Defekto „Listen“ (Resistant Mindz)

Nix defekt hier – Defekto bzw DFKT haut sechs unglaublich fein justierte Stücke heraus. Auf Resistant Mindz.

Auf der ersten Resistant Mindz-Compilation war Defekto schon einmal zu hören. „Listen“ ist nun sein erstes eigenes Werk mit sechs Stücken. Alle mit der verspielten, fein ausgearbeiteten und tiefenentspannten Resistant Mindz-Note.

Einige neue Akzente bringt Defekto aber mit rein. Den schleppenden Pop-Appeal bei „Something Is Coming“ etwa. Ein ganz großes Stück, ganz langsam schwebend und mit angedeuteten Song-Qualitäten. Zusammen mit Duktus haut er jedoch ein Stück weiter alles wieder klein. Scharfkantige Beats, runtergepitchte Vocals, so klingt „Defektus“.

Was bei den Resistant Mindz-Platten immer wieder auffällt ist die innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Ein positiv gestimmter Vibe, fern der kurzweiligen Euphorie. Mit tiefsinnigen Details und sich breit entfaltenden Sounds. „Listen“ passt genau hier rein.

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Talski „Canyons“ (Rivulet Records)

Nummer drei bei Rivulet. Und wieder ein Debüt. Talski aus Leipzig badet förmlich in der Deepness.

Doch erst ein paar Gedanken zu Rivulet. Nach drei Platten lässt sich hier eine gewisse Linie erkennen. Die ungewohnt deutliche Innerlichkeit von Anfang Zwanzigjährigen scheint bei Rivulet im Mittelpunkt zu stehen. Etwas lakonisch zwar, aber sowohl Momo und Stanley Schmidt als auch nun Talski schweben in wehmütig-introvertierter und versierter Weise durch das House-Erbe.

Talski wuchs in einer musikalischen Familie auf, lernte selbst Klavier und Saxofon und studiert nun Musik in Leipzig. Das komplette Programm also. Die Musikalität ist seinen Stücken in jedem Fall anzuhören. Alles ist durchsetzt von warmen Chords, sanft wogenden Basslines und unaufdringlich schiebenden Bassdrums.

Was Talski besonders gut beherrscht ist die Feingliedrigkeit mit der er Sounds arrangiert. Überall flackert etwas hervor, nichts wirkt statisch, obwohl die Tracks im oberflächlichen Flow eher unspektakulär dahin mäandern. Auf der B-Seite wird es – abgesehen von dem tollen Boytalk-Remix – noch ruhiger.

Und mit „September“ auch experimenteller. Ein klassisches Electronica-Stück. „Onjahan“ greift die Frickelei auch schon auf, bleibt durch die Bassdrum der A-Seite aber stärker verbunden. Eigenwillig und still, so hallt die „Canyons“-EP nach. Zusammen mit dem Siebdruck-Cover eine richtige Liebhaber-Platte.

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Various Artists „Black Series 003“ (Authentic Pew)

Zwischen Chemnitz und Leipzig hinterlassen Perthil & Aerts seit fünf Jahren eine überaus straighte Techno-Spur. Als Live-Act und mit ihrem eigenen Label.

Authentic Pew heißt die selbstgeschaffene Heimat, die bislang mit drei Vinyl-Compilations durchaus Aufmerksamkeit erzeugen konnte. Nicht zuletzt durch einen Track von Jonas Kopp sowie einen Kevin Gorman-Remix auf der „002“. Perthil & Aerts selbst haben es live in einer Menge dunkler Techno-Läden des mitteldeutschen Hinterlands zu gewissem Ruhm gebracht. Wobei Frank Hilpert und Tibor Székely auch schon im Tresor spielten. In Leipzig sind sie eher die Underdogs, mit vereinzelten Auftritten im Sweat.

Das muss aber nichts heißen. Techno findet hier zunehmend auch wieder seine ambitionierten Nischen. Und trotz der arg angerauten Oberflächen ist bei Perthil & Aerts in jedem Fall das Feingefühl für einen tief dunkel-treibenden und reduzierten Sound voller dystopischer Ecken erkennbar.

Auf dem dritten Teil der „Black Series“ sind neben einem neuen Perthil & Aerts-Track auch ein Aerts-Solo-Stück sowie eins von dem Japaner Tomohiko Sagae. Sein „Endurance“ bringt einen geloopten Lichtschimmer in die hypnotisch-kratzenden Basslines. Perthil & Aerts klingen dagegen noch um einiges konsequenter, was die Reduktion angeht.

Fast schon wie ein deeper Eindringling wirkt da zum Schluss der Secluded-Remix von „Kin“. Piano-Chords und luftig abhebende Breaks. Sehr tolle Platte, die an die letzten Techno-Ausläufer von Statik Entertainment anknüpfen.

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Bay B Kane & XBass „China / Eternity“ (Junglelivity)

Neues von Junglelivity. Und wieder eine EP mit dem Londoner Jungle-Helden Bay B Kane und seinem Future Jungle-Sound.

Im letzten Jahr brachten die Ulan Bator-Leute bereits eine Platte von Bay B Kane heraus. Schon da war von Future Jungle die Rede. In einem aktuellen Interview spricht der Londoner noch expliziter darüber. Die Geschwindigkeit rausnehmen, mit anderen Technologien arbeiten.

Vielleicht hängt das Langsamwerden auch mit dem Alter zusammen. Denn einhellig positiv wird die jüngste Entwicklung von Bay B Kane nicht gesehen, wie ein Blick auf sein Facebook-Profil klarmacht. Interessant in diesem Zusammenhang aber auch, was DJ Koze in einem Zeit-Interview meint: „Früher musste alles laut, krachig und radikal sein. Heute erscheint mir gerade das als spießig. Nix als Effektmusik. Ich sehne mich eher nach Essenz.“

Doch die Kids auf dem Dancefloor brauchen auch den Krawall und Neonlight sind nicht ohne Grund so viel unterwegs. Andererseits lässt die ganze Wohlfühl-House-Welle mit Wankelmut und Klangkarussell genauso gut das Gegenteil vermuten. Überall nur noch Liebe und Herzchen.

Aber gut: zwei neue Tracks von Bay B Kane. „China (Masters of Wisdom VIP)“ entstand in Zusammenarbeit mit XBass, „Eternity“ allein. Beide lehnen sich mächtig zurück, schwelgen in der Kontemplation, lassen in den Beats und den Basslines ihre Wurzeln aber eindeutig erkennen. „China“ gefällt mir mit seinem unterschwelligen Drive einen Tick besser. Was bei „Eternity“ auffällt: offenbar schaffen es nur Briten unpeinlich Soul-Vocals einzubinden. Und nur sie trauen sich einfach mal Rihanna zu samplen.

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Various Artists „Five Years Of Mottt.fm“

Am Wochenende feiert Mottt.fm groß Geburtstag und eine Menge Leipziger Producer freut sich so sehr darüber wie wir. Nur können wir keine Tracks produzieren, die anderen schon.

Fünf Jahre sind eine gehörige Zeit, gerade wenn es darum geht den Idealismus warm zu halten. Mottt.fm sendet rund um die Uhr im Internet, teilweise auch live von den Partys selbst – für lau. Nicht, dass es immer um die Monetarisierung von Ideen gehen muss. Aber ein Jubiläum ist doch ein guter Anlass um solch ein Engagement extra würdigen.

Mottt.fm gehört mittlerweile fest zur Leipziger Clubmusik-Szene, bestens vernetzt, weithin respektiert. Eine Art lokale, kulturelle Heimat im World Wide Web. Insofern ist „Five Years Of Mottt.fm“ auch eine Liebeserklärung. Elf Producer haben je einen bislang unveröffentlichten Track für eine CD-Compilation beigesteuert, die zur Party am kommenden Freitag an alle Gäste mit dem Stempel an der Tür überreicht wird.

Danach gibt es auch noch Exemplare zu kaufen. The Micronaut, Gimmix, Chris Manura, Juno6, Sené Ceanes, Ron Deacon, Sven Tasnadi & Dan Drastic, Markus Masuhr und Simon Sunset sind mit auf der CD. Und für Jo Beschil und Dahmar ist es quasi das Release-Debüt.

Wir sagen auch: alles Gute und bitte weiter so!

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Dan Drastic & Sven Tasnadi „Panic Room EP“ (Moon Harbour Recordings)

Aha, da hat die Rückkehr von Sven Tasnadi zum Moon Harbour-Booking-Roster auch noch andere Synergien freigesetzt. Mit Dan Drastic war er im Studio. Hier die erste gemeinsame EP.

Eine durchaus überraschende Zusammenarbeit. Wobei beide ja schon darin Erfahrungen sammeln konnten. Tasnadi mit Juno6, Dan Drastic mit Matthias Tanzmann. Diese hier ist beim ersten Gedanken an einen möglichen Sound nicht ganz leicht vorauszuahnen – Sven Tasnadis Vielseitigkeit wegen und den noch eher wenigen bisherigen Veröffentlichungen Dan Drastics.

Intuitiv würde ich die verspielteren Elemente der ersten Tracks auf der „Panic Room EP“ eher Tasnadi zuordnen, die schnittig-gleitende Form wiederum Dan Drastic. Möglicherweise ist es aber gar nicht so. Alle drei sind relativ unaufgeregte Tech-House-Stücke mit einem Hauch Acid drin. Zumindest bei „Snip“ und „Downstairs“.

„Wrong Answer“ ist das musikalisch spannendste Stück durch seine verschobenen, deepen Chords und den weich gesetzten Claps. Tatsächlich eine Perle, die dem durchschimmernden Moon Harbour-Sound eine musikalischere Note verleiht.

Erstaunlich anziehend auch der „Snipe“-Remix des Niederländers Kabele und Liebe. Er pitcht den Track unglaublich hoch, nimmt ihm die Behäbigkeit und haut noch ein wenig Theatralik oben drauf. Eine sehr selbstbewusste Neubearbeitung, die dem Stück aber sehr gut tut.

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Appa Glas „Milk A Dog“ (Fierce Animal Recordings)

Vielleicht hat es ja jemand mitbekommen im „Dance Like 2012“-Artikel von neulich. Da ging es auch um Appa Glas, mit verhaltenem Feedback. Jetzt gibt es eine neue EP, die einiges verändert.

Ehrlich gesagt hinterließ die „Sunrise Collective“-EP einen eher verstörenden Eindruck. Super aufgeladene Rave-Flächen. Zugleich spielen Appa Glas Gigs im Dr. Seltsam. Was für ein ungeheurer Widerspruch. Aber irgendwie lässt genau der so aufhorchen, auch wenn er sicherlich überbewertet ist.

Die neue EP „Milk A Dog“ auf dem US-amerikanischen Label Fierce Animal Recordings ist nicht minder aufgeladen mit großen Basslines und gehaltvollen Rave-Chords. Aber etwas ist doch anders. Der Pop-Appeal ist dieses Mal weitgehend außen vor, nur skizzenhaft bleibt er in den Vocal-Samples vorhanden.

Und irgendwie wirken „Kumera“ und „Milk The Dog“ dadurch nicht so plump wie „Sunrise Collective“. Was mir wirklich gefällt, ist dieser schmale Grat zwischen Großraumambitionen und einem gewissen Eigensinn auf den sich Appa Glas einlassen. Ein Wagnis, das ebenso faszinieren wie schnell kippen kann.

In der offiziellen Biografie heißt es, dass Clara Schink eine klassische Klavier-Ausbildung hinter sich hat und Jo Beschil eher aus dem Alternative-Rock kommt. Keine schlechten Voraussetzungen, um in der elektronischen Musik ein paar ungewohnte Pfade ausfindig zu machen.

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Rundumschlag

Ein wilder Mix wieder einmal in diesem Rundumschlag. Zum Scheuklappen absetzen und Entdecken. Mit dabei: Kolortown, Bigalke & Sunset und Kassem Mosse.

Various Artists „Think And Change“ (Nonplus Records)

Los geht es mit Kassem Mosse. Vor einem Monat läutete er zusammen mit Label-Chef Boddika eine Sampler-Reihe namens „Think And Change“ beim britischen Nonplus Records ein. Damals stand auch schon ein 5-fach-Vinyl-Boxset im Pre-Order-Bereich. Nun ist sie draußen und Kassem Mosse findet sich wieder zwischen Joy Orbison, Four Tet, Martyn, Pearson Sound, Instra:mental & dBridge.

Ihr könnt diesen Satz jetzt gern noch einmal lesen. Große Compilation mit einem jener Kassem Mosse-Tracks, die sich vom Dancefloor davon geschlichen haben, um im lichtarmen, kargen Ambient- und Dub-Keller nach dem Rechten zu sehen. „IP Mirrors“ ist auf verstörende Art sakral, mit fiesem Quietschen und tiefem Hallraum. Zwischen all den sehr guten Dancetracks dieser Compilation der Ruhepol.

NACHTRAG: Es ist auf der Compilation übrigens auch ein Track von Ron Deacon dabei, im Remix von Lowtec. Da haben die Briten von Nonplus nicht richtig aufgepasst. Auf dem Backcover steht nämlich nur Lowtec drauf. Ohoh.

Kolortown „Sound Is Coming Part 3“ (Kyoto Inc.)

Eine Etage höher in der Dub-Lounge spielen Kolortown den dritten Teil ihrer „Sound Is Coming“-Reihe. Dem dänischen Trio um die Producer Jakob Ivarsson und Theodor Zox schenkte Statik Entertainment vor zwei Jahren quasi ein eigenes Sub-Label. Noch immer suchen sie nach neuen, poppigen Nuancen von Dub-Techno und Dub.

Neu ist aber auch ein stärkerer Reggae-Bezug bei „Inside The Machine“ und „Waiting“ zu hören. Dann klingen Kolortown sehr nach den frühen Massive Attack. Durchaus gewagt bei einer derart perfekt ausformulierten Vorlage. Auch wenn Kolortown mit allem versiert umgehen und die Anfänge dieses Sounds über zwanzig Jahre zurückliegen. Nur „Terrified“ überspannt die Gefälligkeit in den Vocals.

Bigalke & Sunset „The Fact EP“ (Basssport Music)

Georg Bigalke und Simon Sunset machen mit ihrem gemeinsamen Projekt einen Ausflug weg von Esoulate Music. In den Südwesten, zu Basssport Music geht es. Das Label um eine gleichnamige Radiosendung hatte im letzten Herbst auch schon eine EP des Leipzigers Stanley Hottek veröffentlicht. Submit Records hat er mitgegründet.

Bigalke & Sunset bleiben Techno, bei „The Fact“ aber sogar noch eine ganze Spur reduzierter. Um die mächtig durchrollende Bassdrum gruppieren sich nur ein paar dezent eingeschobene Sounds und ein Vocal-Sample. In seiner rauen Dunkelheit der bisher überzeugendste Track der beiden.

Klima, ein weiteres Leipziger Techno-Urgestein remixt „The Fact“. Er behält zwar das Tempo gleich, verdichtet das Stück aber stärker. Dem Original völlig ebenbürtig. Belanglos dagegen der Pablo Caballero. Ohne Reibung und mit schlimmen Rave-Breaks.

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Cajuu „Whispering“ (Avida Music)

Erst silbermeliert, nun lila – Avida Music, das Label von Marco Marset hat die zweite EP veröffentlicht. Von zwei Jungs, die zwischen den Flüssen leben.

Eisenhüttenstadt ist damit gemeint, die Heimat des Duos Cajuu. Noch nie vorher gehört, aber bei Soundcloud haben sie immerhin über 13.000 Follower. Eisenhüttenstadt ist nicht sonderlich groß, und so gehören sie auch zum dortigen Label Kleinstadtfeeling auf dem Mittagskind schon zu einer EP kam.

Nun aber zurück zu Avida Music. Ein Label, das sich einerseits der Deepness verschreiben mag, sich andererseits bisher eher an den ravigen Ausläufern des Tech-House bewegt. Cajuus „Whispering“ ist eine eindeutige Rave-Ansage, im zu effekterheischenden Sinne. Insofern verwunderlich, weil das Duo bei den anderen Tracks auf Soundcloud wesentlich zurückgenommener klingt.

Wie bei der ersten Avida-EP ist auch hier wieder ein namhafter Producer als Remixer eingeladen. Nach Tolga Fidan nun der Rumäne Mihai Popoviciu, der dem Original die raumgreifende Fülle im Sound nimmt. Entschlackter, perkussiver, leider nicht retten könnend.

Als Digital-Bonus geht auch Label-Chef Marco Marset an „Whispering“. Er zieht die Rave-Chords weiter ins Dunkle, bleibt dem Großraum-Vibe aber treu.

So richtig ist mir nicht klar, wo Avida Music eigentlich hin möchte. Okay, selbst die einst roughen Briten wie Scuba und sein Hotflush Recordings holen zunehmend weiter aus mit ihren Tracks. Aber da findet sich meist doch ein Bruch in eine bestimmte, abwegige Richtung. Die höre ich auf „Whispering“ allerdings nicht.

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Falk Golz „Freedom Is The Passion“ (MonoKrak)

Falk Golz bleibt seinen Netlabel-Wurzeln treu. Drei neue Tracks mit Detroit-Patina kamen neulich über das Genfer Label MonoKrak heraus.

Eine kurze Erinnerung, denn es gab länger nichts über ihn zu berichten: Falk Golz ist der Typ, der bislang einige Net-EPs mit erstaunlich reifen und oldschoolig klingenden Tracks hervor brachte, dann unter seinem Pseudonym Falke bei Kann Records eine waghalsige, leicht nervende EP veröffentlichte und als Pandemrix 202 auch bei Instabil auftauchte.

Musikalisch ist Falk Golz tief drin im Detroit der Achtziger und frühen Neunziger. In einer ganz angenehm unprätentiösen Weise. Die aktuelle EP setzt ebenfalls dort an, wo der musikalische Futurismus und die damit verbundene Melancholie einst so hell schillerten.

Die Basslines rattern analog, während sich im Hintergrund harmonische Synth-Chords weitläufig ausbreiten. Immer ein wenig eingedunkelt, egal ob ein Track so straight schiebt wie „Freedom Is The Passion“ oder sich vertrackter nach vorn bewegt wie „386 People exe“.

Fast hätte ich vergessen, welch ein Geheimtipp Falk Golz eigentlich ist. Da soll bitte noch mehr kommen. Vorhören ist nicht, hier lässt sich die EP aber gleich herunterladen.

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Jahtari-Frische

Wie erfrischend Jahtari-Platten nach längerer Pause klingen. Auch wenn der letzte Doppelpack erst ein halbes Jahr zurückliegt.

Vielleicht kommen die beiden neuen EPs auch einfach in einem richtigen Moment, ganz persönlich gesehen. Zwei 12″-EPs hauen Jahtari auf einmal raus, am gleichen Tag. Einmal von Tapes aus London, einmal von Monkey Marc aus Melbourne, zweimal digitaler Laptop-Reggae also aus zwei verschiedenen Himmelsrichtungen.

Und besonders Monkey Marcs Mischung aus HipHop-Lässigkeit und Dub-Schlurfen kommt so selbstverständlich rüber, dass man sofort mitwippt. In drei Tracks einfach mal zwei Welten umarmt. Disrupt nimmt sich auf der B-Seite Roots Manuvas „Who Goes There“ als Dub vor – mit der ihm so eigenen 8Bit-Sprödigkeit. Das Original hatte übrigens Monkey Marc produziert. Etwas düsterer und verschlungener sein „Destruction Dub“.

Bei Tapes klingt Jahtari wieder in seiner Reinform durch. Schwingend, leuchtend, auf gute Weise antiquiert, durch und durch positiv gestimmt, aber immer ohne ins Niedliche und Naive zu geraten. Auch auf dieser EP versteckt sich der Dub eines anderen Hits: hier ist es Vernon Maytones „Old Pan Sound“. Jahtari-Pop. Ist das schon der Frühling?

Vorhören ist nur hier und hier.

Jahtari Website
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Die Poll-Nachlese

Vorbei vorbei, die Gewinner der Goldenen Yvonne stehen fest. Wir haben ein Video von der Verleihung und ein paar Worte zu den Ergebnissen.

Über 900 Leute haben bei der zweiten Abstimmung mitgemacht, eine Verdreifachung zum vergangenen Jahr. Da fallen die Rangplatzierungen teilweise schon entscheidender aus, nicht nur durch eine ein paar Stimmen mehr oder weniger.

Die großen Überraschungen blieben dieses Jahr aus. Aber in dem vermeintlichen Einerlei gibt es durchaus etwas Positives: es konsolidiert sich scheinbar gerade ein Kern an Labels und Künstlern, der für die künftigen Strukturen in Leipzig wichtig sein wird. Strukturen, die andere ermutigen und mitziehen, die Netzwerke erleichtern, die vielleicht aber auch die ein oder andere Dichotomie verschärfen.

2012 war zweifellos ein großes Jahr für Daniel Stefanik und die Distillery. Micronaut zeigt darüber hinaus aber, wie wichtig die Neu-Leipziger sind. Musikalisch brachte er eine neue Note in die Stadt und die wurde in gleich fünf Kategorien in die oberen Bereiche gewählt. Was sich jedoch auch 2012 kaum verändert hat: die House- und Männer-Dominanz im Allgemeinen, entsprechend spiegelt sie sich auch in den Ergebnissen wider.

Großen Dank an Donis für die eigens geschriebene Ode an die Goldene Yvonne – am Sonnabend im „Skyfall“-Playback vorgetragen. Ein Haken gegen all die Ernsthaftigkeit, mit der sich so gern an den Genre- und Szene-Gräben beäugt wird. Die Goldene Yvonne ist nach wie vor ein ernst gemeinter Spaß, ein Barometer für Tendenzen, nicht für Wahrheiten. Und noch immer eine wunderbare Reibefläche für gepiesackte Eitelkeiten.

Und an dieser Stelle noch einmal ein Danke an: It’s Yours, wieder die Gewinner in der Kategorie „Beste Kooperationspartner“. Und an Peter Paasch für den Video-Mitschnitt.

Die Goldene Yvonne Website