Put On Your Dancing Shoes Teil IV – Voguing

Gleich zu Anfang eines: Madonna hat Voguing nicht erfunden! 

Mit ihrem Hit “Vogue„ aus dem Jahr 1990 wurde Voguing plötzlich einer breiten Öffentlichkeit bekannt; heute könnte man fast sagen, Voguing ist im Mainstream angekommen. Tatsächlich existiert Voguing aber schon sehr viel länger….

Strike a pose! 

Schon in den 60er Jahren gab es Wettbewerbe im Posing, angeregt von Fotostrecken und Werbekampagnen aus Modemagazinen – wie der namensgebenden Vogue. Aus der schnellen Aneinanderreihung von Posen entwickelte sich ein Tanz. Hinzu kamen Einflüsse aus anderen Stilen, wie zeitgenössischem Tanz, Ballet oder Breakdance und Elemente, die von Military, Martial Arts oder dem popkulturellen „antiken Ägypten“ beeinflusst waren. 

POSE! POSE! POSE! Hauptsache ästhetisch und ausgefallen! Voguing ist vor allem individuell!

Mit einer neuen Generation kam ein neuer Stil: Flexibilität, Verrenkungen und bizarre Akrobatik wurden in die Tanzperformance integriert; der „New Way“ war geboren. Der ursprüngliche Tanz, eigentlich “Pop, Spin and Dip„ genannt, wurde zum „Old Way“.  „Vogue Fem“ schließlich war anfangs „nur“ eine femininisierte Spielart als Ausdrucksform der Transfrauen in der Community. Heute ist er der populärste der drei Stile. Er spielt mit übertriebener Weiblichkeit und akzentuiert vorhandene oder imaginäre Attribute weiblicher Sexualität. Man nimmt sich zurück, wofür man in der Gesellschaft ausgegrenzt wird und besetzt es auf positive Weise neu; daraus schöpft sich die Energie von Voguing. 

Old Way
New Way
Vogue Fem

Ballroom is life! 

Man kann allerdings nicht von Voguing sprechen ohne ein Wort über die Ballroom-Szene zu verlieren. 

Ursprünglich kommt Voguing aus New York, genauer dem Stadtteil Harlem. Die mehrheitlich schwarze und latino Bevölkerung lebte dort in prekären Verhältnissen, was es für LGBTQI* dort doppelt so schwer machte. Wirtschaftlich und gesellschaftlich abgehängt, oft von den eigenen Familien verstoßen, war die Ballroom Community nicht nur einen Ort sich auszudrücken und frei zu entfalten, sondern ein Safe Space und eine Ersatzfamilie.

Die Mitglieder der, auch heute noch existierenden und konkurrierenden, „Houses“  lebten damals tatsächlich oft unter einem Dach. Ein House bedeutet nicht nur Unterstützung im Wettkampf, sondern Unterstützung in allen Lebenslagen und ein Ball bot die Gelegenheit für einen Abend dem eigenen Leben zu entfliehen und der ungeschminkten Realität mit Kreativität und Musik zu begegnen. Ballroom bedeutet Empowerment.

Meinen ersten Ball habe ich in Paris erlebt und was ich noch immer in Erinnerung habe ist die unglaubliche Energie, die den Raum erfüllt hat. Die Zuschauer bei einem Ball stehen nicht nur dabei und schauen zu. Sie unterstützen ihre Freunde, ihre Houses und ihre Community; die Stimmung ist, auf eine positive Art und Weise, unbeschreiblich aufgeladen. Dazu die unglaublich kreativen Outfits, die Vielzahl an Kategorien, die wahnsinnigen Performances…ich war überfordert und fasziniert und konnte für Stunden nichts anderes, als dem Spektakel mit offenem Mund zuzuschauen. Noch immer kann mich die Energie eines Balls mitreißen und überraschen, viel mehr noch, wenn man selber daran teilnimmt. 

Paris is burning

Category is …

Ballroom beinhaltet aber nicht nur Voguing: neben den Performance-Categories, in denen man seine Voguing-Skills unter Beweis stellen kann, gibt es noch andere Möglichkeiten sich zu profilieren; im Grunde genommen gibt es eine Kategorie für Jeden.

In Fashion-Categories zeigt man sein Stilbewusstsein und seine Kreativität, bei Runway seine Qualitäten als Supermodel. In den Body-Categories wiederum präsentiert man sein Gesicht, seinen Körper und seine Verführungskünste. Realness schließlich bedeutet die Juroren davon zu überzeugen in der heteronormativen Gesellschaft nicht aufzufallen, „real“ zu sein. Leider für viele eine tatsächlich relevante Fähigkeit. 

Sie alle bedienen den realen Wunsch zur Gesellschaft dazu zu gehören und Anerkennung zu finden, schaffen aber zugleich ihre eigenen Regeln, als Parodie auf die Zwänge ebendieser Gesellschaft. 

DJ, pump the beat! 

Voguing ist eng mit dem Aufkommen von House verbunden. House bietet den Rahmen für jede Art von Voguing-Performance; Posen und Performance-Elemente orientieren sich am Beat. Besonders der Drop, als Höhepunkt der Performance muss ON POINT sein. Anders als bei Disco tritt der Bass mehr in den Vordergrund und schafft eine gleichförmige Grundlage für Freestyle-Tanzperformances. Und darum geht es letzten Endes beim Voguing: nicht einstudierte Choreografien stehen im Vordergrund, sondern freie Interpretation, Reaktion auf die Musik und den Moment, sowie die Interaktion mit den Juroren, dem Publikum und natürlich dem Gegner im Battle. 

Zusätzlich zur Musik moderiert der Commentator den Ball: er kündigt die Kategorien an, organisiert die Battles und kommentiert das Geschehen, zur Unterhaltung des Publikums und zur Motivation für die Teilnehmer. 

Und auch wenn Voguing wettbewerbsmäßig getanzt wird, geht es doch, wie bei jeden Tanz eigentlich, um Gemeinschaft, die Freude am Tanz selbst und die Energie, die die Musik gibt, sodass es eigentlich kein Wunder ist, dass Voguing u.a. durch die queer dominierte New Yorker Club-Kid-Szene Eingang in die Clubkultur gefunden hat. Hier wurde es erstmals einer breiteren, auch weißen, Öffentlichkeit zugänglich, in der schließlich auch Madonna darauf aufmerksam wurde…

Paris is burning 

Sehnsuchtspunkt der Community zu dieser Zeit war Paris, als Sammelpunkt der High Society und Hauptstadt der Mode. Kurz gesagt der Inbegriff all dessen, was man zu erreichen erträumte. Lange Zeit blieb es auch genau das, ein Traum, denn Voguing war ein subkulturelles New Yorker Phänomen. In den 2000er Jahren aber schafft es den Sprung nach Paris und Voguing nahm seinen Anfang in Europa.

Für mich begann Voguing eigentlich fast zufällig während eines Auslandssemesters. Seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen. Es ist mehr, als nur ein Tanzstil, sondern eine Community – eine ganze Lebensart. 

In Leipzig gab es natürlich nichts vergleichbares, selbst die Berliner Community existierte erst seit ein paar Jahren. Dennoch hat sich eine (wachsende) Gruppe unterschiedlichster Menschen zusammen gefunden, verbunden durch die Faszination VOGUING.

In wechselnder Besetzung und in ständiger Re-Evaluation treffen wir uns seit mittlerweile 2 Jahren regelmäßig zu Trainingseinheiten, Sessions und Workshops im Heizhaus. Wir sind sicherlich keine professionelle Tanzgruppe, aber es geht auch nicht um pure Perfektion, sondern darum, sich mit Ausstrahlung und Selbstbewusstsein zu präsentieren, seine Persönlichkeit zu zeigen und vor allem Spaß zu haben. Im Ballroom ist man man selbst und gleichzeitig mehr als das.

Die Geschichte von Voguing ist mit Sicherheit noch nicht zu Ende und das Leipziger Kapitel nimmt gerade erst seinen Anfang. 

Behind the nights – Bake le Cake

Crazy colourful, crazy energetic, crazy crazy – die Bake le Cake-Boys mischen schon seit knapp über zwei Jahren in Leipzigs Szene mit. Zeit wird es also langsam, um herauszufinden, wer hinter den Acid House-Raves steckt.

Obgleich man schon eines ihrer Livesets gehört hat – die Soda Kids dürften jedem, der regelmäßig in Leipzig feiern geht, ein Begriff sein. Treibende Basslines, verspielte Samples und fette Acid House Rhythms definieren ihren Sound, von Leipzigs Partyplakaten sind sie nicht mehr wegzudenken. Und so ist es auch mit ihren Veranstaltungen aus der Bake le Cake Reihe, die in der Clublandschaft ebenfalls zu einem festen Bestandteil geworden sind.

Dass die Jungs aus Kanada kommen, dürften einige wissen, wie aber ist es dazu gekommen, dass sie sich und ihre Veranstaltungen in Leipzig in diesem Maße etablieren könnten?

Allein die Soda Kids stecken nicht hinter der Reihe, so viel sei vorab gesagt. Trotzdem ging es 2015 los, als die Jungs sich dazu entschieden, nach Deutschland zu kommen, um Musik zu machen.

„Of course, we were targetting Berlin, as any foreigners would.“

Eine Freundin aus Leipzig lockte sie dann schließlich hier her. Im Gegensatz zu ihrer Heimatstadt hat die Musik hier einen wahren Stellenwert, meinen sie: „People actually go to parties to listen to music. It’s a healthy scene – in Montréal, this is nonexistent. You’re either making pop [music, Anm. d. Red.], or you’re flipping burgers.“

von links: Niko, Georg, Christophe
Foto von Kim Camille

Das Elipamanoke gab ihnen schließlich eine Chance, zu spielen: dort lernten sie bei ihrem ersten Gig Georg kennen, der ebenfalls spielte – damals unter dem Namen Friedrich, heute als Carrera Paw. Mit ihm starteten sie die Bake le Cake Reihe, die zum ersten Mal im April 2017 im Eli stattfand: „It’s about putting out a place where people feel free and easy, where’s it’s colourful, where it’s non-serious.“

Bei der Frage nach ihrem größten bisherigen Meilenstein, einigen sich die drei auf ihre erste Geburtstagsfeier: Bake le Cake 3D, 46 Stunden Party. „It was like a festival at Eli, it was a movie. […] It’s not really a milestone, but it’s definitely one of our best memories.“ Und dass es ihnen darum geht – die Party zu einem Rave zu machen, loslassen zu können, sich frei zu fühlen – das merkt man nicht nur, wenn sie davon erzählen, das merkt man auch auf den Veranstaltungen selbst. 

„When it becomes too dark, too black and white, too one-genre driven, it becomes boring.“

Stattdessen soll es darum gehen, Genregrenzen verschwinden zu lassen, Musik und Farben zu vermischen – wobei auch Dekoration und Artworks sowie Videos eine starke Rolle spielen. So wie die Party aussieht, so sollen sich die Leute auch fühlen: bunt und verspielt.

„A safe space, where people feel well“, sagt Christophe. „An adult kindergarden!“- so Niko. 

Artworks von Anton aka @good.bad.ok

Bisher haben sie nach sieben Veranstaltungen im Elipamanoke und weiteren Kollaborationen mit dem Acid Rave im mjut, der Channel-Reihe im IfZ, Zur Klappe in Berlin und einer „Cupcake“ in der Kulturlounge mehr als nur einige Erfahrungen sammeln können. Und nun steht das erste Wochenenddatum im Institut mit dem Killekill-Label aus Berlin an; ein Plan, der schon seit einiger Zeit steht: „It’s been a label that’s been really dope for us for a long time; now it’s an honour to have them here.“

Ein weiterer Schritt in der Zukunft sieht Bake le Cake als Label und als Booking-Agentur vor (ja, Bewerbungen sind willkommen!). Es gibt immer noch zu viele talentierte Leute, meinen sie, die noch keine Plattform haben, sie aber verdienen.

Und die wollen sie ihnen bieten – wirft man einen Blick auf die vergangenen Bake le Cake-Bookings, merkt man, dass ihnen das bisher auch ganz gut gelungen ist. Klar ist dabei immer ein lokaler Fokus gegeben und klar wird ein ausgeglichener Geschlechteranteil berücksichtigt, jedoch sind diese Faktoren für sie selbstverständlich und logisch – Stichwort safe space. 

Nun gilt es also, den 29. November abzuwarten, bis der nächste Kuchen aus dem Ofen des IfZ gefahren wird – ach ja, der Name Bake le Cake hat übrigens keine spezifische Bedeutung, für alle, die es wissen wollen. Bis dahin heißt es: „Rave on.“ 


Das Interview wurde auf Englisch geführt.
Fotos von Kim Camille.

S.48-53: Zeichnerin Lisa Merten: „Ich muss damit nicht berühmt werden“

Lisa Merten zeichnet. Seit sie einen Stift halten kann. Kunstschule, Jobben, Clubben – und immer wieder das Einfangen von Momenten im Nachtleben, das macht sie aus.

Zeichnungen aus dem Nachtleben

Lisas Frau ist DJ, zusammen verbringen sie zwangsläufig und liebend gern viel Zeit im Nachtleben. Seit 1,5 Jahren leben sie in Leipzig und tauchen regelmäßig in die Nacht ein. Nicht ohne danach selbst aktiv zu werden – sei es als Producerin oder eben als Zeichnerin. 

Szene aus dem Nachtleben

Die beiden kommen zu mir ins Tapetenwerk zum Interview, Lisa zeigt mir ihre Kunstwerke. Ihre Zeichnungen zeigen Einblicke in Räume, in denen das Fotografieren verboten ist. Wie eine Gerichtszeichnerin hält sie die Stimmung, den Vibe und teilweise konkrete Situationen fest. „Im Club ist es meist zu dunkel, um gleich dort vor Ort zu zeichnen. Ich greife meine Ideen dann Zuhause auf, hole die Erinnerungen des Abends wieder hervor und lege los“, sagt sie.

Instamärchen

Einfach losgelegt hat sie auch, als sie Ellen Allien zeichnete und damit einen unverhofften Coup landete. Ihre Frau postete die Zeichnung des Idols der beiden bei Instagram. Besagte Frau Allien reagierte darauf. Und na ja, damit nicht genug – sie verpflichtete Lisa für alle Vinyl-Cover ihres neuen Labels UFO Inc. Klingt nach einem Instamärchen – ist es auch! Nur wahr. 

Ellen Allien

Für frohfroh zeichnete Lisa ihre Lieblingsorte des Nachtlebens in Leipzig. Die düstere Treppe im Institut fuer Zukunft, den Bratwurststand im Hof der Distillery („mit einer der besten Orte dort!“, lacht sie), eine Ecke des So&So (RIP). Die Bilder sind verändert – es sind keine abgezeichneten Fotos, das ginge ja auch gar nicht. Sie übertragen eine Stimmung und sind unfertig, wie sie erklärt: „Ich sitze zwischen 30 Minuten und sechs Stunden an einer Zeichnung. Immer ohne Unterbrechung. Das Bild ist dann fertig, wenn ich ein gutes Gefühl habe – genau deshalb sind sie oft unvollständig oder sehen unfertig aus.“

Zeichnungen für frohfroh

Institut fuer Zukunft – Trakt I

„Das Bild ist dann fertig, wenn ich ein gutes Gefühl habe.“

Distillery
So & So

Für die beiden, ob nun in der Musik oder beim Zeichnen, ist wichtig, dass Menschen von ihrer jeweiligen Kunst berührt werden. Dann hat Kunst eine Bedeutung. „Ich muss damit nicht berühmt werden. Gar nicht. Ich werde definitiv immer zeichnen, denn ich mache es in erster Linie für mich“, sagt Lisa.

Ein Blick hinter die Kulissen

Ihr Projekt ist also keinesfalls abgeschlossen, die beiden planen gerade ein Buchprojekt. Mit noch mehr Illustrationen, Kohle- und Fineliner-Zeichnungen, Geschichten aus dem Musikbusiness – ein Blick hinter die Kulissen des Nachtlebens als eigene Interpretation.

Vielleicht wird auch der ein oder andere Club, ein Open-Air oder ein Pop-Up-Club aus Leipzig Einzug in ihr Buch finden. Ein Porträt von Ellen Allien wird auch dort ganz sicher zu finden sein. Oder das nächste von Lisa gezeichnete Vinyl-Cover.

TransCentury Update IV

Das TransCentury Update-Festival findet vom 15.-17.11. in Connewitz statt. Mit dabei sind u.a. Derya Yildirim & Grup Simsek, Kokoko!, Sarah Farina, Fenster und das Wisp Kollektiv.

Das Festival („a festival“ heißt es im Untertitel) hält Musiker*innen und progressive Multimedia-Künstler*innen bereit und erforscht die Grenzen verschiedener Genre und bricht dabei mit konservativen Vorstellungen. Verschiedene Orte in Connewitz werden dazu zur Festivalbühne, zwei Clubs laden zum Feiern ein und in der Kinobar Prager Frühling habt ihr Gelegenheit, euch den Film ‚Keyboard Fantasies‘ anzuschauen (Eintritt frei!).

Die Website des Festivals ist sehr zu empfehlen – optisch wie inhaltlich. Das Festival kann auch tageweise besucht werden, wer alle drei Tage mitnehmen möchte, wählt am Besten den Festivalpass.

Hier lest ihr das Line-Up:

Freitag, 15.11.2019

Location: UT Connewitz
P.A. Hülsenbeck
Derya Yildirim & Grup Şimşek
Idris Ackamoor & The Pyramids

Location: Conne Island
Esclé
KOKOKO!
ANTR
Sarah Farina

Samstag, 16.11.2019

Location: UT Connewitz
D o l p h i n s
Fenster
Cate Le Bon
International Music

Location: Ilses Erika
Shari Vari
Opti | Siegfried Service | Albina (DJ Set)

Sonntag, 17.11.2019

Location: Schnellbüffet Süd
The Düsseldorf Düsterboys

Location: UT Connewitz
Beverly Glenn-Copeland
Jessica Pratt

Seanaps Festival 2019

Ein spontaner Hinweis auf das bis Sonntag laufende Seanaps Festival.

Auch dieses Jahr findet das Seanaps Festival wieder statt – und zwar vom 7.11. bis 10.11. Das musikalische Programm ist dabei wieder sehr offen: Grob gesagt stehen hier experimentellere Ansätze der elektronischen und akustischen Klangerzeugung im Mittelpunkt der Konzerte. Aber auch der Partyaspekt kommt nicht zur kurz, wenngleich die DJs laut den Beschreibungen auf weniger klassischen Club-Pfaden wandeln.

Ergänzend dazu finden diverse Workshops statt, wobei vor allem das täglich stattfindende Radiolab heraussticht, das sich mit experimentellen Herangehensweisen des Radiomachens beschäftigt.

Dieses Jahr sind die Veranstaltungsorte ausschließlich im Leipziger Westen angesiedelt: Workshops, Konzerte und DJ-Sets finden im Nochbesserleben, im Westflügel, in der Villa Plagwitz und in der Boxhalle des Westwerks statt.

Sämtliche Infos zum Programm findet ihr hier auf der Seanaps Website und auf Facebook. Im real life könnt ihr ebenso im Nochbesserleben vorbeischauen, wo ein Infostand inklusive Ticket-Verkauf und Merchandise-Abteilung aufgebaut ist.

Unentschlossen? Vielleicht hilft der folgende Teaser:

Premiere, Premiere: Shoplifter Of The Year von Foool (Kann41)

Mal wieder etwas Neues bei uns: eine Videopremiere. Und zwar von ‚Shoplifter Of The Year‘ von Foool, der dem bekannten Leipziger Kann-Label entspringt.

Foool

Der Berliner Künstler macht Musik, die perfekt in den Sommer passen würde. Der Release ist im November-Nebel sowas wie der rosa-orange-farbene Sonnenaufgang nach einer ziemlich durchtanzten Nacht, aber im guten Sinne, sozusagen.

Seine neue EP ist inspiriert vom Erwachsenwerden, Gruppenzwang und der romantischen Liebe von Teenagern im Spätkapitalismus, wie er schreibt. Mit 5 Tracks, die Synthiemelodien, elektronische Beats und Gitarrenriffs verbinden, ist ‚Shoplifter 2000‘ schon der 41. Release bei Kann Records.

Kann x Klub Sonntag

Ok, gut, Foool hier, Kann da, wo bleibt jetzt Leipzig? Leipzig kommt dann nochmal am Sonntag ins Spiel mit einer ganz fabelhaften Rückkehr, dem Klub Sonntag im Conne Island. Ja, richtig gelesen: Nach fast eineinhalb Jahren Pause kehrt die Institution für alle Raver, die Samstag auch gern mal früher ins Bett gehen, endlich wieder ins Island zurück. Außer Foool, der natürlich, wie es sich für einen Producer gehört, live spielt, kommen noch Manamana zum Zuge und Janthe von der Chelsea Hotel Crew macht den Sack zu, fertig ist die Laube. Wir freuen uns jetzt schon darauf.

Jetzt aber zum Video. Enjoy!

Video: Shoplifter Of The Year

FOOOL – Shoplifter Of The Year

Das Bildmaterial des Videos entstand übrigens im Rahmen von Studien der Architektin Pia Brückner in São Paulo. Sie untersuchte Wohntypologien und deren architektonische Parameter – von informellem Wohnungsbau bis zu sogenannten Gated Communities – auf soziale Auswirkungen und Aspekte gesellschaftlicher Teilhabe. 

Foto von Tina Willim.

Talk Talk – Wann sind wir zu alt für Techno?

Ab wann sind wir eigentlich zu alt zum Raven? – Das fragen sich Kathi und Jens in unserer neuen Folge Talk Talk mit dem Leipziger DJ und Producer Filburt.

Westbam wohnt lieber auf Mallorca als in Berlin und gibt ehrlich zu, dass ihn das Altern nervt. Tom Novy zeigt in seiner Kolumne beim Faze Mag immer wieder, dass er die „neue“ Welt mit Social Media und female DJ nicht mehr versteht und Vincent Neumann sagte uns im frohfroh Magazin im Interview kürzlich, dass wir „irgendwann alle vierzig sind, will man dann noch nachts um zwei oder um drei aufstehen, um irgendwo zu spielen?“

Kathi, Jens und Steffen
Foto: Kathi Groll

Wann sind wir zu alt zum Raven? Geht das auch mit Würde?

Darüber haben Kathi, Jens und Filburt bei einer Mate (zum Wachbleiben!) diskutiert und eine neue Folge Talk Talk für euch aufgenommen.

Hier geht’s (altersgerecht) zum Bingo.

Review, Review: Clear Memory, XY0815 und Projekt Eins

Die zweite 12″ von Clear Memory ist kürzlich erschienen – wir haben reingehört und außerdem nach weiteren Releases aus dem Crew-Umfeld Ausschau gehalten.

Various „Clear Memory 002“

Der Herbst ist dunkel und Clear Memory bringen mit ihrer zweiten 12″ den perfekten Soundtrack, um sich mit ein paar Science-Fiction-Schmökern zuhause zu verkriechen. Oder eben gerade nicht, vielleicht ist es auch wieder die beste Zeit, um lange Nächte in Clubs zu verbringen – dann sind die vier Tracks auch für die Tanzfläche eine gute Wahl. Im Vergleich zur ersten Platte klingen die Tracks vielleicht ein Ticken treibender und stärker auf Electro fokussiert.

Achtung, Bombe: Gleich zu Beginn gibt es mit „The Gifted Man“ von Milium eine dystopische Electro-Hymne, die für mich irgendwie auch die Essenz des Genres präsentiert. Obwohl eine Menge in knapp fünf Minuten passiert, wirkt der Track niemals überladen und hält eine unglaubliche Spannung aufrecht. Allein, wie nach einem guten Drittel des Tracks die Snare eine ordentliche Portion Reverb abbekommt, ist großes Kino.

„Deansgate Mob“ von Westlake & Hayter behält die erwähnte Spannung bei und klingt dabei eine Ecke dreckiger. Laser-Sounds, Maschinengeräusche, verfremdete Vocals: Auch hier sind alle Zutaten hinlänglich bekannt, aber ebenso mit viel Gespür aufeinander abgestimmt – und rocken tun sie sowieso.

Seite zwei startet mit von Robyrt Hecht, dessen Vocoder-Stimme im Zentrum von „All We Do“ steht – ein Effekt, den ich gern wahllos im Alltag zur Verfügung haben möchte. Im Vergleich zu seinen Yuyay-Releases ist das Stück weniger verspielt, passt aber umso besser zu seinen Clear-Memory-Kollegen. „All We Do“ ist dann auch der Ruhepol der Platte, denn zum Schluss aktiviert Varum mit „Cosmos“ noch mal den Raketenantrieb und lädt uns zu einer Runde Space Invaders-Zocken ein. Wer würde dieser Einladung schon widerstehen, wenn sie so funky verpackt ist wie dieser fulminante Abschluss einer durchweg gelungen EP?

XY0815 auf Brokntoys

Auch abseits des eigenen Labels gibt es weitere Musik der Clear Memory-Crew zu entdecken. Zwei sehr schöne, durchaus aufgeräumte Tracks von XY0815 gibt es auf einer 7″ des englischen Labels Brokntoys zu hören. Bei „Geist Körper Synergie“ scheinen sich die Noten immer gegen ein drohendes Detuning zu wehren, wodurch der Track leicht verspult und trippig wirkt. Die B-Seite „Cleo’s Theme“ badet hingegen auf angenehm zurückhaltende Weise im IDM-Geblubber. Beide Tracks behalten dabei aber den Electro-eigenen Groove bei, eignen sich also prima, um ein DJ-Set in unterschiedliche Bahnen zu lenken.

Deutlich ernster und härter fällt „Rigid Body“ aus, eine ebenfalls auf Brokntoys erschienene Zusammenarbeit von XY0815 und Int Main. Ein knarziger Bass untermalt den sehr trockenen, dunklen Groove. Das ist was für lange Nächte im Electro-Keller und dabei auch der düsterste Moment des ansonsten recht melodischen, manchmal auch leichtfüßigen Samplers „Relative Persuasions“.

Various Rats (Rat Life)

Im Frühjahr erschien außerdem eine Compilation auf Rat Life mit Clear Memory-Beteiligung: Unter dem Namen „Projekt Eins“ liefern Hayter und Magnetic energiegeladenen Electro auf den Punkt gebracht ab. Eigentlich sagt der Name des Stücks, „Hit’n’Run“, alles. Aber es gibt noch mehr zu entdecken: Sowohl „Wigwalker“ von Neud Photo wie auch „Akou“ von Skoov erinnern an die rohe, dunkle Seite der 80er, wobei letzteres vor allem aufgrund der Vocals im Gedächtnis haften bleibt. Und wem das nicht genügt, der bekommt mit Ca$hminus‘ „No Guaranty“ im Credit 00-Remix noch eine Dancefloor-Bombe oben drauf.

S.22-23: Elf von Zehn

Die besten elf Releases aus zehn Jahren frohfroh – keine leichte Aufgabe. Jens hat sie trotzdem gekürt.

10 Jahre, 11 Releases. Die „Besten“ noch dazu. The one and only. Wie soll das funktionieren? WordPress spuckt mir 800 Einträge in der ReleasesReleases-Rubrik aus. Mir ist schnell klar, dass dies eine unangenehmere Aufgabe wird, als anfangs gedacht. Um es vorweg zu nehmen: Diese Liste ist keine objektive Wahrheit. Um Objektivität ging es in den frohfroh-Rezensionen aber auch nur bedingt. Es durfte sich in ihnen immer eine Meinung, ein Geschmack widerspiegeln. Dies hier ist also ein Vorschlag von mir. 

Das Warm-up

frohfroh ist vor zehn Jahren nicht aus dem Nichts entstanden. Rückblickend inspirierten besonders vier Platten, mehr und intensiver über elektronische Musik aus Leipzig zu berichten. Alle vier kamen 2008 heraus. Kassem Mosses EP »Aqueous Haze (The World Dissappeared Into An) gehört mit dem rough-verschrobenen Techno-Track »578« dazu. Aber auch »Einfach Gewinnt«, eine frühe Hymne von Mod.Civil – inklusive Klaus Kinski-Sample und Marko-Fürstenberg-Remix. 

Außerdem Daniel Stefaniks wunderbares Dub-Techno-Album »Reactivity«, releast bei Statik Entertainment, einem Leipziger Label, das bereits seit 1994 Platten veröffentlichte. Und natürlich überraschte 2008 auch die erste Platte von Kann Records, »Kann 00«. Ein Pilot, außerhalb der klassischen Katalognummern. Die Tracks überzeugten dann aber doch sehr – nicht nur in Leipzig.

Die Peaktime

2009

Various Artists »Ortloff Eins« (Ortloff)

2009

Galerie, Off-Party-Spot und seit 2009 Label – Ortloff muss hier unbedingt erwähnt sein. Die Nummer 1 sah in der pinken Vinyl-Version nicht nur unfassbar gut aus. Sie präsentierte mit Tracks von Marko Fürstenberg, Cheslo, Mod.Civil, Sevensol & Bender zugleich eine Mini-Werkschau der gerade neu aufblühenden Leipziger House- und Techno-Szene.

2010

Praezisa Rapid 3000 »Mandy Sagt Das Ist Naturmusik« (Doumen Records)

2010

Praezisa Rapid 3000 und ihr Doumen-Label tauchten mit dieser EP zum ersten Mal auf dem Radar auf. Und sie begeisterten mich sofort. Ihr schräger, vielfältiger Leftfield-/Electronica-Sound zeigte schon damals, dass in Leipziger Schlafzimmer-Studios nicht nur House und Techno entsteht. Aber auch Praezisa Rapid 3000 sind der Geradlinigkeit nicht abgeneigt.

2011

Various Artists »O*RS 1600« (O*RS)

2011

2011 Filburt gründete sein eigenes Label O*RS – und zwar eines, das sich musikalisch wenig um Genres und Formate scherte. Die erste Compilation brachte alte Helden mit Newcomern zusammen. Llewellyn etwa, das Disco-Nebenprojekt von Lake People. Und dazu: »Die Trompeten Von Mexico«, eine extrem positive House-Hymne von Mille & Mr. Hirsch.

2012

Here Is Why »HRSY« (Riotvan)

2012

Um Pop geht es bei frohfroh weniger, bei Here Is Why machten wir aber gern eine Ausnahme. 2012 hatte das Quartett sein Debüt-Album fertig, veröffentlicht vom gerade gestarteten Riotvan-Label. Und die Hommage an die Wave-Achtziger ging voll auf. Selbst heute holen mich viele der Songs ab – emotional und musikalisch. Schade, dass es nicht weiterging. 

2013

Felix K »Escapisms« (Alpha Cutauri)

2013

Abseits der geraden Bassdrums hat LXCs Label Alphacut Records super viel Input für unsere ReleasesReleases-Rubrik geliefert. Besonders addicted war ich beim Start seines Sub-Labels Alpha Cutauri. Drei Platten auf einmal, alles deutlich langsamer, experimenteller, ambienter. Hardwax war auch sofort into und übernahm den Vertrieb.

2014

Kassem Mosse »Workshop 19« (Workshop)

2014

Ok, ich bin Fanboy von Kassem Mosse. Mindestens ein Release von ihm muss also rein in diese Liste. Es ist sein erstes Album, stellvertretend für viele andere EPs und Alben von ihm. Ich mag bis heute diese besondere, diffus-melancholische Atmosphäre seiner Tracks sowie die ungeschliffenen, unperfekten Sounds. Auch »Workshop 19« ist voll davon.

2015

Kator »Get Stacked« (Defrostatica)

2015

Lange war davon die Rede, 2015 ging es dann tatsächlich los: Booga startete sein eigenes Label Defrostatica und brachte mit Juke, Footwork und anderen Bass-Spielarten neue Nuancen in die Leipziger Szene. Zum Start featurede er mit gleich zwei Platten den Leipziger Producer Kator – und der legte herrlich hektisch und deep vor.

2016

Philipp Matalla »Kiba« (Kann Records)

2016

Dies ist einer meiner All-Time-Favourites von Kann Records. Und ja, ich bin auch ein Matalla-Fan. Allein der 9-minütige Titeltrack steckt so voller weirder und zugleich deeper Sounds, das ich ihn gern auf Repeat laufen lasse. Aber die ganze EP ist großartig. Auch wegen des organisch-klingenden, eher forschenden denn funktionalen Grund-Vibes. 

2017

Perm »Jets« (Holger)

2017

Eintauchen in zeitlose, verspult-reduzierte Techno-Loops – mit Perm gelingt dies quasi immer. Er hat mich bisher mit jeder Platte begeistern können. Bei seinem Ausflug auf dem Leipziger Holger-Label war erstmals Perms dubbige Seite zu hören. Alles klingt hier gedrosselter, sphärischer, teilweise breakiger. Wie ein Gleiten im Jet-Stream.

2018

Severnaya »Polar Skies« (Fauxpas Musik)

2018

»Polar Skies« ist ein Album, das sich super zum Arbeiten hören lässt. Immer dann, wenn man den Stress kontern möchte. Ambient in seiner klassischen Form, in einem Mix aus stehenden und schwebenden Sounds – und dem perfekten Sunrise-Track, »Terramodis«. Fauxpas Musik, ein mittlerweile von Leipzig aus betriebenes Label, hat das Album veröffentlicht.

2019

Various Artists »Connwax 06« (Connwax)

2019

Wenn ein Leipziger Label die Techno-Underground-Kultur der letzten Jahre am Leben gehalten hat, dann wohl Connwax. Whitelabel, Vinyl Only und immer ein direkter Draht nach Berlin. Die 06 featuret neben Tracks von zwei About-Blank- und Tresor-Residents auch zweimal Leipzig – mit unglaublich treibenden, darken und einnehmenden Tracks von X/319 und Fragmentiert. Die Zukunft kann kommen.

Die Afterhour

Und da eine gute Party-Nacht bestenfalls entspannt ausfadet, gibt es on top vier ruhige Platten extra – in jeweils drei Adjektiven beschrieben.

#1 Throwing Shade »OM Shade« (Ominira) – Mystisch, ätherisch, wavig.

#2 Timoka »Tulgey« (Holger) – Divers, entrückt, offenherzig-verspielt.

#3 Noisy Answer »Noisy Answer« – Kontemplativ, schwebend, aufleuchtend.

#4 Mary Yalex »Beyond Borders« – Deep, naturalistisch, sinfonisch.

Workshop mit Suzi Analogue: Remixing

Phew! Suzi Analogue kommt nach Leipzig! Und zwar als Speakerin eines Workshops für Producer*innen und die, die es werden wollen.

Remixing

Suzi Analogue, ja, genau die, diese krasse Person und Musikerin, jettet ‚mal eben‘ nach Leipzig zu einem kostenlosen Workshop, den sie im Institut fuer Zukunft im Rahmen des Fe*male Ableton User Group Workshops (AUG und Fe*male AUG) halten wird. Und hierauf wollen wir euch besonders aufmerksam machen, damit anschließend niemand sagen kann: Hätte ich das doch nur gewusst!

Der Workshop findet am Dienstag, 22. Oktober 2019 statt. Thema: Remixing with Ableton.

Suzi Analogue

„Baltimore native Suzi Analogue is a paradox of time – „

“ – obsessed with the analog formats of the past while her music presses far into the future.“

Paste Magazine

„Suzi Analogue is a rarity within modern-day electronic music – „

“ – a prolific black woman singer, songwriter, beatmaker and creator of Never Normal Records.“

Resident Advisor

Insights

Suzi Analogue (ihr Sound wird u.a. als ‚electronic beats, neo-soul vocals and a hip-hop vibe‘ beschrieben) wird auch einige Insights über ihre experimentelle Beat-Tape-Reihe ‚ZONES‘ mit euch und uns teilen.

Beginn ist wie immer 19 Uhr, der Vortrag startet um 20 Uhr und wird auf englisch gehalten.

Eintritt frei.

#ffAgT – die ff-Ausgehtipps

Liebe Veranstaltende, liebe Leser*innen, es gibt News!

frohfroh lebt zu einem Teil von den wöchentlich erscheinenden Ausgehtipps. Für Veranstaltende und natürlich für alle Ausgehwütigen, Inspirationssuchenden und Leipzigneulinge sind die Ausgehtipps, die von unterschiedlichen Redaktionsmitgliedern ausgewählt und zusammengestellt werden, über die Jahre sehr wichtig geworden. 

In den letzten neun Jahren wurden die #ffAgT vornehmlich von Jens und Christoph formuliert, ab 2019 von mir (Antoinette Blume) und ab jetzt von Amy. Wir alle wurden auf unterschiedlichen Wegen angesprochen bzw. auf Events aufmerksam gemacht, sei es via hello@frohfroh.de oder unseren privaten Kanälen – das wollen wir ab jetzt vereinfachen und vor allem bündeln.

Wir haben für Veranstaltende eine Mailadresse eingerichtet, an die ihr Pressemitteilungen, Veranstaltungstipps, Pressefotos usw. usf. senden könnt:

ausgehtipps@frohfroh.de 

Juhu! 

Eine Kleinigkeit möchte ich noch anmerken: frohfroh ist ein Blog, der von idealistischen Menschen betrieben wird, die ihre Freizeit für euch und uns einsetzen. Das ist toll und eine – finde ich – Bereicherung für die Szene. Bitte behandelt uns auch so. frohfroh ist kein Partyradar und es gibt kein Recht auf Veröffentlichung bei uns.

ABER: Wir brauchen natürlich eure Tipps, Fotos, Erklärungen und haben Bock, eure VAs zu begleiten. For real! Schreibt uns. Und zwar an unsere neue Mailadresse. Nur bleibt fair, wenn mal etwas fehlt. Die Partytipps sind eine subjektive, unvollständige Auswahl und oft genug fehlt uns die Zeit oder auch ab und an die Muse, nach fünf Partytipps noch fünf weitere herauszusuchen. 

An Veranstaltende abseits der üblichen Verdächtigen, ohne Social-Media-Team: Schreibt uns! Wir machen uns gerne mehr Mühe für Geheimtipps oder stellen eure Crew in einem Behind the Nights-Artikel vor. 

Bis zur nächsten Party! 

1 x Tinkah, 3 x Defrostatica

Sowohl Tinkah wie auch Defrostatica veröffentlichen fleißig neue Musik. Wir stellen sie wieder vor.

Tinkah „Loniverse“ (Human)

Fleißig, fleißig: Ein zweites Release mit eigenem Material veröffentlichte Tinkah auf seinem Label Human im August. Diesmal gibt es zehn Tracks auf einer Kassette (und natürlich digital), auf denen er seinen Sound weiter verfeinert. „Loniverse“ mäandert dabei sehr organisch und verträumt vor sich hin, ohne dabei den Bass zu vergessen. Obwohl die Einflüsse aller möglichen Subgenres nach wie vor präsent sind, bedient Tinkah keinen bestimmten, funktionalen Style. Das ist ein musikalischer Gewinn, denn die Beats ordnen sich den Stücken unter statt ihnen eine vielleicht DJ-freundliche, aber doch starre Struktur vorzugeben. Nein, die 49 Minuten lassen auch mal die Beats zugunsten kontemplativer Atmosphären ruhen und fließen zu einem passenden Soundtrack für die kommenden, kalten Herbstabende zusammen.

Champion Sound „Youth EP“ (Defrostatica)

Damit’s aber nicht zu kuschelig wird, hören wir gleich in die neuen EPs des ebenso fleißigen Labels Defrostatica rein. Ganz frisch ist die zwölfte Platte mit drei Stücken des Moskauer Trios Champion Sound, das die rohe Energie des Jungle in zeitgemäße Form übersetzt. „Ghetto Youth“ ist ein Banger, der neben stakkatoartigen Subbässen auch Ragga-Vocals von Hawkeye auf einem Halftempo-Beat abfeuert, als gäbe es kein Morgen. Spätestens wenn nach dem epischen Drop ein zusätzliches Snare-Gewitter einsetzt, besteht Moshpit-Gefahr im Club. Unklar, wie im Nmesh Remix der Track dann tatsächlich zu einem noch größeren und dabei hakenschlagenden Rave-Monster ausgebaut wird. Rollt!

Ganz ähnlich wie „Ghetto Youth“ funktioniert auch „Talk“, biegt aber in eine deutlich paranoidere Richtung ab. Im Remix von Sun People wird daraus ein übellaunig-metallischer Roller mit Footwork-Einflüssen.

Sinistarr „Everything On Time EP“ (Defrostatica)

Bereits im Juni erschien das elfte Release auf Defrostatica, bei dem Detroits Sinistarr auf Kiat und Agzilla trifft. Wieder eine EP voller Kracher, die ja auch gut rezepiert wurden. Fast martialisch, zumindest eiskalt mutet der Opener „KNS 2019“ an, dessen als digitaler Bonus-Track beigesteuerte Original-Version mit Acid-Anleihen und kaputten Sounds überrascht.

„Emo“ hebt sich dann schon stärker vom üblichen Repertoire ab und ist ein funktioniert als Bindeglied zwischen Drum & Bass, Ghetto-Tech, Electro und ähnlichen Styles. Hier taucht auch schon eine viel eher an Detroit Techno erinnernde, melancholische Note auf, die dann auf Garden um (Achtung!) unkitschige Vocals ergänzt wird, welche wiederum in schräge, Footwork-Sphären gechoppt werden. Funky Shit! Auch „Topor“ fängt die hypernervösen Beats durch melancholische Synthies auf, die zwischendurch durch Bass-Gebrummel unterbrochen. Ein ebenso verrückter wie wunderbarer Abschluss.

DJ YumYums Track „Nous VIP“ (Defrostatica )

Zuguterletzt hat Defrostatica die völlig am Footwork-Acid-Rave-Rad drehende VIP-Version zu DJ YumYums Track „Nous“ veröffentlicht, der vorher auf der „Future Sound of Leipzig“-Compilation erschien. Da fallen mir keine Worte ein, außer: Unbedingt reinhören!