M.ono „Liked To Be Loved“ (Nite Grooves)

Oh, M.ono nun mit einer EP beim New Yorker House-Label Nite Grooves.

Und damit in einem Katalog mit Kerri Chandler, Ananda Project und unzähligen anderen House-Größen der vergangenen Jahre. Mit der Umstellung auf einen rein digitalen Vertrieb scheint dort die Release-Dichte wieder an Schwung gewonnen zu haben. Wobei der Label-Katalog auch schon vorher enorm war.

Die zwei Stücke der EP lassen nichts anbrennen. Also noch weniger, als sonst schon bei M.ono. Gerade „Liked To Be Loved“ wagt sich an ein unglaubliches Hymnen-Level. Alles bejahende Streicherwellen hinter antiquierten Disco-Bassdrums.

„Deep1704“ kontert gegen diesen Affirmationsschwall mit einer angenehmen Zurückgenommenheit. Warm, aufgeräumt und ohne überpräsente Vocals. Der stille Hit. Die Italiener Deepshakerz shufflen das Titelstück noch einmal mit leicht abgefederter und perkussiverer Note.

Ein gelungener New York-Trip. Nur: was für ein schrecklich hässliches Cover. Es gibt auch einen neuen Mix von M.ono.

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Zweimal Remixe-Freude

Was für ein Zufall – oder nicht? Zwei Analogsoul-Bands veröffentlichen parallel die Remixe zu ihren aktuellen Alben.

Es ist ja ein großes Miteinander in der Analogsoul-Bande. Freundschaften statt Lizenzen, Handgemachtes statt Produkte. Ein Label-Bullerbü. Das wird an den beiden Remix-Platten zu den Alben von Wooden Peak und Klinke Auf Cinch einmal mehr deutlich. Es gibt eine Menge Geschichten hinter der Remixer-Auswahl zu erzählen. Alte Bekanntschaften, Tour-Freundlichkeiten, Szene-Überschneidungen zwischen Leipzig, Rostock, Berlin und Jena. Der Höhepunkt: Wooden Peak und Klinke Auf Cinch remixen sich gegenseitig.

Auch wenn ich „Polar“, dem Original von Wooden Peak, bisher nicht viel Beachtung geschenkt habe, scheint mir der Ausgangspunkt spannender. Die Brüche und Neujustierungen der Remixe fallen tiefgreifender aus. Natürlich auch, weil die stilistischen Switches größer ausfallen. Elektronisch pointierter Folk hier, plötzlich House und Electronica dort. Noch dazu haben Wooden Peak alles offen gelassen. So entstanden nicht nur klassische Remixe, sondern auch Cover-Versionen mit neuem Gesang. Ein Angebot, das einige auch angenommen haben.

Aus dem Elektronik-Blickwinkel bleiben mir Micronaut – nebenbei auch Studio-Nachbar von Wooden Peak –, Touchy Mob, Robert Helms und Shishigami am stärksten hängen. Micronaut mit seiner breakigen Opulenz, Touchy Mob mit einer neunminütigem Slow-House-Caribou-Hommage, Robert Helms mit dem neuen feingliedrigen Elektronik-Fundament und Shishigami in seinem alles umspannenden und umarmenden Ambient-Kitsch. Gut revisted. Und komplett frei zum Herunterladen.

Die Remixe zu „Highs & Hills“ sind stilistisch fokussierter, größtenteils dem Dancefloor verbunden. Marbert Rocel bringen dezent Melancholie in „Highs & Hills“ rein, Pentatones mehr Dunkelheit. Meine Hits platzieren aber Tilmann Jarmer, Boytalk und Freund der Familie auf dem Vinyl.

Einerseits mit herrlich selbstbewussten, klar gezogenen House, andererseits bassgeladener und breakiger Dub-Techno. Dazu dann der schnörkellose, fast unverschämt klassisch drückende Deep House von Boytalk. Tolle Gegensätze, die in diesem Rahmen aber doch zusammenpassen. Micronaut ist auch hier wieder mit dabei. Mit seiner mellow Seite. Wohlig angedoomt lässt er die EP ausfaden – zumindest das Vinyl.

Digital gibt es noch zwei weitere Tracks. Und Wooden Peak und Klinke Auf Cinch? Durchdringen sich gegenseitig mit ihrem jeweils originären Sound. Als sei es das Selbstverständlichste der Welt. In Kooperation mit dem Erfurter Label Poch Poch Records erscheint die EP übrigens.

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Neonlight „Sidus EP“ (Blackout Music)

Der wohl energiegeladenste Leipziger Export in Sachen Neurofunk-Drum & Bass und Techstep-Rave hat wieder einen dicken Fang gemacht – diesmal haben Neonlight die Niederländer von Blackout an der Angel.

Und sie haben das Label gleich mal zu sowohl Doppel-Vinyl als auch Digitalveröffentlichung mit Bonus überredet. Das mit der Platte scheint allerdings nicht so wichtig zu sein, habe ich doch eine gutes Weilchen Recherche gebraucht, um rauszufinden, ob es die nun wirklich geben wird, bzw. sie im Moment noch nicht zu haben ist. Der Vertrieb scheint noch nicht mal den EP-Namen auf dem Schirm zu haben.

Heutzutage setzt man da scheinbar mehr auf große blinkende Buttons, die einen zu Beatport für die MP3s verweisen. Obschon das doch das Medium und vor allem der Webshop ist, bei dem die Künstler mit am wenigsten verdienen. Das Ganze nennt sich Beatport Exclusive-Releasetermin, alle anderen müssen noch bis 30. Juni warten.

Im Blackout-Shop selbst gibt es interessanterweise eigentlich auch fast nur Merchandise; oder wenn Schallplatten dann nur mit Mütze und Hemdchen. Nun ja, hoffentlich profitiert da wenigstens das Label etwas von der Subbasskultur.

Wirft man ein Ohr auf diese EP, drängt sich ein Bild von Matjesbrötchen mit Softeis, genossen auf einer zünftigen Runde Korkenzieherachterbahn auf. Hier jagen sich verzerrte Basswürfel auf nahezu jeder Achtelnote mit Standard Techstep-Pattern anno 1998 und Presslufthammer-Drumsounds vom Neurofunk-Fließband.

Moment Moment, ja, das ganze ist handwerklich ohne Frage stattlich zusammengehämmert, aber das gehört wohl zum Genre, habe ich mir sagen lassen. Funktion steht hier deutlich vor musikalischem Tiefgang und es gibt tendentiell eher wenig Anhaltspunkte für Signifikantes:

Schon beim Aufhänger „Extrasolar“ muss – jetzt mal musiktheoretisch betrachtet – im Hauptteil schonmal eine einzige große Sekunde als Hitgarant herhalten. „Transit“ schafft es, als bis an die Zähne bewaffnetes Werkzeug von der Stange ohne Anhaltspunkte oder kreativen Tiefgang abzuraven. Tracks wie Schnellzüge – machen viel Wind und sind schnell wieder weg.

„Heavy Bettie“ versucht sich mechatronischer, leicht ange-metal-t, mit großspurig daher furzender Bassline und zumindest allerlei kleinen Switches. Der Mittelteil mit stampfend halbierter Geschwindigkeit dürfte wohl zum kräftig Haare schütteln gedacht sein und wird dieser Aufgabe sicherlich auch gerecht.

Mit „Kosmonaut“ versucht die EP jedoch noch einen Schlenker hin zur Experimentierfreudigkeit und erntet dafür auch hier und da Respekt. Das gewohnte Programm wird etwas aufgebohrt und tiefer gelegt. Allerdings bleibt man auch hier nicht von gehirnbohrenden Synthesizern und funktionellen Arrangements verschont. So bleibt das Stück zwischen den Stühlen, höchstwahrscheinlich sogar ungläubig beäugt von beiden Seiten. Nicht unspannend, aber eigentlich unspielbar. Oder wie viele „Intelligent-Neurofunk“-DJs gibt es mittlerweile da draußen?

Der Bonus-Track schließlich will noch einmal alles abreißen, was noch mit offenen Mündern dasteht. Von der Energie her die Nummer mit den meisten Eiern, aber wohl zuviel Spielkram an Board, dürfte genreübergreifend Unwillen darüber herrschen, dass es gerade diese Granate nicht auf die Platte geschafft hat. Ja klar, das ist wie immer subjektiv. Genau wie dieses Review. Viel Spaß beim Moshen!

Neonlight
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Various Artists „Frost Vol. 2“ (Basic Unit Productions)

Pünktlich zum Wave-Gotik-Treffen kam die zweite Ausgabe der „Frost“-Compilation.

Pünktlich, weil der düster-aufgeladene Techno-Sound hinter dem „Frost“-Konzept da auch hinpasst. Aber nicht nur, denn die Anknüpfpunkte zum reduzierten dystopischen Techno sind unüberhörbar. Meine Euphorie für den ersten Teil war verhalten, weil mir der Pathos vieler Stücke doch zu erdrückend wirkte.

Der zweite Teil erweitert sich in doppelter Hinsicht: einmal ist die Artist-Range breiter dieses Mal. Dies wirkt sich auch musikalisch aus. Seicht sind die zehn neuen Stücke weiterhin nicht. Es dominiert darker, treibend-harscher Techno, auf Maximum ausgelotet. Und doch mit einer ganzen Reihe eindrücklicher Momente.

Die bröckelnde Fanfarenhaftigkeit bei Blush Responses „Body Hammer“ etwa. Oder „Hidden Razor“ von Bombardier, das trotz mächtig crisper Bassdrums irgendwie gut das Tempo für einen Moment lang herunterdrückt. Dagegen mischt sich Querpushers „Emptyset“ in überraschender Leichtigkeit dazwischen.

Mit The Horrorist gelangt sogar eine New Yorker Electronic-Legende auf „Frost Vol. 2“. Und Boogas Square7-Alias integriert nun auch seine große Breaks-Verbundenheit. Insgesamt ein spannenderer Anschluss an das Debüt.

Basic Unit Productions Bandcamp
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Aaaron „SuperSingle“ (O*RS)

Hits, Hits, Hits – mit einer neuen 10“-Reihe möchte sich O*RS darauf konzentrieren. Der Berliner Aaaron legt vor.

Zwei Seiten, zwei Tracks, ja, zwei Hits – so das SuperSingle-Konzept. Überhaupt ein schönes, kompaktes Vinyl-Format. Aaaron ist Berliner, bei O*RS nicht gänzlich neu. Auf der „1700“ remixte er Stereotypes „Keepin’ Me“. Was heißt Hit aber im O*RS-Kosmos? Noch pointierterer House mit mächtig raumgreifenden Soul-Vocal etwa.

Insofern ist „What I Got“ mit seiner predigenden Energie tatsächlich ein großer Schieber. Cool aber, wie Aaaron dem überpräsenten Vocal ein reduziertes Beat- und Sound-Gerüst zur Seite stellt. Das nimmt dem Ganzen die Plumpheit, die ja auch schnell bei einem Hit mitschwingen kann. Insofern alles richtig gemacht.

„Sticks & Stones“ setzt komplett auf Understatement, ein sehr klares und aufgeräumtes House-Stück mit extrabassgeladener Bassdrum und klassisch-deepem Rhodes-Chord. Gute Balance, guter Hit. Es soll demnächst schon mehr geben von diesen SuperSingles, meint Filburt.

O*RS Bandcamp
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Lake People „Night Drive“ (Rumors)

Nach einem Remix für Guy Gerber & Dixon auf Rumors kommt nun die erste eigene EP von Lake People dort.

Irgendwie abgefahren, wie organisch sich die Karriere von Lake People entwickelt. Ohne Hype-Wellen tourt er mit seinem Live-Set Wochenende für Wochenende durch die Welt. Parallel die Platten. Krakatau Records, URSL, Permanent Vacation, dann Connaisseur Recordings, nun also Guy Gerbers Label Rumors.

Er drosselt die Aufmerksamkeit auch selbst. Keine Lust auf Interviews, Zurückhaltung, Fokus auf die Musik. Anfang des Jahres remixte Lake People „No Distance“ von Guy Gerber und Dixon. Wenige Monate später die eigene EP mit zwei neuen Stücken.

In gewohnt feinsinniger Deepness, weniger karg und überraschend als „Uneasy Hiding Places“. Lake People hat vieles definiert in seinem musikalischen Rahmen, hat offenbar seine gegenwärtigen Präferenzen gefunden. Und die sind schlichtweg so überzeugend und anziehend, dass das Weiterentwicklungsdiktat milde belächelt werden kann.

„Night Drive“ und „No Turning Back“ sind so angenehm austariert, so still schlummernd und doch in sich pulsierend. „No Turning Back“ öffnet sich dabei noch etwas mehr hin zum Spielerischen, Eingängigen. Einfach zwei weitere Perlen.

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Sonntagsdiskurse

Zwischen zwei Bassdrums bleibt meist wenig Platz für Diskurse. In dieser Woche kamen aber zwei spannende Themen auf.

Nicht unbedingt mit Leipzig-Bezug. Doch allgemein genug, um sie auch auf die lokale Ebene herunterzubrechen. Die aktuelle Groove-Ausgabe thematisiert über fünf Doppelseiten die sich verschärfenden Tendenzen zu immer höheren Künstlergagen, Pop-Star-adäquaten Entourage-Wünschen, einer globalen Monopolisierung der Agenturen und Top-DJs.

Der „Techno-Kapitalismus“ ist nicht neu und nicht per se verwerflich. Nur hat er in den vergangenen Jahren wohl noch einmal an Irre gewonnen. Wenn die Artist Alife-Bookerin Katrin Schlotfeldt (Chris Liebing, Loco Dice, Tale Of Us vertritt sie) meint, dass „wenn eine Anfrage aus Plauen kommt, können wir da keinen Großen hinbuchen,“ lässt sich natürlich entgegenhalten, dass Leipzig nicht Plauen ist. Aus Sicht der global aufgestellten Agenturen dürfte der Unterschied jedoch nur marginal ausfallen.

Einen Sven Väth oder Ricardo Villalobos gibt es demnach nur in einem Festival-Rahmen wie dem Think zu erleben. Oder eben weiter entfernt auf einem anderen großen Festival mit quasi jährlich identischen Line-ups. In der Distillery spielte Richie Hawtin zuletzt 2006. Andererseits: wer braucht die Hawtins und Väths wirklich? Der gemeinsame Nenner. Ist auch wichtig, gehört zum Pop, zum Mittelmaß.

Die interessanten Wagnisse und Neuauslotungen finden jedoch woanders statt. Hier wird es aber auch zunehmend problematisch für die Clubs und Veranstalter. Denn anscheinend steigen auch die Gagen für Underground-DJs und Soundcloud-Newcomer exponentieller als zuvor.

Allerdings scheint in dem Bereich noch mehr Verhandlungsspielraum zu bestehen, immerhin ist Leipzig nicht arm an derartigen Party-Line-ups. Dies bestätigen auch einigen Aussagen in der Groove: von den globalen Bookings der Großen profitieren die Underground-DJs auf der Suche nach regelmäßigen regionalen Auftrittsmöglichkeiten.

Ganz aus dem Rahmen der fortschreitenden Professionalisierung der Clubkultur fallen die Nebenher-DJs. Die Leipzigerin Smilla weist im aktuellen kreuzer daraufhin, dass „Nicht-Berufs-DJs“ kaum noch Slots in den Clubs bekommen. Sie würden eher an die DJs vergeben, die mit den Gagen ihre Miete zahlen müssten.

Wie auch immer: aus Leipziger Sicht scheinen die sich hochschaukelnden Kapitalismus-Gedanken der Groove weit entfernt. Es gibt keinen Mega-Club vor Ort. Und bis auf Moon Harbour, Matthias Tanzmann und Daniel Stefanik kaum einen Ibiza-Akteur.

Aber: Clubmusik ist wieder nahe am Pop. Darauf deutet auch der zweite interessante Beitrag in dieser Woche – veröffentlicht ursprünglich im Conne Island-Newsflyer, re-issued von Das Filter.

Mariann Diedrich sieht das noch recht junge Boiler Room-Format als „zeitgenössisches Pendant des früheres Top of the Pops“. DJs und Live-Acts im schön geordneten, virtuellen, jederzeit klickbaren Pseudo-Club-Kontext. Spannend ist hier aber weniger die Weiterführung der Pop-Mechanismen und die abnehmende Experimentierlust des Formats, sondern die Veränderung des Erlebnisraums Club durch die digitale Social-Media-Durchdringung.

Alles ist verfügbar. Sogar der Club mit allen erdenklich guten Acts. Das Ober-Line-up, ständig abrufbar für das „Kollektiv Online“. Mariann Diedrich dazu: „Das Bekenntnis dieser Generation entblößt sich, wenn Clubschwärmer das musikalische Nachtleben, welches sie bekanntlich als Refugium vor der gesellschaftlichen Realität für sich beanspruchen wollen, freiwillig einem medial-öffentlichen Voyeurismus übergeben und das Bedürfnis nach Entkoppelung dem Online-Wahn des Zeitgeistes untergeordnet wird.“

Kameraverbot für den ungestörten Exzess hier, gestylte Inszenierung für die weltweit ausstrahlende Webcam da. Eine super Dichotomie. Und weiter: „Momentan verlagert sich der Diskurs auf eine […] viel öffentlichere Ebene, wenn nun selbst die Grenzen des subkulturellen Biotops aufgegeben und die finale Banalisierung und Trivialisierung der Clubmusik ohne Wimpern zucken tot gefeiert werden.“

Hier frage ich mich aber, ob nicht eher die digitale Eigendynamik durch Smartphones und Social Media einen größeren Einfluss auf die genannten Thesen hat als ein Format wie Boiler Room. Die Aufhebung der privaten Grenzen und der subkulturellen Refugien liegt maßgeblich in den eigenen Partygasthänden.

Boiler Room spielt der Pop-Werdung und Professionalisierung der Clubkultur in die Karten – Top of the Pops trifft es hier sehr gut. Das Erlebnis Club gerät jedoch durch tausendfaches privates Broadcasten und Selfien ins Triviale.

Die Woche zeigte: es ist durchaus viel Diskursraum zwischen zwei Bassdrums.

Absolut Bronson

Okay, sonst herrscht hier weitgehende Strenge bei der Themenauswahl. Leipzig. Elektronische Musik. Doch ab und zu lohnt auch die Ausnahme. Das Charles Bronson in Halle feiert eine Woche lang.

Es gibt ja die Leipzig-Hochnäsigkeit. Erst recht Halle gegenüber. Kleinere Stadt, eh mieser Ruf, aber: geilere Detroit-Hochstraßen, einen Stadtteil namens Frohe Zukunft, einen Dom ohne Domturm, einen super Fluss, die Burg Giebichenstein und das Charles Bronson mit einem kleinen, aber mittlerweile ordentlich gewachsenen – manchmal etwas zu schunkelig klingenden – Label- und Artist-Netzwerk.

Deshalb sind die 40 Kilometer eigentlich näher als einige vielleicht annehmen. Vom 14. – 21. Juni könnte man sich rüber wagen. Dann organisiert der Charles Bronson-Club ein einwöchiges Festival. Eingerahmt von Partys mit HVOB, Seth Schwarz, Mila Stern, Erobique und Radio Slave. Doch auch unter der Woche wird es Action geben – Flohmarkt, Theater, Nachmittagsrave. Das ganze Programm gibt es hier. Empfehlung!

Darüber hinaus auch im Blick behalten: From Halle With Love.

Aufgedeckte Strukturen

Bisher nur Konzert- und Party-Reihe, nun auch Label – Hidden Structures geht den Weg weiter. Mit einem quasi ausgestorbenen Format.

Bei der ersten Party-Ankündigung im April 2013 stand schon einmal die Frage im Raum: wächst hier gerade ein neues Label mit Hidden Structures? Mit solch einem Namen kann nur ein Label daraus werden. Und heute ist es das auch geworden. Denn seit heute gibt es die erste Maxi-Single – digital und als aufwändig gestaltete CD.

Die Maxi-Single, ein bewusster Schritt im Revival-Rausch um Vinyl und Tape. Nur, dass die Maxi-Single die „künstlerisch wohl sinnloseste Veröffentlichungsform darstellt, die der Musikindustrie je eingefallen ist“, wie es treffend im Label-Text zum Start heißt.

Eine Hommage. Oder eher eine Persiflage. Aber letztendlich eine ernstgemeinte. Denn Musik soll auf jeden Fall unter dem Hidden Structures-Banner veröffentlicht werden. Die Partys kündigten die stilistische Offenheit zwischen Shoegaze, Drone, Post-Punk und Club schon an. Logisch, dass es mit beiden Welten losgeht. Ganz klassisch für eine Maxi-Single mit einem Hit, dessen Instrumental-Version und einem Club-Mix dazu.Creams heißt die Band, die das rastlose, sich hochpushende und doch sehr reduzierte „Ratio“ geschrieben hat. Ein Trio aus Elmshorn, das es mittlerweile nach Leipzig verschlagen hat.

Niklas Kraft alias Talski – ja, schon wieder er – produzierte den Song. Wer hinter dem entspannten und zurückgenommenen Club-Mix steckt, bleibt aber unklar. Wer könnte es sein? Ich tippe auf Map.ache. Andere Vorschläge gern in die Kommentare.

Die musikalische Durchdringung könnte aber noch einige gute Momente hervorbringen. Bei Facebook stehen mit Aidscrew, Brow, Flying Moon In Space und Heinrich Heinrich Jerusalem noch weitere Act-Namen.

Record Release-Party ist übrigens heute im Ilses Erika. Zusammen mit OS OVNI.

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Ausgeschwitzt

In den Cluberöffnungsenthusiasmus der letzten Monate kommt ein Dämpfer – der Sweat Club schließt.

Nun ist der Enthusiasmus auch durch die andauernden IfZ-Verzögerungen ins Stocken geraten, eine Clubschließung haut aber noch einmal anders rein. Wobei: die Booking-Qualität – vom subjektiven Feiererleben einmal abgesehen – flaute schon seit geraumer Zeit ab im Peterssteinweg 17.

Die sechswöchige „Eintritt frei“-Kampagne zum sechsjährigen Bestehen des Clubs im Frühjahr des Jahres kann im Nachhinein als erster Schritt in Richtung Schließung gedeutet werden. Ein letztes, nicht ohne Zweifel behaftetes Aufbäumen.

Am Ende lässt sich bestimmt einiges Rumnörgeln. Am Ende kann aber auch einmal Respekt gezollt werden für sechs Jahre durchhalten. Die Anfänge sahen durchaus viel versprechend aus. Nun denn, heute der abschließende Facebook-Post:

„Das Ende ist so sicher wie der Anfang…
6 Jahre SWEAT!
6 spannende und aufregende Jahre!
Wir bedanken uns bei unseren Gästen, Freunden, und bei allen, die in all der Zeit im Stillen mitgewirkt haben. Ein Dank an all die Protagonisten die dazu beigetragen haben, dass die Stille der Nacht mit Leben erfüllt wurde. Ein Dank an unsere Mitarbeiter!!!
Ein besonderes Dankeschön an unseren Vermieter, ohne den das SWEAT! keine 6 Jahre durchgehalten hätte. DANKE…
Doch jedem Ende wohnt bekanntlich ein Anfang inne. We shall see!“

Eine Abschiedsparty scheint es wohl nicht zu geben.

 

Die Säulen vollmappen

Am kommenden Wochenende können die Visuals-Skills erweitert werden – Kalma kommt rum und gibt einen zweitägigen Workshop im Westwerk.

Ich habe davon keine Ahnung. Aber super sieht es aus, wenn bestimmte Bereiche eines Raumes durch Grafiken aufleben – mit der Musik als direkten Impuls. Mapping heißt das wohl.

Die in Berlin lebende Künstlerin Kalma gibt am 13. und 14. Juni einen Mapping-Workshop im Westwerk, bei dem sie die Basics der Programme Madmapper und Modul8 erklärt.

Und am Samstag werden die erarbeiteten Mappings live bei der Troika-Party an die sechs Säulen des Westwerks projiziert. 80 € für zwei Tage, ab drei Leuten geht es los. Anmelden ist hier möglich. Ein Video zum Einklang gibt es bei uns.

M.T.-L.E.F.T. 1-1-0

Falt-Zine, neue Pullis, neues Sub-Label und mehr – bei Modern Trips brodelt gerade einiges.

Nach den letzten Tapes schiebt Modern Trips einen Track von XVII via Soundcloud dazwischen. „Addix“ heißt er, düster klingt er, Funk hat er trotzdem in den Claps und Preacher-Raps obendrein.

180° zu „Siblings“, das auf der „10 Jahre It’s Yours“-Compilation herauskam. Da muss noch mehr kommen von XVII. Bitte. Hier erstmal „Addix“ als Download.

Und weil Modern Trips scheinbar nicht ausreicht, haben die Betreiber gleich noch L.E.F.T. 1-1-0 als Sub-Label für den urbanen Output gegründet. Von einer ersten Platte ist schon die Rede. Zum Start gibt es aber via Soundcloud neben einigen Alza54-Mixen auch Dubs von Concerta54 und Leibniz. Ja, Leibniz, der seine HipHop-Liebe immer wieder betont hat.

Als Download gibt es einen Dub von Lemon Ds „Manhattan Melody“ aus dem Jahr 1995. Die Kids wühlen in der Geschichte und im HipHop- und Trap-Sound der US-Vorstädte. Beides vermengen sie in den Edits schließlich zusammen. Ein HipHop-Stück von Leibniz taucht auf diese Weise auch hervor.

Abseits der Musik gibt es zwei neue Modern Trips-Pullover. Erstmals auch einer mit Doppeldenk-Motiv. Und ein Feature für die Astoria-Hotelruine am Bahnhof. Weiterhin kein Ponyhof-Design, eher morbide Bordsteinkante und Asphalt.Daran erinnern auch die Falt-Zines „The Trip“, die künftig in unregelmäßigen Abständen erscheinen sollen. Symbolbeladen und rough und fern der Hype-Weichzeichner mit Neunziger-Style-Reminiszenzen .

Übrigens: am kommenden Sonntag ist Label-Nacht im Institut fuer Zukunft im Westwerk.

Modern Trips Website
L.E.F.T. 1-1-0 Soundcloud
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