Es gibt eine neue Rubrik bei uns: Read on demand. Hier stellen wir kurz und bündig Podcasts aus Leipzig vor. In unserer mittlerweile vierten Episode sprechen wir mit den Organisatoren, die hinter dem Vaya – Podcast stecken.
Podcast:
Vaya
Laufende Nummer:
#21
Gibt es seit:
01.07.2018
Musikalischer Fokus:
Divers
NOTE NOTE –
Podcast?Podcast! = ein episodenhafter Audio- oder Videobeitrag, der über das Internet gehört werden kann. Podcast ist ein Kofferwort, welches sich aus den beiden Wörtern iPod, der offenbar maßgeblich am Erfolg der Podcastkultur beteiligt war, sowie cast, einer Abkürzung des Wortes Broadcast (Rundfunk) zusammensetzt.
(Quelle: Oxford English Dictionary)
Es gibt eine neue Rubrik bei uns: Read on demand. Hier stellen wir kurz und bündig Podcasts aus Leipzig vor. In unserer mittlerweile vierten Episode sprechen wir mit den Organisatoren, die hinter dem Vaya – Podcast stecken.
Podcast:
Vaya
Laufende Nummer:
#21
Gibt es seit:
01.07.2018
Musikalischer Fokus:
Divers
NOTE NOTE –
Podcast?Podcast! = ein episodenhafter Audio- oder Videobeitrag, der über das Internet gehört werden kann. Podcast ist ein Kofferwort, welches sich aus den beiden Wörtern iPod, der offenbar maßgeblich am Erfolg der Podcastkultur beteiligt war, sowie cast, einer Abkürzung des Wortes Broadcast (Rundfunk) zusammensetzt.
(Quelle: Oxford English Dictionary)
Vaya, das sind Sebastian und Rene, die gemeinsam ein Videoprojekt machen – also filmen, schneiden, produzieren, mit Leuten schnacken, und und und. Dazu gibt es von Vaya noch den Podcast namens MIX MIX. Was-wie-warum, erklären die beiden bei uns.
Greta, Rene, Philipp (VAYA) Josi Miller, Don Ramones (VAYA) Jess Passeri
Vaya on vacation
frohfroh: Ein Podcast bei Vaya besteht aus..?
Vaya: MIX MIX – Cocktail Mixtapes: Künstler/DJs suchen sich ihren Cocktail Drink nach Wahl aus und mixen Ihr Set dazu. Das wird dann bei Soundcloud gepostet, zu Beginn war es ein Set pro Monat, momentan versuchen wir zwei Mixtapes pro Monat zu veröffentlichen.
Auf Soundcloud findet man dazu das Rezept zum Cocktail.
In unserer Interviewreihe VAYA on Vacation führen wir Video-Interviews mit diversen Küsntlern welches dann auch als Ton Datei einmal monatlich zusätzlich auf Soundcloud gepostet wird.
Der musikalische Fokus liegt bei Vaya auf..?
Auch wenn wir eher aus der elektronischen Ecke wie Techno/House/Nu Disco kommen, ist es den DJs völlig selbst überlassen welche Musik und welchen Stil sie wählen.
Von hartem Techno, Rave und Drum and Bass bis hin zu Disco und Hiphop Beatz hatten wir schon alles dabei – und darauf legen wir auch großen Wert.
Welche Vorgaben gibt es..?
Vorgaben und Rahmenbedingungen gibt es eigentlich kaum, nur dass die DJs ihren Drink selbst wählen müssen! Jeder kann, wie beim musikalischen Stil, die Länge selbst bestimmen. Die Sets sind erfahrungsgemäß 45 Minuten bis 1,5 Stunden lang.
Wir haben meistens Locals aus Leipzig die ihr Set für uns machen aber auch darüber hinaus sind dem keine Grenzen gesetzt. Wir finden es spannend auch aus anderen Städten und Ländern Musik zu präsentieren, daher hatten wir schon Sets von befreundeten Künstlern und Künstlerinnen aus Israel, und Thailand und demnächst auch aus Frankreich, Norwegen und Australien.
Sebastian (Vaya), Philipp (Inch by Inch) und René (Vaya)
Top 3
Die drei Podcasts, die euch am besten gefallen, sind…
#17 Naitwa – Petrola Sprizz, spezieller exklusiver Cocktail aus dem Links neben der Tanke – super Kneipe, super Set und super Drink mit tollen Farben, hat einfach alles gepasst und mit den meisten Klicks.
*
Gin Tonic by Jess Passeri aus der Good Hood Crew #16. Eine gute Freundin und ein wunderbar lässiges schönes chilliges Summer-Set mit elektronischen Beats – ist vielleicht bisschen unter gegangen, aber Gin Tonic ist der beste Drink – von daher…
*
Moscow Mule von unserer Greata, einfach ein schönes housy Set.
Vaya on vacation
Konzept
Wieso hast du, bzw. habt ihr diese Podcast-Reihe ins Leben gerufen?
Wenn man ehrlich ist, macht ja so ziemlich jede und jeder – ob Crew, Label oder DJ einen Podcast, was natürlich auch Sinn macht, wenn man Musik produziert und auflegt. Bei uns kam der Zusammenhang eher durch unser Videoformat. Und daran arbeiten wir jetzt auch mit dem Podcast – um unsere Künstlerplattform auszubauen und zu erweitern.
Zudem lieben wir Drinks und Cocktails und wann trinkt man diese? Partytime 🙂
Dabei arbeiten wir viel mit lokalen DJs zusammen. Einerseits hat sich daraus ergeben die Mixtape Reihe zu starten, auf der anderen Seite hatten wir auch einfach Lust drauf – und irgendwie passt es auch gut zu einander.
Wie werden die Künstler*innen ausgewählt? Kann man sich bewerben, werden die DJs/Liveacts ‚handverlesen‘ angefragt?
Bisher haben wir Leute angefragt, aber man spürt, dass es mehr und mehr die Runde macht und bekannter wird. Damit kommen auch langsam die ersten Anfragen – darüber freuen wir uns sehr und hoffentlich geht die Entwicklung dahin auch weiter.
Anfragen sind also immer sehr willkommen.
Gibt es ein Konzept nach dem ausgewählt wird?
Wir versuchen natürlich so ausgewogen und divers wie möglich zu sein und zu bleiben, und bis hierhin ist uns das auch ganz gut gelungen.
Ein wirkliches Konzept gab und gibt es bisher nicht. Wir wollen einfach regelmäßig neue Sets präsentieren, von bekannter bis unbekannt, von Locals bis zu Leuten, die in Australien und Norwegen Musik machen, alle sind willkommen.
Was motiviert euch, die Podcastreihe von Vaya zu befüttern, regelmäßig Zeit und Arbeit reinzustecken?
Durch unsere Interview- und Videoreihe, bei der wir uns dauernd mit Menschen verconnecten und im Kontakt stehen, hat es sich einfach angeboten, diese Reihe zu eröffnen und beizubehalten. Natürlich ist es auch immer wieder spannend für uns neue Musik bzw. die Musikauswahl anderer DJs zu hören.
Was ihr noch erwähnen möchtet:
Musik Drinks and Love
Danke, Vaya, für den Einblick. Also, DJs und Liveacts: Bewerbt euch bei den beiden via Soundcloud! Hier noch die aktuelle Podcastfolge für euch – enjoy:
Die aktuelle Folge des Podcasts stammt von Pandaro und widmet sich dem Pina Colada:
Ganz so still können wir dann doch nicht sein. Deshalb ein kurzes Lebenszeichen, ein Update und eine Vorankündigung. Ach und eine Bekanntgabe – wir veröffentlichen nämlich erstmals die Liste aller Mitwirkenden, die beim Magazin anlässlich unseres 10. Geburtstages dabei sind.
Also – hej. Here we go, unregelmäßig, aber auf 10 Jahre gesehen schon sehr regelmäßig, ohne Werbung, on air, audio-visuell und (vor allem) textbasiert. Es ist unser 10. Jubiläum, wer frohfroh verfolgt, hat es entweder mitbekommen oder selbst nachgezählt.
10 YRS
10 Jahre Berichterstattung, Blogartikel, Ausgehtipps, Rezensionen, Rückblicke… schon ein Grund zu feiern. Und wir feiern das Ganze redaktionell und zwar auf einem ganz besonderen Wege: Nach 10 Jahren, die wir online für unsere Leser*innen arbeiten, bringen wir zu unserem Geburtstag ein Print-Magazin heraus.
An diesem Print-Magazin arbeiten wir seit Januar, also seit bald 8 Monaten. Alleine haben wir die 120+ Seiten nicht befüllt, wir hatten Unterstützung von Musiker*innen, Illustrator*innen, Zeichner*innen, weiteren Texter*innen und Fotograf*innen, die sich auf unseren Open Call im Februar meldeten. Und nun kommt langsam aber sicher endlich der Tag, an dem wir unser Magazin verkaufen können.
Es gibt noch ein paar Variablen, die noch nicht ganz entschlüsselt sind, aber zwei Termine können wir euch heute, hier und jetzt nennen.
Termine
Am 24. Juli um 21 Uhr sind Jens Wollweber und meine Wenigkeit, Antoinette Blume, im Radio bei MDR Sputnik in der Sendung Clubperlen zu hören. Diese Sendung wird von Kathi Groll moderiert und produziert. Ihr kennt sie auch als Autorin und Podcastproducerin bei frohfroh.
24. Juli: Jens Wollweber und Antoinette Blume bei Kathi Groll (MDR Sputnik)
Am 13. September findet im Inch by Inch unsere erste kleine Releaseparty statt. An diesem Tag haben wir unser Magazin dabei und zwei unserer Autor*innen, Amy und Christoph, werden auflegen.
Zwei rote Kreuze in den Kalender!
Line-Up
Und jetzt noch ein Sneak ins Line-Up der Mitwirkenden. Enjoy und seid gespannt, wir sind es auch!
Das Team hinter frohfroh
Das Magazin ist gefüllt mit Beiträgen von…
Adelita escapes, Amy Woyth, Anne Vollerthun, Antoinette Blume, Backstage Magazin, Birk Poßecker, Christine Pascoe, Christoph Neubert, Don Elektro, Friederike Ziegert, Gregor Barth, Jenny Schreiter, Jens Wollweber, Johannes Angermann, Julia Günther, Jürgen Kasek, Kathi Groll, Lea Schröder, Lea Wegner, Less, Lisa Merten, Lisanne Surborg, Manuel Schmieder, Max Hillerzeder, Michel Kräft, Nina Köllner, Panthera Krause, Paula Charlotte Kittelmann, Ronya Othmann, Sophie Boche, Sophie Valentin, Toci (Rave strikes back) und Waldbrand.
Für den Support möchten wir eure Aufmerksamkeit auf ein Festival, besser gesagt auf den dortigen Auftritt einer wunderbaren, jungen Leipziger Band lenken. Quasi eine Ankündigung zur Ankündigung: Denn schon bald folgt das komplette Interview mit den Musikerinnen.
Die Rede ist von den drei umwerfenden Frauen Linda, Ilka und Juliane Maria, die sich im Sommer 2017 dazu entschlossen, die Band New Hook zu gründen. Die Mitglieder der „Girlpowerelectrosupergroup“ (danke an einen Facebook-User) bemerkten auf einer Hochzeit, dass es musikalisch und menschlich zwischen ihnen funkt und wollten diese Chance nicht einfach so sausen lassen.
Ein Glück, denn neben ihrem experimentellen, synthie-poppigen, wavigen Sound haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, über den Musik-Tellerrand zu gucken und eine Message weiterzugeben: nämlich einfach zu machen, keine Angst zu haben vor Konventionen, vor „ich kann das doch nicht“ und „nee, ach, lass mal lieber, das habe ich noch nie gekonnt.“
Denn abgesehen von Linda, die Mitglied der Band Here Is Why war, hatte kaum eine der drei etwas mit Musik zu tun. So bemerkte beispielsweise Ilka erst durch New Hook, dass sie gut singen kann. Wie? Weil sie sich traute. Mittlerweile produzieren die Frauen ihre eigenen Videos, designen die Kostüme für ihre Auftritte und können auf eine Reihe von selbst erschaffenen Tracks zurückblicken. Hier ist experimentelle Musik wortwörtlich zu nehmen und Kunst Teil des Ganzen.
Wenn ihr also Lust habt, euch anstecken zu lassen vom DIY-Geist und eine Liebeserklärung erleben wollt, wo Musik nur der Anfang ist, dann habt ihr dieses Wochenende die Möglichkeit: New Hook spielen auf dem „Sacred Ground Festival“ in der idyllischen Uckermark, in der Nähe des Ortes Brüssow. Eine große Ehre für die drei, wie sie mir sagten. Am Samstag, den 13. Juli spielen sie auf der Hauptbühne des Festivals, welches auf einem hundertjährigen Privatbauernhof stattfindet und unter anderem von Ry X kuratiert wird.
Also, nichts wie hin. Noch gibt es Tickets.
Im Riotvan-Radio ist übrigens vor Kurzem der erste DJ-Mix ever von New Hook veröffentlicht wurden. Hier ist er:
Unsere Autorin Paula hat Nice4What zum Thema Sexismus in der Clubkultur befragt – hier lest ihr das ganze Interview.
Was fällt euch als Erstes ein, wenn ihr Sexismus im Zusammenhang mit Clubbing bzw. der elektronischen Musikszene hört?
Isa: Es gibt leider keinen Bereich der Gesellschaft, in dem Sexismus keine Rolle spielt, deswegen ist auch die Clubkultur davon betroffen.
Marlene: Besonders absurd in diesem Kontext finde ich den Kontrast zwischen der Clubkultur als Sehnsuchtsort, an dem gesellschaftliche Konventionen abgelegt werden können und sich jede Person frei ausleben kann – und dem gegenüber die tatsächlich vorherrschenden Zuständen in der Clubkultur.
Sexismus ist im Clubbetrieb, hinter dem DJ-Pult sowie beim Booking mindestens so stark vertreten wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Anna: Vor allem in der Leipziger Clubszene gibt es inzwischen viele Initiativen und Orte, von denen und in denen struktureller Sexismus thematisiert wird und versucht wird, dem entgegenzuwirken. Allerdings gibt es diese Räume nur punktuell – in anderen Städten oder auch teilweise in anderen Kreisen in Leipzig sieht es wohl noch anders aus. Deswegen ist es wichtig, wie Isa schon sagt, neben dem Mikrokosmos Club auch die größeren Zusammenhänge zu sehen: Es geht um Strukturen und Verhältnisse, die sich durch die ganze Gesellschaft ziehen.
Franzi: Aus Künstler*innenperspektive kommen mir dabei vor allem die geschlechterrollenspezifischen Stereotype und daraus folgendes diskriminierendes Verhalten in den Sinn, die sich natürlich auch nach wie vor im Clubkontext offenbaren.
Inwieweit erlebt ihr als Akteurinnen in der Szene Sexismus?
Isa: Das passiert wirklich ständig. Es geht da los, wo man gesagt bekommt, man könne ‘für eine Frau’ gut auflegen, und geht weiter mit Aussagen wie ‘Sie ist bestimmt nur so erfolgreich, weil sie eine Frau ist’. Typen, die einem beim Auflegen im Club in den Mixer/ in die Platte greifen, weil sie denken sie können sich das jetzt einfach so rausnehmen und mir mal zeigen wie man das richtig macht bis hin zu Menschen, die daran zweifeln, dass ich einen Mix selbst aufgenommen habe, ohne mir dabei von einem Mann helfen zu lassen. Die Liste lässt sich ewig so weiterführen.
Franzi: Ja, von zu vielen Seiten! Einige gehen zum Beispiel davon aus, dass Frauen* nicht auf gleichem Niveau wie männliche Kollegen auflegen können. Jede von uns kann von irgendwelchen Erfahrungen erzählen, die sie als DJ erlebt hat. Mann erklärt Frau* ungefragt wie die Technik funktioniert, was auf welchem Floor an Musik nun gut passen würde oder welche bpm-Zahl gerade angemessen wäre. Also, meist kommt das von männlicher Seite, aber geschlechterstereotype Denkmuster sind auf allen Seiten internalisier. Neulich habe ich beispielsweise die Soundtechnik für den Abend vorbereitet und eine Frau kam auf mich zu um mir beschwichtigend mitzuteilen, dass gleich ein Kumpel vorbeikäme, der sich mit Technik auskenne und da mal drüber gucken könne, ohne in Erwägung zu ziehen, dass ich das durchaus alleine bewerkstelligen könnte.
Marlene: Ich erlebe auch immer wieder große Überraschung darüber, dass ich als Frau tatsächlich mit Platten auflege.
Anna: Manchmal habe ich das Gefühl, bei dem was ich tue kritischer beobachtet zu werden. Als müsse man allen nochmal beweisen, dass ich es als Frau mit zwei Jahren DJ-Erfahrung tatsächlich verdient habe, auf einer bestimmten Party oder einem bestimmten Slot zu spielen. Wenn man dann mal einen Mix verhaut, scheint es manchen eine Bestätigung zu sein, dass man an dem Abend nur hinterm DJ-Pult stehen darf, weil man eine Frau ist.
Ihr geht alle mehr oder weniger regelmäßig auch als Gäste feiern – wie erlebt ihr einen Abend im Club als „Frau“?
Franzi: Für mich verläuft eine wünschenswerte Clubnacht so, dass ich an mein „Frau“-Sein bestmöglich keinerlei Gedanken verschwenden muss, sondern mich fallen lassen kann, weil ich mich durch die Leute im Club um mich herum aufgehoben und sicher fühlen kann. Dennoch läuft auf so einer semibewussten Ebene irgendwie von vornherein so eine Hab-Acht-Stellung, weil man sich in einen Raum begibt, in dem Personen eben gerne über die Stränge schlagen und dabei leider manchmal das letzte Fünkchen respektvoller Umgang verschwindet. Als Frau muss ich dann aufgrund patriarchaler Machtstrukturen leider eher damit rechnen, dass mir oder anderen Frauen* diskriminierendes Verhalten widerfährt.
Marlene: Sowohl als Gast als auch hinter der Bar oder hinter dem DJ-Pult erlebe ich immer wieder unangenehme Situationen, wie angestarrt, angetanzt oder unter komischen Vorwänden angequatscht zu werden. Was ungewolltes Angefasst-Werden angeht, kann mich spontan an mindestens fünf Situationen in den letzten Jahren erinnern. Bekomme ich eine solche Situation mit oder erlebe sie selbst, ist der Abend für mich eigentlich gelaufen. Ich glaube, den meisten Personen, von denen diese Situation ausgehen, ist gar nicht bewusst, was sie durch ihr Verhalten gerade auslösen. Deswegen versuche ich sie offen darauf anzusprechen, dass sie gerade eine Grenze überschreiten. Leider treffen solche Aussprachen gerade im Partykontext häufig auf Unverständnis. Umso wichtiger finde ich es, dass Clubs mit Awareness Konzepten arbeiten.
Die vier Mitglieder der Nice4What-Crew
Awareness Maßnahmen
Speaking of Awareness: Welche Maßnahmen kennt ihr, die dieser dienen und der classic sexistischen Szenerie in Clubs vorbeugen bzw. entgegenwirken sollen?
Isa: Das beginnt ja meistens schon vor dem Club, also durch Selektieren an der Tür, zum Beispiel dass große Männergruppen nicht reingelassen werden (und nein, das ist kein Sexismus gegen Männer), oder Menschen, die zu viel konsumiert haben. Und ich finde es wichtig, dass an der Tür darauf aufmerksam gemacht wird, dass es bei Problemen Ansprechpartner*innen gibt. Super sind auch Awareness-Personen oder Safer Clubbing, die ansprechbar sind und sich im Notfall kümmern.
Franzi: Ich würde an Isas Gedanken anknüpfen, denn ich denke, dass sich ein bestimmter, unter den Veranstaltenden als Norm gesetzter Umgang auch nach und nach auf Besucher*innen-Seite reflektiert. Dafür ist eben ein entsprechendes Briefing an der Tür über den gewünschten Habitus im Club wichtig. Im Club tragen alle Beteiligten das dann ja hoffentlich ebenfalls weiter, indem sie sich danach verhalten, unterstützen und gegebenenfalls intervenieren.
Für Notfälle und generellen Safer Use ist Safer Clubbing definitiv eine großartige Errungenschaft. Im Prinzip fänd‘ ich es aber auch grandios, wenn wir irgendwann soweit sind, dass wir keine „extra“ Awareness-Instanz mehr benötigen, weil alle schon ausreichend aufeinander Acht geben.
Anna: Für mich macht es viel aus, wenn in klassischerweise cis-männlich besetzten Positionen, beispielsweise an der Tür, an Licht, Technik und als Abendverantwortung Frauen* zu sehen sind. Im Conne Island gibt es bei Tanzveranstaltungen beispielsweise immer eine Einlass-Schicht, während derer nur Frauen* an Tür und Einlass stehen, was viel zum Setting des Abends beiträgt. Einige Clubs achten schon stark darauf, dass in allen Crews ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis herrscht.
Ich finde auch wichtig, dass man als Gast selbst aufmerksam bleibt, im Club, auf dem Weg und auf der Afterhour, und auf Personen zugeht, die sich unwohl zu fühlen scheinen.
Wie erlebt ihr die Szene (in Leipzig und anderswo) hinsichtlich der Präsenz nicht-männlicher Acts?
Isa: Insgesamt ist da in den letzten Jahren schon einiges passiert, aber da ist noch richtig viel Luft nach oben. Im IfZ wird darauf geachtet, ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu haben, guckt man sich allerdings die ganzen Studenten-/ Mainstream-Clubs in Leipzig oder auch überall anders an, ist die Präsenz von nicht-männlichen Acts immer noch verschwindend gering.
Franzi: Ich glaube in Leipzig haben wir da momentan schon ein Bubble-Phänomen, indem in der vergangenen Dekade bezüglich nicht-männlicher Artists so einiges passiert ist. Seit sich im Conne Island vor zehn Jahren G-Edit und der DJ-Proberaum begründet haben, kamen stetig neue fem* DJs dazu und gerade in den letzten zwei, drei Jahren zeigen immer Acts selbstbewusst, was für ein Potential Leipzig im Hinblick auf Frauen* in der elektronischen Musik besitzt. Selbstverständlich ist das Potential an sich nichts absolut Leipzig-spezifisches, nur hatten wir hier eben das Glück, dass bereits Strukturen initiiert und etabliert wurden, die den Zugang zur elektronischen Musik erleichterten. Vernetzung und gegenseitiges Empowerment sind in dieser Hinsicht wie in vielen Bereichen eben auch hier essentiell.
Marlene: Ich denke auch, dass in den letzten Jahren verstärkt ein Bewusstsein für die Unterrepräsentierung von nicht-männlichen DJs geschaffen wurde und auch schon einige erfolgreiche Maßnahmen ergriffen wurden, gegen diesen Zustand anzukämpfen. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass sich durch female*only line-ups und die Vernetzung vieler Frauen* in female*only Crews sowas wie eine parallele fem* DJ-Szene entwickelt hat und ausgeglichen-gemischte Crews und Veranstaltungen weiterhin eher die Ausnahme bleiben.
Was sagt ihr zu der klassischen Erklärung von Booker(*inne)n, wenn sie wenig bis keine female* acts buchen, es gäbe einfach nicht so viele wie Männer?
Isa:
Es gibt auf den ersten Blick mehr cis-Männer als Frauen*, die auflegen. Aber dass man keine Frau* findet, die musikalisch ins Konzept passt, ist einfach nur Bullshit.
Es gibt female* Kollektive oder auch verschiedene Netzwerke bei denen man sich schlau machen kann, da gibt es ja sogar Seiten wie female:pressure auf denen Artists aufgelistet sind. Was dabei aber noch wichtig ist, dass man nicht einfach irgendwen bucht, um eine „Quotenfrau“ auf dem Lineup zu haben, sondern auch darauf achtet, dass das vom Genre Sinn macht.
Franzi: Durch eigene Bookingerfahrungen musste ich auf jeden Fall feststellen, dass es aus verschiedenen Gründen nicht immer realisierbar ist, ein 50/50-Booking auf die Beine zu stellen.
Nichtsdestotrotz kann mir keine*r erzählen, dass es so wenige female* Acts gibt, dass es immer noch regelmäßig zu komplett männlichen Lineups kommt und es maximal für eine „Quotenfrau“ reicht, völlig schnuppe, ob die musikalisch reinpasst. Dass dient dann eher einem female* friendly Imageanstrich und um mehr muss man sich dann nicht scheren. Sowas nervt mich auf jeden Fall hart.
Anna: Wenn es so scheint, als gäbe es wesentlich weniger nicht-männliche Acts, die auflegen, dann sollte man sich erstmal fragen, warum für diese die Hürden anscheinend höher sind und versuchen, diese abzubauen. Wer wo spielen kann, hat viel mit informellen Netzwerken zu tun. Aber anstatt sich auf die Empfehlung von Kumpel zu Kumpel auszuruhen, kann man sich schon mal aktiv umhören, wer noch so gute Sets auf SoundCloud hat und Newcomerinnen pushen.
Die Zukunft: Künstler*innenförderung
Was muss eurer Meinung nach (noch mehr) passieren, um weibliche* Nachwuchs-Artists zu fördern?
Isa: Booker*innen: Kümmert euch darum, dass die Lineups ausgeglichen sind. Ansonsten: Freund*innen, die anfangen aufzulegen, motivieren, dran zu bleiben. Wer selbst auflegt kann in Sets darauf achten, auch weibliche Produzent*innen zu repräsentieren. Wer als cis-Mann auf eine Party gebucht wird, auf der ansonsten auch nur Männer spielen, kann das ansprechen, Acts vorschlagen.
Franzi: Ich denke auch: Buchen, Austauschen, Netzwerken. Skillz sharen. Untereinander konstruktiv Kritisieren und Selbstbewusstsein fördern für ein solides Standing finde ich persönlich auch sehr wichtig.
Anna: Wenn ihr auflegen könnt, Technik verkabeln oder mit Ableton umgehen könnt, zeigt’s euren Freundinnen und Bekannten – und dann setzt sie in Positionen und gebt ihnen Verantwortung. Und es ist wichtig, Räume zu schaffen, in denen sich Frauen* austauschen, ausprobieren und gegenseitig Skills beibringen können.
Nice4What
Die vier Frauen von Nice4What gründeten sich basierend auf ihrer geteilten, wie sie sagen, grenzenlosen Liebe für House im Oktober 2018. Kennengelernt und angefreundet haben sie sich im Proberaum des Conne Island.
Im Institut fuer Zukunft haben sie bereits mit dem Riotvan-Label, dem No Show-Kollektiv und der G-Edit-Crew, von der sie ebenfalls alle vier Teil sind, kollaboriert. Die FLIRT im Mjut, eine 18-Stunden-Party, geht auf ihre Kappe, genauso wie „Nicer Garden X 10YRS Halftime“ im Island – da treten sie jetzt nämlich in die großen „KANN Garden“ Fußstapfen und übernehmen die Veranstaltungsreihe.
Alle vier mischen auch solo an unterschiedlichen Stellen in Leipzigs Clubszene mit.
Isa kuratiert seit Sommer 2017 die wöchentlich donnerstags stattfindende „Channel“ im IfZ mit. Sie ist Teil von feat.fem und hat im Safer Clubbing Team des IfZ gearbeitet.
Marlene arbeitet seit 1 1/2 Jahren im Ifz an der Bar und organisiert Veranstaltungen mit, wie die Halftime am Conne Island oder mit feat.fem, G-Edit oder mit dem Frauenproberaum
Franzi kam über feat.fem zu G-Edit und kuratiert im LNDT in Lindenau Musikbars und Partys als Teil der „Petrola“-Crew.
Anna organisiert den Frauen-Proberaum im Conne Island mit, gibt regelmäßig DJ-Workshops, betreut Technik und Licht bei Veranstaltungen im Conne Island und im Institut fuer Zukunft, veranstaltet u.a. die Halftime im Conne Island mit und ist dort im Booking tätig.
—
[1] In diesem Artikel wird das * verwendet, um all diejenigen Personen einzuschließen, die nicht cis-männlich sind, sprich cis-weibliche, trans- bzw. non-binary Akteur*innen. Es ist ein Versuch, den Lesefluss des Artikels zu verbessern, um nicht an jeder Stelle erneut darauf hinzuweisen, dass all diese Personen gemeint sind. An einigen Stellen, beispielsweise, wenn es um sexistische Stereotype geht, wird bewusst auf das Sternchen verzichtet, um das heteronormative Denkmuster zu verdeutlichen, oder an Stellen, an denen die Interviewten explizit von sich als cis-Frau sprechen. Wird von „Männern“ gesprochen, wird auf das Sternchen verzichtet, um zu verdeutlichen, dass es dabei um cis-männliche Personen geht und trans- bzw. non-binary Personen an dieser Stelle nicht gemeint sind.
Anmerkung: Auch die Visibility von Personen des LGTBQI-Spektrums und Black and Indigenous People/Person(s) of Color ist in der elektronischen Musikkultur wie in anderen Bereichen der Gesellschaft nach wie vor ein Problem.
[2] An anderer Stelle wird statt dem Sternchen der Terminus „nicht-männlich“ verwendet, um klar zu machen, dass es an dieser Stelle um alle Personen des Spektrums geht, die nicht cis-männlich sind.
„We believe in sounds. In noise. And in life“ – mit Kontakt. (Kontaktpunkt) ist letztes Jahr ein neues Label in Leipzig geboren und nach drei Digitalreleases gibt es nun die erste Platte zu hören.
Zwar hat das Kontakt.-Label bisher kein großes Trara um sich gemacht, jedoch haben sie mit zwei Labelnights, einer Hypress-Kollaboration im Mjut und drei Digitalreleases schon ein bisschen was für ein so junges Label vorzuweisen. Mit ihrer ersten Platte verfestigen sie nun ihren Sound, stellen neue Mitglieder vor und bringen einen neuen Schwung ins Label-Dasein.
*
A-Seite
Vino Watts aus Nürnberg leitet mit Good Old Analog auf atmosphärische Art und Weise die Platte ein, welcher von Kontaktpunkt selbst als „cheesy house track“ eingestuft wird. Cheesy… I don’t know. Ich würde es eher als melodisch, treibend und mystisch bezeichnen, was den Track nichtsdestotrotz mit Leichtigkeit zum Opening-Banger im Club machen kann. Tipp!
Mystisch geht es auch auf der A2 weiter. Wie umschreibt man schnellen Downtempo mit Goa-Vibes? Kontaktpunkt betiteln Nokents Super als „bouncy tool Track“. Ja, bouncy trifft es gut. Mit verschrobenen und verspielten Elementen, die an eine belebte Nachtwanderung erinnern, wechselt der Track nach der Hälfte ins düstere und behält den Goa-Feel. Sehr interessanter Sound.
B-Seite
B-Seite
Delirium von I C S., die B1, stellt anschließend einen starken Stilbruch dar. Pulsierender Bass und tickende Percussions stehen im Fokus: straighte Club-Vibes. Der Track lässt alle einzelnen Elemente für sich sprechen, allen voran die dominanten Synth-Töne. Insgesamt ein sehr I C S.-typischer, geradliner Techno-Track.
Hooover kombiniert im letzten Track die Mystik aus der A-Seite mit der Geradlinigkeit aus der B1. Er utilisiert Samples, die wie sanfte Blitze im Track einschlagen und setzt dabei nicht auf einen allzu überwältigenden Techno-Sound. Dieser Track ist sorgfältig konstruiert und stimmt nicht unbedingt mit Hooovers sonstiger, härterer Ästhetik überein, aber ergänzt sie auf wunderbare Art und Weise.
Experimentell – so gut es nur geht. Kontaktpunkt haben mit dieser Platte einerseits Vielfältigkeit bewiesen, sich jedoch auch stark positionieren können. Eine klare Hörempfehlung meinerseits!
Am 14.06. erschien die Laponia Space Project EP auf dem in Leipzig und Melbourne ansässigen Label Controlled Violence. Künstler Inter Gritty reflektiert seine Herkunft mit klangbildlichen Eindrücken aus der schwedischen Landschaft.
Nachdem zuletzt im Februar eine vinyl-only Compilation herausgebracht wurde, widmen sich Controlled Violence nun wieder den Solo-EPs. Den Anfang macht Inter Gritty aus Norköppingen im Süden Schwedens. Benannt nach dem schwedischen Raumfahrtzentrum Laponia Space Project, ist die EP „inspiriert von verschiedenen Reisen durch Finnlands Lapplandregion“ und „repräsentiert die expansive, ehrfurchtgebietende Natur seiner Umgebungen“.
Na dann wollen wir mal!
Träumerisch kommt er daher, der erste Track. Sleepy Trees – der Titel sagt schon alles – lädt dazu ein, einen meditationsähnlichen Zustand einzunehmen. Die Grenze zwischen Techno und Ambient, zwischen Rhythmus und Sphäre verschwimmt.
So setzt sich die A1 aus sanften Klängen und Percussions zusammen und setzt somit den Ton für die EP. Weiter geht es mit Cassiope, der in meinen Augen den Signature-Track der EP darstellt und in der letzten Woche bereits auf Shite als Digital-Premiere erschienen ist (siehe unten). Inter Gritty lässt zu Beginn eine ominöse Acid-Line kreisen, welche von einer ebenfalls sanften Melodie und breakigen Percussions unterstützt wird. Eine Reise beginnt.
Während sie vorantreibt, merkt man: Auch hier verschwimmen Grenzen, diesmal zwischen Melancholie und Verträumtheit. Die Acid-Line verschwindet zwischenzeitig und kehrt wieder zurück, um den Track in all seinen Elementen zu vereinen und das Klangbild abzuschließen. Und dann hört das Lied auf. Ohne es zu ahnen, ist die Reise plötzlich vorbei und es sind zehn Minuten vergangen. What a ride.
Inter Gritty „Laponia Space Project“ (Controlled Violence)
Platte umgedreht, B1: TR303. Auch hier lässt der Titel die Inspiration für den Track erahnen. Wavey geht es los, und dann setzt der Beat ein. Controlled Violence selbst beschreiben diesen Track als „eine klare Hommage an die Maschine und die Bewegung, die die moderne elektronische Musik geprägt haben.“
Und obwohl dieser Track einen Bruch in der bisher geschaffenen Ästhetik darstellt, lassen sich auch hier die natürlichen Einflüsse wiederfinden, die bislang referenziert worden sind. Expo Line greift abschließend die nächtliche, wäldliche Umgebung auf, die vor allem die ersten beiden Tracks in sich tragen. Düster, leicht verspult und atmosphärisch.
Mit einem Awarenesskonzept im Club oder auf Open Air – Veranstaltungen soll sichergestellt werden, dass alle eine gute Zeit verbringen können. Und das ist super. Dennoch finde ich, es gibt einen Punkt, der zwar banal ist, aber (noch) zu wenig mitbedacht wird: die Toilettensituation.
Einige Leipziger Clubs und Crews sind Vorreiter, wenn es um Awareness geht – also wenn es unter anderem um sexistisches Angemache, drogen- oder alkoholbedingte Aussetzer, safes Sniefen, Feel-Good-Spaces, um geschnittenes Obst und Gemüse zu späterer bzw. früherer Stunde, um kostenloses Wasser, um den Umgang miteinander geht.
Ich kann jedoch – wie einige andere Personen, die ich in meinem Kommentar unten beschreibe – keine gute Zeit im Club verbringen, wenn ich mich fast einpisse und auf Unverständnis bei Raver*innen stoße, sobald ihr Verhalten in der Toilettenschlange in Frage gestellt wird.
Enjoy the rant und vielleicht lasst ihr das nächste Mal die Pee Only Toilette frei oder lasst diejenigen gewähren, die die Toilette zu ihrem ursprünglichen Zweck aufsuchen. Just a thought.
Toilettenumgang ist auch Awareness
Wenn ich gerade daran denke… und hey, es ist bald Wochenende, also passt es: Was mich viel eher nervt als Fotos der Berghain-Toilette (pls, es ist (fast) alles gesagt und es wurde da drin schon (fast) alles fotografiert, if u like it or not) ist die Toilettenkultur in Clubs per se. Denn für all diejenigen, die sich ganz gerne alleine in einem abgeschlossenen Raum zum Pinkeln aufhalten möchten und sich aus verschiedenen Gründen hinsetzen möchten oder müssen, ist diese bei gut besuchten Veranstaltungen durchaus unangenehm. Erklärt’s mir, warum stellt man seine Schuhe auf dem Toilettenrand ab? Warum wird ‚Pee Only‘ nicht beachtet?
Sorry, auch das ist AWARENESS und da ist die hochgebildete, sensible Clubelite doch hinterher, hier alles richtig zu machen. Pardon, außer wenn’s drum geht nachzulegen und man mit 6 Leuten schon 20 Minuten angestanden hat – ja, nachvollZIEHbar, aber trotzdem ist’s nicht ok alles mit Schmodder auszukleiden und die Kabinen zu belegen, die ausnahmsweise nicht zum Konsumieren reserviert sind. Vor allem ätzend ist das für alle Personen, die nicht die Möglichkeit haben in einem Strahl der Gleichgültigkeit im Stehen zu Pissen und sich beim anschließenden (hoffentlich) Händewaschen zu denken: Nach mir die Sintflut. So ist das.
Den charmanten Plattenladen im Leipziger Westen gibt es mittlerweile schon seit einem Jahr. Nachdem er von frohfroh schon zu seiner Eröffnung vorgestellt wurde, haben wir uns zum Einjährigen erneut mit Betreiber Philipp Weißbach getroffen.
An der Lützner Straße 60 ist es noch immer laut, Großstadtfeeling inklusive. Und obwohl die Good Vibes-Fußmatte unten an der Treppe mittlerweile ein bisschen mitgenommen aussieht, sind auch die Vibes im Inch by Inch noch immer gut. Betreiber Philipp Weißbach alias Drunkenstein steht unterdes hinterm Tresen und stempelt neue Platten ab.
Im letzten Jahr ist einiges passiert, seitdem er den Laden aufgemacht hat. Es haben sich Stammkunden angesammelt, ein paar Releases wurden hier gefeiert und es ist selbstverständlich die eine oder andere Platte über den Tresen gerutscht.
Foto von Janina Stumpp
Naturgemäß sind auch die Platten oberhalb der Treppe in Kategorien eingeteilt, wie beispielsweise Trakt I oder Leipzig. Apropos – hat es da innerhalb des letzten Jahres unter den ganzen heißbegehrten Releases einen Favoriten gegeben? Philipp entscheidet sich für die Clear Memory 001 Electro Bangers only.
Auch die Releases, die hier gefeiert wurden, kann er nicht unerwähnt lassen. Das sind einmal die CVR XVI Compilation von Controlled Violence , sowie Thoughts You Are Not Supposed To Speak Out In Public von Tinkah (über das HUMAN Label) und Buffalo Heart Giant von EB King (über GLYK).
Wie kam es dazu, das alles hier zu feiern?
„Klar hat man Bock, im Laden mal ‘ne kleine Veranstaltung zu starten“
meint Philipp. Dazu kommt, dass man „das ganze Label und ihren Freundeskreis in entspannter Runde kennenlernt“ – das trägt zu den Good Vibes im Inch by Inch bei.
Foto von Janina Stumpp
Auch wenn der Laden nach dem amerikanischen Vorbild aufgebaut wurde, sind die Inch by Inch-Sticker auf den Platten besonders auffällig, welche nach britischem Vorbild eingeführt wurden. Inhalt sind Genre, Erscheinungsort und eine Punchline zum Release. So steht zum Beispiel liebevollerweise unter Interviews – Bitterfeld#03 „Da brand new face slappin‘ gang bang release by Bitterfeld“ geschrieben. Sweet.
Erste von links: connwax 06, zweite: Night Stalker aus dem Hause Riotvan, dritte: Nachtboutique – Dirty Nights and Boogie Lights
So wie schon der Einzug gefeiert wurde, wird es auch der erste Geburtstag. Diesmal jedoch nicht im Inch by Inch direkt, sondern im Plagwitzer Westbahnhof. Wer öfter im Laden ist, weiß, dass die DJs an diesem Abend hier alle regelmäßig anzutreffen sind. Philipp kommentiert, dass er sich darauf freut, diese Kombination an Künstlern endlich auf einer Party hören zu können. Und „mit viel Glück werden es noch tausend weitere Geburtstage, bei denen man noch tausend weitere DJs anfragen kann.“
Let the good times roll!
29.6. – 1 Year Inch by Inch
Also: Am 29. Juni wird gefeiert und davor gibt’s am 21. noch einen 50ct Sale. Get ready to boogie! Mehr dazu auf den Inch by Inch Kanälen.
Öffnungszeiten: Dienstag-Donnerstag 14-19 Uhr / Freitag 11-19 und Samstag 11-16
Egal wohin ihr am Wochenende hin verschwindet – vielleicht habt ihr Lust auf eine Runde Club-Bingo? Das Spiel für zwischendurch, von einem Club zum Nächsten, zwischen Party und Afterhour, zwischen Afterhour und Prehour.
Club-Bingo (druckerfreundlich)
Habt ihr noch mehr Ideen? Schreibt uns einfach einen Kommentar.
Sentimental Rave – kein unbekannter Name. Spätestens nach ihrem Boiler Room – Auftritt und Besuchen in Leipzig dürfte man die DJ aus Paris kennen. „Lässt sich in keine Schublade pressen“ passt nicht nur zu ihrem musikalischen Stil.
Das Balance Club / Culture Festival in Leipzig hat begonnen.
Wir durften uns als lokale*r Medienpartner*in – thanks for that! – einen internationalen Act aussuchen und ihm*ihr vorab ein paar Fragen stellen. Die Wahl fiel hierbei auf – sonst würden die Überschrift und das Intro wohl anders lauten – Sentimental Rave.
6 Fragen an Sentimental Rave
Jetzt zu den sechs Fragen an the one and only Sentimental Rave, die einen kleinen Einblick in das DJ-Leben der Pariserin erlauben – nachfolgend einmal als deutsche Übersetzung und in Englisch.
ff: Du warst vor nicht allzu langer Zeit in Leipzig und hast beim Acid Rave im Institut fuer Zukunft gespielt. Ist dir dabei etwas zu Leipzigs Clubkultur aufgefallen?
Ich habe bereits zwei Mal in Leipzig gespielt und habe beide Male sehr genossen. Ich hatte den Eindruck ein (welt)offenes, multikulturelles Publikum vor mir zu haben – die Gäste waren neugierig drauf, neue Musik zu hören. Für mich ist das wichtig, um mich frei zu fühlen, wirklich alles zu spielen, was ich möchte. Für mich ist das schon sehr unterschiedlich zu dem, was wir in Paris so haben. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind in Frankreich weit von dem entfernt, was sonst so in Europa in puncto Clubkultur passiert – nicht wegen der Musikszene, sondern wegen der Atmosphäre im Club.
Leider ist es sehr selten, dass ich länger als eine Nacht bleibe, wenn ich als Künstler*in gebucht bin. Ich kann natürlich nicht in einer Nacht die Clubkultur einer Stadt analysieren. Aber wenn ich beispielsweise das Line-Up für das Balance-Festival sehe, habe ich das Gefühl, dass viele gute Dinge passieren. Wenn so ein Festival in einer kleine(re)n Stadt wie Leipzig stattfinden kann – dann gibt es Hoffnung.
Wie hast du das DJing für dich entdeckt?
Ich weiß selbst gar nicht, wie ich eine DJ wurde. Alles passierte step by step. Als Teenager*in spielte ich Gitarre und hörte viel Musik – das ist aber nichts Besonderes, viele Kids machen das. Ursprünglich wollte ich Fotograf*in werden, deshalb fing ich an Kunstgeschichte zu studieren. Ich wollte mehr über Kunst wissen, aber das Studium klappte nicht. Ich wollte es nicht weitermachen, ich war nicht mehr zuversichtlich was das anging. Also verließ ich die Uni und war seit dem auf der Suche nach einem Weg, wie ich mich ausdrücken könnte.
Vor ein paar Jahren organisierte ich dann mit Freund*innen eine Party namens «les amours alternatives», für die wir weibliche Artists aus allen möglichen Musikrichtungen suchten. Eine*r meiner Freund*innen fragte mich, ob ich nicht mal spielen wollen würde… und ab da ging und geht alles einfach super schnell, bis jetzt. Ich verstehe eigentlich bis heute nicht, wie das alles so kam –
aber das ist mein Weg, mich auszudrücken, deshalb genieße ich es.
Du bist Teil eines feministischen Kollektivs in Paris. Wie heißt es, was sind eure Angebote – vielleicht möchtest du ein paar Insights mit uns teilen?
Ja! Unser Kollektiv heißt «Comme nous brulons» (As we burn / Wie wir Brennen). Wir machen jedes Jahr ein Festival, dieses Jahr schon die 3. Edition. Es findet immer in der Location „la Station Gare des Mines“ statt. Die Location wird von einem meiner Lieblingskollektive (MU) geführt, die Leute dort sind super engagiert und ehrlich mit dem, was sie da tun.
Wir sind so 10-15 Menschen bei «Comme nous brulons», die sich regelmäßig engagieren – das Kollektiv wächst an, sobald das Festival näher kommt. Wir wollen einen safe space für FLTIQ*-Menschen schaffen; einen Ort des Austausches, einen Ort an dem du dich frei fühlen kannst und an dem du von anderen respektiert wirst.
Comme nous brulons
Das Festival geht über drei Tage und wir organisieren Talks, Workshops und Ausstellungen innerhalb dieser Tage. Ich bin dieses Jahr nicht so präsent wie die letzten Jahre, da ich viele Auftritte habe und damit weniger frei bin, was das Festival anbelangt – aber ich bin weiterhin involviert. Mit dem Organisationsteam lerne ich enorm viel. Dieser Lernprozess gibt mir den Mut das zu tun, was ich heute mache.
Hast du einen Lieblingstrack momentan? Vielleicht einen, den du auch beim Balance spielen wirst..?
Ich kann mich nicht auf einen einzigen Track festlegen – das ist eine echte Qual für mich. Vielleicht spiele ich Would you stop von DJ Niel & Kristof – aber ich weiß noch nicht, was ich genau spielen werde, haha.
Diesen Track mochte ich auch sehr: Evan Jones – Don’t leave me waiting too long.
Woher nimmst du die Inspiration für deine Sets? Clubbing, Streaming?
Inspiration sammele ich überall – eine Situation auf der Straße, auf Reisen, im Musikladen, wenn ich Musik online höre, in Gesprächen mit Fremden, meinen Freund*innen, Liebe, Hass, Wut, politische Scheisse…
Wir leben größtenteils in unserer Safe-Bubble, aber ich versuche so oft es geht aus ihr herauszutreten. Ich bin mir bewusst, dass mein Lifestyle sehr privilegiert ist. Also sollte ich das für etwas Sinnvolles nutzen.
…Ich wünschte, ich könnte öfter ausgehen, um Inspiration zu sammeln. Das geht aber wegen meiner eigenen Auftritte nur selten. Ich bin aber immer sehr happy darüber, wenn ich in einem Line-Up mit Künstler*innen stehe, die ich mag und deren Musik ich entdecken kann. Wenn ich dann fertig bin, kann ich zuhören und mich mit ihnen austauschen.
Sentimental Rave – ein schöner, mysteriöser und auch softer Name. Wie kamst du darauf und was bedeutet der Name?
Am Anfang wollte ich einen Künstler*innennamen, der mich und meinen Musikstil repräsentiert. Aber vor drei Jahren wusste ich noch nicht, was ich später einmal spielen werde, welche Art DJ ich einmal sein werde. Ich spiele so viele verschiedene Musikarten und Musikstile – und ich will, dass die Leute verstehen, dass ein DJ sich nicht festlegt. Wir sind keine Roboter, die immer das gleiche liefern. Der Style verändert sich. Wir sind von unseren Emotionen abhängig und wir können und werden nicht jede Nacht das gleiche spielen und die gleiche Musik immer und immer wieder hören. Das verbirgt sich hinter „Sentimental“. Und „Rave“, das steht für all das, was mich schon immer zur Club- und Raveszene hingezogen hat, von gestern bis heute.
Merci!
Sentimental Rave @ Balance Club 3
Wer jetzt Lust darauf hat, Sentimental Rave einmal live zu erleben, der hat am 1.6. im Institut fuer Zukunft die Chance. Neben ihr treten Nkisi, Oceanic, Tygapaw, Interviews – live, Solaris, Ostbam und Portable/Bodycode auf.
*Das Interview wurde auf Englisch geführt und für euch frei übersetzt.
Interview w/ Sentimental Rave – english version
Sentimental Rave
ff: You have been in Leipzig for an Acid Rave – event at Institut fuer Zukunft not too long ago. Did you notice something special about Leipzigs club culture?
Sentimental Rave:I played there two times and I really enjoyed it. I had the impression that I had an open-minded audience in front of me, multicultural, and they were curious to hear new stuff. It’s important to me to feel free to play whatever I want. For me this is different from what we have in Paris, sometimes I feel we are far from what is happening in the rest of Europe, not because of our music scene, but because of the atmosphere.
Unfortunately, every time I’m playing in Leipzig or somewhere else it’s rare that I can stay more than one night. I won’t be able to analyze the club scene in one city in one night. But when I see the lineup of Balance club festival, I feel like a lot of good things are happening. If that festival can exist in a small city, there’s still hope for us.
How did you discover music / djing? Was it your passion all along or did a special event/happening/friend/school… brought it to you?
I don’t really know how I became a DJ. Everything happened step by step. I used to play the guitar when I was a teenager, I was listening to a lot of music – but that’s not something special, all kids do that. I started studying history of art, ‚cause originally I wanted to become a photographer. I wanted to know more about art in general, but I failed… I wasn’t confident with myself to do more.
I left university and all I wanted to do was to find a way to express myself.
Some years ago, with some friends when we arrived in Paris we organized « les amours alternatives », it’s was some party about the fact that we have to find some female artists, from almost all kind of music. Then some friend asked me to play, and everything goes super-fast until today, sometimes I still don’t understand how everything bring me there, but this is still a way to express myself, that’s why I enjoyed it.
You are a part of a feminist collective in Paris. What is it called, what are the activities of the group/collective and is it also connected to club culture in France/elsewhere? Maybe you want to share some insights about the project with us.
Yes! The collective is called «Comme nous brulons», that means «As we burn». This year we’re organizing the 3rd Edition, which will take place at la Station Gare des Mines. This is a place one of my favorite collectives in Paris runs. Really engaged and honest with what they are doing.
We are 10 – 15 people and even more when the festival comes closer.
We try to build a safe place, for women, trans and queer people; a place to exchange, a place where you can feel free and you are respected by others.
We only ask female* artists to play. We also have talks, workshops, performances, exhibitions during these three days. I don’t have the time this year to put in the energy I want to – because I am less free with my gigs, but I keep to be involved. I learn a lot with this team and this also gives me the courage to do what I do today.
What is your favorite track at the moment – maybe one you’ll be playing at the Balance Festival – ?
I’m not able to choose one track, it’s always a real torture for me, one that I probably will play this weekend: Would you stop – DJ Niel & Kristof, but I dont’ know what I’m gonna play yet, haha.
And one that I really used to love: Evan Jones – Don’t leave me waiting too long.
Where do you get new ideas for your music? (By going clubbing yourself, by listening to podcasts on soundcloud, by going to the cinema..?)
I find my inspiration everywhere, in one situation in the street, when i’m traveling, digging in a records shop, listening music online, by talking with strangers, talking with my friends, love, hate, anger, politics bullshit. We all have a safe bubble but I’m trying to face the truth as much as possible, I know that my way of life is a privilege, so I have to use it in a senseful way.
I wish I could go clubbing more than this, as I’m playing the weekends and I started to take some more time for myself afterwards. But I’m always happy when I’m sharing a line up with some artists that I really like (like the Balance Club line up, for example), and listening new music when you have finish, share with others artists.
Sentimental Rave – a beautiful, mysterious, soft name. What does it mean/stand for? Is there a story, how you came up with it?
At the start I wanted to have a name which represents who I am and what I’m gonna play. Cause three years ago, I didn’t know what kind of DJ I will be. I play a lot of different kinds of music and I want people to understand that being a DJ, it’s not something that is fixed, it can change. We are not robots. That’s the sentimental way – as we can’t play the same every night, we can’t listen to the same music for the rest of our lives, we depend on our emotions.
And the rave, it’s for all the things we can find in a club, for the rave scene, from yesterday to today, that I always feel attracted by.
Wenige Wochen vor dem Riotvan-Geburtstag erschien Panthera Krauses „Genki Girl“- EP am 3. Mai auf dem Leipziger Label.
Panthera Krause schließt mit seiner neuen „Genki Girl“-EP am bunten, tropischen Sound seiner vorangegangen Platte an. Der endorphin-shakende Titel-Track „Genki Girl“ tritt im Vergleich zum Song „Stonith“ der gleichnamigen EP aus 2017 allerdings geradliniger auf. Zwar werden wie in „Stonith“ oder „Umami“ der namengleichen EP aus 2016 unterschiedliche Storys eröffnet, doch verbinden sich die freundlichen Facetten im Laufe des Songs zu einer Geschichte. Eine treibende Geschichte, die mit charismatischen Synthies und eingängigen, an Chorgesang erinnernden Vocal-Cuts überzeugt. Als spiele sich der House-Track wie eine Sommernachts-Love Story mit Happy End ab. Doch findet sie gezielt auf dem Dancefloor statt und lässt jede Hüfte unfreiwillig in einer 808 kreisen.
Der Track „Spring Irre“ erinnert hingegen an Aprilwetter aus überraschenden Gewitter und blühenden Magnolien. Er kommt mit unerwartenden Cuts und Perspektivwechel. Dabei verzichtet der Song auf Vocals und legt den Fokus auf organische Ups and Downs und Effects. „Spring Irre“ holt den Krausschen Facettenreichtum seiner vorherigen EPs auf die Platte – und auf den Dancefloor.
Kurzum, er hat es schon wieder getan. Wieder eine gelungene Ohrwurm-Platte und wieder auf Riotvan erschienen, trifft sie mit einem breiten Grinsen on point. Neben der Hit-verdächtigen „Genki Girl“-EP voller positiver Tunes gibt es auch noch 156 Monate Riotvan zu feiern – ein absoluter Freudentaumel.
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