Down mit dwntmpo

Was für eine Wonne doch die Langsamkeit im Sound sein kann – das hat auch dwntmpo entdeckt, neben seinem anderen Projekt.

Ja, ein neues Gesicht steckt nicht hinter dwntmpo, es ist Lootbeg, der mir neulich erst – zu spät – durch seine Esoulate-EP positiv auffiel. Kurz darauf kam eine Mail, dass es da noch mehr gibt. Allerdings technoider und dunkler. Und langsamer.

Andy Stott kam mir sofort in den Sinn. Er holt auch eine sehr viel faszinierend schwingende Elegie aus der Langsamkeit heraus. dwntmpo ist jedoch noch tiefer im Dub-Techno verwurzelt. Der analoge Sound und die wohltuende Aufgeräumtheit teilt das Nebenprojekt aber mit Lootbeg.

Bei W-EE Records, dem neuen Label der Brasilianerin Whim-ee kommt die Tage nun ein Track von dwntmpo heraus. Auf einer Vinyl-Compilation namens „Raw It“. Darauf „Go Or Gogo“, das im Vergleich zu den anderen Tracks bei Soundcloud schneller ausfällt. Der Dunkelheit entzogen durch die souligen Vocals. Und ja, sie passen da perfekt rein.

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Markus Masuhr „Circular 02“ (Circular Limited)

Auch lustig, wenn sich ein Digital-Label Limited nennt. Aber egal: Markus Masuhr hat eine neue EP.

Drei neue Tracks sind auf der „Circular 02“, unbetitelt und sich viel Zeit nehmend. „Unknown 5“ schlendert anfangs sehr versunken in der Dub-Techno-Klassik.

Bei den „4“ und “3“-Parts wird es spannender, weil Markus Masuhr den Druck der Bassdrums merklich erhöht. Das bringt schärfere Konturen rein, weil es die Dub-Deepness sehr viel mehr strafft.

„Unknown 4“ setzt hier klar auf Techno, „Unknown 3“ lotet hingegen zusätzlich noch einige Dissonanzen aus, die mir aber zu wenig auf den Punkt kommen. „Unknown 4“ ist schließlich der Hit. Die vollständigen Tracks sind bei Bandcamp zu hören.

Den kann Roberto Figus leider nicht mehr besser machen. Auch wenn die eng und hektisch gestrickten Beat-Loops durchaus ungewöhnlich klingen. Mit Roberto Figus schließt sich übrigens der Kreis zu Masuhrs Label Insectorama: dort gehört er zum Künstlerstamm.

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Die frohfroh-Nachlese

Wir haben ein wenig bei Soundcloud gespielt und die Playlist-Funktion für uns entdeckt.

Lame business, klar. Aber besser spät als nie: endlich nutzen wir Soundcloud auch ein wenig aktiver und legen ab sofort jeden Monat eine Stream-Compilation mit Stücken an, die in dem jeweiligen Monat bei frohfroh vorgestellt wurden.

„Nachlese“ heißt das dann. Die erste Ausgabe für den September umfasst 15 Stücke, teils wild gemischt, aber dennoch ein wenig auf eine klangliche Linie gebracht. Der Oktober wächst auch schon. Ein Spaß nebenbei. Vielleicht auch für euch.

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Klinke Auf Cinch „Broken Master“ (Analogsoul)

Knapp ein Jahr liegt die Veröffentlichung des Klinke Auf Cinch-Albums „Highs & Hills“ zurück. Mit „Broken Master“ schieben sie eine Single mit zwei Remixen hinterher.

Und ein in der Heimat Jena gedrehtes Video. Mit Bratwurst und Handwerker-Charme. „Broken Master“ zeigt ja die stark ausgeprägte Pop-Seite von Klinke Auf Cinch, der Hit auf dem zweiten Blick. Lässig wogend und mit kleinen, verspielten Solo-Einlagen.

Micronaut nimmt diesen leichtfüßigen Schwung heraus und spielt mehr mit der süßen Melancholie, die beim Original zwischen den Tönen bleibt. Eingehüllt in eine dubbig schwingende Wärme. Sehr schöne Version.

Wooden Peak ist  ein klassisches Cover mit den eigenen Instrumenten und eigenem Gesang. Das spannende aber: die Elektronik bleibt komplett außen vor. So wird mehr Folk-Pop aus „Broken Master“. Steht dem Song auch ziemlich gut und dreht nebenbei den gewöhnlichen Remix-Ansatz um.

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Marbert Rocel „… Cause Of Loving“ (Compost Black Label)

Mitte September schon kam der zweite Remix-Teil zu Marbert Rocels Album „Small Hours“ heraus. Ein kurzer Blick darauf.

Marbert Rocel zu remixen ist bestimmt eine dankbare Angelegenheit. Bei der Fülle an organischen Sounds, Spunks präsentem Gesang und der spannenden Verortung zwischen Club und Band. Das Compost Black Label fragte für sechs Remixe an, vier für Vinyl, zwei als digitaler Bonus. Wahrscheinlich lag die Auswahl aber auch maßgeblich in den Händen von Marbert Rocel.

Denn die vier Künstler der Vinyl-Version dürften der Band mehr oder weniger nahe stehen – ausgenommen natürlich Bandmitglied Panthera Krause. Aber Marek Hemmann zieht den Kreis nach Jena, Philipp Stoya zur Muna nach Bad Klosterlaußnitz, Talski zurück in die aktuelle Wahlheimat Leipzig.

Alles wohl durchgedacht im Sinne von Marbert Rocels Musik-WG-Gedanken. Bei Heitzberg Theorem und Pete Bandit & Jason Shae sind die Verknüpfungen zur Band jedoch nicht so offensichtlich – vielleicht eher labelpolitisch.

Musikalisch stechen auf dem Vinyl Talski und Philipp Stoya am meisten heraus. Letzterer durch den elegant-gerade gezogenen Jazz-Ansatz, Talski durch die unaufgeregte Lässigkeit. Die musikalische Tiefe, die schon sein Debüt auf Rivulet Records besonders machte, ist auch seinem Remix von „’Cause Of Loving“ anzuhören.

Panthera Krause pumpt „The Temple“ mit einer durchdringenden Bassline auf und Marek Hemmann gewinnt mit seinem typischen stromlinienförmigen Schub die Massen – allein die Zahl der Soundcloud-Plays übertrifft die anderen Beiträge um das Zehnfache. Unbedingt mit anhören: die Heitzberg Theorem-Version von „I Wanna“. Dramaturgisch der spannendste Remix in seiner glitchig-verhaltenen Reduktion.

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Various Artists „Willkommen zu Hause – Distillery – 20 Jahre Clubgeschichte“ (Definition Records)

Kein Film ohne Soundtrack. Auch zum Distillery-Film gibt es eine Compilation via Beatport.

Christian Fischers Label Definition Records hat sich um die Lizenzierung der zehn Stücke gekümmert. Die Zusammenstellung ist durchweg hochkarätig mit ausschließlich Klassikern. „Loverboy“ von Steve Bug, „Tides“ von Beanfield im Carl Craig-Remix oder „Panikattack“ von Plastikman. Stücke, die auch im Film zu hören waren.

Zwei Dinge verstehe ich aber nicht: warum wird nur der musikalische Sonnabend abgebildet? Und warum ist nicht ein einziger Leipziger Künstler auf der Compilation enthalten?

Gerade wo Chris Manura, Clemens Ruh und Marc Puchta einen Großteil des Film-Scores bestreiten und Leute wie Matthias Tanzmann und Daniel Stefanik durch den Club gewachsen sind.

Wirkt daher wie ein teurer Schnellschuss, der inhaltlich nicht zu Ende gedacht wurde. Hier geht es zum Hören.

Tomorrowland in Taucha

Neulich erst habe ich von dem Tomorrowland-Wahnsinn bei Spiegel Online erfahren. In Taucha bei Leipzig soll es 2014 eine ähnliche Rave-Kirmes geben.

Als Summerlove City ist das „gigantische Electro / House Wochenende“ betitelt. Für Mitte Juli wurde der Flugplatz Taucha gemietet, um einen Jahrmarkt mit Rave zu veranstalten – nein, mehr noch: „das größte Airport-Festival Europas“. Großer Cash-Trash also.

LVZ Online und Mephisto berichteten bereits. Mit 100.000 Besuchern rechnen die Veranstalter. Tropical Island-Feeling mit Achterbahn soll es geben. Und natürlich Top DJs und Top Bands auf drei Bühnen. Endlich Entertainment à la Paul van Dyk, DJ Antoine & Co vor der Haustür.

Das Leipziger Stadtmarketing wird sich freuen – nach Highfield und Wave Gotik Treffen lässt sich dann auch eine Rave Parade als musikalischer Leuchtturm vermarkten.

NACHTRAG: Fail Fail – Taucha hat keine Lust, die Veranstalter ziehen weiter. Auf das Fluggelände Niedergörsdorf. Die ersten Headliner stehen, Tickets gibt es ab 70 €.

Noch ein Nachtrag, ein letzter:

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Throwing Shade „Mystic Places / Lights“ (Ominira)

Und wieder eine neue Nuance bei Kassem Mosses Label Ominira: wunderbar verschlungen-wehmütiger Soul.

„It’s all love and pain and sampling“, heißt es im kurzen Infotext zum Debüt von Throwing Shade. So simpel und pathetisch die Aufzählung klingen mag, sie trifft es exakt. Die beiden Stücke umarmen einen förmlich mit ihrer wehmütigen Wärme, die aus den hintergründigen Soul-Vocals und den dunkel verwobenen Synthesizer-Sounds hervorströmt.

Ein großer elegischer Mantel. Und das genaue Gegenteil von der ebenso oberflächlichen wie eindringlichen Emotionalität, wie sie gerade von Disclosure und anderen inszeniert wird.

Für Throwing Shade ist diese EP das Debüt. Die Londoner Produzentin hostet beim NTS Radio eine eklektische Sendung, die nach weitgehend ungehörter Musik aus verschiedenen Ecken der Welt sucht.

Bei „Mystic Places“ und „Lights“ ist dieser Geist latent herauszuhören. Es schwingt eine gewisse, verschleierte Folklore mit, die sich nirgendwo richtig verorten lässt. Höchst einnehmender „Cosmic R’n’B“, um noch einmal Ominira zu zitieren.

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Sven Tasnadi „Stop Talking“ (Moon Harbour Recordings)

Bisher war Sven Tasnadi auf dem Moon Harbour-Sublabel Cargo Edition zu hören. Mit „Stop Talking“ kommt nun seine erste Solo-EP beim Haupt-Label.

Mit Dan Drastic konnte Sven Tasnadi vor einigen Monaten bereits „Moon Harbour“-Luft schnuppern. Wobei er schon seit langer Zeit dem Label- und Booking-Kontext verbunden ist. Tasnadi ist ja auf sehr verschiedenen Spuren unterwegs, und er ist recht anpassungsfähig. Eine ambivalente Tugend.

Denn der glättende Moon Harbour-Filter dominiert den Titel-Track sehr deutlich. Super perkussiv und loopig die Beats, ganz versteckt etwas Deepness und ein kurz aufziehender Fanfaren-Sound – gähn.

Dagegen sind die derben Bassdrums und die digitalisierten Fanfaren von Steve Bug geradezu befreiend. Moon Harbour-Zögling Sable Sheep nimmt sich auch „Stop Talking“ vor, verheddert sich aber im Zwischenraum von Rave-Warm-up und Minimal.

Mit „Raver Jack“ bringt Sven Tasnadi noch einen weiteren Track unter, der insgesamt stärkere Konturen im Sound aufweist. Die Vocals drängen das Stück aber in die Comic-Ecke. Ein wenig schade, auch wenn die Ironie ja ihre Berechtigung hat.

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Rosen von Hans Nieswandt

Rose Records, Alter. Haben von Anfang an das Herz von Hans Nieswandt erwärmen können. Das achte Rosetape gehört daher ihm.

Voll schlüssig. Dennoch eine Geste, die sicherlich nicht jedes junge Label von der Kölner House-Legende erwarten kann. Spätsommerlich leicht, soul-geerdet und mit einigen Rose Records-Tracks garniert. Ein dicker Rosenstrauß also.

Von M.ono kommt übrigens demnächst eine weitere EP auf Brown Eyed Boyz Records. Im Mai gab es dort schon etwas von ihm zu hören. Und dann ist da noch Eva’s Finest. Dazu demnächst mehr hier.

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Tikiman und Heidi Riddim – Neues von Jahtari

Was für eine Ehre. Paul St. Hilaire alias Tikiman singt für die Jahtari Riddim Force. Zwei neue Maffi-7″ gibt es obendrein.

Tikiman ist durch die Zusammenarbeit mit Rhythm & Sound zur Legende geworden. Nun muss man keineswegs den Status von Jahtari kleinreden. Das Label um Disrupt und Rootah gehört mittlerweile zu einer festen Dub-Größe.

Die EP mit Paul St. Hilaire untermauert dies aber noch einmal auf beeindruckend deutliche Weise. Besonders toll ist, dass sich Disrupt und Rootah bis auf „Nah Ina It“ auf der A-Seite nicht dem vernebelt-schleppenden Rhythm & Sound-Erbe annähern. Sie ziehen in den drei 3-Minütern der B-Seite ihren 8Bit-Dub unbeirrt durch. Analog schillernd.Bei der Maffi-7″-Reihe kommen zwei neue Exemplare heraus. Vier Versionen, die auf dem Riddim-Klassiker „Sleng Teng“ beruhen. Nicht, dass ich das gewusst hätte, aber bei Jahtari werden die Zusammenhänge gut erklärt. Speng Bond, Junior Roy und Lord Sassafrass hauen ihren Gesang darüber.

16 Jahre ist Junior Roy, aus Paris kommt er. Seine schnoddrige Art gefällt mir am besten. Und letztendlich auch der instrumentale „Heidi Riddim“. Viel zum Vorhören gibt es hier leider nicht. Auf der Jahtari-Seite gibt es aber Streams.

Mittlerweile ist bei Jahtari auch der Bau von eigenen Synthesizern und Effektgeräten weit vorangeschritten. Zwei neue Geräte können nun auf Anfrage gebaut werden. Disrupt zeigt im Video, was geht.

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Mix Mup „After The Job“ (Hinge Finger)

Es hat um einiges länger gebraucht als geplant. Doch seit letzter Woche ist die Mix Mups EP auf Hinge Finger draußen.

Und Hinge Finger ist nicht irgendein UK-Label, es ist das gemeinsame Projekt von Joy Orbison und Will Bankhead, der auch The Trilogy Tapes betreibt. Das MM/KM-Mini-Album erschien dort im letzten Jahr.

„After The Job“ erscheint bei Hinge Finger nun in einer Reihe mit Blawan, Joy Orbison und Madteo. Manchmal muss es hartes Namedropping sein. Denn die Freude hier ist groß. Musikalisch leistet sich Mix Mup keinen Aussetzer. Abstrakt und rau, teils nah an der Übersteuerung, teils voller Wärme.

„Copa Jams“ und „Doomed“ zeigen Mix Mup noch einmal eine Spur konsequenter in der Straffung seines Sounds. Zugleich flackert bei „Copa Jams“ ein Soul-Vocal auf, das dem Stück eine unerwartete Dramatik verleiht.

Auch beim breakigen „After The Job“ verstärkt ein entfernt klingendes Vocal-Sample die ebenso bedrückende wie besänftigende Atmosphäre. „Bungalow“ ist schließlich der kontemplative Ausgleich, der weiche Balsam nach dem aufwühlend-einnehmenden Trip der ersten drei Tracks.

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