New In – The Mix – 2023

Nach einer kleinen Weihnachtspause sind wir zurück. Und wir blicken nochmals zurück auf einige unserer Lieblingstracks aus unserer New In-Serie. Mit einem exklusiven Mix.

Mit New In stellen wir mehr oder weniger regelmäßig einige der wichtigsten Electronic-Releases aus Leipzig des Vormonats vor. Zuletzt haben wir – Nils und Jens – uns immer wieder zu kleinen Listening-Sessions getroffen und uns durch Promo-Files und Bandcamp gewühlt.

Da sind einige Reviews zusammengekommen, aus denen wir am Ende des letzten Jahres sehr subjektiv unsere persönlichen Lieblingstracks herausgefiltert haben. Nils – als Nils Panda auch tatsächlich als DJ aktiv – hat daraus einen rund 45-minütigen Mix gemacht. Voilá:

1. Lekande – It Happens (Row Records)
2. DJ Balduin – Da Float (Kann)
3. Mbius – Mittelsachsen Sundowner (Breakfree Records)
4. Ewan Jansen – Wild Shore (R.A.N.D. Muzik)
5. Kassem Mosse – C2 (Workshop)
6. DJ Balduin – Daphnes Bell (Inch By Inch)
7. Eoism – Relapsing Cycles (Inch By Inch)
8. Credit 00 & Wolf Müller – Urban Utan (Rat Life)
9. Tinkah – Phoenix (Local Knowledge) 
10. Ginko & BSN Posse – Rainforest (Defrostica)
11. Subkutan – Neu Enden (Hypress)

Ein Blick auf die Tracklist beweist: Ja, wir sind DJ Balduin-Fanboys. Aber unabhängig davon war 2023 auch ein starkes Jahr für ihn. Und weil uns das so viel Spaß gemacht hat, haben wir direkt beschlossen, dieses Format am Ende jedes Quartals wiederzubringen.

sens – Sound und Duft

Das ZiMMT hostet mal wieder ein spannendes Festival in den eigenen Hallen – das sens. Es stellt die Connection zwischen Sound und Gerüchen her.

Sound, Duft und Club? Das ist nicht immer die angenehmste Kombination. Da kommen eher Rauch, verschüttete Getränke und Schweiß an die Geruchszellen. Dabei ist die Verbindung zwischen Sound, Bildern und Duft eine überaus spannende Kombination.

Mit sens widmet das Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie vom 11. bis 20. Dezember 2023 diesem multisensorischen Erlebnis ein eigenes Festival. Mit verschiedenen 3D-Audio-Konzerten, einer duftenden Ausstellung und Performances von international renommierten Artists. Mit dabei sind:

Klara Ravat • Antoine Bertin • Wolfgang Georgsdorf • Grace Boyle • Juliane Kowalke • Thomas Hummel • Cleo Dölling • Giulia Francavilla • Hanno Leichtmann & Valerio Tricoli • Louise Rossiter • Michael Akstaller • Moritz Simon Geist • Marie L. Möller • Wiete Sommer mit Cryptoheroes • Victor Mazón Gardoqui

Darüber hinaus bietet sens mit Workshops, Talks und Vorträgen einige Deep Dives in das Thema und schafft einen Raum zum Austausch über medienübergreifende Ansätze, die mit Sound und Gerüchen arbeiten. Warum das so spannend ist? Das ZiMMT erklärt es so:

„Der Geruchssinn ist besonders eng mit unseren Gefühlen und Erinnerungen verbunden. Denn anders als beim Sehen und Hören gelangen die olfaktorischen Reize ungefiltert in die Großhirnrinde, wo die bewusste Wahrnehmung entsteht und Emotionen oder Gedächtnis angesteuert werden.“

Das gesamte Programm findet ihr auf der ZiMMT-Website – Tickets in Form von Tagesmitgliedsausweisen für den ZiMMT-Verein gibt es direkt am jeweiligen Abend.

Verlosung Verlosung

Für das Konzert von Moritz Simon Geist am Samstag (16.12., 20 Uhr) verlosen wir 2 x 2 Tickets. Schick einfach bis 15.12., 15 Uhr eine Mail an dance @ frohfroh.de mit dem Betreff „sens“. Moritz Simon Geist hat die „Präsentation einer Arbeit mit Spatialität, 3D Sound, robotischen Aktoren und Bass“ angekündigt.

Kulturlounge – ein Projektraum seit über 18 Jahren

Die Kulturlounge hat sich als kleine Club-Institution ihren ganz eigenen Platz in der Leipziger Elektronik-Szene aufgebaut. Wer dahinter steckt und warum sich die Kulturlounge nicht als Club im klassischen Sinn sieht, lest ihr in unserem Club-Porträt.

So zentral und doch so versteckt liegt das Gelände der Kulturlounge an der Ecke Gerichtsweg und Dresdner Straße. Seit 2011 ist sie dort zu Hause. Über einen Parkplatz gelangt man zu einem Innenhof, der mir Biergarten- und gleichzeitig Clubaußenbereichsgefühle gibt. Ich erinnere mich zurück an den einen oder anderen Abend, an dem ich diesen Außenbereich schon trubelig gefüllt gesehen habe.

Von Steffi, Pierre, Basti und Christian werde ich herzlich in Empfang genommen. Es ist warm genug, sodass wir für das Gespräch draußen sitzen bleiben können. Die vier stellen sich mir vor und schnell wird klar, dass ihnen die Kulturlounge eine richtige Herzensangelegenheit ist. Das Ganze stemmen sie nicht allein zu viert, sondern es hängt noch ein ganzer Freund:innenkreis dran.

Seit Beginn an dabei ist der Kulturlounge-Papa Pierre, der auch Vorstandsvorsitzender ist und sich scherzhaft als „Hausmeister“ bezeichnet. Mit ihm ging die Idee einen Projektraum zu schaffen aus, welcher seit 2005 unter dem Namen der Kulturlounge als Verein agiert. Die Kulturlounge, so beschreibt Pierre, versteht sich als Projektraum für Kulturschaffende und nicht als Club. Hier finden nicht nur Partys oder Konzerte statt, sondern auch andere Projekte wie z. B. die Kooperation mit den Leipziger Art Days.

Veranstaltungskonzepte und die Unzertrennlichkeit zu „INAR“

Der Fokus der Kulturlounge liegt trotz dessen, dass sie kein Club ist, auf elektronischen Musikveranstaltungen – sonst hätte es frohfroh auch nicht in den Fingern gejuckt, uns den Laden nach all den Jahren mal genauer anzuschauen. Dabei verteilen sich die Veranstaltungen auf 70 Prozent elektronische Musik, ca. 20 Prozent Konzerte und ca. 10 Prozent andere Veranstaltungsformate.

Über die mehr als 18 Jahre hat es schon unterschiedlich ste Veranstaltungsreihen gegeben. So schwelgen alle vier in guter Erinnerung an eine Donnerstagspartyreihe, die bis vor Corona regelmäßig stattgefunden hat. Sie stellen aber auch fest, dass es schön ist, dass Sie den Donnerstag als Crewabend zurückgewonnen haben und so Zeit finden Wochenendveranstaltungen zu planen.

Die Zeiten haben sich eben ein bisschen verändert: „Am Anfang waren wir eher so 25 und jetzt altert auch das Publikum bisschen mit“, beschreibt Basti. Pierre hakt ein, dass dies auch impliziert, dass sie nicht jedem Trend mitmachen müssen und sie sich als Kulturlounge nicht jedes Jahr neu erfinden. Sie haben sich hier ihr „Probierfeld“ in einem kleinen familiären Rahmen bewahrt.

Pierre beschreibt, dass die Location aber eben kein Probierfeld für Partyanfänger:innen sei. Die Veranstaltungen richten sich eher an die 25- bis 45-jährigen unter uns „Die Altersspanne nehmen wir ernst. Wir nehmen zwar auch junge Projekte im Booking auf, sagen aber schon dazu, dass es uns ist lieb, wenn wir hier Ü25-Publikum haben.“

Wer vielleicht das Programm der Kulturlounge verfolgt hat, dem ist bei dem einen oder anderen Flyer oder Veranstaltungstext der Name „INAR“ aufgefallen. Das INAR-Kollektiv pflegt eine seit fast 10 Jahren bestehende Freundschaft und daraus entstandene Zusammenarbeit mit der Kulturlounge. INAR kuratiert regelmäßig elektronische Veranstaltungen und ist sozusagen Kulturlounge-Inventar. Diese Veranstaltungen sind musikalisch zumeist House , Techno oder Minimal – aber auch andere Genres werden vertreten. So kuratiert Steffi zum Beispiel eine Elektro- und Breakbeat-Veranstaltungsreihe namens „H25D“.

„Ich habe da mal reingehört. Da habe ich richtig Bock heute zu arbeiten.“ – Warum Ehrenamt Bock macht

Warum der Laden schon so viele Jahre funktioniert? Die Crew der Kulturlounge bleibt sich treu und legt viel Wert auf freundschaftliches Miteinander. Und sie bringt eine große Vorliebe für elektronische Musik inklusive einer gewissen Gelassenheit mit. Nicht jedem Trend muss dabei nachgerannt werden. Es gehe vielmehr um eine gemeinsame gute Zeit und eine gesunde Neugierde für neue Projekte und musikalischen Wandel. Dabei möchte sich die Kulturlounge insgesamt bedeckt halten und ist glücklich über ihre Position als ehrenamtlicher Veranstaltungsort.

Pierre erklärt, dass dies auch Druck nehme: Man müsse keine festen Gehälter zahlen und wenn die Kapazitäten gerade nicht ausreichen, muss auch keine Veranstaltung stattfinden. Er ergänzt eine Annekdote von Anniko, die letztens gemeint hat: „Ah ja, ich habe da mal reingehört. Da habe ich richtig Bock zu arbeiten.“

Die Leute kommen also dann am Wochenende eher vorbei, weil sie Lust auf die Musik und das Miteinander haben. Ich frage in die Runde, warum sie das denn noch ehrenamtlich machen, das Ganze ist schließlich sehr viel Arbeit. „Ich finde es schön, Leuten so einen Raum zu schaffen. Klar denkt man sich in der Woche davor manchmal: Wow, es ist wirklich viel Arbeit, aber dann, wenn die Veranstaltung ist und die Leute Spaß haben … das gibt mir unglaublich viel.“ Eine schöne Antwort von Steffi, wie ich finde, vor allem, weil man spürt, dass nach so vielen Jahren immer noch die Lust da ist, weiterzumachen.

Christian geht bei diesen Gründen auch mit, ergänzt aber auch „Ich komme aus dem Modellbauchbereich, da sitzt man des Öfteren in seinem stillen Kämmerchen und bastelt Sachen – die Kulturlounge gibt mir einen Raum, dass auch teilen zu können und gleichzeitig Teil von etwas Größerem zu sein.“

Wunschkiste

Zum Abschluss frage ich die vier, was sie sich für die Kulturlounge wünschen. Ein sehr naheliegender Wunsch schießt den vieren sofort in den Kopf: „Noch ein langes Bestehen“. Das wünsche ich der Kulturlounge auch.

Ich bin beeindruckt von der Bestehensdauer des Vereins und auch des Raumes, was keine Selbstverständlichkeit ist, sich so lange an einem Standort halten zu können. Es ist also möglich. Das gibt mir Hoffnung für den Leipziger Osten und seine Kulturlandschaft. Was mir auch Hoffnung gibt, ist das Engagement von den vieren zu sehen und zu hören, wie gerne sie hier sind und wie sie seit so vielen Jahren ehrenamtlich dabei sind, um diesen Raum zu pflegen und zu erhalten.

Website Kulturlounge // Instagram Kulturlounge

Fotos: Hannes Wittmann (Gruppenbild), Kulturlounge (Außen- und Innenansicht)

TransCentury Update 2023 – Recap

Das diesjährige TransCentury Update-Festival ist vorbei – mit unserem Recap könnt ihr nochmals ins Schwelgen, Erinnern oder Vorfreuen auf 2024 kommen.

Es war eine etwas holprige TransCentury-Ausgabe: Das Institut fuer Zukunft fiel als Freitag-Location kurzfristig aus. Wichtige Acts wie Fuffifuffzig und Beak> mussten absagen und das Sonntagskonzert wurde ebenfalls kurzerhand wegen politischer Verstimmungen abgesagt.

Dieses Jahr war für uns auch der Fotograf Oliver Niemann mit seiner Kamera auf dem TransCentury Update unterwegs. „Feines, toll kuratiertes Festival“, meinte er. Doch statt vieler weiterer Worte lassen wir einfach seine Bilder sprechen – vielen Dank an dieser Stelle, Olli.

Donnerstag, 16. November 2023 – UT Connewitz

Hinako Omori
Bendik Giske

Freitag, 17. November 2023 – UT Connewitz

Bar Italia
Bar Italia
Bar Italia
Bar Italia
Decisive Pink
Decisive Pink
Decisive Pink
Decisive Pink
Kokoko!
Kokoko!
Kokoko!
Kokoko!
Mock Media
Mock Media

Samstag, 18. November 2023 – UT Connewitz / Conne Island

Mega Bog
Mega Bog
Mega Bog
Mitsune
Mitsune
Mitsune
Mitsune
Mitsune
Sorry
Sorry
Sorry
Chris Imler
Chris Imler
Fat Dog
Fat Dog
Fat Dog
Team Scheisse
Team Scheisse
Team Scheisse

Teichmann + Soehne „Flows“ (Altin Village & Mine)

Teichmann + Soehne – ein Projektname, der sehr nach Familienbetrieb klingt. Und tatsächlich
verbergen sich dahinter ein Vater und seine zwei Söhne – alle drei in ihren Bereichen geschätzte Musiker. Ihr gemeinsames Debüt-Album erschien nun beim Leipziger Label Altin Village & Mine.

Hinter Teichmann + Soehne steckt einerseits der Jazzmusiker Uli Teichmann. Er spielt seit mehreren Jahrzehnten Saxophon, Mandoline, Klarinette, Percussion, Flöte und Glockenspiel. Und seine beiden Söhne Hannes und Andi haben in der Vergangenheit als Gebrüder Teichmann einige verspielt-organische Minimal- und House-Platten auf Labels wie Disko B oder Kompakt veröffentlicht. Sie stecken zudem hinter dem Label Festplatten und waren immer offen für spannende Kollaborationen mit anderen Musiker:innen. Aus diesen beiden Welten kommend trifft man sich also in der Mitte?

Das Leipziger Label Altin Village & Mine hat zuletzt musikalisch ein wenig umgesattelt oder man könnte auch sagen, „das Repertoire beharrlich erweitert“. Ob lokal oder international, die Grenzen verwischen oder gab es jemals welche? Ob Krautrock, Avant Pop oder Neo-Klassik/Ambient, es wird veröffentlicht, was gefällt und Altin Village, die ich früher eher in die Postpunk/Indie Ecke geschoben habe, ist zu einem sehr modernen und fast schon avantgardistischen Label avanciert. Mit einer über 20-jährigen Label-Geschichte – im letzten Jahr hatten wir darüber ausführlich berichtet.

Das Album „Flows“ der Familie Teichmann hat eine durchaus interessante Entstehungsgeschichte.
Zunächst haben sich die Söhne noch stark abgrenzen wollen vom Jazz-Hintergrund des Vaters. Mit
der Gründung einer Punkband vor vielen Jahren und später mit der Produktion elektronischer
Tanzmusik setzten sie eher auf Einfachheit als auf verspielte Soli. Einen musikalischen Erstkontakt
gab es erst 2012, als die drei für ein gemeinsames Improvisations-Konzert gebucht wurden, weil der Veranstalter es unglaublich fand, dass die Musiker zu diesem Zeitpunkt noch nie gemeinsam auf einer Bühne gestanden hatten.

Aus einer spielerischen und eher lockeren Vorbereitung auf dieses Event wurde schnell Ernst. Dem ersten Konzert folgten viele weitere. Das Ausgangsmaterial für „Flows“ stammt aus unzähligen Probe-Sessions für ihre gemeinsamen Konzerte. Die Aufnahmen wurden selten durch Overdubs ergänzt, jedoch im Nachgang in gemeinsamer Arbeit weiter prozessiert.

Das Ergebnis kann durchaus als das beste aus beiden Welten verstanden werden. Ein Hybrid aus
Elektronica und Jazz. Eine Annäherung, ein Prozess oder um mal beim Titel des Albums zu bleiben
ein „Flow“. Mal steht ein organisches Element mehr im Vordergrund, mal dominiert ein Beat oder
eine rhythmische Struktur. Durch Techniken wie Live-Sampling entstehen neue Layers, die
Improvisation kann fließen.

Eoism – Infinite Balance (Inch By Inch Records)

Eine neue Platte auf Inch By Inch Records, dem Label zum Leipziger Schallplattenladen und zum gleichnamigen Vertrieb. Die sechs Tracks starke EP des Leipzig-/Jenaer Duos Eoism ist eine straighte Electro-Scheibe geworden, die das Genre in all seinen Facetten einmal durchspielt.

Eoism betreiben das Label Pulse Drift Recordings, welches, wie die Artists selbst, für einen astreinen Electro-Sound steht. Und damit sind sie bei Inch By Inch in guter Gesellschaft. Wir erinnern uns gerne zurück an die Electro-Banger-Releases von Vaust und Jotel California.

Den classy Electro-Sound der vorliegenden EP durchweht mitunter eine leichte Melancholie, was den Release spannend macht und ihm zudem einige Home-Listening-Aspekte beschert („Empty Bodies“; „Infinite Games“). Vor allem das Titelstück mit seinem Japan-Vibe und den Voice-Samples hat es mir dabei angetan.

Der Track „Direct Drive“ ist wohl der klassischste Electro-Track der Platte, bei dem ohne Weiteres jeden Moment Anthony Rother durchs Bild tanzen könnte. Beim Video hatte übrigens einmal mehr Gonzo Vocado die Finger mit im Spiel (checkt bitte unbedingt auch das Video zu Jotel Californias Track „Airwavez“!). Großes Video-Kunst-Kino, wenn ihr mich fragt!

Dem Anspruch ein Label für zeitlose Musik zu sein, wird auch die achte Katalog-Nummer auf Inch By Inch gerecht. Diese Musik hat in den 80s, den 90s funktioniert und tut es heute noch. Und wenn ihr die Scheibe in 20 Jahren auflegt, wird sie das immer noch tun. Ja, das Genre mag auserzählt sein, aber das hier ist High-Quality-Shit, der euch mit dem Fuss wippen lässt oder mehr. Oder um es gleich mit den Worten des Labelbetreibers Philipp zu sagen: „Let the robots get up and do the electro boogie!“

Die Platte erscheint diesen Freitag, den 24.11.2023 auf Inch By Inch Records. Der Track „Direct Drive“ feiert heute um 13 Uhr auf SoundCloud seine Premiere – und wir sind direkt mit dabei!

Second Drop of Bassmæssage

Geht es um Bassmusik und Soundsystem-Kultur in Leipzig, dann führt kein Weg an Bassmæssage vorbei. Nun bringt die dahinter stehende Crew ihre zweite Compilation raus – und feiert eine Party dazu.

Seit 2007 lässt die Bassmæssage-Crew an verschiedenen Orten und in unregelmäßigen Abständen selbst gebaute Soundsysteme aufstellen und schmettert darüber tiefe Dub- und Breaks-Bässe raus. Neben Jahtari, Rupture gab es auch schon eine Ausgabe mit Hardwax aus Berlin. Die dahinterstehende Kultur an Sound-Enthusiast:innen haben wir bereits ausführlich vorgestellt. 2015 wurde aus der Party-Reihe auch ein Label, mit einer ersten Compilation. Aber Bassmæssage lässt sich nicht auf klassische Erwartungshaltungen ein – und so hat es acht Jahre gedauert, bis die Katalognummer 002 erscheint.

„Second Drop“ featured erneut ebenso verschiedene Bass- und Drums-Facetten wie auch Acts aus der lokalen und internationalen Szene. Sechs Tracks, sechs unterschiedliche Vibes. Und doch passen sie alle in den Bassmæssage-Kosmos, der sich immer bewusst weitere Spielräume gelassen hat.

Die Compilation startet mit dem frisch-klingenden Halftime-Track „Drip“ des UK-Duos Nuphlo & Bukkha, inklusive sphärischer Weite und präzise dazwischen gesetzter Sounds. Leipzigs Dj Badshape schiebt ihre verspielt-freshen Melodien nach, unterlegt mit einem anfangs hintergründigen Beat, der später dann klassisch scheppernd breakt. Herrlich unbeschwert und funky. Der österreichische Producer Sun People bringt dann viel Wärme und Deepness auf die Compilation. Wie auch auf seinen Defrostatica-Releases lotet er sehr gekonnt die Grenzen zwischen Breakbeats, Techno und Footwork auf „Rise Up“ aus.

Die B-Seite ist die Laidback-Seite. Dub Across Borders vertont mit trocken-drückender Bassdrum, tiefen Dub-Bassline und verhallten Soundforschungen seinen „Bass Tree Dream“. Danach widmet sich der Este Paranoid One seinen smooth kickenden, perkussiven Arrangements, in deren Hintergrund ein bläserartiger Sound für weitere Hallräume sorgt. Zum Schluss taucht Bhed, auch bekannt von Releases auf Row Records, in dubbig-deepe Ambient-Welten. Ein sehr guter Abschluss einer sehr gelungenen Label-Compilation.

Am 18. November 2023 wird es „Second Drop“ bestenfalls schon exklusiv zu erhalten sein – und zwar auf der Release-Party im xxx (Connewitz). Wieder ein Bassmæssage-Highlight mit drei Floors und DIY-Soundsystemen aus Toulose sowie vom Leipziger Zoumo Soundsystem und Micro Messenger. Bespielt werden die Anlagen von mehreren Liveacts, u. a. aus Dresden, Berlin und mehr. Ask your local network for more.

Lssns – Transit (Sinnbus)

Die Verbindungslinie zwischen Helsinki uns Leipzig glüht wieder. Das erste Album „Transit“ der Band Lssns (ehemals Lessons) bläst ein wenig Licht in die Dunkelheit unserer Gegenwart, es blinkt und leuchtet in Neonfarben.

Die beiden finnischen Musiker Samu und Ville Kuuka sowie der Sänger Patrick Sudarski aus Leipzig machen schon ein gute Weile gemeinsam Musik, dennoch mussten ein paar Jahre ins Land ziehen seit der Veröffentlichung ihrer ersten EP „Tempest“ auf dem Berliner Indie- und Pop-Label Sinnbus. Diese vereinte 2016 schon alle musikalischen Elemente von Lssns, die so wunderbar zusammen funktionieren. Die Band hat einen Hang zur Wave Musik der 80er, zu leicht verstimmten Synths, metallischen Drums und drängenden Basslines. Aber auch eine gute Pop-Hook ist „ok“.

Die Musik von Lssns ist eingängig, ohne zu dick aufzutragen. Sie kommt ganz natürlich und unprätentiös daher. Alle Mitglieder sind keine Neulinge im Business, aber in dieser Konstellation scheint irgendwas geklickt zu haben, was Lssns einzigartig macht. So beschreiben es die Mitglieder zumindest selbst. Die Referenzen sind unverkennbar, aber die Songs und Arrangements so gut und frisch, dass sich ein Song der Band (jeder!) perfekt zwischen ein New Order- und einen Depeche-Mode-Stück mogeln kann, ohne aufzufallen.

Nehme man zum Beispiel den Titel „Finish in Silence“: Ein Beat-Konstrukt à la „Running up that hill“ (Kate Bush), cheesy Synth Sounds, die irgendwie nach Drive-Soundtrack klingen. Und beim Refrain geht dann einfach mal die Sonne auf. „Radical Eye“ kannst du getrost auf der nächsten WGT-Party spielen. Ein astreiner Wave Hit. Und der Track „Glory“ hat keine Angst vor ein wenig Pathos inklusive Gänsehaut-Synth und „Emo“-Sprachsample – und das kommt schon ziemlich gut zwischen der sonst eher darken Stimmung auf „Transit“.

Die Bandmitglieder fielen nach den Aufnahmen ihrer ersten EP und ein paar Konzerten in ausgewählten Städten in ein Loch. Die Pandemie und harte Zeiten, die alle drei durchmachten hätten beinahe zum Aus des Projektes geführt. Man darf festhalten: Es ist gut, dass es nicht so gekommen ist! Dass Lssns sich nochmal aufgemacht haben neue Musik zu schreiben und ihre eigenen Schatten überwunden haben.

Für mich steht jetzt schon fest: „Transit“ ist eine meiner Lieblingsplatten des Jahres!

Das Artwork und die Musik-Videos zum Album greifen übrigens das auf, was einem beim Hören der Platte ohnehin schon in den Sinn kommt: Neo-futuristisch anmutende und unklare Bilder in Neonfarben und VHS-Optik. Super like!

Blau-violette Zeremonie – Bells Echo

Letzten Freitag fand die diesjährige Bells-Echo-Ausgabe statt. Wir waren dort – und durchaus begeistert.

Die Konzertreihe Bells Echo ist bekannt dafür, immer wieder neue, unkonventionelle Orte für ihre Ambient-, Drones- und Experimental-Konzerte zu bespielen. Etwas, das den Reiz dieser Reihe definitiv mit ausmacht. Und so war eine große Neugier und leichte Aufregung zu spüren, als wir in die Plagwitzer Heilandskirche eintraten. Vor Kurzem wurde hier mit dem Westkreuz ein neues Stadtteilzentrum eröffnet, in dem scheinbar auch Platz für spannende Konzerte ist. Am Abend vor Bells Echo spielte hier bereits die UK-Band Arab Strap.

Bells Echo empfängt uns in einem diffus, blau-violett beleuchteten Kirchenraum, der durch die Zwischenebene niedriger ist als in klassischen Kirchen. Die Orgel steht hier quasi ebenerdig. Was zuerst auffällt: Es gibt zwei Bühnen und eine dynamische Bestuhlung. Offensichtlich ist nicht klar, wie viele Leute tatsächlich kommen – am Ende so viele, dass jede Menge weitere Stühle aus dem Versteck geholt werden müssen.

Bevor Stefkovic van Interesse anfängt, gibt es einen Sound-Prolog des Publikums: Alle rutschen mit lautem Klirren ihre Stühle vor seine Bühne. Und dann legt Stefkovic los. Minimalistisch schieben sich schroffe und filigrane Patterns ineinander. Als er im zweiten Stück den Bass dazu nimmt, bebt plötzlich die ganze Kirche.

Er ist an diesem Abend der einzige mit eigenen Visuals – eine Hommage an einen kürzlich gesprengten Schornstein im Leipziger Süden. Mit rauschenden wiederkehrenden Bildsequenzen begleiten sie sein Set. Der eigentliche Wow-Moment sind die späteren präzisen Mappings der Kirchbögen. Zusammen mit seinem raumgreifenden Ambient-Sound sorgt Stefkovic hier zusammen mit VJ GenPi für den ersten Gänsehaut-Moment des Abends.

Die nächsten gibt es bei Yosuke Fujita alias FUJI|||||||||||TA – dieses Mal auf der gegenüberliegenden Bühne. Seine Show gleicht einer unberechenbaren, hochintensiven, spirituellen Zeremonie. Nach einem sanft-repetitiven Start mit seiner selbst gebauten Pfeifenorgel, peitscht er mit seiner Stimme kurze, archaische Laute in die Heilandskirche. Stakkato- und schamanenhaft ebenso wie bedrohlich verzerrt. Mal sitzend, mal stehend. Aber immer äußerst intim.

Sein Auftritt ist komplett anders als ich erwartet habe. Aber auch nur, weil ich vorab nur ein Album „iki“ von ihm in Dauerschleife gehört habe. Dass seine Stimme ein so wichtiges Element seiner Shows ist, war mir nicht klar – sie verstört und flasht zugleich. Am Ende ragt FUJI|||||||||||TA aus dem blau-violetten Nebellicht empor und lässt eine hell-tönende Flöte erklingen. Direkt vor ihm während des gesamten Konzerts: Ein Junge mit Down-Syndrom, fasziniert wippend, FUJI|||||||||||TAs Bewegungen an der Orgel nachahmend. Super eindrücklich auf vielen Ebenen.

Für das dritte und letzte Konzert heißt es wieder Stühle drehen. Maya Shenfield spielt auf der anderen Bühne – und auch wenn ich ihren Auftritt am schwächsten finde, schafft sie es, soundtechnisch die größte Präsenz in diesem Kirchenraum zu erzeugen. Voll und klar, die gesamte Höhe und Weite nutzend.

Ihr Set startet stark, laut und dissonant, mäandert später jedoch mit angeteasten Wave- und Rave-Elementen in eine gewisse Gefälligkeit, die den Kanten ihres Sounds leider etwas die Dringlichtkeit raub. Dazu am Schluss ein Chor, der in diesem Kirchenkontext zwar super passt, das Pathos-Level jedoch ordentlich nach oben schraubt. Doch es ist Jammern auf hohem Niveau. Diese Bells Echo-Ausgabe wird im Gedächtnis bleiben – auch wegen des ausgezeichneten Sounds. Ich bin gespannt, wo uns Bells Echo das nächste Mal empfängt.

Alle Fotos von Susann Bargas Gomez

New In – Oktober 2023

Die Club-Season ist eröffnet und mit ihr schwappten im Oktober ein Haufen guter Releases aus Leipzig rein. Eine kleine Rückschau.

Credit 00 & Wolf Müller – „Funk The System“ (Rat Life)

Eine super spannende EP kommt vom Uncanny Valley-Sublabel Rat Life! Eine Düsseldorf/Leipzig-Kollabo zwischen Wolf Müller (aka Bufiman, Jan Schulte etc.) und Credit 00. Die fünf Tracks, die unter dem Motto „Funk The System“ laufen, nahmen bereits 2018 in Düsseldorf ihren Anfang. Wilde Hardware-Jams auf allem, was gerade zur Hand war und Samples von alten DDR-Jazz-Platten lieferten die Grundlage. Die Stücke lagen dann eine ganze Pandemie lang auf der Festplatte, wurden nach Corona allerdings immer noch für würdig erachtet und schließlich finalisiert.

Es beginnt mutig mit einem Kraftwerk-Sample. „Yellow Fire“ klingt tatsächlich ein bisschen nach einer aufgehübschten Version des Klassikers „Boing Boom Tschak“ von eben erwähnter Band. Schon fett! „Never Mind The Gap!“ kommt als langsamer Electro-Breakbeat-Track daher, der mit dicker Bassline und Filter-Sounds auftrumpft. „Ursuppe“ ist ein esoterisch anmutender Downbeat- Stomper mit Jungle Bass und viel Getrommel. Das Titelstück „Funk the system“ ist es dann aber für mich, was die EP herausragend macht. Mit Rizmi am Mic wird hier eine eigene Interpretation eines alten DDR-Arbeiterliedes mit bizarren Vocals gebaut (sh. Intro des Tracks), die alles in allem super funky und poppig ist. Checkt mal den Synth/Gesangs-Einstieg bei Minute 4. Alles klar, oder? „Urban Utan“ könnte so auch auf irgendeiner alten Chemical Brothers Platte drauf sein. Big Beat Time! Die Synths haben ein bisschen Trance-Flair. Ist das ein „Tour de France“-Sample? Haha, ok. Stop!

Nils‘ Hit: „Funk The System“. Why: Der überraschende Vocal-Einsatz in Kombi mit den Synths ist einfach wahnsinnig schön.


Grush – „INTO001“ (Into Records)

Into, what? Ja, R.A.N.D. Muzik denkt gar nicht daran, das Tempo zu drosseln. Stattdessen startet das an das gleichnamige Leipziger Plattenpresswerk angegliederte Label noch ein weiteres Sub-Label. Into soll sich mehr Minimal und Tech House widmen. Also etwas weniger proggy Sounds?

Klingt nicht schlecht. Auf der 001 ist mit Grush ein griechischer Newcomer am Start, der hier offensichtlich gut hinpasst. Seine drei Tracks kommen mit wenigen, präzis gesetzten Elementen aus. Das Gute bei ihm: Er lässt Crisp in den Sounds, es knistert und rauscht, so dass sich die Tracks gut von dem aalglatten Ibiza-Tech-House abgrenzen können. Ein guter Start also.

Jens Hit: „Nightwalk“. Why: Weil die groovy Bassline dem Minimal-Vibe einen sehr frischen Schub gibt.


Lekande – „It Happens“ (Row Records)

Die neue EP auf Row überrascht ein wenig mit ihrer Eingängigkeit. Der Leipziger Produzent Lekande baut in dem Titelstück auf einen flächigen, loop-basierten und soften Breakbeat-Sound, der ein bisschen melancholisch und dreamy daher kommt. „Stella Maris“ ist dann eine cineastische Ambient-Nummer, die nicht weniger untypisch ist für ein Label, was eigentlich einen ganz anderen Sound fährt. Aber sei es drum, die Qualität stimmt!


Der Lowtec-Remix auf der B-Seite macht dann nochmal ein paar Dub-Räume auf. Den Abschluss machen Kaep und Bhed mit einem Remix, der den „Row-Sound“ am ehesten repräsentiert. Eine abwechslungsreiche und erfrischende Mischung aus Ambient-Flächen, Dub-Elementen und Breaks. Pretty cool!

Übrigens möchte ich darauf hinweisen, dass das kollagenartige Artwork bei Row ziemlich ansprechend ist. Allein deswegen lohnt es sich die Platten mal in die Hand zu nehmen.

Nils‘ Hit: „It happens“. Why: Sphärisch, atmosphärisch, schön.


Bauarbeiter der Liebe – „Auf Monte in L.E. #1“ (Oldnew Records)

Anfang Oktober erschien auch mal wieder eine neue EP des Trios Bauarbeiter der Liebe. Eine EP, die wohl in nur 24 Stunden aufgenommen wurde. Und diese Session-Leichtigkeit ist den vier Tracks durchaus anzuhören.

Groovy, funky und organic Deep House, dazu ein paar Preacher-Vocals, Bläser und dreamy Gitarren, dazu viel Laidback-Atmosphäre. „Auf Monte in L.E.“ bringt einen starken Band-Vibe mit, der in seiner Reduziertheit auch echt gut funktioniert. Die perfekte EP, um den Herbst-Blues abzumildern.

Jens Hit: „Love Is A Baustelle“. Why: Weil geiler Titel und geile Breakigkeit.


The Other Others – „The Other Others“ (Jahtari Music)

Und auch das Label Jahtari Music liefert neue, heiße Ware. Ein Album der Produzenten Disrupt, Rootah und der Sängerin/Vokalistin Jasmine Tutum. Gemeinsam nennen sie sich The Other Others und machen mit ihrer Musik mal eben eine neue Schublade auf: „Experimental Deephouse Afro-futurism“, nennen es die Drei selbst.

Tracks in Deep House-Geschwindigkeit mit einem gewissen Reggae-Vibe, darüber die beschwörenden Vocals der in Tokio geborenen und in Jamaika aufgewachsenen Vokalistin Jasmin. Die Kombi aus Basslines, Jungle Sounds, sphärischen Synthies über 4/4-Bett und der energisch vorgetragenen Dub-Poesie der Sängerin kommt schon ziemlich gut. Eine atmosphärische und vielseitige Scheibe, die ihre Fühler in alle möglichen Richtungen ausstreckt (Chicago, Jamaica, Detroit) und ihre Inspiration aus allem möglichen zieht. Eine spannende Fusion der Stile.

Nils`Hit: Daze Days. Why: Das Stück hat so einen schönen Massive Attack 90s-Vibe, den ich mag.


Ginkø x BSN Posse – „Nobody EP“ (Defrostatica)

Nach dem extrem aktiven letzten Jahr, hat Defrostatica 2023 den Gang etwas zurückgedreht und im Oktober die erste Platte des Jahres veröffentlicht. Es ist ein Wiederhören mit den spanischen Juke-Helden BSN Posse.

Sie haben sich mit Ginkø vom Madrider Humanoid Audio-Kollektiv zusammengetan und eine äußerst einnehmende EP produziert, die super gut zwischen Dramatik und Deepness sowie Juke und modernem Drum & Bass ausbalanciert ist. Tracks mit großer Präsenz und weiten Räumen, emotional hochgepitchten Vocal-Samples und einer hohen Musikalität. Eine EP, die einmal deutlich macht, wie qualitätssicher und wichtig Defrostatica mittlerweile geworden ist.

Jens‘ Hit: „Rainforest“. Why: Weil die Juke-Hektik die Dynamik eines Regenwaldes perfekt auf den Clubfloor bringt.


David Wunderlich – „First They’ve Built Their Walls“ (Unterschall Records)

Neues auch Unterschall Records – in unserem Sommer-Rückblick hatten wir das Leipziger Dark-Synth-Post-Punk-Label erstmals im Blick. Im Oktober folgte nun die Debüt-EP von David Wunderlich, eine Coming-Of-Age-Abrechnung mit der eigenen Jugend in einer konservativen Kleinstadt. Perfekter Stoff für dunkle, melancholische Synth- und Post-Punk-Songs also.

Wunderlichs tiefe Stimme und sein deutscher Akzent geben den klassisch 80s-gefilterten Pop-Songs die passende German-Tristesse-Dramatik. irgendwie wirken die Vocals in den durchaus guten Sounds dennoch etwas entrückt und nehmen mich meist nicht so recht mit. Seine Stories hingegen schon.

Jens‘ Hit: „Old Sounds“. Why: Weil es als wunderbar langsam gleitende Ballade ein super Outro aus dieser EP ist.


Yseto – „Vestiges Of Stellar Coasts“ (Patching Flowers)

Mitte Oktober haben wir auch ein neues Electronic-Label aus Leipzig entdeckt: Patching Flowers. Seit Anfang 2021 ist es aktiv und seitdem einen überraschend hohen Output gehabt – digital und teilweise auch auf Tape.

Zuletzt gab es eine EP von Yseto, die sich Ambient in verschiedenen Facetten widmet. Mit viel Delay durchschreiten die Tracks dissonante und harmonische Soundssphären, kitzeln ASMR-like die Synapsen und lassen sich einfach sehr viel Zeit zum Entfalten. „Zeda“ mäandert über 50 Minuten hinweg und erzeugt einen sehr kontemplativen, komplett umringenden Schwebezustand. Sollten wir unbedingt im Blick behalten.

Jens‘ Hit: „Flunx“. Why: Weil hier Schweben und Crisp gut verbunden werden, mit Anleihen an Alva Noto.


DJ Chrysalis – „Gather Thistles, Expect Prickles“ (Kann Records)

Auch Kann Records meldete im Oktober ein New In – mit einer EP des australischen Producers DJ Chrysalis. Er startet mit einem verspielt-breaky und hell-schimmernden Track, um später in proggy-kosmische Tech-House-Gefilde abzugleiten.

Auch Kann scheint sich dem offensichtlich sehr gut funktionierenden R.A.N.D.-Sound nicht verwehren zu können. Die drei anderen Tracks hätten nämlich auch gut dorthin gepasst. Vielleicht ist es der Versuch, den Label-Sound etwas in den Zeitgeist zu verschieben. Why not.

Jens‘ Hit: „Gather Thistles, Expect Prickles“. Why: Die verspielte Leichtigkeit holt mich einfach ab im November.

TransCentury Update 2023 – Open Your Heart

Die Macher:innen des TransCentury Update Festivals laden dazu ein, unser Herz zu öffnen. Dieses ganz besondere Festival rund um das UT Connewitz bereichert die Leipziger Musikkultur bereits seit 2016. Und frohfroh präsentiert es als Medienpartner.

In verschiedenen Spielstätten des Leipziger Südens erwartet euch an vier Tagen ein spannendes und musikalisch vielseitiges Line-up. Den Veranstalter:innen ist daran gelegen, frische Acts nach Leipzig zu bringen, die hier erst selten oder noch nie zu sehen und hören waren. Ergänzt wird das Booking mit einem wachen Blick auf die lokale Szene. An diesem verlängerten Wochenende lässt sich einmal mehr viel Neues entdecken. Ganz im Sinne des diesjährigen Festival-Mottos: Open Your Heart. Es geht darum, Genre-Grenzen zu überwinden, in unbekannte musikalische Sphären einzudringen, sich überraschen zu lassen und dem Unbekannten eine Chance zu geben.

Musikalisch ist beim TransCentury Update alles drin. Von japanischer Neo-Folk-Fusion (Mitsune), perkussivem Electro-Post-Punk (Chris Imler), Electronica/Afrobeat (Odd Okoddo) bis hin zu sonnenbebrilltem Berliner Synthpop (Fuffifufzich). Eine schrammlige Post-Punk-Abfahrt erwartet uns mit Bar Italia und auch KOKOKO! als einer der letzten bestätigten Acts verspricht explosiv zu werden.

Die lokale (DJ-)Szene kommt mit Tinkah, Solaris, Judith Crasser oder DJ Yum Yum ebenfalls nicht zu kurz.

Immer wieder spannend zu sehen, was das TransCentury Update Jahr für Jahr ausgräbt und auftischt. Doch wollen wir nicht zu viel vorweg nehmen, checkt dieses Festival unbedingt aus und hört euch durch die Artists. Hier kommt die Übersicht.

Donnerstag, 16. November 2023 – UT Connewitz

Riddle x TransCentury Update

Tinkah
Hinako Omori
Bendik Giske
Stanley Schmidt
Solaris
DJ YumYum


Freitag, 17. November 2023 – UT Connewitz / Institut für Zukunft / Ilses Erika

Decisive Pink
Bar Italia
KOKOKO!
Mock Media
You Will Have Raved – Kollektiv
Judith Crasser
Nie Nie
Zebra Katz
The Illustrious Blacks
2 Girls 1 Club


Samstag, 18. November 2023 – Cammerspiele/ UT Connewitz / Conne Island

Odd Okkodo
Mitsune
Mega Bog
Sorry
Chris Imler
Fuffifufzich
Fat Dog
Duo Devotion


Sonntag, 19. November 2023 – Schnellbuffet Süd / Cammerspiele / UT Connewitz

Onyon
Maya Ongaku
Mong Tong
Gloria de Oliveira
Lankum


Tickets?

Wochenend-Tickets und Tickets für die einzelnen Abende könnt ihr hier erwerben.

Ende / Neu – mjut

Es gab ja durchaus einige Rumours zur Zukunft des mjut. Nun gibt es eine erste Entscheidung.

Und die kam gestern via Instagram. Mit einem Info-Post berichtete der Club im Osten, dass die aktuelle Geschäftsführung zum Ende des Jahres ihre Arbeit beenden wird – und mit ihm auch „das Projekt mjut“. Nach rund fünf Jahren.

Über ein Ende gab es tatsächlich immer wieder Gerüchte in letzter Zeit. Nun ist es offiziell. Aber: Es soll am selben Ort weitergehen. Derzeit ist die bisherige Geschäftsführung „in Gesprächen mit Interessent*innen und Initiativen über die Übernahme des Veranstaltungsortes und die Fortführung des kulturellen Betriebes.“

Nach den Umbauten der letzten Monate ist das durchaus erfreulich – zumal ein offizieller Club für den Leipziger Osten auch weiterhin wichtig ist. Dazu kommt: Das mjut hat kürzlich erst einen Applaus-Award für sein herausragendes Live-Musikprogramm gewonnen. Dies dürfte Motivation sein, diesen Ort auch in Zukunt zu erhalten.

Wie es konkret weitergeht? Das erfahrt ihr hier oder auf dem mjut-Insta-Profil. Und die Termine für den November findet ihr hier.