Seit rund einem Jahr gibt es die Möglichkeit in Leipzig, legale Open Airs auf ausgewählten Flächen zu veranstalten. Für unseren Podcast wollten wir von der Stadt Leipzig wissen, wie das erste Jahr lief und wie es damit weitergeht.
Anfang Juni 2022 war es so weit: Die Stadt Leipzig gab bekannt, dass ab sofort in begrenztem Rahmen und mit lauter Auflagen, legale Open Airs möglich sind. Wir hatten damals darüber berichtet. Nun gibt es einen Reality Check.
Hey Hey-Podcast-Host Sebastian traf dafür im Radio-Blau-Studio Christiane von Rintelen aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer sowie Nils Fischer, Fachbeauftragten für Nachtkultur der Stadt Leipzig. Beide waren bei der Entwicklung des Freiflächenkonzeptes involviert und sind auch an deren Weiterentwicklung beteiligt. Im Podcast erzählen sie, wie das Konzept entstand, welche Erfahrungen sie im ersten Jahr unter Real-Bedingungen gemacht haben – und natürlich wie es weitergeht. Viel Spaß damit:
Mitte Mai kam eine neue Platte von Inch by Inch heraus – der Plattenladen im Leipziger Westen ist mittlerweile bei der Katalognummer 007 und einem neuen Genre für das Label angekommen. Hier unsere Review.
Inch By Inch. Seit fünf Jahren feste Leipziger Plattenladeninstanz in Sachen Techno, House, Electro usw. Hier findet man vor allem gebrauchtes Vinyl, aber auch ausgewähltes Neues von lokalen Labels und darüber hinaus. Daneben steht der Name Inch By Inch für einen Vertrieb und eben auch: ein eigenes Label. Betrieben von Ladenbesitzer Philipp aka Drunkenstein himself und stilistisch sehr breit aufgestellt, ist hier alles drin von Electro, Ambient/IDM, Italo Disco und House.
Mit der neuesten (Split-)Veröffentlichung darf dieser Liste ein weiteres Genre hinzugefügt werden: Techno. Die zwei vorliegenden Tracks von DJ Balduin und T_NO sind „Heavy Content“, genauso also, wie es der Aufkleber auf Vinyl-Hülle bereits verrät. Also Nadel drauf, Volume-Regler hochziehen und los.
„Dafnes Bell“ von Balduin startet bei behäbigen 123 bpm, mit einem Bass ganz weit unten, metallischer Hihat, perkussiv und deep. Nach ca. einer Minute gesellt sich eine rhythmisch gespielte Glocke dazu, die dann erstmal den Ton angibt. Kurzer Break, ab geht es.
Ein satter Groover mit melancholischer Grundnote, der bei einer Spiellänge von ca. neun Minuten ständig neue Räume aufmacht. Im Hintergrund scheint immer etwas in Bewegung zu sein. Laut Balduin selbst entstand das Stück 2020 in der Zurückgezogenheit einer kleinen Hütte in Italien. Die tägliche Routine beinhaltete eher Wald- und Gartenarbeit als das Produzieren von Tracks, zumal dafür extra ein Generator betrieben werden musste. Aus Langeweile und bei der Suche nach Spazierpartner:innen fand er Dafne über eine App. Obwohl sie sich nie trafen, wurde sie seine digitale Brieffreundin für die vier Wochen in der Einöde. In seinem Kopf ist sie es, die die unverwechselbare Glocke spielt. Ihr ist das Stück gewidmet.
Auf der Flipside schaltet T_NO nochmals einen Gang höher. Mit treibender Perkussion, FM-artigen Synth-Glocken und trancigen Early-90s-Flächen mit ultralanger Hallfahne geht es hier nicht minder hypnotisch zu. Ab und an schmuggelt sich eine Subkick dazu, die dem Ganzen noch einen weiteren Schub gibt. „Revolver“ ist ein starker Track, der mit seinen fast zehn Minuten nicht einmal langweilig wird.
Die Nummer 007 auf Inch By Inch ist definitiv dem Club gewidmet, man kann den Nebel förmlich riechen. Alles in allem eine Runde Sache und ein ganz heisser Tipp!
Endlich gibt es mal wieder etwas neues von Tinkah. Beim Londoner Label Local Knowledge erschien letzte Woche eine neue EP – und die ist mehr als gut.
Abgesehen von einigen Live-Auftritten war es zuletzt etwas ruhiger um Tinkah geworden – die letzte EP „Loniverse“ liegt über drei Jahre zurück. Umso erfreulicher die News, dass mit „Apathy Is Death“ nun sechs neue Tracks herausgekommen sind. Die EP featuret einmal mehr einen disruptiven Sound, bei dem Genres keine Rolle mehr spielen – quasi der Soundtrack zu einer Post-Everything-Zeit, in der alles gleichzeitig da ist, in der sich alles nahtlos mit allen möglichen Einflüssen vermischt und dennoch eine unwiderstehliche Leichtigkeit behält. Genau dafür ist Tinkah schön länger bekannt.
Um es dennoch ein wenig einzuordnen: Tinkah bringt auf „Apathy Is Death“ modern-treibenden Jungle mit dekonstruktiver Electronica, Ambient und Future Pop zusammen. Und das alles in sehr kompakten Laufzeiten. Zwischen 2 und 4,5 Minuten dauern die Tracks – doch es passiert so viel, es gibt so viele Brüche und Elemente, dass es viele Anläufe braucht, um die feinen Soundschichten zu entdecken. Oder anders gesagt: Es sind sehr intensive, sehr dicht und unglaublich präzise produzierte Tracks.
„Apathy Is Death“ lebt von den Gegensätzen: Da prallen warme Ambient-Sounds auf kristallin-digitale Glitches, da treffen spooky Vocals auf zugängliche Melodien. Besonders „Skin 22“ mit Arpen Daks am Mikrofon entfaltet einen wahnsinnig spannenden Pop-Appeal. Bei Tracks wie „Empathy Is Life“ wird wiederum Burials nächtlich-verhuschter Sound weiterentwickelt.
Und dann sind wilde Dancefloor-Bouncer wie „Phoenix“ und „Swollen Heart“, die in schnellen Rhythmus- und Sound-Wechseln mitreißen. Bei „Stumbling Across The Dirt Until We’re Under It“ zersetzt sich dagegen alles. Nichts bleibt, alles ist in ständigem Wechsel und mündet in ein softes Breakcore-Update. Diese EP macht klar: Tinkah ist zweifelsohne einer der derzeit spannendsten Producer:innen in Leipzig.
„Apathy Is Death“ ist beim Londoner Label Local Knowledge auf Vinyl und Digital erschienen – also dort, wo Tinkah bereits auf einer Compilation zu hören war. Am 7.6. gibt es sie übrigens auch in der Sommerbar im Mjut zu erwerben – dort spielt neben Bunny Tsukino und Roy Mills auch Tinkah live!
Und am Samstag startet eine neue Party-Reihe im Mjut – während der Westhafen Geburtstag feiert.
frohfroh-Tagestipp //
All The Hours // Mjut // 23:55 Uhr w/ Owelle, Sophiise, DJ Fart in the Club, Perra Inmunda, Omit Salem, Anna Malysz, O-Wells, 41issa, Miss Take
Das Mjut startet eine neue Party-Reihe, die perfekt Club und Garden verbindet. Nach einer Clubnacht geht es nämlich draußen weiter. Insgesamt gibt 22 Stunden Various-Styles-Programm. Zur Premiere sind neben vielen Local Heroes auch zwei Life From Earth-Acts mit dabei: Perra Inmunda mit Psy-Pop-Techno und 41issa mit Hardstyle. Außerdem ist O-Wells aus dem Robert Johnson mit dabei. Klingt sehr spannend.
Außerdem heute //
TMN Trax Label Night – Neue Welle, 23:00 Uhr – Techno mit Nihad Tule, Current Location, Medha
Opera – A Future Game – ZiMMT, 18:30 Uhr – Ein interaktives, in der ersten Person spielbares digitales Musiktheater-Videospielessay in einer Gameengine. Die Installation beruht auf dem Musiktheaterwerk opera, opera, opera! Mit Musik von Ole Hübner und Texten von Thomas Köck. (weitere Wiederholungen bis 11. Juni)
Made2fade – Elipamanoke, 23:59 Uhr – No Names, Just Techno
5 Years Westhafen – Westhafen, 18:00 Uhr – House, Techno, Electro, Tech House mit DJ Hell, Anthony Rother, Rss Disco, Filburt, Coline, Peace Deaf, Sledge
Das erste Wochenende ohne die Distillery – schon weniger los. Aber es gibt eine interessante Label-Nacht.
frohfroh-Tagestipp //
Clear Memory // Neue Welle // 23:00 Uhr w/ Newinfluenzer, Mr. Beef, Robyrt Hecht
Das Leipziger Label Clear Memory hostet mal wieder eine Label-Nacht – voller bouncy, interstellarer und acid-durchtränkter Wave- und Electro-Sounds. Aus Hamburg ist Newinfluenzer dabei – und Mr. Beef spielt ein Live-Set.
Kürzlich kam übrigens die „Clear Memory 10“ heraus – die solltet ihr nicht verpassen.
Außerdem heute //
Opera – A Future Game – ZiMMT, 18:30 Uhr – Ein interaktives, in der ersten Person spielbares digitales Musiktheater-Videospielessay in einer Gameengine. Die Installation beruht auf dem Musiktheaterwerk opera, opera, opera! Mit Musik von Ole Hübner und Texten von Thomas Köck. (weitere Wiederholungen bis 11. Juni)
Datsche #12 – Elipamanoke, 23:59 Uhr – House, Techno und Downtempo mit c4lling, Feinraus, LottaLove, Miez, Sonnensystem, WSX., Zweifach
Lpzg Callin – Kulturlounge, 23:00 Uhr – Detroit-Techno und House mit Monomom, Temo, Dari And The Beast
Letztes Wochenende fanden die Trip Days statt – ein Festival, das in diesem Jahr mit mehreren für sich stehenden Abenden begeisterte. Hier ein paar Eindrücke.
Die Trip Days führten die Tradition des Trip Festivals fort, das seit mehreren Jahren die Leipziger Clubszene ein Wochenende lang mit sehr spannenden neuen Sounds und Live-Acts aufmischt. Denn wenn Trip etwas nicht ist, dann konventionell. Vielmehr geht es den Kurator:innen um einen internationalen Blick auf Sub-Szenen und Sub-Genres, die sonst in Leipzig eher unterrepräsentiert sind.
In diesem Jahr standen vier für sich stehende Abende auf dem Programm – daher auch der andere Name Trip Days. Schlecht war dies keineswegs, zumal die Abende teilweise deutlich besser besucht waren als im Vorjahr.
Donnerstag
Los ging es am Donnerstag im UT Connewitz. Nach einem etwas müden, aber durchaus empowernden New-Soul-Gig von Magi Merlin gab es ein Wiedersehen mit Catnapp. Die argentinische Musikerin mit Berlin als Base war letztes Jahr schon im Conne Island dabei. Aber keine Ahnung, ob sie nochmals an ihrer Show gearbeitet hat oder das UT die bessere Bühne für sie ist: Aber in diesem Jahr kam Catnapp extrem stimmig und powerful rüber. Ihr Auftritt hatte performative Züge mit heftigen Genre- und Stimm-Wechseln.
Scheinbar waren dieses Jahr auch mehr Catnapp-Fans am Start. Denn die Crowd nahm die Performance sehr dankbar an, sang und rappte mit, tanzte für Donnerstag erstaunlich exzessiv. Am Ende gab es einen langen Applaus und die beste Zugabe ever: Da Catnapp keinen weiteren Song im Live-Repertoire hatte, stimmte sie mit wilder Vocoder-Stimme einfach einen Pop-Song an, in den das Publikum schnell einstimmte. #gänsehaut
Freitag
Am Freitag gab es dann einen musikalischen Konter im Institut fuer Zukunft. Erstmals war die internationel gefeierte niederländische Wave-Band Ambassade zu Gast in Leipzig. Mit ihren fragilen und karg instrumentierten Songs treffen sie offensichtlich einen Nerv – das IfZ war sold out. Nachdem die Berliner Band Isolationsgemeinschaft den Abend mit 80s-West-Berlin-Vibes eröffnete, spielten Ambassade ein Best-of-Set ihrer ersten beiden Alben. Das IfZ-Soundsystem brachte das auch sehr gut live rüber. Nach rund 50 Minuten war jedoch leider schon Schluss – schade auch, dass hier nicht noch ein:e DJ das volle IfZ für ein paar weitere Stunden abgeholt hat.
Finale
Zum Finale am Samstag gab es dann sogar zwei Shows: Einmal ein Metal-Abend im UT, bei dem wir aber nicht waren, und eine Club-Nacht im Conne Island. Hier traten nochmals drei Live-Acts auf, die mit einem progressiven, queer und performativ aufgelegten Clubsound einige Ohren öffnen konnten. Besonders Deki Alem aus Schweden und Grove aus Bristol ragten musikalisch mit ihren genre-übergreifenden und dennoch poppigen Songs heraus.
Mit John Minus Plus und Valeska sorgten nach den Live-Sets zwei Local-DJs mit passend trippigen Sets für einen perfekten Ausklang aus den diesjährigen Trip Days. Wir freuen uns auf eine Neuauflage im nächsten Jahr!
Der ZiMMT e.V. wird in diesem Jahr zweimal monatlich zu einem offenen Klanglabor. Hier kann jede:r mit räumlichen Sounds experimentieren. Unser langjähriger Autor Christoph hat sich das für uns angeschaut. Hier seine Eindrücke.
Seit 2020 existiert das Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie, kurz ZiMMT e.V., das sich als „Galerie, Produktionsort, Konzertsaal, Forschungslabor und Netzwerk in einem“ begreift, seine Türen jedoch erst seit 2021 für die Öffentlichkeit öffnete. Zahlreiche Veranstaltungen wie Sound-Installationen oder 3D-Audio-Konzerte finden seitdem statt.
Das Herzstück dabei ist das aus 32 Lautsprechern bestehende 3D-Audio-System, das von Künstler:innen, Musiker:innen und Entwickler:innen interdisziplinär bespielt werden kann. Das ZiMMT möchte aber auch allen anderen Interessierten das Wissen rund um immersiven 3D-Sound vermitteln. Jeden zweiten Donnerstag im Monat findet dafür das Offene Klanglabor von 17 bis 21 Uhr statt – die Open Thursdays.
Neben dem Veranstaltungsraum mit der 3D-Klangkuppel sind auch das Research Lab und das 3D-Audio-Postproduktion-Tonstudio für Interessierte zugänglich. Hier kann man kennenlernen, wie die Verortung von Klangmaterial im Raum funktioniert. Dabei kann man vorgefertigtes Material nutzen oder auch eigenes Material mitbringen – z. B. auf USB-Sticks, externen Festplatten oder Laptops.
Zwei Expert:innen vom ZiMMT e.V. geben dabei eine Einführung in die verwendete Technik und stehen für Fragen bereit, darunter immer eine FLINTA-Person – der Verein möchte ausdrücklich FLINTA-Personen zum Mitmachen einladen. Das Angebot ist niedrigschwellig angelegt, so dass auch Einsteiger:innen willkommen sind. Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Besuch vor Ort
Da ich mich kurzfristig entschieden habe, für frohfroh am Klanglabor teilzunehmen, bin ich ohne Vorbereitung in die Torgauer Straße gefahren. Als ich ankomme, ist der Workshop bereits im vollen Gange. Zunächst sind die etwa sieben oder acht Teilnehmer:innen im Tonstudio versammelt, in dem Helena und Paul vom ZiMMT e.V. das grundlegende Prinzip erklären.
Speziell für 3D-Audio-Systeme eingerichtete Plug-Ins für DAW-Software wie Ableton Live oder Reaper sind notwendig, um eigene Stereo- oder Mono-Audiospuren in ein Format zu wandeln, das die Anordnung der Sounds im Raum möglich macht. Zudem muss der Audiotreiber auf das Audio-System angepasst werden.
Relativ schnell wird deutlich, dass diese Einrichtung in Abhängigkeit von der verwendeten DAW und vom Betriebssystem die größte Hürde darstellt. Funktioniert einmal die Kopplung, kann man verschiedene Plug-Ins in der DAW verwenden, um eine ausgewählte Tonspur im Raum anzuordnen und zu verschieben. Dies lässt sich einerseits über Regler direkt ansteuern, andereseits über Automationsverläufe definieren. Die Verschiebungen können aber z.B. auch über einen LFO beeinflusst werden.
Die Teilnehmerschaft wird in zwei Gruppen aufgeteilt. Während die erste Gruppe im Tonstudio verbleibt, um an konktreten Projekten zu arbeiten, geselle ich mich zur zweiten Gruppe, die in der Klangkuppel vorbereitete Sounds durch den Raum bewegen möchte. Paul zeigt uns anhand von Schlagzeug-Grooves noch einmal die Anwendung eines Plug-Ins, mit dem über drei Regler das Schlagzeug konkret im Raum verortet wird. Nach und nach bekommt man ein Gespür, wie das Schlagzeug von der Mitte nach außen, von oben nach unten oder auch im Kreis geführt werden kann. Hilfreich ist dabei auch eine grafische Darstellung, die sozusagen die Koordinaten der drei Regler anzeigt und auch verschieben lässt.
Eine der teilnehmenden Personen lädt danach eigene Field-Recordings in Ableton. Wir hören die Aufnahme eines Zugs, mit der die Automation per LFO ausprobiert wird. Nach einigen Versuchen fährt dieser fast einmal im Kreis um uns herum. Später wird schnell ein Beat in Ableton gebaut, dessen Bassdrum munter im Raum umher wandert. Der Effekt fühlt sich hier klarer an als bei den schon recht räumlichen Field-Recordings.
Mit einigen anderen gehe ich zurück ins Tonstudio, in dem ein Teilnehmer seine für eine Performance gedachte Musik abmischt und uns das bisherige Ergebnis zeigt. Da passiert einiges! Gleichzeitig ist es gar nicht so einfach, eine Meinung daüber zu entwickeln, welche Elemente bereits gut funktionieren und welche Elemente noch weiterer Bearbeitung bedürfen. Auf jeden Fall spürt man deutlich, wieviel Zeit und Arbeit in der Entscheidungsfindung steckt.
Anschließend verbindet ein weiterer Teilnehmer seinen Laptop mit dem Audio-System im Tonstudio. Nach einigen Hin und Her mit dem Audiotreiber hören wir Aufnahmen, die nach Schüssen und Kriegsgeräuschen klingen und wieder im Raum verortet werden. Auch nebenan in der Klangkuppel lässt jemand parallel experimentelle Sounds durch den Raum wandern. Und schon sind vier Stunden des Ausprobierens vorbei.
Fazit
Natürlich ist das ein sehr kurz gefasster Ausschnitt des Abends. Zwischendurch gab es eine Menge Gespräche zwischen den Beteiligten – ob über Ideen, was mit dem Material ausprobiert werden kann, über technische Fragen, aber auch über die einzelnen Projekte der Beteiligten. Auch die beiden Ansprechpartner:innen vom ZiMMT e.V. standen für Fragen immer bereit.
Die Atmosphäre fühlte sich für mich sehr aufgeschlossen, mitunter auch konzentriert und zurückhaltend an, je nachdem, was gerade passierte. Dabei vereinte alle Beteiligten die Neugier auf die Möglichkeiten, die das ZiMMT e.V. mit seinem 3D-Audio-System bietet. Und ich bin mir sicher, viele werden häufiger am offenen Klanglabor teilnehmen. Auch für mich wird das sicherlich nicht einzige Besuch bleiben, denn natürlich würde ich super gern eigene Beats in 3D hören und wo bietet sich sonst so eine direkte Gelegenheit?
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und selbst am offenen Klanglabor teilnehmen möchte, hat am 15.06. / 29.06. / 13.07. / 07.09. / 21.09. / 05.10. / 19.10. / 02.11. / 16.11.2023 nochmals die Möglichkeit dazu.
Bitte meldet euch vorher per Mail unter klanglabor@zimmt.net an.
Die neue Woche beginnt mit einem emotionalen Abschied.
frohfroh-Tagestipp //
Clubs Are Culture – Abschlusskundgebung // Distillery // 14:00 Uhr w/ Wighnomy Brothers, Teki Latex, Naitwa b2b I$A
Die Distillery verabschiedet sich aus der Kurt-Eisner-Straße mit einer großen Demonstration – und mehreren starken Forderungen. Darunter eine zügige Umsetzung des Beschlusses des Bundestages vom 04. Mai 2021, der Clubs und Livespielstätten mit nachweisbarem kulturellem Bezug nicht mehr als Vergnügungsstätten, sondern als Anlagen für kulturelle Zwecke definiert. Außerdem soll die Kulturschallverordnung modernisiert und ein Kulturraumschutzgesetz sowie ein Schallschutzprogramm erarbeitet und eingeführt werden.
Als Redner:innen sind dabei: Marc Wohlrabe (LiveKOMM), Jörg Kosinski (Livekommbinat e. V.), Steffen Kache (Distillery), Emiko (Berlin Club Commission) und Hannah Abelius (Livelyrics e. V.).
Musikalisches Highlight ist natürlich die kurze Reunion der Wighnomy Brothers. Ab 19 Uhr werden sie auflegen und für ein extra emotionales Ende sorgen. See you soon again, Tille.
Ende Juni erscheint eine 33-Track-starke Compilation beim georgischen Label Mind Controlled Rectifier – mit dabei sind auch zwei Tracks aus Leipzig. Und einen davon gibt es bei uns vorab!
Dass die georgische Hauptstadt Tbilisi ein Hotspot für eine aufregend-energetische und politisierte Clubkultur ist, dürfte längst kein Geheimnis mehr sein. Vor vier Jahren konnte ich selbst einen Mini-Ausschnitt davon erleben. Doch Tbilisi ist nicht nur Techno im Bassiani und Khidi. Mit Labels wie Mind Controlled Rectifier gibt es auch Plattformen für Electro, Acid, Breakbeat und Deconstructed und Sounds.
Offensichtlich gab es hier auch schon früh gute Connections nach Leipzig: Denn im Herbst 2021 kam eine EP des Leipziger Duos Yarn Init dort heraus – ein Side-Project von Varum und Int Main. Mind Controlled Rectifier scheint aber noch viel mehr Freude an umfangreichen Compilations zu haben. Mit der nun Ende Juni erscheindenden „AIMCRVA001“ toppt das Label sein bisheriges Engagement: Insgesamt 33 Tracks bündelt die Compilation. Und zu jedem Track gibt es ein individuelles Artwork, das die jeweiligen Artists mit einem KI-Tool erstellt haben. Die dahinter steckenden Prompts werden auch mit veröffentlicht.
Neben Cyan 85 ist auf „AIMCRVA001“ auch „I.S.P.“ von Friedrich Ernst mit dabei. Der Leipziger Producer gehört zur Self Learning System-Crew und passt bestens in den Mind Controlled Rectifier-Sound. Mit „I.S.P.“ verbindet er vielschichtig verzahnte Breakbeats mit kurz gecutteten Vocal-Samples und klassischen Acid-Sounds. Zwischendurch wechselt die Bassdrum dann auch streckenweise in gerade Gefilde und die rastlos nach vorn pushende Atmosphäre wird immer mal wieder von deepen Synth-Chords aufgefangen. Kurzum: Hier passiert in fünfeinhalb Minuten mehr als in vielen anderen Tracks – aber Friedrich Ernst bindet es so schlüssig in einen Sog, dass „I.S.P.“ zu einer spanennden Reise wird. Aber hört selbst:
Und das Artwork? Auf diesem Prompit basiert die Grafik von Friedrich Ernst:
„keywords provided by the artist: Inner system Power, Fusion Break Conductor, Endless Time In Space. *+we used some pictures from the private collection **prompt engineer: mat.7.7„
In den nächsten Tagen und Wochen veröffentlicht Mind Controlled Rectifier nach und nach alle weiteren Tracks der Compilation. Am Ende blicken wir nochmals drauf. Stay tuned.
Oha, bei Lydia Eisenblätter geht es grad sehr ab – letzte Woche brachte das Label des legendären Offenbacher Clubs Robert Johnson eine neue EP von ihr heraus. Mit vier Power-House-Tracks.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Lydia Eisenblätter auf ihrem eigenen Label [OAM] eine neue EP auf Vinyl releaste. Nun folgen vier weitere Tracks auf Live At Robert Johnson. Das Label freut sich selbst, dass Lydia nun Teil der Label-Family ist und sie die Tracks ihrer „Recovery“-EP nicht bei sich veröffentlicht konnten.
Da passen sie auch gut hin. Lydia Eisenblätter dreht ihr eh schon nicht lowes Level für US-inspirierten Classic Power House hier nochmals mehr auf. Mit pumpenden Bassdrums, peitschenden Hi-Hats, pushenden Chords und immer wieder starken Euphorie-Momenten offenbaren die Tracks wieder einmal großes Floor-Hit-Potenzial. Inklusive souliger Vocal-Samples, die immer ganz nah an der Kitsch-Falle entlanggleiten, aber mit einer Gus-Gus-Fanbrille dennoch voll aufgehen.
Mein Hit ist hier aber „Eclipse“ – ein Track ohne Vocals, der deutlich versteckter und düsterer daherkommt, sich aber immer mal wieder mit forscheren Synths aus der Deckung wagt und die Peaktime ankochen lässt. Zusammengehalten wird der Track von einer schweren, reduziert-funky Bassline. Und es ist ein guter Gegenpol zu den Happy-House-Vibes.
Und weil morgen Feiertag ist, gibt es auch Sonntag noch etwas zum Tanzen – und entdecken.
frohfroh-Tagestipp //
IfZ x Anti-Mass x L1ck // Institut fuer Zukunft // 23:59 Uhr w/ Goldie, Authentically Plastic, Turkana, Kikelomo, Fr. Jpla, Gal b2b Aenis, T-Data b2b Valeska, Miss J:unia b2b Mama Lior
Heute ist Anti-Mass aus Kampala, der Hauptstadt von Uganda zu Gast. Das Kollektiv bietet dort eine Plattform für subversive, emanzipatorische Kunst und Musik sowie Safe Spaces für die Queer-Community und gibt zugleich einen tollen Einblick in die Clubmusik von Uganda und anderen afrikanischen Ländern. Ab 18 Uhr gibt es dazu auch eine interessante Panel-Diskussion mit Artists aus Kampala und Leipzig. Beide bringen ihre Perspektiven auf die Zugänge und Herausforderungen der Clubkultur. Allgemein und lokal.
Zur Party gibt es dann ein Team-up mit der L1ck-Crew, die gern mit Genre-Überschreitungen und einem breakigen Clubsound arbeitet.
Außerdem heute //
The Last Dance – Part II – Distillery – Nicht vergessen: Das Distillery-Closing ist den kompletten Sonntag am Laufen
Barcelounge – Barcelona Bar, 19 Uhr – Breaks, Ambient, Electronica, House mit Madera, Schnesen und Zapotek
Oha, das ist einer der vollsten Samstage, die wir hier je zusammengestellt haben. Neben dem Distillery-Closing gibt es neun weitere Tipps.
frohfroh-Tagestipp //
The Last Dance – Part II – 24 h Wohnzimmer // Distillery // 22:00 Uhr w/ Finest Selection (Andreas Eckhardt, Chris Manura, Lars Christian Müller) Dreikommanull (Kleinschmager Audio, Mentell, Nikolas Sternberg) Moon Harbour (Dan Drastic, Daniel Stefanik, Sven Tasnadi) Dresden Connection (Albrecht Wassersleben, Gunjah) Fäncy (Mauro Caracho, Napoleon Dynamite) Räucherkammer (Dilivius Lenni, Shuray & Walle, Thomas Stieler) Italo Fundamentalo (Luigi Andrea Ramazotti) Long Vehicle (Anna Malysz, Sevensol) Uppers (Mike van Götze, DJ HDGDL) Unitas Multiplex (Nadine Talakovics, Vincent Neumann) Seelen. (Shaleen, Stigmatique) Proyeckt Qrach (Rottnmeier, Sailent Seihmen) Sachsentrance (Raverpik, Sabu!) Where The Buffalo Roam (0 Dimensional, Daniel Sailer, Stephan von Wolffersdorff) Recorded Things (Oliver Rosemann, Templeton) Blackred (Disko 69, Headnoaks, Magnetic) Lärm (Ninette, subkoØne) Artist Care, (Felipeh, Tarik Weiss, Weh8mut) Downers (Atalanta, Bigalke)
Nun ist es also tatsächlich soweit – der wirklich letzte Dance der Distillery an ihrer aktuellen Location steht an. Zum letzten Mal gibt es in der Kurt-Eisener-Straße nochmals eine 24 h-Wohnzimmer-Editionen. Mit vielen Party-Crews, Resident-DJs und anderen Weggefährt:innen der vergangenen über 30 Jahre. Vielen Dank für die schönen Momente, die auch wir von frohfroh in der Distillery erleben durften. See you soon in der Messehalle 7!
Parallel findet auch ein kleiner Kunstmarkt statt. Mit dabei sind Nori Blume, Katrin Schütz, Martin Schindler, Oli, Simon Hoppert (Proyeckt Qrach), Liliana De Osorio, Gia Orakel, u.v.m – Dazu: 1stein.Ttt, Abstract.Object, Cosmacosmic.Piercing, Lalu.Bodymod, Rogue.186.Tattoox.Archaea.Xyussuf.Manes
Summer Safara – Neue Welle, 23:00 Uhr – Afro-House, Amapiano, Electro, Bass mit DJ Raph, Sithara, Sencha, Oboy Fresh, Lioness Mob
My Groove Is House – Frühauf, 23:00 Uhr – House mit Aleqs Notal, Vanaenae, F.D.M
Bass Focus Invites – again – Elipamanoke, 22:00 Uhr – Drum & Bass und Dubstep mit AC b2b Tided, Annca b2b Moonaddict, Caze, Cuepric b2b Genshii, Kjubi b2b Plastiks, Lona b2b Miau Sayonara, Relict b2b Fairy, Steve Columbo, Vrum b2b Mo.rity
Glitter Trauma – Institut fuer Zukunft, 22:00 Uhr – Wave, Goth, Indie-Dance, EBM, Techno mit Mrs. Pinkeys, Thomas Thyssen, Timo, Knüpfi, Zacker, Black Nakhur, Steiner, Nici Palm
Inar Basic – Kulturlounge, 23:00 Uhr – Minimal, House und Dub-Techno mit 50phie, Mp.ulle, Dr. Holl, Voeller
Westhafen Klubnacht – Westhafen, 20:00 Uhr – House und Techno mit Karotte, Dario, Carina Posse, Carlo Bonanza, Daniel Hauser, Julita Just
Brotfabrik – Westbahnhof, 21:00 Uhr – Tech House und Techno mit Matchy, Pascal Rudert, Rn86, Nøvae, Riod., Simon Phil.ter, Lady Lynzki
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