Es geht los: United We Stream Leipzig

Wir haben uns einen Leipziger Ableger von United We Stream herbeigesehnt – und jetzt ist er hier. Wir verraten, worauf ihr euch in den nächsten Wochen einstellen könnt.

Hinter den Kulissen arbeiten unsere Clubs und die Leute, die hinter ihnen stehen, schon eine Weile am Leipziger Ableger von United We Stream – denn nicht nur die Berliner Clubkultur steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Das Livestream-Format hat jetzt, Mitte April, zum 24. Mal seine virtuellen Türen in Berlin geöffnet und wird morgen, am 14. April, zum ersten Mal in Leipzig stattfinden.

Was erwartet uns?

Der Livekommbinat Leipzig e.V. – ein Zusammenschluss von Livemusikspielstätten und Kulturschaffenden der Leipziger Clubkultur – steht, wie auch beim Soli-Ticket, hinter dem Projekt. Ganz allgemein und in den Worten der Livekomm gesagt: „in den kommenden Wochen oder gar Monaten kommt der heißeste Scheiß aus Leipzigs Clubs und Konzertvenues direkt in eure Wohnzimmer.“

Auf einem Kanal soll die ganze Bandbreite und Vielfalt der Leipziger Clubszene beleuchtet werden. Das heißt, dass nicht nur DJ-Sets, Live-Performances und andere musikalische Programmpunkte im Fokus stehen, sondern auch Gesprächsrunden, Vorträge, Lesungen und Filme rund um clubkulturelle Themen gestreamed werden sollen. Das Ganze findet in Kooperation mit ARTE concert und radioeins statt, wir begleiten das Projekt als Medienpartner*in. Hier findet ihr die Leipziger United We Stream Website, die euch ebenfalls immer auf dem Laufenden halten wird.

Das erste Programm

Mit einer Geburtstagsfeier wird der Start im mjut gemacht: sie feiern ihr zweites Club-Jubiläum und nutzen die Chance, ihre Re:START-Veranstaltung online nachzuholen. Von 19 bis 0 Uhr findet der Stream statt, programmtechnisch erwarten euch folgende Residents: Alto Bloom, Sui, DJ Maik, DJ Detox und Translucid.

Deine Unterstützung

Wie wir alle wissen, ist die aktuelle Krise existenzbedrohend. Clubs sind durch die Bank weg von Insolvenz bedroht. Gehälter, Mieten und sonstige laufende Kosten können nicht mehr bezahlt werden und das jeweils in einem individuellen Maß.

Es ist wichtig, gemeinsam Spenden zu sammeln und sie solidarisch wirklich den Clubs zukommen zu lassen, die sie aktuell am meisten brauchen und nicht denen, die medial am stärksten auftreten. Denn nur ein breites Angebot schafft einen breiten Horizont und jede Spielstätte wäre ohne die anderen nicht die gleiche, weder in ihrer Wirkung noch in ihrer Position in der Stadt.

Aus diesem Grund fließen alle Einnahmen der Streams über das Club-Soliticket in einen Rettungsfond, der von der Livekomm verwaltet wird. So werden die Clubs unterstützt, die auch das zukünftige Programm von United We Stream maßgeblich mitgestalten werden: Noch Besser Leben, DISTILLERY, WERK2-Kulturfabrik, UT Connewitz, elipamanoke e.V., Moritzbastei, Institut fuer Zukunft, mjut, TV Club Leipzig und Conne Island.

Bitte schaut den Stream verantwortungsbewusst und trefft euch nicht in großen Gruppen. In diesem Sinne: happy streaming!

KW 16 – Dienstag

It was about time: Der erste United We Stream – Livestream aus Leipzig geht on air. Und zwar aus dem Mjut, das an diesem Tag seinen 2. Geburtstag feiert. Mit euch und uns!

Wie immer bei United We Stream startet der Livestream um 19 Uhr und ihr könnt euch ganze fünf Stunden lang vor den Laptop knallen und ins Mjut sneaken. Fast so, als wäret ihr vor Ort… na ja, eben fast. Das soll dem Ganzen aber keinen Abbruch tun.

Line Up:
Alto Bloom, Sui, DJ Maik, DJ Detox und Translucid

Wir, also frohfroh, sind noch in letzter Minute (thank u, Amy!) Medienpartner*in für diesen und alle kommenden Streams aus Leipzig geworden. Das heißt, ihr könnt bei Facebook auch bei uns den Livestream anklicken und virtuell mit uns trinken, tanzen, das Mjut feiern und zuhause einen schönen Abend mit viel Musik verbringen.

Re:START

Why and How: Streaming als Support für Clubkultur

Die Clubkultur in Leipzig steht vor der wohl größten Herausforderung ihrer Geschichte. Seit Wochen ist das Nachtleben behördlich stillgelegt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden. Seitdem sind viele Tausende Mitarbeiter/innen und Kulturschaffende ohne Beschäftigung, und mit ihnen kämpfen zahlreiche Schauplätze des pulsierenden Nachtlebens mangels Einnahmen ums Überleben. Als Antwort darauf, dass in Leipzig wie überall in der Republik die Clubs geschlossen sind, erklären sich Leipziger Clubs solidarisch und bringen gemeinschaftlich den größten digitalen Club zu Dir nach Hause. Wenn schon alleine feiern, dann richtig.

United We Stream ist in Partnerschaft mit ARTE Concert in Corona-Zeiten die Streaming-Plattform auch für Leipziger Clubs und Künstler*innen. Wir zeigen auf einem Kanal die ganze Bandbreite und Vielfalt der pulsierenden Leipziger Clubszene. Neben der Live-Übertragung von DJ-Sets, Live-Musik und Performances ist United We Stream auch eine Plattform für Gesprächsrunden, Vorträge und Filme rund um clubkulturelle Themen.
Wir brauchen nun Deine Unterstützung, damit die Leipziger Clubszene diese schweren Zeiten übersteht!

Alle Einnahmen der Streams fließen über das Club-Soliticket in einen Rettungsfond, der vom Leipziger LiveKommbinat Leipzig e.V. verwaltet wird. Ihr unterstützt folgende Clubs- und Musikspielstätten: Noch Besser Leben, DISTILLERY, WERK2-Kulturfabrik, UT Connewitz, elipamanoke e.V., Moritzbastei, Institut fuer Zukunft, mjut, TV Club Leipzig, Conne Island.

Also… bis Dienstag!

Taktaktak „LastNight EP“

Der Frühling ist endlich da und wir können wahrscheinlich alle etwas sonnige Musik vertragen. Da passt die „LastNight EP“ von Taktaktak perfekt.

Vielleicht bekomme ich es nicht mit, aber zeitgenössischer R’nB/Soul/Pop, der nicht nur gut gemacht, sondern auch unpeinlich klingt, kommt nicht allzu häufig in Leipzig vor – oder besser gesagt aus Leipzig. Über Gegenbeispiele in den Kommentaren würde ich mich natürlich freuen.

Taktaktak ist nun ein Projekt, bei dem die Parameter einfach stimmen: Im Hintergrund pluckert die Drum-Machine, verwaschene Synthesizer-Pads schweben im Raum, eine Gitarre begleitet das Geschehen. Im Zentrum aber steht der Gesang, ab und zu durch gängige Effekte unaufdringlich manipuliert und sich dabei selbstbewusst an R’n’B und Pop orientierend.

Das funktioniert, weil hier jemand versteht Songs zu schreiben: Vor allem Stücke wie „When Love Kills“ besitzen Ohrwurmqualitäten und rotieren hoffentlich demnächst in divesen Radio- und Spotify-Playlisten. Und obwohl es in den Texten auch um Einsamkeit und schwierige Beziehungen geht, wirken die Songs nicht dramatisch. Vielmehr erzeugen sie eine Stimmung, die an lange Sommerabende erinnert, in die sich hin und wieder etwas bittere Melancholie einschleicht. Da möchte ich mir doch gleich ein Bierchen in der Sonne öffnen und mich darüber freuen, Taktaktak irgendwann hoffentlich live hören zu dürfen.

Videos gibt’s auch:

„Allein, allein“ in der Krise: Kulturschaffende in Sachsen

Die Überschrift klingt lustiger, als es ist. Womit Kulturschaffende gerade zu kämpfen haben und warum die Soforthilfen der Bundesregierung keine (echten) Hilfen für Solo-Selbständige sind, bewegt auch die Clubszene.

Es war beruhigend und beunruhigend zugleich: Die Ankündigung aus dem Wirtschaftsministerium, „die Bazooka“ zur Rettung aller von der Krise Betroffenen hervorzuholen und mit „Kleinfeuerwaffen“ nachzujustieren. Künstler*innen und Kreative in Sachsen fühlen sich hingegen im Stich gelassen – oder, um bei der Metapher zu bleiben: unbewaffnet zurückgelassen.

KfW, Soforthilfen und Hartz IV

Die Kriegsmetapher sollte wohl den Ernst der Lage signalisieren, aber auch die „Geschütze“ angemessen benennen, die man nun auffahre. Mit „Bazooka“ waren im Übrigen die unbegrenzten Kredite gemeint, die die Bundesregierung für alle Betriebe bereithalte, die durch die Corona-Krise vor finanziellen Problemen stehen.

Gleich nach dieser eindrücklichen Pressekonferenz regte sich das erste Misstrauen. Kredite von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau, ein paar Studis werden den Namen noch kennen) sind schön und gut, aber es sind Kredite, die zwar erst einmal dafür sorgen, „flüssig“ zu sein, aber eben auch zu Verschuldung führen. Nicht für jede*n kommt das in Frage. Gerade für Künstler*innen und Musiker*innen, die finanziell sehr unterschiedliche Monate erleben und selten weit voraus planen können, sind Kredite keine (vorübergehende) Lösung.

€€€

Es wurde nachjustiert, und zwar mit sogenannten Soforthilfen, die vom Bund verteilt werden und über die Bundesländer ausgeschüttet werden. Soforthilfen sind Zuschüsse, die nicht zurückbezahlt werden müssen, anders als das bei Darlehen bzw. Krediten der Fall ist. In einigen Städten (zum Beispiel in Dresden) und Bundesländern entschieden die jeweiligen Landesregierungen, zusätzliche und kombinierbare Soforthilfen einzusetzen.

Zusätzlich wurde der Zugang zur „Grundsicherung“, was sich irgendwie nach Grundeinkommen anhört, aber einfach ein anderes Wort für „Hartz IV“ ist, „erleichtert“.

Unterstützung an der Lebenswelt vorbei

Selbständige Kulturschaffende, Musiker*innen, Künstler*innen, DJs… für genau diese Menschen seien diese Soforthilfen, Darlehen und die „Grundsicherung“ der Rettungsring. Achja? In sozialen Netzwerken und in der Presse werden teilweise verzweifelte Stimmen laut, dass das in Sachsen eben nicht der Fall ist. Dass die Unterstützung an der Lebenswelt von Künstler*innen und Kreativen vorbeigehe und es für die meisten keine andere Wahl gebe, als Hartz IV zu beantragen.

Kultur in der Krise (tagesschau)

Klaffende Lücken im Netz

Eine großmaschige Lücke im Netz ist die bisherige Bestimmung, dass für den Soforthilfeantrag nur Betriebskosten geltend gemacht werden können. Das sind zum Beispiel Leasing-Verträge für Firmenautos, Miete eines Ladengeschäfts oder Lagerräume.

Nur, solche Kosten haben die wenigsten Kulturschaffenden anzuführen. Größtenteils arbeiten sie von Zuhause, reisen zu Auftritten, schreiben Anträge, planen und organisieren von der WG-Küche oder einem Arbeitszimmer aus und erwirtschaften damit ihren Lebensunterhalt. Das gilt für (freie) Opernsänger*innen genauso wie für DJs. Ausfallhonorare für die Einkommensausfälle für all die Auftritte oder Veranstaltungen, die sie in den letzten und in den kommenden Wochen mitgestaltet hätten, gibt es nicht und können bisher in Sachsen nicht geltend gemacht werden.

(Ein Blick nach Hamburg zeigt, dass dort anders gedacht wird: „Solo-Selbstständige erhalten neben der Förderung zur Deckung des Liquiditätsengpass aus Mitteln des Bundes eine zusätzliche pauschale Förderung in Höhe von 2.500 Euro zur Kompensation von Umsatz- und Honorarausfällen aus Landesmitteln.“, Anm. der Redaktion)

„Grundsicherung“ ist kein Grundeinkommen

Was dann noch bleibt, ist der Weg zum Amt. Grundsicherung, also Hartz IV. Es wird ein Wiedereingliederungsvertrag aufgesetzt, man gilt damit als arbeitsuchend. Wer schon mal in Kontakt mit dem System „Hartz IV“ gekommen ist, kennt die (unwürdigen) Traits: Sanktionen bei Nicht-Erscheinen zu Terminen, eure Partner*innen, falls ihr zusammenlebt, müssen ihre Finanzen offen legen.

Eine weitere Zwickmühle: Künstler*innen und Musiker*innen sind nicht arbeitslos, ihre Arbeit unterliegt schlicht einem Berufsverbot. Es wird also von Zuhause weitergearbeitet, komponiert, produziert, illustriert, gezeichnet… nur fehlen die Auftritte bzw. der Verkauf einer künstlerischen Arbeit in Läden – was normalerweise das Geld einspielt.


ARTE ARTE

Die Regierung versucht den Schaden, den der Ausbruch des Corona-Virus verursacht, bestmöglich aufzufangen. Die Schuldenbremse wird ausgesetzt und mit einem Rettungsschirm über 40 Milliarden Euro sollen Klein- und Solo-Selbstständige vor der Privatinsolvenz gerettet werden. Doch viele freiberuflich arbeitende Menschen können nicht warten. Stefan Streck aus Leipzig (Micronaut) ist einer von ihnen. Er ist Musiker, DJ und Tontechniker. Von einem auf den anderen Tag wurden alle Veranstaltungen und damit Aufträge für ihn abgesagt. Auf seinem Konto hat er noch 700 Euro und keine Ahnung, wie er in den kommenden Monaten seine Miete bezahlen soll.

Hier seht ihr den Beitrag bei Arte TV.

Student*innen im Kulturbetrieb

Und, btw, was ist eigentlich mit all den Studierenden, die an der Theke, an der Garderobe oder an der Tür in Clubs oder Konzerthallen gearbeitet haben? Oft genug sind das (und hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen) Studis, die ein Kleingewerbe angemeldet haben und auf Rechnung arbeiten. Sie sind genauso betroffen, all ihre Aufträge sind bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Und wer auf Rechnung arbeitet, kennt das Spiel: Kein Einsatz, keine Rechnung, kein Geld.

Studierende können, da der „Hauptjob“ das Studium ist, weder Soforthilfe noch Hartz IV beantragen. Auch diejenigen, die einem Job (zum Beispiel in Teilzeit) nachgehen und frei- oder nebenberuflich im Kunst- und Kultursektor arbeiten, sind innerhalb der momentan geltenden Bestimmungen von den Hilfen ausgeschlossen.

Rosige Zeiten?

Allzu entspannt-rosige Zeiten verspricht all das nicht. Und es scheint, als ob viele nicht wissen, dass nun nicht jede*r Künstler*in oder Kulturschaffende mit einem Antrag Geld zum Überleben auf’s Konto gezaubert bekommen hat. Ganz im Gegenteil: Die momentane Situation, an die wir uns teilweise fast gewöhnt haben, mit all dem Sonnenschein und all der (erzwungenen) Entschleunigung, wird von Tag zu Tag brenzliger für Akteur*innen des Kultursektors.

„Denkzeit“ und „So geht sächsisch“

Auf die Appelle der Kunst- und Kulturschaffenden scheint die Politik in Sachsen zumindest mit einem neuen Förderprogramm zu reagieren. Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen werde ein neues, unbürokratisches Stipendienprogramm namens „Denkzeit“ auflegen, heißt es. Es richte sich an Künstler*innen, damit sie die Zwangspause kreativ nutzen und Ideen für die Zeit danach entwickeln können. Außerdem soll über die Kampagne „So geht sächsisch“ weiteren Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform geboten werden. 10 Millionen Euro sollen dafür zur Verfügung stehen.

Dass mit diesen zwei Programmen keines der aktuellen Probleme selbständiger Künstler*innen „unbürokratisch“ und flächendeckend in Sachsen gelöst wurde, wird hoffentlich nicht vergessen.

…finanzielle und gesellschaftliche Wertschätzung – jetzt!

Es braucht mehr als ein neues Förderprogramm für Kultur in Sachsen. Es braucht das, was anfänglich versprochen wurde: unbürokratische Hilfe für Kunst und Kultur sowie finanzielle und gesellschaftliche Wertschätzung, bei der nicht bloß auf Kredite und eine „Grundsicherung“ verwiesen wird, die für viele keine nachhaltigen Hilfen darstellen.

Künstler*innen, DJs, Producer*innen, Musiker*innen – mit ihren Ideen, mit ihrer Kunst, mit ihrer Musik, die wir nicht nur in Lockdown-Zeiten so sehr brauchen – genau sie brauchen finanzielle (Überlebens-)Hilfe. Jetzt. Nicht morgen, nicht übermorgen, jetzt!

Disclaimer! Hört den Podcast von Kathi Groll mit Ana Bogner und Schlepp Geist zu diesem Thema.

News, News: Club Quarantäne

Club Quarantäne e.V. ist geboren! Der Verein will Künstler*innen vorstellen und mit 500 Euro unterstützen.

Die Kunst geht in Quarantäne…

„…Ausstellungen und Konzerte wurden abgesagt, verschoben auf unbestimmte Zeit. Die Aufträge für Kreativschaffende bleiben aus, Werke werden zurzeit nicht mehr verkauft, musikalische Performances finden nicht mehr statt. Die Folgen sind ungewiss“, schreiben die Macher*innen der Initiative auf ihrer Website und bei Startnext.

Musik, Kunst, Literatur und Film

Aus dieser Not heraus haben sie einen Verein gegründet, den Club Quarantäne e.V., und eine Website aus dem Nichts gezaubert. Ein kurzer Schwenk über die Seite macht klar: Die meinen es ernst, wollen die Krise als Chance sehen und ein Festival mit Künstler*innen aus Musik, Kunst, Literatur und Film ausrichten. Wow!

Wer steckt hinter der Idee?

Das Ganze klingt schon fast zu spontan, schlüssig und zu gut… but: it is. collide24.org, Maison Hefner, Present Books, Radio 80000, Sachsen Trance,  Souvenir Official, die Gewerkschaft Verdi und Studio CNP sind als Partner*innen auf der Website ausgewiesen, als Ideengeber*innen bzw. Gründer*innen – und da kommt auch zu einer Hälfte wieder Leipzig ins Spiel… – werden uns Kristina Jahreis und Monty Richthofen (Maison Hefner) vorgestellt.

Club Quarantäne und Post-Quarantäne Festival

Die Künstler*innen, die von Club Quarantäne ausgewählt werden, erhalten das Geld nach der erfolgreichen Finanzierung des Konzepts direkt von Club Quarantäne. Keiner solle gezwungen werden, in diesen Zeiten seinen kreativen und kulturellen Schaffensprozess unterbrechen zu müssen. Das Projekt sei ein Fallschirm für Kreativschaffende in der Corona Krise, schreiben sie.

…Fallschirm in der Krise



START START

Damit das Projekt anlaufen kann, muss die Finanzierung klappen.
Bei Startnext könnt ihr u. a. Sachsentrance-Shirts (im Party-Paket inbegriffen) oder ein Tattoo aus dem Hause Hefner ergattern und damit dieses Projekt fördern. Get it!


Am Ende des Projekts, nach der Auflösung des Versammlungsverbots, wird Club Quarantäne dann ein Festival veranstalten, bei dem die vorgestellten Künstler*innen – hoffentlich und endlich wieder vor Publikum – ihre Werke ausstellen, Musik spielen oder performen können. Was schon verraten werden darf: Das Festival wird in der Nähe von Berlin stattfinden.

Wie könnt ihr Teil von Club Quarantäne werden und eure Arbeiten präsentieren?

Open Call

Ganz einfach: Bewirb dich jetzt mit einer künstlerischen Arbeit, in der du dich mit der Corona Krise auseinandersetzt, bei Club Quarantäne für ein Feature. Und sei am Ende beim Festival dabei!

Hier geht’s zum Open Call; die Auswahl erfolgt via Juryentscheidung.

KW 12, 13, 14…

Bleibt Zuhause und bleibt gesund.

Wie ihr es vielleicht mitbekommen habt, halten wir uns bis auf unbestimmte Zeit mit den Ausgehtipps zurück. Die Clubs haben zu – stöbert ein wenig auf SoundCloud, Bandcamp, Discogs, etc. herum, schaut Livestreams, legt Zuhause auf. Lasst euch was einfallen. Hauptsache keine Partys.

Wir halten euch in jedem Fall auf dem Laufenden, wie es in und mit unserer Clubkultur vorangeht.

Stay safe.

Behind the stream: Callshop Radio Leipzig

Obwohl es das Callshop Radio Leipzig erst seit einem Dreivierteljahr gibt, hat sich die Plattform einen festen Spot in Leipzigs Szene sichern können. Wer steckt hinter dem Projekt?

Eine Atomschutzbunker-artige Luke und einige Betontreppen geht es in die Räumlichkeiten des Callshop Radio hinunter – und es ist für das, was man sonst einen Keller nennen würde, sehr gemütlich. Hinter einem Sofa, zwei Sesseln, vielen aufgehangenen Plakaten und jeglichem anderen Kram befindet sich eine Booth, die man mittlerweile aus vielen Livestreams kennt. Auf ihr steht ein Plattenspieler, der eine Platte mit Jazz und House-Einflüssen abspielt.

Genauer gesagt liegt hinter dieser Bunkerluke das Callshop Radio Leipzig, der ostdeutsche Ableger eines in Düsseldorf gestarteten, audiovisuellen Radioprojekts. Paul alias DJ 4Never ist 2018 nach Leipzig gekommen und ist hier für das Projekt verantwortlich; er hat sich um die Räumlichkeiten hier in Connewitz gekümmert und das Radio Mitte 2019 realisiert. Seitdem hat sich das Ganze mit soliden Bookings und fetzigen Artworks als fester Teil der Szene etablieren können.

Paul alias DJ 4Never im Eingang des Callshop Radio Leipzig / Foto von Freund Walter

Radio: das bedeutet erstmal nicht, was wir unter dem klassischen UKW-Radio verstehen. Das Team rund um die beiden Standorte kuratiert ein festgelegtes Programm, das unter callshopradio.com angehört und angeschaut werden kann und anschließend bei SoundCloud aufrufbar ist. Freunde von Paul – Kaspar, Kilian und Fernando – haben dafür 2017 in Düsseldorf die Infrastruktur (Website, Designs, etc.) geschaffen. 

„Es gibt hier eine diverse, große Szene und viel Musik – aber kein Radio, das das so richtig repräsentiert.“

Zu der lebendigen Szene, mit der er als Neuankömmling in Leipzig konfrontiert war, wollte Paul beitragen, das Projekt seiner Freunde in Düsseldorf hatte er schon seit den Startlöchern verfolgt. 

Die bestehenden Radiosender, die es hier bereits gab „waren sehr Radio-Radio-mäßig. Also mit Beiträgen, politischen Sachen und News, aber nicht rein Musik- und Subkultur-zentriert.“  Aus der ursprünglichen Idee, einige Shows zu machen, um Leipziger Künstler*innen vorzustellen und die bestehende Düsseldorfer Infrastruktur auszunutzen, wurde so recht schnell ein zweites Standbein für das Callshop Radio.

Foto von Freund Walter

Als ich Paul frage, ob er einige Lieblingssets aus über einem halben Jahr Callshop Radio Leipzig nennen möchte, muss er verneinen: sich auf ein*e Künstler*in, eine Musikrichtung festzulegen, wäre zu schwer. „Ich finde es schön, dass es bei uns eben so divers ist. Ich freue mich über jedes Dance-Set, aber auch über jedes Set, das Clubmusik auch mal in den Hintergrund setzt.“ An einem Abend war zum Beispiel erst Neele zu Gast, die den Abend mit soften House- und Breakbeat-Tracks einläutete und anschließend Ostbam, die ihn mit Techno und Trance auf 160bpm beendete. Oder einige der ersten Künstler*innen, die beim Leipziger Radio spielten – Zoya und Judith Crasser beispielsweise – die überhaupt keine clubtypischen Sounds spielten. 

Die Düsseldorfer Szene ist laut Paul zwar „künstlerischer, kleiner, experimenteller und intensiver“, aber die Leipziger Szene gibt mehr her. Ursprünglich sendete der Leipziger Ableger des Radios 2019 noch Montagabends, 2020 folgte deshalb dann der Wechsel zum Donnerstagabend – durch Reihen wie der INPUT im Institut fuer Zukunft oder anderen Donnerstagsveranstaltungen „macht das einfach mehr Sinn“. Unter normalen Umständen hört man das Radio nun mit „mindestens einer Show die Woche“ am Donnerstag. 

Das Radio ist sowohl in Leipzig als auch Düsseldorf ein ehrenamtliches Projekt. Zwar gibt es auf ihrer Website eine Möglichkeit zu spenden, jedoch finden auch immer mal vereinzelte Veranstaltungen statt, die zur Finanzierung des Ganzen beitragen sollen. Nach zwei kleineren Sachen im T//F sollte am 04.04. zum Beispiel im Atelierhaus frühauf eine Veranstaltung namens Radioaktiv stattfinden: mit Warning-Resident Marie Montexier, Good News, Leeza und DJ Limo. Auch, wenn diese Party ausfällt, lohnt es sich, für weitere Aktionen die Augen offen zu halten.

Das Booking für den Leipziger Ableger und alles, was damit zu tun hat, übernimmt Paul hauptsächlich selbst; seit zwei Monaten ist KANN-Mitbegründer Sevensol mit seiner eigenen, gewohnt House-lastigen “Long Vehicle„ Reihe dabei. (Die erste Long Vehicle Platte wurde bei uns letztens unter die Lupe genommen: hier geht’s zur Rezension.) 

Während sich gerade in Paris ein drittes Standbein für das Callshop Radio formiert, sind die Shows in Leipzig erstmal im Homeoffice-Modus: mit Sound und, ausnahmsweise, ein paar Male ohne Video. Einige Shows wurden abgesagt und bis auf unbestimmte Zeit verschoben. Andere, ungeplante Shows finden nun stattdessen statt, mit Residents und Freunden des Radios, die die nötige Technik zu Hause haben. 

Auf dem neuesten Stand könnt ihr in dieser ungewissen Zeit in jedem Fall mithilfe des Callshop Radio Insta-Channels bleiben und einen Telegram-Chat für Leipzig gibt es auch: https://t.me/callshopradioLE

Auf Soundcloud und Facebook könnt ihr ebenfalls auf dem Laufenden bleiben.

Fotoporträt – supaKC

Viel Technik auf engem Raum

Das kleine Studio-Setup, das supaKC sich in einem Raum in ihrer Wohnung aufgebaut hat, war fotografisch eine Herausforderung, viel Technik auf engem Raum, but we did it.

Und nicht nur das, der Besuch bei KC war etwas anders als die Bisherigen und das möchte ich nicht unerwähnt lassen. Während der Session hat sie teils live eingespielt, teils mit alten, bereits fertige Tracks experimentiert, sodass ich an ihrem kompletten Arbeitsprozess teilhaben durfte.

Das heißt auch: Ab und zu mal für die Theorie hinter dem Produzieren in ein Buch schauen, das heißt etwas über Gesangstechniken zu lernen (Alexander-Technik, look it up) und das heißt auch, über die gemeinsame Liebe für 80s alternative/wave und düstere Synthies zu sprechen. Zum Abschied bekam ich von KC ein Tape, zum Glück hat mein alter Walkman mehrere Umzüge überdauert, also gibt’s spontan noch eine kurze Review der neuen EP: supaKC x noisx answer – don‘t push the river. 

Review, Review

supaKCs neue EP läd erstmal mit cozy Synthie-Beats und super weichen Vocals zum Träumen ein. Sick of being sick schafft sich Platz mit kratzigen Beats und ist trotzdem dreamy, spacey, soft. Spätestens mit den ersten Synthieklängen von Tragic Moment und KCs sanfter Stimme breitet sich eine Klangfläche im Raum aus, ein bisschen melancholisch, ein bisschen bittersüß und spätestens jetzt ist die Realität ziemlich weit weg.

Man sollte sich aber nicht von ihrer Sanftheit täuschen lassen, mit ihrem Alias x noisy answer verspricht KC uns nicht zu viel: es wird dark, noisy und experimentell. shinto fordert unsere Aufmerksamkeit zurück aus dem Tagtraum, da haben wir düsteren Industrial, es wird wieder kratzig, flächig, die einzelnen Tracks verschwimmen.

…Silberstreif durch wabernden Experimental

Spätestens ab 14:25 gibt uns die EP den technoiden Einschlag, ohne uns jedoch das Gefühl zu nehmen, irgendwie im Raum zu schweben. Ein bisschen weicher Ambient, treibende Beats, melodisch und klar zieht die Melodica einen Silberstreif durch den wabernden Experimental.

Relativ abrupt verabschiedet sich KC x noisy answer von uns, nach einem absolut düsteren und hörenswerten Crescendo. Vielleicht landet man ein bisschen zu hart auf dem Boden der Realität.

Wermutstropfen: Für mich kanns gerne ein bisschen mehr dreamy Ambient zwischendurch sein, KCs Stimme hat viel zu geben und ist für mich mehr Vocals wert.

So oder so, definitely worth a stream!

Quarantäne-Sound #3

Auch weiterhin lautet die Devise: Zuhause bleiben, Abstand halten, Hände waschen und: durchhalten! Die frohfroh-Redaktion hat weitere Vorschläge für die musikalische Untermalung des Lockdowns zusammengetragen.

Viele Worte zur aktuellen Situation müssen nicht verloren werden. Wir haben ja auch nicht mehr Ahnung als ihr. Versuchen wir also, dem Lockdown etwas positives abzugewinnen, zum Beispiel um Zeit zum Musik hören zu finden. Dafür haben wir wieder einige schöne Mixe, Sendungen und Playlists zusammengetragen, die größtenteils von Akteur*innen aus Leipzig produziert wurden.

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frohfroh empfiehlt:

Unser Grafiker und Ideengeber Manuel (unser Magazin damals, das war zum Beispiel sein Einfall!) hat eine Spendenaktion für Mission Lifeline und Refugee4Refugees via Bandcamp gestartet. Beide Organisationen setzen sich für Geflüchtete u.a. auf der Insel Lesbos ein, deren Situation sich täglich verschlimmert.

Dafür stellt er ein über zwanzig Minuten andauernden, düsteren Track bereit. Der Vocal könnte nicht passender sein: „Escape the Noise. Embrace the Calm.“

Sämtliche Käufe werden gespendet. Selbstverständlich könnt ihr auch direkt an die Organisationen spenden:

Mission Lifeline: bit.ly/2Uo2hbX
Refugee4refugees: bit.ly/2y5HAIN

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Antoinette Blume empfiehlt:

Antoinette Blume: Mein Favorit, um leicht angetrunken abends auf der ausgeklappten Couch an die Decke zu starren und die erzwungene Zäsur auf eine ganz merkwürdige Art und Weise zu genießen. Einmal mehr zu hinterfragen, warum ich mich nur über die Dinge definiere, die ich mache, schaffe, leiste. Und jetzt, für diesen Moment, ist das eben weg, es gibt gerade nichts zu leisten (neben der daily Lohnarbeit im Home-Office, die für mich keinen großen Teil meiner eigenen Identität auszumachen scheint …) oder zu teilen, zu zeigen. Das Gefühl geht nicht einfach so weg, das ist klar. Der einzige Trost: Es wird weniger präsent, es wird abgelöst durch Gedanken an andere und diese Gedanken nehmen mehr und mehr Raum einund wandeln sich tatsächlich in solidarisches Handeln. Diesen Turnus jeden Tag aufs Neue durchzuspielen, positiv zu denken, zu reflektieren, anderen zu versichern, dass sie nicht alleine sind, Energie zu behalten das macht müde. Und für Müde-sein habe ich viel Zeit, abends auf der Couch im Wohnzimmer; die Couch ist mittlerweile ein zweites Bett geworden. Und für diese Playlist habe ich viel Zeit. Um müde zu werden.

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Dazwischen, danach und davor, zum Beispiel beim Spazieren, alleine, höre ich gerne Martin Kohlstedt. Denn wie ich schon vor ein paar Wochen schrieb, als die Pandemie noch ganz weit weg schien: In dieser Musik werden die schönsten und schlimmsten Gefühle und Situationen im Leben artikuliert, wie in einem Musikvideo, wenigstens für mich. Es ermöglicht mir eine Außen-Drauf-Sicht auf diese surreale Zeit. Das macht ‚das alles‘ irgendwie künstlich, fremd. Dieser kurze Moment ist gut zum Abtauchen, um danach wieder in die derzeitige Realität einzusteigen, die für sich genommen so künstlich, fremd und einfach weiterhin einerseits non-real und sehr real ist. Phew. So weit, so okay.

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Paula empfiehlt:

Paula: Von den cuten ladies von nice4what gibt’s jetzt auch eine stay home playlist bei Spotify. Listen & get that disco shakey feeling!

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Dreamy, spacey, soft supaKCs neue EP lädt erstmal mit cozy Synthie-Beats und super weichen Vocals zum Quarantäne-Träumen ein. Was würde besser als Quarantäne-Sound passen als eine EP, deren erster Track „Sick of being sick“ heißt. Man sollte sich aber nicht von ihrer Sanftheit täuschen lassen. Mit ihrem Alias x noisy answer verspricht KC uns nicht zu viel: es wird auch dark, noisy und experimentell. Definitely worth a stream!

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Ramin von Music Of Color hat einen sweeten Mix für alle die alone in Quarantäne sind: „Alone Together“.

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Amy empfiehlt:

Amy: S.PRESSO von dundst liefert der Waldbrand Crew mit seinem Podcast ein richtig, richtig dickes Brett. Eine knappe Stunde voll mit allem, was mein Herz begehrt: Energy, Breaks, Fun. Unbedingt geben!

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Wenn :mumm eines beherrscht, dann sind es Hits, Hits, Hits. Für die muy bien Crew aus Reudnitz hat er ein gewohnt Disco-lastiges Set rausgehauen, mein Favorit ist der letzte Track. Feels!

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Christoph empfiehlt:

MDR Sputnik Clubperlen 25.03.2020

Christoph: Kathi ist inzwischen wieder in Leipzig angekommen und stellt in ihrer aktuellen Sendung elektronische Musik aus Marokko vor. Klickt oben auf dem Link, um in die marokkanische Electro-Szene einzutauchen.

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Judith van Waterkant hat einen sonnigen Mix aufgenommen, der gar nicht mal so elektronisch daherkommt. Hier gibt es sehr schöne Musik zu entdecken.

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Ob für’s Solo-Raving oder zum Sport machen: Das DJ-Set von Gazelle Horn, zum Jahreswechsel im mjut aufgenommen, ist so funky, dass das Sofa plötzlich ganz weit weg ist!

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Letztes Jahr hat Warp Records das 30-jährige Bestehen gefeiert. Elias Zorn und Bertolt Brechtakt haben zu diesem Anlass in ihren Archiven gekramt und dem britischen Label einen ganzen Abend im Sowiewir gewidmet.

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Einen weiteren schönen Electronica-Mix gibt es von Dubbalot, der nicht nur Teil von Boundless Beatz ist, sondern für itsyours.info über Drum & Bass schreibt.

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Zum Schluss steuere ich noch einen langen Mitschnitt von Robyrt Hecht und mir im Eishaus aus dem Jahre 2016 bei. Erst ruhig, dann funky, dann wieder ruhig.

Fotoserie – Martin Kohlstedt

Anfang Februar traf Antoinette Blume den Fusionskünstler Martin Kohlstedt. Nikta Vahid-Moghtada dokumentierte dabei die Minuten vor seinem Konzert im Gewandhaus mit ihrer Kamera.

Klavier, Synthesizer und Chor

Was es mit Martin Kohlstedt auf sich hat? Für alle, die ihn (noch) nicht kennen: MK ist Pianist und Fusionskünstler. Er verbindet Klassik und Elektro – und spielt dabei mit dem Rücken zum Publikum. Er versinkt in seiner Musik, die er im Zuge der „Ströme“-Tour gemeinsam mit dem renommierten Gewandhaus-Chor Leipzig auf die Bühne brachte. 



AUSZUG –

„Berührend, das ist die Musik von Martin Kohlstedt auch. Nicht im kitschigen Sinne von Tränen-in-den-Augen und Gänsehaut, aber eben doch genau das. Seine Musik ist wie ein Soundtrack, der die intensivsten Momente des bisherigen Lebens zusammenfasst. Sämtliche Gefühle, die man spürt, aber ad-hoc nicht beschreiben kann, ob schlimm oder schön, sind für mich in Martin Kohlstedts Musik enthalten; im Fluss, in der Spannung, in den drohnigen Soundteppichen, die das Klavier nicht hergibt, aber ein Synthesizer eben schon. Die leichteste, schwerste, gleichermaßen loslassenste Krönung von allem bisher Dagewesenen – für mich.Ich gehe noch ein Schrittchen weiter, um euch ein Bild zu geben: Man könnte die Musik von Kohlstedt mit dem ersten und schönsten Rausch vergleichen.“


Backstage im Gewandhaus

Meine Kollegin und Freundin Nikta hat unsere Begegnung im Backstage des Gewandhauses in Leipzig mit ihrer analogen Kamera auf einem s/w-Film festgehalten. Danke dafür!

Und hier nun für euch: Martin Kohlstedt vor dem grande finale mit dem Gewandhaus-Chor Leipzig, dokumentiert von Nikta Vahid-Moghtada.

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Hier lest ihr das ganze Interview.

LiveKomm – Solitickets für Clubs

Die letzten Tagen könnte man für Club- und Kulturstätten als desaströs-ungewiss bezeichnen. Abrupt endete bis auf weiteres all das, was im Kulturbetrieb Halt und Bezug gegeben hat: Veranstaltungen machen, Miete einspielen, Künstler*innen und Musiker*innen sowie Personal bezahlen, planen, den Kalender füllen und Konzepte für die Zukunft erarbeiten.

Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat

Das Alles musste und muss, um das ansteckende Coronavirus und dessen schnelle Verbreitung auszubremsen, gerade aussetzen. Wie lange, kann niemand mit Sicherheit sagen.

Im Kulturbetrieb (über)leben Akteur*innen oft genug nur von Wochenende zu Wochenende, von Monat zu Monat. Eine einzelne schlecht laufende Veranstaltung, oder zwei, drei in Folge, können das labile Gerüst schon ins Wanken bringen. Die Corona-Krise entzieht Kulturschaffenden in ganz Deutschland momentan die Basis, zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg und sie finden sich vor einer nie dagewesenen Leere, finanziell und inhaltlich.

Leipziger Clubs von Insolvenz bedroht

Die Krise macht auch vor Leipzigs Club- und Kulturspielstätten nicht Halt. Niemand ist ausgenommen, es betrifft uns alle, restlos.

Die Interessengemeinschaft LiveKomm, Sprachrohr und Verbund der Leipziger Clubs und Livespielstätten, beschreibt die aktuelle Situation der Clubs, die uns alle angeht, in ihrer aktuellen Mitteilung:

„Wir sind durch die Bank weg von Insolvenz bedroht. Gehälter, Mieten und sonstige laufende Kosten können nicht mehr bezahlt werden.“

Solitickets gibt es ab jetzt!

Deshalb wurde eine Soli-Aktion von der IG Livekomm Leipzig gestartet, bei der wir alle gefragt sind, um für den Erhalt unserer geliebten Clubs zu sorgen. Ihr könnt ab jetzt Solitickets für 10 oder 25 Euro kaufen, und zwar hier:

Club-Solitickets

Wir, die gerne ausgehen, sparen gerade Ressourcen: Eintritt, ein Bier oder eine Limo an der Bar, der vorsorgliche Einkauf beim Seller des Vertrauens… und haben deshalb die Möglichkeit, unsere Euros zu verteilen. Gleichzeitig haben einige von euch ebenso mit Kurzarbeit, Lohnausfällen und eigener beruflicher, finanzieller Ungewissheit zu kämpfen.

Jetzt spenden & später ausgehen

Also, unser Aufruf richtet sich an alle diejenigen, die eine Spende leisten können: Bitte tut es! Setzt ein Zeichen, dass wir unsere Clubs und Livespielstätten nach der Krise unbedingt brauchen und wiedersehen wollen. Jeder Verlust ist unwiederbringlich und wiegt schwer. Lasst es uns gemeinsam aufhalten und nicht dazu kommen, dass Lücken in der Kulturlandschaft gerissen werden.

Und wer jetzt noch zögert, dem können wir folgendes aus der Mitteilung der LiveKomm weitergeben:

 
INFO INFO –


Zum einen besteht die Möglichkeit des „kleinen“ Club-Solitickets für 10€, hier möchten wir euch bitten einfach eine Spende für die nächsten harten Wochen und Monate uns zu überlassen. Dies ist die Möglichkeit uns zu unterstützen ohne eine direkte Gegenleistung dafür zu erwarten, unser Dank und unser Bemühen für eine gemeinsam Tolle Zukunft bekommt ihr aber auf jeden Fall.

Die andere Möglichkeit ist das „große“ Club-Soliticket, für 25€ bekommt ihr dann Eintritt zu einem Clubabend eurer Wahl in einem der Clubs innerhalb der Livekomm. An das kleine Club-Soliticket ist momentan noch keine konkrete Gegenleistung gebunden, aber wir arbeiten gemeinsam daran, euch etwas bieten zu können. Als Ausdruck unserer Dankbarkeit und um euch etwas zurückgeben zu können. Aus diesem Grund solltet ihr das Ticket einfach lange gut aufbewahren. Jeder Beitrag hilft.


Gemeinsam Zukunft sichern

Eure Spende ist also auch an das Versprechen geknüpft, dass es weitergeht, sobald es die Gegebenheiten zulassen. Und wir, als solidarische Gemeinschaft, eben diese Gegebenheiten, alle zusammen – Publikum, Crews, Clubs und Livekomm – schaffen!

Mit dabei sind Conne Island, Institut fuer Zukunft, TV-Club, Moritzbastei, elipamanoke, UT Connewitz, WERK 2, Noch Besser Leben, Distillery und mjut.

DJ Carmel – Everybody Does (KANN42)

Das mittlerweile 42. KANN-Release wird von Leipzig-based Producer Reece Walker alias DJ Carmel präsentiert.

„Die Platten sind meist unaufgeregt, aber intensiv“, schreibt das Groove Magazin über das KANN-Label. Besser könnte es bei Everybody Does nicht ausgedrückt werden, denn nach Shoplifter 2000 von FOOOL und Redfern von Adam Stromstedt passt die neue EP mehr als adäquat in die KANN-Diskografie. 

Zuletzt hat man vor einem Monat von Carmel gehört, als er einen Track für einen Relief-Fund für die australischen Waldbrände hinzugesteuert hat. Ende Februar hat er mit Kollege Qnete die zweite „QC Passed“ auf QC Records herausgebracht. Wir hören mal ein sein neuestes Solo-Projekt rein:

A-Seite 

Wow. Pure Nachti-Vibes. Mit Summoned hat Carmel den mit Abstand clubtauglichsten Track auf die A1 gepackt und eine mega emotionale Grundlage für die Platte gebildet. 

Sonntag Abend, Sand unter den Füßen, die Hände in der Luft. Deep House at it’s best. 

Der Track hat beim Groove Magazin Premiere gefeiert:

Mega mellow und ein bisschen melancholischer geht es anschließend bei Indian Pacific weiter. Stimmungsumschwung. Wie auch bei der A1 ist ein entspanntes, sorgfältig ausgewähltes Oldschool-Sample auf dem Track zu finden, das über breakigen Percussions liegt. Gleitend, schwebend, treibend. 

B-Seite

Speaking of schwebend: die B1 trägt den schönen Namen Schwebebahn und ist Carmels Lieblingstrack auf der Platte. Allmählich fadet der Track im 4/4 Downtempo-Rhythm rein und überträgt das vorangegangene Thema der Melancholie mit einer unterliegenden Wärme auf die B-Seite. 

Smooth crusin’ auf 118 bpm – dass Carmel langsamere, mitreißende Tracks beherrscht, hat er spätestens mit Canterburied auf der im letzten Jahr erschienen Trifecta EP mit Qnete bewiesen. Übrigens: ich frage mich gerade, warum wir die EP bei frohfroh nie rezensiert haben. Heftiger Tipp!

Es gibt noch einen digitalen Bonustrack: A Lizard Den. Ja, auch die großartigen Tracknamen sind ein immer wiederkehrendes Element in Carmels Diskografie. 

Mit Elektro- und Acid-Sounds überrascht der Song zwar in Anbetracht der vorherigen, ruhigeren Stimmung, aber diese neuen Elemente wirken nicht überfordernd. Im Gegenteil: die gewisse Chaotik der D1 ist eine schöne Ergänzung zu den A- und B-Seiten Tracks.

Understated, but monumental. Definitiver Tipp. Hier findet ihr die Snippets:

Die EP wird am 03. April als 10″ Vinyl und digital bei KANN Records released.