Remix-Contest für Ekkohaus

Moon Harbour lobt einen Remix-Contest aus. Ein Track aus Ekkohaus‘ Debütalbum darf bearbeitet werden.

„Mark Ma Words“ wurde ausgewählt, enthalten auf „Noschool“. Bis zum 29. Juli 2013 gibt es die Spuren via Beatport. Dort werden die fertigen Tracks dann auch abgeliefert. Zwei Wochen lang stellen sich alle Einsendungen einer offenen Abstimmung, daraus wird eine finale Auswahl gekürt.

Am 27. August steht das Ergebnis fest. Und es wird auf der bald darauf folgenden Remix-EP auf Moon Harbour mit erscheinen. Es gibt aber auch noch drei weitere Preise. Hier noch einmal das Original als Snippet.

Zum Contest

Blac Kolor „Range EP“ (Basic Unit Productions)

Draußen ist Sommer, musikalisch versteckt sich Blac Kolor aber lieber. Mit seinem fensterlosen Techno und dem Hang zum Maximalismus.

Ganz neu ist der Name nicht. „Frost Vol. 1“ hieß die Compilation, auf der in diesem Januar auch erstmals etwas von Blac Kolor zu hören war. Die Schnittmengen zwischen Techno, Industrial und düsteren Electro-Pop traten da deutlich hervor. In einer mir zu dick aufgetragenen Weise. Nun also eine komplette EP, wieder auf Basic Unit Productions, dem Label von Daniel Myer.

So richtig weiß ich aber nicht wohin mit der „Range EP“. Einerseits eine wunderbare Keller-Techno-Radikalität mit mächtigen Bassdrums und maschinell-schroffen Sounds, andererseits unangenehm voluminös-ausladende Rave-Ansagen und runtergepitchte Böse-Männer-Vocal-Samples. Wobei die Vocals ihrerseits eine dystopisch-cineastische Atmosphäre verbreiten – da fehlen noch die Videos dazu.

Im Interview meinte Daniel Myer damals, dass ihnen eben dieser Sound bislang fehlte. Und das klingt auch nachvollziehbar. Wahrscheinlich wird eine EP wie diese aus verschiedenen Genre-Ecken heraus betrachtet polarisieren. Zwischen-den-Stühlen-Techno quasi.

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CVBox „le box dd“ (Lunatic)

Ein neues Label, entsprungen aus der gleichnamigen Party-Reihe, die seit geraumer Zeit für „balearic-exotic-gothic-folk-country-rave-body-moving-experiences“ sorgt.

Lunatic also, quasi ein Sidekick der Blackred-Crew, der im letzten Jahr auch der Schritt zum Label gelungen ist. Die klassische Electro-Erdung ist aber nicht alles in deren musikalischem Kosmos, daher entsteht mit Lunatic nun eine weitere Plattform.

Aus Dresden kommen die ersten Tracks, CVBox ist ja von Uncanny Valley durchaus bekannt und neben Tiny und Credit00 verantwortlich für die gute Electro-Direktverbindung zwischen Leipzig und Dresden. Bei der ersten Blackred-Compilation war er bereits dabei.

Nun eine komplette EP mit spacigen, leicht acid- und analog-schillernden House-Tracks. Die B-Seite ist hier die A-Seite, „Drive By Circle“ bewegt sich im Mäandermodus mit zirkulierendem Chord und einem übersteuerten Grundrauschen. Entspannung mit matschigem Crisp, großartig.

„Rework Motion“ ist techno-inspirierter, roher und leicht fanfarenhaft. Ruhiger, aber deutlich verspielter und krautiger klingt schließlich „MD 03“. Ein durchweg tolles Label-Debüt. Die zweite Blackred-Platte soll übrigens auch bald kommen.

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Richtig Polonaise

Große Party bei Analogsoul. Fabian Schütze veröffentlicht als Me And Oceans in gut einem Monat sein Album „The Bay“. Und im Video wird schon jetzt die Polonaise mit Schwermut torpediert.

Grund zum Feiern gibt es natürlich. Nicht nur, weil Analogsoul ein weiteres Mal zeigen konnte, wie sich ein Musikprojekt erfolgreich crowdfunden lässt. Vielmehr dürfte aber die Arbeit mit einem Streichquartett Fabian Schütze künstlerisch weiter gebracht haben.

Aber Anbiederei ist ja nicht unbedingt Fabian Schützes Sache. Vielleicht eher ein teilweise überzogen ausgeprägter Hang zur Ernsthaftigkeit. Insofern wirkt die Brechung zwischen Text und Tonalität bei „Polonaise Blankenese“ angenehm befreiend.

Ein schlimmes Lied der Spaß-Diktatur wird unter eine dicke Schwermutswolke gepackt. Am Ende lachen trotzdem alle. Bestens. Das Album erscheint am 2. August.

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Neues aus der Wolke – Clemens Ruh

Wir starten eine neue Serie – für neue Gesichter, die sich bislang ohne Label durch die Soundclouds und Youtubes bewegen, Demo-Tape-Kultur jetzt öffentlich. Los geht es mit Clemens Ruh.

Es ist nicht so, dass Leipzig allmählich die guten Leute ausgehen. Allerdings haben sich bekanntermaßen einige Dinge in der Musikbranche grundlegend geändert. Und längst sind es nicht mehr die Labels allein, die für das Vorankommen eines Künstlers verantwortlich sind. Soundcloud, Youtube, Facebook & Co bieten ihnen Kanäle zur Selbstpromotion.

Die Demos landen nicht mehr nur versteckt auf den Label-Schreibtischen, sondern ebenso draußen in der öffentlichen Web-Wolke. frohfroh möchte ab sofort einige dieser besonders aktiven oder besonders viel versprechenden Perlen ausgraben und gesondert vorstellen. In einem Kurz-Interview-Format mit standardisierten Fragen.

Für den Start der Serie haben wir Clemens Ruh ausgewählt. Durch die stilistische Offenheit fiel er besonders auf: von Ambient und Breitwand-Deep-House bis hin zu Filmscores. Super melodisch, teilweise vielleicht etwas zu weich gezeichnet, aber vom Sound her mit sehr feinem Gespür arbeitend. Hier seine Antworten auf unsere Fragen.

Woher kommst du – lokal und künstlerisch?

Meine Heimat ist die Oberlausitz, genauer gesagt Hoyerswerda. Seit nun knapp zwei Jahren wohne ich in Leipzig. Angefangen hat das ganze wohl mit dem Klavierunterricht. Dadurch hab ich schon sehr früh bemerkt, dass es Spaß macht, selbst Melodien oder auch kleine Arrangements zu kreieren.

Nicht zuletzt sind aber auch meine Eltern daran beteiligt, die mich in erster Linie natürlich unterstützt aber auch durch deren Liebe zur klassischen Musik beeinflusst haben. Es war völlig normal, dass Bach oder Mendelssohn Zuhause auf Platte liefen. Mir hat dann aber die romantische Ära mehr zugesagt. Eine sehr viel verspieltere und verträumtere Epoche, mit deren Eigenschaften man teilweise auch meine Produktionen beschreiben könnte.

Irgendwann hat man dann, wie jeder andere, das Internet für sich entdeckt und somit auch immer neue Künstler und Musikrichtungen. Da hab ich dann erst mal Leute wie den „früheren“ Deadmau5 entdeckt, oder auch Paul Kalkbrenner. Und je weiter man gegraben hat, desto speziellere Namen hat man auch gefunden.

Produktionstechnisch kam ich vor knapp sieben Jahren mit der ersten Musik-Software in Berührung und fand es von Anfang an spannend da eigene Sachen zusammen zu würfeln. Wenn die ganze Geschichte am Anfang auch nur aus Loop-a-Loop-kleben bestand, hatte man trotzdem das Gefühl, da was richtig cooles gebastelt zu haben.

Ab dem Zeitpunkt hab ich mich dann nahezu jeden Tag damit beschäftigt und immer weiter geübt, gelernt und Spaß gehabt. Und den hab ich uneingeschränkt auch heute noch.

Was flasht dich musikalisch?

Am meisten hauen mich immer noch extrem emotionale Harmoniefolgen um, die einem einfach den Kopf komplett frei machen. Das sind die berühmten Gänsehautmomente. Zum anderen sind es Tracks, die eine so unglaubliche Tiefe haben, dass man bei jedem Hören immer wieder neue Sachen entdecken kann.

Wo willst du mit deiner Musik hin – Lieblingshobby oder Stadion?

Weder noch. So breit wie mein Feld abgesteckt ist, so breit sind auch meine Vorstellungen gefächert. Ich habe auch ein Rieseninteresse an Filmmusik und produziere einiges cinematisches Material. Von daher kann ich mir gut vorstellen auch beruflich in diese Richtung zu gehen.

Mit meinen tanzbaren Tracks will ich einfach Leuten im Club oder auch Zuhause auf der Couch eine schöne Zeit bieten. Derzeit arbeite ich auch an meinem Live-Set, um diese Tracks noch ein bisschen in die Clubs zu tragen. Ansonsten habe ich keine großartigen Vorhaben damit. Ich nehme alles wie es kommt und bin dankbar für jede Möglichkeit, die sich bietet.

Größter Soundcloud/Youtube-Hit?

Die meisten Klicks hat bisher mein Snow Patrol Edit „The Finish Line“.

Dein persönlich größter Hit – und warum?

Mein persönlicher Hit ist mein Remix von „Schwindelig“ für Kollektiv Turmstrasse aus dem letzten Jahr, der auch auf Connaisseur Recordings erschienen ist. Diesen habe ich im Rahmen des Remix-Contests angefertigt und finde bis heute, dass er mein bester Titel ist.

Das gute daran ist wohl, dass ich den Titel schon seit deren Album aus dem Jahr 2010 kannte und es für mich somit nicht einfach nur ein Random-Track war den man remixen durfte. Zudem bin ich schon seit einigen Jahren ein großer Liebhaber der Kollektiv Turmstraße-Musik. Aber nichtsdestotrotz bin ich natürlich einfach auch stolz, dass der Remix von Christian & Nico als persönlicher Favorit zum Sieger-Titel gemacht wurde.

Was ist als nächstes konkret geplant?

Wie gesagt bin ich zur Zeit viel damit beschäftigt, mein Live-Set fertig zu stellen. Das heißt also viele Tracks endgültig fertig zu stellen. Es werden viele unveröffentlichte Sachen enthalten sein, die noch für Ableton „kompatibel gemacht“ werden müssen. Und dann bin ich mal gespannt, was damit so möglich ist.

Ob ich die Möglichkeit bekomme irgendwo live zu spielen und wie natürlich auch darauf reagiert wird. Ansonsten liegen immer genug halbfertige Projekte auf dem PC rum. Und was das für Tracks werden, weiß ich meist erst wenn sie wirklich fertig sind.

Clemens Ruh Facebook / Soundcloud / Twitter / Bandcamp
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Sabb & Cuartero „Don’t Kill My Vibe“ (Moon Harbour Recordings)

Moon Harbour arbeitet am digitalen Release-Fließband – nicht einmal zwei Wochen nach der Sable Sheep-EP kommt etwas Neues.

Von Sabb & Cuartero, aus dem Kosovo bzw. Spanien stammen beide und sie waren bisher hauptsächlich solo unterwegs. „Don’t Kill My Vibe“ und „Front Or Back“ haben die beiden gemeinsam produziert. Und wieder sind es die Vocals, die alles reißen sollen. Nach der zuletzt offensiven Ansage von Sable Sheep klingt diese EP aber weit gedämpfter.

Eher darauf ausgelegt, ein smoothes Afterhour-Level zu halten. Der EP-Titel spricht es ja sogar aus. Irgendwie toll in der klanglichen Ausgeglichenheit, aber doch auch schrecklich langweilig. Chris Wood & Meat ziehen den Vibe dann aber doch leicht an, ohne ihn aber natürlich zu killen.

Parallel zu Sabb & Cuartero veröffentlichen Moon Harbour gerade auch eine CD-Compilation von Channel Zoo, einem Label- und Party-Veranstalter-Hybriden, das den jüngeren UK-House-Sound nach Ibiza holt. Wohl recht erfolgreich, dabei aber musikalisch weniger auf die großen Floors schielend.

Drei Vinyl-EPs hat Channel Zoo bereits selbst herausgebracht. Für Moon Harbour wurde ein Ausschnitt des 2012-Closing-Sets von Michael James mitgeschnitten. Tracks von Traumprinz, Dana Ruh, Axel Bomann und Kerri Chandler sind in dem Set verwoben. Eine erstaunliche Zusammenarbeit.

Moon Harbour Recordings Website
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Das Feuer halten

Die Pentatones sitzen nach wie vor am Nachfolger ihres letzten Albums. Zur Überbrückung gibt es eine weitere Single-Auskoppelung mit Video.

Single-Auskoppelung, irgendwie ein anachronistisch klingendes Wort heute. Als ob Alben und Singles heute noch so hermetisch funktionieren würden.

Für das Überbrücken von Pausen sind sie aber weiter aktuell. Virtuell eben, und mit Video. Das ist wahrscheinlich der größte Spaß an der ganzen Sache, ein Video drehen und später umher kreisen lassen.

Neben des Originals gibt es bei der letzten Single-Auskoppelung von „The Devil’s Hand“ auch einen Klinke Auf Cinch-Remix von „Bonfire“, der die Opulenz und Dramatik rausnimmt. Dafür bauen die Jenenser die Spannung auf dem Floor deutlicher aus.

Die beste Nachricht kommt aber zum Schluss: der Berliner Beat-Held Robot Koch wird das neue Album „ordentlich durchrühren“, heißt es.

Pentatones Website
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Karocel „Plaited“ (Freude am Tanzen)

Verflochten, so die Übersetzung von „Plaited“ – um eine besondere musikalische Verflechtung handelt es sich auch bei Karocel.

Das Record Release-Konzert fand bereits Ende Mai statt, knapp einen Monat danach kommt das Album von Karocel heraus, das erste. Dass es überhaupt eines gibt, ist überraschend genug. Immerhin war das Zusammenspiel von Marbert Rocel, Mathias Kaden und Michael Nagler bislang ein reines Live-Vergnügen.

Mehr oder weniger offene Sessions mit viel Spaß auf und vor der Bühne. Einfach laufen lassen. 2010 passierte das zum ersten Mal auf dem Nachtdigital. Hätten die Booker damals nicht nach solch einer Kollaboration gefragt, gäbe es Karocel vielleicht gar nicht. Auch wenn sich alle schon länger aus Thüringen kannten und im Hinterkopf eine Zusammenarbeit schlummerte.

Im letzten Herbst wollten Karocel noch mehr Band werden und trafen sich für die Aufnahme eines Albums. Aber wie? Zusammen vor dem Rechner sitzen und Spuren arrangieren? In dem Moment haben alle ihre bisherigen Herangehensweisen über Bord geworfen und sich auf das Rock-Band-Konzept eingelassen. Zumindest das alte, als sich eine Band einfach komplett ins Studio stellte und alles auf einmal aufnahm.

Drei Sessions entstanden aus denen sich zehn Stücke herausschälten, die nun auf „Plaited“ zu hören sind. Zwei Stücke gab es schon auf der Vorab-Single. Karocel sei quasi die House-Variante von Marbert Rocel und die Band-Variante von Mathias Kaden, hatte ich den Sound damals bereits grob heruntergebrochen. Das Organische von Marbert Rocel und Spunks etwas zurückgenommener Gesang prägen hier enorm.

Beim Interview Anfang März meint Mathias Kaden, dass er als bisheriger Solo-Künstler wahrscheinlich am stärksten mit der Kompromissbereitschaft konfrontiert gewesen sei, die solch ein Projekt mit sich bringt. Dass es dennoch alles passt, ist „Plaited“ schlichtweg anzuhören. Alles in Balance, alles in einem sanft wogendem Fluss, alles auf gute Weise gestreckt und reduziert.

Und doch ist das Album kein reines Club-Session-Album, das auf die Open Air-Peaktimes setzt. Es gibt ebenso die ruhigen Momente bzw. eine permanent mitschwingende Sommermelancholie. Nicht bedrückend, eher genießend und nachdenklich.

Das sind dann auch meine Höhepunkte, „Undo“, „Without“, „Parallels“ oder „It’s Me“. Auf den Festivals werden die anderen Stücke aber natürlich ihre große Zeit haben. Ein schönes Album – und schön passt als Wort hier perfekt.

Karocel Website
Freude am Tanzen Website
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Die Open Air-Falle

Wenn es nicht so dummdreist wäre, könnte man fast schmunzeln darüber. Ein Berliner Unternehmen möchte nicht nur den Berliner Open Air-Terminmarkt aufmischen, es möchte gleich noch andere Städte wie Leipzig vereinnahmen.

Und zwar mit einer App, die von jedermann mit Informationen zu aktuellen Open Airs gefüttert werden kann. Von jedem, nicht nur dem Veranstalter. In dieser gebündelten und offenen Form ein echtes Geschenk für die Polizei und die städtischen Behörden. Die Hölle aber für Hinterhof-Chiller mit Ghettoblaster (via Audite). Die Betreiber geben sich gelassen und meinen:

„Dass nach diesen Infos über facebook gesucht wird, sind nichts weiter als sich hartnäckig haltende Gerüchte, die insbesondere von kommerziellen Veranstaltern gerne immer wieder geschürt werden, damit die Leute sich eben nicht über facebook organisieren um dann aufgrund mangelnder Alternativen kommerzielle Veranstaltungen besuchen. Bis 22 Uhr ist das Ordnungsamt zuständig und erst danach die Polizei, und da das Ordnungsamt chronisch unterbesetzt ist, dürfte es besseres zu tun haben als facebook nach friedlichen Veranstaltungen zu screenen.“

Noch ist die App nicht veröffentlicht, daher werden die Informationen von den Betreibern selbst über die Facebook-Seite gestreut. Die Koburger Brücke wurde  an diesem Wochenende beispielsweise heraus posaunt. Möglicherweise ein Fake-Testballon aus Leipzig, um zu schauen, wie die Seite ihre Quellen hinterfragt. Leipzig reagiert aktuell mit weiteren Fake-Einträgen auf der Facebook-Seite.

Irritierend und entlarvend zugleich auch der plumpe Ton, mit dem das Unternehmen auf Facebook auftritt. Auf der Hauptseite wird sich sogar auf einen öffentlichen Krieg mit einer anderen Plattform eingelassen. Also, eigentlich eine amüsante Posse, aber eben auch wieder nicht, wenn ein subkultureller Bereich aus seinen Angeln gerissen wird, nur weil ein Schlagwort mittlerweile renditetauglich scheint. Die Nachfrage ist aber natürlich auf jeden Fall da. Fast 5.000 Fans innerhalb von vier Tagen.

NACHTRAG 25.6.13:

Mittlerweile heißt es, dass nur noch DJs und Veranstalter Partys eintragen können. Die Verifizierung der DJs soll via Soundcloud, die der Veranstalter via Email erfolgen. Anders lautende Beschreibungen seien angeblich veraltet, finden sich aber weiterhin auf der Hauptseite.

Unabhängig von den möglichen Anpassungen der App, ist die Kommunikation der Betreiber aber weiterhin ein Paradebeispiel dafür, wie man sich in kürzester Zeit Feinde macht.

Kommentare löschen, Pinnwand-Beiträge erst löschen, dann ganz deaktivieren und schließlich auch pampige Antworten wie „Einer nach dem anderen, sonst funktioniert das hier nicht mit dem konstruktiven Dialog“ – hier hat jemand weder Facebook noch die kulturelle Sensibilität einer weit verzweigten Szene verstanden.

Sven Tasnadi „Slow“ (Oh!Yeah! Music)

Dass Sven Tasnadi sich schwer auf einen Sound festlegen lässt, ist nicht neu. Dass sein Debüt-Album nun aber Electronica einschlägt, ist doch eine große Überraschung.

„Slow“ heißt es. Nicht nur, weil die Stücke sich in fast kontemplativer Langsamkeit entfalten. Sven Tasnadi schätzt sich auch selbst als langsamen Menschen ein. Seinen DJ-Sets und den zahlreichen Club-EPs war dies jedoch bislang nicht unbedingt anzuhören. Auch die Experimentierfreude in Sven Tasnadi nicht. Bei „Slow“ tritt sie nun in geballter Form hervor.

Und auch wenn die unbedarfte Faszination für Electronica ihren Zenit schon viele Jahre hinter sich hat, so wirkt dieser Sound im Kontext von Sven Tasnadis voller Diskografie wie ein helles Leuchten. Intim, in stiller Einsamkeit neue Grenzen auslotend – hier liegt die Stärke von „Slow“. Natürlich in den Stücken an sich, die zwar nicht unbedingt Neuland für das Genre erobern, ihm aber einige wohl proportionierte Momente hinzufügen.

Zwischen wohligem Ambient und rougher Dissonanz tobt sich Sven Tasnadi aus. Und in einem dubbigen HipHop-Stück – „Where Eva“ ist das wahrscheinlich unwirklichste Stück des ganzen Albums. Die schwingenden und brüchig-dubbigen Tracks sind mir am liebsten. Tiefes Reingraben mit „Piece Of Hope“, „Entry Point“ und „Nautilus“. Was Sven Tasnadi selbst zum „Slow“ bewog, erzählt er am besten selbst.

Eine Electronica-Platte als Album-Debüt – wie kam es dazu?

Ich hatte eigentlich immer vor, ein Album zu machen, das in der Stilistik sehr breit aufgestellt ist. Nur habe ich aber festgestellt, dass es nahezu unmöglich ist, einen roten Faden hinzubekommen, ohne das es beim Anhören zu unharmonischen Sprüngen kommt. Es ist schwierig alle Einflüsse auf einem einzigen Album unterzubringen.

Was war der Ausweg?

Das ganze Stück für Stück anzugehen. Ich möchte noch sehr lange Musik machen und hoffe mir bleibt noch genug Zeit, um ein paar weitere Alben zu produzieren, auf denen ich mich auch anderen Themen widmen kann.

Das Electronica-Album entstand aus verschiedenen Gesichtspunkten: ich habe  in den letzten sehr Jahren ausschließlich dancefloor-orientierte EPs gemacht, die eher dem DJ in mir entsprechen. Ich fand es aber an der Zeit zu zeigen, was ich noch alles mache. In meiner Brust schlagen zwei Herzen – der DJ und der Künstler. Und „Slow“ ist dem Künstler gewidmet.

Hörst du selbst viel Electronica?

Von Zeit zu Zeit, ja. Kommt immer darauf an, wie ich mich gerade fühle. Das hat sich aber auch sehr verstärkt, seit ich mit Stefan – Juno6 – und Daniel Stefanik befreundet bin. Daneben hat mich aber auch Future Sound of London schon sehr früh beeinflusst, genauso wie Aphex Twin, Plaid oder Boards Of Canada.

In welcher Zeitspanne sind die Stücke entstanden?

Ich glaube, dass älteste Stück ist drei Jahre alt. Die Stücke sind immer dann entstanden, wenn ich neue Geräte oder Techniken ausprobiert habe. Da gehe ich am unbefangensten an Musik heran. Ohne irgendeine Richtung. Das mache ich meist auch, wenn ich den Kopf von den Dancefloor Produktionen frei haben möchte.

Wo kommen die Raps bei „Where Eva“ her – hattest du Besuch im Studio?

Nein. Die Vocals habe ich beim Vinyl-Stöbern in einem Second Hand-Plattenladen gefunden. Sie sind eigentlich ein Acappela. Leider gibt es keinerlei Möglichkeit, das Label oder den Artist ausfindig zu machen. Die Platte ist von 1997.

Vermutlich gibt es heute weder den Act noch das Label. Wir haben auf der CD-Version aber einen Hinweis gedruckt für den Fall das der Artist davon erfährt. Er kann dann mit uns Kontakt auf nehmen.

Die Track-Titel an sich wirken deutlich persönlicher, verbergen sich hinter den Stücken für dich konkrete Geschichten?

Ja schon. Eigentlich gibt es zu jedem Stück etwas zu erzählen. Bei „Daniel The Painter“ ist zum Beispiel der Noise-Rhythmus eine Aufnahme von Daniel beim Malern seiner Wohnung vor einigen Jahren.

„A Piece Of Hope“ entstand nachdem ich in der Distillery gespielt hatte. Ich war erst gegen Mittag zuhause und war zu wach zum Schlafen und zu müde, um etwas zu unternehmen. Da wollte ich diese Stimmung nutzen, um zu schauen, was dabei herauskommt.

„Thank You“ ist stark von Plaids letztem Album beeinflusst. Es ist in meinen Ohren ein sehr positives Stück und ich habe es meiner Familie gewidmet. Immerhin hatte ich das Glück einer sorglosen Kindheit. Und dafür wollte ich mich einfach mal bedanken.

Und noch was zu „Build 78“. Das ist ein Stück über mein Geburtsjahr, gewidmet den Synthie-Pionieren der Siebziger und inspiriert durch Sensual.

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Mod.Civil „Distanz“ (Ortloff)

Sind wirklich schon zwei Jahre vergangen seit der letzten Mod.Civil-Platte? Unglaublich. Aber sie sind nicht weg, wie die neue EP beweist.

Ich musste eben noch einmal nachschauen, tatsächlich liegt der zweite Teil der „Funktionen“-Reihe knapp zwei Jahre zurück. Auch live haben sie sich rar gemacht in der letzten Zeit. Umso freudiger das Wiederhören, und umso überraschender im Fall von „Distanz“.

Denn die drei Stücke zeigen, dass der UK Bass- und Footwork-Sound nicht spurlos an Mod.Civil vorübergegangen ist. Wunderbar vertrackte Beats, verspulte Basslines und Arrangements, die geradezu vor Spiel- und Experimentierfreude bersten.

„192km“ hält am ehesten noch Kontakt zur sonst spürbar angerauten House-Deepness der beiden. Vielleicht auch, weil er im Gegensatz zu den anderen zwei Stücken aufgeräumter klingt. Doch selbst hier nimmt der Bass eine Menge Raum ein. „10h2m“ ist dagegen der große Befreiungsschlag. Raus aus der House-Falle. Ohne Anbiederung, dafür mit einer erstaunlich rotzigen Lässigkeit. Etwas dunkler und fordernder schließlich „1014km“ – aber irgendwie kommt mir die Bassline bekannt vor.

Bestimmt sind diese Stücke nur ein Abstecher, keine grundlegende Neuausrichtung. Aber sie machen deutlich, dass Mod.Civil Lust auf Neues haben, sich auf Wandlung und Wagnisse einlassen. Und dass sie nicht einfach an dem Punkt weitermachen, an dem sie uns vor zwei Jahren zurückgelassen haben. Große EP, die mutigste der beiden auf jeden Fall.

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Sable Sheep „Upon Burning Skies“ (Moon Harbour Recordings)

Vier Monate nach dem Moon Harbour-Einstand wird der jüngste Label-Zögling Sable Sheep weiter gepusht. Mit der nächsten EP.

Die erste EP des jungen Aachener Producers war tatsächlich eine, die im beschleunigten Moon Harbour-Digital-Rhythmus hängen geblieben ist. Durch den „füllig-basslastigen Sound“ und die ungewohnt offensiven Rave-Anleihen.

„Torn To Pieces“ und „Thy Suffer“ sind ebenfalls davon geprägt. Wenn auch zurückhaltender als beim Moon Harbour-Debüt. Doch eine derart aufgedoppelte Bassline wie bei „Torn To Pieces“ ist auf Moon Harbour eine Seltenheit.

Der DJ-Hit ist aber klar „Upon Burning Skies“. Ein reduziert-perkussives Tech-House-Bett, darüber Vocal-Folklore. Sehr effektiv unter freiem Himmel, wie einige Video-Mitschnitte beweisen.

Was ich an dem Vocal aber doch mag ist die Unaufgeregtheit, wahrscheinlich stammt es von einem Singer/Songwriter oder einem Volkslied. Sable Sheep hält sich beim Arrangement mit seinem Rave-Hang auch gut zurück. Und scheinbar stehen alle gerade auf diese matschig-scheppernden Claps – sie sind aber auch toll.

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