schrauber da draußen, womöglich ist eure Anlage reif für einen Soundsystem Clash! Bis dahin stellen wir euch demnächst Plug Dub und das noch namenlose Soundsystem aus dem Bassmæssage-Umfeld mit eigenen Interviews vor.

Die Fotos stammen von Toke und LXC und zeigen den Soundsystem Clash 2015.

Neu entdeckt: ælxandr

„Nein, kein Hollywood-Film, mehr eine Naturdoku“, so beschreibt ælxandr seinen Sound. Was im ersten Moment klar und straight erscheint, entfaltet sich wie ein filigraner Flügelschlag – schwebend und mehrdeutig.

Abgestimmt in feinen Nuancen passiert genau so viel wie nötig, genau so viel, wie Monotonie keine Langeweile bedingt. Genau so viele Synthesizer besitzt der analog produzierende, vor wenigen Monaten nach Leipzig gezogene ælxandr. Nein, er lässt sich nicht als Hardware-Sammler bezeichnen. Vielmehr lernt er, von seiner Technik-Affinität angetrieben, jedes Instrument gänzlich kennen. Ist doch auch jedes den Fokus wert.

Fokus, ein starkes Wort, das sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit als Musiker zieht. Hardware bietet ihm jenen notwendigen Fokus, den Software schwerer zu ermöglichen vermag – eine bewusst gewählte Einschränkung in den unendlichen Möglichkeiten der digitalen Plugins. Wie es wahrhaftiger, doch nicht zwingend einfacher ist, zu etwas Greifbaren eine emotionale Bindung aufzubauen, so besitzt bei ælxandr jeder Synthesizer einen festen, physischen Platz.

Butterweich, kristallklar, nicht auftragend, aber auch nicht verschluckend.

So beschreibt er den Sound seines Lieblingssynthies Dark Energy I von Doepfer. Klar und unprätentiös wirkt auch Alexander mit seinen braunen Augen unter den roten Locken hervor blinzelnd, etwas angestrengt von der Midway der letzten Nacht, doch fokussiert, gar kontrolliert.
Als Kind, mit einer klassischen Klavierausbildung beginnend, stets von Neugier getrieben, startet seine Reise als Produzent. Ein Prozess spricht nicht von einem Ende. Seine ersten Gigs liegen acht Jahre zurück.

Die Faszination Parallelwelt, vielleicht auch des Unbekannten und gleichzeitig die Möglichkeit in einem Mikrokosmos selbst sein zu dürfen, erfuhr er das erste Mal in seiner Heimatstadt Hannover. Über Stuttgart nach Leipzig gekommen, wählte er bewusst eine Stadt mit breiter Subkultur und authentischen Umfeld.

Nicht nur musikalisch gibt Alexander seiner Kreativität ein Medium: „Wenn ich male, treffe ich eine Entscheidung, welche Farben ich nutze. Ich habe meine Leinwand, meinen Rahmen, dennoch steht noch nicht fest, welche Welt darin entsteht.“ So umreißt er bildhaft seine Vorstellung, was beim Live-Spielen passiert.

Es schwingt Souveränität in seinen Antworten. Sicherheit entsteht aus Können. Sicherheit, die gleichzeitig Voraussetzung ist, beim Live-Performen eine Verbindung mit dem Publikum aufzubauen. Eben weil er sein Handwerk beherrscht und sich in einem, von Clubwänden gerahmten Spielraum auf den Moment, auf die Response des Publikums und auf Emotionen fokussieren kann.

Momente und Gefühle im Zauber der Nacht, die gleichzeitig Inspiration beim Produzieren für ihn bedeuten. Die vielleicht auch zwischen Perfektionismus und Idealismus ein Ausbrechen bedeuten, indem der Sound die Reproduktion von Momenten widerspiegelt.

It’s over im Pferdehaus

Bei Facebook hat es letzte Woche schon die Runde gemacht, wir wollen es hier aber nicht unerwähnt lassen: Das Pferdehaus im Westwerk wird Ende Juni schließen.

„Don’t dream – it’s over“, so beginnt der Post auf dem Facebook-Profil des Pferdehauses vom letzten Donnerstag. Was danach folgt, ist die traurige Ankündigung, dass der Club im Westwerk zum 30. Juni 2017 schließen wird.

Es ging doch schnell, nachdem Ende Januar durch die Initiative „Westwerk retten“ bekannt wurde, dass die Eigentümer des Westwerks einigen Mietern gekündigt und den restlichen Mietern die Mietkosten teilweise beträchtlich erhöht hatten – auch wir hatten davon berichtet.

Die Entrüstung darüber war erwartungsgemäß groß. Das Westwerk ist innerhalb weniger Stunden zu einem Symbol der Gentrifizierung geworden, bei dem die Emotionen schnell und teilweise auch pauschal hochschlagen. Im kreuzer gab es eine gute Geschichte, die zeigte, dass die Sache im Westwerk aber komplizierter ist.

Doch trotz der medialen Wellen, scheint nach innen die Kommunikation zu den Mietern nicht allzu transparent zu verlaufen. So schreibt das Pferdehaus: „Die Rede ist von einer Billardhalle, einem Supermarkt und/oder einer Markthalle. Doch nichts davon ist klar bzw. wird dies nach wie vor nicht mit der unserer Meinung nach nötigen Transparenz an die Mieter*innen im Westwerk weitergegeben. Dadurch entsteht bei uns der Eindruck, dass an einem gemeinsamen Zukunftskonzept seitens des Eigentümers kein echtes Interesse besteht.“

Es fehlte die Planungssicherheit und so hat der KulturKollektiv Plagwitz e.V., der das Pferdehaus betreibt, von sich aus den Mietvertrag zum 30. Juni 2017 gekündigt. Kein Happy-End also, vielmehr deutlich geäußerter Unmut wegen der letzten Kostensteigerung. Die sei nicht mehr hinzunehmen, „wenn doch alle baulichen Maßnahmen und Sanierungen allein durch uns selbst bzw. die ehrenamtliche Arbeit unserer Vereinsmitglieder und -freund*innen geschieht.“

Mit dem Pferdehaus verlieren wir einen Ort, der in den letzten sechs Jahren den Leipziger Westen clubkulturell sehr vielseitig belebte. Ein Ort, an dem Nicolas Jaar live spielte und der einigen Crews, die später das Institut fuer Zukunft mit aufbauten, eine nächtliche Heimat bot und wo es mit der „Midway“-Reihe eine sichere Konstante zum Ausgehen am Mittwoch gab. Auch wir hatten unsere bisher einzige Party dort. Große Wehmut also, auch wenn nun noch drei Monate bleiben, um das Pferdehaus noch einmal zu genießen.

Ob es an einem anderen Ort weitergeht? Dafür sei es noch zu früh, heißt es auf frohfroh-Anfrage. Klar ist aber, dass es eine große Closing-Party geben wird. Am zweiten Juni-Wochenende nach dem Motto „Kill the horses“.

 

Afterhour #4 Liebe, Techno, Leipzig – Ronya

Poetische Satzfetzen aus denen sich Gedichte formen, in Clubnächten eingefangen, schnell notiert. In der neuen „Afterhours“-Ausgabe übergibt Antoinette Blume der DLL-Studentin Ronya das Wort.

Literatur und Nacht
In dieser Ausgabe stellt sich die Gestalt der Nacht (heute wird’s richtig Kunst, ich sag’s euch) selbst vor. Ich weiß, dir ist das jetzt ein bisschen peinlich, liebe Ronya, aber ich liebe es dafür meinerseits ziemlich arg, dich mit ein wenig Tamtamtam vorzustellen – also, here we go. Die MDR-Literaturpreisträgerin Ronya Othmann (bekannt aus Instagram, Funk und Fernsehen; Google sagt das zumindest) schrieb den A4-Text über sich gleich höchstselbst.

Nach der Lektüre ihrer Zeilen empfinde ich manches anders. Zum Beispiel den Schwabendialekt meines Freundes (er kann nichts dafür …) und – where the magic happens – die Toiletten des Instituts für Zukunft. Hier schreibt Ronya Othmann. Spricht. Manchmal. Wo das ein oder andere Drogenscherzlein („Bitte nur 3 Teile in die Kabine mitnehmen“, love that) angepinselt ist, womöglich ganze Krisenstabsgespräche abgehalten werden (zu sechst ab in die Toilette „Wir haben was zu besprechen“ – klar, why not), da, ja, da findet zum Beispiel jenes Gedicht mit dem Titel mondprotokolle von Ronya seinen Anfang. Sagte ich schon Ehrfurcht?

Steckbrief
Lieblingsclub?Deutsches Literaturinstitut Leipzig
Credo?Mein Make-up ist wichtiger als Deutschland

Ronya

Ich liebe das Nachtleben. Mir die Nächte in Leipziger Bars, in Clubs, auf Open-Airs um die Ohren zu schlagen. Ich liebe das Nachtleben sogar so sehr, dass ich auch hin und wieder hinter der Bar stehe, und im Akkord Sterni verkaufe und mir das sogar Spaß macht. Ich mag alles, was mit dem Nachtleben zusammenhängt, selbst die leeren Tabakbeutel am nächsten Tag und die Katernachmittage mit meinen Mitbewohner*innen mit Tiefkühlpizza und Netflix kitschigsten Liebeskomödien. Aber das Nachtleben zu lieben und darüber zu schreiben sind zwei verschiedene Dinge, aber das fiel mir erst später auf. Was soll ich erzählen, habe ich mich gefragt. Soll ich von den krass schwäbelnden Cool-Kids im IfZ erzählen oder davon wie ich einmal auf einer Party betrunken meine Kurdistanflagge ausgepackt habe – fragt jetzt bitte nicht, warum ich die dabei hatte – und damit getanzt habe.

Ich schreibe im Nachtleben. Ich habe nie ein Notizbuch dabei. Ich würde mich niemals an einen Bartresen setzen und mir ein paar Sätze notieren, für alle sichtbar, und wenn mich dann jemand fragen würde, was ich da mache. Gedichte, ich würde im Boden versinken. Ich schreibe heimlich. In meinem Handy gibt es diese Notizfunktion. Es sieht von außen dann so aus, als würde ich jemandem auf Whats ‚app antworten. Meist gehe ich dafür sogar auf die Clubtoilette, aus Angst jemand könnte mitbekommen, was ich da eigentlich mache und höchstens meine engsten Freund*innen wissen
Bescheid, wenn ich mal wieder minutenlang verschwunden bin.

Ich nehme mir nie vor zu schreiben, wenn ich ins IfZ gehe. Aber mein Handy ist immer aufgeladen, für denn Fall dass. Ich könnte nicht einmal sagen, dass mir das Nachtleben Inspiration gibt. Ich schreibe niemals über das Nachtleben. Aber am nächsten Tag dann das Abtippen der Handynotizen in einem Worddokument. Das Sortieren von Brauchbarem und Unbrauchbaren, dort beginnt die Arbeit.

Wo der Text seinen Ursprung hat, wo er entstanden ist, nach stundenlangem Tanzen, leer gerauchten Tabakbeuteln, zwischen zwei Sterni, was tut das schon zur Sache. Ich schäme mich ein bisschen, wenn ich sage, ich schreibe Gedichte im IfZ.

Einleitung von Antoinette Blume
Text und Gedicht von Ronya Othmann, Studentin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig
Foto von Henry W. Laurisch
Artwork von Manuel Schmieder

Nasca „Golden Future“ (Sweet Nectar Tapes)

Es gibt neuen Vier-Spur-Recorder-House von Sweet Nectar Tapes. Ein Tape bekommt den Vinyl-Re-Release und ein alter Kumpel hat sein Debüt.

Im August 2015 haben wir zuletzt über die Machenschaften des Labels Sweet Nectar Tapes aus Leipzig berichtet. Damals releaste das Label ein Tape des Leipziger Künstlers Taask, das Ende 2016 mit reduzierter Track-Auswahl nochmals als 12“ erschien. Genau so war es übrigens auch beim ersten Release von Labelchef Achilles – erst gab’s das Tape, danach kam die dazugehörige Platte.

Nun gesellt sich ein dritter Produzent dazu. Nasca aus Magdeburg reiht sich stilistisch in die Vorgängerproduktionen ein und gibt uns einen roughen House-Sound, wie er heutzutage nur noch selten anzufinden ist.

Aufgenommen wurde das Tape mit einem Vier-Spur-Recorder, was für Labelbetreiber Achilles überhaupt die wichtigste Voraussetzung ist. Dadurch kommt der für unsere Ohren mittlerweile sehr ungewohnte, weil nicht glattgebügelte Sound zustande. Verwendet wurden die beiden Drumcomputer Roland 606 und 808 sowie in erster Linie der analoge Synthesizer MSK80.

Achilles über Nasca:

„Soweit ich weiß, hat der nicht mal einen Computer – er hat mir immer nur fleißig Tapes per Post geschickt.“

Hören wir also malin Nascas Tracks rein. Sofort kommen mir die folgenden Begriffe in den Sinn: Oldschool, Wärme, Charakter. Die Roughness, die diesem speziellen Sound zugeschrieben wird, kehrt sich in seinen Tracks in eine einlullende Gemütlichkeit. Das Tape will dich nicht hochreißen, sondern dich begleiten.

Das ist kein House, bei dem du dich im Kreis drehen sollst, sondern eher einer, der um dich kreist, während du tust, was du eben tust. Die Tracks leben vom Loop und um ehrlich zu sein, passiert auch sonst nicht mehr viel. Nach jeweils ca. zehn Sekunden ist die Musik schon da angekommen, wo sie hinwill. Und zwar in Top-Innenohrlage.

Aber was weiß ich schon. Folge am besten einfach der Nachricht auf der Kassette und: +++ IGNORE THE EXPERTS +++

Snippets gibt es wieder auf der Label-Website.

„Von Langeweile und Routine kann keine Rede sein“ –
10 Jahre Elipamanoke

In diesen Tagen feiert das Elipamanoke seinen zehnten Geburtstag. Im großen Interview schauen Betreiber Andy und Booker Sebastian zurück und zugleich zuversichtlich in die Zukunft.

Es ist ein Montag im März, der den Frühling andeutet. Kühl ist es, aber die Sonne schaut durch die Wolken. Also bleiben wir für das Interview einfach im Hof auf der Markranstädter Straße 4 und lassen uns von den Anfängen und Herausforderungen des Elipamanoke erzählen. Andy, der als Mentell seit vielen Jahren auch auflegt und mit seiner Dreikommanull-Crew vor über zehn Jahren Minimal Techno in Leipzig eine gute Heimat gab, ist mehr in die Rolle des Clubbetreibers reingerutscht. Heute sieht er es als einzig richtige Berufung an, auch wenn es nicht immer leicht war.

Neben ihm: Sebastian, er unterstützt Andy beim Booking und Design. Bei Mottt.fm war er vorher mit involviert und ist bestens in der lokalen Elektronik-Szene vernetzt. Reflektiert und offen schauen sie zurück. Zurück auf die heimelige Atmosphäre der ersten Location, die für nicht wenige ein Club-Wohnzimmer war, das heute durchaus in der Stadt fehlt. Andy und Sebastian sind aber auch klar in der Gegenwart: die ist nicht unbedingt leichter, aber es wurden ein paar Weichen gestellt, die dem Elipamanoke in Zukunft gut tun dürften. Davon erzählen sie aber besser selbst.

Mit beim Interview war auch wieder Gregor Barth mit seiner analogen Leica-Kamera. Er hat einige Porträts in Schwarz-Weiß abgezogen und war sogar letztes Wochenende noch einmal nach einer Party dort, um den „Morning after“ im Elipamanoke zu dokumentieren. In der Mitte des Interviews gibt es diese farbigen Aufnahmen als Mini-Ausstellung. Friederike hat bei den Fragen mitgeholfen, danke dafür.

Ach, es gibt natürlich auch ein langes Geburtstagswochenende. Isolée, Xosar, Benedikt Frey, CVBox und viele mehr werden da spielen.


Hättest du vor zehn Jahren gedacht, dass du heute hier sitzt und es das Elipamanoke immer noch gibt?

Andy: Das hätte ich auf keinen Fall gedacht. Die Intention war damals, einen Raum zu suchen, in dem ich mit meinem Kumpel zusammen Musik machen kann. Dass es am Ende eine Fläche in einem Wächterhaus wird, die nur zum Musikmachen viel zu groß war, hätte ich damals schon nicht gedacht. Auch der Wechsel von der alten zur neuen Location war ein Meilenstein. Da waren plötzlich ganz andere Möglichkeiten da und man musste ganz anders arbeiten.

Eigentlich war es ein Proberaum?

Andy: Genau, zum Produzieren und Auflegen üben. In der Südvorstadt gab es damals die „Illegale Freitagsbäckerei“, wo viele Geburtstage stattfanden. Da hatten wir mit Dreikommanull auch aufgelegt und das war so schön klein und niedlich. Als sich dann parallel der Raum im Wächterhaus ergab, dachte ich, dass das eine geile Geschichte sei. Am Anfang sollte es eine DJ-Lounge sein, wo man zusammenkommen, netzwerken, auflegen und trinken kann – an eine Tanzfläche habe ich nie gedacht. Gleich bei der ersten Veranstaltung, der Präsentation des Wächterhauses, waren aber ganz schnell die Möbel beiseite gerückt und die Leute haben angefangen zu tanzen.

Und dann wurde es regelmäßiger?

Andy: Bewusst habe ich das nicht gesteuert, aber meine Telefonnummer machte recht schnell die Runde. Viele Leute hatten den Raum mitbekommen und fragten wegen Geburtstagsfeiern an. Am Anfang war das Eli eine Geburtstagslocation. Mottt Mottt.fm waren die ersten, die eine Veranstaltungsreihe etabliert haben – monatlich gab es den Motttschnitt, bewusst am Freitag, um ein wenig außerhalb der Konkurrenz mit elektronischer Musik zu sein.

Das Wächterhaus wurde später verkauft – war klar, dass es an einem anderen Ort weitergehen soll, vielleicht auch in einem größeren Rahmen?

Andy: Für mich gab es zu dem Zeitpunkt zwei Seiten: Ich fühlte mich nach den ersten vier Jahren schon ganz schön ausgebrannt, zugleich hatte ich mir durch die Vereinsarbeit eine feste Stelle etabliert. Prinzipiell machte es mir Spaß und ich wollte weitermachen – gern an einem ähnlich großen Ort. Kurz bevor wir aufgehört haben, waren wir zwei Leute, die alles mit Ach und Krach gestemmt haben. Es gab aber keine bewusste Suche nach einer größeren Location. Ich kannte das Gelände in der Markranstädter Straße von unseren ersten Dreikommanull-Partys 2005 und 2006.

Das war mein erster Anlaufpunkt bei der Suche. Wir hatten im Wächterhaus das Glück, dass uns noch ein Jahr verlängert wurde – so waren wir insgesamt 4,5 Jahre dort. Hier auf dem Hof war es damals so, dass die Werkshalle, in der Sachsencase seine Werkstatt und Proberaum hatten, leer stand. Und das kam mir wie gerufen. Dann habe ich alle Energie darein gesteckt, um für die Räumlichkeiten einen Mietvertrag zu bekommen – das war ein langer Kampf. Ohne die jahrelang geleistete Vorarbeit im Verein hätten wir keine Chance gehabt, den kleinen Club in die Markranstädter Straße umzusiedeln.

Irgendwann hat es aber geklappt, dann haben wir mit Blut und Schweiß umgebaut. Erstaunlich war natürlich die Reaktion bei der Eröffnung. An eine Situation kann ich mich besonders gut erinnern: Ein Bekannter von mir drehte sich dreimal im Kreis und meinte dann ‚Das alte Eli war schon geiler, oder?’ Und dass, nachdem ich hier ein halbes Jahr lang gerockt habe. Es war klar, wo es herkam: Man nimmt den Leuten das weg, woran sie sich in den Jahren davor gewöhnt haben – das kleine sympathische und abgerockte Wohnzimmer war plötzlich nicht mehr da. Dementsprechend gab es erstmal nur Gemecker.Wie habt ihr das abgefangen?

Andy: Das waren Reaktionen aus der einen Richtung, es gab aber auch positive Reaktionen. Es hat uns extrem motiviert, in einem halben Jahr dieses Loch hier für Veranstaltungen fit zu machen. Außerdem hatten wir bereits im alten Eli ein paar Reihen aufgebaut und die Crews auch in die neue Location mitgenommen. Dadurch wurde auch eine Brücke geschlagen. Die Crews sind uns treu geblieben und haben den neuen Ort auch mitentwickelt.

Wie war die Szene in der Zeit?

Andy: Wir hatten damals noch kein so definiertes Publikum, weil wir uns erst seit 2012 fast 50 Prozent der Veranstaltungen selbst austragen. Damals war das Programm noch von den Nachfragen anderer Veranstalter geprägt. Von da her gab es nicht das Stammpublikum, wie sich das die Distillery aufgebaut hat. Es war für die Leute schwer greifbar, wofür das Eli eigentlich steht. Viele waren vielleicht etwas verunsichert oder vor dem Kopf gestoßen, als es hier größer wurde. Wir hatten auf jeden Fall das Publikum, dass hierherkommt, um Spaß zu haben und alles aus sich herauszulassen.

Würdest du sagen, dass ihr jetzt eher ein Stammpublikum habt?

Andy: Ich glaube, dass entwickelt sich gerade gut. Dadurch, dass ich erst jetzt wieder Nachtdienste übernehme, gehe ich wieder auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Bei meinem Team aus dem Nachtdienst oder der Bar und Security wird aber schon von Stammpublikum gesprochen. Das ist natürlich ein positives Feedback.

Das alte Superkronik betreut ihr ja auch – wie kam das?

Andy: Im März 2012 ging es hier mit dem neuen Eli los und etwa ein Jahr später standen die Räume im Hof gegenüber leer. Vorher waren Proberäume drin. Das war eine Kurzschlussreaktion, ich dachte, bevor das eine andere Crew oder Studentenvereinigung für Partys nutzt, nehme ich das. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, ohne an Zahlen zu sitzen und zu fragen, ob ich mir das leisten kann. Einfach erstmal haben. Ganz schnell war aber klar, dass wir uns damit gute Möglichkeiten geschaffen haben. Es ist in Leipzig recht einmalig, dass auf einem Hof auf der linken und rechten Seite jeweils eine Location ist. Wir sind auch flexibel, können größer und kleiner sein oder zwei verschiedene Partys auf einem Hof stattfinden lassen. Den Vorteil haben wir ausgereizt.

Konntest du auf die Erfahrungen mit den Dreikommanull-Partys für das Eli aufbauen?

Andy: Im Grunde haben mir die Erfahrungen aus den zwei Dreikommanull-Jahren haben mir den Weg geebnet. Die ganzen wirtschaftlichen und buchhalterischen Grundlagen waren bei mir nicht vorhanden. Es gab kein BWL-Studium, keine Erfahrungen aus der Gastronomie.

„Ich bin ein Quereinsteiger – wie viele andere wahrscheinlich auch.“

Zehn Jahre sind für Leipziger Verhältnisse eine durchaus lange Zeit, wie hält man das konstant am Leben?

Andy: Dreh- und Angelpunkt ist definitiv ein stabiles Team. Das hat sich über die Jahre geformt und herausgebildet. Tatsächlich kann man bei einem größeren Laden schnell den Überblick darüber verlieren, wie viele partizipieren und freiwillig Energie reinstecken. Da läuft nicht immer alles glatt. Die meisten, die zustoßen, haben das erste Jahr gut Energie, danach lässt es nach. Problematisch sind Leute, die die Arbeit im Club sympathisch finden, aber sich hauptsächlich darüber profilieren wollen oder Probleme mit Konsum haben. Die Nacht- und Clubarbeit ist immer ein zweischneidiges Schwert. Das herauszufiltern und so viel Menschenkenntnis zu sammeln, hat bei mir ein paar Jahre gedauert. Ich bin auch nicht der typische Chef, ich habe mich mehr oder weniger dahin entwickeln müssen, klare Ansagen zu machen und Struktur reinzubringen. Es gab einen kleinen Knick um 2014. Das haben wir aber genutzt, um unsere Konsequenzen zu ziehen und das Blatt zu wenden.Knick im Sinne eines Besuchereinbruchs?

Andy: Eher im Sinne eines Publikums, das man nicht unbedingt im Laden haben möchte. Wir haben zu spät erkannt, dass es aber doch bei uns war. 2013 war bei uns ein Bombenjahr, 2014 kam dann der Knick, auch etwas mit einem schlechten Ruf verbunden. Der kommt innerhalb einer bestimmten Zeit zustande, und diese Zeit mal Zehn gerechnet, braucht es mit harter Arbeit, um das Blatt zu wenden. Diese Schwelle haben wir seit einiger Zeit überschritten, denke ich. Da muss man eben konsequent sein und aufräumen – und das habe ich von innen nach außen gemacht. Wir haben mit einem völlig frischen Team angefangen und uns über die letzten Jahre in eine sehr positive Richtung entwickelt.

Sind das Routinen, durch die man den Blick dafür verliert, wenn etwas in die falsche Richtung geht?

Andy: Sicherlich kann Routine blind machen. Entscheidend war auch der Faktor, dass das Eli größer geworden ist. Und das Bewusstsein, dementsprechend vorhandene Strukturen anzupassen, ist nicht von gestern auf heute da gewesen. Es gab viel mehr zu beachten als vorher und das hatte viel von mir abgefordert. Da ist es schwierig, den Blick auf das Große und Ganze nicht zu verlieren.

Rückblickend war es so, dass ich 2013 noch in einer Art Hype war, bei dem ich das Gefühl hatte, es läuft gut und die Geschichte trägt sich finanziell. Ich glaube, da habe ich etwas nachgelassen und die eigene Betreuung ein Stück weit vernachlässigt. Dadurch habe ich den gesamten Überblick verloren. Ich war sicher auch nachts einige Male zu wenig da. Am Ende habe ich es doch erkannt. Und wenn ich etwas erkenne, schalte ich recht schnell um. Das geht dann schlagartig, worüber ich auch froh bin.

Was waren neben dem Bruch die größten Herausforderungen in den vergangenen zehn Jahren?

Andy: Im letzten Jahr hatten wir noch an Altlasten zu knabbern. Das hat sich hingezogen und das Ende der Fahnenstange ist in Sicht. Aber kurzzeitig war es schon so, dass ich über eine Insolvenz nachgedacht habe. Der Betrag war zwar noch nicht so groß, dass es sich gelohnt hätte, aber der Sommer kam, ich wollte in den Urlaub fahren und eine Woche davor wurde das Konto eingefroren. Dann fliegen Schätzbeträge auf einen zu, bei denen ich nur dachte, was wollt ihr – ich kann nicht mehr als arbeiten. Aber wir sind knallhart und eisern geblieben und haben uns durchgebissen. Was es natürlich nicht leichter gemacht hat, ist, dass in den letzten zwei Jahren das So&So und Institut fuer Zukunft dazu gekommen sind. Das macht es für so viele Clubs in einer recht kleinen Stadt schon schwierig.

Aber gab es einen Moment, an dem du keine Lust mehr hattest?

Andy: Nein, es gab keine ernsthaften Überlegungen aufzuhören. Es ist nach wie vor meine Berufung, ich habe so ein breites Spektrum an Arbeiten, dass ich von Langeweile und Routine gar nicht reden kann. Jede Veranstaltung ist anders, in jeder Woche wird etwas anders geplant.

„Die Routine geht unter – es gibt sie, aber erdrückt einen nicht.“

Wer sind aktuell noch wichtige Leute im Elipamanoke?

Andy: Zum Großteil wird er von Lars Goldammer und Chris Manura gestemmt, die sich in die meisten Nachtdienste reinteilen, was eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe ist. Die halten den Laden am Laufen. Was Ideenfindung und Veranstaltungskonzeption betrifft, helfen mir Sebastian und René mit. Mit den beiden versuche gerade auch, ein interessanteres Booking zu machen, damit der Laden noch ein anderes Standing bekommt und vielleicht auch mehr in der Künstlerszene akzeptiert wird. Im Hintergrund arbeitet auch meine Frau zwei Tage im Büro mit, sie ist eine meine wichtigsten Ratgeberinnen – in allen Belangen, was den Laden angehen. Und auch Petra ist wichtig, sie macht die Buchhaltung. Sie ist als Mensch auch nicht mehr wegzudenken.

Würdet ihr sagen, dass das Elipamanoke für einen bestimmten Sound steht?

Sebastian: Wir sind gerade dabei, den zu finden. Nachdem das So&So und IfZ aufgemacht haben, hat das vielleicht nicht mehr funktioniert, dass man hier einfach Veranstaltungen und Fremdveranstaltungen mit einem wechselhaften Publikum drin hat und den Laden nicht so richtig greifen kann. Da sind wir gerade dabei, herauszufinden, wie wir das Booking mehr selbst in die Hand nehmen und schauen, was zu dem Laden passt. Das passiert allumfassend, auch von der Corporate Identity her und der Gestaltung der Räume.

Wo würdet ihr gern hinkommen mit dem Sound?

Andy: Das ist schwierig. Das offene und aufgeschlossene ist, glaube ich, für keinen Laden in der Stadt wegzudenken. Auch das IfZ dürfte an seine Grenzen kommen, nur Dark Techno und nerdy Kram anzubieten. Es ist aber seit einem Jahr eine starke Nachfrage nach Techno spürbar. Nicht nur die Nachfrage, auch das Angebot. Irgendwie spielen gerade ganz viele Techno und darauf versuchen wir uns auch, etwas einzustellen.

Sebastian: Trotzdem ist es auch spannend, genau das zu brechen und im Techno-Keller House zu machen.

Andy: Ja, wir wollen aber nicht nur nach den Trends schauen, sondern auch selbst Trends setzen. Mit der ‚Made to Fade’-Reihe probieren wir das. Das ist finde ich auch wichtig für die Philosophie hier: Bei diesem ganzen Agentur-Konglomerat, das man mit hohen Anforderungen und unverschämten Gagenvorstellungen bedienen muss, ist für mich schon die Frage, wie man da dagegen steuern kann. Warum machen wir einen Club und warum haben die Agenturen noch nicht begriffen, ihre Preise ein Stück weit den Läden anzupassen. Aus meiner Sicht ist die ‚Made to Fade’-Reihe ein kleiner Arschtritt gegenüber den Agenturen, den ich auch gern unternehme. Das Konzept ist Musik, Namen gibt es nicht. Es geht darum, mit so einem Konzept das Vertrauen der Leute zu erhalten, wo sie sich darauf verlassen können, dass es geile Musik gibt. Was für Namen dastehen, spielt keine Rolle. Das ist für uns ein interessanter Ansatz, am Ende will natürlich jeder Laden, dass man machen kann, was man will und die Leute kommen, weil sie einem vertrauen. ‚Made to Fade’ ist ein Schritt in diese Richtung.

Und das geht auch auf?

Andy: Ja. Ich glaube, dass ist auch nicht nur für die Gäste interessant, sondern auch für die Künstler, an die wir herantreten und denen wir das anbieten. Das Feedback ist schon, dass sie den Ansatz sympathisch finden und selbst gar nicht so viel Wert darauf legen, dass ihr Name auf dem Flyer steht. Das finden alle Seiten spannend.

Sebastian: Das geht auch etwas zurück zu den Ursprüngen von Techno, als es noch keine Stars gab. Anfangs war es ja so, dass die Leute nicht in Richtung des DJs getanzt haben, sondern einfach im Raum. Der DJ stand überhaupt nicht im Mittelpunkt, sondern nur die Musik.

Aber im daily business geht es dann blöderweise doch nicht ohne Namen, oder?

Andy: Ja. Wir sind aber auch froh, geile Namen zu haben. Acid Pauli war für mich eine schöne Nummer. Im April kommt auch Magda zu uns. Das ist für mich zweischneidig – eigentlich möchte man das viele Geld nicht zahlen, aber am Ende freue ich mich bei solchen Nummern auch über eine gewisse Referenz, die der Laden durch solche Bookings zusätzlich erfährt.

Zweischneidig, weil es so teuer ist?

Andy: Ja, auf der Seite mache ich ‚Made to Fade’ und möchte das nicht bedienen, auf der anderen Seite bediene ich es volle Kanne. Am Ende ist es ja bei jedem Laden so. Überall gibt es große Bookings in der Stadt. Es ist natürlich bei der Abwicklung noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Die Künstler sind anspruchsvoll – das macht es auch wieder spannend.

„Auch das Risiko, ob man ein teures Booking stemmen kann, schafft einen Reiz. Der ist auch wichtig.“

Was motiviert euch weiterhin, auch nach zehn Jahren?

Andy: Der nächste Schritt motiviert uns, also Bookings anders anzugehen, die Stadt anders anzufassen, Tuchfühlung mit Künstlern aus dem IfZ und Conne Island. Spannend ist auch, dass sie kommen. Ich weiß nicht, ob sie das schon vor einem Jahr getan hätten, aber jetzt kommen sie gern, habe ich das Gefühl. Das motiviert unheimlich. Natürlich gibt es viele To-Do-Listen, aber ich möchte nur die kreative Seite ansprechen. Und die ist unerschöpflich. Das hält uns am Leben, das ist der Wahnsinn. Die Location erschöpft sich zum Glück noch nicht – wir wollen neue Nischen und Rückzugsräume für die Leute bauen und da gäbe es noch viele weitere Ideen.

Ihr seid hier auch safe?

Eine 100-prozentige Sicherheit habe ich nicht, aber vor dem letzten großen Umbau Anfang 2015 habe ich mich mit den Eigentümern getroffen und gesagt, dass eine Investition ansteht. Da brauchte ich Sicherheiten, um planen zu können. Es wurden auch Worst Case-Szenarien besprochen. Letztendlich haben die Eigentümer über dem Eli eine sehr kostenintensive Dachrenovierung gemacht – das macht man nicht, wenn man weiß, dass das Ding hier in fünf Jahren gegessen ist.


„The morning after“
Gregor Barth


Was waren eigentlich die Intentionen für den letzten Umbau?

Andy: Wir hatten das Problem, dass die Anlage immer größer wurde und im Tanzraum auch die Bar war. Am Ende hat die Bar nicht mehr als ein Ort funktioniert, an dem eine gute Kommunikation mit dem Gast stattfinden konnte. Teilweise hat man sein eigenes Wort nicht mehr verstanden.

Das ist nicht optimal, um sich als Gast im Club wohlzufühlen und als Personal dort zu arbeiten. Also haben wir Bar und Tanzraum separiert. Vorher waren wir mit dem DJ-Pult von der Position her sehr eingeschränkt. Jetzt sind wir mit einem rollbaren DJ-Pult flexibler, was im Zentrum steht, wenn nichts live passiert, was aber auch dezentral stehen kann, wenn es daneben noch eine Bühne braucht. Das kam auch bei den Gästen auch gut an. Natürlich gab es hier auch erstmal Gemeckere, ein Jahr später war dann wieder alles positiv.

Beim alten Superkronik wollten wir die Idee mit dem DJ-Pult in der Mitte ausprobieren. Mit dem Umbau wollten wir unseren zweiten Floor so stark aufwerten, dass sich das auch positiv auf das Eli auswirkt. Die größte Intention war, beides als Einheit zu sehen und das Kronik nicht mehr separat zu vermieten. Es sollte für die Leute greifbarer werden, dass wir mehr Bookings selbst machen und dass wir immer zwei Floors anbieten, egal wie voll es wird. Genau das geht gerade voll auf.

Hat das Eli eigentlich Residents? Außer dich, Andy, und Kleinschmager Audio habe ich eigentlich niemand richtig als Eli-Resident auf dem Schirm.

Andy: Lars Goldammer, Kleinschmager Audio, Efka, Nienein, Fujimi, Mathias Ache & Mule, Mori Schönwald, Osci aus Halle, Hötsche und auch Chris Manura.

Sebastian: Es ist auch schwierig. Es ist nicht wie in anderen Clubs, wo gesagt wird, dies sind jetzt unsere Residents. Aber es gibt schon einige Leute, die regelmäßig hier spielen und sich mit dem Laden identifizieren.

Es wird nur nicht so sehr nach außen kommuniziert.

Andy: Genau, das gibt es noch nicht. Die machen auch alle einen super geilen Sound, aber da können wir uns auch verbessern, damit sie etwas zurückbekommen. Und damit die vielleicht auch mal von auswärts gebucht werden.

Sebastian: Das gehört mit in die Suche nach unserem Sound und der Frage, was für Veranstaltungen wir gern machen möchten. Nach dem Sommer werden wir das hoffentlich besser strukturieren, auch mit neuen Reihen, bei denen die Leute genau wissen, was sie an diesem Abend erwartet. Das ist aber alles work in progress.

Andy: Das heißt, dass wir einer Crew gerne einen Floor komplett in die Hand geben, insofern es das Gesamtkonzept ausdrucksstark ergänzt, vor allem musikalisch. Da gibt es dann einigen Spielraum für die Aktiven, ein gutes Programm auf die Beine zu stellen. Gute Erfahrungen haben wir z.B. mit der Atopie-Crew, den Jungs von Station Endlos, dem Nice Collective und auch der INAR Booking-Crew gemacht. Variablen Licht- und Dekorationskonzepten sind da auch keine Grenzen gesetzt. Wir lieben es, wenn sich Crews mehr als nur mit gutem Sound einbringen.

Könnt ihr sagen, ob und wie sich euer Publikum in den letzten Jahren verändert hat?

Sebastian: Durch die Fremdveranstaltungen ist eigentlich jedes Mal ein anderes Publikum da. Es gibt zwar einen Kreis an Stammpublikum, den ich aber auch nicht recht genau definieren könnte. Es gibt aber eben auch eine große Masse, die bookingabhängig kommt.

Andy: Ja, so sehe ich das auch. Es ist abhängig von den Bookings und den Veranstaltungsreihen. Mit dem Klub Balkanska, den Drum & Bass Partys und unseren eigenen Veranstaltungen sprechen wir ein relativ buntes Spektrum an Leuten an. Aber bei mainstreamigen Veranstaltungen, wie mit Sascha Braemer, ist hier schon ein ganz anderes Publikum als sonst da.

Sebastian: Ich fände es gut, wenn wir es schaffen, dass sich das Publikum vermischt und sich nicht so elitär abgrenzt. Ich bin prinzipiell auch dafür, hier etwas mehr Türpolitik zu machen und auszuchecken, warum die Leute hier sind. Aber wenn sie die Musik mögen, sind sie hier erstmal mit offenen Armen zu empfangen und sollen sich auch miteinander wohlfühlen. Egal ob sie studieren, Künstler sind oder unter der Woche auf Montage sind.

„Es soll ein Ort sein, wo sich verschiedene Leute wohlfühlen können.“

Andy: Wie alle Läden der Stadt hatten wir in letzter Zeit auch mit Gästen mit Migrationshintergrund einige Probleme. Das hat unseren Fokus noch einmal auf den Gast an sich geschärft. Bei der Soft Skills-Party hatten wir 15 Leute, die von Antanzen, Diebstahl, Dealerei bis zu Falschgeld alles bedient haben. Die Probleme treten woanders ständig auf, bei uns war es sonst nicht ganz so verbreitet, aber an dem Abend war es krass.

Sebastian: Das war auch ein Abend, bei dem wir nicht damit gerechnet haben. Smallpeople waren da und wir dachten, es kommen nur nette Menschen, die House hören wollen. Da waren wir schon etwas überfordert, wie wir die unangenehmen Leute nun raus bekommen. Es waren auch viele Leute da, die seit Jahren nicht mehr bei uns waren und denen es eigentlich gefiel und dann passierte genau das.

Andy: Da haben wir reagiert. Durch Albrecht Wassersleben aus Dresden habe ich ein interessantes Konzept entdeckt. Er hatte mich zu einer Mittwochsparty eingeladen und meinte, dass er ein Konzept hat, das komplett auf die Gäste ausgerichtet ist. Wenn es Probleme gibt, gibt es dort beispielsweise ein Codewort. Wenn man das an der Bar sagt, wissen die Leute dort sofort Bescheid, dass sie sich darum kümmern müssen. Die Security und das Barpersonal sind geschult. Für seine Partys hat er einen Ansprechpartner für die Nacht, der unauffällig auf die Situation eingeht und den- oder diejenige in einen Rückzugsraum holt, wo die Geschichte geklärt wird. Den Ansatz fand ich super.

Sebastian: Genau, ich hatte vorher auch schon von einer britischen Initiative namens ‚Ask for Angela’ gelesen, später gab es dann auch in Münster eine deutsche Variante. Wir haben daraufhin Karten drucken lassen, die nun auf das Codewort ‚Ask Elisa’ hinweisen, mit dem man sich an die Bar wenden kann, um aus unangenehmen Situationen herauszukommen und um diese zu klären.

Andy: Das ist noch in der Pilotphase, aber wir fahren das seit einigen Veranstaltungen. Es lässt sich noch optimieren, aber es gibt viel positives Feedback. Unser Ziel ist es, vielleicht über die LiveKomm einen einheitlichen Standard für die Leipziger Clubs zu schaffen. Das hätte sicherlich das Potential, dass es auch in der Stadt auf die Leute überschwappen würde, die stören möchten. Wir schauen ganz genau auf unsere Gäste. Das ist für uns ein großes Ziel in den nächsten Monaten, dass sie hier einen Ort finden, wo sie Toleranz und Freiheit erfahren können.Wie würdet ihr die Entwicklung der Leipziger Szene in den letzten zehn Jahren einschätzen?

Andy: Ich würde da gern die Unüberschaubarkeit ansprechen – an Produktionen, die rauskommen und damit verbunden an immer neuen Künstlern, die an die Oberfläche kommen. Es ist nicht nur für Clubbetreiber und Booker schwer, den Überblick zu behalten und ein Gefühl dafür zu haben, was gerade angesagt ist. Auch beim Publikum hat diese Entwicklung zu einer Überforderung geführt. Es ist nicht so wie bei uns vor 10 bis 15 Jahren: Die Anzahl an Stars, zu denen man gehen wollte, war überschaubar. Man kannte die ganzen Namen, das ist heute nicht mehr so. Dementsprechend hat sich auch das Publikum mit seiner Herangehensweise in einen Club zu gehen verändert. Das ist mir stark aufgefallen.

Sebastian: Am Anfang war das Eli auch noch ein Knotenpunkt. Da gab es, soweit ich weiß, nicht viel anderes in der Größe, wo sich Leute im kleinen Rahmen getroffen haben. Damals haben auch schon Leute wie Daniel Stefanik, Manamana, Lake People und viele andere bei uns gespielt, heute gibt es die Blaue Perle, Goldhorn und Pracht, eine Zeitlang auch die Ostapotheke – ein Haufen Läden in einer ähnlichen Größe also, wo spannende Sachen passieren. Dadurch ist natürlich viel mehr Diversität in der Szene gegeben, die eingefangen werden muss. Da muss man schauen, ob das zu dem Publikum hier passt, zieht das überhaupt oder sind das nur kleine temporäre Dinge, die in anderthalb Jahren wieder vergessen sind. Das alles im Blick zu behalten, macht den Job auf jeden Fall spannend.

Andy: Was ich auch spannend finde, ist das neue junge und frische Publikum, das vom Alter her auch meine Kinder sein könnte. Tatsächlich ist es so, dass wir hier zwei Veranstaltercrews haben, die genau dieses Publikum mitbringen. Es ist schwierig mit denen umzugehen. In deinen Anfangsjahren testest du viele Grenzen aus, was den Konsum in jegliche Richtungen angeht und junge Menschen verhalten sich einfach anders als 30-40-jährige. Das ist aber trotzdem unsere Zukunft und die müssen auch irgendwie an unsere Subkultur herangeführt werden. Es ist spannend zu sehen, auf welche Musik die abfahren: Die hören viel Drum & Bass und Dubstep, sind aber auch technoaffin.

Sebastian: Stimmt, da passieren gerade viele spannende Sachen, gerade auch, weil Trap derzeit so angesagt ist, was ja eine Schnittstelle zwischen Rap, gebrochenen Beats und elektronischer Musik ist. Das zieht gerade sehr und bringt viele Leute mit frischen musikalischen Ideen rein. Auch die vielen Open Airs sind hauptsächlich von jungen Leuten organisiert. Viele probieren sich erstmal draußen auf der Wiese aus. Das ist für uns auch interessant zu schauen, wen man davon vielleicht auch in den Laden holen kann.

Andy: Da sind die jungen Crews sogar kooperativer. Die kommen in den kalten Monaten auch in die Clubs und bringen das Potential mit her. Das finde ich gut. Viele Crews, die schon seit Jahren illegal abfischen, machen das nicht.

„Die jungen Crews sind trotz ihres Alters so blickig, ich bin mega erstaunt, was die alles schon auf dem Schirm haben. Das hat eine gute Energie.“

Ist Leipzig ein gutes Pflaster, um einen Club zu betreiben?

Andy: Ein schwieriges, würde ich sagen. Leipzig ist für mich die sympathischste Stadt im Osten und auch eine gute Stadt, um in der Subkultur aktiv zu sein. Dafür ist es definitiv eine sehr gute Stadt, anders als Dresden. Dadurch geht vieles sicherlich leichter, aber die Konkurrenz ist viel größer und die Messlatte liegt weit oben.

Sebastian: Musikalisch ist der Anspruch auf jeden Fall viel höher als in anderen Städten. Die Leute setzen sich hier viel mehr mit der Musik auseinander. Gefühlt ist die Quote Club pro Einwohner größer als in Berlin.

Was sind eure Pläne für die nächste Zeit?

Sebastian: Noch mehr spannende Künstler buchen, unsere Residents aufbauen, ein neues Lichtkonzept und eine besser klingende PA.

Andy: Ja, da habe ich ein Jahr lang darunter gelitten, nicht investieren zu können. Aber da soll es demnächst auch ein System sein, das alles abdeckt – im Drum & Bass-Bereich müssen wir aktuell immer aufstocken. Da ist der Abstand zu den anderen Läden noch größer. Zum Ende des Jahres schauen wir danach. Natürlich wollen wir auch räumlich weiter ausbauen, um es den Leuten noch angenehmer zu machen. Ansonsten organisieren wir wieder das ZilpZalp-Festival, weiterhin gemütlich und kostenlos, nur mit Einladungen von Freunden. Das könnte im nächsten Jahr vielleicht noch größer werden. Denn es gibt für den Südraum Leipzig interessante Fördermöglichkeiten, wo wir mit dem Festival genau reinpassen.

V.A. „Neue Meister – Live in Berlin“

Im Neoclassical-Bereich gab es in den letzten Jahren einigen Austausch zwischen Klassik und Elektronik. Die „Neue Meister“-Reihe widmet sich ebenfalls diesem Spagat. Auf der ersten Werkschau ist mit Fabian Russ auch ein Leipziger Komponist dabei.

Vor zwei Jahren hatten wir Fabian Russ im großen Interview. Mit seinem Sampling greift er die DNA des klassischen Instrumentariums auf, um die mehr oder weniger elektronisch veränderten Texturen wieder mit der originalen Wirkungskraft eines Orchesters zu konfrontieren.

Beim Start der „Neue Meister“-Konzertreihe in Berlin führte er mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin und der Sängerin Lydia Brotherton seine ebenso opulente wie filigrane Interpretation des britischen Volkslieds „Black Is The Colour“ auf. In knapp zehn Minuten windet sich das Stück in permanenter Spannung sowie in mehreren Schüben und Wendungen zu einer ganz eigenen Dramatik. Unberechenbar, durchaus pathetisch und überfrachtet, aber irgendwie auch sehr direkt.

Während sich Elektronik und Kammerorchester anfangs abwechseln, durchmischen sich beide Soundwelten zum Schluss hin, zusammengehalten von Brothertons Gesang.

„Black Is The Colour“ ist Anfang März auch auf der ersten Compilation erschienen, die alle Kompositionen der „Neue Meister“-Konzerte vereint. Fabian Russ reiht sich hier ein neben renommierte Musiker und Komponisten wie Henrik Schwarz, Matthew Herbert, Paul Frick von Brandt Brauer Frick sowie Francesco Tristano, die ebenfalls die Soundästhetik und Dramaturgie von elektronischer Musik in einen orchestralen Rahmen integrieren.

Russ scheint jedoch der einzige, der wirklich an einer klanglichen Vermischung interessiert ist. Viele der anderen Musiker übergeben dem Kammerorchester in erster Linie eine Komposition, die mit der Repetivität kokettiert und eine neue Offenheit andeutet. Doch in seiner klanglichen Durchdringung von Orchester und Elektronik und dem weniger auf Gefälligkeit zielenden Ansatz hebt sich „Black Is The Coleur“ erfreulich ab.

Nur Johannes Motschmanns flirrendes Ambient-Schweben und Techno-Aufbäumen kann da anschließen, getoppt von Matthew Herberts „Further“, einem immer beklemmender werdenden Statement zur Flüchtlingskrise. Dass für die „Neuen Meister“ jedoch ein Autohaus und nicht die Philharmonie als Konzertort gewählt wurde, weckt nicht unbedingt die Hoffnung, dass die Neuen Meister auch den großen Rahmen mitprägen könnten.

Planet Giegling – Spurensuche in Leipzig

Diese Woche ist eindeutig eine Giegling-Woche. Denn die „Planet Giegling“-Tour macht an zwei Terminen Halt in Leipzig. Die Stadt ist nicht unwichtig in der Geschichte des Labels.

Es gibt einen wahnsinnigen Hype um Giegling, seit Jahren schon. Horrende Discogs-Preise, volle Booking-Kalender und mit Traumprinz/Prince Of Denmark/DJ Metatron einen mystisch aufgeladenen Inkognito-Act.

Giegling ist ein großartiges Underground-Märchen der elektronischen Musik, ursympathisch in seinem künstlerisch ganzheitlichen Agieren als Kollektiv, das alle Felder am liebsten komplett selbstständig und unabhängig bespielt; konsequent in der niedrig dosierten, höchst wirkungsvollen Selbstvermarktung aus dem Schatten heraus; unbeirrt im musikalischen Spannungsfeld zwischen introvertiertem, deepen House und Techno und einigen HipHop-, Downbeat und UK-Ausflügen.

In Weimar entstand Giegling rundum die Bauhaus-Universität und einem kleinen, nur kurz existierenden Club. Das Label sollte den Vibe dieser wenigen, aber wohl intensiven Nächte weitertragen. Einigen Anteil daran hat auch die Leipziger Elektronik-Szene, wie es off record in unserem Manamana-Interview herauskam.

Parallel zu Kann Records reifte um 2008 nämlich auch in Weimar die Idee eines eigenen Labels. Zum Tanzen und Austauschen – Kann hatte mit ihrer „00“-Compilation erste Erfahrungen gesammelt – trafen sich die Kann- und Giegling-Jungs damals auf Midi-Partys oder bei Electric Island-Nächten. Kettenkarussell hatten in der Zeit im Ilses Erika ihren ersten Live-Auftritt. Als Giegling auf einer dänischen Insel ein Mini-Festival organisierten, wurden auch die Leipziger Freunde eingeladen.

Durch die Nähe standen auch im Kann-Plattenladen die ersten Giegling-Platten im Regal. Nicht lange, schon ab der Katalognummer 01 war die Faszination hinter den selbstgestalteten Plattenhüllen und dem verhuschten House-Sound spürbar.

Auch wenn sich Kann und Giegling später in ganz unterschiedlicher Intensität weiterentwickelten, blieb die Verbindung zwischen Leipzig und Weimar sehr eng. Auch personell, Dwig lebt in Leipzig, Leafar Legov wohnte bis Ende letzten Jahres hier und mit Lux gehört eine Leipzigerin zu den Giegling-Associates.

Neben mehreren Giegling-Nächten im Conne Island, Institut fuer Zukunft und dem Westwerk wurden auch Verknüpfungen in Vinyl gepresst: Einmal Traumprinz‘ „Paradise With A Lobotomy“-EP und Leafar Legovs Track „Cenote“ auf Kann Records, dann die EP „The Golden Age“ von Map.ache sowie dessen Remixe für Matthias Reilings erstes Album auf Giegling.

Bei all den Connections ist es nur schlüssig und erfreulich, dass die weltweite „Planet Giegling“-Tour mit gleich zwei Abenden in Leipzig aufschlägt. Ein Special, das sonst nur in New York, L.A., Tiflis und Berlin zu erleben war. Am kommenden Mittwoch stehen Ateq, Edward, Vril, Leafar Legov und Kettenkarussell gemeinsam für ein Konzert auf der Bühne des UT Connewitz – leider ist es bereits ausverkauft.

Am nächsten Samstag steigt dann eine lange Clubnacht im Conne Island, Giegling nonstop also mit zweitem Floor im Café sowie offener Bühne im großen Saal und Kneipe im Backstage – wie bei der 25 Stunden-Kann x Giegling-Party vor anderthalb Jahren – „der besten Party der Welt“, wie Map.ache noch heute schwärmt.

Credit 00 „Game Over“ (Uncanny Valley)

Nach CVBox veröffentlicht mit Credit 00 ein weiterer, aktuell in Leipzig lebender Producer sein erstes Album auf Uncanny Valley. Es ist eine Ode an die alten Gaming-Sounds.

Ich habe keine Ahnung von Computerspielen, „Prince of Persia“ und ein ödes Formel 1-Spiel sind die einzigen Games, die mich in meiner Kindheit ein paar Monate gefesselt haben. Bei Credit 00 scheint das anders gewesen zu sein. Die gleichermaßen wild bleependen und nostalgisch schimmernden Klänge vieler Spieleklassiker haben sich offensichtlich tief verinnerlicht.

Mit „Game Over“ widmet sich Credit 00 nun im Langformat diesem Thema. Während „Game Over“ und „Hit Fire To Respawn“ am Anfang im schwebenden Slow House-Modus unterwegs sind, schwappt danach eine ordentliche Portion Digital Dub, Wave, Reggae, Oldschool-Electro und Electro Boogie in die Tracks. Mit eben jener teils grob belassenen, manchmal naiv wirkenden Sound-Ästhetik, wie sie mit alten Computerspielen assoziiert wird.

„Breakers Revenge“ und „Insert Disk Two“ sind dabei so lässig und smart verspielt, das passt glatt in den Jahtari-Kontext. Und mit „Dance Dance Revolution“ und „Jungle Hunt“ mutiert Credit 00 sehr stilsicher und versiert zur Hit-Maschine. „Game Over“ ist ein stilistisch extrem weit aufgerissenes Album, fast wie eine Compilation, die verschiedene Artists vereint. Credit 00s EPs deuteten solch eine Offenheit durchaus an, meist konzentrierte sich der Fokus dort aber auf analogen House und Electro.

Die Breite hier – insbesondere die Jungle-, Dub- und Reggae-Einflüsse – ist also schon sehr überraschend und geht ebenso überraschend sehr schlüssig auf. Ohne es konzeptionell schwer aufzuladen. Ohne den Faden zu verlieren.

Was ich generell an „Game Over“ mag, ist das vorwiegend gedrosselte Tempo.

Möglicherweise ist das auch der Kit, der das Album als Gesamtwerk so gut zusammenhält. Zugleich ergibt sich so mehr Entfaltungsraum für die Sounds.

Meine persönlichen Hits sind die stillen „Odyssey“ und „One Zero One“, letzteres gerade durch sein hypnotisches, super reduziertes und beatloses Verschrauben von darken und hell flackernden Synthsounds. Toll toll.

Kathi hat Credit 00 übrigens eben in ihrer Radio-Sendung „Clubperlen“ vorgestellt und interviewt. Dort erfahrt ihr auch, dass Credit 00 gar kein Gamer ist. Nicht verpassen.

Mitmachen – Global Space Odyssey

In knapp drei Monaten zieht wieder die Global Space Odyssey durch die Stadt. Vielleicht auch mit einem Wagen von euch – bis Ostern läuft die Anmeldung.

Seit 15 Jahren gehört die Global Space Odyssey zu den festen Terminen des Leipziger Clubszene-Jahres. 2017 ist die kulturpolitische Demonstration für den 1. Juli unter dem Motto „Integration durch Kultur“ angemeldet. Im Aufruf zur 2017er GSO heißt es dazu: „Diverse Konflikte auf der Welt haben dazu geführt, dass viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur in unserer Stadt Schutz und Unterkunft suchen. Durch den Wohlstand, den wir in Leipzig leben, sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, für Menschen in Not genau das zu bieten. Die Realität sieht jedoch anders aus, so dass vermehrt und immer wieder dafür gekämpft werden muss. Dabei wird verständlicherweise oft außer acht gelassen, dass ein Zusammenwachsen von Kulturen kein Prozess ist, der sich von alleine regelt, sondern dass dieser von Menschen aktiv angegangen und umgesetzt werden muss.“

Auch wenn der inhaltliche Rahmen der Demonstration weiter als nur auf Szenethemen gefasst ist, prägen vorwiegend lokale Party-Crews den Sound und das Geschehen der Global Space Odyssey – mit ganz verschiedenen musikalischen Nuancen.

Bis zum 16. April 2017 habt ihr die Möglichkeit, selbst einen Wagen anzumelden. Wichtig dabei: Bei der Gestaltung des Wagens und Programms sollte das Thema der diesjährigen GSO aufgegriffen werden. Was außerdem zu beachten ist, steht auf der Anmeldungsseite. Wenn bei den Afterdemo-Partys Geld übrig bleibt, werden die Kosten für den eigenen Wagen bestenfalls sogar erstattet – teilweise zumindest.

Wer als Ordner oder beim Auf- und Abbau mit helfen mag, kann sich ebenfalls jetzt dafür anmelden.