In der dritten Folge unserer New Label Week steht Velours Records im Mittelpunkt. Gegründet wurde es von einem alten Bekannten von Rose Records.
Die Ankündigung kam durchaus überraschend: Luvless gründet ein eigenes Label. Gab es Beef mit Rose Records? Tatsächlich kam mir dies für einen Moment in den Sinn. Doch es schien auch schwer vorstellbar, nachdem ich vier der fünf Rose Records-Betreiber zum fünften Label-Geburtstag interviewen durfte. Damals saß mir eine tief freundschaftlich verbundene Label-Crew gegenüber.
Die Sorgen sind unberechtigt, wie Luvless in unserem Interview zum Velours-Start betont. Weiter unten ist es zu lesen. Zuvor noch ein paar Worte zur ersten Platte. Die kommt von einem italienischen Künstler namens Weast über den nicht viel bekannt ist.
Seine „About You EP“ liefert vier pushende, uplifting Deep House-Tracks. Neu erfunden oder neu justiert wird hier nichts. Dafür gibt es zeitlose Eleganz mit klassischen House-Chords, verspielten Synth-Parts und trocken kickenden Bassdrums. Und genau dieser Kontrast aus druckvollen Beats und sanften Synths kriegt mich eben doch immer. Nun aber mehr zu den Hintergründen von Velours Records.
Weshalb hast du mit Velours Records ein eigenes Label gestartet?
Ich fand es einfach spanned, mich einmal völlig eigenständig und abseits von Rose Records auf die Suche nach Musik und neuen Künstlern zu machen und den Entscheidungsprozess allein zu verantworten. Wie sich herausgestellt hat, war das ein enormer Arbeits- und Zeitaufwand.
Das hatte man irgendwie nach so „langer“ Zeit nicht mehr richtig auf dem Schirm. Aber jetzt ist alles so weit fertig und es fühlt sich sehr gut an. Parallel passierte ja bei Rose auch wieder viel mit M.onos neuer Platte. Das verfolgte ich aufmerksam.
Bei Rose Records bist du aber weiter involviert?
Ja. Ich hatte mich nur für kurze Zeit ausgeklinkt, um mich um das neue Label zu kümmern. Ich sehe Velours Records als eigenständig, aber in gewisser Hinsicht auch als Sprössling von Rose. Denn ohne die gemeinsamen Erfahrungen würde es Velours nicht in der Form geben.
Wo soll es vom Sound her hin?
Es wird ähnlich bleiben wie bei Rose, wobei ich den Fokus schon auch auf neue Künstler gelegt habe. Es muss mich wie immer an erster Stelle berühren. Das kann eine starke Clubnummer sein oder auch ein melodiöses treibendes Stück. Aber es wird schon House in all seinen Facetten bleiben. Ich will einfach Platten machen, die ich im Club zocken kann. Wobei ich mich vom Begriff „funktional“ eher distanziere.
Du hast auch eine Partyreihe namens Velours, nun das Label. Was verbindest du mit dem Namen?
Genau, die Idee mit dem Partynamen kam schon etwas eher und den habe ich dann einfach für das Label übernommen. Wenn man den Velours-Stoff, was im Französischen für Samt steht, mit der Musik vergleicht, die ich mag und die mich begleitet, stellen sich für mich Parallelen her.
Velours hat eine weiche und warme Oberfläche, kann aber dennoch aus verschiedenen Materialien bestehen. Das fand ich gut und passend für die Partys als auch fürs Label.
„Der Mensch braucht einfach Wärme und Sonne – sonst wird alles trist und öd.“
Wer ist Weast, der Artist der ersten EP? Und mit wird noch auf Velours Records zu rechnen sein?
Weast ist ein Jungspund aus Bergamo in Italien, der auch kleines Digitallabel betreibt. Mehr weiß ich im Prinzip nicht. Aber seine Musik hat mich vom ersten Moment an begeistert. Ich schrieb ihn an, er hatte Bock. Easy. Entdeckt habe ich ihn über Youtube. Er schickte mir dann im Laufe der Zeit einige Tracks von denen ich mir die Finalen dann rauspickte.
Es gibt so viele junge Talente da draußen, die sehr gute Musik produzieren. Ich fand den Gedanken schön, Ihnen eine Plattform für ihren Shizzle zu geben. Der Entstehungsprozess ist dabei weitestgehend transparent und beruht auf gegenseitigem Vertrauen.
Lizenzverträge oder sowas mache ich in der Regel nicht. Das artet dann schnell in Business aus und darauf habe ich keinen Bock. Die Musik soll im Fokus stehen und das kann schnell zerstört werden, wenn man sich selbst zu wichtig nimmt. Das zieht sich durch die nächsten Releases erstmal so durch. Aber natürlich nutze ich das neue Label auch, um eigene Sachen zu veröffentlichen und freue mich auch auf Releases von bekannten Gesichtern und Freunden aus dem nahen und erweiterten Musikumfeld.
Mehrschichtig klingt auch die erste Platte auf Kontrapunkt. Es ist eine Compilation, auf der sich House, Techno und Ambient frei entfalten und teilweise mit arabischen, afrikanischen und nepalesischen Traditionals verschmelzen. Und das mit einem erfreulich experimentellen Ansatz.
Doch jedes weitere Label mit einem Blick jenseits der geraden Bassdrums ist derzeit ein Gewinn. Die erste Compilation steckt das Spektrum entsprechend weit ab: Leibniz hat aus seiner Playstation gleitenden Ambient extrahiert, Hobor besinnt sich als einziger hier auf Techno – er zersetzt ihn aber in einen leiernden, fast naiven LoFi-Loop.
Mit zwei eigenen Tracks ist auch Label-Mitgründer Stanley auf „Third Floor Music“ vertreten. Und er zerlegt ebenso Erwartungen und Konventionen, indem er bei „Travolta“ Ambient, Acid und Electro verbindet. Super auch sein „Breakdancing Daddy“, das die klassische Ambient-Deepness immer wieder mit Stille, wild modulierenden Synth-Sounds oder freien Rock-Trap-Beats zerreißt.
Afinss „RA01“
Lootbeg & Goodbye Galaxy „Demo Request“
NMSS „Satori“
Little Boy With Glasses „Sad Anthems“
Lootbeg „CCCUFO1“ (Luv*Jam)
Mit der EP „A Forward-Facing Review“ debütiert nun Philipp Rumsch auf Denovali Records. Zwei Tracks entstanden in den letzten Monaten seines Studiums am Rytmisk Musikkonservatorium in Kopenhagen. Rumsch arbeitete dafür ausschließlich mit akustischen und elektronischen Tasteninstrumenten. Die verschiedenen Aufnahmen bearbeitete und verfremdete er später noch am Rechner, so dass zwei etwa zehnminütige Tracks entstanden, die unmittelbar und zugleich unwirklich wirken.
Neu, new, Newcomer
Auf Sendung
Mitte September wird es dann ein Highlight für die Bass-Heads geben. Auch wenn Leipzig in puncto Labels, DJs und Partys eine House- und Techno-Stadt ist, die Bassmusik-Szene hier muss sich nicht verstecken. 

Beate Furcht & Detlef Diamant „DUR004“ (Dur Records)
Iku Sakan „Cepheidian“ (Planet Almanac)
Blac Kolor „Violate EP“ (Basic Unit Productions)